Politik, 4. Staffel

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Eowil

Skeptiker
Registriert
11.03.2001
Beiträge
2.109
Mit Volldampf in den (Energie)Notstand

"Alles blanker Unsinn, üble Horrorszenarien." Die Stromkonzerne wollten nur Stimmung machen, um Vorteile herauszuschlagen, sagte Sigmar Gabriel (SPD) erst Ende Januar

Keine acht Wochen nach Gabriels Garantieerklärung sucht sie (Merkel) das Gespräch mit der Energiewirtschaft darüber, ob eine gefährliche Stromlücke überhaupt noch vermieden werden kann


"Wenn man den künftigen Strombedarf mit der absehbaren Kraftwerkskapazität vergleicht, ergibt sich ein negatives Bild", sagt Stephan Kohler, Chef der von der Bundesregierung finanzierten Deutschen Energie-Agentur (Dena

"Es ist eine Illusion, dass wir in Deutschland Kernkraft- und Kohlekapazitäten allein durch erneuerbare Energien und mehr Effizienz ersetzen können", sagt Glos

"2012 ist mit Engpässen beim Strom, 2015 bei der Gasversorgung zu rechnen, wenn nicht rasch etwas passiert. Wir brauchen neue Kohlekraftwerke, und die Fristen für den Atomausstieg müssen verlängert werden." (Eggart Voscherau, BASF Vorstand)
 
Zuletzt bearbeitet:

David

Moderner Nomade
Registriert
05.10.2000
Beiträge
18.447
@Gala:
Nur leider (bzw. zum Glück) haben diese Philosophen nichts zu melden, wenns um praktische Politik geht. Das Grundgesetz erlaubt ausdrücklich die Abgabe von souveränen Rechten an überstaatliche Organisationen.
Btw.: Wenns um Demokratie geht, müsste man sich doch eigentlich auch über starke Rolle des Verfassunsggerichtes Sorgen machen: Das kassiert in schöner Regelmäßigkeit von den demokratisch legitimierten Politikern erlassene Gesetze, ohne selber in irgenteiner Form demokratisch dazu legitimiert zu sein, das Grundgesetz zu interpretieren. (Meiner Meinung nach macht es das insgesamt gut, aber wirklich legitimiert sind diese Richter eigentlich nicht, wenn man alles aufs Volk zurückführen will)

Was die Parteien angeht, ist das im Gesetz glaub ich nur sehr vage geregelt. Einmal heisst es, daß die Parteien bei der Willensbildung mitwirken, aber es ist auch die Rede davon, daß die Abgeordneten nur ihrem Gewissen verpflichtet sind.
Fürs praktische Funktionieren einer Parteiendemokratie gehts nicht ohne ein gewisses Maß an Fraktionsdisziplin, aber in diesem Fall sagt die Abgeordnete ja nur das, was vor der Wahl offizielle Parteilinie war. Sie hätte das natürlich viel früher klarstellen sollen, um unnötigen Schaden zu vermeiden, aber in der Sache ist ihre Meinung verständlich. Zumal sie ja nicht alleine steht, in der SPD dürfte es Viele geben, die nicht mit der Linken zusammenarbeiten wollen.
Die Blamage hat die SPD schon sich selber zuzuschreiben, die eine Abgeordnete ist nur ein Symptom, nicht die Ursache.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ice

Technomage
Registriert
10.04.2001
Beiträge
5.924
Ich will ja als Schweizer nicht über die Grenze quaken... aber mal eine Frage in die Runde: Wie passen Kohlekraftwerke zum gegenwärtigen CO2-Hype? Wäre es da nicht logisch - allen Widerständen und Bedenken zu Trotz - auf Kernkraft zu setzen? :confused:
Ich weiss dass Kohle Tradition hat und in Deutschland einer der wenigen Bodenschätze ist und viele Arbeitsplätze davon abhängen und ich weiss auch dass die Grünen schon lange gegen Kernkraft Sturm laufen. Und dass ein Kohle-Kraftwerk an fast beliebigem Standort schnnell gebaut und in Betrieb genommen ist. Trotzdem kann man die Augen nicht ewig vor der Realität und vor den aktuellen Tendenzen*** verschliessen! IMHO.
Aber immerhin hat sich die Erkenntnis langsam durchgesetzt, dass man nicht halb Deutschland einfach mit Windrädchen und Sonnenkollektoren zupflastern kann/soll/darf um die hausgemachte Energiekrise zu lösen...
Wieso investiert man nicht in neue - und sicherere als die alten - AKWs und schafft auch neue Arbeitsplätze? Da hat man dann wenigstens nochmal 50 Jahre die auf der Suche nach der energietechnischen eierlegenden Wollmilchsau (produziert billig und sauber genug Saft für alle und liefert den Grünen kein Haar in der Suppe welches sie dagegen verwenden können) verplempert werden können. ;)

