[Limbo - Runde I] Zelon Engelherz / skull

Wer hat die bessere Geschichte geschrieben?

  • Zelon Engelherz

    Stimmen: 8 47,1%
  • skull

    Stimmen: 9 52,9%

  • Umfrageteilnehmer
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Enigma

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Und schon starten wir in die erste Runde.

Viel Vergnügen! :)

 
 

Enigma

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Zelon Engelherz

Wie Eperich in die dreimal zehn Königreiche reiste und der Fuchs sein Wappentier wurde - Eine kleine Fußnote aus dem Eperich Epos, herausgegeben in einer überarbeiteten Version der Erstausgabe von Professor Siegmund von Schädel, 1988 im Siegfried Verlag herausgegeben.

Und so begab es sich, dass Eperich, Kronprinz von Atlantis, Urenkel des Wotan und Bezwinger von Ulf, dem blutdürstigen Fürsten von Thule, zum dritten Mal alleine sein Königreich verließ um noch mehr von der Welt zu erfahren (und seinen eigenen Ruhm zu mehren, wie einige Neider stets hinter seinem Rücken flüsterten).
Seine Reise war wie immer hart und entbehrungsreich und wie es sein Schicksal ihm vorherbestimmte, vollbrachte er erneut viele Heldentaten - er erschlug unter anderem den Riesen Sutir, einen Enkel Ymirs - und in den Hallen der Fürsten dieser Welt lauschte man erneut den Gesängen zu seinen Ehren.

Doch so groß seine Taten auch waren, so nichtig erschienen sie Eperich selbst.
Er, der stets bereit war die Grenze des Möglichen zu überschreiten, reiste also über den Rand dieser Welt in jenes Land jenseits von dreimal zehn Königreichen, wo die Götter residierten, der Weltenbaum Yggdrasil noch im Zentrum der Schöpfung erblühte und Ragnarök nur ein leises Flüstern der drei Weberinnen des Schicksals war.

Kaum hatte er die Grenze überschritten, überfiel ihn eine Gruppe von Briganten - düstere Abkömmlinge jenes Zwergenvolkes, welches entstand, als Durin der Zwergenvater sich von der Totengöttin Hel verführen ließ - unter der Führung des Riesen Haltur, einer der vielen Söhne Sutirs, der Rache für den Tod seines Vaters durch die Hand Eperichs nehmen wollte.
Ein Kampf entbrannte, in dessen Verlauf Eperich alle Zwerge in rasender Wut erschlug und nur noch Haltur selbst mit ihm die Klinge kreuzte.
Zwar war der Heldenprinz seinem Gegner eindeutig überlegen, doch egal wie oft und schwer er diesen auch traf, der bereits aus Dutzenden Wunden blutende Riese lachte dem Helden lediglich grimmig ins Gesicht.
Eperich, der langsam ermüdete und spürte, dass mit dem Verlust seiner Kräfte auch sein eigenes Ende kommen würde, suchte fieberhaft die Quelle der Unsterblichkeit des Riesen oder zumindest eine Schwäche in dessen Verteidigung.
Immer mehr sich in die Defensive zurückziehend, auf jede Bewegung seines Kontrahenten achtend, fiel dem Helden ein Amulett auf, welches Haltur um seinen Hals trug und dessen Rubin in seiner Mitte erst zu leuchten begonnen hatte, als Eperich den Riesen das erste Mal verwundet hatte, wie er sich erinnerte.
Es als einzige Chance sehend, schlug Eperich nach dem Hals Halturs und es gelang ihm tatsächlich die Kette zu zertrennen, die anschließend zu seinen Füßen fiel.
Kaum war ihm das Kleinod entrissen, hauchte der Riese auch schon unter Schmerzen sein Leben aus, doch war es ihm zuvor gelungen, Eperich auf seinem Schwert aufzuspießen, sodass auch der mächtige Held schwer getroffen zu Boden fiel.

Kaum war dies geschehen, erschienen sogleich auch die Walküren, um ihn nach Walhalla zu bringen, wo seine Ankunft bereits sehnsüchtig erwartet wurde.
Doch konnten sie ihren Auftrag nicht erfüllen, denn der letzte Funke wollte nicht aus dem Leibe Eperichs entweichen.
Schuld daran trug das Amulett des Riesen, welches Eperich am Leben erhielt, nachdem dessen Hand am Boden instinktiv danach gegriffen hatte und dank eines wohlmeinenden Schicksals ihre Finger drum schließen konnte, wodurch er durch die magischen Kräfte des Artefakts am Leben erhalten wurde und daher nicht starb, solange er es nicht losließ oder zumindest bereit war, mit den Schildmaiden die jenseitige Welt zu verlassen und gen Walhalla aufzubrechen.
Die Walküren begannen auf ihren geflügelten Pferden über seinen Kopf zu kreisen und gleichzeitig seine Sturheit zu beklagen, wie sie auch seinen Willen zum Leben bewundernd zu besangen.

So auffällig waren sie in ihrem Tun, dass sie die Aufmerksamkeit des Schwarzen Fuchses erregten.

Der Schwarze Fuchs war der Sohn eines Fuchses, der sich dereinst in eine Menschenfrau verliebte und in elfischer Gestalt - alle Füchse waren in den alten Tagen in der Lage gewesen, sich in Elfen zu verwandeln und in der Tat sind sie die eigentlichen Urväter jenes Volkes, welches seine eigentlichen Wurzeln schon vergessen hatte, als die erste Welt noch jung war – mit ihr sein Leben verbracht hatte, bis sie starb und er sich voller Gram in die Einsamkeit zurückzog.
Sein Sohn blieb alleine zurück und wurde von den Menschen aus dem Reich der Sterblichen in das Land jenseits der dreimal zehn Königreiche vertrieben, wo ihn die Hexe Baba Yaga, das älteste Geschöpf nach dem Riesen Ymir, wie man furchtsam flüsterte, fand und ihn aufnahm.
Da sie ihn lieb gewann, lehrte sie den Fuchs wie er seinen angeborenen Listenreichtum für sich nutzen und der Welt den einen oder anderen Schabernack spielen konnte, sehr zu ihrem eigenen und dem Vergnügen des Fuchses.
Und da sie über ihn wachte, traute sich auch niemand Hand an ihn zu legen, zu sehr fürchteten selbst die Götter ihren Zorn.
So verlebte der Schwarze Fuchs ein sorgenfreies Leben und stahl sich selbst, ganz der Natur seiner Art entsprechend, einen Namen für den sterblichen Teil seiner Seele von einem glücklosen Bauern, der ohne diesen für alle Ewigkeit verdammt ward auf dieser Welt als Geist zu wandeln und dies auch heute noch tut.
Nach dieser Tat hieß der Fuchs in seiner Gestalt als Sterblicher ab dann Aylfred und als er sich seiner Existenz als solcher gewahr wurde, gab er sich selbst den Namen Drazil, damit er seinem Gegenüber seinen wahren Namen nicht nennen musste und dieser damit Macht über ihn gewann, so wie es heute noch alle tun, die um ihren wahren Namen wissen.

