[Limbo - Runde I] Scot d'Arnd / Timestop

Wer hat die bessere Geschichte geschrieben?

  • Scot d'Arnd

    Stimmen: 4 40,0%
  • Timestop

    Stimmen: 6 60,0%

  • Umfrageteilnehmer
    10
  • Umfrage geschlossen .

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
 
Zum Abschluss: zwei Piratengeschichten. ;)

Viel Vergnügen! :)

 
 

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
Scot d'Arnd

„Die Mannschaft hat nichts gefunden, was eine Bergung lohnen würde, Käpt’n“, erstattete ihr erster Maat Bericht. „Stadt ist völlig ausgebrannt, nicht einmal die Kirche steht noch.“ Er deutete in der Luft herum. „Die Jungs haben eine kleine Hütte oben aufm Berg gefunden, aber die war leer.“ Er spuckte auf den Boden. „Umsonst, das alles.“

„Ay, hat einer ganze Arbeit geleistet“, stimmte Dufte ihm zu, während sie mit ihrer Axt in der Asche des ausgebrannten Gasthauses herumstocherte, in dem sie standen. „War nicht das Werk von Amateuren. Fischervolk ist stark und zäh und Angriffe gewöhnt. Sind bei Nacht gekommen, ein großes Schiff. Hundertfünfzig, vielleicht zweihundert Mann.“ Sie rieb die Asche von ihrer Klinge und schob sich die Axt wieder in den Gürtel. „Trommel die Männer zusammen, wir hau’n ab.“

Sie wandte sich zum Gehen, als sie durch das ausgebrannte Gerüst des Gasthauses sah, wie jemand die Segel ihres Schiffes setzte. „Ey!“ Sie lief raus und runter zum Strand. „Was machen die da? Wer hat das befohlen?“

Das Schiff setzte sich in Bewegung. „Was zur Hölle?“, brüllte Dufte, die Männer um sie herum sprangen auf. Ihr Schiff verließ die Bucht und hinter ihm kam ein anderes in Sicht. Oder weniger ein Schiff, mehr ein Fischerboot. „Verdammt nochm… Die klauen mein Schiff!“

…-…-…-…

„Kapern, Sir?“, versuchte es Fry.

„Wie bitte?“

„Sehr wohl, Sir.“

Die Männer hatten bereits ihre Positionen eingenommen und Neptun machte es sich am Steuer des neuen Schiffes gemütlich. Dessen alte Besatzung saß festgeschnürt auf dem Fischerboot, das der Ol‘ Ohm wohl nicht so rasch wiederbekommen sollte.

„Darf ich anmerken, dass es ein erstaunlicher Geniestreich war, euch dieses Schiff anzueignen, Sir?“, sagte Fry und nahm seinen Platz an des Käpt’ns Seite ein. „Erstaunlich, in der Tat.“

„Du darfst“, erlaube Neptun gönnerhaft und streichelte sanft über das Steuer. „Ein erstaunlicher Geniestreich.“

„Obgleich ich meine Anerkennung keinesfalls geschmälert sehen möchte, sehe ich es doch als meine Pflicht an, Euch daran zu erinnern, dass es unser eigentliches Ziel war, Port Turner auf Indizien zu untersuchen, und nicht, uns einen neuen Kontrahenten zu machen.“ Fry deutete auf die Insel, die hinter ihnen immer kleiner wurde. „Ihr wisst schon, wegen…“

„Mach dir keine Sorgen, alter Knabe, dein guter Käpt’n hat alles im Griff“, sagte Neptun und legte Fry wie ein großzügiger Onkel seinem Lieblingsneffen eine Hand auf die Schulter. „Das wahrlich genitale an meinem Plan war nämlich nicht, wie wir das Schiff geklaut haben. Dass ich unserm neuen Kontanten unser altes Boot zurückgelassen habe, darin zeigt sich mein wahres Geni…“

„Eure Größe, Sir, Eure Größe“, unterbrach Fry. De’Silva nickte und nahm die Treppe von der Brücke runter. Fry befahl Bob, dem Steuermann, seiner Profession nach zu kommen und folgte dem Kapitän. „Sir, nur damit ich mich nicht selbst im fein geknüpften Netz Eures Planes gefangen setze, würdet Ihr mir vielleicht ausführen, wie ihr Euch das weitere taktische Vorgehen eurer Männer vorgestellt habt?“

„Fry, wenn ich dir meinen Plan verrate, dann ist er doch nicht mehr geheim“, erklärte de’Silva dieses Selbstverständlichkeit.

„Sir, Ihr müsst mir euren Plan schon verraten, sonst passiert überhaupt nichts“, gab Fry zu Bedenken. Neptun sah ihn eine Spur verwirrt hat. „Sir“, fügte Fry daher hinzu.

„Nun, dir kann ich meinen Plan wohl verraten“, sagt de’Silva, während er interessiert die Reling musterte, welche von Frys Warte aus wenig spektakulär wirkte. Offensichtlich hatte er es sich doch wieder anders überlegt, denn Neptun schwieg. Als er ihm eine Weile dabei zugesehen hatte, wie er die Reling anstarrte, räusperte sich Fry. „Holz“, sagte Neptun.

