Der Irak-Konflikt Nr. 2

Chinasky

Dirty old man
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Nein, nein, keiner hofft, daß es noch zu einem weiteren Irakkrieg kommt! :eek:
Nur war auch dieser Thread schlicht seeeeeehr lang geworden und die überlangen Topics werden momentan mal ein bisserl zusammengestrichen, beziehungsweise ins Archiv verschoben, um den Forentraffic in Grenzen zu halten.

Also: Es handelt sich immer noch um denselben Irak-Konflikt, zu welchem Nemos den ersten Thread eröffnet hatte, damals, als noch gewaltige Massenvernichtungswaffenarsenale innerhalb von 30 Minuten Großbritannien zu vaporisieren drohten... Weiterhin soll hier auch zu allen Themen, die in der politischen Diskussion näher oder ferner mit dem Irak-Krieg zusammenhängen, diskutiert werden. Ihr wißt schon: Alles, was nur ein, zwei SPIEGEL-Klicks von Saddam Hussein und Gerge W. Bush entfernt ist. ;)
Ich wünsche allen politischen Köpfen hier weiterhin viel Spaß, viel rauchende Hirne und ein gedeihliches und insbesondere - bei aller Gegensätzlichkeit der Standpunkte - faires Diskutieren auf dem gewohnt hohen Niveau!

Hier noch der Link zur letzten Seite des Originaltopics.
 
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David

Moderner Nomade
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Hat zwar nix mit Politik zu tun, aber warum sollte der lange Thread mehr Traffic schaffen als ein Neues?
Es wird sich doch niemand noch alle Seiten durchlesen? :eek:
Und ansonsten lädt man ja eh nur die letzte Seite.
 

Garfield

Forums-Opi
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Anscheinend doch nicht.

Wie gesagt das ist die technische Auskunft von Whcity und ich denke das wird schon seine Gründe haben.

Möchte aber auch noch vorausschicken, dass das keine Forderung von Whcity ist sondern eine von uns freiwillig durchgeführte Änderung.
Whcity stellt uns hier immerhin freiwillig und gratis einiges an Webspace und Trafficvolumen zur Verfügung.

Und ihr könnt mir glauben, dass das in diesem Forum eingiges ist.;)
 

David

Moderner Nomade
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Das merk ich schon an meinem stark schrumpfendem Freivolumen. :D
Vielleicht meinen die die Datenbankzugriffe und nicht den Traffic?

Aber ist ja auch egal, so ists für Neueinsteiger auch übersichtlicher. :)
Aber eigentlich hätten wir den Thread "Politik-Topic" oder so nennen sollen, der Irakkrieg ist mittlerweile doch ziemlich totdiskutiert.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Azariel

Shade
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Da wir gerade eh alle am spammen sind. :p

Das ist mir neulich über den weg gesurft: klickmich
 

David

Moderner Nomade
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@Gala:
Da halte ichs mit Mister Spock "Das Wohl vieler geht über das Wohl eines einzelnen Bushs". :D
 

Tsaya

Self-Tortured Soul
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@David:
Tatsächlich war Mr. Spock sogar noch viel weiser, er sagte nämlich
The needs of the many outweigh the needs of the few
Das schließt Bush Senior also zweifelsfrei mit ein :D. Der saß wahrscheinlich hinten im Wagen und ist ja ohnehin an dem Schlamassel schuld :rolleyes:
 

David

Moderner Nomade
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Der hat die Karte gelesen, nach der George jr. in den Untergang gefahren ist. :D
Aber ein (Un)Wetterchen wo man solche Fotos machen könnte hatte ich hier auch grade, so lauten Donner und so viele und grelle Blitze (hab nur noch Sternchen gesehen als ich zu nem unpassendem Zeitpunkt rausgeschaut hab) hab ich noch nicht oft gesehen.
 

Fabian

Hefti
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Also, für alle die es noch nicht wissen:
Morgen beginnt die 4tägige "Democratic National Convention".
So ne Art Parteitag der Demokraten, wo auch Kerry und Edwards offiziell gekürt werden, allerdings ist es primär ein Medienspektakel.
Und zwar ein wichtiges!

