Politik, 5. Staffel

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Gala

Labyrinth-Leichnam
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Vielleicht haben sie ja bis dahin Lafontaine rausgeschmissen...
Wie kommt man auf solche absurden Ideen ? Genausogut könnte man darauf warten, das die CDU die Merkel oder die FDP den Westerwelle rauswirft.

Ja klar, die Grünen gibt's auch noch, aber wer nimmt die nach Hamburg noch ernst...
Wen interessiert denn schon Hamburg ? Alle, die jemals von den Grünen enttäuscht hätten sein können, sind schon viel früher gegangen. Angriffskriege, Hartz IV, Prostitutionsgesetze ... wer jetzt noch Grüne wählt, ist doch völlig abgehärtet.
 

David

Moderner Nomade
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Das mit der Prostitution als legalen Beruf finden wahrscheinlich nichtmal manche CSU-Altherren so verkehrt.. :fies:

Aber die Linke und Kompetenz sammeln ?
Das kann sie eigentlich nur bei Regierungsbeteiligungen, und wenn man sich anschaut, was die dann so macht, würde ich eher darauf tippen, daß auch sie mangels Wundern die Wähler enttäuschen wird, zumindest im Westen. Denn in der Praxis macht die Linke auch keine großartig andere Politik als der Rest.
Ich hoffe halt nur, daß das nicht irgendwann dazu führt, daß eine rechte Partei so erfolgreich wird wie im Moment die Linke. Und dafür wärs halt gut, wenn die SPD ihren Laden wieder im Griff hat, wenn Union und Linke "durch" sind.

Aber heute gibts ja eh Spannenderes als das Klein-Klein der deutschen Innenpolitik, morgen wissen wir (hoffentlich), wer die US-Wahl gewonnen hat.
 
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Mondragor

Schweigsamer Mann
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Eigentlich kann man sagen, dass rechte Parteien doch weit erfolgreicher sind als die Linke.
Die CDU stellt immerhin die Bundeskanzlering und hat doch so einige %-Punkte mehr...

Aber davon ab ist es für mich in Deutschland schlicht lächerlich, dass es nicht auf Inhalte ankommt. Es kommt auf persönliche Beziehungen, Parteizugehörigkeiten und was weiß ich noch an.

Zur Linken sei jedoch noch gesagt, dass das erstaunliche ist, dass sich die Bevölkerung bezüglich der Partei völlig für dumm verkaufen lässt.
Die wollen weder die Mauer aufbauen, die Demokratie abschaffen noch die Stasi in Deutschland einführen.
Wenn man bestimmte Aussagen der anderen Parteien hintereinander stellt wird das ganze auf die Spitze getrieben:

"Die Linke ist nicht regierungsfähig!", "Die Linke hat keine Lösungen!", etc.

dagegen sollte man die oft getätigte Aussage:

"Die Linken sind Populisten!" stellen.

Wem dann noch nicht das fehlen jeglicher Argumentation oder Auseinandersetzung mit der Linken offenbar wird, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.

Zu Hessen kann ich einigen hier nur zustimmen:
Erst bei den Probeabstimmungen mit "Ja" zu stimmen um einen Tag vor der Wahl "Nein" zu sagen ist einfach lächerlich und politisch unverantwortlich.
Letzteres, weil jetzt seit 9 Monaten in Hessen keine vernünftige Politik möglich ist.
Sich dann noch dahinzusetzen wie Walter und Konsorten und zu sagen, dass wichtigste sei, die Regierung Koch abzulösen, ist jawohl 'ne absolute Frechheit. Das war die einzige Möglichkeit.
Jetzt soll es ja Neuwahlen geben. Tolle Demokratie. Wir machen einfach solange Neuwahlen, bis uns das Wahlrergebnis passt.
Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Wähler, genauso wie vor der Wahl Koalitionen auszuschließen eine Unmöglichkeit darstellt.

Man wird in Deutschland gewählt um Politik zu machen und zwar nicht nur dann, wenn der beste Freund auch mitmachen darf...

