Bundestagswahl 2017

Caesar

C
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Kurz gesagt: Elend!

Etwas länger gesagt: wen soll man denn nun wählen? Soll man überhaupt wählen? Aber vor allem meine konkrete Frage:
Angenommen ich wähle eine Partei die nicht in den Bundestag kommt. Welchen Effekt hat das? Besagte Partei bekommt vermutlich etwas Geld aus der Finanzierung und der Stimmenanteil bei den anderen Parteien sinkt. Die Frage sit nun, was passiert mit der Sitzverteilung? Eigentlich ja nichts, oder? Weil, angenommen es gibt 100 Sitze und man bekommt für jedes % einen Sitz, falls 50% der Stimmen an Parteien gingen die unter 5% bekommen und nicht einziehen, bekommt eben jede einziehende Partei 2 Sitze pro %
Sehe ich das richtig? Mache ich mir zu viele Gedanken für diese eine Stimme?

Und nachdem meine höchst wichtige Frage geklärt wurde kann natürlich beliebig über die Wahl gespammt werden :)
 

Mumme

Verhüllter Enthüller
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Ha, genau die selbe Frage habe ich mir auch schon gestellt. Und ich glaube(!), es ist genau wie du befürchtest, die übrigen Parteien bekommen ein paar Euro weniger Kostenerstattung, aber an der Sitzverteilung ändert sich garnix. Heisst, in deinem Beispiel reichen eben 25,x% um eine Regierung zu bilden.... :c:
Weiss das jemand defintiv?
 

Caesar

C
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Alles andere würde ja leere Sitze oder so bedeuten die es nicht gibt. Dh wenn man will, dass die AfD möglichst wenig Sitze bekommt muss man eine Partei wählen die auch in den Bundestag kommt, mein Problem ist, dass ich die alle verschieden stark nicht mag :D
 

Mumme

Verhüllter Enthüller
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Genauso geht's mir auch ... und wenn man dann in diesen üblen Wahlsendungen sieht, wie sich Grüne, Linke und SPD am liebsten gegenseitig anzicken, wird das auch nicht besser :wuerg:

Edit: Aber wahrscheinlich macht man sich wirklich zu viele Gedanken um seine popelige Stimme (wenn Wahlen was ändern würden, ... )
 

Lazarus

Lumpenbarde
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Ich werde das kleinste Übel unter den Parteien wählen, die eine Chance auf den Bundestag haben und nicht AfD sind.

Bin mir allerdings noch nicht sicher, wer das sein soll.
Aber ich werde auf jeden Fall wählen.
 

Armus Bergstein

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Ich habe bereits gewählt. Da man bei unserem Wahlsystem ja praktisch gezwungen ist, taktisch zu wählen, habe ich auch eine der 6 (bzw. 7, ich hoffe ja irgendwie, dass die CSU mal unter die 5% Hürde fällt) Parteien gewählt, die eine Chance haben, auf über 5% zu kommen. Und ich habe natürlich auch nicht für die braunen gestimmt, sondern für die meiner Meinung nach am wenigsten konservative von den verbleibenden 4 Parteien.

Was den Wahlausgang angeht, hoffe ich ja irgendwie, dass die SPD irgendwo ein Second-Hand Rückgrat findet, und tatsächlich keine große Koalition eingehen wird, es rechnerisch für keine andere sinnvolle Koalition reicht, und es stattdessen eine Merkel-Minderheitsregierung gibt. Dann bekämen parlamentarische Debatten endlich mal ein wenig Sinn.
 

Mindriel

Traumläufer
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Laut meinen Tests mit diesem Rechner macht es tatsächlich überhaupt keinen Unterschied für die Sitzverteilung, wenn beliebig viele Parteien unter der 5% Hürde beliebig viele Stimmen bekommen (solange dadurch keine Parteien die Hürde über- oder unterschreiten natürlich).

