Zelon Engelherz
Wie Eperich in die dreimal zehn Königreiche reiste und der Fuchs sein Wappentier wurde - Eine kleine Fußnote aus dem Eperich Epos, herausgegeben in einer überarbeiteten Version der Erstausgabe von Professor Siegmund von Schädel, 1988 im Siegfried Verlag herausgegeben.
Und so begab es sich, dass Eperich, Kronprinz von Atlantis, Urenkel des Wotan und Bezwinger von Ulf, dem blutdürstigen Fürsten von Thule, zum dritten Mal alleine sein Königreich verließ um noch mehr von der Welt zu erfahren (und seinen eigenen Ruhm zu mehren, wie einige Neider stets hinter seinem Rücken flüsterten).
Seine Reise war wie immer hart und entbehrungsreich und wie es sein Schicksal ihm vorherbestimmte, vollbrachte er erneut viele Heldentaten - er erschlug unter anderem den Riesen Sutir, einen Enkel Ymirs - und in den Hallen der Fürsten dieser Welt lauschte man erneut den Gesängen zu seinen Ehren.
Doch so groß seine Taten auch waren, so nichtig erschienen sie Eperich selbst.
Er, der stets bereit war die Grenze des Möglichen zu überschreiten, reiste also über den Rand dieser Welt in jenes Land jenseits von dreimal zehn Königreichen, wo die Götter residierten, der Weltenbaum Yggdrasil noch im Zentrum der Schöpfung erblühte und Ragnarök nur ein leises Flüstern der drei Weberinnen des Schicksals war.
Kaum hatte er die Grenze überschritten, überfiel ihn eine Gruppe von Briganten - düstere Abkömmlinge jenes Zwergenvolkes, welches entstand, als Durin der Zwergenvater sich von der Totengöttin Hel verführen ließ - unter der Führung des Riesen Haltur, einer der vielen Söhne Sutirs, der Rache für den Tod seines Vaters durch die Hand Eperichs nehmen wollte.
Ein Kampf entbrannte, in dessen Verlauf Eperich alle Zwerge in rasender Wut erschlug und nur noch Haltur selbst mit ihm die Klinge kreuzte.
Zwar war der Heldenprinz seinem Gegner eindeutig überlegen, doch egal wie oft und schwer er diesen auch traf, der bereits aus Dutzenden Wunden blutende Riese lachte dem Helden lediglich grimmig ins Gesicht.
Eperich, der langsam ermüdete und spürte, dass mit dem Verlust seiner Kräfte auch sein eigenes Ende kommen würde, suchte fieberhaft die Quelle der Unsterblichkeit des Riesen oder zumindest eine Schwäche in dessen Verteidigung.
Immer mehr sich in die Defensive zurückziehend, auf jede Bewegung seines Kontrahenten achtend, fiel dem Helden ein Amulett auf, welches Haltur um seinen Hals trug und dessen Rubin in seiner Mitte erst zu leuchten begonnen hatte, als Eperich den Riesen das erste Mal verwundet hatte, wie er sich erinnerte.
Es als einzige Chance sehend, schlug Eperich nach dem Hals Halturs und es gelang ihm tatsächlich die Kette zu zertrennen, die anschließend zu seinen Füßen fiel.
Kaum war ihm das Kleinod entrissen, hauchte der Riese auch schon unter Schmerzen sein Leben aus, doch war es ihm zuvor gelungen, Eperich auf seinem Schwert aufzuspießen, sodass auch der mächtige Held schwer getroffen zu Boden fiel.
Kaum war dies geschehen, erschienen sogleich auch die Walküren, um ihn nach Walhalla zu bringen, wo seine Ankunft bereits sehnsüchtig erwartet wurde.
Doch konnten sie ihren Auftrag nicht erfüllen, denn der letzte Funke wollte nicht aus dem Leibe Eperichs entweichen.
Schuld daran trug das Amulett des Riesen, welches Eperich am Leben erhielt, nachdem dessen Hand am Boden instinktiv danach gegriffen hatte und dank eines wohlmeinenden Schicksals ihre Finger drum schließen konnte, wodurch er durch die magischen Kräfte des Artefakts am Leben erhalten wurde und daher nicht starb, solange er es nicht losließ oder zumindest bereit war, mit den Schildmaiden die jenseitige Welt zu verlassen und gen Walhalla aufzubrechen.