Vielleicht sogar das wichtigste in diesem Wahlkampf.
Die Situation ist ähnlich wie die Clintons vor seiner ersten Amtszeit:
Der republikanische Kandidat und der demokratische Kandidat liegen etwa gleich auf.

Clinton hatte vor der Convention das Problem, dass er selbst kaum bekannt war, dass der average joe nicht wusste wer dieser Clinton denn nun ist.
Kerrys Problem ist das selbe.

Nach der Convention legten Clintons Umfragewerte enorm zu, er übernahm die Führung mit satten 24% mehr als Bush senior.

An Kerry liegt es nun das selbe zu schaffen, seine wichtige Rede ( an der ein gut sechzig Mann starkes Team arbeitet!) findet am Donnerstag statt.
Am Montag, mit möglichst großem Abstand also, damit er Kerry nicht überschattet, hält Clinon seine Unterstützungsrede.


Ps.: Der obligatorische Spiegellink: ;)
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,310300,00.html
 
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Chinasky

Dirty old man
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Mal wieder ein paar Gedanken zum Thema, da ich gerade erneut so richtig traurig-genervt von dem bin, was so durch die Nachrichten geht. Wahlkonvent der Demokraten in den USA – und was man von dort hört, löst bei mir Brechreize aus.

Kerry soll die tolle Alternative zu Bush sein?

Natürlich, so Edwards (Kerrys designierter Vize), würde ein demokratischer Präsident nicht nur „entschlossen gegen den Terror vorgehen“, nein, solche Sensibelchen sind die Demokraten nicht, sie haben’s gern eine Drehung martialischer: Man werde die Terroristen, welchen auf den Kopf zugesagt wird, sie könnten sich nicht verstecken, zerstören (destroy). Zerstören, klar doch, nichts leichter als das, darin hat Gottes eigene Nation ja Erfahrung... Irgendwoher kennt man solche Glaubensbekenntnisse.

Um die Irak-Thematik drückt man sich, es ist das schleimige Geschleiche der Katze um den heißen Blechnapf. Wie gerne würde man Bush das Irak-Problem um die Ohren latzen, nur leider hat man damals zugestimmt, als es Richtung Irak ging. Man hatte auch dem Patriots Act zugestimmt und daher und überhaupt ist es jetzt besonders wichtig, Kerry als hochdekorierten Vietnamkriegs-Veteranen rauszustreichen. Das ist doch wichtig, einen soldatisch erfahrenen Präsidenten zu haben, einen entschlußfreudigen „commander in chief“, nicht wahr?
Wie auch immer: Der Irak-Krieg darf nicht als „Fehler“ tituliert werden, angeblich, weil ja immer noch GIs dort kämpfen. Sowas tut man doch nicht, einen Fehler Fehler nennen, solange man noch nicht weiß, wie man diesen Fehler wieder ausbügelt. Statt dessen wird eine Medienshow inszeniert, bei welcher auf jeden der 5000 Deligierten 5 Journalisten kommen (in Worten: fünfundzwanzigtausend Medienvertreter sind vor Ort!!!!), und wo es vor allem auf die richtige Mischung zwischen Musik-Anteil und Luftballon-Zauber anzukommen scheint.

Derweil geht der Rest der Welt weiter den Bach runter. Im Irak krepieren an einem Tag über hundert Anschlagsopfer, hier wird mal ein Ausländer gekidnapt, dort mal einer enthauptet, ich frage mich, wie diese Terroristen, die sich angeblich nicht verstecken können, so in aller Ruhe ihrem Handwerk nachgehen können? Das Land libanisiert so langsam, hohe Mandatsträger der irakischen Interims-Regierung scheinen Freiwild zu sein für jeden, der so lange im Koran gelesen hat, bis seine Ganglien zu schrumpfen begannen. Das ist doch Elend hoch drei! Und war da nicht auch noch Afghanistan? Gestern haben „Ärzte ohne Grenzen“ bekannt gegeben, daß sie sich aus dem Land zurückziehen, nachdem fünf ihrer Mitarbeiter ermordet wurden. Und wer trägt eine Mitverantwortung daran? Die USA und Großbritannien, die öffentlich behaupten, die humanitären Organisationen wären ein Bestandteil ihres Konzeptes. Was für die Taliban im Umkehrschluß heißt: Wer ein Bestandteil des Konzeptes unserer Gegner ist, der ist unser Feind und gehört somit ausradiert.