Sein letzter Streich – der einen Hasen und einen Teich involvierte und schlussendlich zum Hungertod des ängstlichen Tiers führte – lag bereits einige Zeit und er begann sich bereits zu langweilen, als er von weitem die Silhouetten der geflügelten Rosse und ihrer Reiterinnen erblickte und sich ihnen neugierig näherte. Am Platze angekommen sah er das Schlachtfeld und war schon innerhalb eines Augenblickes bereit, sich wieder abzuwenden, als ihm jene Gestalt ins Auge fiel, deren Leib zwar von einem Schwert durchstoßen war, aber scheinbar noch genug Kraft hatte um auf ihren Knien den Dienerinnen des Galgengottes drohend die Faust entgegenzustrecken und ihnen mit leicht brüchiger, aber immer noch kräftiger Stimme befahl zu verschwinden.
Neugierig näherte sich der Fuchs und erschrak, als ihn nur knapp der Speer einer Walküre verfehlte.
Ihre Worte – sie bezeichnete ihn als widernatürliche Ausgeburt einer unheiligen Vereinigung und als Dieb - neben ihren unverschämten Angriff fachten seinen Zorn an und spontan beschloss er, ihr und ihren Schwestern eine Lektion zu erteilen, indem er den Krieger, ein solcher schien der brüllende Koloss ja zu sein, aus ihren Sichtfeld entzog und ihn sogar zu heilen, damit er noch lange Zeit Walhalla fernbleiben mochte.

Also näherte er sich Eperich in elfischer Gestalt als Drazil – schwarzhäutig, da sein Fell die Farbe des Haares seiner Mutter hatte und weißhaarig, da er ein Wesen der Magie war - und sprach beruhigend auf diesen ein, während jener zunächst hastig und misstrauisch zurückwich und abwechselnd zum Himmel und dem Neuankömmling ins Gesicht schaute, hektisch wie eines jener wilden Tiere zu denen man den Fuchs selbst zählte. Doch der Fuchs nutzte einfach seine Schläue und sein Talent für den Gebrauch seiner Zunge, um den immer noch aufgebrauchten Menschen zu beruhigen und von den klagenden Töchtern Wotans wegzulocken, die sich nach ihrer anfänglichen Schroffheit gegenüber dem Schützling der Baba Yaga nicht trauten, diesen mit Gewalt von seinem Tun abzubringen, so sehr fürchteten sie die Hexe.

Drazil brachte derweil den verwundeten Eperich - der soviel Blut verlor, dass daraus sogar ein kleiner Fluss entstand, wie sich heute erzählt wird – zur Hütte der Baba Yaga, jener geheimnisvollen Konstruktion auf Hühnerfüßen, der heute noch nachgesagt wird, dass sie durch die Wälder dieser Welt streift.
Die Hexe selbst war dort nicht anzutreffen, da sie zu dieser Zeit die Länder der Sterblichen durchstreifte, mit ihren jüngeren Schwestern den Sabbat feierte und in abgelegenen Hütten die Löffel ihrer Bewohner zählte, so wie sie es immer tat und es niemand wagte, sie dabei zu stören.
In diesem sonderbaren Heim bettete der Fuchs in Gestalt eines Sterblichen den Helden zur Ruhe und begann ihn zu pflegen.
Doch egal was er tat, nichts wollte die Wunde schließen und verheilen lassen, weder Kräutermischung noch Zauberspruch halfen.
Eperich selbst blieb jedoch stur und das Amulett des Riesen, welches er immer noch fest in seiner Faust umschlossen hielt, bewahrte ihn weiterhin davor, von den Walküren geholt zu werden.

Viel Zeit verging und mit dem Wechsel der Jahreszeiten, änderte sich auch das Verhältnis der beiden Insassen der Hütte zueinander und beide begannen aneinander lieb zu gewinnen.
Drazil erfreute Eperich mit seinen Scherzen und Erzählungen einiger seiner weniger boshaften Schelmenstücke, während Eperich selbst die Augen des Schwarzen Fuchs mit Erzählungen von seinen Abenteuern zum Glänzen brachte.
Bald begannen sie beide davon zu träumen gemeinsam durch alle Welten dieser Schöpfung zu reisen, noch mehr Abenteuer zu erleben und sich bei vielen Gelegenheiten gegenseitig ihre ewige Freundschaft zu versichern.
Doch die Wunde verheilte weiterhin nicht und wenn sich sein Zustand auch nicht verschlimmerte, so begann sich die Stimmung des Prinzen von Atlantis immer mehr zu verfinstern, angesichts der Tatsache, niemals genesen zu können und der Gesang der weit entfernte Gesang der Walküren begann in seinen Ohren immer süßer zu werden.

Auch das Herz des Fuchses füllte sich immer mehr mit Gram, brachte doch kein ihn bekanntes Heilmittel das gewünschte Ergebnis und ihm entging auch nicht, wie der Wille zum Leben langsam aus Eperich entschwand, was seinen Kummer nahezu ins Schmerzhafte steigerte.
All seine Studien brachten keine zufriedenstellende Ergebnisse und so entsann er einen letzten, verzweifelten Plan: Er würde in das Reich der Totengöttin Hel selbst reisen und sie bitten, Eperich sein Leben zu lassen, denn wenn auch alle Krieger nach ihrem Tod gen Walhalla reisten, so war es sie, die immer noch darüber entschied, wer starb und wer lebte.
Mit diesem Plan im Kopf, ließ Drazil Eperich mithilfe eines Mittels in einem tiefen Schlaf fallen, damit er sicher sein konnte, dass der Krieger nicht in einem spontanen Anfall das Amulett losließ, welches er mit geschickten Händegriffen am Hals seines Freundes befestigte.

Nachdem dies getan war, reiste der Schwarze Fuchs zum Weltenbaum Yggdrasil selbst und kletterte in seiner Gestalt als Sterblicher an dessen Wurzeln hinab.

Viele Abenteuer erlebte er dabei.

Sein berühmtestes dürfte auf jeden Fall jenes sein, in welchem er auf die schreckliche Midgardschlange traf.

In dem er sie davon überzeugte, dass ihr Schwanzende ein weiterer Kopf war, der sie zu verschlingen gedachte, brachte er sie dazu sich selbst in den Schwanz zu beißen, um anschließend zu versuchen sich selbst zu verschlingen, wodurch sie zu Ouroboros wurde und so Ragnarök für lange Zeit hinaus geschoben wurde, konnte sie doch in dieser Zeit nicht an Yggdrasils Wurzeln nagen, wie es ihr vorherbestimmt war.

Noch viel mehr Zeit verging, doch schlussendlich stand Drazil endlich vor den Toren zu Hels Reich, wo er den dreiköpfigen Wächter Zerberus mit einem Rätsel – ein Vorläufer des berühmten Ratespiels der Sphinx von Theben - verwirrte und sich geschwind an ihn vorbeistahl und Hels Cousin, den grimmigen Richter Hades – damals gehörten alle Götter zu einer Familie -, mit seinen Geschichten zum Lachen brachte, sodass er schließlich vor der Herrscherin der Unterwelt selbst stand.

Er verschwendete nicht viel Zeit und versuchte Hel sogleich mit Schmeicheleien dazu zu bringen Eperich freizugeben, pries ihre Schönheit, ihre Weitsicht und ihr gütiges Herz.

Doch Schmeicheleien erweichten das Herz der Totengöttin nicht, waren doch solcherlei Nichtigkeiten dort wo sie regierte bedeutungslos.

Also änderte er seine Taktik und versuchte die Göttin mit Versprechungen von Geschenken und alten Wissen zu welchem nur die Baba Yaga und er selbst Zugang hatten, zu locken, versprach ihr das Gold des Zwerges Alberichs und die Runen der Macht, die Wotan im Austausch für sein Auge erhielt, wenn sie doch nur das Leben dieses einen unbedeutenden Sterblichen verschonen würde.

