Doc im Glashaus oder Rechtschreibtipps, die die Welt nicht braucht

Mindriel

Traumläufer
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Ich muss diesen Thread mal wieder vorholen..
.. und darauf hinweisen, dass manche Dinge hanebüchen sein können - weniger allerdings hahnebüchern oder ähnliches ;)

Angenehme Träume,
Mindriel
 

Ice

Technomage
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Das muss man wenigstens zweimal lesen bis man den Fehler sieht.
Aber "standart" statt Standard, wie auch schon auf gewissen (professionell gemachten!) Webseiten gesehen, tut schon beim ersten Lesen weh.


Gruss, Ice
 

Chinasky

Dirty old man
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*staubvomthreadklopf*

Ich hab kürzlich den Rechtschreibnazi rausgekehrt, als jemand einen Dritten belehrte, es hieße nicht "wegen jedem Unsinn", sondern "wegen jedes Unsinns". Meine unerbetene Einmischung lautete: "Fast richtig. Ganz korrekt müßte man sagen: wegen jeden Unsinns".

Stimmt das überhaupt - und, falls ja - wo steht es, ausser auf den ehernen Füßen meines Sprachgefühls?
 

Sir Darian

Ritter des Helm
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Hmmm... *grübel*

Ich kenne "Wegen verlangt im Deutschen den Genitiv". :hae:
Daher tendiere ich zur zweiten Möglichkeit, wobei gefühlt Deine dritte am elegantesten rüberkommt.

Ganz schrecklich aber finde ich den Neologismus vom Rechtschreibnazi. :grmpf: :down::wuerg:
Ich meine, einen Vertreter einer unglaublich menschenverachtenden Idoelogie mit integrierter Tötungsmaschinerie gleichzusetzen mit einem, der gerne die Grammatik seiner Sprache ernst nimmt... da wird mir schlecht.
 

Tim

Streichel-Mod
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;) Im Endeffekt hätte er auch Regelfaschismus sagen können Pie.. käme aufs Gleiche raus. Das Wort "Grammarnazi" hat sich im Web ziemlich eingebürgert. Wir hier in Deutschland sind eh die einzige Nation die alles was mit dem dritten Reich sprachlich in Verbindung kommt "verteufeln".

Wie sagte mal ein sehr intelligenter Mann: "Wenn man etwas verarbeiten will muss man sich darüber lustig machen". Humor hilft. Besonders in solchen politisch "inkorrekten" Dingen. Der Satiriker hat es ja auch erst dann richtig gemacht, wenn sie jeder darüber aufregt ;)
 

Sir Darian

Ritter des Helm
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Nein, tut mir leid, soweit reicht mein Humor dann doch nicht. :hae:
 

Tim

Streichel-Mod
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Um mal noch zu Hanks Frage beizutragen. Die unglaublich empirische Google Suche Studie hat ergeben:

wegen jedem Unsinn --> 8890 Funde
wegen jedes Unsinns --> 140 Funde
wegen jeden Unsinns --> 9 Funde

:D Die Frage ist jetzt natürlich. Ist das Internet doof und kennt die Deutsche Grammatik nicht?
 

Sir Darian

Ritter des Helm
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Hmmm... *grübel*

Naja, ich sag es mal so: Wäre das Internet der Massstab für richtig oder falsch, dann wäre Standart Standard.
 

Tim

Streichel-Mod
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Standard --> 4,78 Milliarden Funde
Standart --> 95,3 Millionen Funde

Och... :D
 

Jastey

Matron Modderholic
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Hm... gute Frage. Man sagt ja auch "diesen Jahres" - was, glaube ich, auch richtig ist. Quellen bleibe ich natürlich schuldig.