***Ich sagte mit Blick auf das CO2-Märchen (IMO - steinigt mich meinetwegen, aber da diskutiere ich momentan bis auf Weiteres nicht mehr darüber!) absichtlich nicht "aktuelle Wissenschaft". Aber wenn man auf Kernkraft setzen würde mit dem Verweis dass diese keine CO2-Emissionen verursacht, dann wäre das wenigstens konsequent. Man könnte dann das CO2-Propaganda-Vehikel mal für etwas Nützliches verwenden und die irrationalen Ängste gegen atomare Endlager (solche die diesen Namen auch verdienen) hinwegfegen. Aber nein, das geschieht nicht. Was macht man stattdessen? Man ist gegen alles! Keine Kohlekraftwerke, keine AKWs keine Wasserkraft weil das ja die Natur verschandelt, etc. etc. Am Schluss steht man mit zu wenig Strom da und was passiert dann? Dann soll sich Otto Normal NOCH mehr einschränken, man drückt den Lebensstandard NOCH mehr und muss trotzdem noch Stom von tollen neuen supersicheren russischen :eek: ;) AKWs importieren damit die Lichter nicht ausgehen. Na toll...
Das kommt dabei heraus wenn man auf die Grünen hört.

Zweite Frage: Ich habe an diversen Stellen gelesen, dass AKWs wider den gängigen Erwartungen zum Trotz doch CO2 in signifikanten Mengen verursachen sollen. Kann/will mir das einer kurz erklären? Oder ist das nur Propaganda der AKW-Gegnerschaft?


Gruss, Ice

P.S. das wurde jetzt ein Bisschen länger als geplant.
 
Zuletzt bearbeitet:

David

Moderner Nomade
Registriert
05.10.2000
Beiträge
18.447
Naja, der Brennstoff muß ja auch gefördert werden, evtl. meinen die das.

Was auch immer gern konstruiert ist Folgendes: Mit anderen Kraftwerken könnte man Strom UND Wärme produzieren (ich kenn aber niemanden, der was Anderes als die eigene Zentralheizung im Keller hat), während ein Atomkraftwerk nur Strom, aber keine Wärme produziert. Kann man getrost unter Pseudo-Argument verbuchen, wenn du mich fragst.

Das Hauptproblem ist eigentlich, das wir weder auf Kohle noch auf Atom verzichten können. Wir können weder allen Atomstrom durch Kohlestrom ersetzen noch allen Kohlestrom durch Atomkraft. Und beides durch Regenerative schon gar nicht. :rolleyes:

Das ist einfach die Frage nach dem kleinerem Übel: Die Nebenwirkungen von Atomkraft und die Folgen des Klimawandels (den wir ohnehin nicht mehr stoppen werden) sind immer noch geringer als die einer Energieknappheit, egal ob mans in Euros oder in Menschenleben rechnet.
 

Durandil

Dúnadan
Registriert
16.01.2002
Beiträge
5.644
Vielleicht weil rein statistisch gesehen bei der momentan Anzahl an Kernkraftwerken der nächste Super-GAU ca. 40 Jahre nach Tschernobyl stattfinden wird, und alle Kraftwerke um mehr als Faktor 10 unterversichert sind und eine angemessene Versicherung (mal rein wirtschaftlich gedacht) nicht wirtschaftlich wäre?
Als Grundlage für die Statistik (wobei, da gilt natürlich der alte Grundsatz: "traue keiner Statistik die Du nicht selbst verfälscht hast" :D ) übrigens die Zahlen der Atombehörden für westeuropäische Kraftwerke, nicht aus dem grünen Lager, und das mit dem unterversichert behaupte jetzt mal nur ich, weil für die Beseitigung der Schäden schon ein großes vielfaches des Betrages aufgewendet wurde, über den deutsche AKWs versichert sind.
Genaueres irgendwo im Vorgängerthread in der Atomdiskussion letztes Jahr glaub ich, wiederholt sich ja nur ;)

