Unter der Dämonenkrone

Caswallon

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Brendan

"Na Ildiron, das ging aber schnell.", Brendan drehte sich nicht um, als er das Klappen der Tür hörte. Er war konzentriert damit beschäftigt, Taylor einen Breiumschlag um sein verletztes Bein anzulegen und hatte sicherlich schon ein dutzend Mal seine ungeschickten Finger verwünscht.
Erst das Scharren der Waffen und die drohenden Blicke seiner Gefährten sagten ihm, dass der Ankömmling wohl nicht Ildiron war.
Ruhig verknotete er den Verband, bevor er sich umwandte und den Mann und die Frau musterte.
"Ildiron schickt uns?", murmelte der junge Mann halb fragend, was zur Folge hatte, dass Boronja und Alwen noch mehr die Stirnen runzelten.
"Dann schließt die Tür und hängt eure nassen Sachen ans Feuer. Ich würde euch ja etwas zu essen anbieten aber wie ihr seht, bin ich noch nicht zum Kochen gekommen."
Damit wandte sich Brendan wieder um, durchschritt den Raum und blieb vor Boronja stehen. Kritisch beäugte er deren selbst angelegten Verband, schüttelte den Kopf und brummte, keinen Widerspruch duldend: "Hinsetzen, so entzündet sich das nur!"
 

Caswallon

Chronist
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Taylor

Taylor fühlte sich wie erschlagen. Als der Kampf vorbei war hatten sie die Untoten verbrannt. Er hatte es den anderen überlassen die Untoten zusammenzutragen und - mit dem Brandöl übergossen - zu verbrennen. Er hätte sich nicht getraut diese Monster wieder anzufassen, aus Angst das sie wieder über ihn herfielen. Schon der Gedanke an den verfaulten Jungen ließ wieder Panik ihn ihm aufsteigen.
Er bekam Wein in die Hand gedrückt und trank, obwohl ihm das Zeug nicht schmeckte, doch es schien ihm als wäre es genau das richtige gegen seine Angst. Brendan kümmerte sich gerade um seine Wunde, als er einnickte.
Er wachte mit einem Schrei auf und schlug um sich bevor er bemerkte wo er war. Er hatte einen schrecklichen Traum gehabt, doch er konnte sich nicht mehr erinnern, nur ein Gefühl der Angst, Schweiss und Schmerzen im Bein blieben zurück.

Als er sich umsah fühlte er sich gleich wohler. Einige starrten ihn an "Der Junge hat nur einen Alptraum gehabt" murmelte jemand, dann flüsterten sie leise weiter. Er kam sich unter diesen Leuten geborgen vor.
Ja, er musste sogar grinsen als er Boronja sah, die an einer Wand gelehnt schnarchte, und mit dem schiefen Verband einen ulkigen Anblick bot.
"Du hättest ihn mal vorher sehen sollen," nuschelte plötzlich die Stimme des Zwerges neben ihm "jetzt hält er wenigstens."
"Wir haben übrigens 2 neue Gäste." sagte er und deutete mit seiner Pfeife gen Tisch. Dort saßen eine Mann und eine Frau die sich recht ähnlich sahen.
Taylor winkte den beiden als sie gerade hersahen.
 

Lena

Floh
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Naima blickte zu Thorben, der ihr am Tisch gegenüber saß und ein genau so erbärmliches Bild abgab, wie sie selbst. Sie verkniff es sich mühsam, ihn erneut darauf hinzuweisen, dass man den ganzen Schlamassel hätte umgehen können. Immerhin hatten sie es hier trocken und warm und so unfreundlich wie es im ersten Augenblick ausgesehen hatte, waren die hier Versammelten wohl doch nicht.
Besorgt musterte sie die Leute. Einige von ihnen schienen schwerer verletzt zu sein. Der Kampf musste heftig getobt haben. Der Zwerg, der die Verwundeten zusammenflickte, sah aus als ob er Hilfe bei der Behandlung gebrauchen konnte. Nachdem sie sich ihrer nassen Kleidung entledigt hatte, begann Naima damit, in ihrem Gepäck zu kramen und förderte nach einer Weile ein Bündel trockener Kräuter zutage, aus dem sie einen stark duftenden Tee kochte.

Mit den Worten Trinkt das, das wird Euch gut tun! schenkte sie allen, auch ihrem Bruder, einen Becher davon ein.
Schließlich setzte sie sich wieder an den Tisch und beugte sich leicht zu ihm hinüber.

Hör mal, irgendwie hatte ich mir das mit dem 'Ich will mal wieder was erleben' zwar nicht so vorgestellt, aber hier scheint irgendetwas Interessantes vorzugehen. Diese...Leute müssen irgendeinem Geheimnis oder so auf die Spur gekommen sein. Immerhin scheint sich da jemand große Mühe zu geben, sie aufzuhalten. Würdest Du nicht auch gern erfahren, worum es dabei geht?

Thorben rutschte etwas unruhig auf seinem Stuhl hin und her. In seinen Augen konnte man die Neugier förmlich blitzen sehen.
Ja, wir können ja eine Weile bei ihnen bleiben und schauen, was dahinter steckt...

Genau! Und wenn es zu gefährlich wird, kann man immer noch schnellstmöglich verschwinden!
Naima ignorierte das Stirnrunzeln ihres Bruders, das auf ihre letzte Bemerkung folgte.
Aber lass uns jetzt ein wenig ruhen. Dabei kann man den anderen ja noch ein Weilchen zuhören...

