Naja, die AFD gehört im Grunde zu den Necromancern der FDP. Sie hat lange zwei Positionen vereint: eine eigentlich fast Nationalliberale, konservative Wirtschaftsfraktion und eine sozialliberale, intellektuelle Zeitleserfraktion.
Das linksliberale Spektrum bilden die Piraten glaubwürdiger ab, und dann brauchte es eigentlich nur noch die AfD, um die rechte Seite aufzufressen. Genau daran, dass beide Parteien so gigantisch reüssieren konnten, zeigt, wie schwach die FDP schon länger ist. Sie hat die Integrationskraft nicht mehr aufgebracht.
Die AfD ist mir eigentlich nicht unsympathisch, so eine Expertentruppe aus lauter Wirtschaftsprofs, so was war die FDP auch mal: offen für Quereinsteiger, mit unglaublicher Fachkompetenz und Sachverstand am Start, nicht in allen Bereichen, aber da, wo sie einen Minister stellte, wusste der auch, was er tat. (ja, ist schon länger her...)
Aber im Wahlkampf wurden sie mir immer weniger geheuer. Sie haben dann doch zu sehr versucht, rechts zu fischen. Klar, damit kam die NPDVU auf ein wirklich schlechtes Ergebnis. Das ist positiv! Wenn solche Typen von der AfD das schaffen, dass die Nationalen mal aus der Wahlkampfkostenerstattung fallen, dann haben sie einen guten Dienst getan.
Sicher haben sie auch erfolgreich Spenden vom rechten Rand abgeschöpft. Auch kein Fehler. Aber trotzdem: wer die rechten Geister ruft, der muss sie auch beherrschen können - und da bin ich mir nicht sicher.
So Parolen wie: "Wir sind nicht das Weltsozialamt" haben schon ein extrem starkes Geschmäckle. Denn Deutschland tut,gemessen an seiner Wirtschaftskraft und seinem BIP nicht überdurchschnittlich viel für die Armen in der Welt.
Im Europäischen Kontext kann man das schon diskutieren, ob und wie da der Finanz- und Lastenausgleich so funktioniert, dass nicht die Reichen eine Misswirtschaft unterstützen. Nur das muss auch für Banken gelten, dass der Staat (und damit auch Geringverdiener) die Misswirtschaft von Finanzjongleuren auffangen müssen.
Aber Weltsozialamt ist eben ein polemischer Kampfbegriff, der latent Fremdenfeindlich ist. Mit solchen und ähnlichen Sprüchen sind sie bei mir unten durch.
ZORA
Edit: PS an Gala: Nachwuchsproblem ist nicht ein jugendliches und beliebtes Spitzenpersonal. Das hatte die FDP auch vor gar nicht langer Zeit. Die Frage ist, was die Linke macht, wenn im Osten die alten Kader in Rente gehen, und aus dem Westen nur linke Phantasten nachrücken.
Die Frage ist nach der Basis, ob die breit genug ist, und genug wirklich gutes bis sehr gutes Führungspersonal nachrücken lässt, wenn es oben mal dazu kommt, dass nicht nur einer, sondern mehrere Köpfe ausgetauscht werden müssen.
Das erleben jetzt FDP und Grüne, und beide "kleinen" Parteien tun sich schwer, und bräuchten imho dringend Quereinsteiger.