Gedankengebilde

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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So, jetzt poste ich auch endlich mal was!

@Mantis

Baumarkt: Mir gefällt wie der Ton der Geschichte mehrmals wechselt. Von einer Horrorgeschichte zum Slasherfilm und am Ende haben wir einen Psychothriller. Liest sich alles sehr gut und spannend und auch nach dem dritten Mal lesen wird es nicht langweilig.

Sehr schön:).


Geschichte 2: Erinnert mich ein wenig Psycho, nur ist diesmal nicht Norman der Täter, sondern sein Gehilfe. Der Vorhang des Schreckens! Warum nicht:D?
 

Lisra

Schmusekater
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Therapie

Der Raum ist nett. Eines Tages muss sich jemand eine ganze Stunde hingesetzt haben, um jedes einzelne Detail seiner Einrichtung unter dieses Adjektiv zu zwingen. Nettes Parkett. Nette Vorhänge. Nette Bilder in netten Rahmen. Bequemer Sessel. Stilvoller Beistelltisch. Jedoch egal wie sehr sich die Person gegenüber Mühe gibt, sie ist nicht nett. Ebenso wie ihr stets zuckender Stift oder der hungrige Notizblock nicht nett sind und schon gar nicht ihr Gesicht. Es ist das Gesicht eines Individuums, dass helfen möchte, aber eine völlig falsche Vorstellung davon hat, was für Hilfe gewünscht ist. Es ist nicht nett, dass sie wohl trotzdem recht hat. Im Übrigen kann man im Parkett auch das Gesicht des Teufels sehen, in den Vorhängen die schwere von Mauern und Gitterstäben, oder in den Bildern gerahmte Ausgeburten einer vertrockneten Phantasie. Aber das wäre nicht nett. In diesem Raum geht es um nett.

„Was meinst du damit? Dass du daran nichts ändern kannst?“

„Sehen sie, der Geist, oder so, die Gedankenwelt, was uns ausmacht, das ist nicht alles so klar. Das ist wie übereinander liegende Glasplatten, oder Schichten zwischen denen Flüssigkeiten liegen, in so verschiedenen Farben. Sie verschwimmen und bilden zusammen komplexe Muster, ein Kaleidoskop und man kann zwar die Farben sehen, aber sie sind voneinander getrennt. Man kann sie sehen, wie wir unsere Gedanken und Gefühle ja wahrnehmen, aber sie nicht erreichen. Also nicht ändern. Und manchmal bekommen die Platten Sprünge und die Flüssigkeiten vermischen sich, aber sie fließen nicht nur nach unten sondern überall hin, weil es nicht Glas wie in Fenstern ist, sondern verdreht wie ein Protein. Wissen sie, primäre, sekundäre, tertiäre Struktur? Das ist unsere Gedankenwelt, unser Inneres und was sie verlangen ist das Glas zu zerschlagen.“

Das ist die Wahrheit. Es ist gelogen. Einfach sagen was man denkt? Es ist nicht nett.
 

Nemor

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Hi

@Mantis, hab grad mal ein paar Texte von dir überflogen und finde die echt klasse, hast du schonmal dran gedacht Bücher zu schreiben?
Oder ein E-book?
Finde mit dem was du machst könnte man Geld verdienen :D :up:

Ich schreib auch Kurzgeschichten, ich hoffe ich trau mich auch mal hier was zu posten, bisher nur für mich! An eigene Bücher trau ich mich noch nicht zu denken.

Nemor
 

Mantis

Heilende Hände
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Awww :) Danke!

Joa, ganz früher wollte ich Autorin werden, der Wunsch ist dann aber immer mehr in den Hintergrund gerückt.
Weiß nicht, ob ich genug Material zusammen hätte (oder bekommen könnte), um tatsächlich was zu veröffentlichen, und ich hab mich auch noch nie mit den Prozessen auseinandergesetzt, die über reines schreiben hinausgehen.
Der Gedanke, mal ein Buch rauszubringen, schwebt aber tatsächlich schon seit einiger Zeit im Hinterkopf. Mal sehen, wann ich die Muße habe, mich um konkretere Schritte zu kümmern. ^^