Doch Hel interessierten weder Reichtümer, noch verlangte es ihr nach Wissen, denn auch dies spielte für sie in ihrem vom Nebel des Vergessens durchzogenen Reich keine Rolle.

Da begann Drazil auf die Knie zu fallen und zu flehen, Tränen flossen ihn über sein Gesicht und sein Klagen hallte an den Wänden des trostlosen Thronsaal wieder. Er tat all dies mit aller Aufrichtigkeit die sein Herz aufbringen konnte und in seiner Verzweiflung bot er ihr sogar sein eigenes Leben, für das seines geliebten Freundes an, wenn sie ihn nur endlich gehen lassen würde.

Als er endete, barg er sein Gesicht in seinen Händen und es herrschte Stille im Thronsaal, sah man von den vom Schmerz gedämpften Schluchzern des Fuchses einmal ab.

Schließlich erschien eine einzige Träne im Augenwinkel der toten Körperhälfte der Göttin und als sie zu Boden fiel und beim Aufprall im Nichts auflöste, akzeptierte Hel sein Angebot.

Da er jedoch zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Tier war, konnte Drazil sich weder zu den Seelen der Menschen gesellen, noch zum Rad der Wiedergeburt der Tiere zurückkehren, sodass sie sein Leben nahm und es in einen Edelstein einfasste, den sie fortan an einer Kette um ihren Hals trug und machte den Schwarzen Fuchs zu ihrem Boten in allen Belangen die ihr Reich betrafen.
Sein erster Auftrag war es Eperich zu erzählen, dass sein Leben gerettet war und ihn über Drazils Stellung am Hofe der Todesgöttin zu informieren.

Ob sie dies aus Grausamkeit tat oder um den beiden Freunden die Gelegenheit zu geben sich zu verabschieden, ist nicht überliefert.

Jedenfalls kehrte Drazil ins Land hinter den dreimal zehn Königreichen zurück und fand Eperich bei der Hütte der Baba Yaga vor, der nun genesen ward und seinerseits gedachte, sich auf die Suche nach seinen Freund zu machen.
Herzlich war ihre Begrüßung, doch überschattete bald der Schmerz ihre Zusammenkunft, als der Schwarze Fuchs dem Helden berichtete, was der Preis für dessen Heilung war.
Viele Worte wurden gewechselt, Worte der Wut wie auch der Rührung, aber vor allem der Trauer, doch am Ende versiegte der Strom aus beiden Mündern und die Freunde sagten sich Lebewohl.

Drazil kehrte in das Reich seiner neuen Herrin zurück, während es den immer noch von Trauer erfüllten Eperich wieder nach Atlantis zog. Dort verbrachte er viel Zeit damit, in seinen Räumen über den Verlust seines Gefährten und über die Grausamkeit der Götter zu klagen.
Doch die wenigsten Gemüter bleiben auf ewig verdüstert und nach langer Zeit der Trauer fand auch der Heldenprinz wieder zu seiner gewohnten Lebenslust, was wohl vor allem an seinem Zusammentreffen mit der tapferen Schildmaid Disa gelegen haben mochte.

Seinen Freund, den Fuchs, der auch ein Sterblicher war, vergaß er jedoch nie und um ihn zu ehren machte er das Abbild eines Schwarzen Fuchses, über dessen Haupt die Krone von Atlantis schwebt, zu seinem persönlichen Wappen und ritt mit diesem fortan in jede Schlacht die folgen sollte.

Und auch wenn sich offiziell ihre Wege nicht mehr kreuzten, so wird doch immer wieder gerne erzählt, wie Eperich nach seinem Tod und seiner Weigerung, Walhalla zu betreten, ein Teil der Unterwelt und später der Gemahl der Hel wurde, am letzten aller Tage an der Spitze aller Seelen der Toten den Heeren der Riesen auf dem Rücken eines gewaltigen Fuchses mit schwarzen Fell entgegenritt und mit seinem Sieg über den Erzfeind der Schöpfung die Geburt der zweiten Welt nach dem längsten aller Winter ermöglichte.

Ob dies wahr ist, vermag heute niemand mehr zu sagen, doch sollte vielleicht ein Blick und ein Erfassen der Schönheit und des Lebens um uns allen herum genügen, um zumindest einen kleinen Funken Wahrheit in dieser Erzählung aus alten Tagen zu sehen.

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Eine kleine Anmerkung des Herausgebers:

Bis zu diesem Tage wird sich über die Wichtigkeit der vorliegenden Erzählung gestritten.

Zwar weicht sie zu Gänze von manchen Punkten ab (Eperich ist in dieser Version kein germanischer Königssohn, sondern der Kronprinz des mythischen Atlantis), die bereits als ,Fakten unter anerkannten Eperich-Forschern gelten, doch sehen glühende Verfechter der Erzählung hier einen der wichtigsten Wendepunkte in Eperichs Persönlichkeitsentwicklung und seiner Transformation von einem zwar mutigen, jedoch sorglosen Heißsporn zu einem verantwortungsbewussteren und umsichtigeren Mann, nachdem zum ersten (und leider auch nicht zum letzten) Mal in seiner bisherigen Laufbahn als Held ein Freund wegen seiner Schuld (aus Eperichs Sicht) sein Leben verlor, auch wenn es in diesem Fall gegeben wurde, doch dürfte das den Schmerz des Heros nicht gemildert haben.

Des weiteren wird mit der vorliegenden Erzählung auch ein Grund geliefert, warum die in der Geschichte nur erwähnte Hexe Baba Yaga in späteren Abenteuer Eperichs als seine erbitterste Nemesis auftritt und an vielen Stellen zu vernichten versucht (unter anderem mit grotesken Einfällen, wie zum Beispiel den Helden in ein Monster zu verwandeln und ihn in dieser Gestalt von seinen engsten Vertrauten zu Tode hetzen zu lassen, siehe hierzu Eperich und Die Wilde Jagd ).

Indem Eperich Schuld am Tode ihres Schützling trug, vor allem während er unter ihrem Dach als Gast weilte, wurde er zum Feind der Baba Yaga, den es zu vernichten galt, womit ihrem Konflikt noch eine tragische Note hinzugefügt wird und ihn an Tiefe gewinnen lässt.

In diesem Zusammenhang wird diese kleine Geschichte aus dem großen Epos interessant oder zumindest zu einem Kleinod für begeisterte Anhänger und man ist eher bereit, den ein oder anderen sprachlichen Mangel und auch den fehlenden (im Vergleich zum Rest der gesammelten Texte) Tiefgang der Erzählung zu verzeihen.

- Professor Doktor Siegmund von und zu Schädel, 1988 in Berlin.
 

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Die Sonne stand als Alleinherrscher am Himmel; in ihrer strahlenden Schönheit wurde sie von keiner Wolke herausgefordert. Das Licht brachte die Farben von Himmel und Erde zur schönsten Geltung, die Luft war warm aber nicht zu heiß, und Bienen brummten geschäftig über die saftigen Wiesen. Der Tag war jedoch nicht perfekt, denn mitten durch das Idyll wälzte sich eine zusammengewürfelte Schar von etwa 200 Gefangenen. Soldaten, Handwerker, Männer, Frauen, Kinder, oft ruß- und blutverschmiert, in der Kleidung, in der man sie ergriffen hatte, um die Hälse geschmiedete Eisenringe. Neben den Gefangenen marschierten die Sieger, verzierte Spangenhelme und Speere blitzten in der Sonne. Die Krieger waren mit Beute behängt, einige der Gefangenen mussten noch dazu Wagen ziehen, die reich mit Waffen und Wertgegenständen beladen waren, die sich noch kurz zuvor in ihrem Besitz befunden hatten.

