Hank - The true Story, part 1

Chinasky

Dirty old man
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Es war so das eine zum anderen gekommen. Am Ende mußte ich auswandern. Zurück in das Land, woher ich eigentlich stammte: Deutschland. Ganz freiwillig tat ich’s nicht.

Mein Agent Tony Jacobs schlug mir vor, ich solle doch mal Fantasy-Stories schreiben.
„Glaub mir, Hank, Fantasy – das ist angesagt im Moment! Herr der Ringe und so’n Zeug, die Leute wollen immer mehr davon. Das ist die gewaltigste Modewelle seit – seit ...– äh - seit Atlantis versenkt wurde! A propos Atlantis – willste nicht mal eine Story drüber schreiben? Ich kenn da einen Verlag, der druckt alles, was mit Atlantis zu tun hat.“
Ich wußte nichts von Atlantis. Ich wollte keine Fantasy-Geschichten schreiben. Ich war ein ernsthafter Dichter. Ernsthafte Dichter schrieben nur über das, was sie kannten. Ich kannte mich mit dem Leben der amerikanischen Unterschicht aus. Deswegen handelten meine Stories und Gedichte von Trinkern, Huren und miesen Jobs. Aber das wollte keiner lesen. Keine Zeitschrift wollte meinen letzten Roman veröffentlichen oder rezensieren. Der Roman hieß „Die verlorene Hälfte des Gehweges“ und handelte vom Leben eines einbeinigen Zuhälters. Ich kannte so einen Typen persönlich. Einen fetten, einbeinigen Schwarzen mit Goldzähnen und einer Narbe, die ihm quer übers Gesicht ging wie ein Reißverschluss. Er hatte nur drei abgetakelte Nutten am laufen, die selbst an guten Tagen nicht mehr als fünf bis sechs Freier hatten und an schlechten Tagen ihre Orangenhaut für nix in die Sonne hielten.

Mein Buch über diesen Nigger war gut, wahrscheinlich das Beste, was ich je geschrieben hatte. Es war hart, es war ehrlich, es beschönigte nichts.

Kein Mensch wollte sowas lesen. Die Rechnungen stapelten sich neben meiner Wohnungstür. Andere Sachen als Bier trank ich nur noch, wenn mich jemand einludt. Manchmal ging ich in Bars, nur um mich zu prügeln. Wenn ich gewann, nahm ich den anderen das aus den Taschen, was sie dabei hatten. Wenn nicht, dann ließ ich mich bewußtlos prügeln und bekam dann im Hospital ein kostenloses Frühstück und Schmerzmittel. Aber auf die Dauer zehrte so ein Leben an der Substanz.

Also sagte ich okay, als mir Tony immer und immer wieder mit den Fantasy-Stories in den Ohren lag. Er erzählte mir, daß die Kids heute solche Fantasy-Stories auf ihren Computern spielten. Er zeigte mir eins dieser Spiele an seinem Computer.
„Ich spiel das nicht selber, Hank, ich hab’s nur zur gründlichen Recherche mal hier installiert!“, sagte mein Agent. Dann saß er eine halbe Stunde mit offenem Mund vor dem Monitor und war kaum ansprechbar. Ich ging rüber in seine Küche und untersuchte den Kühlschrank. Tony war ein Spinner, aber ein Spinner, der immer ein paar Dosen Budweiser im Kühlschrank stehen hatte.
„Bring mir mal eins mit!“, rief er.
Ich nahm drei Dosen raus, knackte eine sofort und nahm einen tiefen Schluck. Ah! – Es war kühl und prickelnd, und ich guckte aus dem Küchenfenster meines Agenten auf einen Hinterhof, wo ein paar abgerissene Kinder um einen verkrüppelten Baum tanzten. An diesen Baum war ein anderes Kind gebunden und sie bewarfen es mit Sand, halbvollen Colabüchsen und ausgerissenen Grasbüscheln.
„Kommst du?“, rief mein Agent von nebenan.
Ich trank die Dose mit einem einzigen weiteren Zug aus, zerknüllte sie und warf sie in den Abfalleimer. Dann ging ich mit den anderen beiden Dosen rüber ins Arbeitszimmer. Ohne aufzuschauen streckte Tony seinen Arm aus. Ich öffnete eine Bierdose und drückte sie ihm in die Hand.
„Bin gerade dabei, diese mistige kleine Zauberin Sybille zu killen!“, informierte er mich.
„Da draussen killen deine Nachbarskinder grad auch jemanden.“, sagte ich.
„Na, zum Glück hab ich Doppelfenster, da hört man das Geschrei der Kids nicht so!“, sagte Tony. „Yeah, verrecke, du durchtriebene Schlampe!“ schrie er dann und klickte hektisch auf seiner Computermaus rum. Ich knackte mir meine Budweiser, prokelte den Aluring ab und schnippte ihn durchs Zimmer. Mein Agent kriegte nichts mit. Ich ließ mich in einen seiner beigen Besuchersessel sinken, nahm einen Schluck und guckte mir die Zimmerdecke an. In den Ecken hingen feine Staubfäden.
„Das hier, das ist die Zukunft! Das stehen die Leute heute drauf, glaub mir!“, sagte Tony. „Fantasy-Welten, das will das zahlende Publikum heute! Darüber solltest du mal ne Story schreiben!“
„Yeah.“
„Was yeah?! Machst Du’s?“
„Mal sehn.“
„Gut, aber beeil dich, damit wir nicht zu spät in das Geschäft einsteigen!“