„Wie bitte, Sir?“

„Holz. Die Reling. Sie ist aus Holz. Das ganze Schiff ist aus Holz“, stellte Neptun fest. „Ausgezeichnet! Das sollte meinen Plan noch einfacher machen.“ Die Vorstellung eines lichterloh brennenden Schiffs brachte Fry auf den Gedanken, alle Brandbeschleuniger in einer günstigen Minute vor dem Zugriff des Kapitäns sicher zu verwahren.

Dieser wirbelte herum, sah Fry einen Augenblick unter seinem Albatrosfederhut sehr genau an und überlegte. Er hob den Finger, legte ihn ans Kinn, tippte zweimal dagegen und: „Ich geh zu Bett.“ Dann stolzierte er in Richtung Kajüte. „Hoffentlich schlafe ich ohne Emmas schöne Singstimme auch ein.“

„Aber, Sir, Euer Plan“, rief Fry hinterher, als Neptun die Tür hinter sich zuschlug.

„Gute Nacht“, tönte es dumpf durch die Tür. Und dann: „Halt! Wer hat mein Bett geschrumpft?“

…-…-…-…

Der Mond stand hoch am Himmel und die See war ruhig. Dufte schleuderte ihren Enterhaken über die Reling und zog sich mit wenigen, kräftigen Zügen aus dem widerlich stinkenden, engen Fischkutter, auf dem ihre Mannschaft wartete. Sie schwang sich über die Reling, landete auf beiden Füßen, rutschte aus und landete auf ihrem Hinterteil.

„Verdammt“, murmelte sie und rieb über den Boden, der vollgeschmiert war mit etwas, was sie angewidert als Tran ausmachte. Ehe sie sich einen Reim darauf machen konnte, sah sie jedoch einen Mann auf der anderen Seite des Schiffes, ein einsamer Wachmann, der sie nicht gehört hatte. Sie griff nach Messer und Axt, pirschte sich an ihn heran, sprang und rammte ihm die Axt in den Rücken.

Der Mann fiel nach vorne aufs Deck und sie hörte es laut scheppern. Ein Eimer rollte über den Boden und ein zerbrochener Besenstiel lag da, wo eigentlich die Leiche eines dreckigen Schiffsdiebs liegen sollte. Nur eine Attrappe. Dufte knurrte. Etwas Merkwürdiges ging hier vor. Sie sah sich um, keiner schien ihr kommen bemerkt zu haben. Das Schiff war ruhig wie ein Fisch nach zwei Tagen Landgang. Und dank des Trans, roch es auch so.

Dufte pfiff und ihre Crew folgte ihr auf Deck. Dreißig Mann, ungewaschen, bis auf die Zähne bewaffnet und wütend. So mochte sie ihre Jungs. Sie gab ihnen Zeichen und die Piraten verteilten sich. Dufte wusste, dass irgendwo der Feind lauerte.

Drei Männer machten sich auf zur Tür, die Unterdeck führte. „Ähm, Käpt’n?“

„Ssssh!“, zischte Dufte grimmig. Dann aber sah sie, dass jemand die Türen verkeilt hatte. Von außen. Sodass niemand heraus kommen konnte. „Beim Klabautermann..?“

„Seid gegrüßt, meine Kontanten!“, rief jemand über ihr. Sie sah hinauf und konnte sich gerade noch wegducken, als ein Mann sich mit einem Seil aus der Takelage hinuntergeschwungen kam und direkt neben ihr auf dem Deck landete. Er trug einen Hut mit einer Albatrosfeder, einen langen Säbel und… Bürsten unter den Stiefeln.

Rasch sah sich der Mann umgeben von dreißig Mann, alle die Waffen auf ihn gerichtet. Das schien ihn jedoch nicht weiter zu stören. Er sah sich um, nahm einen der Piraten, einem Mann mit Augenklappe und Holzbein, ins Visier, ging auf ihn zu und verneigte sich. „Sehr erfreut, Herr Kapitän. Ich bin Sir Neptun Odysseus de’Silva, Freibeuter seiner Majestät und Pirat ohne Herr, stets zu Diensten.“ Der Einäugige ließ seinen Säbel verwirrt sinken und sah zu Dufte. Die zuckte mit den Schultern. Den Verrückten schien das wenig zu stören, denn er sah seinen Gegenüber an und erkundigte sich höflich: „Und wer seid ihr, Kapitän?“

„Oi“, rief Dufte. De’Silva drehte sich einmal schwungvoll im Kreis, sah dabei über Dufte hinweg und kam mit einer eleganten Bewegung wieder in der Ausgangsstellung an. „Bin hier, Schwachkopf!“

Diesmal sah de’Silva sie. Seine Augen weiteten sich und er klatschte aufgeregt in die Hände. „Ein Kleinwüchsiger“, jauchzte er. „Ist das nicht lieblich?“

„Nichts ist hier lieblich“, raunzte Dufte. „Es heißt Zwergin!“

„Kleinwüchsiger Zwergin?“ De’Silva schüttelte den Kopf „Nein, das kommt mir falsch vor.“