Draz hatte dem, was gemeinhin als ‚schönes Wetter‘ bezeichnet wurde, nie viel abgewinnen können. Seine Abneigung gegenüber der Sonne rechtfertigte er selber gerne über seine abstammungsbedingt empfindliche Haut, aber tatsächlich hatten seine Schlafgewohnheiten ihm noch nie viel Gelegenheit gegeben, sich mit dem Gestirn anzufreunden. Nun war er jedenfalls davon überzeugt, dass sich die Sonne heute nur in ihrer vollsten Pracht zeigte, um ihn zu verspotten. Zusätzlich zu dem eisernen Halsband, das er trug, brannte sie ihm ihr eigenes Zeichen auf die Wangen. So würde er nun mit den Sigeln doppelter Demütigung in sein ungewisses Schicksal gehen, dem er sich mit jedem Schritt näherte.

Die Wiese wurde von einem kleinen Hain geschmückt. Die Sonne mochte sich den Himmel zu Eigen gemacht haben, aber im Schatten des Hains residierte inmitten seines Gefolges ein sehr viel unmittelbarer und bedrohlicherer Herrscher. Je näher die Gruppe von Gefangenen dem Hain kam, desto unerheblicher schien dem Halb-Alb das Brennen auf seiner Haut. Draz war nun nahe genug gekommen, um zu sehen, dass für ihren Bezwinger ein Hochsitz aus Speeren und Schilden der Besiegten errichtet worden war. Ein martialisches Zeichen der Macht, auf dem der Heerkönig in heldenhafter Pose thronte und finster auf die ihm ausgelieferte Menge hinabblickte.

***

Eperich verlagerte sein Gewicht noch etwas weiter und presste seine Hand fest in die Hüfte. Tatsächlich ließen die Schmerzen etwas nach. Der König zog grimmig die Brauen zusammen und überlegte, wer seiner Ahnen jemals gedacht haben mochte, dass sich scharfkantige Metallgegenstände als Sitzgelegenheit anboten. Nun, Sitte war Sitte, und daran würde sich auch und gerade am heutigen Tage nichts ändern.

Eperich blickte zu seinem Oheim, der fröhlich pfeifend durch das Wäldchen schritt und Seile über die Äste der Bäume warf. Der alte Gode war in der Vergangenheit oft mit seinem König aneinandergeraten, da dieser den Göttern nur selten den Tribut gezollt hatte, den sie dem Alten zufolge verdienten. Natürlich ließ der König seinen Oheim hin und wieder einen Verbrecher im Moor versenken. Es war eines der wenigen Dinge, mit denen man dem alten Mann noch Freude bereiten konnte. Ein richtiges Baumopfer hatte Eperich ihm jedoch lange nicht mehr erlaubt. Ein Misstand in ihrem Verhältnis, den er nun aus Zuneigung gegenüber dem alten Mann, der sicherlich nicht mehr allzu lange unter ihnen weilen würde, beseitigen wollte.

Die Gefangenen und die Kriegsbeute waren nun vor dem König versammelt, und Eperich betrachtete zufrieden, wie seine Männer Waffen, Gegenstände, und Menschen nach ihrem Wert einteilten.

***

Draz‘ Aufmerksamkeit hatte sich von dem König ab- und zu dem alten Mann in dem Wäldchen hingewandt, der mit einem Lied auf den Lippen vom Seile aufhängen dazu übergegangen war, die Spitze eines runenverzierten Speeres zu schärfen. Dem Dunkelalb war nicht völlig klar, was dieser… Priester? dort vorhatte, aber er hatte ein recht ungutes Gefühl. Ehe er genauer darüber nachdenken konnte, wurde er jedoch unsanft gepackt und von einem der Gotenkrieger ein gutes Stück über die Wiese geschleift, wo er ruppig zu Boden gestoßen wurde. Draz kam auf die Beine und klopfte sich konsterniert den Staub vom Mantel. Anscheinend wurden die Gefangenen in Gruppen eingeteilt.

Unmittelbar vor dem König befand sich eine Gruppe von gefangenen Soldaten, ohne Helme, aber immer noch prächtig in ihren Brünnen und roten Mänteln. Dahinter waren die Handwerker und Händler zusammengetrieben, gut erkennbar an ihren feineren Kleidern. Diese Gruppe wirkte irritierend entspannt. Draz fing einige Satzfetzen auf, anscheinend diskutierten sie über die wahrscheinliche Höhe ihrer eigenen Lösegelder sowie die Berufsaussichten unter Gotenherrschaft.

Einer der Krieger hatte offensichtlich einen Fehler begangen. Wie sonst konnte man erklären, dass Draz selbst sich in einer Gruppe befand, die hauptsächlich aus alten Frauen, dicken Mägden, Krüppeln, Knechten mit krummem Rücken und einigen staupegeplagten Kötern bestand?

„Entschuldigung? Entschuldigung!“

Draz war zu dem einzigen Wächter gegangen, den man seiner Gruppe zugeteilt hatte. Dieser war ein dürrer Typ in einem zerschlissenen Mantel, eine schiefe Metallkappe auf dem Kopf, unter der einige dünne, fettige Haare und ein ebenso dünner aber langer Schnurrbart unter einer großen Hakennase hervorschauten.

„He. Vorsicht, Bursche!“, sagte der Wächter mit nasaler Stimme und stupste Draz mit seinem krummen Speer an. „Schön hiergeblieben!“

„Ich bin kein Bursche!“ stieß Draz herrisch hervor. „Ich gehöre überhaupt nicht hierher. Ohnehin war ich nur zur Durchreise in der Siedlung, meine Rasse hat keinen Streit mit dem Menschenvolk…“ Draz drückte den Rücken durch und versuchte, seinen Mantel möglichst dramatisch im Wind fliegen zu lassen.

„Deine Rasse?“ Der Krieger schob seinen Helm zurück und kniff die ohnehin schon schmalen Augen zusammen. „Willst wohl ein Schwarzalb sein, was?“ Er lachte meckernd. „Ein netter Versuch, Bursche. Aber ich muss zugeben, hübsch genug bist du ja fast.“ Er kniff Draz in die Wange. „Aber selbst wenn, Schwarzalben gibt’s ja mittlerweile an jeder Ecke. Das ist nun wirklich nichts Besonderes mehr. Mach dir trotzdem keine Sorgen, dir geschieht hier nichts. Sobald unser König den Soldaten dort die Ehre erwiesen hat, können wir alle gehen.“

Er rückte näher und flüsterte Draz ins Ohr. „Dann gehörst du zu mir. Und ich passe schon auf dich auf.“ Er lachte wieder meckernd, gab Draz einen Klaps auf den Hintern und kehrte auf seinen Posten zurück.
Ein Einbeiniger, der das Gespräch mitverfolgt hatte, blickte Draz mitleidig an, klopfte ihm auf die Schulter und humpelte auf seiner Krücke davon.

Der halbe Dunkelalb stand einen Moment wie versteinert. Sein Schicksal schien nun nicht mehr halb so ungewiss, wie er es gerne gehabt hätte.

Doch er war schon aus manch misslicher Lage entflohen, es würde ihm auch diesmal gelingen.