Und wo David noch sagte, daß Brennstoff auch gefördert werden muss: das gilt natürlich genauso für AKWs! Und ist auch kein kleines Problem, für jede Tonne verwendbares Material entstehen hunderte von Tonnen von leicht radioaktivem Abraum. Und ganz nebenbei herrscht auch hierbei inzwischen international Unterversorgung - es wird weniger gefördert als verbraucht wird, der Preis für diese Rohstoffe hat sich in den letzten zehn Jahren weit mehr als verzehnfacht (mit einer keineswegs linearen, sondern eher exponentiellen Entwicklung) und wird in Zukunft vielleicht auch ein Kriterium für verschlecherte Wirtschaftlichkeit von AKWs ausmachen. Auch dazu glaub ich irgendwo schonmal mehr Details von mir in den Tiefen des Forums ;)
 

Ribalt

Ork-Metzler
Registriert
16.05.2002
Beiträge
4.289
Uhm... Es gab bis jetzt nur 1 Tschernobyl oder? Diese ganzen Statistiken versagen praktisch überall... Das Waldsterben hätte uns längst eingeholt, die Börse wäre berechenbar, wir könnten Erdbeben vorhersagen, Europa würde quas schon in der Überbevölkerung stecken....
Derartige Statistiken sind das Papier nicht wert auf dem Sie gedruckt werden.


Es wird keine *richtige* Energieknappheit geben, zumindest nicht schon in 5-10 Jahren... ausser Deutschland meldet Konkurs an... Ansonsten wird einfach aus dem Ausland Energie aufgekauft. Solang andere, eingiermassen nahe, Länder noch ohne jegliche Hemmungen irgendwelche Kraftwerke aus dem Boden stampfen wird genug Energie da sein... Sofern man bezahlt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Eowil

Skeptiker
Registriert
11.03.2001
Beiträge
2.109
Jaa Ice in Greenpeace Magazin 5.07 war darüber ein hevorragender Artikel, meiner Meinung nach das beste was abseits des Walschutzes je in diesem Magazin veröffentlich wurde.

Ich resümiere ganz fix:

- Pro Kilowattstunde Atomstrom entstehen in Deutschland 31 Gramm Kohlendioxid, dass wird sich in Zukunft auf bis zu 61 Gramm erhöhen.

- Das ist deutlich mehr als zB. bei Windkraftanlagen (23gramm) oder Wasserkaft (41 Gramm) entstehen

- Zitat: "Selbst das modernste Braunkohle-Kraftwerk ist noch eine Drecksschleuder, denn es stößt im Vergleich zu Gaskraftwerken mehr als doppelt so viel CO2 aus – statt 370 Gramm CO2 pro Kilowattstunde bei modernen Gaskraftwerken, emittieren Braunkohlekraftwerke mehr als 900 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Alte Braunkohlemeiler emittieren sogar weit über 1.000 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Deshalb ist klar: Braunkohle ist Gift für das Klima." ( www.greenpeace.de )

- Die Kosten pro KW/h Atomstrom liegen noch bei 3 Cent.

- Aber: "... schlägt sich der Uranpreis schon heute mit 0,67 Eurocent pro KW/H Strom nioeder- Das sind rund 20% der Erzeugungskosten. Die Organisation hält einen weiteren Preisanstieg auf mehrere 100 Dollar pro Pfund Uranoxid für möglich. Dann würde der Strompreis um mehrere Cent pro KW/H klettern- und wäre nicht mehr günstiger als Elektrizität auf Wind oder Biomasse." (Nach Energy Watch Group, Zitat auf GP Magazin)

Der Grund ist hierfür:
In den letzten 10 Jahren wurde ein Groß des Urans und Plutoniums aus alten Atomwaffen gewonnen. Dieser Vorrat ist jedoch aufgebraucht, bzw. die Abrüstung wird halt nur bis zum vertraglichen Ende gewährleistet und viele Atomwaffen bleiben am Leben.
Deshalb wird im Moment 30% mehr brennstoff verbraucht als erzeugt. Gleichzeitig werden überall auf der Welt neue AKWs gebaut. Trotzdem deuten sich erste Verknappungen an. Es werden immer unattraktivere Vorkommen angegriffen, Haupterzeuger sind Russland, Australien und Kanada. Dort wo abgebaut wird kommt es zu unglaublichen Umweltverschmutzungen.