Ah, und: willkommen im Forum :) Trau dich ruhig was zu posten, was hält dich ab? ;)
 

Tigrana

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@ all die so toll schreiben :)

beneide ich für eure Kreativität, es sind tolle Stories, würde auch gern so schön schreiben können. Aber irgendwie liegt es mir nicht im Blut :c:
@ nemor
wenn du gern Bücher schreiben möchtest, dann tu es doch einfach.gut, ob die Bücher jetzt ein Verkaufsschlager werden, sei mal dahingestellt ;) aber deine Familie wäre bestimmt machtig stolz auf dich :up:

Tigrana
 
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Lisra

Schmusekater
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*bläst den Staub weg* Als ich heute an der Behandelbank stand hatte ich eine Eingebung für eine Reihe kurzer TExte.

Ankunft

Die Stunden im Auto fühlten sich kürzer als erwartet an. Alles war in den letzten 6 Wochen kürzer und schneller vorbei gewesen. Von der spontanen Entscheidung weg zu gehen bis zum Moment dass die Koffer gepackt werden mussten und jetzt die Ankunft. Aus dem unscheinbarem Reihenhaus kam eine vertraute Gestalt. Die Einzige im ganzen Land. Schnelles Begrüßen. Auspacken. Es sind Andere in diesem Haus. Ich hatte gehofft, sie wären schon weg. Morgen, aha, okay. Die Eltern sind weg. So schnell allein. Also fängt man sie noch einmal ab, zum Essen gehen. Auch das geht schnell. Dann ist es Abend. Kennenlernen, Neues sehen. Wird Zeit brauchen, soso.

Die erste Nacht geht nicht schnell vorbei.
 

Timestop

Running out of Time
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Es hörte nicht auf zu quäken.
„Ich glaub es will gefüttert werden“, murmelte er.
„Jaja“, seufzte sie und stieß ihn an. „Mach weiter.“
Er kraulte wieder ihren Rücken, hob ihr Hemd hoch um ihre weiche Haut zu liebkosen, als der Laut ihn erneut innehalten ließ.
„Solltest du nicht vielleicht doch...“
„Wenn es dich stört, mach es doch selber.“
„Äh, zum einen ist das deine Verantwortung...“
„Aha. Von wem ist es denn?“
„Ich dachte du wolltest eins? Und sagtest du liebst es?“
„Ja…. aber es nervt.“
Stille. Sie blieben beide dösend im Bett liegen, bis der schreckliche Ton sie wieder aufweckte.
„Jetzt gib ihm doch was zu fressen“, stöhnte er.
Sie reagierte mit einem knurren.
„Du kannst es doch nicht verhungern lassen!“
Sie sprang wütend auf, packte es und warf es aus dem offenen Fenster. Es fiel fiepend und landete zerschmettert vor den Füßen eines entsetzen Passanten.
„Bist du des Wahnsinns?“, keuchte er.
„Ich brauch es eh nicht, war hässlich. Morgen kauf ich mir ein neues Handy.“



TV

Im Fernsehen läuft nur Müll. Gerade wieder ein Film der auf einem Sender läuft, der eine Kunst daraus gemacht, das schlechte als Anders zu zelebrieren. Doch auf Dauer ist auch Müll neu angeordnet und als besonders und Anders verkauft, dann doch eben Müll. Was sie da wieder guckt.

Selbst vor dem Laptop zu sitzen und andere sinnfreie Sachen zu begutachten, ist auch nicht besser. Wie Erwachsene, oft nicht besonders gebildete Menschen, andere weniger gebildete Menschen analysieren die einem simplen Hobby nachgehen und für ihre Kunst dafür von Millionen bejubelt und bezahlt werden. Das Hobby selbst wird nur kurz gezeigt, aber die oft faden Geschichten drumherum, die belanglose Analyse des Geschehens und Werbung für absolut nicht dazu passende Sachen verbrauchen viel Zeit.
Aus irgendeinem Grund tue ich mir das, in gewissen Dosen, gerne nebenbei an. Und während so die Zeit verschwendet wird, schaue ich sie an, wie sie da sitzt und strickt und lächelt. Sie lächelt. Oder schmunzelt. Vielleicht war es irgend ein Gespräch in einem dieser Chats im Internet, auf dem Laptop der etwas versetzt vor ihr steht, oder doch irgendeine unfreiwillig komische Stelle in dem Schrottfilm, vielleicht denkt sie auch nur gerade an etwas lustiges.
Sie bemerkt meinen Blick von der Seite und dreht ihren Kopf zu mir.
„Was?“, fragt sie und guckt mit großen Augen und immer noch lächelnd.
„Nichts“, antworte ich und sie dreht sich wieder um, halb auf ihre Strickarbeit konzentriert und lächelnd.
Es scheint ihr gutzugehen und das wärmt mein Herz.
Manchmal ist mit anderen Menschen auch Müll angucken und Zeit verschwenden schön.
 