Dufte trat vor und drohte mit der Axt in Richtung des Verrückten. „Bin nicht hier, um mich beleidigen zu lassen, Schwachkopf! Du wirst dafür bezahlen, dass du mein Schiff geklaut hast.“

„Gekapert“, verbesserte de’Silva und grinste glücklich. „Ach, und wenn ich bezahlt habe, darf ich es dann auch behalten?“

„Hältst dich wohl für ganz schlau, was, Schwachkopf?“ Sie nickte zwei ihrer Männer zu, die den Verrückten attackierten. Beide rannten auf ihn zu, einer rutschte ab, fiel hin und schlitterte mit dem Kopf gegen den Mast. Der andere erreichte Neptun, der ob der Attacke erschrak und beim Zurückweichen dem Angreifer versehentlich ein Bein stellte. Auch der stürzte, rutschte einige Meter weiter und kegelte zwei weitere Piraten um.

„Huch“, sagte Neptun und hob entschuldigend die Hände. „Das tut mir wirklich außerordentlich Leid.“ Er beugte sich herunter zu dem Mann am Mast, merkte dann aber, dass dort nichts zu wecken war, und wandte sich wieder Dufte zu. „Wie dem auch sei, Ihr wart gerade dabei, mir zu erzählen, was in Port Turner geschehen ist.“

„War ich nicht.“

Neptun kniff die Augen zusammen, überlegte und sagte dann ganz langsam: „Doch… ich glaube, dass wart ihr… schon.“ Er nickte noch einmal versichernd. „Ihr habt mir erzählt, wie ihr in das kleine Fischerdorf eingefallen seid, es niederbranntet, und Männer, Frauen und Kinder allesamt getötet habt.“

„Wa ham niemanden jetötet“, rief einer von Duftes Jungs, der Einäugige mit dem Holzbein. „Warn alle wech, bevor wir jekommen sind. Und abjebrannt war auch.“

Ein Donnern hinter der verkeilten Tür ließ sie herumfahren. Dufte umgriff ihren Axtstiehl fester. „Männer, zur Tür!“ Alle Piraten drängten rüber, die Waffen erhoben. Sie selbst blieb zurück, um auf den Schwachsinnigen aufzupassen, der ob des raschen Gedrängels milde verwundert wirkte.

„Nun, wie dem auch sei“, sagte er schließlich. „Da ihr die braven Bürger von Port Turner nicht getötet, nehme ich an, dass ihr euch ihrer gewaltsam bemächtigt habt?“

„Nein, haben sie nicht ent…“ Es donnerte wieder. „Hast du deine Crew eingesperrt?“ Dufte wusste, dass sie überrascht sein sollte, aber als dieser Verrückte eifrig nickte, passte es dafür doch zu sehr ins Bild. „Warum?“

„Meine guten Bukanieren hätten uns doch bei unserer munteren Konversion gestört, oder nicht?“, erklärte de’Silva. Es donnerte wieder und er zuckte zusammen. „Hat mich das vielleicht erschreckt!“ Ein weiteres Donnern und ein Splittern ließen auf das nahe Ende der Tür schließen. „Nun, da ihr mir alle Informierungen gegeben habt, die ich brauche, ist es wohl Zeit, die Klingen zu kreuzen.“ Und Neptun zog seinen Säbel.

„Endlich“, grummelte Dufte und griff an. Als die Klingen zum ersten Mal aufeinander trafen, splitterte die Tür entzwei und der Kampf begann.

…-…-…-…

Als die Sonne aufging, saßen Neptun, Fry und die ganze Crew in Fässern und trieben auf dem ruhigen Meer auf und ab. Kapitän Dufte war so gnädig gewesen, sie nicht sofort hinzurichten, sondern in Fässer gesteckt aufs Meer hinaus zu schicken, wo sie bald elendig verdursten sollten.

Neptun war wie immer bester Laune. Er hockte aufrecht in seinem Fass, seine Albatrosfeder wehte in einer leichten Brise. „Ich konsterniere…“

„Konstatiere, Sir“, verbesserte Fry, der sich am Rand seines Apfelfasses festklammerte.

„Nein, diesmal bin ich mir ziemlich sicher“, sagte Neptun mit überlegener Miene. „Ich konsterniere, dass mein Plan aufgegangen ist.“

„Und wie kommt Ihr zu diesem Ergebnis“, fragte Fry.

„Ich habe erfahren, was in Port Turner vorgefallen ist und die gesamte Crew hat es überlebt“, konsternierte Neptun zufrieden.

„Und wie bewertet ihr, dass wir zwei Schiffe verloren haben, unsere Waffen an eine andere Piratentruppe abgeben mussten und uns auf hoher See wiederfinden, mit nichts anderem als jeweils einem Fass, um uns vor dem Ertrinken zu bewahren, sodass wir mit viel Glück nur langsam verdursten?“

„Gut“, bewertete Neptun.