Tim: Was ich daraus entnehme ist: Bei Zweifeln an korrekter Schreibweise googlen, und dann das nehmen, was am zweithäufigsten verwendet wurde. :wunder:
 

Tim

Streichel-Mod
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Naja.. da würdest du bei Standard aber falsch liegen... die richtige Schreibweise hat MILLIARDEN Treffer während die falsche nur Millionen hat ;)
 

Jastey

Matron Modderholic
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Da hast Du Recht - hatte nur die Zahlen und "M..."-Treffer gelesen. Puh, dann ist es ja doch noch nicht so schlimm, wie ich dachte.
 

Chinasky

Dirty old man
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Neologismus - auch ein schönes Wort, das man öfter mal irgendwo unterbringen sollte! :)
Aber meine Frage ist noch nicht beantwortet. :shine:

Was den Rechtschreibnazi angeht, so darf man den, auf sich selbst bezogen, durchaus mal verwenden, finde ich. So, wie auch den Inquisitor - je nachdem, ob's angezeigt ist oder nicht. :p Als Synonym hätte ich vielleicht Rechtschreibtaliban nehmen können - immerhin assoziiert man die fanatische Ablehnung aller Regellockerungen ja auch mit diesen netten Herren, die gern schon mal Musikcassettenverkäufer umbringen und so weiter. Aber ich dachte, daß, gerade auf die deutsche Sprache bezogen, der Nazi den noch besseren Anküpfungspunkt für die entsprechenden Assoziationen abgebe.

So konstatiere ich in letzter Zeit häufiger mal diese knöchern-rückwärtsgewandte Art der Besserwisseritis an mir, wenn ich mich über falsche Formulierungen in Zeitungsartikeln oder Nachrichtensendungen mehr aufrege als über die teilweise skandalösen Sachverhalte, über die berichtet wird. Da muß ich dann unwillkürlich zurückdenken an einen Abend vor rund 30 Jahren. Damals saß ich mit meinem (noch lebenden... *sniff*) Opa und drei weiteren älteren Herrschaften in Opas Wohnzimmer. Die drei anderen - zwei Frauen und ein Mann - hatte Opa wohl zum Kaffeekränzchen oder so eingeladen, möglicherweise auch, um einfach mal mit seinem wohlgeratenen Enkel (damals konnte man ja noch nicht absehen, daß....) vor ihnen anzugeben. Das war das erste Mal, daß ich mit dem, was man wohl "latenten Antisemitismus" nennen könnte, wenn der sich denn auch auf rassistische Abneigung gegen die Polen bezöge, in Berührung kam. Alle drei BesucherInnen waren vermutlich Ostvertriebene und während man bei Kaffee und Kuchen sich über die Leute im Stadtteil austauschte, stellte sich heraus, daß alle, denen man Schlechtes nachsagen konnte, "wahrscheinlich auch von 'nem Pollacken" abstammten... Das fand ich, der in der Schule gerade die Weimarer Republik und die Anfänge des 3. Reiches durchgenommen hatte, schon bemerkenswert, wie das Hegen und Am-Köcheln-Halten von Ressentiments hier in freier Wildbahn zu beobachten war. Ohne zu mucken schaute ich mit dem Kaffeekränzchen den "Blauen Bock" und ließ kein Wörtchen des Abscheus über meine Lippen kommen ob der unsäglichen Musik und der dümmlichen Schunkel-Witzchen, die da aus dem Fernsehschrank drangen. Nach dem "Blauen Bock" kam dann irgend eine Nachrichtensendung, wahrscheinlich die Tagesschau oder "heute" oder so. Und in der wurde, wie der Zufall es so wollte, über ein Treffen der Sudetendeutschen oder Vertriebenenverbände berichtet. Der Bericht war deutlich kritisch (für die Kinder unter Euch: die Vertriebenenverbände waren damals diejenige Lobbygruppe, welche die Grenzen zu Polen und Tschechien - der Tschechoslowakei... - nicht anerkennen wollte, und das hatte - noch vor dem Fall der Mauer - Auswirkungen auf den sog. Ost-West-Dialog), und die kritischen Worte kamen aus dem hübschen Mund einer jung-adretten Korrespondentin vor Ort.
Verbittertes Schweigen der bis dahin recht angeregt schwatzenden Kafferunde war die Reaktion auf diesen TV-Bericht. Bis dann, als schon ins Studio zurückgeschaltet worden war, eine der beiden Vetteln das, was wohl mehrheitliche Meinung war, apodiktisch zusammenfaßte: "Langhaarige Schickse*!" (Zur Ehrenrettung meines Opas sei gesagt: er selbst stammte zwar auch aus dem Osten Deutschlands, war aber nie ein Nazi, sondern gesinnungsmäßig immer Sozialdemokrat gewesen, und schämte sich wohl auch für seine Kaffenkränzchen-Gäste vor mir. Wochen später, als ich mich mal beiläufig nach deren Ergehen erkundigte, sagte er tatsächlich: "Mit denen habe ich nichts mehr zu tun, die waren mir zu alt im Kopf."