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Timestop

Running out of Time
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Bewerbungsgespräch


Warum denken sie denn, sie wären geeignet für den Job?

"Ich bin kreativ, durchsetzungsfähig, kann aber auch zuhören, bin unfassbar belastbar und allumfassend informiert über das was ich bearbeite. Ich kann groß, mächtig gewaltig groß denken, ohne die Details aus dem Auge zu verlieren. Um nur einige Schlüsselqualifikationen zu nennen."

Nennen sie mir ihre Schwächen.

„Keine.“

Ist nicht die Unfähigkeit Schwächen zuzugeben, schon eine Schwäche?

„Ich würde ihnen Recht geben, aber in meinen Fall nicht. Ich weiß, das mag für sie paradox klingen, aber der scheinbare Gegensatz ist keiner.“

Halten sie sich für eine gute Führungspersönlichkeit?

"Ja. Ich bin immer präsent und überzeugend. Ich kann delegieren. Was ich wünsche passiert."

Kein zögern, sehr schön. Wie gehen sie mit Stresssituationen um?
"Kein Problem."

Keine emotionale Reaktion darauf?

„Ich kann schon … aggressiv darauf reagieren wenn etwas falsch läuft. Aber anders kommt man den Problemen nicht bei. Manchmal.“

Ihre Vita ist ja sehr beeindruckend. Da könnte man ein Buch drüber schreiben.

"Später vielleicht einmal. Aber ich denke, dass beste kommt noch, dann wird man das vorherige vergessen."

Sehr bescheiden. Nein, ernsthaft, das gefällt mir. Halten sie sich für eine offene Person?

"Absolut. Ich sage was ich denke und meine es so. Man kann meine Gedankengänge vielleicht nicht immer nachvollziehen, aber sie sind immer klar und auf ein Ziel ausgerichtet. Vertrauen sie mir.“

Und wenn ihre Untergebenen das missverstehen?

"Manches müssen sie einfach akzeptieren. Sicher, sie können ihren eigene Ansicht haben, aber bestimmte Sachen sind einfach in Stein gemeißelt.

Wie kommen sie mit Konkurrenz zurecht?

"Es gibt keine Konkurrenz. Solche Störfaktoren sind etwas, was ich ausblende."

Sie wollen sie ignorieren.

"Ich kümmere mich in meiner eigenen Art darum."

Hm...haben sie Angst oder Bedenken bezüglich der... Möglichkeiten die ihre Position anbietet?

"Nein. Wenn einer damit umgehen kann, dann ich."

Sehr schön. Ja, wirklich....
Haben sie schon ein Projekt im Auge?

"Ja. Ich dachte da an etwas großes, wildes, einzigartiges. Dennoch logisch, kopierbar und perfekt in seinem Aufbau und ureigenem System, der Interaktion der Dinge miteinander darin. Es muss rund sein und nichts darf dem Zufall überlassen werden. Dazu wollte ich einen interessanten Faktor einbauen, mal schauen wie sich das entwickelt. Aber das werden sie dann sehen."

Wie lange, glauben Sie, brauchen sie dafür?

"Sieben Tage. Vielleicht sechs."

Das wollen sie wirklich schaffen? Das ist möglich?

„Das können sie glauben. Sie können an mich glauben.“


Ihre Gehaltsvorstellung?

Unbezahlbar. Aber glauben sie mir, was ich verlange ist quasi Nichts, verglichen mit dem Gegenwert der enthalten ist.