Ach und noch was zu dem immer wieder aufkommenden Thema "Wortbruch":

Das passiert hier (leider) andauernd, aber nur ganz selten wird das plötzlich zur Katastrophe. Natürlich ist ein Wortbruch keineswegs toll, in Hessen war es aber einfach die einzige Möglichkeit Politik zu machen. Weil sich alle möglichen Koalitionen vor der Wahl ausgeschlossen haben.

Ein viel schlimmerer Wortbruch (ok, eine Wertung ist dabei schwerlich vorzunehmen) ist meiner Meinung nach der Wortbruch bezüglich der MWST-Erhöhung.
Vor der Wahl sagt die CDU: "2% mehr Mehrwertsteuer". Die SPD sagt "Mit uns gibt es keine Mehrwertsteuererhöhung!".
Die große Koalition wird gebildet und was kommt raus? 3%.
Der logische Kompromiss aus 2 und 0...
 

David

Moderner Nomade
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Sei froh, daß aus 2 und 0 nicht gleich 20% wurden. :D

Was die möglichen Profiteure von Verdrossenheit über die etablierten Parteien angeht, meinte ich schon rechtsradikale Parteien, nicht die Union. (So riesig ist deren Unterschied zur SPD ja auch nicht mehr)

Bei den Linken weiß man halt leider nie so genau, was die wollen: Deren Präsidentschaftskandidat will Unschuldige verhaften, Lafontaine Enteignungen und es gibt auch einige Alt-Kommunisten bei denen man wirklich nicht sicher sein kann, ob sie Mauer + Stasi nicht doch besser fanden..
Ist sie aber mal ganz praktisch auf Landesebene an der Macht beteiligt unterscheidet sich ihre Politik weder zum Guten noch zum Schlechten sonderlich von der der anderen Parteien, was das ganze Getöse doch nur als schlichten Populismus (auch Wahlkampf genannt) erscheinen lässt, der nicht viel schlimmer ist als zB Kochs Getue vor der Hessenwahl.
 
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Mondragor

Schweigsamer Mann
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Auch wieder wahr. Aber 20 wäre ja wenigstens noch naheliegender gewesen. ;)

Wenn man es genau nimmt hat die CDU sich nicht wirklich bewegt, sie war schon immer eine Partei, die eher rechts von der Mtite stand und hat mit Leuten wie Schäuble auch Personal, dass deutlich rechts steht.

Genauso gibt es sicherlich in der Linken z.B. die kommunistische Plattform um Wagenknecht die klar den Sozialismus als Ziel fordern. Diese Gruppierung umfasst aber gerademal ein % der Gesamtpartei.
Der rechte Rand bei der CDU dürfte wahrscheinlich etwas größer ausfallen...

Dass sich SPD und CDU kaum unterscheiden sind ja eigentlich die Verdienste Schröders, der netterweise CDU-Politik gemacht hat. Witzig war nur in seiner Amtszeit, dass er Dinge umgesetzt hat, welche die CDU wollte, aber die CDU diesen nicht zugestimmt hat, weil sie ja nicht von ihnen kam.
Allerdings hat man so die Möglichkeit jegliche negativen Folgen aus der Rot-Grün Ära auf die SPD abzuladen.

Fürht man sich mal das Programm der Linken zu Gemüte weiß man ganz klar was die wollen. (NEIN, ich schreib' das jetzt hier nicht auf. Das ist online für jeden verfügbar - http://die-linke.de/partei/dokumente/programm_der_partei_die_linke_programmatische_eckpunkte/)

Das mit dem Bundespräsidentschaftskandidaten finde ich auch eher unglücklich, da haben sie sich glaube ich ein kleines Eigentor geschossen.