***

Ein Krieger schritt an Draz‘ Gruppe vorbei, nach der prächtigen Aufmachung der Ausrüstung zu urteilen von höherem Rang als sein Wächter, der ihm gerade zum wiederholten Male zuzwinkerte.
Draz‘ eingeübte Instinkte übernahmen die Kontrolle. Er sprang in den Weg des Hauptmannes, warf die Arme hoch, sodass sein Mantel sich hinter ihm dramatisch aufblähte und schmetterte:

„Ich gehöre nicht in diese Bande von Landstreichern und Dieben! Ich bin Drazil de Drazilius der Nachtalb! Landauf und landab sind meine Krummsäbel berühmt und berüchtigt! Ich habe Heerscharen von Männern in die Flucht geschlagen! Und Heerscharen von Frauen sehen zu mir auf in Verzückung!“

„Soso“, sagte Dísa und schob ihren Helm zurück. „Das ist ja interessant.“

***

Draz verschlug es für einen Moment die Sprache. Eine Frau! Und auch noch eine recht hübsche, wenn auch etwas muskulöser, als er es schätzte, und mit einem harten Zug um den Mund. Egal, dies war der Lichtblick, die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Er setzte ein gewinnendes Lächeln auf und legte seinen Kopf ein wenig zur Seite, um sein Halbprofil zur Geltung zu bringen.

Die Kriegerin stellte ihren Langschild ab und legte ihrerseits den Kopf schräg.

„Verzückung, sagst du?“

„Oh ja“, sagte Draz, und kam ihr ein wenig näher. Er legte einen vertraulichen, rauchigen Ton in seine Stimme. „Wenige Frauen können den Liebeskünsten der Nachtalben widerstehen, noch weniger den meinen…“

Er hatte die Frau sanft am Oberarm berühren wollen, während er dies sagte, und war sich nicht einmal sicher, ob er sie überhaupt berührt hatte, als er sich auf einmal auf dem Boden sitzend wiederfand. Die Züge der Kriegerin hatten sich verhärtet.

„..ah..“ Draz räusperte sich, „jedenfalls wäre dies der Fall, würde ich diesen niederen Instinkten, diesen einfachen Lockrufen des Fleisches nachgehen, doch —hach—, noch habe ich die Richtige nicht gefunden…“

„So?“ die Frau schien ihn wieder offener anzusehen.

„Ja…“ Draz richtete sich auf. „Tatsächlich hatte ich lange eine Gefährtin, doch nie gaben wir unseren Gefühlen nach, denn ich wusste, sie würde alt werden und sterben, während ich für immer jung bliebe…“ Dem Alb gelang es tatsächlich eine Träne hervorzupressen. Er blinzelte verstohlen zu der Kriegerin hinüber; diese Masche hatte bis jetzt immer gezogen.

„Wie traurig“, sagte die Frau, und legte nun tatsächlich ihre Hand auf Draz‘ Schulter. Erfolg! Dieser kalte Zug um ihren Mund war zwar immer noch da, aber Draz entschied, ihn einfach als unbedeutenden Schönheitsfehler zu deuten. Er würde dieser Frau noch beibringen, richtig zu lächeln!

„Doch sag“, fuhr die Kriegerin fort, „wie kam es dazu, dass du unter uns Sterblichen wandelst? Du hast sicher auch viele Abenteuer erlebt und große Heldentaten vollbracht?“

Nun war Draz in seinem Element. „Oh ja! Es begann alles damit, dass ich mich von meinem bösen Volk los sagte…“

„Wieso hast du das getan?“

„Nun, die Schwarzalben sind ein kriegerisches Volk. Stetig überfallen sie ihre schwächeren Nachbarn und nähren sich aus Plünderung und Sklaverei! Verabscheuungswürdig! Ich…“ Draz hielt inne und ließ seinen Blick über Rüstung und Waffen der Frau vor ihm fahren. Im Hintergrund schleiften einige Goten ihre neuen Knechte an deren eisernen Halsringen vorbei.

„Äh. Ich bin wegen der Spinnen gegangen! Überall Spinnen! Bäh!“

„Das ist natürlich widerlich.“ Dísa nickte zustimmend. „Lass uns doch dort im Schatten dieser Büsche weiter reden.“

***

Die Sonne war weitergewandert und brannte auf Eperich und sein Gefolge herab. Der König nahm den Goldreif ab, wischte sich den Schweiß von der Stirn, und blickte verlegen von den immer noch leeren Bäumen zu seinem nun sehr mürrischen Oheim, der ungeduldig mit dem Schaft seines Speeres auf den Boden tippte.

Wie sich herausgestellt hatte, gehörten die gefangenen Soldaten zu Eperichs eigener Sippe. Er hatte sie vor einer Weile dem Verwalter der Siedlung als Auxiliares zur Verfügung gestellt, und die ganze Angelegenheit dann völlig vergessen. Die Sache war sehr peinlich, denn die Soldaten waren damit als Opfer natürlich völlig ungeeignet. Der König richtete sich zu seiner vollen Größe auf, stemmte die Hände in die Hüften, und ließ den Blick prüfend über die Menge schweifen. Irgendwo musste doch etwas aufzufinden sein, was die Götter —und noch wichtiger, seinen Oheim— zufrieden stellte.

***

„…und so habe ich diesen stinkenden Barbaren schon wieder gerettet. Und das Dorf dazu!“ Draz kicherte und nahm noch einen Schluck von dem Met, den Dísa ihm gereicht hatte. Er hielt plötzlich inne und verschluckte sich. „Nicht, dass alle Barbaren stinken! Es gibt Barbaren und Barbaren! Weißt du?“

„Schon in Ordnung.“ sagte Dísa und tupfte mit einem Stofftuch den klebrigen Honigwein von seiner Wange. „Erzähl mir doch noch einmal, wie zerrissen du dich gefühlt hast, als du deinem Erzfeind das Leben geschenkt hast und deine unsterbliche Liebe dahinziehen ließest.“

Draz zögerte. Alles schien sich zu drehen, und er hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren. Hatte er die Geschichte das erste Mal mit sechs oder mit neun Frostriesen erzählt?

„Du bist so wunderschön!“ sagte er stattdessen. „Für dich würde ich meine Unsterblichkeit aufgeben! Zeig mir die wahre Liebe…“ Er beugte sich mit gespitzten Lippen nach vorne.

„Schusch.“ machte Dísa und lehnte Draz sanft aber bestimmt an seinen Baumstumpf zurück.

„Heil dir!“ kam es auf einmal von der Seite. Der dürre Wächter, der Draz für sich beansprucht hatte, trat zu ihnen auf die kleine Lichtung. Er schlug sich mit der Faust auf die Brust und salutierte vor Dísa. Sein Blick war schwer zu deuten, als er von seiner Anführerin zu dem Schwarzalb und wieder zurück wanderte, aber Draz konnte sich ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen. Er wollte einen Arm um Dísa legen, aber diese hatte sich wieder zu ihrer vollen Größe aufgerichtet und ihren Helm aufgesetzt.

„Was gibt es, Heinrich?“ fragte sie mit ihrer neutralen, kühlen Stimme.

Der Gote war sichtlich nervös und salutierte grundlos noch einmal, während er starr an Dísa vorbeiblickte.