Die Walküren begannen auf ihren geflügelten Pferden über seinen Kopf zu kreisen und gleichzeitig seine Sturheit zu beklagen, wie sie auch seinen Willen zum Leben bewundernd zu besangen.
So auffällig waren sie in ihrem Tun, dass sie die Aufmerksamkeit des Schwarzen Fuchses erregten.
Der Schwarze Fuchs war der Sohn eines Fuchses, der sich dereinst in eine Menschenfrau verliebte und in elfischer Gestalt - alle Füchse waren in den alten Tagen in der Lage gewesen, sich in Elfen zu verwandeln und in der Tat sind sie die eigentlichen Urväter jenes Volkes, welches seine eigentlichen Wurzeln schon vergessen hatte, als die erste Welt noch jung war – mit ihr sein Leben verbracht hatte, bis sie starb und er sich voller Gram in die Einsamkeit zurückzog.
Sein Sohn blieb alleine zurück und wurde von den Menschen aus dem Reich der Sterblichen in das Land jenseits der dreimal zehn Königreiche vertrieben, wo ihn die Hexe Baba Yaga, das älteste Geschöpf nach dem Riesen Ymir, wie man furchtsam flüsterte, fand und ihn aufnahm.
Da sie ihn lieb gewann, lehrte sie den Fuchs wie er seinen angeborenen Listenreichtum für sich nutzen und der Welt den einen oder anderen Schabernack spielen konnte, sehr zu ihrem eigenen und dem Vergnügen des Fuchses.
Und da sie über ihn wachte, traute sich auch niemand Hand an ihn zu legen, zu sehr fürchteten selbst die Götter ihren Zorn.
So verlebte der Schwarze Fuchs ein sorgenfreies Leben und stahl sich selbst, ganz der Natur seiner Art entsprechend, einen Namen für den sterblichen Teil seiner Seele von einem glücklosen Bauern, der ohne diesen für alle Ewigkeit verdammt ward auf dieser Welt als Geist zu wandeln und dies auch heute noch tut.
Nach dieser Tat hieß der Fuchs in seiner Gestalt als Sterblicher ab dann Aylfred und als er sich seiner Existenz als solcher gewahr wurde, gab er sich selbst den Namen Drazil, damit er seinem Gegenüber seinen wahren Namen nicht nennen musste und dieser damit Macht über ihn gewann, so wie es heute noch alle tun, die um ihren wahren Namen wissen.
Sein letzter Streich – der einen Hasen und einen Teich involvierte und schlussendlich zum Hungertod des ängstlichen Tiers führte – lag bereits einige Zeit und er begann sich bereits zu langweilen, als er von weitem die Silhouetten der geflügelten Rosse und ihrer Reiterinnen erblickte und sich ihnen neugierig näherte. Am Platze angekommen sah er das Schlachtfeld und war schon innerhalb eines Augenblickes bereit, sich wieder abzuwenden, als ihm jene Gestalt ins Auge fiel, deren Leib zwar von einem Schwert durchstoßen war, aber scheinbar noch genug Kraft hatte um auf ihren Knien den Dienerinnen des Galgengottes drohend die Faust entgegenzustrecken und ihnen mit leicht brüchiger, aber immer noch kräftiger Stimme befahl zu verschwinden.
Neugierig näherte sich der Fuchs und erschrak, als ihn nur knapp der Speer einer Walküre verfehlte.
Ihre Worte – sie bezeichnete ihn als widernatürliche Ausgeburt einer unheiligen Vereinigung und als Dieb - neben ihren unverschämten Angriff fachten seinen Zorn an und spontan beschloss er, ihr und ihren Schwestern eine Lektion zu erteilen, indem er den Krieger, ein solcher schien der brüllende Koloss ja zu sein, aus ihren Sichtfeld entzog und ihn sogar zu heilen, damit er noch lange Zeit Walhalla fernbleiben mochte.
