Hm, im Detail schwer zu sagen, insbesondere da verschiedene Götter verschiedene Versionen davon verbreitet haben. Als sterblicher hast Du da eben das Problem, aus dem großen Bündel an Afterlife-Erzählungen irgendwie die halbwegs korrekten Teile zusammenpuzeln zu müssen.
Ich versuche mal, eine Analogie zur Echtwelt zusammenzubasteln: Schau Dir den Ukraine-Krieg an, insbesondere den Informationskrieg. Wir haben eine ganze Menge Infos, manchmal mit enorm hohen Detailgrad, aber jede Information stammt am Ende aus einer Quelle mit starkem bias. Das macht es relativ einfach, eine grobe Idee von den Ereignissen dort zu bekommen - diese Idee wird nur immer gröber, je stärker wir ins Detail gehen wollen. Außerdem hat auch jeder Akteur in der Vergangenheit Informationen zurückgehalten, die für die Kontextualisierung der vorhandenen Informationen essentiell sind - manchmal ist eben auch entscheidend, was man nicht weiß. In sofern schwimmen wir in einer See aus Halbwahrheiten und kontextbefreiten Informationen, woraus man mit ein bisschen kritischem Verstand durchaus ein recht akkurates Bild der Lage basteln kann, solange man auf einer hohen Abstraktionsebene bleibt. Geht man ins Detail, wird es schwammiger.
Ähnlich geht es dem normal-Bewohner der Schwertküste. Der Priester von Mystra erzählt eine Sache, der von Helm eine andere und der von Umberlee nochmal was anderes. Keine Erzählung ist völlig korrekt, keine ist völlig falsch. Wer nun die Gelegenheit hat, Infos aus einer Vielzahl an Quellen zusammenzutragen, auf Inkonsistenzen abzuklopfen, das mit nicht-theistischen Quellen zusammenzubringen und die Kunst des 'educates guess' beherrscht, kann eine ganze Menge korrekte Informationen, eben auf einer hohen Abstraktionsebene, haben. Ob ihm geglaubt wird ist 'ne andere Geschichte und außerdem haben recht viele diese Möglichkeit, und die dazugehörige Zeit und Muße, eben einfach nicht. Wer in der Lage ist, die Ebenen zu bereisen, kann sich das ganze Schlamassel sogar selbst anschauen, dass ist aber, was Kelemvors Reich angeht, keine besonders populäre Option. Ähnlich wie bei uns kaum einer aus reinem Informationshunger in ein Kriegsgebiet reist.
Im Fazit würde ich also sagen, dass der Informationsstand sehr stark schwankt. Ein Gelehrter in einer Metropole wie Amn oder Baldurs Gate, mit Zugang zu einer Vielzahl von Quellen und einem Interesse am Thema, kann sich durchaus in Echtzeit ein brauchbares Bild der Lage zusammenbasteln. Jemand der so einen Gelehrten im Bekanntenkreis hat und sich dafür interessiert, wird zumindest das gröbste wissen. Ein Bauer in einem kleinen Kaff mitten im Nirgendwo, in dem nur ein einziger Schrein von Gottheit X von einem alten Zausel ... äh, ich meine einem hingebungsvollem Priester betreut wird, hat ein anderes und potentiell stark irreführendes Bild der Lage. Und natürlich spielt es auch eine Rolle, was die betreffende Person glauben will.
Um das mal etwas zu konkretisieren: Ich würde erwarten dass ein Bewohner der Schwertküste mindestens weiß
- Dass es ein Afterlife gibt
- Dass sein persönliches Afterlife 'irgendwie' mit seinem Verhältnis zu den Göttern zusammenhängt und es möglich ist, dass Afterlife im Reich einer Gottheit zu verbringen
- Dass Gottlose und Gläubige unterschiedlich behandelt werden
- Dass Kelemvor für diese Leute zuständig ist und hier deutlich weniger grausam agiert als seine Vorgänger - Cyric, Myrkul, Jergal
- Falls das timing passt: Dass ein "gutes" Afterlife auch für gottlose möglich ist
Halbwegs informierte Leute - also z.B. Kleriker eines entsprechend veranlagten Gottes, interessierte Laien in passender Position, Wesen, die ein bisschen Zeit mit der Kommunikation mit Toten verbracht haben ... könnten darüber hinaus wissen dass
- das Afterlife, selbst im Reich eines guten Gottes, nicht erstrebenswert ist, zumindest für die meisten
- die Götter ihre Anhänger schlicht und einfach belügen. Torm geht nicht hin und erzählt seinen Paladinen, dass sie als Dank für ihr hingebungsvolles Leben am Ende als eine Marmorsäule in seinem Palast auf Mount Celestia enden könnten.
- das Aferlife in der Fugue Plane beginnt, wo die Götter die Seelen ihrer Anhänger beanspruchen und der Rest dann zu Kelemvor geht.
- das die Regeln für das Beanspruchen einer Seele ein bisschen 'locker' sind, man also nicht unbedingt bei dem Gott ended, den man sich gewünscht hat.
Die Geschichte mit der Blasphemie ist nach meinem Kenntnisstand nicht aus der AD&D-Lore. Glaube an viele Götter ist etwas normales in den Reichen und die meisten Götter erheben keinen Anspruch darauf der einzig wahre zu sein.