„Gut, Sir?“

„Gut.“

„Gut, Sir…“
 

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
Timestop

Verstehen war der erste Schritt. Nicht der letzte, aber der erste. Wenn man verstand was schiefgelaufen war, wo der Fehler lag, konnte man ihn nächstes Mal vermeiden.
Dufte fragte sich, ob sie irgendetwas falsch gemacht hattem während sie den Trinkbeutel mit Rum an sich selber weitergab. Ob sie etwas übersehen hatte was geradezu danach schrie „Tu es nicht!“, ob sie ganz einfach dumm gewesen war. Wo war der Punkt gewesen, wo alles aus dem Ruder gelaufen war?
Aber sie fand nichts. Es war einfach nur Pech? Schicksal? Oder sie hätte von Anfang an die Finger von der Sache lassen sollen.

Sie hoffte es gab ein nächstes Mal, während sie auf dem Ausguck stand, der sich immer mehr dem Meeresspiegel näherte.

~~~~~~~~

„Wieviel springt dabei für uns heraus?“
„60% Anteil an der Beute“, antwortete ihr der Mann gegenüber.
Dufte kratzte sich an der Nase. Ein großzügiges Startgebot.
„Etwas knapp dafür, dass wir einen Großteil der Mannschaft und das Schiff stellen. 80%.“
Ihr Gegenüber rollte mit den Augen.
„65 sind ein pures Geschenk, sonst können wir es auch gleich selbst machen.“
„Viel Spaß dabei mit eurer Nussschale. 70.“ Sie hielt ihm eine Hand hin.
Der Mann schlug ein, als eine Stimme hinter ihm ertönte, die ihn zusammenzucken ließ.
„Fry, haben wir schon ein Geschäft gemacht? Wie viel Fässer Bier hat euch der Zwerg verkauft?“
Der Ausdruck auf Frys Gesicht wirkte, als ob er unter plötzlichen Blähungen leiden würde.
„Dies ist Kapitänin Dufte. Sie wird uns ein Schiff zur Verfügung stellen.“
„Sehr erfreut. Neptun de'Silva. Dann kann es morgen losgehen.“ Er setzte sich entspannt hin, um ein Bier zu bestellen.
„Es ist ja alles geregelt, wir sehen uns morgen am Dock“, meinte Fry hastig.
Dufte war tatsächlich müde und morgen würde eine anstrengende Reise beginnen. Sie trank ihren Rum aus und begab sich auf ihr Schiff.

„Sir, ich habe Ihnen doch eine viel bessere Kneipe am anderen Ende der Stadt empfohlen, während ich alles erledige“, flüsterte Fry Neptun zu, während die Zwergin verschwand.
„Ja. Die Kokosnusspreise sind übrigens famos gefallen“, erwiderte de'Silva, während er Bierdeckel zu einem Schiff stapelte.
Fry überging das.
„Warum sind sie dann nicht solange dortgeblieben?“
„Es gab einen kleinen Tumult, wegen irgendetwas. Da bin ich vorzeitig gegangen.“
Fry rieb sich die Schläfen.
„Wie auch immer. Wir können morgen los, die Zwergin kennt den Weg und übernimmt die Navigation, wir brauchen also nichts selbst zu machen.“ Er beobachtet die Reaktion seines Kapitäns.
„Wir müssen Emma noch Kakao mitbringen. Sie liebt Kakao“, sinnierte Neptun.
Fry starrte ihn an.
„Ich sehe was sich machen lässt“, seufzte er dann.

~~~~~~~~

Seit Tagen hatten sie ihr eigentliches Geschäft des organisierten Kaperns auf See ignoriert und jedes Schiff umgangen, um so schnell wie möglich am Zielort zu sein. Dabei war recht viel los und immer wieder tauchte gerade hinter oder längsseits von ihnen kurz ein Schiff auf. Manchmal waren es auch fette Handelsschiffe, die sie großzügig vorbeiziehen ließen. Immerhin war das Wetter gut und so blieb auch das organisierte Erbrechen aus.

Die Sonne senkte sich gemächlich, um friedlich und farbenfroh am Horizont zu entschwinden. Weg von dem kleinen Streit auf dem Schiff, das auf sie zujagte.

„Was? Der da? Das is nich der wahre Käptn, nich der kleine Krummbein da. Der hat keine Ahnung von nix“, fauchte einer der Männer.
„Wohl. Des is unser Schiff und unser Käptn schneidet dir's Bein ab wenn du deine Fressklappe nochmal aufmachst“, brüllte der andere.