Woher stammt aber das CO² ?
Gestein wird gesprengt. Ein Drittel des Gesteins wird verarbeitet. Das Erz wird Energie und Wasserintensiv aufgearbeitet, bis man schließlich irgendwann angereichertes Uran hat. Das Problem ist, dass zwischen jedem der 6-7 Ressourcenaufwendigen Arbeitsschritte noch Transport und Lagerkosten dazu kommen und jedesmal Radioaktiver Abfall entsteht.

Wenn man jetzt aber die 61 Gramm pro KW/H mit den 900 des modernsten Braunkohlekraftwerkes vergleicht, sollte aber klar werden, dass nur Spinner das als Argumentation benutzen können.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
Registriert
20.11.2000
Beiträge
14.907
Eine Vorhersage, wann der nächste GAU stattfindet, ist eine Prognose oder Wahrscheinlichkeitsabschätzung und keine Statistik. Eine Statistik kann man erst nachher erstellen. Und wie heißt es so schön, Prognosen sind schwer, besonders, wenn sie die Zukunft betreffen.



Ich habe schon mal darauf hingewiesen, das man mit Sonnenenergie, Windkraft, Erdwärme etc durchaus unseren Energiebedarf decken kann - das ist laut dem Artikel in der aktuellen Spektrum der Wissenschaft auch wissenschaftlich abgesichert.

Das Problem ist die politische Praxis. Die USA mag problemlos auf ihrem eigenen Territorium genug Sonne, Wind etc haben, um den eigenen Energiebedarf zu decken - in Europa aber haben wir einen Flickenteppich an Staaten. Und die besten Gegenden für Energie liegen hier leider zumeist in der Sahara, an die wir erst recht nicht so einfach mal eben rankommen.

Es ist aber möglich. Kohleverbrennung etc ist durchaus überflüssig, zumal Kohle immer teurer und teurer wird.

Atomkraftwerke sind noch schlimmer. Da wird tonnenweise Material erzeugt, mit dem wir absolut nirgendwo hin können.
 

Durandil

Dúnadan
Registriert
16.01.2002
Beiträge
5.644
@Ribalt: naja, natürlich gibt es nur ein Tschernobyl, die sind ja noch nicht wieder so weit daß sie's wiederaufgebaut hätten ;)
Aber wie schaut's z.B. aus mit Sellafield 1957? Heutzutage eher als Wiederaufbearbeitungsanlage bekannt, gab's damals einen Zwischenfall, von dem selbst der heute immer noch von der Atomkraft überzeugte damalige Kraftwerksdirektor sagt, daß lediglich ein sehr glücklicher Zufall den Super-GAU verhindert hat.
Und jetzt sag nicht, wir wären heute weiter, das mag ja inlands sein, aber Siemens will ja sogar von Bundesbürgschaften unterstützt immer mal wieder gerne AKWs in den Osten verkaufen, die technisch so in Deutschland gar nicht zugelassen würden ;)
 

Eowil

Skeptiker
Registriert
11.03.2001
Beiträge
2.109
Gala man muss auch einen gewissen Realismus mitbringen.

Kommunismus ist ja theoretisch auch irgendwie möglich, aber niemand bei verstand sieht es im Moment als Option.
Genauso sieht es mit der Kohlekraft aus. AKWs haben in Deutschland keine Zukunft. Wir haben somit einfach nicht den Luxus aus Kohlekraft auszusteigen, auch wenn noch so viele Naturwissenschaftler das leidenschaftlich versichern.
 

David

Moderner Nomade
Registriert
05.10.2000
Beiträge
18.447
Das Problem mit den Regenrativen ist ja auch, daß unser Netz darauf nicht vorbereitet ist. Bisher geht man von einer überschaubaren Zahl von Großkraftwerken mit konstanter Leistung aus, nicht von tausenden kleinen Energiequellen mit schwankender Kapazität.
Um zB Windkraft nutzen zu können, benutzt man noch herkömmliche Kraftwerke als Reserve, die dann auf nicht-optimalem Sparbetrieb laufen, wenn grad genug Wind da ist, um im Ernstfall schnell genug auf volle Leistung gebracht werden zu können. Das so umzubauen, daß ein Windrad ein anderes ausgleichen kann, dürfte extrem schwierig werden, da ja schon kleine Stromschwankungen böse Folgen haben können, vor allem in der Industrie.