Angenehme Träume,
Mindriel
 

Mirya

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Caesar, du siehst das schon richtig. Die Verteilung der Sitze im Bundestag wird gemacht ohne die Parteien, die die 5% Hürde nicht schaffen.
Also werden die 598 Sitze nach Zweitstimmen verteilt - nur nach denen, die die 5% geschafft haben. Da bekommen dann erst die Erststimmengewählten ihren Platz, dann die Listenleute.
Aber: Wenn es mehr gewählte mit Erststimmen gibt als durch die Zweitstimme zusteht, kommen die Überhangmandate ins Spiel - und da hat sich im Wahlrecht was geändert, damit sich durch die Überhangmandate die Sitzverteilung der Parteien nicht ändert, bekommen dann die anderen Parteien auch noch passende zusätzliche Mandate. Das könnte den Bundestag nochmal ein ganzes Stück vergrößern.

Die Partei, die nicht einzieht in den Bundestag, hat von deiner Stimme jährlich 85 cent oder so. :D

@Armus Bergstein
Die CSU kommt trotzdem rein, die 5% Hürde gilt nicht, wenn eine Partei 3 oder mehr Direktmandate gewinnt.

Wen ich wählen soll, weiß ich trotz der absolut überzeugenden :wuerg: Christian Schmidt Plakate an jeder Ecke leider nicht.
 

Danol

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Die Sitzeverteilung im Bundestag berücksichtigt Stimmen für <5%-Parteien in der tat gar nicht.
Es ist dennoch falsch, sich darum keine Gedanken zu machen, denn eine Auswirkung hat diese Stimme: Sie sorgt dafür, dass die 5%-Hürde höher liegt, denn die berechnet sich nach der Anzahl der insgesamt abgegebenen, gültigen Stimmen. Eine nicht für die AFD abgegebene Stimme macht es der AFD also auf jeden Fall schwerer in den Bundestag einzuziehen, auch wenn die gewählte Partei am Ende an der 5%-Hürde scheitert.
Außerdem gibts möglicherweise mehr Überhangmandate, aber die sind für die prozentuale Sitzverteilung bedeutungslos und sorgen nur für mehr Parlamentarier.

Ansonsten stimme ich Armus Bergstein vollkommen zu: Eine Minderheitsregierung wäre das Beste, was uns derzeit passieren könnte. Dummerweise steht die nicht auf dem Wahlzettel.

Mittlerweile bin ich ziemlich frustriert. Es gibt keine Partei, von der ich mich vertreten fühle und die eine realistische Chance auf Einzug in den Bundestag hat. Im Ergebnis könnte ich erstmalig zum Nichtwähler werden.
 

Armus Bergstein

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@Mirya: Diese Klausel war mir tatsächlich unbekannt. Ich hatte aber sowieso die Direktmandate vergessen, und da bekommt die CSU ja fast alle. Zumindest solange ein großer Teil der bayerischen Denkallergiker weiterhin gemäß "mei Großvatr hat scho d'CSU gwählt, mei Vatr hat d'CSU gwählt, also wähl i a d'CSU" abstimmt.
 

Lisra

Schmusekater
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Bin genau auf Höhe von Lazarus.

Ganz schön mittelmäßig - und das ist vermutlich was wir weiter bekommen werden? 4 Jahre weiteres, mittelmäßiges Herumwurschteln.
 

Val

Amazing lolcat
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Allein, dass die AfD es über die 5% Hürde schafft. Das ist eine Schande. Mir wird übel bei dem Gedanken daran. Darum: Geht wählen.
 

Danol

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Schlechte Motivation. Ich empfinde die 5%-Hürde als undemokratisch und werde nicht Wählen gehen nur damit eine Partei nicht in den Bundestag einzieht.

Darüber hinaus schreckt mich ab dass ich keine Chance habe meine Anliegen irgendwie im Bundestag vertreten zu sehen. Ich kann eine >5%-Partei wählen, da gibts allerdings keine von der ich mich vertreten fühle, oder eine <5%-Partei, womit ich letztlich Merkel wähle, denn Stimmen, die an der 5%-Hürde verpuffen, helfen in erster Linie den großen Parteien (je mehr Stimmen durch die Hürde ignoriert werden, desto weniger Stimmen braucht man für eine regierungsfähige Mehrheit, was Parteien mit vielem Stammwählern zugute kommt). Wie mans dreht und wendet, in jedem Fall unterstützt meine Stimme am Ende eine Politik, die ich nicht will - da lass' ich das Wählen lieber gleich sein.