Also näherte er sich Eperich in elfischer Gestalt als Drazil – schwarzhäutig, da sein Fell die Farbe des Haares seiner Mutter hatte und weißhaarig, da er ein Wesen der Magie war - und sprach beruhigend auf diesen ein, während jener zunächst hastig und misstrauisch zurückwich und abwechselnd zum Himmel und dem Neuankömmling ins Gesicht schaute, hektisch wie eines jener wilden Tiere zu denen man den Fuchs selbst zählte. Doch der Fuchs nutzte einfach seine Schläue und sein Talent für den Gebrauch seiner Zunge, um den immer noch aufgebrauchten Menschen zu beruhigen und von den klagenden Töchtern Wotans wegzulocken, die sich nach ihrer anfänglichen Schroffheit gegenüber dem Schützling der Baba Yaga nicht trauten, diesen mit Gewalt von seinem Tun abzubringen, so sehr fürchteten sie die Hexe.
Drazil brachte derweil den verwundeten Eperich - der soviel Blut verlor, dass daraus sogar ein kleiner Fluss entstand, wie sich heute erzählt wird – zur Hütte der Baba Yaga, jener geheimnisvollen Konstruktion auf Hühnerfüßen, der heute noch nachgesagt wird, dass sie durch die Wälder dieser Welt streift.
Die Hexe selbst war dort nicht anzutreffen, da sie zu dieser Zeit die Länder der Sterblichen durchstreifte, mit ihren jüngeren Schwestern den Sabbat feierte und in abgelegenen Hütten die Löffel ihrer Bewohner zählte, so wie sie es immer tat und es niemand wagte, sie dabei zu stören.
In diesem sonderbaren Heim bettete der Fuchs in Gestalt eines Sterblichen den Helden zur Ruhe und begann ihn zu pflegen.
Doch egal was er tat, nichts wollte die Wunde schließen und verheilen lassen, weder Kräutermischung noch Zauberspruch halfen.
Eperich selbst blieb jedoch stur und das Amulett des Riesen, welches er immer noch fest in seiner Faust umschlossen hielt, bewahrte ihn weiterhin davor, von den Walküren geholt zu werden.
Viel Zeit verging und mit dem Wechsel der Jahreszeiten, änderte sich auch das Verhältnis der beiden Insassen der Hütte zueinander und beide begannen aneinander lieb zu gewinnen.
Drazil erfreute Eperich mit seinen Scherzen und Erzählungen einiger seiner weniger boshaften Schelmenstücke, während Eperich selbst die Augen des Schwarzen Fuchs mit Erzählungen von seinen Abenteuern zum Glänzen brachte.
Bald begannen sie beide davon zu träumen gemeinsam durch alle Welten dieser Schöpfung zu reisen, noch mehr Abenteuer zu erleben und sich bei vielen Gelegenheiten gegenseitig ihre ewige Freundschaft zu versichern.
Doch die Wunde verheilte weiterhin nicht und wenn sich sein Zustand auch nicht verschlimmerte, so begann sich die Stimmung des Prinzen von Atlantis immer mehr zu verfinstern, angesichts der Tatsache, niemals genesen zu können und der Gesang der weit entfernte Gesang der Walküren begann in seinen Ohren immer süßer zu werden.
Auch das Herz des Fuchses füllte sich immer mehr mit Gram, brachte doch kein ihn bekanntes Heilmittel das gewünschte Ergebnis und ihm entging auch nicht, wie der Wille zum Leben langsam aus Eperich entschwand, was seinen Kummer nahezu ins Schmerzhafte steigerte.
All seine Studien brachten keine zufriedenstellende Ergebnisse und so entsann er einen letzten, verzweifelten Plan: Er würde in das Reich der Totengöttin Hel selbst reisen und sie bitten, Eperich sein Leben zu lassen, denn wenn auch alle Krieger nach ihrem Tod gen Walhalla reisten, so war es sie, die immer noch darüber entschied, wer starb und wer lebte.
Mit diesem Plan im Kopf, ließ Drazil Eperich mithilfe eines Mittels in einem tiefen Schlaf fallen, damit er sicher sein konnte, dass der Krieger nicht in einem spontanen Anfall das Amulett losließ, welches er mit geschickten Händegriffen am Hals seines Freundes befestigte.
Nachdem dies getan war, reiste der Schwarze Fuchs zum Weltenbaum Yggdrasil selbst und kletterte in seiner Gestalt als Sterblicher an dessen Wurzeln hinab.
Viele Abenteuer erlebte er dabei.
Sein berühmtestes dürfte auf jeden Fall jenes sein, in welchem er auf die schreckliche Midgardschlange traf.