Zur Enteignung: Lafontaine will im Prinzip keine Enteignung.
Seine Argumentation ist, Enteignung rückgängig machen. Was man auch nachvollziehen kann. Es geht dabei um Vermögen, was durch die Arbeiterschaft aufgebaut wurde und dass dieses auch der Arbeiterschaft und nicht nur dem Unternehmer zugute kommen soll.
Ich persönlich finde das eigentlich recht nachvollziehbar und an sich in Ordnung. Die Problematik sind natürlich die vorhandenen riesigen Privatvermögen, die keiner derartigen Regelung unterlagen. Die Rückführung dieses Vermögen bzw. die Teilhabe der Arbeiter an diesen kann natürlich schon als Enteignung gesehen werden.
Es ist eher eine moralische Frage ob man Enteignung mit Enteignung rückgängig machen kann und die grundsätzliche Frage, ob NUR der Unternehmer profitieren soll oder ob AUCH die Arbeiterschaft einen "Profitanteil" haben soll.
 

David

Moderner Nomade
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Wer sich bei den beiden (noch) großen Parteien mehr bewegt hat, ist auch Ansichtssache, wenns nach der FDP geht, ist die Union ja auch schon auf dem halben Weg zum Sozialismus. :D

Aber was Lafontaine da von sich gegeben hat, halte ich für unzumutbar. Was Arbeitnehmer im Beruf leisten, gehört ganz eindeutig dem Unternehmen, das hat man im Arbeitsvertrag selber unterschrieben. Zustehen tut einem nur der Lohn, und was sonst noch so im Arbeitsvertrag steht. Schon da, wo er das als Enteignung bezeichnet, die ja entsprechende Gegenmittel rechtfertigen würde, erzählt er meiner Meinung nach kompletten Schwachsinn. (Er kann ja gerne mal einen Arbeitnehmer dazu überreden, wegen dieser Enteignung zu klagen.. :rolleyes: )

Was ich persönlich in der Hinsicht aber nicht versteh, ist warum bei uns (wie auch in der aktuellen Metaller-Tarifrunde) immer nur der feste Löhn um x,y % erhöht wird, es aber fast nie um Gewinnbeteiligungen geht, ganz besonders nicht bei den Streiks. Das wäre doch der direkte Weg für Arbeitnehmer, auch am Erfolg ihres Unternehmens beteiligt zu werden. (Warum nicht statt utopischer 8% für immer und ewig mal einen Inflationsausgleich + eine saftige Gewinnbeteiligung fordern, die im guten Jahr effektiv 10% mehr Lohn bedeuten kann, im schlechten aber wieder wegfallen kann ? )
Die Gegenargumente kenn ich natürlich: Das fliesst dann bei der nächsten Lohnerhöhung nicht mit ein, damit kann man nicht rechnen, es hängt nicht nur von der eigenen Arbeit ab etc. Aber genau das ist eben das, was Unternehmer von Arbeitnehmern unterscheidet. Man kann nicht bei Erfolg so tun als wäre das alles Sache der Arbeitnehmer und bei Misserfolg alles auf den Chef schieben, der den festen Lohn immer zahlen muss, selbst wenn er persönlich dabei drauflegt.

Mein Problem mit Lafontaine ist, daß ich nicht beurteilen kann, ob bei solchen Äußerungen sein wahres Ich zum Vorschein kommt, oder obs nur Populismus auf dem Niveau von Kochs kriminellen Ausländern sein soll.
 
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Darghand

Einer von vielen
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Was Arbeitnehmer im Beruf leisten, gehört ganz eindeutig dem Unternehmen, das hat man im Arbeitsvertrag selber unterschrieben. Zustehen tut einem nur der Lohn, und was sonst noch so im Arbeitsvertrag steht.

Das nennt sich Ausbeutung und basiert schlussendlich auf der Illusion des "freien Vertragsabschlusses" so wie der rechtlichen Gleichheit von Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Dass ersterer gar keine andere Wahl hat, als diesen Vertrag zu unterschreiben wenn er nicht verhungern will, da er nicht im Besitz von Produktionsmitteln ist; und zweiterer den von den ArbeiterInnen erzeugten Mehrwert nur behalten darf, weil er dem Schein nach dafür in Form des Lohnes bezahlt hat, hat diese Logik ja noch nie gestört.

Schon da, wo er das als Enteignung bezeichnet, die ja entsprechende Gegenmittel rechtfertigen würde, erzählt er meiner Meinung nach kompletten Schwachsinn.