Sie und Thorben lauschten den Gesprächen der anderen noch bis spät in die Nacht, doch schließlich schlief einer nach dem anderen erschöpft ein. Viele von ihnen hatten wohl wirre Träume, doch keiner konnte sich am Morgen, als die Sonne aufging, noch recht daran erinnern. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass sie es nicht wollten.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Brendan hatte sich in der Nähe des Jungen niedergelassen und sein Wams abgestreift. Kritisch betrachtete er die tiefen Kratzer und Schrammen, die die Untoten hinterlassen hatten.
Sie waren zwar nicht gefährlich, brannten aber wie Feuer. Seufzend holte er eine gut verkorkte Flasche aus seinem Rucksack. Mit einem leisen Plop öffnete er sie und nahm einen tiefen Schluck. Zum Geruch von Schweiß, Blut, Dreck und Tee kam jetzt noch der süßlich beißende Geruch von Premer Feuer.
Kurz entschlossen tränkte der Geode einen bauschenen Lappen mit dem scharfen Getränk und begann, die Kratzer zu säubern.
Nach einer kurzen Weile des Zusehens erbarmte sich die junge Frau. Naima kam zu ihm herüber, nahm ihm den Lappen aus der Hand und reinigte vorsichtig die Verletzungen des Zwergen. Dankbar lächelnd nickte Brendan ihr zu.
<i>"Ich weiß nicht, was ihr zwei in dieser Gegend macht aber ihr solltet euch vorsehen. Eine Bande Verbrecher streunt hier herum, sie haben eine Freundin von Ildiron entführt und scheinen geradewegs auf die Schwarzen Lande zuzuhalten. Die Bauersleute, die hier gelebt haben haben sie niedergemacht und ihre Seelen schändlichst verdammt, nur um uns aufzuhalten. Es ist vielleicht besser, wenn ihr nach Festum zurückgeht."</i>, brummte Brendan mit einem bezeichnenden Blick auf die feine Kleidung Naimas und Thorbens.
Die junge Frau runzelte die Stirn und hielt kurz in ihrer Arbeit inne: <i>"Ich glaube nicht, dass ihr mir sagen könnt, was ich zu tun und zu lassen habe!"</i>
Brendan zuckte ob der scharfen Antwort nur die Schultern: <i>"Töchterchen, ich möchte dir nichts vorschreiben. Es war nur ein gut gemeinter Ratschlag. Die Zeiten sind schlimm und ich..."</i>, er warf einen kurzen Blick zu Taylor, der nur unruhig schlief und immer wieder aufschreckte und fuhr dann fast flüsternd fort: <i>"...ich weiß nicht, ob wir alle diese Suche überleben oder ob überhaupt einer von uns zurückkehren wird. Ihr seid beide noch jung, euer Leben liegt noch vor euch. Nehmt den Jungen mit und geht morgen fort von hier, irgendwohin, wo ihr nicht fürchten müsst, dass man euch die Seele raubt!"</i>
Naima zögerte kurz, dann schüttelte sie sanft aber entschieden den Kopf: <i>"Ich glaube nicht, dass das unser Weg ist Brendan..."</i>
Die Augen von Zwerg und Halbelfe trafen sich, verharrten einen langen Moment, der beiden das Gefühl gab, in die Seele des anderen zu blicken.
Dann nickte Brendan: <i>"Also gut, wenn das euer Weg ist, dann sollten wir jetzt schlafen. Die Nacht ist nicht mehr lang und unser Weg wird hart und beschwerlich werden."</i>
 

Achilleus

Heros
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Nach dem Kampf, in dem er zum Glück außer ein paar Schrammen keine Verletzungen davongetragen hatte, hatte sich Eran erschöpft in eine ruhige Ecke zurückgezogen um zu meditieren, nachdem er sich mit einem schnellen Blick davon überzeugt hatte, dass die Verwundeten versorgt wurden. Feldmedizin war nie Erans Sache gewesen. Irgendwann forderte die Müdigkeit ihren Tribut, und Eran glitt von der Medition in einen unruhigen Schlaf....
Der Magier schreckte aus dem Schlaf auf, nach seinem Gefühl konnte er nicht sehr lange geschlafen haben. Als er sich umblickte, entdeckte er auch, was ihn geweckt hatte: 2 Neuankömmlinge. Er sah, wie sich die Frau, eine Halbelfe, ruhig mit Brendan unterhielt. Er schloss daraus, dass wohl alles in Ordnung war. Er erwog kurz, aufzustehen und hinüberzugehen um die beiden auszufragen... schließlich war er immer recht mißtrauisch Fremden gegenüber, vor allem, wenn sie in so einer Gegend auftauchten. Aber er schien jetzt noch viel müder zu sein und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Dazu war morgen noch Zeit, dann würde man auch schnell aufbrechen wollen... Eran fiel in einem von wirren Alpträumen geplagten Schlaf, doch er war am nächsten Morgen einigermaßen erholt. Vom Tageslicht geweckt, richtete er sich auf, und betrachtete, mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht, seine Gefährten, die noch fast alle schliefen, und dann nach und nach aufwachten...
 

Eolan

Junior Member
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Vorsichtig öffnete er die Tür und war über den Anblick erstaunt, den er im
Schein des beinahe heruntergebrannten Feuers erhaschte:

Nicht nur seine zwei Begleiter, sondern auch ziemlich viele weitere Leute benutzen das Gebäude als Schlafsaal. Am auffälligsten waren ein Zwerg und eine Golgarithin. Auf dem Boden waren Blutspuren zu sehen, viele waren verwundet. Zum Glück waren Naima und Thorben unversehrt, es schien also keine unmittelbare Gefahr mehr zu bestehen. Wer auch immer die ganzen Leute hier waren, Eolan hatte nicht mehr die Kraft sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Leise schloss er die Tür, schlich durch den Raum in der Hoffnung niemanden aufzuwecken, legte sich neben Naima und schlief sofort ein.
 

Starmage

Harfnermagier
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In dieser Nacht hatte Boron, oder wohl eher Marbo, Mitleid mit seiner Dienerin und ließ sie in einen tiefen erholsamen Schlummer fallen, der frei von alten Erinnerungen und Schrecken war. Als sie schließlich erwachte, waren alle anderen gerade aufgestanden und aßen von ihren Vorräten oder machten sich zum Abmarsch bereit. Sarijian fehlte noch immer, aber das überraschte sie keineswegs. Dafür waren drei neue Reisende zu ihnen gestoßen. Noch ungerüstet trat sie aus dem Haus hinaus. Der Boden war vom Regen total durchweicht, aber der Himmel zeigte sich wolkenlos, so als wolle er sich für das nächtliche Unwetter entschuldigen. Von den gestrigen Geschehnissen zeugten nur noch die Reste des Scheiterhaufens. Sie atmete tief die frische und gereinigte Luft ein und rezitierte ihr Morgengebet ehe sie dann wieder ins Haus trat um sich auf den Marsch vorzubereiten. Auch wenn sie ihre Wunden noch immer unter den Verbänden des Zwerges spürte so würden sie diese sicher nicht daran hindern ihr Aufgabe zu erfüllen schwor sie sich.
 