Hhmm... Warum langweile ich Euch mit dieser Anektdote? Weil daher meine Assoziation des Nazis mit jemandem stammt, der in einer Situation, bei der es um Inhaltliches geht, seine (wütende) Kritk am Formalen festmacht. Als vor Kurzem der Profalla und der Friedrich uns Deutsche im Fernsehen dadurch beleidigten, daß sie im Zusammenhang mit der Snowden-NSA-Affäre dumme Ausreden, Lügen und Nebelkerzen zur prime time absonderten, regte ich mich am allermeisten über grammatiklisch falsche Formulierungen Profallas auf. Am liebsten hätte ich "langhaarige Schickse!" gerufen, wenn's denn gepaßt hätte... :shine:



*Witzigerweise ist die Schickse ursprünglich ein jiddisches Schimpfwort für eine nicht-jüdische Frau, das wohl über das Rotwelsche Einzug in den deutschen Sprachgebrauch nahm...
 
Zuletzt bearbeitet:

Ysrthgrathe

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@Chinasky
Nach „wegen“ muss der Genitiv eingesetzt werden, wenn danach ein bekleidetes Hauptwort steht: „wegen der niedrigen Preise“ oder „wegen des hohen Unfallrisikos“. Das Wörtchen „bekleidet“ meint ein Adjektiv oder Attribut, in unserem Fall also „niedrigen“ und „hohen“. Vor einem unbekleideten Hauptwort dürfen hingegen Dativ und Genitiv stehen. Ich kann also sowohl „wegen der Preise“ als auch „wegen den Preisen“ schreiben, „wegen des Unfallrisikos“ und „wegen dem Unfallrisiko“.
http://www.freie-journalistenschule...el/der-dativ-ist-des-genitivs-konkurrent.html

So kenne ich das.
Unsinn ist maskulin, der Genitiv von "jeder" ist hier also "jedes". Dein "jeden" wäre der Akkusativ, "Unsinns" allerdings wieder der Genitiv.

Damit stimmt sowohl "wegen jedem Unsinn" als auch "wegen jedes Unsinns". "Wegen jeden Unsinns" ist dagegen falsch.
 

Rote Zora

Pfefferklinge
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Hank: Ich kann noch eins draufsetzen. Denn ganz korrekt ist "wegen" eine postpositive Partikel. "Jedes Unsinns wegen" wäre also mein Favorit.
:)
ZORA
 

Ysrthgrathe

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Kommt mir auch am Elegantesten vor.
Aber nennt man das im Deutschen wirklich postpositiv? Hab ich noch nie gehört. :confused:
 

Rote Zora

Pfefferklinge
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Ich meine das mal als Gegensatz zur Präsposition gehört zu haben, aber kann auch kreative Erinnerung sein. :D

ZORA
 

Chinasky

Dirty old man
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Mein Sprachgefühl führte mich also in die Irre? :confused: :eek: :wunder: Fehlt nur noch, dass der Himmel mir auf den Kopf fällt. Der Grammatik wegen...
 
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