Im Sinne der bürgerlichen Gesellschaftsform und der anhängigen Vorstellung von Freiheit und Gleichheit natürlich schon. ;)


Aber genau das ist eben das, was Unternehmer von Arbeitnehmern unterscheidet. Man kann nicht bei Erfolg so tun als wäre das alles Sache der Arbeitnehmer und bei Misserfolg alles auf den Chef schieben, der den festen Lohn immer zahlen muss, selbst wenn er persönlich dabei drauflegt.

Doch, natürlich. Der Mehrwert, den die ArbeiterInnen während der (zur eigenen Reproduktion unnötigen) Mehrarbeitszeit erzeugen, bleibt bei unveränderten Umständen immer gleich. Die so geschaffenen Warenwerte müssen sich halt am Markt als Teile der gesellschaftlichen Gesamtarbeit durchsetzen, nur liegt das absolut nicht in der Macht der ArbeiterInnen. Das ist Aufgabe der Kapitalistenklasse: eben dafür zu sorgen, dass sich das Kapital in Warenform wieder in Geld verwandelt und damit wieder in die (erweiterte) Produktion zurückfließen kann.
Das liegt zwar nicht nur am Einzelkapital und dessen Sachverwalter im einzelnen, sondern u.a. an den Fortschritten der Konkurrenz, es ändert aber nichts daran, dass das eben die originäre Aufgabe der KapitalistInnen ist, für Erfolg zu sorgen. Im übrigen ist es wohl auch kaum so, dass von steigenden Absätzen und Gewinnen nur die ArbeiterInnen profitieren würden, das wäre ja wirklich mal ganz was Neues. :rolleyes:

Nun ja, Gewerkschaften und Arbeitgeber sitzen eh im selben Boot: die Gewerkschaft möchte unbedingt die Arbeitsplätze erhalten, weshalb die Löhne sowieso nie derart steigen werden, dass sie oberhalb der Profitrate liegen und so den Fortbestand des Unternehmens gefährden würden.
 

Turjan

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"Der Mehrwert, den die ArbeiterInnen während der (zur eigenen Reproduktion unnötigen) Mehrarbeitszeit erzeugen, bleibt bei unveränderten Umständen immer gleich."

Der Wert von irgendetwas Materiellem ist immer nur das, was jemand anderes bereit ist, dafuer zu zahlen.
 

Micha

Kutte
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Der Wert einer Ware bestimmt sich technisch gesehen aus der dafür aufgewendeten Arbeitskraft, die hineingesteckt wurde. Diese fungiert als ultimativer Wertmesser einer Dienstleistung bzw. eines Produktes und ist insofern fest - der auf dem Markt erzielte "Wert" ist hingegen dessen Gesetzen unterworfen und somit nicht "ursprünglich", sondern später hinzugefügt worden und ständigen Schwankungen unterlegen.
 

David

Moderner Nomade
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"Der Mehrwert, den die ArbeiterInnen während der (zur eigenen Reproduktion unnötigen) Mehrarbeitszeit erzeugen, bleibt bei unveränderten Umständen immer gleich."
Der Satz hat irgendwie was: Bei unveränderten Umständen ändert sich nichts.. :eek: :D

Und das mit dem Verhungern, wenn man nicht irgendeinen Ausbeutungs-Vertrag unterschreibt, kommt wohl eher aus dem 19. Jhd. (genau wie die böse "Kapitalistenklasse" ) und hat mit unserer Gegenwart nicht mehr sehr viel zu tun. Wobei das in Ländern wie China natürlich schon wieder etwas anders ausschaut. Wenn man die Auswüchse des Kapitalismus kritisieren will, dann doch besser da und nicht in unserem verwöhntem reichem Land, wo man per Geburt schon auf der Gewinnerseite steht.
WIR haben in einem gewissen Grenzen wirklich die Möglichkeit "nein" zu sagen, wenn uns jemand mit einem "Ausbeutervertrag" kommt, und wer nicht ganz blöd ist, hat auch schnell raus, wie er das dem Arbeitsamt verklickert ohne allzugroßen Ärger zu bekommen. Notfalls muss man halt einfach dafür sorgen, daß man schnell wieder gekündigt wird, zB weil man seine vollen Arbeitnehmerrechte bei Krankheit etc. auch ausnutzt oder mal die Wahl eines Betriebsrates anstrebt. Die wirklich miesen Arbeitgeber sehen sowas nämlich gar nicht gerne.