Fry kam gerade rechtzeitig herangestürzt, um vor Dufte am Ort des Streits zu erscheinen. Auch einige weitere Männer beider Besatzungen kamen nun nachträglich neugierig hinzu. Und ihre kleine Crew war deutlich in der Unterzahl. Es schien noch keinem klar worum es ging, aber ein Streit war immer spannend.
„Was hat das zu bedeuten?“, fragte die Zwergin misstrauisch.
Fry erkannte gleich Rauhbein Rudolf, der erst kürzlich bei Kapitän Neptun de'Silva, „dem größten noch lebenden Piraten“, angeheuert hatte. Ein Mann der große Dummheit mit Blödheit kombinierte, dafür aber eine ausgesprochene Brutalität zur Schau stellen konnte. Der andere Mann war aus der Mannschaft der Zwergin.
Jetzt sah Fry auch noch de'Silva langsam vom Bug heranschlendern.
„Ihr stellt euch also gegen den Kapitän?“, fragte Fry deutlich und laut in Richtung des Rauhbeins.
„Aye. Das tu ich!“, bestätigte Rudolf und nickte Neptun grimmig zu.
„Fry, ein nebulöser Tag. Was geschieht hier?“, rief de'Silva, während er an einer Pfeife nuckelte.
„Dieser Mann stellt die Autorität des Kapitänsamts in Frage“, erklärte Fry.
„Ich bin storniert“, Neptun schüttelte den Kopf. „Mir ist entfallen Tabak in die Pfeife zu stopfen.“
Er schritt wieder davon in die Kajüte.
Verwirrung machte sich in einigen Gesichtern breit, am meisten in Rudolfs.
„Ich denke, ihr wisst das am besten zu lösen“, wandte Fry sich an Dufte.
„Was? Ihr überlasst das dem dreckigen Zwerg?“, knurrte Rudolf.
„Wenn ihr euch gegen den Kapitän wendet...“ Fry zuckte mit den Schultern.
„Na warte, du kleiner, mieser...!“
Das Rauhbein sprang mit gezücktem Messer nach vorne, nur um schreiend umzufallen. Irgendetwas hatte sein linkes Bein durchtrennt. Und während er sich noch wie am Spieß brüllend umherwälzte packte ihn die Zwergin schon, die blutige Axt in der anderen Hand, zerrte ihn an die nahe Reling und schmiss ihn über Bord als wäre er ein Sack Mehl. Sein Schrei verstummte mit dem Aufschlag ins Wasser, kam kurz nochmal als gurgelnder Laut zurück und verstummte, als sein Bein ihm folgte.

„Damit sollte das geklärt sein.“, knurrte Dufte und stiefelte davon.
„Aufwischen“, befahl Fry mit Blick auf die Blutlache. Außerdem nahm er sich vor, de'Silva noch mehr mit Partien dieses Kartenspiels „3360 und weniger“ in seiner Kabine zu beschäftigen, das dieser seit neustem so mochte. Für den Rest der Zeit sollte es relativ friedlich an Bord sein.

~~~~~~~~

Sie erreichten die Insel 14 Stunden später am Morgen, ankerten ungesehen in einer Bucht und nahmen die Boote zum Land. Dann wanderten sie los zur Gouverneursvilla.
Es war ein anstrengender Marsch durch Wald und noch mehr Wald, langsam immer stetiger bergauf, doch dank Frys Führung kamen sie noch am frühen Abend an. Sie warteten die Nacht ab, während sie die Wachmannschaften zählten. Es waren nur drei Mann, die die Südseite patrouillierten. Als es dunkel genug war und die ersten Fackeln angezündet wurden, warteten sie nur noch darauf, dass das letzte Licht im Zimmer der Gouverneurin selbst verlöschen würde. Doch die Stunden vergingen und es passierte nichts.
„Sie arbeitet wohl mal wieder viel“, vermutete Fry.
„Das wird sie noch einmal umbringen“, schüttelte Neptun betrübt den Kopf.
Als der Tag näher kam entschlossen sie sich, es trotzdem zu versuchen und stürmten leise durch den Garten voller schön geschnittener Hecken, Blumenwiesen und Bäumen. Die Wachen wurden einzeln und lautlos ausgeschaltet. Enterhaken verhalfen ihnen hoch zum Balkon.
Dufte spähte vorsichtig durch das Fenster an den Vorhängen vorbei und sah die Gouverneurin seitlich zum Fenster sitzend an ihrem Schreibtisch. Neben dem feudalen Bett und vielen Vasen mit exotischen Blumen aus der Gegend fanden vor allem die golden eingerahmten Bilder die Aufmerksamkeit der Zwergin. Vielleicht enthielten auch die Schränkchen und Kommoden noch den ein oder anderen Schmuck oder teure Kleider. Ansonsten war der Raum leer.
Der Einsatz von Äxten half ihnen, das Türschloss zu knacken bevor sie in das Zimmer der Gouverneurin stürmten. Die rothaarige Frau im Nachthemd schaute überrascht auf.

„Hallo Emma“, begrüßte de'Silva sie freudestrahlend, „Fry hat leider den Kakao vergessen.“

~~~~~~~~

Dufte schaute sich in den Kommoden nach Schmuck um und warf dabei einen Blick aus dem Ostfenster, das die schwach erleuchtete, schwer befestigte Hafenstand unterhalb der Villa zeigte. So friedlich und ruhig, die Straßen so leer wie die Schubladen, was wertvolle Klunker anging.

„Neptun!?“, die Augen der Gouverneurin wurden groß. „Du bist tatsächlich nicht tot!?“, rief sie.
„Nein“, antwortete de'Silva fröhlich. „Wie geht es dir? Ich bin gekommen um...“
„Mich auszurauben?“, meinte die Gouverneurin mit einem Blick auf die Piraten die anfingen die Bilder abzuhängen.
„Nein, meine Mitarbeiter greifen nur Prämissen ab. Das ist ein Fehler des Systems, aber man gewöhnt sich daran. Dufte, das ist übrigens Emma de'Silva, meine Frau.“
„Ex-Frau und glückliche Ex-Witwe“, kommentiere die Gouverneurin.
„Faszinierend“, meinte Dufte, während sie einen Schrank öffnete, die Kleider beiseite schob und in eine Degenspitze schaute.
„Guten Tag“, sagte deren Besitzer grinsend.