Die einzigen Regenerativen, die bei uns verlässlich Strom liefern können, sind Wasserkraftwerke, aber da haben wir schon so ziemlich alles zugebaut, was man zubauen kann.
In der Sahara sähe das wirklich etwas anders aus, da könnte man theoretisch große Anlagen bauen, die aufgrund des berechenbaren Klimas konstant Energie liefern könnten, aber das ist politisch auf absehbare Zeit nicht möglich.
Und auch technisch gesehen darf man sich das nicht zu einfach vorstellen, außer hübschen Computergrafiken existiert davon noch nicht besonders viel. Ähnlich wie bei den Gezeitenkraftwerken, die in den Praxistests die meiste Zeit kaputt waren, auch wenn die Werbung das anders verkauft.

Wer weiß, bis man das mal in den Griff bekommt, hat man ja vielleicht doch noch die Fusionskraft nutzbar gemacht, dann sind wir erstmal fein raus.
 
Zuletzt bearbeitet:

Eowil

Skeptiker
Registriert
11.03.2001
Beiträge
2.109
Wie kann man das Wort theoretisch benutzen, David??
Hypothetisch kann man in der Sahara riesigen, verwundbare Anlagen bauen.

In welcher Theorie herrscht dort in 20 Jahren genügend Stabilität für so etwas? Ganz im Gegenteil, Wasserverknappung und wirtschaftliche Rezession werden den Islasmus und Bürgerkriege weiter anstacheln.

Ich reite jetzt solange auf dem Thema rum, bis mir jemand dazu vernünftige Antworten gibt.
:cool:
 

Nemos

Keifender Wurm
Registriert
26.04.2001
Beiträge
1.461
Das Uran ist noch nicht knapp, nur hat es sich in der Vergangenheit nicht gelohnt, neue Lager zu erschließen. Momentan sind mit dem heftigen Boom in China und Indien die Produktionskapazitäten ins Hintertreffen geraten, aber das bleibt wahrscheinlich nicht dauerhaft so, wenn es auch ein Weilchen dauert, bis neue Minen in Betrieb gehen (z.B. Olympic Dam in Australien, wo noch riesige Mengen liegen). Weiterhin gibt es noch eine große Menge im Meerwasser (allerdings in sehr niedriger Konzentration, so dass man im Endeffekt möglicherweise mehr Energie aufwendet, als man nutzen kann). Dann gibt es neben Uran noch Thorium (in Indien gibt's m.W. bereits einen Reaktor)...
Eher hypothetisch ist wohl, dass einmal anständig funktionierende Schnelle Brüter gebaut werden, da hätte man nochmal eben ein bis zwei Größenordnungen mehr (Nutz)Energie, aber dann ist wahrscheinlich bereits die Kernfusion Standard:D (hat da einer Ahnung, steht irgendwo ein Brüter, der einige Jahre störungsfrei gelaufen ist?)
Heißt jetzt nicht, dass man alles mit AKW zupflastern sollte, aber die Knappheit ist imho kein starkes Argument. Und im Falle einer tatsächlichen Knappheit würden sich "regenerative Energien" vermutlich sehr schnell durchsetzen, schlicht weil sie billiger wären. Dann ist's allerdings Sense mit dem heutigen Energiepreisen.

Gilt ja auch für die Photovoltaik-Industrie: Der Sand ist ja nicht auf einmal knapp, sondern halt die Nachfrage nach hochreinem Silizium (viel) höher als erwartet und die Latenz vom Baubeginn und der Inbetriebnahme neuer Fabriken recht lang, so dass das Angebot ein gutes Stück hinterherhinkt.