Also werden die NGO’s von den aliierten Besatzern einfach dreist zu Verbündeten erklärt, ihr einziger Schutz, nämlich ihre politische Unparteilichkeit, wird ihnen durch Werbestrategen der Besatzer kaputt gemacht. Da den Besatzern zu dem „Zuckerbrot und Peitsche“-Vorgehen das Zuckerbrot zu fehlen scheint, leihen sie es sich ungefragt bei den NGOs und nehmen dabei solche Mordanschläge wie die an den Ärtze-ohne-Grenzen-Mitarbeitern anscheinend billigend in Kauf.
Versagen also auf ganzer Kriegsfront, sowohl in Afghanistan, welches seit der Beendigung des Taliban-Regimes (in Khabul und zwei, drei ausgewählten Zentren, ansonsten weiß doch keiner, wer auf dem Land das Sagen hat: Die Alliierten sind es jedenfalls nicht) einen aufblühenden Heroin-Markt erlebt, als auch im Irak, wo nun statt der sich in ihre stark gesicherten Stützpunkte zurückziehenden US-Soldaten vorwiegend Irakis sterben dürfen, welche dummerweise ihren Tagesgeschäften auf öffentlichen Straßen nachgehen müssen.

Ach ja, neben dem dritten Frontabschnitt „Terror“, dessen Lage niemand kennt, obwohl sich die Terroristen ja angeblich nicht verstecken könnten, ist da noch ein vierter Kriegsschauplatz: Der Krieg gegen die Drogen, das aberwitzigste Kriegsprojekt, daß jemals gestartet wurde. Denn hier wird das Prinzip der meisten Konflikte, nach welchem die Waffen immer aus den USA geliefert werden, auf den traurigen Höhepunkt gebracht: Sowohl die Drogenbekämpfungs-Armeen als auch die Drogen-Armeen selbst werden zum ganz überwiegenden Anteil aus den USA finanziert. Mit dem nicht durchsetzbaren Verbot solcher Drogen wie Kokain, Crack usw. wird eine Mafia-Wirtschaft am Leben gehalten, die angeblich (ich kann mir solche Summen gar nicht vorstellen!) 8 Millarden Dollars umsetzt.

Täglich.

Auch hier geht man vor wie in den anderen amerikanischen Kriegen: Doppelzüngig bis zum Gehtnichtmehr, und immer feste druff auf die kleinen Fische, da man die Großen ja nicht an die Angel bekommt. Schätzungsweise fünfzehn Prozent z.B. des bolivianischen Bruttosozialproduktes kommt aus dem Kokain-Geschäft. Da stecken sie alle mit drin, die großen Banken, die großen Chemiekonzerne (denn um Kokain herzustellen, werden Unmengen an Chemikalien gebraucht, die auch prompt – und legal natürlich! – aus den USA und auch aus Europa nach Bolivien geliefert werdn...), all die Sicherheitsagenturen usw. usf....
Wem geht es an den Kragen? Den bolivianischen Bauern, über deren Äcker die Flugzeuge mit den Pflanzengiften düsen (leider nimmt ihnen ihre traditionellen Produkte niemand zu profitablen Konditionen ab, was also sollten sie machen?), und den kleinen Dope-Dealern in den amerikanischen Großstädten, welche dafür sorgen, daß sich die US-Gefängnisbaubranche die Hände reibt...

Edwards Reaktion auf all diesen Mist: „Hope is on it’s way!“
Denn man will ja vor allem die Bekloppten, die Grenzdebilen, diejenigen, die eigentlich nur aus Versehen in die Konventrede gezappt waren, als Wähler gewinnen, nicht wahr? Denen muß man nur oft genug ins Hirn dreschen, daß Hoffnung auf dem Weg sei, dann wählen sie den, der da Hoffnung versprach... Äh – wer war das gleich nochmal? Kerry? Bush? Der Pastor neulich in der Anonymen-Alkoholiker-Gruppe? Egal, sich zur Wahl zu begeben ist ja eh viel zu aufwendig, warum soll man da hin gehen, wenn doch die Hoffnung einem eh schon entgegenkommt?