Mit einer 5%-AFD im Bundestag kann ich übrigens wesentlich eher leben als mit weiteren 4 Jahren Merkel; die restlichen Parteien sind sich in ihrer Ablehnung der AFD zu einig, als dass die einen realen Unterschied machen könnte. Dummerweise werden wir wohl beides bekommen - zur Wahl steht nur, mit welchem Koalitionspartner Merkel Kanzlerin bleibt.
 

Lisra

Schmusekater
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Aber dann muss man das unsägliche Gequäke der AfD ja auch im Bundestag anhören. Das kann nicht gesund sein.
 

Darghand

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Ich werde FDP wählen, weil ich deren neues Maskottchen so süß finde. Wie hieß er noch gleich, der mit dem Hundeblick auf den Plakaten... Außerdem finde ich es sympathisch, dass die FDP in bester liberaler Manier im Grunde keine Vorstellung von Gesellschaftspolitik hat und deshalb auch keine anstrebt.

Die AfD hingegen muss in den Bundestag. Ich möchte, dass jeder auch am Parlament erkennen kann - innerhalb Deutschlands und darüberhinaus - mit was ein gewisser Teil der Wählerschaft so übereinstimmt. Es nützt ja nichts, wenn sich deren Sympathisanten weiterhin nur in Facebook-Gruppen und im Dorfkrug sich gegenseitig ihrer Einfalt und Engstirnigkeit versichern. Wenn der AfD-Sermon auch im Parlament in die Welt hinausgeblökt wird, sieht die Presse vielleicht auch endlich wieder davon ab, die Leserschaft mit Formaten wie "Expeditionen ins Pegidareich" zu langweilen oder ständig Rechtsradikale wie Götz Kubitschek zu interviewen. Das wäre doch schön! Die Zeit könnte endlich ihren deutschtümelnden Versuch einstellen, noch dem hinterletzten Landstrich der zu nichts als zum Vergessen und Verlassen einlädt, unter dem Label #D17 irgendeine Form von Heimatromantik anzudichten. Ist die AfD auch erstmal im Bundestag, erledigt sich vielleicht auch ein Stück weit der Versuch der Unionsparteien, sich diesen rechten Rand durch eigenes Nach-rechts-Rücken wieder einzuverleiben. Es besteht die Chance zu der Erkenntnis, dass ein Sammelbecken für diese derart Überzeugten gar nicht das Schlechteste ist, weil man dann gleich etliche Querulanten weniger in der Partei hat und man weniger dem Risiko ausgesetzt ist, wegen Rechtsauslegern wie Martin Hohmann schlechte Presse zu kriegen.
 

Maus

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@Darg: bisserl naiv dein zweiter Absatz? Wenn die Presse sieht, wieviele Leute die AfD wählen, sehen sie nur potentielle Leser und Anzeigenkunden, die bedient werden müssen...

Schön wäre es ja... *seufz* aber hinsichlich der Erkenntnisfähigkeit etlicher Leute bin ich ziemlich skeptisch.

Vielleicht wäre es auch lustig, die SPD zu wählen und zu schauen, was die machen, wenn sie über 30% kommen? Dann müssen sie den Schulz behalten und sich vielleicht echt überlegen, was sie so anstreben...
 

skull

Thronfolger
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Bin auch etwas frustriert. Es gibt nur eine Partei, auf deren Plakaten vor unserer Haustür das Wort 'Miete' vorkommt, und die will ich eigentlich nicht wählen, aber läuft wohl darauf hinaus. :hae:

@Dargh

Ist Dir mal ein Trekker über den Fuß gefahren oder wo rührt dieses antirurale Sentiment her?;)
 

Darghand

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@Maus

Mag sein. Allerdings: die AfD sitzt jetzt schon in zig Landesparlamenten und bringt es dort abgesehen von Peinlichkeiten und Unorganisiertheit zu nichts, was der überregionalen Presse ein paar Zeilen wert wäre. Ich denke eher, dass sich der ganze rechte Sermon sehr schnell abnutzt. Wer will denn ständig über unglaublich dumme und vorgestrige Äußerungen berichten? Und wozu? Und wenn schon nicht inhaltlich: Mit welchem Personal will die AfD punkten? Würde die Partei nicht von der Überzeugung, von einem übermächtigen Feind drangsaliert zu werden, zusammengehalten, sie wäre bei der in ihr versammelten Masse an Inkompetenz, Idiotentum und Intrige schon längst auseinandergebrochen.

