Eine Frage an die Lehrer hier in der Runde

Tim

Streichel-Mod
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Eine gute Freundin von mir ist im Moment im Referendariat für Grundschullehramt.
Sie beschwert sich darüber, dass man bei den ganzen Vorführstunden und in den Reflektionseinheiten kaum richtiges Feedback bekommt, sondern nur irgendwelche schwammigen Aussagen. Sie vermisst klare Aussagen wie: "An den Phasenübergängen müssen sie noch arbeiten, so ist das Murks" oder ähnlichem.
War/ist das bei euch auch so? Was habt ihr dagegen gemacht?

Sie kennt zwei ihrer Schwachpunkte. Sie weiß, dass sie an der Ergebnissicherung an den Phasenübergängen in den Unterrichtsstunden arbeiten muss. Kennt jemand Literatur, die sie dafür konsultieren könnte? Oder eine nützliche Inetseite, wo sie Methoden nachschlagen kann?

Alles in Allem wirft sich bei mir die Frage auf. Ist das Kalkül was die Dozenten da machen um sie bis zu der wirklichen Prüfung im Unklaren zu lassen was ihre Leistungen anbelangt? Was bezwecken die damit, dass sie nicht mal klar Ansagen wo sie steht?

Könnt ihr helfen?
 

Imladris

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Nun, das ist so eine Sache mit den Seminarleitern...
Die sind eben auch nur Menschen und dahergehend mehr oder weniger kompetent. Da gibt es welche, die Seminarleiter geworden sind, weil sie es drauf haben und ihr Wissen an junge Lehrer weitergeben wollen, und dann gibt es jene, die es einfach in der Schule nicht mehr ausgehalten haben und "wegbefördert" wurden. Aber als Referendar ist man diesen Leuten leider auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

Zu deiner Frage: Kalkül ist da sicher nicht dahinter, eher wohl Unvermögen.

Zum Glück gibt es aber viele Möglichkeiten, wie diese Freundin von dir ihren Unterricht verbessern kann. Ich empfehle diese Bücher:

- Unruh/Petersen: Guter Unterricht, Praxishandbuch (AOL-Verlag)
- Unruh/Petersen: Guter Unterricht, Trainingsmodule (AOL-Verlag)
- Müller: Selbstständigkeit fördern und fordern, Handlungsorientierte Methoden (BELTZ)

Auch ganz gut (aber etwas umfangreicher und theorielastiger):
Meyer: Unterrichtsmethoden; I:Theorieband, II:Praxisband (Cornelsen)

Neben der Lektüre sollte sie auch so oft es geht bei guten Lehrern hospitieren und auf diese Sachen achten, die sie verbessern möchte. Wie machen das andere Lehrer? Auch schlechte Lehrer können als Beispiel dienen, wie man es besser nicht macht... ;)
 
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Shao

Ancient Amateur
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Ebenfalls hilfreich ist, auch von Hilbert Meyer, "Was ist guter Unterricht?". Da deine Freundin schon im Referendariat ist, müsste sie damit klar kommen, denn Hilbert setzt sehr viel Wissen voraus - damit ist das Buch allerdings recht nützlich. Ich versteh das Buch auch nur weil ich bei Hilbert ein Seminar habe. :)
 

Tim

Streichel-Mod
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Danke für die Tipps. Ich habe ihr die Büchervorschläge weitergegeben und habe mir nochmal näher diese Sache mit dem Feedback erklären lassen...

Ein kleines Beispiel von dieser Woche in der Nachbesprechung eines Unterrichtsbesuchs:

Prüfer: Frau X, dann reflektieren sie doch mal, wo denken sie, haben sie heute etwas falsch gemacht?
Frau X: Also ich denke ich hätte in der Ergebnissicherung noch einen Satz an die Tafel schreiben müssen zum besseren Verständnis... außerdem ist mit der Übergang von TK 1 zu TK 2 nicht so geglückt, da muss ich dran arbeiten.
Prüfer: Aha, was fällt ihnen noch ein?
Frau X: Ich bin ansonsten eigentlich ganz zufrieden, die Kinder haben toll mitgemacht, die didaktische Aufreihung der Methoden war meiner Meinung nach gut auf die Klasse zugeschnitten.
Prüfer: Ok, dann danke ich Ihnen für ihre Mühe. Wir sehen uns dann nächste Woche.

;) Das ist natürlich jetzt überspitzt dargestellt. Aber so in Etwa darf man sich das vorstellen was da abläuft. Sie reflektiert über sich selbst, bekommt vielleicht mal ein bis zwei Beispiele wie man es hätte anders machen können, aber es wird keinerlei Aussage getroffen wo sie wirklich steht... und ob die Methoden die sie angewandt hat auch in Ordnung sind.. alles sehr schwammig. Jetzt hat sie nächste Woche die mündliche Reflektion oder was auch immer... also ein Gespräch mit ihrem Prüfer... sie ist jetzt schon gespannt wie viel Feedback sie da bekommt.

Als ich angeregt habe, dass sie doch einfach nach ihrem Stand fragen könne, sagte sie, dass man das nicht machen könne, weil das kein Lehramtsanwärter bekommen würde...

Ich bin da echt mit meinem Latein am Ende...
 

Caswallon

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Hmm...
Das habe ich grundsätzlich anders erlebt. Die Besuche und Hinweise der Seminarlehrer waren die Dinge, die mich - mehr als Studium, Literatur und Betreuungslehrer - am meisten weitergebracht haben. Nun habe ich sicher Glück bei den Seminarlehrern gehabt, aber ich habe das als sehr sinnvoll empfunden.
Gut, eine benotete Bewertung "Insgesamt, Herr S., wäre diese Stunde ungefähr mit einer 3 zu bewerten, Sie müssen also noch etwas an Ihrem Unterricht arbeiten" gab es mW auch nicht. Aber muß es ja auch nicht, wenn sonst die Rückmeldung gut ist...

Wenn möglich, sollte sie vielleicht versuchen, sich ihre Rückmeldungen anderswo zu holen - am ehesten käme da ja der Betreuungslehrer an der Schule in Frage. Wie ist denn da der Kontakt?

Cas
 
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