Also, was hätten wir denn nun gerne? Bush-Best oder Kerry-Kolera? Prost und wohl bekomm’s! :c:
 
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Lord Snow

Lord Commander
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Und wer sich bis jetzt, angewidert von diesem ganzen Irrsinn, noch nicht die Seele aus dem Leibe gekotzt hat, der schaue sich Fahrenheit 9/11 an. Danach hat man dann garantiert nichts mehr im Magen.
 

David

Moderner Nomade
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Moore kann man nicht ernst nehmen, der Kerl ist mir genauso unsymapthisch wie Bush und benimmt sich eigentlich nicht viel anders, nur eben mit entgegengesetztem Standpunkt.
Der macht Kinofilme und reitet auf einer Anti-Bush Welle, bzw. Anti USA Welle im Ausland, und verdient damit Millionen. Mit Politik hat das nichts zu tun, außerdem dürfte der Film auch keinen grossen Einfluss haben, da sich wohl kein Bush-Wähler von so platten "Argumenten" überzeugen lassen wird, Kerry zu wählen.
Bei aller berechtigten Kritik an Bush und an den USA -mit denen man sicher 10 Kinofilme füllen könnte- darf man nicht immer nur die eine Seite sehen, wenn man ernstgenommen werden will, und das tut Moore meines Wissens nach nicht. Er sagt ja sogar selber, das er nur Satire macht.

Kerry kann schlecht gegen den Krieg sein, wenn er gewählt werden will, eine offene Ablehnung des Krieges würde ihm in den USA als Verrat an den kämpfenden Soldaten ausgelegt werden und ihm um jede Wahlchance bringen.
Außerdem ist der Krieg nicht DAS entscheidente Wahlkampfthema, auch wenn das im Ausland als wichtigstes Thema rüberkommen mag. Und wenns um soziale Fragen geht, kann Kerry sich vielleicht/hoffentlich deutlicher von Bush abheben, der ja z.B. mit seiner Steuerreform für Millionäre ne gute Angriffsfläche geboten hat.
Mit Kerry könnte man aber wenigstens einen Neuanfang machen, was die internationale Zusammenarbeit angeht.
Im Irak muss man eben jetzt die Suppe auslöffeln, und aus den Fehlern der beiden Bush-Kriege lernen. Einen sofortigen Rückzug kann man ja auch nicht wirklich wollen, dann würde wahrscheinlich das komplette Chaos ausbrechen.

Ich halte es mit der Devise "jeder, nur nicht Bush", schon alleine, damit zukünftige Präsidenten wissen, wofür man abgewählt wird.
Ich fürchte allerdings, das er keine so grossen Chancen hat, wenn er nicht ganz gewaltig zulegt was seine Redekunst angeht. :(
Es spricht ja schon Bände, das man Angst hat, das Clinton ihm die Show stehlen könnte, weil er zu gute Reden hält. :rolleyes:

Mich würde diese Art des Wahlkampfes auch ganz gewaltig nerven, dagegen ist das bei uns ja wirklich harmlos. Und das es als Vorteil angesehen wird, in einem sinnlosen und ungerechtfertigtem Krieg gekämpft zu haben, gefällt mir auch nicht, aber so läufts in den USA eben. Und Vorteile nicht zu nutzen, wäre dumm.
Ich sehe es zwar als vernünftig an, sich um einen Krieg zu drücken, wenn man das Glück hat, dies zu können. ABer wenn man den grossen Kämpfer Bush damit schaden kann, das er während des Krieges tapfer ne Kaserne in den USA bewacht hat (wahrscheinlich mit ner Bierflasche in der Hand :fies: ), dann muss man das auch tun im Wahlkampf.