Also fing ich an, Fantasy-Stories zu schreiben. Ich dachte mir aus, wie es wäre, selbst in so einem Computerspiel zu landen. Das Ganze war natürlich schwachsinnig, geistlos, armselig. Nur Hirnkranke konnten sich für solche Spiele begeistern, in denen andauernd Monster verkloppt und irgendwelche idiotischen Rätsel gelöst werden mußten. Aber es gab nun einmal ein Millionenpublikum, das aus solchen Schwachmatikern bestand. Und ich mußte meine Miete zahlen.
Die ersten Stories liefen gut. Mein Agent fand einen Verlag, der sie veröffentlichte. Ich schrieb diese Geschichten immer nur in halbkomatösem Zustand, mußte mir mehrere Liter Bier reinschütten, bevor ich meinen Ekel überwinden konnte. Aber dann flutschte es um so besser. Fantasie-Stories waren so einfach zu schreiben, daß ich gar nicht mitdenken mußte, sondern beim Schreiben Musik hören und den Nuancen meiner Bierfürze hinterherschnuppern konnte.
Die Leute hielten es für phatasievoll, wenn Ritter in geschniegelte Konservenbüchsen gekleidet waren und irgendwelchen Drachen die Zähne einschlugen. Sie wollten, daß unschuldige Frauen in Gefahr gerieten und daraus gerettet wurden. Sie wollten, daß ein mieser Knochen die Welt tyrannisierte und dann von einem Helden, der als Findelkind aufgewachsen und von faltigen, sexuell frustrierten Erzieherinnen malträtiert worden waren, in einem funkenstiebenden Fight besiegt wurde.

Die miesen Knochen hatten in den Fantasy-Geschichten immer das Nachsehen. Das Praktische war, daß die miesen Knochen auch immer wie miese Knochen auszusehen hatten. Sie waren fett und schwabbelig, oder sie waren klein und hinkten. Sie stanken aus dem Mund. Sie hatten schiefe Zähne. Oder wenigstens gelbe. Ihre Augen glänzten diabolisch und ihre Stimme war entweder laut und grollend oder fistelnd und pfeifend wie Rückkopplungen bei einem Free-Jazz-Konzert. Am Ende gewannen dann die Guten.

Mit solchen Märchen, die die Leute auch noch für phantasievoll hielten, wurde das Publikum sediert. Ich mischte tüchtig mit, ich gab ihnen die fiesen Knochen und die unschuldigen schönen Mädels und die Burgen und Raben auf dem Dach und was sonst noch so reingehörte in solche Geschichten.
Aber dann fing ich an, mal was Neues reinzubringen in diese Geschichten. Spinnereien und Lügen hielt ich auf Dauer einfach nicht durch. Ich mußte die Wahrheit reinbringen, und wenn es auch nur in gleichnishafter Form war. Ich begann, die Dinge, die ich kannte, so umzubiegen, daß sie in diese Fantasie-Stories paßten, damit die Leute die Wahrheit erfuhren.
Und die Leute waren dankbar für die Wahrheit. Sie schrieben mir Briefe. Einer kam von einem Mädchen aus Tennessee.

