Mal wieder ein paar Gedanken zum Thema, da ich gerade erneut so richtig traurig-genervt von dem bin, was so durch die Nachrichten geht. Wahlkonvent der Demokraten in den USA – und was man von dort hört, löst bei mir Brechreize aus.
Kerry soll die tolle Alternative zu Bush sein?
Natürlich, so Edwards (Kerrys designierter Vize), würde ein demokratischer Präsident nicht nur „entschlossen gegen den Terror vorgehen“, nein, solche Sensibelchen sind die Demokraten nicht, sie haben’s gern eine Drehung martialischer: Man werde die Terroristen, welchen auf den Kopf zugesagt wird, sie könnten sich nicht verstecken,
zerstören (destroy). Zerstören, klar doch, nichts leichter als das, darin hat Gottes eigene Nation ja Erfahrung... Irgendwoher kennt man solche Glaubensbekenntnisse.
Um die Irak-Thematik drückt man sich, es ist das schleimige Geschleiche der Katze um den heißen Blechnapf. Wie gerne würde man Bush das Irak-Problem um die Ohren latzen, nur leider hat man damals zugestimmt, als es Richtung Irak ging. Man hatte auch dem Patriots Act zugestimmt und daher und überhaupt ist es jetzt besonders wichtig, Kerry als hochdekorierten Vietnamkriegs-Veteranen rauszustreichen. Das ist doch wichtig, einen soldatisch erfahrenen Präsidenten zu haben, einen entschlußfreudigen „commander in chief“, nicht wahr?
Wie auch immer: Der Irak-Krieg darf nicht als „Fehler“ tituliert werden, angeblich, weil ja immer noch GIs dort kämpfen. Sowas tut man doch nicht, einen Fehler Fehler nennen, solange man noch nicht weiß, wie man diesen Fehler wieder ausbügelt. Statt dessen wird eine Medienshow inszeniert, bei welcher auf jeden der 5000 Deligierten 5 Journalisten kommen (in Worten: fünfundzwanzigtausend Medienvertreter sind vor Ort!!!!), und wo es vor allem auf die richtige Mischung zwischen Musik-Anteil und Luftballon-Zauber anzukommen scheint.
Derweil geht der Rest der Welt weiter den Bach runter. Im Irak krepieren an einem Tag über hundert Anschlagsopfer, hier wird mal ein Ausländer gekidnapt, dort mal einer enthauptet, ich frage mich, wie diese Terroristen, die sich angeblich nicht verstecken können, so in aller Ruhe ihrem Handwerk nachgehen können? Das Land libanisiert so langsam, hohe Mandatsträger der irakischen Interims-Regierung scheinen Freiwild zu sein für jeden, der so lange im Koran gelesen hat, bis seine Ganglien zu schrumpfen begannen. Das ist doch Elend hoch drei! Und war da nicht auch noch Afghanistan? Gestern haben „Ärzte ohne Grenzen“ bekannt gegeben, daß sie sich aus dem Land zurückziehen, nachdem fünf ihrer Mitarbeiter ermordet wurden. Und wer trägt eine Mitverantwortung daran? Die USA und Großbritannien, die öffentlich behaupten, die humanitären Organisationen wären ein Bestandteil ihres Konzeptes. Was für die Taliban im Umkehrschluß heißt: Wer ein Bestandteil des Konzeptes unserer Gegner ist, der ist unser Feind und gehört somit ausradiert.
Also werden die NGO’s von den aliierten Besatzern einfach dreist zu Verbündeten erklärt, ihr einziger Schutz, nämlich ihre politische Unparteilichkeit, wird ihnen durch Werbestrategen der Besatzer kaputt gemacht. Da den Besatzern zu dem „Zuckerbrot und Peitsche“-Vorgehen das Zuckerbrot zu fehlen scheint, leihen sie es sich ungefragt bei den NGOs und nehmen dabei solche Mordanschläge wie die an den Ärtze-ohne-Grenzen-Mitarbeitern anscheinend billigend in Kauf.
Versagen also auf ganzer Kriegsfront, sowohl in Afghanistan, welches seit der Beendigung des Taliban-Regimes (in Khabul und zwei, drei ausgewählten Zentren, ansonsten weiß doch keiner, wer auf dem Land das Sagen hat: Die Alliierten sind es jedenfalls nicht) einen aufblühenden Heroin-Markt erlebt, als auch im Irak, wo nun statt der sich in ihre stark gesicherten Stützpunkte zurückziehenden US-Soldaten vorwiegend Irakis sterben dürfen, welche dummerweise ihren Tagesgeschäften auf öffentlichen Straßen nachgehen müssen.
Ach ja, neben dem dritten Frontabschnitt „Terror“, dessen Lage niemand kennt, obwohl sich die Terroristen ja angeblich nicht verstecken könnten, ist da noch ein vierter Kriegsschauplatz: Der Krieg gegen die Drogen, das aberwitzigste Kriegsprojekt, daß jemals gestartet wurde. Denn hier wird das Prinzip der meisten Konflikte, nach welchem die Waffen immer aus den USA geliefert werden, auf den traurigen Höhepunkt gebracht: Sowohl die Drogenbekämpfungs-Armeen als auch die Drogen-Armeen selbst werden zum ganz überwiegenden Anteil aus den USA finanziert. Mit dem nicht durchsetzbaren Verbot solcher Drogen wie Kokain, Crack usw. wird eine Mafia-Wirtschaft am Leben gehalten, die angeblich (ich kann mir solche Summen gar nicht vorstellen!) 8 Millarden Dollars umsetzt.
Täglich.
Auch hier geht man vor wie in den anderen amerikanischen Kriegen: Doppelzüngig bis zum Gehtnichtmehr, und immer feste druff auf die kleinen Fische, da man die Großen ja nicht an die Angel bekommt. Schätzungsweise fünfzehn Prozent z.B. des bolivianischen Bruttosozialproduktes kommt aus dem Kokain-Geschäft. Da stecken sie alle mit drin, die großen Banken, die großen Chemiekonzerne (denn um Kokain herzustellen, werden Unmengen an Chemikalien gebraucht, die auch prompt – und legal natürlich! – aus den USA und auch aus Europa nach Bolivien geliefert werdn...), all die Sicherheitsagenturen usw. usf....
Wem geht es an den Kragen? Den bolivianischen Bauern, über deren Äcker die Flugzeuge mit den Pflanzengiften düsen (leider nimmt ihnen ihre traditionellen Produkte niemand zu profitablen Konditionen ab, was also sollten sie machen?), und den kleinen Dope-Dealern in den amerikanischen Großstädten, welche dafür sorgen, daß sich die US-Gefängnisbaubranche die Hände reibt...
Edwards Reaktion auf all diesen Mist: „Hope is on it’s way!“
Denn man will ja vor allem die Bekloppten, die Grenzdebilen, diejenigen, die eigentlich nur aus Versehen in die Konventrede gezappt waren, als Wähler gewinnen, nicht wahr? Denen muß man nur oft genug ins Hirn dreschen, daß Hoffnung auf dem Weg sei, dann wählen sie den, der da Hoffnung versprach... Äh – wer war das gleich nochmal? Kerry? Bush? Der Pastor neulich in der Anonymen-Alkoholiker-Gruppe? Egal, sich zur Wahl zu begeben ist ja eh viel zu aufwendig, warum soll man da hin gehen, wenn doch die Hoffnung einem eh schon entgegenkommt?
Also, was hätten wir denn nun gerne? Bush-Best oder Kerry-Kolera? Prost und wohl bekomm’s!