Anma

Leutnant-Adeptus
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"Ich nehm das Frühstück heut im Bett ein, Alricia.." murmelte er, sich nochmal auf die andere Seite drehend.
Bedauerlicherweise waren dem sich noch im Halbschlaf befindlichen Liebfelder zwei Dinge aktuell nicht bewußt:

1. befand sich die Angesprochene gerad einige hundert Meilen weiter westlich und tat ihren üblichen Hausdienst im Anwesen von Thorbens und Naimas Mutter
2. wurde die andere Seite seines Lagers von einem großen Pelzigen Wesen eingenommen, welches sich für die gerade zu Teil gewordene Aufmerksamkeit mit einem Frischen Zungenbad für Thorbens Gesicht bedankte.

"Magd! Wer hat euch erlaubt mir.. " erbost fuhr Thorben hoch um einige Augenblicke später seine Umgebung verdattert anzustarren. Nachdem er noch einige Sekunden Zeit hatte den amüsierten Gesichtsausdruck fast jedes Anwesenden richtig zu deuten begann er rot anzulaufen und versuchte die Situation zu retten indem er vorgab dem Akt des Ankleides seine volle Aufmerksamkeit zukommen lassen zu müssen.

"Vielleicht kann die 'Magd' ja auch in Zukunft deine Morgenwäsche für dich übernehmen.." ertönte Naimas spöttische Stimme hinter ihm.
"Und vielleicht kannst du sie ja auch überreden das Lager mit dir zu Teilen, Bruderherz, da wird dir nicht mehr so schnell kalt... "

Weiter kam sie nicht, da hatte sie auch schon Thorbens Hut im Gesicht, den dieser nach seiner vorlauten Schwester warf, nicht ohne ihr dabei noch die Zunge herauszustrecken.
Kurz darauf ließ er nur für sie sichtbar seine Augen violett aufleuchten, als Zeichen das er ihr nicht wirklich böse war.


Nachdem er sich fertig angekleidet hatte, blickte er sich genauer um. Alle Anwesenden waren schon auf den Beinen, die Golgaritin sah sogar schon aus als wäre sie bereit jeden Augeblick gen Yol Ghurmak zu ziehen um den Herren Paktierern den Teil ihres Körpers aufzureißen den selbst der Herr Boron nur selten sieht. Dann viel sein Blick auf den vermißten Gefährten und seine Mine erhellte sich:
"Oh Eolan!" rief er laut durch den Raum.. "Sehr schön.. ihr habt uns auch gefunden! Sagt, habt ihr schon eine Örtlichkeit für die Morgentoilette entdeckt? Und.. " er blickte kurz auf den Haferbreitopf um den sich die restlichen Gefährten sammelten.. "wer macht eigentlich unser Frühstück?"


Eine Stunde, mehrere Mißverständnisse, aufklärende Gespräche und abfällige Bemerkungen eines thorwaler Magiers bezüglich horasischer Kultureigenheiten später befanden sich die Gefährten auf dem Fußweg Richtung Süden. Immer wieder hielten sie an um Ildiron die Gelegenheit zu geben, nach den Spuren der Entführer zu suchen. Und obwohl der Regen jedem menschlichen Wildnisführer die Chance auf einen entsprechenden Fund zu nichte gemacht hätte, schaffte es der Elf immer wieder kleine Zeichen für die ehemalige Anwesenheit der Schelmin und ihrer Peiniger zu finden.
Langsam wurde es Mittag und es regnete immer noch. Genau genommen nieselte es, aber das unangenehme feucht-seidige Gefühl im Gesicht ließ dieses Wetter auf Thorbens Reisewitterungsskala sogar noch hinter einen anständigen Sommerregen rutschen. Ein Geräusch aus seinem Gepäck, welches wie ein umfallender Reissack klang zeigte ihm, dass auch Gnubis, sein Waldkauz, der Luftfeuchte nicht sonderlich zugetan war.

"Verzeiht, Herr Zwerg!" mit ein paar Schritten hatte er den vorauseilenden Geoden eingeholt.. "Wie lang denkt ihr werden wir brauchen um die Entführer einzuholen?"
"Nun, Söhnchen.. wir werden sie bald eingeholt haben, wenn wir die ganze Nacht durchmarschieren. Weißt du, so ein Karren ist im Regen ziemlich langsam und so... "

Während Thorbens Gedanken sich noch unwohl um das 'die ganze Nacht durchmarschieren' drehten hielt der Zwerg in seine Rede inne und beobachtet Ildiron, der auf einen nahen Hügel geklettert war und dort intensiv den Boden betrachtete.

"Hast du etwas gefunden?" Brendans tiefe Stimme schaffte es mühelos bis zum Hügel hinauf zu klingen ohne das er schreien musste.
Der Elf hingegen musste seine Organ weit mehr strapazieren
"Ja! Hier lag ein Talar.. bewaffnet." rief er. Dann runzelte er die stirn, sog kurz die Luft ein und bedeutete den anderen ruhig zu sein..
 
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Argos

Waldbär
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Der Regen hatte etwas nachgelassen, doch noch immer schien Efferd dem Novadi für seine Andersgläubigkeit zu zürnen, denn auch jetzt noch fiel die nasse Pracht vom Himmel. Der grasige Boden neben dem Weg hatte sich in eine Sumpf verwandelt, und Nashir gab es bald auf, neben dem Weg einen halbwegs trockenen Schlafplatz zu finden. Im Gegenteil, langsam schwand auch seine Hoffnung, irgendwann noch lebend eine menschliche Siedlung zu erreichen. Die Nacht war schon vor Stunden hereingebrochen, und mühsam tappste Nashir in der vollkommenen Finsternis vorwärts, alleine am Klang seiner Schritte hörte er, ob er den Weg verlassen hatte, oder noch auf ihm ging. Alle paar Meter trampelte er in die eine oder andere Pfütze, doch da er schon vollständig nass war, störte ihn das kaum mehr. Als seine linke Hand die Rechte leicht berührte, erstarrte er ab der Kälte, die er spürte.

Schliesslich war Nashir so erschöpft, dass er überzeugt war, schon sein nächster Schritt führe ihn in Rastullahs Gärten. Ungeachtet der Nässe seines Schlafplatzes legte er sich in das Gras am Wegrand, und wenig später schlossen sich seine Augen.