Hi, Mister Chinasky!
Ich lese seit Jahren in der Zeitschrift “Fantasy today”, doch meistens hab ich mir nur die Bilder da drin angeguckt. Aber vor ein paar Wochen habe ich Ihre Story „Der melancholische Gesang des besoffenen Sumpfdrachen“ gelesen und war davon sehr gerührt. Und als dann in der nächsten FT „Die hundertneununddreißig Folterwerkzeuge der Waldelfen“ kam, verschlang ich die sofort. Sehr gut hat mir die Geschichte in der letzten FT gefallen, mit dem Titel „Der kalte Entzug der heißen Thaumaturgin“. Mister Chinasky, darin konnte man sehen, wie genau Sie die innersten Wünsche und Ängste von uns Frauen kennen. Ein Freund hat mir erzählt, sie würden immer nur von dem schreiben, was Sie selbst erlebt haben. Ist denn auch die Stelle, wo der Erzähler es der Thaumaturgin mit der Zunge macht, aus eigener Erfahrung gespeist? Am liebsten habe ich Ihre Fortsetzungsgeschichte „Hanks story“ gelesen. Wie wahrhaft und tief empfunden sie da von der Liebe zwischen dem Helden und der schönen Sally mit den Innenkurven erzählen! Das ist echt große Literatur!
Mein Freund (nein, er ist nicht mein Boyfriend) sagt, Sie seien ein schmutziger alter Kerl, der alle Frauen vögelt, die sich nicht vorsehen. Aber ich glaube, dieser Freund ist eigentlich nur neidisch, weil die Frauen, die er kennt, nicht mit ihm vögeln wollen. Nur, wenn er ihnen Geld dafür gibt und dann auch meistens doch nicht.
Ich schicke Ihnen mal ein Foto mit, damit sie sehen, wie ein Fan von Ihnen aussieht. Wenn Sie wollen, können Sie mich ja mal anrufen, ich schreib meine Telefonnummer hinten auf das Foto. Es ist meine Nummer auf der Arbeit, denn zuhause rufen Sie mich besser nicht an, wegen dem Freund, mit dem ich zusammenlebe. Naja, wir teilen nur die Wohnung, sonst nichts, jedenfalls nicht das Bett, oder was Sie jetzt so denken.
Gruß und Kuß von Ihrer Verehrerin
Susan Smith


Das Bild, das sie angefügt hatte, zeigte ein Mädchen von ungefähr zwanzig Jahre, das in einem Sommerkleid vor einer Mauer aus Findlingen stand. Sie hob das Sommerkleid an. Darunter trug sie nichts.

Ich wählte die Nummer, die hinten auf dem Foto stand.
„Block-House Nashville, Steaks, Salads and more. Mein Name ist Elvis Pradd, was kann ich für Sie tun?”
„Hier ist Chinasky, Henry Chinasky. Ich würde gern mit Miss Susan Smith sprechen, falls sie heute arbeitet.“
„Worum geht es, Mister Chinasky?“
„Eine Familienangelegenheit. Sie erwartet meinen Anruf.“
„Einen Moment bitte...“
Während der kleine Elvis aus Nashville nach Susan suchte, machte ich meine Hose auf und lehnte mich zurück.
„Jaaaaa?! Hallo? Hier ist Susan Smith am Apparat.“
„Hi Susan, hier ist Hank!“
„Hank?“
„Hank Chinasky. Du hast mir einen Brief geschrieben...“
„Was? Echt? Der echte Hank Chinasky? Oh Mann, das ist ja...! Ich hätte nie gedacht, daß ein Dichter wie Sie tatsächlich ein Mädchen wie mich anrufen würde!“
„Warum nicht, Susan? Wir Dichter sind Menschen aus ganz normalen Zutaten. Fleisch, Blut, Haare, Ohren – alles, was so dazugehört. Und wir rufen andere Leute an, wie man das halt so macht als Mensch.“
„Oh, Mister Chinasky, Sie sind ja soo witzig!“
„Susan, wie wär’s, wenn du mich Hank nennst, wie alle meine Freunde?“
„Wow! Der legendäre Chinasky bietet mir das Du an! Klasse, das nehme ich gern an, Mister... äh – Hank!“
„Allright, dann wäre das ja geklärt.“
„Ja...“
„Tja.“
„Hhm...“
„Well...“
„Hank, ich müßte jetzt eigentlich wieder arbeiten. Weißt du, wir haben hier ziemlich viel zu tun.“
„Oh ja, klar. Wollte dich nicht von der Arbeit abhalten.“
„Nein, nein, das macht ja gar nichts...“
„Dachte eben, ich ruf dieses süße Mädel aus Nashville einfach mal an.“
„Tolle Idee, wirklich!“
„Naja, aber nun mußt du wohl wirklich weiterarbeiten, sonst macht dir Elvis persönlich noch Ärger, was?“
„Ja. Haha! Naja, er ist nicht mein Vorgesetzter oder so, aber hier sind soviele Gäste und alle wollen sie diese dicken Steaks mit den dicken roten Bohnen und so...“
„Schon klar. War nett, mal mit dir geplaudert zu haben.“
„Ja, sicher.“
„Na dann...“
„Tja, dann...
„Schönen Tag noch!“
„Äh, ja, danke. Äh – NEIN!! Mister Chinasky, bitte noch nicht auflegen. Ich meine – Hank, bitte noch nicht...“
„Yeah, Susan?“
„Gib mir doch deine Telefonnummer, dann können wir nachher reden, wenn ich für heute fertig mit dem Job bin.“