Thema Urlaub…

Sie werden nicht sehen, dass ich einen nehme.

Gut. Ich werde mir noch ein paar andere Bewerber dazu anschauen, aber sie sind bis jetzt der bei weitem beste. Ich denke, sie haben den Job. Herzlichen Glückwunsch, Gott.

"So soll es sein."

Ach, wie sehen sie das mit Kindern?

"Ich hätte schon gerne mal einen Sohn, aber das steht noch in den Sternen. Man weiß ja nie, was sich daraus entwickelt. Ich muss mir dafür auch noch die rechte Frau finden."




Der Dank für den Gedanken für diese Geschichte geht diesmal an Rink als Muse. :D
 

Val

Amazing lolcat
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Hey, ein paar Zeilen Text, bevor ich schlafen gehe.

Zitroneneis im Sommer

Sommer. Mittag auf einer Wiese. Sie hörte das Rauschen eines Flusses, gemischt mit den Geräuschen des Windes im Gras, in den Bäumen und der Dialog ihrer Freundinnen. Jemand hatte gerade etwas ernstes gesagt. Der Verwandte einer ihrer Freundinnen ist verstorben. Die Freundin hieß Hannah, der Verwandte Anton. "Es ist Zeit" dachte sie sich. Die Worte der Beileidsbekundung ihrer Freundinnen verstummten. "Zeit zu gehen. Irgendwann. Für Anton, Hannah, mich. Für jeden." Sie war sich nicht sicher, was sie mit der Leere anfangen sollte, die diesem Gedanken folgte. Kurz vor ihrem 19 Geburtstag. Sie aß ihr Eis, Zitronengeschmack. Dabei saß sie auf einer Picknickdecke. In der rechten Hand das Eis, die linke Hand im Gras abgestützt. Die Stille wurde durch einen Witz gebrochen, den Hannah gemacht hatte. Alle lachten, erst verlegen, nach einem zweiten Witz freudig. Dann fing sie ebenfalls an zu lachen. Das Gefühl der Leere war weggeblasen. Freude erfüllte sie. Die Stabilität in ihrem Leben war nicht vorhanden, sie wusste nicht, was in einem Jahr passieren würde. Sie hatte keine Angst vor der Zukunft und wusste nicht, was in fünf Jahren passieren würde. Sie brauchte auch keine Stabilität zu diesem Zeitpunkt. Die Jahre vergingen, aus nicht wissen wurde ein grober Plan, daraus wurde etwas anderes als erwartet. Manche Dinge veränderten sich, Sichtweisen, Gefühle, Vorlieben. Es gab über all die Jahre keinen richtigen Grund Angst zu haben. Trotzdem schlichen sich zeitweise die Gefühle der Angst und Leere in ihr Leben. Es war nicht permanent da, nur hin und wieder. Leere und Angst, diese zwei Gefühle haben einen völlig unterschiedlichen Beigeschmack. Das Leben schritt weiter voran. Sie durchlebte eine sehr breite Palette an intensiven Gefühlen aller Art. Aus Wünschen wurden Taten, aus Taten Erinnerungen. Sie lernte nach ein paar Beziehungen und ein Jahren der Einsamkeit einen Partner kennen, bekam Kinder, heiratete, wurde älter. Die Kinder waren lange Zeit das Wichtigste in ihrem Leben, auch wenn sie das Gefühl hatte nicht genug Zeit für die Kinder zu haben. Sie hatte Glück mit ihrem Mann, sie wurde körperlich krank. Ihr Mann war für sie da, bis ins hohe Alter. Doch dann setzte plötzlich ihr Verstand aus. Sie war wieder jugendlich, aß ein Eis in der Sonne und wusste, sie dachte gerade eben: "Es ist Zeit. Zeit zu gehen. Irgendwann. Für mich. Für jeden." Ein Tag vor ihrem 19 Geburtstag. Um sie herum saßen ihre Freundinnen. Plötzlich fasste ihr ein Mann an die Schulter, sie erkannte ihn nicht und sagte: "Wer sind sie?" Er antwortete: "Ich bin es doch..."
 
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