Stimmen! Da waren irgendwo Stimmen! Ihm schien es, als sei er gerade erst eingeschlafen, doch bereits bemerkte Nashir, dass die Morgendämmerung bereits eingesetzt haben musste, denn man konnte, wenn auch nur schemenhaft, wieder etwas erkennen. Nashr entdeckte in wenigen Schritt Entfernung eine Fackel. Offensichtlich begleiteten sie einen Wagen, der von einem Pferd gezogen wurde. Nashir stutzte. Warum waren diese Leute um diese Uhrzeit unterwegs? Mehr seinem Instinkt als einem handfesten Hinweis folgend, begab er sich mehrere Meter von der Strasse weg. Er war noch immer müde, und so setzte er sich erneut in das nasse Gras. Der Wagen zog vorbei, ohne dass etwas seltsames geschah. Im flackernden Licht der Fackel konnte er mindestens zwei Personen ausmachen, beide waren in dunkle Gewänder gehüllt, ihre Visagen konnte Nashir jedoch nicht erkennen. Plötzlich jedoch sah er ein kurzes aufblitzen von blankem Stahl, die Vorbeiziehenden waren also bewaffnet. Nashir spürte irgendwie eine böse Aura, die diese Leute umgab. Es kribbelte in Nashirs Nase. Plötzlich musste der Novadi mit aller Kraft darum kämpfen, nicht einen lauten Niesser von sich zu geben, die Kälte musste diese Krankheit förmlich eingeladen haben. Nashir schloss seine Augen, um dem Drang besser zu widerstehen, Tränen traten in seine Augen. Er merkte, wie sich das Rumpeln leiser wurde und sich langsam entfernte. Erst als das Geräusch kaum mehr zu hören war, gab Nashir dem Drang nach, und gewiss war auf ganz Dere noch nie so ein Niessen gehört worden, wie Nashir es jetzt von sich gab. Wieder und wieder warf er den Kopf in den Nacken, um dem Niessen nachzugeben. Doch schon nach wenigen Minuten holte die Erschöpfung den Novadi wieder ein. Kraftlos griff er sich an die Stirn, und überrascht zuckte er zurück. Die Wärme seines Kopfes schien direkt aus der Khom zu kommen, sie passte ganz und gar nicht zum nasskalten Wetter dieser Region. Müde sank er zurück auf den nassen Boden, und wenige Minuten später war er eingeschlafen, und diesmal konnte ihn auch die Morgendämmerung nicht wecken.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Brendan stieg gemächlich den Hügel hinauf, Ildiron hatte nicht den Eindruck erweckt, dass ihnen Gefahr drohte.
Efferds Segen tropfte ihm von der Nase in den Bart und perlte an seinem Rock herab. Nachdem Praios das Land in den letzten Tagen ausgetrocknet hatte, versuchte Efferd es nun zu ersäufen.
Brendan lächelte, es war gut, dass trotz der Ereignisse der letzten Jahre manche Dinge immer gleich blieben.
<i>"Was hast du da eigentlich in deinem Rucksack, Söhnchen?"</i>, brummte der Geode fragend, als aus der Tasche Thorbens zum wiederholten Male ein protestierendes Glucksen zu hören war.
Der junge Liebfelder schien kurz etwas blasser zu werden, bevor er mit fester Stimme antwortete: <i>"Das ist nur mein Kauz Gnubis, er beschwert sich über den Regen!"</i>
<i>"Du hast einen Kauz in deinem Rucksack?!"</i>, staunte Brendan, während er auf der Hügelkuppe nach dem Elfen Ausschau hielt.
<i>"Ja, er schläft da!"
"Klingt mir eher, als würde er deine Unterwäsche neu sortieren..."</i>, der Zwerg runzelte leicht besorgt die Stirn, als er Ildiron am Fuß des Hügels entdeckte. Er stocherte dort unten in einem Gebüsch herum, schien etwas gefunden zu haben.
Jetzt fiel ihm auch die Schleifspur im Gras auf. Durch den Regen hatten sich die Halme schon fast völlig wieder aufgerichtet aber irgendetwas... oder jemand musste vor Kurzem den Hügel hinab gerollt sein und dort unten im Gebüsch zu liegen gekommen sein.
<i>"Komm, lass uns nachsehen, was er da unten gefunden hat."</i>Thorben nickte und riss sich von der Frage los, ob er nachsehen sollte, dass es Gnubis auch wirklich gut ging.
Gemeinsam stiegen sie den Hang hinab und erreichten den Elfen gerade, als dieser einen seltsam gekleideten jungen Mann aus dem Gebüsch zog.
<i>"Ein götterverlassener Novadi!"</i>, keuchte Thorben überrascht.
<i>"Ein Kind Sumus!"</i>, entgegnete Brendan sanft, <i>"Und ein ziemlich krankes obendrein. Fasst mit an, wir müssen ihn ins Trockene bringen. Er muss die ganze Nacht draußen gewesen sein!"</i>
Während Elf und Mensch sich je einen Arm des Novadis über die Schultern legten, packte der Zwerg die Füße des Mannes und gemeinsam machten sie sich an den Rückweg zur Gruppe, während Brendan besorgt brummte: <i>"Dumpfschädel... oder Blaue Keuche... wenn nicht noch schlimmeres aber da sei Sumu vor!"</i>
 

Caswallon

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Ildiron überließ den Kranken den kundigen Händen Brendans, der ihn in den Schutz eines Baumes am Wegrand trug und dort notdürftig behandelte. Die anderen nutzten den Aufenthalt, um etwas zu Mittag zu essen, ebenfalls an einer vor dem Regen geschützten Stelle zusammengekauert.

Ildiron aß nur wenig und ging dann daran, die Spuren der Söldner etwas eingehender zu betrachten. Viel Erfolg hatte er damit nicht - es hatte seit gestern nachmittag die meiste Zeit gereget, und die Abdrücke versanken im Schlamm, schon jetzt kaum noch zu erkennen. Daß dies hier eine ziemlich häufig befahrene Reichsstraße war, machte die Aufgabe nicht leichter.
Prüfend schaute er zum Himmel. Der heftige Gewitterguß des Abends war in einen stetigen, sanften Dauerregen übergegangen. Es roch nach feuchter Erde und nassem Gras, gemischt mit einer salzigen Brise, die vom Meer herüberwehte. Das schlechte Wetter würde nicht mehr lange anhalten, vermutete er, denn das Grau der Wolken hellte bereits auf. Ildiron blickte noch einmal kurz zu den Gefährten, die noch bei dem kranken Novadi saßen, dann machte er sich wieder auf den Weg.