Ich gab ihr meine Nummer. Dann verabschiedeten wir uns. Sie ging zurück zu ihren Gästen und den fetttriefenden Steaks und den dicken Bohnen. Ich machte meine Hose wieder zu. Manchmal tat man sinnlose Dinge.
Susan rief nicht an an diesem Tag. Auch nicht am Tag danach. Ich legte das Foto mit ihrer Nummer irgendwo als Lesezeichen in ein Buch. Vielleicht konnte ich sie irgendwann nochmal anrufen. Vielleicht hatte sie sich meine Nummer ja nicht richtig notiert. Auf dieser Welt gab es mehr Mißverständnisse als Termiten. Diese Mißverständnisse durchlöcherten die Fundamente der Welt. Irgendwann würde alles zusammenbrechen.

Ich schrieb weiter meine Fantasy-Stories. Besonders die Fortsetzungsgeschichte „Hanks Story“ kam gut an bei den Leuten. Die Auflagenzahl von „Fantasy today“ stieg und stieg und ich war der Grund dafür. Ich konnte meine Rechnungen bezahlen. Ich konnte wieder guten Whisky trinken. Ich kaufte mir neue Hosen und neue Schuhe. Ich begann, auf mein Äußeres zu achten. Wenn ich in den Supermärkten meine Flaschen kaufte, prüften die Kassiererinnen nicht mehr mißtrauisch mein Geld, sondern sie lächelten mich an und sagten solche Sachen wie „Vielen Dank für Ihren Einkauf, Mister, besuchen Sie uns bald wieder!“
Beinahe hätte ich mir die Zähne geputzt. Ich mußte verdammt aufpassen, nicht zu einem seelenlosen Lackaffen zu werden. Geld war gut, um sich was zum Trinken zu kaufen. Aber es machte schlaff und korrupt und willenlos.

Tony, mein Agent, rief mich eines Tages an.
„Hör mal, Hank, ich hab hier ein Angebot für eine Lesung. Da wird eine Art Messe für Fantasy abgehalten, zu der kommen Tausende von Fantasy-Begeisterten. Eine Riesensache, ein absoluter Knaller! Und die wollen dich für eine Lesung buchen! Na, was sagst du?“
„Tony, ich hasse Lesungen. Du weißt das. Nur schwanzlose Schleimhaufen treten auf Lesungen auf. Das Publikum auf Lesungen ist eine Meute von Vampiren. Sie wollen einen auffressen. Sie wollen einen fertigmachen. Sie wollen sehen, wie man blutet. Wer vor Publikum für Geld liest, ist eine Hure. Eine wahnsinnige Hure mit Todessehnsucht.“
„Tausendzweihundert. Plus Flug und Bewirtungskosten.“
„Wann muß ich beim Flugplatz sein?“