„Der König lässt fragen, ob du irgendeinen Helden auftreiben konntest. Oder wenigstens jemanden, der ein Schwert halten kann. Der König lässt ausrichten, dass irgendjemand heute geopfert wird, und wenn wir niemand finden, dann können wir uns bald die Baumwipfel von oben ansehen!“

Dísa blickte auf Draz hinab, dem es auf einmal sehr, sehr kalt zu werden schien. Der Helm verbarg den oberen Teil ihres Gesichtes, und alles, was nun noch zu sehen war, war dieser grausame Mund, der sich langsam zu einem eiskalten Lächeln verzog.





***

„Ich heiße nicht einmal Drazil de Drazilius! Mein Name ist Aylfred!“ rief Draz von seinem Baum herab.

„Gut, gut“, sagte der alte Gode und schnaufte „das andere kann sich ja kein Mensch merken.“ Er blickte mit seinem einen Auge prüfend am Schaft des Speeres entlang, der drohte, Draz‘ Leben ein baldiges Ende zu bereiten, und stieß wieder zu.

„Ich habe nie Frostriesen erschlagen!“ Draz strampelte in seinen Seilen hin und her und wich zum wiederholten Male der Speerspitze aus, die vom Licht der untergehenden Sonne nun blutrot gefärbt wurde. „Ich habe nur einmal betrunken eine Prügelei mit einem Kobold angefangen!“

„Immerhin.“ brummte der Priester und wischte sich den Schweiß von Stirn. Die ganze Angelegenheit drohte zu einer Farce zu verkommen. Mit seinem Auge hatte er seine Tiefenwahrnehmung eingebüßt, was sich nun bemerkbar machte.

Er atmete schwer. Noch ein Versuch. Der alte Mann wandte sich langsam ab… nur um sich dann blitzschnell wieder umzuwenden und noch einmal nach dem Schwarzalb zu stechen.

„Wah!“ Draz stieß sich mit einem Bein von dem Baumstamm ab und entging so knapp dem Speer, der jedoch seine Tunika in Bauchhöhe aufschlitze.

„Der Kobold hat gewonnen! Der Kobold hat gewonnen!“

„Deine Bescheidenheit ehrt dich.“

Der Einäugige holte erneut mit dem Speer aus. Seine Lungen brannten, langsam drohte er, seinen Stand zu verlieren.
„Bitte!“ flehte Draz. „Ich bin noch Jungfrau! Ihr würdet doch keine Jungfrau erstechen?“

Der Gode ließ den Speer sinken.

„Etwas mehr Würde… hätte ich… schon… erwartet.“

Er ließ den Speer ins Gras fallen und blickte zu Draz hinauf.

„Wir schmeißen ihn einfach morgen ins Moor.“

Die wenigen Krieger, die dem Spektakel noch beigewohnt hatten, brummten zustimmend. Das unwürdige Schauspiel hatte sie ebenso wie ihren König unangenehm berührt, und nun begannen sie sichtlich erleichtert die Reste der Beute aufzuteilen. Nach einer kurzen Weile zogen sie gemeinsam mit den verbleibenden Gefangenen, die sich längst mit der Schar vermischt hatten, ab.
Draz sah noch Heinrich, der ihm einen bedauernden Blick zuwarf, bevor er sich bei einer der dicken Mägde unterhakte und davonschritt.

Die Sonne war untergegangen. Draz hing allein in seinem Baum.

***

„Was meinst du, Junge?“

„Ich wollte dir nur eine Freude machen.“ murmelte Eperich, während er mit seinem Oheim in Richtung der Siedlung schritt.

Dísa schritt wachsam in einiger Entfernung voran, niemand konnte ihr Gespräch hören.

„Ach Junge, das weiß ich doch.“ Der Alte klopfte dem sichtlich erleichterten Eperich sacht auf den Rücken. „Ich weiß die Geste zu schätzen, wirklich. Und überhaupt… ach verflixt.“

„Was ist denn?“ fragte der König.

„Ach nichts“, sagte der Alte abwesend, „ich habe nur etwas im Hain vergessen.“

***

„Hallo?“ rief Draz. „Hört mich jemand?“

Keine Antwort. Eine Eule landete neben ihm, putzte sich kurz das Gefieder und flog wieder davon.

Nun ja, alles in allem war die Situation nun gar nicht mehr so schrecklich. Er musste nur einen Weg finden, sich von seinen Fesseln zu befreien, den anschließenden Fall zu überstehen, und dann…

Ein metallenes Klirren lenkte seine Aufmerksamkeit zu dem Hochsitz, der nach wie vor verlassen neben dem Hain stand.

Eine Gestalt schälte sich aus der Dunkelheit und trat in das Mondlicht, ihre Züge von einem dunklen Kapuzenmantel verhüllt.

„Heda, Freund!“ rief Draz erleichtert. „Wenn du vielleicht das Seil zu deiner Rechten durchhauen könntest? Irgendwo hier müsste auch noch ein paar Krummsäbel herumliegen, aber die sind vielleicht recht stumpf…“

„Danke“, sagte die Gestalt leise, „aber ich habe meine eigenen.“ Der Fremde bückte sich, und als er sich wieder erhob, sah Draz den Runenspeer des alten Mannes in seinen Händen. Die Augen des Fremden blitzen violett im Mondlicht auf.
„Oh nein!“ keuchte Draz. Nun wurde er auch der blauschwarzen Raubkatze gewahr, die auf dem Ast über ihm lag, und ihn aus gelben Augen ruhig ansah.

„Nicht schon wieder!“

„Wir müssen reden.“ sagte Drizzt.
 

Rote Zora

Pfefferklinge
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Uhhh, das ist schwer zu voten! Beide haben sich voll auf den anderen Charakter eingeschossen, Eperich kommt bei skull kaum vor, und Zelon übernimmt von skully das ganze skullypedia-Setting und dehnt es zu eienr Farce die nur Prof. Abdul Nachtigaller hätte besser bringen können.
Beide erzählen sehr unterhaltsam, wenn auch nicht packend. Es ist keinem eine Old School Kurzgeschichte gelungen mit Spannungsaufbau, Wendepunkt und (überraschendem) Ende.

Zelon verliert sich ein bisschen im surrealen Streifzug durch das Pantheon von Orient bis Okzident, humorig, sicher, originell ganz bestimmt, auch stilsicher auf seine Art. Nur fragt man sich ständig: Und was tut das zur Sache? Findet hier eigentlich Handlung im eigentlichen Sinne statt?

Dabei ist die Story eigentlich großes Kino: Ein Held wird tödlich verletzt, gewinnt aber Unsterblichkeit, die ihm widerum zum ewig Sterbenden macht. Er kann nur erlöst werden durch einen wahren Freund, der seine wirkliche Unsterblichkeit aufgibt und ihm ein Neues Leben schenkt indem er das seine gibt. Was für ein Drama, wenn man denn irgendetwas von den existentiellen Ängsten, großen Gefühlen und der Zerissenheit der Protagonisten erfahren hätte. Aber. Aber das Drama selber ist dem Autor offenbar nicht der Rede wert, es erstickt im gelehrten Aufzählen mythologischer Gestalten von Göttern bis Fabelwesen.

Und skully? Macht er es besser? Naja anders auf jeden Fall. Skull erzählt. Er malt die Kulisse farbenfroh aus, so dass man ein inneres Bild von der Szene hat. Er beschreibt die handelnden Personen anschaulich. Durch den Wechsel der Erzählperspektive lässt er uns an den Gedanken und Gefühlen der Protagonisten teilhaben.