Seine Gedanken gingen nach Donnerbach, zu Rhianna. Zu Beginn des Winters wollte er wieder da sein, hatte er gesagt. Als er mit Haldan aufgebrochen war, schien das ein realistisches Vorhaben gewesen zu sein - der Schmied wußte, wo etwa seine Schwester sich aufhielt, und keiner von beiden hatte Lust, den Winter in Schwarztobrien zu verbringen, weil die Pässe unpassierbar waren. Gefunden hatte sie Khorena tatsächlich - aber dann war einiges anders gekomme als geplant... Ildiron zwang sich, die Schatten zu vertreiben, und konzentrierte sich darauf, die Umgebung zu beobachten.

Nicht, daß er die Gegend für besonders gefährlich hielt - sie waren gerade einmal anderthalb Tagesreisen südlich von Festum und befanden sich in dicht besiedeltem Gebiet auf der Hauptverbindung nach Süden, Richtung Vallusa. Wiesen, Felder und Weisen erstreckten sich über das leicht hügelige Gelände, unterbrochen von einigen Baumgruppen und kleinen Wäldchen. Wenige einzelne Gehöfte lagen an der Straße oder in geringer Entfernung davon, und nicht gegen Ende des Tages würden sie ein kleines Dorf erreichen, in dem sie übernachten konnten.
Am frühen Nachmittag hörte der Regen tatsächlich auf. Die Sonne brach durch die Wolken, während die Nähe des Meeres dafür sorgte, daß es recht kühl blieb. Leben kehrte auf die Straße zurück, und Ildiron begegnete einigen Bauern und Händlerfuhrwerken, die Richtung Festum reisten.

Gegen Abend wartete er auf die anderen. "Da vorn ist en Dorf mit einer Taverne, in der wir die Nacht verbringen können," erklärte er und ignorierte das plötzliche Interesse Iskirs. "Morgen sollten wir zeitig aufbrechen und uns sputen - die Söldner sind schnell unterwegs, und obwohl sie einen Karren dabei haben, holen wir nicht auf."
Er warf einen Blick auf den Novadi, der sich erschöpft ins Gras fallen ließ. "Wie geht es ihm?" fragte er Brendan.
"Schon besser. Keine Angst, den kriegen wir schon wieder hin," antwortete der Zwerg. Ildiron nickte.
Als die Truppe sich wieder in Bewegung setzte, gesellte er sich zu dem Paar, das gestern abend zu ihnen gestoßen war; bei ihnen ging ein weiterer Mann, den er auch noch nicht näher kannte.
"Da wir nun anscheinend zusammen reisen, sollten wir uns vielleicht näher bekannt machen," meinte er zu Thorben und Naima. "Mein Name ist Ildiron. Mit wem habe ich die Ehre?"

Ildiron
 

Lena

Floh
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Naima rückte die Kapuze ihres Regenmantels zurecht und betrachtete Ildiron interessiert. So richtige Elfen hatte sie zwar schon gesehen, aber das war der erste mit dem sie sprach. Überraschend zivilisiert war er auch.

Man nennt mich Naima Amarizio. Das da... Sie zeigte auf Thorben ...ist mein Bruder Thorben. Er ist im Moment etwas in Gedanken versunken. Ich glaube fast, daheim in Grangor hat es ihm besser gefallen. Nicht wahr, Bruderherz? Sie zwinkerte ihm kurz zu und drehte sich dann zu Eolan um, der hinter ihnen herschlurfte und recht müde zu sein schien.
Und das da ist Eolan. Ich lernte ihn vor einiger Zeit kennen, als ich Almada bereiste. Seitdem sind wir zusammen unterwegs. Passt auf, er scheint duelliersüchtig zu sein.
Ah, Shiva hätte ich fast vergessen, meine Katze. Sie ist recht eigensinnig - und scheint Euch zu mögen.


Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte Naima das weiße Kätzchen, das um die Beine des Elfen strich und versuchte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie schien Ildiron zu mögen und warf Naima einen Blick zu, der zu besagen schien: den finde ich nett. Die Hexe erwiderte einen Blick den man folgendermaßen deuten konnte: gewöhn Dich bloß nicht zu sehr an den, wer weiß, wie lang wir noch mit ihnen allen herumziehen.
Danach richtete Naima ihre goldenen Augen wieder auf den Elfen. Darf man fragen, was Euch hierher treibt?

Aus den Augenwinkeln beobachtete sie den Novadi, den sie früher am Tage aufgelesen hatten. Er gab ein erbärmliches Bild ab. Mit den Gruselgestalten, von denen sie in irgendwelchen Schauermärchen gehört hatte, schien er nichts gemein zu haben. Er wirkte weder gefährlich, noch bösartig. Und schließlich war sie schon einige Zeit mit einem ungehobelten Thorwaler herumgezogen und hatte das aushalten können. Viel schlimmer konnte so ein Ungläubiger ja wohl auch nicht sein!
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Brendan betrachtete den jungen Novadi gedankenversunken. Was mochte der Sohn Rastullahs hier, soweit von seiner Heimat ernfernt suchen?
Bisher war der, mit 65 Jahren, noch recht junge Geode erst einmal so weit in den Süden gelangt, dass er die Heimat des Wüstenvolkes kennengelernt hatte.
Sehr naiv war er damals gewesen, gerade von zu hause aufgebrochen, um sich einen Eindruck von Sumus Wirken zu machen, war er geradewegs in Richtung der glühenden Khom gewandert. Dort, so hatte er gehofft, wollte er in der Gluthitze Eindrücke von der Kraft des Feuers sammeln.
Brendan musste bei dem Gedanken daran leise lachen, die Khom war eine aufregend schöne Gegend, wild und ungezähmt aber über die Macht des Feuers hatte er dort nichts gelernt.
Dafür hatte er einen seiner besten Freunde kennengelernt, Ildiron, den das Schicksal immer wieder seinen Weg mit dem Brendans kreuzen ließ.
Ein leises Stöhnen des Kranken riss den Zwerg aus seinen Gedanken. Besorgt blickte er auf den jungen Mann hinab und legte ihm die Hand auf die Stirn. Sie war glühend heiß!
Aus eigener Kraft würde der Novadi vorerst nirgends hingehen.
<i>"Boronja? Kannst du bitte eine Trage bauen? Der Junge wird nicht laufen können."
"Für einen Ungläubigen?"
"Für einen Menschen."</i>, antwortete Brendan sanft. Die Golgaritin zögerte noch kurz, dann verließ sie den Schutz des Baumes, unter dessen Ästen sie sich niedergelassen hatten, um eine kurze Mittagsrast zu machen.
Brendan blickte ihr noch kurz nach und fragte sich wieder einmal, warum die Menschen soviel vom Glauben an die Götter abhängig machten - waren sie nicht alle Kinder Sumus, egal ob sie Schuppen, Haare oder blanke Haut hatten?
Dann begann er, dem Novadi die nassen Kleider auszuziehen, nachdem er die trockene und vor allem warme Wolldecke von seinem Rucksack losgeschnallt hatte.
Urs hatte sich unweit niedergelassen und knaubelte mit großer Ausdauer an dem Knochen herum, den er zu diesem Zweck in einer seiner Packtaschen herumtrug.
Hin und wieder blickte der weiße Berghund von seiner Beschäftigung auf und verfolgte mit klugen Augen, was sein Herrchen und die anderen Zweibeiner so trieben, dann wurde der Knochen wieder zu verführerisch.
Nachdem Brendan mit Hilfe Thorbens den Novadi in die Decke gewickelt hatte und Boronja mit einer notdürftigen Trage zurückkehrte, beschlossen die Gefährten, ihren Weg fortzusetzen.
 