Die Fantasymesse fand mitten in der Prärie statt, irgendwo bei einer Kleinstadt in Iowa. Ich mußte zweimal umsteigen, bis ich endlich in das Kaff gelangte. Da ich Angst vorm Fliegen hatte, trank ich immer vor und während des Fluges. Auf den Flügen wurde aber kein purer Whyski ausgeschenkt, und daher kippte ich das runter, was auch alle anderen Passagiere auf den Flügen tranken: Bloody Marys. Ich hatte, als ich aus dem Flugzeug stieg, an die zwanzig Bloody Marys intus. Draussen war es ziemlich heiß, die Sonne brannte herab wie ein Heizstrahler. Das schlug mir vor den Latz und brachte mich aus der Spur. Die letzten drei Stufen der Treppe verpaßte ich und so war der erste Körperteil von mir, der den Boden von Iwoa berührte, mein Kinn. Eine Stewardess eilte mir sofort zu Hilfe, aber mein Kinn war solche Landungen gewohnt. Ich blinzelte und war etwas orientierungslos. Aber man hatte jemanden geschickt, der mich abholen sollte. Selvin Kates war ein kleiner, drahtiger, bronzefarbener Kerl mit Bürstenhaarschnitt und hellbraunen Wildlederschuhen. Er hatte mich sofort entdeckt, als ich meinen Kopf aus der Maschine gesteckt hatte und unterstützte die Stewardess nun, mich aufzurichten.

Kurze Zeit später saß ich in Selvins Pickup und wir rollten entspannt über eine scheinbar endlos lange, schnurgerade Piste. Selvins Wagen hatte eine Klimaanlage. Und eine klangkräftige Musikanlage. Die Boxen waren in den Türseiten eingebaut. Selvin hatte eine CD mit Soul-Musik eingelegt. Ich mochte Klassik eigentlich lieber, aber der Sound paßte zur Landschaft. Die Wagentüren pumpten mit jedem Beat.
„Lang mal nach hinten, da liegt eine Tüte mit etwas Verpflegung.“, sagte Selvin.
In der Tüte lagen zwei große, in Plastikfolie gewickelte Sandwiches. Und ein knappes Dutzend Dosen Bier. Sie waren noch kalt. Ich wickelte eins der Sandwiches aus und reichte es Selvin. Dann wickelte ich das andere aus und biß selbst hinein. Es war mit kaltem Truthahnfleisch belegt und mit viel Salat und Tomaten und Gurken und einer Art Remoulade. Das Brot war so ein französisches, es war noch knusprig. Der Salat und die Tomaten waren auch noch frisch und knackig. Die Remoulade hatte das Sandwich noch nicht durchweicht. Es war das beste Sandwich meines Lebens. Ich biß ein großes Stück davon ab und kaute langsam und gründlich. Meine Zähne zermalmten die Salatblätter und durchtrennten die zarten Fleischfasern. Es war ein erhebendes Gefühl, beinahe sakral. Etwas Remoulade lief mir am Mundwinkel runter. Ich wischte es mit dem Ärmel ab. Dann knackte ich eine Dose auf und spülte den Sandwichbissen mit Bier runter.
Der Pickup brauste durch die langsam einsetzende Dämmerung. Aretha Franklin gab ihr Bestes. Die Klimaanlage wedelte mir sanft eine erfrischende Brise zu. Die Kohlensäure vom Bier prickelte lustig in meinem Bauch und ich rülpste herzhaft. So würde es sein, wenn ich dereinst im Paradie auf den Wolken segeln würde, golden und glücklich.
Selvin schob sich die Sonnenbrille, die er bisher getragen hatte, nach oben in die Haare.
„Paß auf Hank“, sagte er, „die Fahrt ist zugegebenermaßen etwas lang und umständlich, aber du wirst es nicht bereuen, zu unserer Fantasymesse gekommen zu sein. Ich verspreche dir, du wirst jede Menge toller Überraschungen erleben.“
„Na denn...“, sagte ich, schloß die Augen und drehte die Lehne meines Sitzes weiter nach hinten. Eigentlich war ich gar nicht so gespannt auf irgendwelche Überraschungen.
 
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Paladin

Your average writer
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Well...Hank at its best. :cool:

*setzt sich wieder an den Ideenblock*
 

Myrin

Animist
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@Hank Tja, was soll ich sagen.. wieder beglückst du uns mit einer deiner genialen geistigen Ergüsse :up: Ich freue mich immer wieder neue Geschichten von dir lesen zu können.. und hoffe das du damit in auch in nächster Zukunft nicht auhören wirst :)

Mach weiter so.....
 