Dufte schlug die Tür zu, worauf ein gedämpftes „Verfluchte Höllen!“ und ein Splittern von rechts zu hören war, als Soldaten sich gewagt durch das Ostfenster stürzten und in den Raum rollten, während weitere durch Tür vom Korridor kamen. Die meisten Piraten ergaben sich sofort, andere hatten Pech.
Dufte stürzte hinaus, mit einem gewaltigen Zwergensprung vom Balkon in den Garten, in einen nahen Baum, um sich in das Gefecht zwischen dort auftauchenden Scharen von Soldaten und dem Rest der Piraten zu werfen. Beziehungsweise durch einen brechenden Ast, an dem sie sich festklammerte, auf einen Soldaten drauf zu fallen, der K.O. ging und diesen Umstand zur Flucht in den Wald zu nutzen.
Im allgemeinen Tumult gelang ihr das auch, ebenso wie einigen anderen Seeräubern, die Kampfgeist für eine dumme Erfindung anderer Leute hielten.
„Bitte voll in Ihre Mannschaft aufgenommen zu werden“, keuchte einer der Männer die vorher in Neptuns Crew gewesen waren.
„Wenn du mithalten kannst bis zum Schiff, bist du aufgenommen“, hechelte Dufte während sie den waldigen Abhang herunterstürzten.

~~~~~~~~

„Hallo Brüderchen“, grüßte der Mann mit dem Degen, während er sich aus dem Schrank quälte.
„Triton, du alter Halunke“, freute sich Neptun de'Silva und zog sein Schwert.
Die beiden gingen in Duellstellung.
„Fry, sind sie also immer noch mit Neptun unterwegs?“, fragte Triton, während er parierte.
„Wieder“, seufzte dieser, während ihn eine Armbrust in Schach hielt.
„Sie werden kaum glauben was mir kürzlich passiert ist, als ich im angeknabberten Apfel in einer Ecke saß, um gemütlich ein Bier zu trinken. Zufälle gibt es.“
Frys Gesicht verfärbte sich.
„Da kommt also auf einmal ein Kerl rein, der meinem lang verschollenem Bruder verdammt ähnlich sieht und schaut sich eine Partie „3360 und weniger“ an. Nach einiger Zeit steigt er dann mit ein. Hoppla.“ Er wich einem Hieb gen Knie aus.
„Nach drei gewonnen Partien erkundigt er sich dann nach den Regeln.“
Finte, Riposte, Rimesse, Filo.
„Er und ein Kerl im roten Rock gewinnen fast jede Partie, bis er den Kerl fragt ob der nicht seine außergewöhnliche, viereckige, flache goldene Uhr setzen könne, weil die ein wunderschönes Geschenk für seine Emma wäre, die er morgen besuchen wolle. Da dachte ich mir...“ Er parierte einen weiteren Schwinger und das Duell der beiden setzte sich auf dem Schreibtisch fort.
„Ihr bringt meine Ablage durcheinander“, beschwerte sich Emma.
„Jedenfalls überlege ich mir etwas später gerade ob ich meinen kleinen Bruder begrüßen soll, als er in die Runde fragt, ob man Asse aus dem rechten oder linken Ärmel ziehen müsse, weil der Herr in Rot das immer abwechseln würde, was ihn verwirre. Naja, danach ging eine ganz üble Schlägerei los, bei der ich ihn aus dem Auge verloren habe.“
„Das war ein lustiger Abend, genau vor unserer Abreise, erinnern Sie sich, Fry?“, erklärte Neptun, während er sich mit einem Coupé verteidigte.
Sein Bruder fuhr mit einem Drehangriff fort:
„Dann hab ich mir gedacht, Triton, alter Junge, dann wartest du doch einfach bei deiner Frau und stellst deinem Bruder eine Falle. Ich hab also die Blinde Seekuh genommen und bin schnurstracks...“
„Deine Frau wohnt auch hier? Eine der Mägde?“, unterbrach ihn Neptun mit einigen wilden Scheinangriffen.
„Nein, ich hab Emma geehelicht, nachdem du verschwunden warst.“ Er entwaffnete Neptun, so dass dessen Schwert in der Decke landete und dort hängenblieb.
„Du bist sehr fit für jemanden der ganz schön lange in einem Schrank gesessen hat“, lobte Neptun.
„Du hast keine Ahnung. Ihr habt euch Zeit gelassen“, bestätigte sein Bruder.
„Jetzt habt ihr die Decke ruiniert und ich muss schon wieder neu anstreichen lassen“, die Gouverneurin kam zu Triton gelaufen und schmatzte ihm einen geräuschvollen Kuss auf die Lippen.
„Mein Held. Ich weiß schon warum ich dich geheiratet habe, du warst immer der bessere. Und ich musste meinen Namen nicht ändern.“
„Ich habe mir gleich gedacht, dass die Farbe im Zimmer anders ist“, meinte Neptun und verzog die Lippen.
„Aber ich wollte dich etwas fragen, Emma. In letzter Zeit haben sich einige von unseren Freunden vorzeitig vom Leben verabschiedet und Port Turner war auch mal schöner als nach den letzten Berichten.“
Sie winkte ab.
„Ach, das ist eine ganz simple Operation zur Auslöschung des Seeräubertums. Ein paar Handelsgilden aus dem Nordosten haben uns ein Angebot gemacht, das wir nicht ablehnen konnten. Schiffe, neue Waffen, Agenten und Kopfgeldjäger zu Vorzugspreisen um die Piraten zu vertreiben, bessere Geschäfte zu machen und Handelsrouten zu sichern. Zuhause haben die schon hervorragend aufgeräumt und seitdem kein Piratenproblem mehr. Zeiten ändern sich.“
„Die blinde Seekuh hab ich von ihnen. Super schnelles Schiff, bald abbezahlt“, erklärte Triton begeistert.
„Und jetzt haben wir halt eine „Keine Piraten“-Policy. Deshalb wirst du auch morgen um 3 gehängt. Es ist schon alles vorbereitet. Tut mir leid, Schatz.“ Sie klemmte ihren Arm unter Tritons.

„Oh.“ Neptun schaute zerknirscht und holte seine viereckige, goldene Uhr heraus.
„Da bleibt uns ja nicht mehr viel Zeit uns frisch zu machen. Kommt ihr, Fry?“, sagte er und marschierte ins Bad.
Fry starrte ins Leere. Er fragte sich wo er einen Fehler gemacht hatte. Abgesehen davon, dass er wieder bei Neptun angeheuert hatte. Dann runzelte sich seine Stirn und ihm ging ein Licht auf.
„Frisch machen, eine gute Idee, Käptn“, meinte er und stolzierte ihm nach.