Aber Ach! Er hält es nicht durch. Erperich bekommt nur zwei bis drei dürre Abschnitte, und zwischen den beiden findet praktisch gar keine Interaktion statt. Die wird zu jener Dìsa verlagert, aber dann widerum allein aus der Perspektive von Draz. Dabei wäre Musik drin gewesen, Draz aus der Perspektive der Frau mal anzugucken - auch wenn es dem Leser so auch klar wurde, wie wenig Fremd- und Eigenwahrnehmung zueinander passen. Nur: Dann hätte man sich den Spaß mit dem Perspektivenwechsel auch ganz sparen können, denn so trägt er einfach nichts aus.

Und (ja, von skull bin ich verwöhnt!!!) die Story trägt einfach nichts aus. Draz wird zufällig gefangen genommen, aus Mangel an Alternativen zum Tode verurteilt, die Vollstreckung wird verpfuscht und man lässt ihn dann einfach hängen. OK, das könnte noch als ewig aktuelle Kritik an der Willkür barbarischer Kriegsherren durchgehen, aber mit dem Drizzt-Cliffhanger wird das ganze dann doch recht absurd.

Hm, ich sehe gerade, ich habe meinen "ich bin so begeistert" Ton vom letzten Wettbewerb verloren, und übe mich in Niedermache. Liegt vielleicht daran, dass ich eigentlich mitschreiben wollte und nun keine Zeit gefunden habe, und deshalb finde, die andern müssten sich deshalb doppelt Mühe geben :rolleyes:

Also: Ich bin die Henne die gackert wenn andere Eier legen - nix für ungut.
Mein Punkt geht knapp an Zelon.

ZORA
 

Timestop

Running out of Time
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Ich fand beide Geschichten schön.

Zelons Geschicht wirkt wie eine Parodie auf die Sagengeschichten und schwingt sich durch die total übertriebene Legenden aus dem Metrausch eines senilen Kindermädchens, mit vielen Seitenhieben.
Andererseits ist das auch wieder das Problem, er rast durch die Geschichte(n) und schneidet dabei soviele Kuchen an, dass man übersättigt wird, so dass sie (wie eben viele ihrer Vorlagen) an ihrem Pathos zerschellen, ohne das die Charaktere und ihr tragisches Epos hängenbleiben. Und das halt über mehrere Absätze. Obwohl das Hauptdrama durchaus anrührende Züge hat.
Sein Charakter ist auch etwas modifiziert um zu passen, was mir aber eher etwas erzwungen als gelungen schien.

Skulls Story lebt von seinem hervorragenden Humor, das gefällt mir einfach. Die Zeichnung der Charaktere und die Wendungen (gut, ich hab mir schon gedacht das Skull Zelons Charakter demütigen, aber es nicht übers Herz bringen wird ihn zu erledigen, aber ansonsten waren doch einige Überraschungen vorhanden) in der Geschichte. Drizzts Einstieg am Ende fand ich dann etwas übertrieben, aber ich hab mich genug kaputtgeschmunzelt um da den Punkt für Skull zu vergeben.
 

Lisra

Schmusekater
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Hmm...

Schwieriger Beginn.

Im Verleich zum letzen Wettbewerb hat Zelon sich hier zu nem ganz anderem Stil entschlossen. Nur irgendwie tut er hier zu viel. Namen über Namen in einem Absatz, handlungsstränge die ein Epos für sich bekommen könnten bekommen nur einen Satz.. "ist das wichtig? wer ist das? was?" waren so die Dinge, die mir so durch den kopf gingen... die Geschichte hat viel Potential, ja, aber scheint mir irgendwie für diese Länge nicht geeignet.. allein über das was in den ersten 2 Absätzen passiert könnte man eigene Geschichten schreiben.. so bin ich eher verwirrt, rufe ständig DETAILS, DETAILS aber bekomme keine..

skull.. in den guten Momenten ist es sehr wie ganz früher Pratchett, ernste Situationen und Kontext, aber Figuren die sich dem völlig fremd verhalten - und in schlechten Momenten wie eher mäßiger skull. Nicht schlecht, aber so richtig toll kann ich es auch nicht finden. Aber ich habe mehrmals gelacht und mich gut unterhalten gefühlt. skull bekommt den Punkt!
 

Tigerle

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Die erste Geschichte ist in fast allen Belangen besser. Diese Geschichte hat Stimmung, sie hat Flair, man kann sich gut hinein versetzen, die Personen bekommen ein lebendiges, spannendes Wesen...

Nur: Die zweite Geschichte hat es einfach geschafft, mich zu erfreuen. 1 Punkt von mir!
 

Kraven

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... wow. War nicht ganz meine Erwartungshaltung bei dem Pairing, aber vollkommen verdienter Punkt an Zelon.

Skull macht in seiner Geschichte nichts wirklich falsch, sondern liest sich wirklich launig und unterhaltsam. Zuzusehen, wie sich Draz immer weiter in den Sumpf reitet, in dem er darauf hinweist, was für ein großer und stählerner Held er doch ist und sich somit immer interessanter für eine Opferrolle macht, macht einfach Spaß, von dem im Grunde seines Herzens gutmütigen Eperich, der seinem alten Oheim doch nur eine kleine Freude durch das blutige Opfer machen will, ganz zu schweigen. Das wird alles stilsicher und gut getimed präsentiert und lässt nicht wirklich Grund zu klagen. Selbst das Ende, in dem er auf Drizzt trifft, finde ich im Gegensatz zu Zora nicht absurd, sondern konsequent: Denn da Drizzt bestimmt nicht allzu erfreut über den Scharlatan ist, der sich als er ausgibt, wird er da bestimmt auch noch ein Hühnchen zu rupfen haben... vom Regen in die Traufe, mal wieder.

Und Zelon schlägt das alles, indem er gar nicht erst versucht, einen direkten Wettbewerb in Stilsicherheit zu gewinnen, sondern den Stil ganz einfach wechselt: Zum Saga-Erzählen nämlich, und man merkt auch, dass er dabei wirklich Spaß hatte. Wie er da mit Verweisen um sich wirft, die letzten Endes unwichtig sind, Namen aufzählt, die man sofort wieder vergisst (das von Time angeführte Kindermädchen im Metrausch ist wirklich der beste Vergleich :D ), und dabei trotzdem eine in ihrem Herzen wunderschöne Geschichte erzählt... das ist schon eine beachtliche Leistung. Das ist richtig gut, macht wirklich Spaß zu lesen und kassiert von mir den Punkt für die Originalität und den Mut, sich an diesen Stil und die damit verbunden mythische Abgefahrenheit zu wagen. Großen Glückwunsch :)

... und es war trotzdem Nidhögger, der an Yggdrasils Wurzel fraß :p
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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@Kraven: ... Leute, die Angriffskriege führen, Menschen zu Sklaven nehmen und um einem Verwandten eine Freude zu machen auch töten, sind für dich ... "gutmütig" ? :eek::eek::eek::eek::eek:
 

Kraven

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Andere Zeiten, andere Sitten ;) Seinem Oheim gegenüber empfindet er zumindest eine starke Fürsorge, und diese bedröppelte Art, mit der er sich für das fehlende Opfer entschuldigt, ist halt knuffig :D
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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So, da sich hier jetzt auf den letzten Drücker auch nichts mehr ändern wird, noch ein Kommentar von einem der der Schreiber dieser Runde:D.

6 zu 8 Stimmen, genau das habe ich erwartet und ich bin trotz Niederlage mit dem Ergebnis zufrieden. Denn an sich habe ich die Story, Mytholgienerd der ich bin, nur für mich geschrieben und als eine Verbeugung vor meinem Lieblingsautoren (Mike Mignola - kennt außer mir niemand, es sei denn es gibt tatsächlich deutschsprachige Comicnerds, die auch Hellboy lesen:D).