Die schreibende Zunft kann auch mit der Linkspartei nichts anfangen. Die aber haben immerhin Gysi in ihren Reihen, bei dem die meisten dann doch zugeben können, dass er rhetorische Begabung mit Intelligenz zu vereinen mag - was dann doch wieder berichtenswert ist. Und es macht ihn nicht zum schlechtesten Interviewpartner. (Andererseits erklärt das auch den Hass auf Gysi: mit einem Idioten als politischen Gegner kommt man noch zurecht, nicht aber, wenn er einem geistig und sprachlich obenauf ist).

@skull

Ich durfte meine Jugend in der Provinz der norddeutschen Tiefebene verbringen, wo nur Rüben, Weizen oder Raps jeweils in Hochleistungszüchtung wachsen. Von daher bin ich traumatisiert (Zeltfeste, Dorfdisco, ...) und berufe mich darauf, von solchen Artikeln getriggert zu werden. Antirurales Tourette. Isch bin Opfer!
 

Caesar

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Ganz interessanter Artikel über die technischen Details des Wahlrechts mit Überhangs/Ausgleichmandaten:
http://www.faz.net/aktuell/wissen/c...-abgeordnete-im-neuen-bundestag-15201682.html

Dazu sagt deutschlands führender EU-Politiker:

Hihihi:
Wer mit der Erststimme einen CDU/SPD/Grünen/FDP/Linke-Kandidaten erfolgreich direktwählt, der nicht durch die Prozente bei den Zweitstimmen gedeckt ist- der verschafft der AfD ein Ausgleichsmandat...
Smiley.
 

Armus Bergstein

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Der Artikel ist tatsächlich interessant. Allerdings kann ich persönlich jetzt nichts schlimmes an ~100 mehr Abgeordneten finden. Klar, die kosten etwas Geld, allerdings sollte das im Bundeshaushalt ein eher unbedeutender Posten sein.

Was mich viel mehr stört, ist die Umfrage in der Mitte des Artikels, über die vom Leser bevorzugte Koalition. Auch im Text wird das Problem der schwierigen Koalitionsverhandlungen angesprochen:

„Wenn die Koalitionsparteien, die dann die Regierung stellen werden, sich im Koalitionsvertrag verpflichten, wird etwas geschehen. Wenn nicht, werden sie wieder nichts tun und warten, bis es richtig kracht.“
Doch steht zu erwarten, dass bei den komplizierten Koalitionsverhandlungen, die nicht zuletzt der Einzug der AfD in den Bundestag befürchten lassen, eine neuerliche Wahlrechtsreform erst ganz weit unten auf der Agenda stehen dürfte.

Wieso ist diese Idee von Koalitionsregierungen so "alternativlos" fest verankert in den Köpfen der deutschen Bevölkerung (oder zumindest der Politiker und Journalisten)?

Ich finde Koalitionen ja mal ganz grundsätzlich nicht sonderlich demokratisch. Da entscheiden dann irgendwelche Eliten in den Parteien in irgendwelchen Hinterzimmern, was gemacht wird, und die Abgeordneten müssen sich dann aufgrund des Fraktionszwanges daran halten. Die Opposition ist nur noch kosmetisches Schauspiel. Im Prinzip die "Spiele" für den politisch interessierten Teil der Bevölkerung (für die anderen scheint Fußball ja zu reichen).
Bei der ganzen Sache gehen die Wahlergebnisse gerade mal ein wenig als Verhandlungsmasse ein. Da aber ja jeder im Prinzip nur für eine Partei stimmen kann, hat man ja als Wähler gar keinen direkten Einfluss auf die Koalitionsbildung. Es ist ja nicht so, als ob irgendjemand 2005 oder 2013 bewusst für die große Koalition abstimmen können oder wollen hätte.

Dann kommt es eben zu solchen Geschichten, dass es 4 Jahre lang im Parlament eine Mehrheit für die Homoehe gibt, und trotzdem nichts passiert (wenn es nicht am Ende diesen Zufall/Fehler/wahltaktischen Zug Merkels gegeben hätte).

Ich finde, dass Minderheitsregierungen mit wechselnden Mehrheiten da deutlich demokratischer sind.
 
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