Was die "Erneuerbaren" angeht... tja, bisher ist da noch nix grundlastfähig. Wenn man die stark schwankenden Energiequellen wie Wind und Sonne nehmen müsste, muss man entweder viele Kraftwerke an vielen verschiedenen Plätzen stationieren, damit sich die Schwankungen rausmitteln, oder Energie in irgendwelchen Puffern speichern.
Was die Speicherung angeht, ist man zwar fieberhaft am Suchen nach Lösungen, aber bisher ist keine Killertechnologie in Sicht, die dafür in Frage käme - die Kapazität von Stauseen ist begrenzt, Akkus viel zu teuer und aufwendig. Man experimentiert jetzt mit Druckluft (es gibt in den USA auch eine Firma, die mit Windrotoren direkt Druckluft produzieren wollen, um sich die Verluste der Umwandlung von Strom zu Druckluft zu sparen), das funktioniert wohl ganz gut, mal sehen, was daraus wird, in jedem Falle dauerts noch ein Weilchen. Was gibt's noch... in Australien sollte mal ein Aufwindkraftwerk gebaut werden, ist aber anscheinend nix draus geworden (erfordert Anfangsinvestitionen in Milliardenhöhe, da hat sich wohl kein Investor gefunden). Das hätte einen Kurzzeitspeicher, der für Tag-Nacht-Schwankungen wohl ausreicht, da sich am Tag der Boden unter dem Glasdach erwärmt und damit die Turbine auch in der Nacht noch läuft. Setzt freilich ordentlich Sonne und große freie Flächen voraus, also in Europa eher schwierig (ein 10-Megawatt-Prototyp stand in Spanien). Allgemein gibt es für die USA viele Möglichkeiten, aber hier sieht's mau aus (abgesehen vom Wind an der Nordsee und etwas Solarpotential in Südspanien). All die Pläne sehen ja vor, zumindest den Strom aus Afrika zu beziehen, aber da sieht die politische Lage nicht so gut aus, mal ganz abgesehen von den Transportschwierigkeiten (so ein riesiges Hochspannungs-Gleichstromnetz brächte gewisse Anfangsinvestitionen mit sich;)...).
 
Zuletzt bearbeitet:

David

Moderner Nomade
Registriert
05.10.2000
Beiträge
18.447
@Eowil:
Entweder, wenn sich alle plötzlich ganz lieb haben (das ist das, worauf die Sozialisten warten :D ) oder wenn sie sich alle gegenseitig umgebracht haben.. :rolleyes:

Praktisch wirds so ausgehen, das wir das Mittelmeer in einen Festungsgraben verwandeln werden, um uns vor der zunehmenden Armutsmigration zu schützen, die in jeder Hinsicht (von Wasserknappheit in Afrika bis zum Bevölkerungsschwund bei uns) zunehmen wird.
Aus sicherheitspolitischer Sicht wäre es also Wahnsinn, ausgerechnet in Nordafrika unsere Energieversorgung aufzubauen und uns damit erpressbar zu machen.

Btw.:
Was ich oben noch vergessen hatte, ist die Erdwärme. Die kann auch gleichbleibend Energie liefern. Allerdings hat man damit ja auch schon genauso wie mit dem Kohleabbau unter Tage Erdbeben produziert, so ganz ohne Risiko ist das also auch nicht. Ich finds sowieso ziemlich beuruhigend, wie einfach es zu sein scheint, durchaus beachtliche Erdbeben zu verursachen. Die Natur ist immer für Überraschungen gut..
 
Zuletzt bearbeitet:

Ribalt

Ork-Metzler
Registriert
16.05.2002
Beiträge
4.289
Der Erdwärme versuch war in Basel oder? Zumindest hats da doch letzthin mal wegen sowas gebebt...


Wie man darauf kommt solche versuche ausgerechnet in offiziell erdbebengefährdetem Gebiet durchzuführen ist schon ziemlich fraglich...
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
Registriert
20.11.2000
Beiträge
14.907

Durandil

Dúnadan
Registriert
16.01.2002
Beiträge
5.644
Erdwärme funktioniert natürlich am besten in Gegenden wie etwa Island - da ist's zwar ständig kalt, aber Heizen und Strom ist da extrem billig deshalb. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, verfrachten z.B. die Amerikaner gerne ihr Aluminium nur zur Verarbeitung nach Island (Aluminiumverarbeitung ist wohl extrem energieaufwändig, daher da großes Einsparpotential).

