Das Ungerechte ist halt dass wir ausgerechnet bei der Landwirtschaft, wo Andere eine Chance gegen uns hätten, Zölle und Subventionen zum Schutz unserer Landwirte einsetzen, aber sonst immer für Freihandel sind.
Und auch wenn im Ausland oft zu Billiglöhnen produziert wird, billige Arbeitskräfte sind oft der einzige Vorteil den arme Länder haben um einen ersten Schritt in die Industriealisierung zu tun. Soll heissen, es wäre gut, wenn wir besser kontrollieren könnten, dass dort anständige Bedingungen herrschen, aber diese Konkurenz durch Zölle draußen zu halten um bei uns Arbeitsplätze zu schützen, ist simpler Egoismus. Die Alternative in den Billiglohnländern ist dann nämlich Arbeitslosigkeit, und zwar ohne ALG2.
Was die oben angesprochenen „Berührungsängste“ mit Autokraten und Diktatoren angeht sind aber nicht nur Politiker abgehärtet, sondern auch Teile der Bevölkerung, Stichwort „Putin-Versteher“.
Und solange es nicht um die USA geht haben auch viele Linke eher weniger Probleme mit Politikern ohne ganz weiße Weste, vorsichtig ausgedrückt.
@Danol:
In den USA wärst du wahrscheinlich mit deiner Meinung mehrheitsfähig, wonach der Staat vor allem vor äußeren Gefahren und Kriminalität schützen muss.
Meiner Meinung nach ist aber zB die Gefahr durch Eltern, die ihr Kind daheim bibeltreu unterrichten und von der bösen Welt abschotten wollen, für das betroffene Kind sogar größer als die, dass irgendein Feind von außen kommt. Wenigstens bei uns, wo äußere Feinde trotz allem weit weg und auch alle Grenzfragen geklärt sind.
Was die Piraten etc. angeht würde ich nicht von „Interessen durchsetzen“ reden, das klingt für mich nach offensiven Aktionen, sondern von Selbstverteidigung.
In gefährdeten Regionen ein paar Kriegsschiffe (vielleicht sogar mit fliegenden Hubschraubern ?
) kreuzen zu lassen um abzuschrecken und im Notfall einzugreifen ist für mich nicht verwerflich.
(In Somalia einzumarschieren wäre schon fragwürdiger weil wir ja lernen mussten dass sowas nicht funktioniert und zahllose Opfer fordert)
@Gala:
Was die "fleissigen Deutschen" angeht von denen du weiter oben geschrieben hast, wäre ich lieber vorsichtig. Jeder chinesische Wanderarbeiter oder jeder Kleinbauer muss mehr und härter arbeiten als der durchschnittliche Deutsche. Und "hart und viel arbeiten" ist für mich Fleiß, nicht die hohe Produktivität die wir haben. Wir haben das Glück, dass wir in einem Land leben, wo man Chancen auf eine vernünftige (Aus)Bildung hat, sowie gute Maschinen und effektive Organisationen in den Betrieben. Und eine halbwegs stabile Infrastruktur, denn wenn zB jeden Tag mehrere Stunden der Strom ausfallen würde, würde auch der größte Fleiß nichts mehr helfen.
(Wobei auch hier genug Energie sinnlos in Staus oder in Bahnhöfen verschwendet werden wird)
Ich würde mich jederzeit als faule Person beschreiben, aber unter diesen günstigen Umständen hier bei uns kann sogar ich was schaffen, wofür jemand bereit ist zu zahlen.