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Timestop

Running out of Time
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Sie waren auf dem Weg nach Baldrom, es wurde dunkler und die Strasse war leer. Boronja und Iskir gingen vorneweg den Novadi tragend, als die Golgaritin in einem Schlammloch steckenblieb und nach vorne rutschte, dadurch dem Thorwaler die Trage in die Kniebeugen schlug, so das beide nach vorne stürzten und dem Novadi eine Schlammkur verpassten. Im gleichen Moment entschloss sich ein Bolzen über die beiden hinweg zu fliegen, knapp über Brendan hinweg, ebenfalls über den sich gerade einen Stein aus den Schuhen fischenden Taylor, zwischen Naima und Thorben hindurch bevor er sich genau neben Eolan in einen Baum bohrte.
"Haut ab, ihr verdammten Packtierer, der nächtste Schuss trifft und ich habe genug Muniton um noch ein paar von euch verdammten Söldnern mitzunehmen! Lebend kriegt ihr mich nicht nochmal!" rief eine Stimme.
Ildiron zeigte in Richtung eines Busches an einer kleinen Anhöhe etwa 15 m entfernt. "Hört auf um euch zu schiessen, wir sind keine Paktierer!" schrie Iskir, "wir haben einen Verletzten bei uns und wollen nur in die nächste Stadt."
"Wieso sollte ich euch trauen?" rief die Stimme. "Seht ihr nicht das ich eine Geweihte Borons bin, Mann? Wir sind keine Paktierer, wir jagen sie selbst." rief Boronja wütend.
Für einen Moment war Stille, dann rief die Stimme auf einmal überrascht: "Taylor, bist du das?" Es raschelte an der Stelle auf die Ildiron gezeigt hatte, dann kam eine Mann zum Vorschein, etwa 2 m groß, vielleicht Mitte 20, rotes Haar, in schmuddeliger, zerfetzter Kleidung, eine Armbrust in der Hand.
"David?" Taylor lief nach vorne an allen vorbei. "Du lebst?" Er umarmte den Bauch des Mannes als würde er einen alten Freund treffen.
"Sag bloss du hast mich gesucht Bruder?" sagte der Mann. "Eigentlich......."
"Würdest du uns vielleicht vorstellen?" fragt Naima, die mit den anderen näher gekommen war. "Bruder?
Wart ihr im selben Kloster, du kannst mir doch nicht erzählen das das dein Bruder ist." rief Thorben.
"Oh!" sagte Taylor glücklich "Das ist David. Wir wurden zusammen aufgezogen, ich habe euch doch erzählt das die Hütte in der wir lebten explodiert ist, ich dachte ihr wärt beide tot....." er wandte sich zu David. Ildiron flüsterte Brendan etwas ins Ohr, woraufhin dieser nickte. "Nun, wir wurden von Söldnern überfallen und entführt. Dann haben sie die Hütte angezündet. Ich konnte mich erst kürzlich befreien und dachte ihr wäret gekommen um mich wieder einzufangen.........."
"Das kannst du uns alles erzählen wenn wir in Baldrom sind, wir müßen den Novadi hier versorgen." unterbrach ihn Brendan.
Bei der Erwähnung des Novadis, zog sich kurz die Stirn des Neuankömmlings zusammen, dann lächelte er. " Dann lasst uns keine Zeit verlieren, mit euch zusammen bin ich bestimmt sicherer vor den Söldnern. Das du dir einen solchen Aufwand machst um mich zu finden, kleiner Bruder....." "Nun," Taylor wurde rot "eigentlich sind wir hinter den Söldnern her weil sie eine Freundin entführt haben. Hast du sie gesehen und lebt der Meister und wie konntest du entkommen........"


Gegen Abend erreichten sie das Örtchen Baldrom, wo sie in einem guten aber wenig besuchten Gasthaus abstiegen.
 
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Starmage

Harfnermagier
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Auch wenn sie nicht die Gelegenheit bekommen hatte irgendwelchen Paktierer oder Dämonen ihre Boronsichel spüren zu lassen, sondern lediglich Holz für eine Trage damit zurecht schlug, so war dieser Tag für Boronja doch ereignisreicher gewesen als es die ersten Stunden vermuten hätten lassen. Auch wenn sie es nicht zugab und nicht zeigen wollte so schmerzten ihr Wunden noch immer und sie sehnte sich nach erholsamen Schlummer in Borons Armen.

