Papst zur Ehe
http://www.n-tv.de/540757.html
Papst Benedikt XVI. hat sich vehement gegen "anarchische Freiheiten" ausgesprochen und damit Homo-Ehen gemeint, die "die Zukunft der Familie bedrohen".
Der "Wert der Familie" der Rechten ist für mich genauso ein beliebiger, aber schlussendlich völlig inhaltsleerer Luftikusbegriff wie der "Klassenkampf" der Linken. Es gibt keinen "Wert der Familie" und es gibt keinen "Klassenkampf" ! Es geht um Menschen und nicht um Modelle.
Laut dem zweiten christlichen Gebot (Liebe deinen Nächsten wie dich selbst) und der goldenen Regel (Tu anderen nicht, was man dir nicht tun soll) haben alle Menschen dieselben Rechte. Niemand kann aber selbst entscheiden, ob er homosexuell oder heterosexuell (oder die Mischung bisexuell) ist. Außer das sie das "falsche", eigene Geschlecht lieben, verhalten sich Homosexuelle nicht viel anders als Heterosexuelle. Warum also haben die Homosexuellen kein Anrecht auf die Ehe, wenn die Heterosexuellen das doch auch haben ? Das ist den heutigen Menschen zu Recht völlig unverständlich.
In seiner ersten deutlichen Erklärung gegen gleichgeschlechtliche Ehen seit seiner Wahl zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche richtete er sich zudem gegen Scheidungen, Ehen auf Probe und wilde Ehen.
Die Ehe ist ein öffentlicher Schwur, einander immer zu lieben. Der Schwur ist öffentlich, damit es den Leuten leichter fällt, denselben zu halten.
Die Scheidung bringt den Eheleuten oft nichts, weil sie dieselben Charakterfehler, die die erste Ehe zum Scheitern gebracht hat, nur wieder in die zweite Ehe einbringen werden. Sie bekommen also nur den Schmerz der Scheidung, ohne irgendwelchen Mehrwert; es wäre für sie unter dem Strich also besser gewesen, hätten sie noch mehr versucht, an sich zu arbeiten und die erste Ehe zu retten.
Trotzdem gibt es Fälle, in denen eine Scheidung wirklich angezeigt ist, in denen sich zwei Leute zusammengetan haben, die in Wahrheit einander von Anfang an nichts zu sagen hatten. In solchen Fällen (laut Aussage eines Eheberaters, die ich mal gelesen habe, sind das etwa einer von zwanzig Fällen) bringt eine Scheidung den Eheleuten einen Fortschritt. Genau deßhalb lehne ich schnelle Eheschließungen ab; man sollte den Partner erst kennenlernen, bevor man ihn heiratet.
Ein generelles Verbot der Scheidung lehne ich deßhalb ab. Auch die Ehe ist für den Menschen da und nicht andersherum !
Die wilde Ehe ist eine natürliche Reaktion auf die steigenden Scheidungsraten, ansonsten halte ich sie wie der Papst für eine schlechte Idee. Für die "Ehe auf Probe" gilt dasselbe. Wer "probieren" will, der sollte seinen Partner eben erstmal richtig kennenlernen. Das Eheversprechen aber sollte bedingungslos sein, sonst ist es keine Liebe.
Ich finde es schade, das der neue Papst nun doch der Idee der Scheidung eine Totalabsage erteilt, obwohl es erst geheißen hat, das er sie einführen wolle.
"Die verschiedenen Formen der Auflösung der Ehe - wilde Ehen, Ehen auf Probe sowie Pseudo-Ehen zwischen Menschen des gleichen Geschlechts - sind Ausdrücke einer anarchischen Freiheit, die sich selbst fälschlicherweise als die wahre Befreiung des Menschen darstellen." Wenige Tage vor einem Referendum über künstliche Geburtenkontrolle in Italien wandte sich der Papst auch dagegen.
Es gibt weder eine "anarchische Freiheitsbewegung" noch versucht irgendwer, die wilde Ehe als wahre Befreiung des Menschen darzustellen. Die Menschen reagieren damit einfach auf die steigenden Scheidungsraten. Der Papst leidet offensichtlich wie schon sein Vorgänger unter einem Verfolgungswahn.
Der frühere Joseph Kardinal Ratzinger sagte, "Pseudo-Freiheiten" wie Homo-Ehen gingen auf eine "Banalisierung des menschlichen Körpers" und des Menschen an sich zurück. Der 78-Jährige hob auch die Werte der Familie hervor. Ehe und Familie seien keine lockere soziologische Konstruktion sondern Ergebnis besonderer geschichtlicher und wirtschaftlicher Situationen. Der Papst wandte sich auch gegen die Verhütung. Paare handelten gegen die Natur der Liebe, wenn sie systematisch das "Geschenk des Lebens" ausschlössen. "Der größte Ausdruck von Freiheit ist nicht die Suche nach Vergnügen."
Das ein Mönch kein Verständnis dafür hat, das Sexualität nicht nur der Fortpflanzung, sondern auch der emotionalen Bindung der Partner dient, ist wohl verständlich. Aber nicht alle Menschen sind zum Mönchs- oder Nonnendasein geboren - tatsächlich sind nur recht wenige dafür geeignet.
Sexualität ist nämlich kein "Vergnügen", auf das man auch mal eben so verzichten könnte. Es ist ein emotionales Bedürfnis der meisten Menschen. Wäre dem nicht so, würden wir ja alle ohne Weiteres ins Kloster gehen können. Die Sexualitätsfeindlichkeit ist hier, das der Papst den Menschen mal wieder suggestiert, das sie sich für ihre Sexualität schämen sollen.
Und wir können die Welt nicht mit dem "Geschenk des Lebens" überfluten. Dann kämen auf jeden der wohlgenährten und gesunden Europäer ein sattes Dutzend Kinder. Die Welt wäre blitzschnell völlig überfüllt ! Das Geburtenkontrolle schlecht wäre, ist ein offensichtlicher Humbug.
Sexualität sollte immer ein Ausdruck der Liebe sein. Ist sie das aber, ist sie weder unmoralisch noch sollte man sich ihrer schämen.