In dem er sie davon überzeugte, dass ihr Schwanzende ein weiterer Kopf war, der sie zu verschlingen gedachte, brachte er sie dazu sich selbst in den Schwanz zu beißen, um anschließend zu versuchen sich selbst zu verschlingen, wodurch sie zu Ouroboros wurde und so Ragnarök für lange Zeit hinaus geschoben wurde, konnte sie doch in dieser Zeit nicht an Yggdrasils Wurzeln nagen, wie es ihr vorherbestimmt war.
Noch viel mehr Zeit verging, doch schlussendlich stand Drazil endlich vor den Toren zu Hels Reich, wo er den dreiköpfigen Wächter Zerberus mit einem Rätsel – ein Vorläufer des berühmten Ratespiels der Sphinx von Theben - verwirrte und sich geschwind an ihn vorbeistahl und Hels Cousin, den grimmigen Richter Hades – damals gehörten alle Götter zu einer Familie -, mit seinen Geschichten zum Lachen brachte, sodass er schließlich vor der Herrscherin der Unterwelt selbst stand.
Er verschwendete nicht viel Zeit und versuchte Hel sogleich mit Schmeicheleien dazu zu bringen Eperich freizugeben, pries ihre Schönheit, ihre Weitsicht und ihr gütiges Herz.
Doch Schmeicheleien erweichten das Herz der Totengöttin nicht, waren doch solcherlei Nichtigkeiten dort wo sie regierte bedeutungslos.
Also änderte er seine Taktik und versuchte die Göttin mit Versprechungen von Geschenken und alten Wissen zu welchem nur die Baba Yaga und er selbst Zugang hatten, zu locken, versprach ihr das Gold des Zwerges Alberichs und die Runen der Macht, die Wotan im Austausch für sein Auge erhielt, wenn sie doch nur das Leben dieses einen unbedeutenden Sterblichen verschonen würde.
Doch Hel interessierten weder Reichtümer, noch verlangte es ihr nach Wissen, denn auch dies spielte für sie in ihrem vom Nebel des Vergessens durchzogenen Reich keine Rolle.
Da begann Drazil auf die Knie zu fallen und zu flehen, Tränen flossen ihn über sein Gesicht und sein Klagen hallte an den Wänden des trostlosen Thronsaal wieder. Er tat all dies mit aller Aufrichtigkeit die sein Herz aufbringen konnte und in seiner Verzweiflung bot er ihr sogar sein eigenes Leben, für das seines geliebten Freundes an, wenn sie ihn nur endlich gehen lassen würde.
Als er endete, barg er sein Gesicht in seinen Händen und es herrschte Stille im Thronsaal, sah man von den vom Schmerz gedämpften Schluchzern des Fuchses einmal ab.
Schließlich erschien eine einzige Träne im Augenwinkel der toten Körperhälfte der Göttin und als sie zu Boden fiel und beim Aufprall im Nichts auflöste, akzeptierte Hel sein Angebot.
Da er jedoch zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Tier war, konnte Drazil sich weder zu den Seelen der Menschen gesellen, noch zum Rad der Wiedergeburt der Tiere zurückkehren, sodass sie sein Leben nahm und es in einen Edelstein einfasste, den sie fortan an einer Kette um ihren Hals trug und machte den Schwarzen Fuchs zu ihrem Boten in allen Belangen die ihr Reich betrafen.
Sein erster Auftrag war es Eperich zu erzählen, dass sein Leben gerettet war und ihn über Drazils Stellung am Hofe der Todesgöttin zu informieren.
Ob sie dies aus Grausamkeit tat oder um den beiden Freunden die Gelegenheit zu geben sich zu verabschieden, ist nicht überliefert.
Jedenfalls kehrte Drazil ins Land hinter den dreimal zehn Königreichen zurück und fand Eperich bei der Hütte der Baba Yaga vor, der nun genesen ward und seinerseits gedachte, sich auf die Suche nach seinen Freund zu machen.
Herzlich war ihre Begrüßung, doch überschattete bald der Schmerz ihre Zusammenkunft, als der Schwarze Fuchs dem Helden berichtete, was der Preis für dessen Heilung war.
Viele Worte wurden gewechselt, Worte der Wut wie auch der Rührung, aber vor allem der Trauer, doch am Ende versiegte der Strom aus beiden Mündern und die Freunde sagten sich Lebewohl.
