Das gilt dann aber wohl nur für die Spiele mit englischer Originalfassung. Man darf auch nicht vergessen, dass sehr viele Spiele aus dem asiatischen Raum stammen. Auch bei vielen bekannten Titeln ist die Originalsprache nicht Englisch (The Witcher, Final Fantasy etc.)
Und auch ich finde, dass es bei Sprache nicht nur um das Verständnis geht, sondern auch um das Gefühl der Immersion, die man durch die Muttersprache erhält. Ist halt die Frage, wie der Rest der Welt das sieht. Aber deswegen habe ich die Frage auch in der Umfrage gestellt.
Ich stimme dem prinzipiell zu. Aber mein Ziel ist dann eher, in so vielen Sprachen, wie für mich wichtig (ein Traum wäre deutsch + ~3-4, aber ich weiß nicht ob das in diesem Leben erreichbar ist) auf ein ähnliches Level zu kommen. Wenn man dann Filme und Bücher stets in der Originalsprache konsumiert, merkt man bei diesem Immersionsgefühl glaube ich irgendwann kaum noch einen Unterschied. Jedenfalls glaube ich, das im Englischen so bemerkt zu haben.
Das Problem bei Übersetzungen ist bei mir allein schon die mangelnde Wertschätzung, die sie erfahren. Einerseits durch den schon angesprochenen Effekt von schlechtem Budget und dadurch handwerklich schlechten Übersetzungen. Das ist z.B. bei Filmen deutlich seltener, bei Videospielen und auch Serien war es mal sehr schlimm, wird aber gefühlt durchaus immer besser. Aber ich glaube in dem Kontext gibt es noch ein grundlegenderes Problem: Eine wirklich gelungene Übersetzung eines einigermaßen komplexen Werks ist aus meiner Sicht ein eigenes künstlerisches Produkt, weil man eben (wie oben diskutiert) zu viele Entscheidungen im Kontext treffen muss - unübersetzbare Witze oder Anspielungen, wenn sich die Sprachen genügend unterscheiden auch unübersetzbare Konstrukte (um es simpel zu halten - wie geht man in einer Übersetzung aus dem Japanischen mit den Höflichkeitsebenen um? Wie mit der allgemein indirekteren Kommunikation - Was bei uns eine Anweisung, eine Bitte oder ein "sollte" wäre, wird im Japanischen vielleicht nur indirekt angesprochen. Und natürlich gibt es das auch im deutschen: "Wäre es Ihnen möglich, mir das Salz zu reichen" "Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir das Salz zu reichen" - aber springe ich jetzt beim Übersetzen zwischen den Ebenen und benutze die in so einer Situation in der entsprechenden Kultur übliche? Oder versuche ich das besondere der Kulture mit unterzubringen - was dann vielleicht in der Zielsprache albern wirkt...
Ein ganz konkretes Beispiel, unabhängig von Höflichkeit - ich habe neulich Your name (君の名前, kimi no namae) im Original angeschaut - klassische Freaky-Friday-Körpertauschgeschichte, Frau zu Mann (und Mann zu Frau, aber hier nicht relevant). Als die Protagonistin zum ersten Mal im Körper des Jungen mit dessen Freunden interagiert, gibt es den Dialoganfang "私" (watashi) - kritischer Blick - "わたくし" (watakushi) - kritischer Blick - "僕" (boku)- kritischer Blick - "俺" (ore) - Aaaah... Jetzt heißen aber blöderweise alle vier Wörter "Ich", nur wer sie wo üblicherweise verwendet unterscheidet sich - von weiblich-neutral über eine formale Version zu dem klar männlichen "僕" was aber anscheinend für die Oberschüler noch nicht männlich genug war (keine Ahnung ob das realistisch oder eine Anime-Übertreibung ist). Die ganze Szene ist sehr witzig und sagt zusätzlich noch was über die beteiligten Charaktere aus. Aber sie ist absolut und 100% unübersetzbar. Ich habe gerade aus Interesse in die deutsche Fassung geschaut - dort wird ein anderes durch den Körpertausch verursachtes Problem des gleichen Dialogs ("habe mich auf meinem eigenen Schulweg verlaufen") einfach auf die kritischen Blicke ausgewalzt. Eine aus meiner Laiensicht durchaus gute Entscheidung, weil es natürlich klingt und das Feeling des Dialogs rüberbringt. Aber definitiv eine künstlerische Entscheidung des Übersetzers).
Das ist per se nicht schlecht, aber wenn ich mich entscheide, eine gewisses Werk zu schauen, lesen, oder eben spielen, dann treffe ich die Entscheidung normalerweise ganz stark nach den beteiligten Kreativen: Wenn Vince Gilligan oder Dan Harmon eine neue Serie inszenieren, ist diese schon dadurch interessant, bei Filmen schaue ich natürlich auf die Regisseurin, aber es kann auch mal der Drehbuch-Autor (Kaufmann), der Kamera-Mann oder natürlich einer der Schauspieler ein interessanter Punkt sein. Und wenn ich ein Buch lese, habe ich natürlich Autoren, die ich sehr schätze. Um mich nun für ein übersetztes Werk bewußt zu entscheiden (und nicht nur aus Mangel einer anderen Möglichkeit, es überhaupt zu konsumieren), müsste der Übersetzer eine ähnliche prominente Rolle einnehmen, sich einen Namen aufbauen. Natürlich ist das so wenigen Leuten wichtig genug, dass es nie passieren wird. Und um ganz ehrlich zu sein, weiß ich nichtmal, ob es etwas ändern würde - Ich habe vorhin etwas überschwänglich sogar den Kamera-Mann erwähnt - aber wenn man ehrlich ist, ist das eher eine Nachher-Betrachtung oder ein Paket mit dem Regisseur (ah, die Zusammenarbeit hat mir schon oft gefallen). D.h. ob eine weitere Kreative, die im Prozess involviert ist, wirklich noch registriert würde, ist völlig unklar...