Bei uns bringt Erdwärme wohl erstmal nur beim Heizen etwas, und dann auch nur bei Neubauten - da isses noch recht günstig zu berücksichtigen, Nachrüsten dagegen extrem kostspielig. Erdwärme ist ja ne Niedertemperaturgeschichte, d.h. nix mit regulären Heizkörpern (zumindest nicht bei der Erdwärme fürs Loch im eigenen Garten), sondern man benötigt etwa Fußbodenheizung, soweit ich das mitbekommen habe. Schade eigentlich.
 

Ice

Technomage
Registriert
10.04.2001
Beiträge
5.924
Gala:
Ich halte Kohlekraftwerke allein schon wegen des CO2-Ausstosses (ich folge mal der aktuellen Doktrin) für "viel schlimmer" als AKWs. Das Argument, dass man mit dem radioaktiven Abfall nirgendwohin könne, ist absolut keines! Experten finden innerhalb eines Jahres geeignete Lagerstätten, wenn man sie liesse. Aber man lässt sie nicht. Die Grünen (ist mir bekannt dass ich diesen Begriff salopp verwende) verursachen mit ihrer Propaganda das Problem der Endlagerstätten ja erst. Die haben - meiner Wahrnehmung nach - mit ihren Halbwahrheiten und Mythen in den letzten 20 Jahren derart viel Furcht gesät in der Bevölkerung, dass jeder Lokalpolitiker im Umkreis von 100 km geplante Lagerstätten bekämpfen MUSS, einfach weil das Volk soviel Angst hat, und wenn er es nicht täte, er die längste Zeit mal Politiker gewesen wäre.
Die Grünen verhindern somit (und mit direktem politischen Drunk und div. Kampagnen) effektiv dass Endlagerstätten etabliert werden können und verwenden dann das von ihnen produzierte Faktum als Argument.
Wenn das mal keine Verarsche ist! (sorry, finde kein passenderes Wort)

Ich sah und sehe das in der Schweiz, wo seit Jahrzehnten viele NAGRA-Probe-Bohrungen politisch verhindert werden. Hey, es sind PROBE-Bohrungen, wo lediglich Gestein und Geologie untersucht werden. Grüne Parteien haben es aber leider erfolgreich so hingebogen, dass jeder glaubt, dass bei einer Probebohrung dann nur noch "jemand" "grünes Licht geben" muss und schon würden die Laster mit dem radioaktiven Abfall rollen - wo man schon bei deren Anblick Krebs bekommt und auf der Stelle tot umfällt. :rolleyes: Was da an Mythen in Umlauf gebracht wurde geht auf keine Kuhhaut und nun hat sich breite irrationale Ablehnung etabliert und niemand mehr interessiert sich für Fakten.


Ein kleiner Exkurs zum nachträglichen Einbau von Erdwärme-Heizungen:
Bei uns - ein Mehrfamilien-Haus mit 21 Wohnungen - ist gerade die Sanierung der Heizung (ein klassischer Ölbrenner, aber überall Fussbodenheizung) geplant. Ins Auge gefasst wird auch Erdwärme. Der Untergrund ist ein Flussdelta-Aufschutt/Sediment mit reichlich Grundwasser das gerade mal schon bei 0.5m Tiefe beginnt. (Bauen ohne Pfähle in den Boden zu rammen kann man im ganzen Ort vergessen, es sei aber genau für Erdwärme geeignet!) Man spricht von Kosten zwischen 50'000 und 150'000 Franken für eine nachträgliche Installation. (tolle Genauigkeit für eine Kostenkalkulation... :rolleyes: Es werden wohl zwei Firmen erst mal bei uns buddeln müssen um überhaupt einen Voranschlag erstellen zu können)
Kurz: ja es ist teuer und lohnt sich fast nur für Mehrfamilienhäuser die schon eine Fussbodenheizung haben.
Ich werde Interessierten irgendwann zwangsläufig mal mehr sagen können weil ich an der gestrigen Eigentümer-Sitzung (leider) als Mitglied ins Technik-Team gewählt worden bin und jetzt Offerten zusammenkratzen und eventuelle Probe-Buddeleien koordinieren darf... :eek: ;)
Und ja, Erdwärme-Anlagen sind nur für Fussbodenheizungen geeignet.