~~~~~~~~

Als Dufte mit einer handvoll Leute völlig erschöpft am Ufer ankam, wurde es schon hell. Es schienen keine Verfolger in Sicht, also suchten sie die versteckten Beiboote, bemannten sie und ruderten davon, als niemand weiteres aus ihrer Crew erschien. Sie erreichten das Schiff gerade rechtzeitig um den Ruf mitzubekommen.
„Schiff voraus, nein, zwei!“
Tatsächlich kamen zwei mächtige Kriegsschiffe um die Ecke geschippert.
„Wegwegweg!“, gab Dufte hastig Anweisung an die Zurückgebliebenen.
„Wo ist der Rest der Mannschaft? Und dieser de'Silva?“, fragte der erste Maat.
„In den 99 Höllen, was weiß ich. Sofort losfahren!“ Sie ruderte mit den Armen.
Ein Pfeifen ertönte, das Steuerrad verabschiedete sich von seinem Singledasein und flog im hohen Bogen zersplittert ins Meer.
„Was war das?“, schrie einer der Männer.
„Das müssten diese neuen Waffen sein, Kanonen.“
Weitere Treffer ließen das Schiff erzittern.
„Wir sinken, alle Mann von Bord!“
Während alle zu dem Boot stürzten winkte Dufte den Maat weg, der sie anstarrte.
„Der Kapitän geht als letzter, blablabla. Ich muss nachdenken. Landet am rechten Ufer und versteckt euch.“
Sie kletterte den Mast hoch und brütete vor sich hin, während sie den Rest Rum trank. Erst als auch das Krähennest versank, verabschiedete sie sich von allem was zu schwer zum schwimmen war und paddelte Richtung linkes Ufer davon.
 

Tigerle

Member
Registriert
02.01.2011
Beiträge
73
Eine sehr schwierige Entscheidung...
Beide Geschichten sind einander doch recht ähnlich. Im Hin und Her versprechen beide Geschichten einen doppelten, hintergründigen Plan und beide Geschichten enttäuschen diese Erwartung.

Da ich mich aber für eine der beiden Geschichten entscheiden will, muss ich auch auf die Unterschiede konzentrieren:
Die erste Geschichte fand ich recht schwierig zu folgen. Es fehlte ein wenig der rote Faden zwischen den Szenen und jede Szene musste man erneut einsortieren, damit die Geschichte einen Sinn ergab. Auch macht die Handlungsweise de Silva's nur beschränkt Sinn. Immerhin kann der fehlende doppelte Plan (den man erwartet) durch geistige Verwirrtheit des Kapitäns erklärt werden.

Die zweite Geschichte ist runder. Jeder Handelnde handelt rational. Etwas enttäuscht bin ich mit der Tatsache, dass beide Piratenkapitäne so tölpelhaft in diese Falle rennen. Hier hatte ich während der Geschichte doch mehr erhofft. Dennoch im Großen angenehmer zu lesen, besser erzählt im Gesamtbild stimmiger. Damit erhält TimeStop meine Stimme.
 

skull

Thronfolger
Registriert
23.09.2000
Beiträge
5.986
Hm, puh...

Ich finde, beiden Geschichten ist schwierig zu folgen, und das liegt nicht nur am Geisteszustand von Johnny Depp, äh, Käpt'n de Silva.;)

Bei Scot hätte es noch eines intensiveren Lektorates bedurft. Ich bin teilweise über Formulierungen gestolpert, zB "[er] nahm die Treppe von der Brücke runter".
Timestop rammt dafür kurz vor Ende einen riesigen, unformatierten ExpoDialogBlock in die Geschichte, der das Pacing stört und den es vlt. nicht unbedingt gebraucht hätte, zumindest nicht in diesem Umfang.