Da freut es mich natürlich außerordentlich, dass scheinbar auch andere genauso viel Spaß beim lesen hatten, wie ich beim schreiben (außer Zora wie mir scheint, trotz seiner Stimme:p ):).

Skull hat ja auch meine Stimme bekommen, vor allem aber auch deswegen, weil ich mich auch sehr gut unterhalten gefühlt habe. Klar, Draz hat mächtig einen auf den Rüssel bekommen, aber dafür ist er auch da und Skull stellt schön einen normalen Tag des großen Abenteurers in freier Natur dar;).

Hab mich schön unterhalten gefühlt, auch wenn dich das Limit (nach meinem Gefühl) scheinbar doch ein wenig beschnitten und eingeschränkt hat und du nicht richtig Raum zum atmen hattest, wie zum Beispiel in deinen Geschichten mit Vicky.

Trotzdem, schönes Ding:).

Fazit: Ziel erreicht, nächste Runde:).


@Zora

Das Drama, Baby, musste ebenso wie drei weitere Szenen der Geschichte (unter anderem eine Szene mit Koschej den Unsterblichen - wer den jetzt kennt, liest wohl dieselben Geschichten wie ich :D! -) rausgeschnitten werden, damit ich das vorgegebene Wörterlimit einhalten konnte.

War auch so nicht so leicht, diese kleine Nebengeschichte des großen Eperich-Epos angemessen zu adaptieren. Im Original (immerhin hundert Seiten dick) kamen noch tanzende Nymphen, ein Drache und die Namen aller von Eperich erschlagenen Zwerge und die ihrer Familien (Cousins und Cousinen mitgezählt) vor und außerdem noch eine Liste wer Eperich jetzt welchen Fluch an den Hals wünschte und wo welche Waffen und Rüstungen geschmiedet wurden.

Das hätte nun wirklich keiner lesen wollen, selbst wenn die schön lyrischen Originaldialoge (ein bisschen durch einen Ghostwriter aus dem preußischen Kaiserreich verfälscht) noch enthalten gewesen wären.

Vielleicht gibt es nächstes Mal mehr Drama...Baby;).

Mal sehen, was die nächste Runde bringt:).


@Kraven

Hab nachgeschaut. Du hast Recht!

Verflucht!

Mein Versuch clever zu wirken, wurde aufgedeckt:D;)!


Gruß

Zelon:)
 
Zuletzt bearbeitet:

Matthew McKane

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Ich sehe, bei Zelon eindeutig eine Steigerung, im Vergleich zum letzten mal (wo ich nur gelesen habe), vor allem was Stiltreue (oder wie man das auch immer nennt) anbelangt. Spannung oder Dramatik war in beiden Geschichten eher weniger drin, auch zwischen den Zeilen spielt sich eher wenig ab.
Punkt geht an Zelon
 

Christa

Universaldilettantin
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Da ich selber keine Geschichten schreiben kann, habe ich nicht viel Ahnung von Spannungsbogen und so'n Zeugs. Deshalb versuche ich gar nicht erst, meine Entscheidung so zu begründen wie meine Vorposter.

Ich fand beide Geschichten großartig. Zelons, weil er wirklich alles auftreten lässt, was ihm grad so einfällt. Sogar Baba Jaga in ihrem hühnerbeinigen Hexenhaus. Hm und Skulls Geschichte hat mich einfach amüsiert und dann kommt da am Ende noch mein Lieblings-Drow Drizzt und sagt einfach nur: "Wir müssen reden".
Skully, auch wenn ich vorher noch ziemlich unentschlossen war, damit hast Du meinen Punkt bekommen
 

Mantis

Heilende Hände
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Bei dieser Begegnung musste ich - unerwartet! - tatsächlich länger überlegen, wer meinen Punkt bekommt. Zelon ist der erste in dieser Runde gewesen, der mit einer großen Verbesserung seit dem letzten Wettbewerb beeindrucken kann, Applaus dafür. :)

Allerdings hätte ich seine Geschichte sehr viel lieber ohne die Zeichenbegrenzung gelesen. Die Idee fand ich toll - dass er in diesem Maße auf die Sagen-Hintergrundgeschichte von skulls Charakter eingeht, und dass die beiden sich anfreunden (was ja in diesen Wettbewerben eher der Sonderfall ist), hat mir sehr gut gefallen.
Nur... kaum sind beide Charaktere vorgestellt, hatte ich das Gefühl, dass ich durch das weitere Geschehen durchgehetzt wurde. Der Geschichte fehlt meiner Meinung nach "Platz zum Atmen", eine kurze Pause inmitten all der Mythen, die Schlag auf Schlag aneinandergereiht werden, ohne dass eine etwas detaillierter betrachtet würde. Schade - ich finde es gut, dass Zelon hier so viele Sagen einfach mal eben neu erfindet, mit einem frechen Fuchs als neuem Hauptdarsteller, da wären ein paar mehr Details schön gewesen.
Vielleicht hast Du, Zelon, ja irgendwann mal die Muße, diese Über-Saga einmal mit mehr Detailverliebtheit auszuarbeiten, ganz losgelöst vom Wettbewerb und der damit verbundenen Zeichenbegrenzung...?


Betreffend skulls Geschichte haben viele schon erwähnt, dass diese Geschichte von ihm hinter denen des letzten Wettbewerbs zurückbleibt.
An dieser Stelle möchte ich meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass hier immer noch die beiden Geschichten der gegen einander antretenden Teilnehmer miteinander verglichen werden, und nicht die Fort- oder Rückschritte der einzelnen Teilnehmer im Vergleich zum letzten Wettbewerb. Denn auch wenn ich es sehr wichtig finde, dass man anerkennt, wie sich die Schreiber weiterentwickeln, finde ich doch, dass es hier noch um den Vergleich der beiden aktuellen Geschichten geht.
Aber zurück zum Thema.
Ich fand es sehr angenehm, zur Abwechslung (siehe die meisten anderen Geschichten dieser Runde, oder die des vorherigen Wettbewerbs) mal eine Geschichte zu lesen, die nicht in Faerûn spielt, sondern sich an einer anderen Welt und Zeit orientiert, inklusive Umwandlung zum Halbalb und dergleichen.
Die Begegnung an sich fand ich in sich schlüssig, und das Verhalten der beiden Charaktere logisch und passend zu den jeweiligen Hintergrundgeschichten.
skull beschreibt sehr schön, wie sich Draz immer weiter in seinen Prahlereien verstrickt, ohne sich selbst der Gefahr bewusst zu sein, in der er schwebt. Hier sind es dann auch die Details, die ich so schön zu lesen finde. Die Langschläfer-Andeutung, der unbequeme Thron aus Speeren und Schilden, ...
Im Gegensatz zu anderen Kommentatoren finde ich es auch nicht sonderbar, dass am Ende Drizzt auftaucht - schließlich wurde der ja auch schon in Zelons Hintergrundgeschichte von Draz mehr als einmal erwähnt, und es war nur eine Frage der Zeit, bis der mal spitz kriegt, dass er einen Doppelgänger hat.
Alles in allem eine gelungene Darstellung von Draz - und von Eperich, der hier doch sehr viel sympathischer und :D knuffiger ((c) by Kraven) rüberkommt als man anhand der Einführungsgeschichte vermuten konnte.

Punkt für skull.
 
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