Jemand, der Präsident werden will, kann eben nicht alle Regeln und Normen des Landes missachten, was allerdings nötig wäre, um einen sachlichen und moralisch einwandfreien Wahlkampf zu führen. :rolleyes:
 
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Chinasky

Dirty old man
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@David: Und warum genau ist Dir MM genauso unsympathisch wie Bush? Er reitet auf einer Anti-Bush-Welle? Hast Du seine Bücher gelesen? Ich frage nur mal so, weil Deine nicht weiter ins Detail gehenden Aussagen über MM exakt in jene Richtung gehen, die hierzulande von den düpierten Feuilletonisten ventiliert wird, weil sie es nicht ertragen können, daß jemand mit politischen Statements bekannt werden und Diskussionen anleiern/befeuern kann, die sie selbst bislang in ihren Elfenbeintürmchen nicht so recht zugange kriegten. Wieviele Millionen verdient MM denn genau an diesem Reiten auf der Anti-Bush-Welle? Und weißt Du auch, was er mit diesem Geld tut? (In seinem letzten Buch gibt er dazu ein paar Hinweise, von denen ich hoffe, daß sie stimmen. Aber selbst, wenn er sich - egoistisch von seinem neuen Reichtum ermuntert - noch ein paar Burger mehr am Tag reinpfeift: Worum geht es eigentlich bei dem Vorwurf? Darum, daß jemand mit der richtigen Botschaft kein Geld verdienen darf? Und warum nicht?)

Tut mir leid, wenn ich auf diesem Punkt beharre, aber dieses MM-Bashing ist sowas von verlogen, daß ich mich halt immer wieder drüber aufregen muß. Lies sein letztes Buch, schau mal auf seine Web-Page und überleg Dir, was er Deiner Meinung nach anders und besser machen sollte. Und dann erklär mir das, denn ich lerne immer gern dazu und finde originelle Ideen spannend. MM Populismus, "platte Argumente" usw. vorzuwerfen, ist nicht besonders originell.
Er ist Künstler, Entertainer und Aktivist und natürlich hat sein Tun viel mit Politik zu tun! Es sei denn, Du hast ein etwas seltsames Verständnis von Politik. Politik ist jenes Feld der Öffentlichkeit, wo die verschiedenen Interessengruppen einer Gesellschaft darüber streiten und kämpfen, wie diese Gesellschaft organisiert wird oder werden soll. Und auf diesem Feld engagiert sich MM. Eventuell nicht mit so feiner Dialektik wie ein Chomsky oder andere Großdenker. Aber Politik geht nicht nur ein paar Zeit-Leser an, sondern sie betrifft auch andere Gesellschaftsschichten, deren Einstellung leider häufig in dem kurzen Satz: "Politik? Interessiert ich mich nicht für!" zusammenzufassen ist. Mach einen Vorschlag, wie man solche (wahlberechtigten) Gruppen besser anspricht, um eine im Grunde richtige Botschaft anzubringen!
 
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Lord Snow

Lord Commander
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Ich glaube schon, dass man Moore ernstnehmen kann und muss. Und wesentlich sympathischer als Bush ist er mir allemal. Es mag sein, dass Moores Bücher und Filme nicht objektiv sind. Das kann man dem investigativem Journalismus wie er z. B. in Sendungen wie Monitor, Panorama, Report, Frontal usw. oder Printmedien wie dem Spiegel praktiziert wird, dann allerdings auch vorhalten. Und mit platten Argumenten glänzen ja wohl gerade Moores Widersacher (siehe Hanks Post).

Moores Sicht der Dinge ist die des kleinen Mannes (Das ist nämlich die andere Seite, das andere Amerika, von dem man in den Medien leider nie etwas mitbekommt. Und deshalb ist es gut, dass es in den USA auch noch Leute wie Moore gibt, die es trotz aller Widrigkeiten schaffen, sich auf unterhaltsame Art und Weise Gehör zu verschaffen.), der ausgiebig im Dreck der "Großkopferten" gebuddelt hat und anschliessend versucht, sich auf all die Ungereimtheiten, auf die er dabei gestossen ist, einen Reim zu machen. Und das gelingt ihm zum wiederholten Male ausgesprochen gut. :up: "Nur Satire" sind seine Werke keinesfalls, dafür ist der Hintergrund viel zu ernst. Und was den Wahrheitsgehalt seiner Dokumentationen angeht: Es gibt wohl einen guten Grund dafür, dass Moore im verklagungsgeilen Amerika noch keinen Prozess am Hals hat. ;)

Mein Gott, wie sehr muss es der Bush Junta stinken, nichts gegen MM unternehmen zu können. Zu doof, dass der Mann so bekannt und die USA eine Demokratie ist. Allerdings, denke ich nicht, dass Fahrenheit 9/11 entscheidend den Wahlausgang beeinflusst. Die wenigsten Bushwähler werden den Film wohl ansehen.
 