Die Charaktere sind jedoch in beiden Fällen gut getroffen und beide Geschichten sind auch lustig, wenn man mal von der Haupthandlung absieht und sich auf die Details konzentriert.

Dabei hat Timestop vielleicht leicht die Nase vorn, und zusammen mit dem besseren Ende könnte es für den Punkt reichen... aber ich habe noch keine Entscheidung.:hae:
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
Registriert
20.09.2004
Beiträge
2.112
Punkt für Timestop.

Er erzählt eine nette Mantel & Degen-Geschichte mit Augenzwinkern und der kleine Seitenhieb (Stichwort: 3360) hat meinen inneren Nerd dazu gebracht freudig zu quietschen:D.

Scot war leider nicht so meins:(.

Aber wir haben ja noch mindestens zwei Runden:).

Gruß

Zelon:)
 

Rote Zora

Pfefferklinge
Registriert
06.05.2002
Beiträge
5.247
Das sind - finde ich - neben der von Mantis die besten beiden Geschichten in dieser Runde. :)
Schade, dass sie gegeneinander stehen, blödes Losverfahren. :c:
Scot finde ich überhaupt nicht schwer zu folgen, er spielt den da Silva einfach brillant, weil ich mich als Leser immer frage: Ist er nun genial oder verrückt, und während man zwischendurch denkt: Nee, doch eher genial muss man am Ende sagen: Quatsch, er ist doch total verrückt - nicht ohne den letzten Zweifel, ob selbst die letzte offenkundige Niederlage noch irgendeinen Rest an Hoffnung für diese durch ihren verrückten Kapitän zum Untergang verdammte Bande gibt.
Dabei setzt er Dufte in ihrer zwergischen Zielstrebigkeit und ihrem echten Piratentum geradezu perfekt ein, um den verrückten Hallodri zu kontrastieren. Ein echtes Meisterstück, Chapeau :up:

Time: Ein bisschen gemein, aber ich habe es nicht anders erwartet: Brillant! Was bei Time noch besser ist als bei Scot ist die Figur des Fry, der zwischen der ebenfalls herrlich geraden Zwergin und dem durchgeknallten Wannabee Kapitän zu vermitteln versucht. Und da ist von der Story-Anlage her wirklich Grips drin, wie Fry dieses (nerdhumorige) Kartenspiel einsetzt, um da Silva von Dummheiten abzuhalten, und genau das wird ihm dann zum Verhängnis, und man ahnte es schon, dass etwas schief gegangen war, als da Silva von diesem Tumult sprach, hatte es aber schon fast wieder vergessen und wird dann wieder davon eingeholt, als das Ausmaß des Irrsinns deutlich wurde.

Einen kleinen Wackler hat Time in der Wahl der Erzählperspektive. Eigentlich erzählt er aus Duftes Perspektive, und hält das auch bis zum vorletzten Abschnitt durch. Dann aber hat Dufte den Raum definitiv durch einen Zwergenhechtsprung verlassen, und wir werden Zeuge dieses wundervollen Dialogs zwischen de'Silva und seinem Brüderchen Triton, bei dem wir so ein bisschen die Lösung des Rätsels erfahren. Der Dialog ist wichtig zum Verständnis und er hätte auch schlecht in Duftes Anwesenheit geführt werden können, das wäre zu bizarr gewesen. Aber er verrät, dass Time *eigentlich* eine de'Silva-Geschichte erzählt hat und keine Dufte-Geschichte.

Und nur deshalb, weil Scot es geschafft hat, dem Meister Time seinen Charakter so ans Herz zu schreiben, dass der seinen eigenen am Ende vernachlässigt hat, kriegt er den Punkt.

ZORA
 

Christa

Universaldilettantin
Registriert
11.09.2003
Beiträge
3.106
Ich kann mich nur Zora anschließen. Das sind die beiden besten Geschichten in dieser ersten Runde und ich finde es schrecklich, dass ich zwischen diesen beiden Geschichten wählen muss. :c:
Ich hatte beim Lesen beider Geschichten ein Dauergrinsen auf dem Gesicht und dann lassen beide Autoren auch noch Ihren eigenen Charakter total abloosen. Och menno.
Ich kann mich noch nicht entscheiden, ich les noch mal kurz drüber. :confused:

Ich kann leider mit dem "3360 und weniger" nix anfangen. Gibt's das wirklich?
 
Zuletzt bearbeitet:

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
 
Wenn ich mich nicht entscheiden kann, schliesse ich mich gerne der Minderheit an. ;)

Und 3360 Wörter war die Obergrenze für diese Runde.

 
 

Christa

Universaldilettantin
Registriert
11.09.2003
Beiträge
3.106
@Enigma

Danke schön.

Dann geht mein Punkt an Scot d'Arnd.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
Registriert
20.11.2000
Beiträge
14.907
Ich konnte mich hier btw nicht entscheiden.
 
Oben