Andere hingegen schienen erst jetzt richtig wach zu sein, wie zum Beispiel Iskir der nun gerade das Angebot an örtlichem Gebrautem zu testen begann. Die drei Neuankömmlinge von gestern, verweichlichte Liebfelder, wie sie erfahren hatte, schienen überglücklich zu sein nun wieder ein Gasthaus erreicht zu haben, obwohl sie sicher viele Beschwerden hätten vorbrigen können. Taylor und David waren schon in einem Gespräch versunken, kaum dass sie sich etwas bestellt hatten. Nachdem sie den Novadi in ein Zimmer gebracht hatte und die weitere Versorgung des Ungläubigen dem Zwerg überlassen hatte, setzte sie sich zu ihren Mitreisenden mit einer Schüssel Eintopf, Helm und Schwert abgeschnallt, und lauschte ihren Gesprächen.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Sie hatten sich im Gasthaus 'Zur Schwarzen Eiche' eingemietet und saßen nun an einer langen Tafel, um ihr Abendmahl zu sich zu nehmen.
Am einen Ende des Tisches hatten sich Taylor und David niedergelassen und tauschten ihre Erlebnisse, über langsam abkühlenden Schüsseln Borscht, aus.
Direkt daneben saßen die drei horasischen Reisenden, die offensichtlich einen Disput über ihren Reiseweg und vor allem die Reisebegleitung führten.
Übertönt wurde das leise Gespräch von den lautstarken Versuchen Iskirs, seinen Kollegen Eran zu einem Becher Meskinnes zu überreden.
Die beiden Kriegerinnen saßen in dumpfes Schweigen gehüllt über ihren Schüsseln und brüteten wohl jede für sich über schlechten Erinnerungen.
Am anderen Ende des Tisches hatte sich Ildiron niedergelassen, der mit großer Ruhe und Geduld einige Pfeile befiederte. Nichteinmal das andächtige Staunen der jungen Gauklerin, die mit offenem Mund jede seiner Bewegungen verfolgte, schien ihn zu stören.
Nur der Stuhl neben dem Elfen war noch frei, doch der große Bierkrug wartete schon auf den Zwergen mit den feuerroten Haaren, der sich noch um den kranken Novadi kümmerte.

Ildirons Blick haftete unmerklich auf David, dem Ziehbruder Taylors. Der junge Mann war <i>Talara</i>, dessen war sich der Elf sicher. <i>Taubra</i> umgab ihn wie eine schlechte Dunstwolke.
Er war sich nicht sicher, ob Brendan den Mann wiedererkannt hatte, bisher hatte der Zwerg mit keiner Regung erkennen lassen, dass er David misstraute.
Aber er hatte auch kein Vertrauen bekundet. <i>'Wahrscheinlich ist er mit seinen Gedanken ganz bei dem Novadi'</i>, dachte Ildiron.
Er würde ein Gespräch unter vier Augen mit dem Geoden suchen müssen, um über ihr weiteres Vorgehen zu beraten.
In diesem Moment betrat der Zwerg mit sichtlich angespanntem Gesichtsausdruck den Schankraum. Mit festem Schritt näherte trat er an Ildiron heran. Sein Blick streifte beiläufig den Bierkrug, wanderte dann aber weiter zur Tür.
<i>"Es steht schlimmer als ich dachte, Ildiron. Ich werde deine Hilfe brauchen, meine Kräutervorräte sind fast völlig erschöpft und ich weiß nicht, ob ich hier das richtige finden kann."</i>
Ildiron nickte, steckte die Pfeile in seinen Köcher und griff nach seinem <i>Yara</i>.
<i>"Kann ich euch auch helfen?"</i>, Joela war aufgesprungen und ihr Blick hing nach wie vor an dem Elfen.
Dieser zuckte unbewegt mit den Schultern und blickte zu Brendan, welcher nach kurzem Zögern nickte: <i>"Warum nicht?</i>
Dann gab er Urs unmerklich einen Wink: <i>'Achte auf David'</i>, als sie die Taverne verließen.

Ihr Ziel war eine riesige Schwarzeiche einige hundert Schritt vom Dorf entfernt.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Wie ein Gebirge aus Blättern und Holz ragte die Eiche in der Dämmerung vor ihnen auf und mit jedem Schritt, den sie sich näherten spürte Ildiron die Kraft des Ortes.
<i>"Nurdra!"</i>, der Elf war stehen geblieben, den Kopf leicht geneigt, die Augen geschlossen. Er schien auf irgendetwas zu lauschen, während Joela ihn erneut mit großen Augen anstarrte.
<i>"Was ist mit ihm? Was hat er gesagt?"</i>
Brendan schüttelte kurz den Kopf und legte einen Finger an seine Lippen. Langsam, fast ehrfurchtsvoll, näherte er sich dem Baum, dessen Stamm mit dutzenden kleinen Holzschildchen behängt war.
Tastend fuhr seine Hand über das nächste der Schilder, sein Finger folgte den Gravuren im Holz: <i>"Tjeika von Notmark"</i>, weiter tasteten die Hände, suchten nach dem Schild, das noch so frisch war, dass es immernoch leicht nach Harz duftete: <i>"Thesia von Ilmenstein"</i>.
Ein leichter Lufthauch war alles was Joela und Brendan spürten, als der Elf zu ihnen trat.
<i>"Dieser Baum ist wie die alten Eichen in Salamandra!"</i>
Brendan brummte zustimmend, während seine Hand weiter tastend über den Stamm der Eiche glitt. Jeden Riss, Buckel und Schrund erkundeten seine Finger, bis sie schließlich zwischen zwei mächtigen Wurzeln dicht über dem Boden inne hielten. Würzig harziger Duft erfüllte plötzlich die Luft und die Müdigkeit, die bleiern in ihren Knochen gehangen hatte verflog in wenigen Augenblicken.
<i>"Das ist es! Der Saft von Sumus Eiche! Die einzige Chance für den Jungen..."
"Ihr meint, der Fremdling könnte sterben? An einem Schnupfen?!"</i>
Mit einem leisen Seufzer erhob sich der Zwerg, steckte eine kleines Tontiegelchen in seine Gürteltasche. Dann nahm er Joelas Hand in seine Linke und strich mit seiner noch klebrigen Rechten über einen Kratzer, den die junge Frau sich zugezogen hatte: <i>"Nicht wenn ich es verhindern kann, Töchterchen! Aber dazu brauche ich Ildirons Hilfe."</i>, er wandte sich dem Elf zu, der stumm das kurze Gespräch verfolgt hatte. Aber bevor er etwas sagen konnte, nickte Ildiron: <i>"Komm, das Nurdra verliert schnell seine Kraft. Wir sollten es dem Telori bringen, bevor es zu spät ist!"</i>
Brendan nickte, während er dem Elfen folgte. Er würde den jungen Novadi zwar behandeln können und das heilende Harz der Sumueiche würde das ihrige tun aber nur zusammen mit den heilenden Kräften des Elfen hatten sie wohl eine Chance, den Jungen zu retten.
 