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Tsaya

Self-Tortured Soul
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Ich stimme Hank da zu.
Als Person mag ich MM und seine Art auch nicht besonders. Aber das ändert nichts an der Tatsche, daß er politische Probleme auf ein Niveau bringt, das auch für den "Normalmenschen" ohne Harvard-Politik-Abschluß noch interessant ist. Durch die Verlegung des Themas in die abendlichen Kinosäle ist jedenfalls schonmal viel gewonnen.
Daß man seine Aussagen, die natürlich auch darauf abzielen witzig und unterhaltsam zu sein, nicht als blanke Tatsachen betrachten darf ist klar. Aber jeder, der sich so einen Film in Kino ansieht hat danach 2 Stunden mehr Politik hinter sich als es mit dem neuesten Hollywood Streifen der Fall gewesen wäre.
 

Chinasky

Dirty old man
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Hier ein Link zu unserem geliebten SPIEGEL, der da eher auf Davids Linie liegt, und der mir eben gerade unterkam. Faktencheck - aha, nun weiß man also Genaueres. Hätte eben Kommissionsberichte lesen sollen... Ganz zum Ende ist dem Autoren übrigens ein grandioser freudscher Formulierungsfehler unterlaufen, es sei denn, der Satz "Denn entlarvt wird die amerikanische Regierung durch seinen Film auf jeden Fall" sei ernst gemeint. Aber das widerspräche dem Tenor des Artikels, weswegen ich vermute, da habe "auf keinen Fall" stehen sollen. ;)

Der Tenor: MM beschmutzt unsere saubere, intellektuell hochstehende Anti-Bush-Haltung durch seine Sudeleien und an Betrug grenzenden Auslassungen im Film. Und so ein Artikel nun also im SPIEGEL, von dem ich als langjähriger Leser ganz genau weiß, wie geschickt dort mit Wahrheiten und Auslassungen jongliert wird, bis alles dem jeweiligen Autor in den Kram paßt... Aber wer nicht mal mehr im Glashaus sitzt, weil er das schon längst kaputtgekriegt hat, der darf dann freilich auch mit Steinen werfen. Nun, wenigstens ist man sich mal mit der BILD einig... :D
 
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David

Moderner Nomade
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Ich werd diese Bücher bestimmt nicht lesen, um die USA im Allgemeinen oder Bush im Besonderen zu kritisieren brauche ich Moore nicht.
Da wäre der offizielle Bericht über den 11. Sep. garantiert interesannter.

Ich mag einfach seine Art nicht, das ist nen publikumsgeiler Mensch, der sich als eine Art Rebell profilieren will und grosse Sprüche reist. Das typische Klischee eines Amerikaners eben.
Er spuckt grosse Töne und tut so, als ob er wirklich was riskieren würde mit seinen Filmen, was natürlich nicht der Fall ist. Und er übertreibt es auch dermaßen, das er keinen grossen Einfluss ausüben kann, weil er gleich den Ruf eines Hetzers weghat, so das sich nur die Leute seine Filme anschauen, die eh seiner Meinung sind, und sich hinterher auf die Schultern klopfen können "haben wirs doch gewusst". Er befriedigt schlicht das Bedürfniss vieler Menschen, sich mal ein wenig rebellisch fühlen zu dürfen, und mal über den mächtigsten Mensch der Welt lachen zu können.
Zu einer ernsthaften Diskussion regt er aber nicht an.
Er kann Bush sogar dankbar sein, denn ohne seine extreme Politik käme ein solcher Film nicht beim Publikum an.
Es sei Moore gegönnt, das er erfolgreiche Satiren ins Kino bringt, aber man sollte das nicht unbedingt als letzte und vollständige Wahrheit hinnehmen.
Wenn man sich diese Show-Wahlkämpfe in den USA anschaut, scheint Moore sich allerdings nur dem Niveau anzupassen.. :(
Aner einer Gesellschaft, wo nur sowas zieht, ist meiner Meinung nach genausoviel Kritik angebracht wie an einem Präsidenten, der völkerrechtswiedrige Angriffskriege führt. Bush ist meiner Meinung nach nicht das Hauptproblem an Amerika, er ist nur ein Symptom für viel tieferliegende Probleme.
Das Argument "Politik muss eben albern sein, damit sie die Leute erreicht" ist meiner Meinung nach sehr gefährlich, weil Politik eigentlich viel zu wichtig wäre, als das man sie der sensationsgeilen Öffentlichkeit opfern dürfte. Wer es nicht fertigbringt, seriöse Nachrichten zu sehen, der sollte der Politik besser ganz fernbleiben.