Gruss, Ice
 
Zuletzt bearbeitet:

Gala

Labyrinth-Leichnam
Registriert
20.11.2000
Beiträge
14.907
Reinhard Lauterbach - Warum die SPD nicht auf den grünen Zweig kommt, egal, was sie macht
Nach dem Machtverlust 1982 sind vier sozialdemokratische Herausforderer an Helmut Kohl zerschellt. Die Vereinigung Deutschlands erwischte die Partei auf dem falschen Fuß; [...] Selbst als die Leute 1998 Gerhard Schröder zum Wahlsieg verhalfen, lag das einerseits an schlichtem Überdruß am Ewigen Kanzler Kohl und andererseits daran, daß der Kandidat ausdrücklich nicht alles anders machen wollte als der Amtsinhaber, sondern nur vieles besser - daß er also den Kohl reloaded geben wollte und das nicht einmal verschwieg. [...]

[...] Die bittere Pointe der Schröder-Jahre für die SPD besteht darin, daß die sozialen Veränderungen hin zu mehr Lebensunsicherheit, die die Partei mit ihrer Agenda 2010 angestoßen hat, im Kern ihre eigene Stammwählerschaft treffen. [...]

Das alles ist, wie gesagt, gewolltes Ergebnis sozialdemokratischer Agenda-Politik. Aber es ist wahltaktisch Gift für die SPD. Denn weil sie ihrer einstigen Klientel im wörtlichen Sinne nichts mehr zu bieten hat: keinen sozialen Aufstieg, keine soziale Absicherung, läuft ihnen die weg. Entweder wählt sie gar nicht mehr oder ganz rechts oder neuerdings links. [...]

[...] Es gibt offenbar Leute in der Sozialdemokratie, denen sehr daran liegt, daß klassisch sozialdemokratisches Gedankengut in keiner Form mehr Teil des politischen Diskurses wird, auch nicht in der Programmatik der Linken. [...] die Agenda-Sozialisten in Berlin und anderswo müssen das Gedankengut der Linken für sehr ansteckend halten.

Ihr Rezept freilich kommt einem bekannt vor: eine Mauer drumherum bauen und ein Stacheldrahtverhau obendrauf.
Ohne die Wiedervereinigung hätte Kohl 1990 wahrscheinlich die Wahl verloren, denn die ersten 8 Kohl-Jahre waren ja wirtschaftlich nicht besser als die nächsten 8 Jahre (bei denen noch die Sonderbelastungen durch die Wiedervereinigung hinzukam). Und das Schröder einfach den Amtsinhaber reloaded geben wollte, habe ich so noch nie verstanden. Hätte er das von vorneherein angekündigt, hätte Lafontaine auch wohl kaum einen Grund gesehen, seine Ämter niederzulegen - und Jahre später dann zur WASG zu wechseln.

Immerhin, seit 1982 haben wir nun schon über ein Vierteljahrhundert den Neoliberalismus an der Macht - und die Folgen sind offensichtlich immer noch nicht drastisch genug, um das Volk auf den Trichter zu bringen, das man vielleicht doch mal die Alternativen ausprobieren sollte, so sehr die Neoliberalen selbst einem auch zu erzählen versuchen, das es zu ihrer Ideologie keine Alternative gäbe.
 

Darghand

Einer von vielen
Registriert
30.07.2001
Beiträge
6.016
Praktisch wirds so ausgehen, das wir das Mittelmeer in einen Festungsgraben verwandeln werden, um uns vor der zunehmenden Armutsmigration zu schützen, die in jeder Hinsicht (von Wasserknappheit in Afrika bis zum Bevölkerungsschwund bei uns) zunehmen wird.
Aus sicherheitspolitischer Sicht wäre es also Wahnsinn, ausgerechnet in Nordafrika unsere Energieversorgung aufzubauen und uns damit erpressbar zu machen.


Völlig richtig. Die Afrikaner sind schließlich entweder a.) unentwickelte Wilde oder b.) fanatisierte Moslems, mit denen nur völlig realitätsferne Gutmenschen Geschäfte abschließen würden. Dann lieber alle im Mittelmeer ersaufen lassen, denn anders als auf die ganz harte Tour verstehen sie's offenbar nicht. Europa-Chauvinismus juchhe! Für mehr Flüchtlingslager in Tunesien!

*sucht immernoch den Kotz-Smilie*
 
Zuletzt bearbeitet:
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Oben