Lena

Floh
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Naima

Genüsslich streckte Naima die Füße unter dem Tisch aus und wartete auf ihr Abendessen. Dieses Gasthaus bot zwar nicht den Luxus, den sie von zu hause gewohnt war, aber es war warm, trocken und es gab eine Bedienung.
Die beiden Hexen hatten sich zusammen mit Eolan ein wenig abseits der anderen gesetzt und unterhielten sich leise. Eben hatten der Zwerg und der Elf die Schenke verlassen, um gemeinsam für den Novadi zu sorgen. Für einen Moment überlegte Naima, ihnen zu folgen, doch schließlich kam sie zu der Überzeugung, dass die beiden schon mit ihm zurechtkommen würden.

Ein spöttisches Lächeln huschte über ihr Gesicht, während sie beobachtete, wie der Thorwaler dem Bier zusprach. "Wie typisch! Schaut euch das an, keine drei Minuten kommen diese Barbaren aus, ohne sich das Hirn zu vernebeln!" Thorben warf einen kurzen Blick in Iskirs Richtung, konzentrierte sich dann aber wieder auf Taylor und David, die er schon die ganze Zeit aus den Augenwinkeln musterte. "Irgendetwas stimmt mit diesem Kerl nicht, das spüre ich! Ich kann nicht genau sagen was, aber irgendetwas liegt da im Argen!" Naima blickte entnervt zu ihrem Bruder. "Also, wenn du mich fragst, stimmt mit denen allen etwas nicht! Schau sie dir doch nur an! Aber du hast recht, der hat eine seltsame Austrahlung. Wir sollten ihn im Auge behalten. Eolan, was sagst du dazu?"
Ein erwartungsvoller Blick traf den Streuner, der eben noch gedankenverloren in seiner Suppe gerührt und von Kuslik und seinen reichen Gassen geträumt hatte. "Äh? Jaja, die scheinen alle etwas seltsam zu sein, aber das könnte auch an der Gegend liegen. Ich finde, wir sollten hier nicht zu lang bleiben."
Naima seufzte. Nun, was hatte sie auch erwartet. Es war schließlich Eolan.
 

Timestop

Running out of Time
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David nahm eine entspannte Haltung an, indem er seine Füsse auf einen zweiten Stuhl hob und diesen damit belegte.
"Also, der Meister und ich wurden in einem Wahnsinnskampf überwältigt, ich habe bestimmt ein Dutzend von ihnen getötet und der Meister auch...", er untermalte das mit gespielte Kampfesszenen "ja und schließlich wurde ich mit einem Schlag auf den Kopf betäubt. Ich bekam noch mit wie sie die Hütte anzündeten, dann wurde ich ohnmächtig. Ich wachte in einem Wagen wieder auf, zusammen mit dem Meister und einem Mädchen......." "Wie sah sie aus?" fragte Taylor dazwischen. David beschrieb ihm Trixi ziemlich genau, fast zu genau, wie jemand weniger naives festgestellt hätte. "Das ist sie!" rief Taylor begeistert. "Wir suchen sie nämlich. Der Elf Ildirion ist ihr Freund und der Zwerg Brendan kennt sie auch." Er sah sich um, ohne die beiden zu entdecken.

"Hm." sagte David vorsichtig, während er sich eine kleine Pfeife herausholte und sie in Brand steckte. Taylor konnte sich nicht erinnern das David früher geraucht hatte. "Ich würde vorsichtig sein. Zwergen und Elfen sind...... " er blickte Taylor an. "Aber vielleicht irre ich mich ja. Jedenfalls.." fuhr er schnell fort, als hätte er nichts von Wichtigkeit gesagt "wurden die Kerle, also diese Söldner, überfallen und in dem Durcheinander bin ich vom Wagen gefallen." Ich konnte mich unbemerkt in Sicherheit rollen. Ich weiss nicht wer uns überfallen hat.. ", warf er auf Taylors fragende Augen ein "es ging alle ziemlich schnell. Dann habe ich mich in das Dorf hier durchgeschlagen, bin dabei ein paar Räubern begegnet, von denen habe ich z.B, diese Armbrust.......", er hielt sie grimmig lächelnd in die Höhe "und einige andere Wertsachen."
Taylor machte grosse Augen. "Wie konntest du mit ihnen fertig werden?" "Nunja, ich habe einiges vom Meister gelernt, du hättest vielleicht nicht so früh aufgeben sollen, es war ungemein interessantes dabei......." er lächelte Taylor wie ein grosser Bruder zu.

"Naja und das ich dich jetzt treffe ist schon seltsam, die Wege der Zwölf sind wirklich unergründlich. Eure Gruppe scheint seltsam gross und bunt, ist das Mädchen eine Prinzessin oder so?" frage er grinsend. "Nein, aber sie ist echt.....toll..... du hättest sie kennenlernen sollen. Hast du nicht mit ihr sprechen können? Sie ist so komisch, ich meine lustig....."

David schüttelte den Kopf "Bis zum Überfall waren wir gefesselt und geknebelt, ich habe mich erst nach dem Sturz aus dem Wagen befreien können. Hatte mal wieder mehr Glück als Verstand. Wie damals bei dem Bären....." Taylor begann bei der Erinnerung daran zu lachen und bald waren beide in ein Gespräch über alte Zeiten vertieft.
 

Achilleus

Heros
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Eran hatte es sich an einem Tisch bequem gemacht und hatte einen Becher Wein vor sich stehen. Er hing seinen Gedanken nach, was gar nicht so einfach war, wenn man bedenkt, dass Iskir dauernd versuchte, Eran zu einem Krug Bier oder ein Glas Schnaps zu überreden. Eran meinte etwas wirsch zu dem thorwaler Magier: "Verehrter Kollege, anstatt so viel zu trinken, solltet Ihr vielleicht mal über unsere Situation nachdenken! Und vor allem: ich möchte kein Bier und keinen Schnapps!" Iskir schaute ihn nur kurz verblüfft an, fing dann an schallend zu lachen und schlug Eran freundschaftlich auf die Schulter. Ehran schüttelte verzweifelt den Kopf und sann weiter über ihre Situation nach. Viele neue Leute hatten sich ihrer Mission angeschlossen, nun ja, zumindest begleiteten sie die Gruppe. Vor allem dieser David war Ehran sehr suspekt. Seine Gedanken wanderten weiter zu dem jungen Novadi, den sie aufgelesen hatten. Das Heilen von Krankheiten war nie Erans Stärke gewesen, vielleicht konnten der Elf und der Geode helfen. Ein seltsames Völkchen, diese zwergischen Druiden. Die beiden müssten eigentlich bald zurück kommen. Erans Blicke wanderten zur Tür, wo sie verharrten...
 
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