Die Sache mit den Wertdefinitionen hatten wir ja schonmal, da kann sich ja im Grunde jeder den Wert zusammenbasteln, den er grad brauchen kann. Der Marktwert hat halt den Vorteil, daß man ihn in Geld messen und über Verkauf auch realisieren kann. Das ist sozusagen der allgemein akzeptierte Wert, oder besser der Geld-Wert auf den man sich geeinigt hat.
Was nutzt mir mein abstrakter, nur durch die Arbeitskraft definierter Wert, wenn das dem Anderen egal ist, und er mir trotzdem nur nen Euro geben will ?

PS.:
Zu den US-Wahlen: Ich muss wirklich sagen, daß ich erstaunt bin, wie gedultig die Amerikaner vor den (offenbar viel zu wenigen) Wahllokalen Schlange stehen. :up:
Ich weiß nicht, ob ich mir das antun würde. Ob solche Schlangen wirklich nötig wären, ist natürlich ne andere Frage, zumal das ja nicht nur diesmal passiert.
 
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Turjan

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@Micha: Das haengt offensichtlich von der Wirtschaftsschule ab, der Du folgst. Ob es so etwas wie einen intrinsischen oder immanenten Wert wirklich gibt, ist umstritten. Ich wuerde das, was Du als festen Wert beschreibst, eher als Kosten bezeichnen.

Wenn Du etwas, was Du produzierst, nicht selbst brauchst und nicht verkaufen kannst, ist der Wert Null (oder negativ, wenn Du rechnest, was Du reingesteckt hast).


@David: Du musst Dir amerikanische Wahlen nicht so vorstellen, wie bei uns, wo man vielleicht mal drei Kreuze machen muss. Hier hast Du oft 40 bis 80 Kreuze zu machen. Die Leute waehlen den Praesidenten, Gouverneure, Abgeordnete, Senatoren, Richter, County-Aufseher, Sheriffs, Forstaufseher, etc., etc., und sie stimmen ueber eine Reihe Staatsgesetze ab.
 
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Theron

Kampfmagier
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Echt? Das ist ja Wahnsinn. Da stimmt man doch noch viel mehr als hier über Sachen ab, mit denen man sich gar nicht beschäftigt hat, oder wer weiß schon wer irgendwo als Richter wirklich geeignet ist oder der Richter nicht doch besser als Forst-Aufseher geeignet wäre.:D
 

Shao

Ancient Amateur
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Naja, die Richter machen dort eben auch nen Wahlkampf. Kann man sich schwer vorstellen, ist aber so.
Außerdem scheint die diesjährige Wahlbeteiligung in den USA unerwartet hoch zu sein.
 

Turjan

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@Theron: Es ist absolut schrecklich. Die meisten Gesetze die hier auf dem Stimmzettel verabschiedet werden, haben ein boeses Nachspiel. Es hilft auch nicht, dass sie meist so formuliert sind, als wuerden sie das Gegenteil von dem bewirken, was sie eigentlich tun. Irgendwer nannte das "Orwellian double-speak".

Der Arizona-Stimmzettel ist noch relativ uebersichtlich. Wir haben keine Gouverneurs-Wahlen dieses Jahr, das Staatsparlament steht auch gerade nicht an, Senator McCain wurde vor vier Jahren gewaehlt und hat noch zwei uebrig, und Senator Kyl wurde vor zwei Jahren gewaehlt und hat noch vier Jahre im Amt.