Drazil kehrte in das Reich seiner neuen Herrin zurück, während es den immer noch von Trauer erfüllten Eperich wieder nach Atlantis zog. Dort verbrachte er viel Zeit damit, in seinen Räumen über den Verlust seines Gefährten und über die Grausamkeit der Götter zu klagen.
Doch die wenigsten Gemüter bleiben auf ewig verdüstert und nach langer Zeit der Trauer fand auch der Heldenprinz wieder zu seiner gewohnten Lebenslust, was wohl vor allem an seinem Zusammentreffen mit der tapferen Schildmaid Disa gelegen haben mochte.
Seinen Freund, den Fuchs, der auch ein Sterblicher war, vergaß er jedoch nie und um ihn zu ehren machte er das Abbild eines Schwarzen Fuchses, über dessen Haupt die Krone von Atlantis schwebt, zu seinem persönlichen Wappen und ritt mit diesem fortan in jede Schlacht die folgen sollte.
Und auch wenn sich offiziell ihre Wege nicht mehr kreuzten, so wird doch immer wieder gerne erzählt, wie Eperich nach seinem Tod und seiner Weigerung, Walhalla zu betreten, ein Teil der Unterwelt und später der Gemahl der Hel wurde, am letzten aller Tage an der Spitze aller Seelen der Toten den Heeren der Riesen auf dem Rücken eines gewaltigen Fuchses mit schwarzen Fell entgegenritt und mit seinem Sieg über den Erzfeind der Schöpfung die Geburt der zweiten Welt nach dem längsten aller Winter ermöglichte.
Ob dies wahr ist, vermag heute niemand mehr zu sagen, doch sollte vielleicht ein Blick und ein Erfassen der Schönheit und des Lebens um uns allen herum genügen, um zumindest einen kleinen Funken Wahrheit in dieser Erzählung aus alten Tagen zu sehen.
--------------------------------------------------
Eine kleine Anmerkung des Herausgebers:
Bis zu diesem Tage wird sich über die Wichtigkeit der vorliegenden Erzählung gestritten.
Zwar weicht sie zu Gänze von manchen Punkten ab (Eperich ist in dieser Version kein germanischer Königssohn, sondern der Kronprinz des mythischen Atlantis), die bereits als ,Fakten unter anerkannten Eperich-Forschern gelten, doch sehen glühende Verfechter der Erzählung hier einen der wichtigsten Wendepunkte in Eperichs Persönlichkeitsentwicklung und seiner Transformation von einem zwar mutigen, jedoch sorglosen Heißsporn zu einem verantwortungsbewussteren und umsichtigeren Mann, nachdem zum ersten (und leider auch nicht zum letzten) Mal in seiner bisherigen Laufbahn als Held ein Freund wegen seiner Schuld (aus Eperichs Sicht) sein Leben verlor, auch wenn es in diesem Fall gegeben wurde, doch dürfte das den Schmerz des Heros nicht gemildert haben.
Des weiteren wird mit der vorliegenden Erzählung auch ein Grund geliefert, warum die in der Geschichte nur erwähnte Hexe Baba Yaga in späteren Abenteuer Eperichs als seine erbitterste Nemesis auftritt und an vielen Stellen zu vernichten versucht (unter anderem mit grotesken Einfällen, wie zum Beispiel den Helden in ein Monster zu verwandeln und ihn in dieser Gestalt von seinen engsten Vertrauten zu Tode hetzen zu lassen, siehe hierzu Eperich und Die Wilde Jagd ).
Indem Eperich Schuld am Tode ihres Schützling trug, vor allem während er unter ihrem Dach als Gast weilte, wurde er zum Feind der Baba Yaga, den es zu vernichten galt, womit ihrem Konflikt noch eine tragische Note hinzugefügt wird und ihn an Tiefe gewinnen lässt.
In diesem Zusammenhang wird diese kleine Geschichte aus dem großen Epos interessant oder zumindest zu einem Kleinod für begeisterte Anhänger und man ist eher bereit, den ein oder anderen sprachlichen Mangel und auch den fehlenden (im Vergleich zum Rest der gesammelten Texte) Tiefgang der Erzählung zu verzeihen.
- Professor Doktor Siegmund von und zu Schädel, 1988 in Berlin.