Das, was Moore letztenendes an Fakten in seinen Filmen bringt, ist altbekanntes, nach allem was man hört, allerdings ziemlich wild zusammengeschnitten und mit Kommentaren versehen. So merkt mans eben nicht so schnell, das manm eigentlich nur "best of tagesschau" sieht.
Soweit ich weiß soll er doch in seinem Film sogar andeuten, das Bush mit Bin Laden unter einer Decke steckt, weil angeblich irgentwelche Verwanden von Bin Laden nach den ANschlägen ausgeflogen wurden?
Das klingt für mich verdächtig nach Verschwörungstheorie.
Und ansonsten macht er sich eben über Bush lustig wie wir das auch gerne immer mal wieder tun, z.B. die Szene wo er 7 Minuten lang dasitzt und nicht weiß, was er machen soll. Aber das ist wohl nichts, was man unbedingt gesehen haben muss.
So einen Film könnte man im Übrigen über so ziemlich jeden Politiker drehen, man schneide ein paar Szenen ohne Zusammenhang zusammen, und suche nach jedem Skandal, der sich finden lässt, mixe das ganze mit ein paar Andeutungen und fertig.
Außerdem geht er meines Wissens nach praktisch gar nicht auf Argumente der Gegenseite ein, was ihn natürlich angreifbar macht. Und leider ermöglicht er es auch Bush und seinen Komplizen Kritiker als Mitreiter auf der Welle, die Moore mit seiner "Hetze" ausgelöst hat zu verharmlosen.
Bush einfach zu unterstellen, er sei das personifizierte Böse ist bei aller Kritik an ihm doch ein bisschen platt.

Und was den Spiegel angeht würde ich in dem Fall sagen, das, wenn sogar der Spiegel, der nun wirklich nicht als pro-amerikanisch gelten dürfte, Moore kritisiert, statt die in seinem Film aufgeführten Argumente noch einmal aufzugreifen, dies nicht gerade für Moores Seriosität spricht.
 
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Chinasky

Dirty old man
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"... nach allem, was man hört..."
Okay, dann wäre das ja geklärt.
 

Lord Snow

Lord Commander
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@David

Tut mir leid, aber Moore als Hetzer zu beschimpfen, ist unangebracht. Schau dir den Film selbst an und beachte zumindest ein einziges Mal weniger das, was "man so hört" bzw. auf Spiegel Online steht. :rolleyes:

Der Film mag aus vielen Einzelszenen zusammengeschnitten sein, aber ein roter Faden zieht sich von Anfang bis Ende durch. Moore verdreht nie die Tatsachen und seine Kommentare würde ich auch eher als dezent bezeichnen. Für dich mag Fahrenheit 9/11 vielleicht Altbekanntes bringen, es soll aber immer noch Leute geben, die daran zweifeln, dass Habgier das ausschlaggebende Motiv für den Irakkkrieg war.

Falsch! Moore behauptet zu keinem Zeitpunkt, dass Terrorist Bin Laden und Bush unter einer Decke stecken. Er zeigt lediglich die finanziellen Verflechtungen der Bush- und Bin Laden-Familien auf.

"Bush einfach zu unterstellen, er sei das personifizierte Böse ist bei aller Kritik an ihm doch ein bisschen platt." Und wo hast du das nun wieder her? :rolleyes:

Ich denke, du kannst dir durch das, was du von dritter Hand zu wissen glaubst, keine Meinung über einen Film (oder damit gar einer anderen Person) anmassen, ohne diesen gesehen zu haben. Aber lies du mal schön den offiziellen 585-seitigen Bericht über den 11. September. ;)
 
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