Neben dem Praesidenten und den Distrikt-Abgeordneten fuer das US-Repraesentantenhaus stehen auf dem Maricopa County Ballot folgende Positionen zur Wahl:

Maricopa County Sheriff (Vote for 1) (wahrscheinlich wird Joe Arpaio wiedergewaehlt werden, der dafuer verantwortlich ist, dass z.B. Irland nicht mehr an die USA ausliefert)
Maricopa County Assessor (Vote for 1)
Maricopa County Attorney (Vote for 1)
Maricopa County Recorder (Vote for 1)
Arizona Corporation Commission (Vote for 3)

Folgende Gesetze stehen zur Abstimmung:

Proposition 100: Protect Our Homes
Proposition 101: Medical Choice for Arizona
Proposition 102: Marriage
Proposition 105: Majority Rules - Let the People Decide
Proposition 200: Payday Loan Reform Act
Proposition 201: Homeowners' Bill of Rights Committee
Proposition 202: Stop Illegal Hiring
Proposition 300: State Legislator's Salaries

Die meisten davon sind hinterlistige Schweinereien von irgendwelchen Interessengruppen.


Edit: Ich habe gerade auf den Stimmzettel geschaut, und es gibt doch noch ein paar Staatspositionen zu vergeben. Wie auch immer, hier ist ein direkter Link zum Stimmzettel in dem Bezirk, wo ich wohne:

http://recorder.maricopa.gov/media/ballot/Visio-1-0541-00.pdf


Edit 2: Wenn ich richtig gezaehlt habe, kann man auf dem Stimmzettel 77 Entscheidungen treffen. Das dauert ein Weilchen.
 
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David

Moderner Nomade
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Au weia, da kann man langsam verstehen, warum die Leute sich beim Ankreuzen gerne mal vertun, selbst wenn ihnen kein Amok laufender Wahlcomputer dabei hilft.. :eek:

Aber wenn man bei manchen deutschen Kommunalwahlen alle Stimmen einzeln auf dem Tischtuch-großem Wahlzettel verteilen würde, könnte das ähnliche Ausmaße annehmen. :D

Trotzdem müssten diese langen Schlangen am Wahltag eigentlich nicht sein, wie lange jemand im Schnitt in der Wahlkabine braucht, kann man ja schätzen, und wenn das eben ein paar Minuten länger dauert, braucht man halt mehr davon. Sollte in einem Land wie den USA ja eigentlich kein Problem sein.

PS.:
Was haben Gesetze ala "Protect Our Homes" denn zu bedeuten, wenn man das in ein paar Worten sagen kann ?
Klingt ja erstmal nett harmlos, aber von einer Rauchmelder-Pflicht bis hin zu Selbstschussanlagen im Vorgarten kann das ja alles und nix bedeuten.
 

Turjan

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@David:

Proposition 100: Protect Our Homes
Soll in der Verfassung eine moegliche Steuer auf den Verkauf eines Hauses blockieren. Sponsor: Arizona Hausmakler.
Proposition 101: Medical Choice for Arizona
Soll die Einfuehrung einer allgemeinen Krankenversicherung verfassungsmaessig unmoeglich machen. Sponsor: Aerzte, Geschaeftsleute
Proposition 102: Marriage
Soll die gleichgeschlechtliche Ehe in der Verfassung verbieten. Zweiter Anlauf. Sponsor: Republikaner
Proposition 105: Majority Rules - Let the People Decide
Soll alle Nichtwaehler in Entscheidungen ueber Steuermassnahmen automatisch als Neinstimmen zaehlen. Macht irgendwelche Steuermassnahmen praktisch unmoeglich. Sponsor: Fast Food-Ketten, Alkohol-Laeden.
Proposition 200: Payday Loan Reform Act
Soll das Arizona-Parlament daran hindern, etwas gegen die Zinswucherer zu tun, die Vorschuesse auf Lohnzahlungen geben (fuer ein paar 100% Jahreszins). Sponsor: Vereinigung der Zinswucherer.
Proposition 201: Homeowners' Bill of Rights Committee
Soll die Zwangsvermittlung bei Konflikten zwischen Hausbauern und Hauskaeufern abschaffen und durch komplizierte Gerichtsprozesse ersetzen. Sehr unuebersichtlich, nimmt wahrscheinlich eher Rechte von Hauskaeufern weg. Sponsor: Sheet Metal Workers' International Association (keine Ahnung was das ist).
Proposition 202: Stop Illegal Hiring
Soll die Gesetze gegen die Beschaeftigung illegaler Einwanderer verstaerken, versteckt aber in Wahrheit ein Amnestie fuer Firmen, die dies tun. Sponsor: Diverse Geschaeftsleute.
Proposition 300: State Legislator's Salaries
Soll die Gehaelter von Arizona-Abgeordneten von $24.000 auf $30.000 erhoehen. Laengst ueberfaellig, wird aber wohl wieder abgelehnt werden. Sponsor: Die zustaendige Staatskomission.