Night Shadow

Papaschlumpf
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Jo Hank, mal wieder ne nette Geschichte angefangen :)

Wird aber bei den wilden Ausschweifungen backstage bei der Fantasymesse nicht zu plastisch, ja ? ;)
Und wenn Du einen Herrn Tolkien triffst, tritt ihm nicht vor's Schienbein, auch wenn's ein schnöseliger Engländer ist. ;)
 

Ceallach

Nekromant
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Wie immer super zu lesen. :up:

Nur: ich weiss nicht warum, aber als ich die Geschichte etwa zur Hälfte gelesen hatte, beschlich mich das Gefühl als wäre das einläuten dieser Geschichte gleichzeitig das Totengeläut für Hanks Story.
Hoffentlich war das ein trügerisches Gefühl, wär ja schliesslich echt schade drum.
 

Chinasky

Dirty old man
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@Pali u. Myrin: Thanks! :)
@Nighti: Hhm... da bringst Du mich auf ganz neue Ideen...wilde Ausschweifungen... backstage... plastisch... :fies:
Neenee, keine Angst, ich werde die interessanten Szenen ganz einfach weglassen und statt dessen mich lieber in der Kunst der sublimsten Andeutungen üben. Wie üblich. ;)
@Celleach: Totengeläut... Naja, sieh's mal so: Neue Pflänzchen können nur auf dem Humus gedeihen, der aus den Leichen ihrer Ahnen besteht. Allerdings soll es ja auch angeblich das Geschlecht der Untoten geben, die sich weigern, von Scheren zu Kompost zerschreddert zu werden... *raunschwafelwisper*
 

Ockham

Erkenntnisklinge
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:up: Hey, wo kriege ich das Buch über den Nigger? ;) Zur Not tuns auch die Fantasy-Storys. Oder eben Storys über unfreiwillige Fantasy-Schreiberlinge. Also: ganz schnell weiterschreiben! :)
 

Shao

Ancient Amateur
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Tja, was bleibt mir da anderes übrig als: Genial! :up:
 

Turjan

Senior Member
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Hey, das ist ja mal wieder ein nettes Schmankerl :)! Auf die Messe bin ich gespannt :D!

Gruss
Turjan

Und Hank: You can say you to me, too :D;)!
 

Val

Amazing lolcat
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2.861
Genau wie die Zeichnungen, ist auch dies ein erstklassiges Meisterwerk:up: einfach :cool:

@Turjan: Wer weiß ob es dann wirklich eine Fantasy-Messe ist...
 

Azrael

Todesengel
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133
Hm, klasse Geschichte! Echt Super!!!

Wo bleibt die Fortsetzung??
 

Chinasky

Dirty old man
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@Turjan: Erwischt! :rolleyes: :D
 

Schuck

Fürst des Chaos
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Genial. :D:up:

Hm irgendwie erinnert mich der letzte Absatz an den Anfang von "From Dusk Till Dawn". ;)
Das kann ja heiter werden. :rolleyes:
 

Beego

Tochter der Bastet
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Und wie gehts weiter?

:D :D :D


*wart*
 

Fabian

Hefti
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Genial wie immer! :up:
Allerdings hätt ich noch ne Anmerkung:
Wenn Hank so arm ist und keine Rechnungen mehr zahlen kann, wird er sich kaum noch ne Krankenversicherung in den Staten leisten können. Ergo, würde er auch in kein Krankenhaus gebracht werden.
:)
 

Nebressyl

Knuddeliger Incubus
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Erfrischend und anschaulich gut wie immer. :up:

Ich erwarte gespannt die Fortsetzung. ;)
 

Turjan

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@Fabian: Unfug. Wenn du keine Krankenversicherung hast, muss dich das Krankenhaus im Notfall umsonst behandeln. Es sieht nur schlecht aus, wenn du dann zu Geld kommst :D!
 

Sir Firekahn

Konservendose
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Ich glaub wir sollten man versuchen Hanks und Palis DNA zu mischen und zuschauen was dabei so herauskommt :D ;)

Super Story :)
 
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