Was die Zahl der Wahlkabinen angeht, wird das halt nach Schaetzungen der Wahlbeteiligung eingerichtet. Faellt die Wahlbeteiligung hoeher an als letztes Mal, wird's eng.
 

Caswallon

Chronist
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Danke für den Stimmzettel, der ist interessant. :):up:

Sag mal, wenn es vorbei ist, was bei diesen Gesetzen rausgekommen ist. Deine Beschreibungen klingen ja irgendwie ... negativ. :D
"Proposition 101: Medical Choice for Arizona
Soll die Einfuehrung einer allgemeinen Krankenversicherung verfassungsmaessig unmoeglich machen."
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das ja ein Ziel Obamas - was hat dann Priorität? State Law, oder ein evtl. US-weites System?

Cas
 

Astaldo

Vampireslayer
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Hmm während der Berichterstattung kam auch noch so ein Bericht über Religiöse in Amerika. Die haben ja dort teilweise eigene Siedlungen, wo man nur wohnen kann, wenn wirklich tief religiös ist und wenn man sich nicht an die Regeln hält, rausfliegt. Da werden die Kinder daheim unterrichtet, wo dann zum Beispiel gelernt wird, dass die Erde etwa 6000 Jahre alt ist, so wie es die Bibel wiedergibt. Also ich hab ja prinzipiell nix dagegen, dass sie sich zusammentun und Wohnarreale bilden, da sie so der Gefahr von Anfeindungen aus dem Weg gehen, aber dass man dann noch daheim gebildet wird, find ich schon echt krass. Zumal dieses Areal auch eine eigene Uni hat. Ja was wird denn da gelernt? Da kann man ja Fächer wie Biologie oder Medizin schon mal weglassen, wenn man nicht an Evolution glaubt.
 

Durin

Schlachtenwüter
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Tja, http://www.fivethirtyeight.com/ ist ja wirklich genial. Sieht so aus, als werden sie in Montana falsch gelegen haben, aber das war es dann auch.

Ich denke, die Amerikaner übertreiben die Begeisterung etwas, aber ich kann die Begeisterung doch verstehen. Hauptsache, sie werden in den Wochen wieder auf den Boden kommen.
Ich lese viele Komentare wie: "Endlich können wir wieder stolz sagen, das wir Amerikaner sind."
Naja, wenn der Typ wirklich so gut ist, wie er in seinem Wahlkampf behauptet hat, dann kann es gut sein, das ich etwas Anti-Amerikanismus in Respekt umtausche. Aber das muss er ersteinmal beweisen.

Thema Proposition: Sieht "gut" aus für Californias Prop.8: Das eine Ehe eine Institution ist, die nur zwischen einem Mann und einer Frau sein darf. Ist doch "schön", dass auch mal ein gottloser Bundesstaat wie das Soddom der Westküste erkennt, dass nur durch den gesetzliche Zwang zu den guten christlicher Werten alles "besser" wird.

Homeschooling: Aus Fairness muss man zugeben, das die Erfindung nicht von den Religionsfanatikern kommt, sondern wahrscheinlich einfach von besorgten Eltern, die Angst um ihre Kinder hatten (Gewalt an Schulen und so).
Aber tatsächlich ist es jetzt eher als Möglichkeit genutzt, die Kinder vor schädlichen Gedanken zu schützen, die ihre Religiöse Überzeugung beeinflussen könnte.
 
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