Kann das eine ohne das andere als Vorbedingung existieren?
Natürlich. Das hat jahrtausendelang einwandfrei funktioniert. Darauf zielte auch Ulans Frage nach der Bedeutung von "zuerst" ab. Zuerst im erdgeschichtlichen Rahmen: Eindeutig Gedanken.
Eine interessante Überlegung liefert für mich Hank, mit der Aussage, dass man mal bei Säuglingen nachfragen sollte. Dass Säuglinge in gewisser Weise denken, ist wohl nachvollziehbar. So gesehen (und in den Beispielen mit Tieren) ist wieder der Gedanke "zuerst" da.
"Zuerst" ist allerdings in beiden Fällen auch irreführend, weil es hier gar kein Wort gibt, weder vor noch nach den Gedanken.
Worauf die Frage wohl abzielt, ist das jetzige, menschliche Denken, und was dabei vor sich geht. "Denkt" man zuerst einen abstrakten Gedanken, für den keine Worte, keine Sprache nötig sind, oder denkt man bereits in Worten?
Das führt dann zur Definitionsfrage, was ein Gedanke eigentlich ist.
Ich bin der Meinung, dass man gewisse Gedanken ohne Worte "denkt", vor allem wenn ich an Gedankenbilder denke. Auch Gefühle würden hier wohl reingehören.
Der Aussage von Darghand ist auch ganz interessant:
"...ohne Wort tritt der Gedanke nie in die Welt hinaus, bleibt also eine vorübergehende Erscheinung und damit bedeutungslos."
Interessant - hat aber mit dem Problem nichts zu tun
Übrigens können Gedanken durchaus ohne Worte in die Welt treten, Gedanken - egal ob wörtliche, bildliche oder sonstwas - drücken sich zum Beispiel auch in Gestik und Mimik aus.
Dass Sprache, also wörtliche Gedanken, eine Voraussetzung für Reflexion ist, ist eine gute Überlegung. Das ist es doch, was uns Menschen auszeichnet, die Fähigkeit zu reflektieren. Ist das ohne Sprache möglich? Keine Ahnung. Aber wahrscheinlich nicht auf eine Art, die wir Menschen uns vorstellen können. Und das führt auch in die Richtung, die Sol im Sinn hatte, als er die Frage gestellt hat.
Mit der Fähigkeit in Worten zu denken hat er wie ich das lese die Fähigkeit zur Reflexion gemeint, die Fähigkeit, über unsere Handlungen nachzudenken. Behindert uns diese Fähigkeit vielleicht sogar? Schwer zu beantworten, manchmal ist es offensichtlich, dass wir besser intuitiv reagiert hätten, statt zu zögern und nochmal nachzudenken. (Passiert mir allein beim Tischtennis zum Beispiel öfter
)
Meine Meinung dazu: In Fällen, wo es wirklich (lebens-)wichtig sein kann, schnell zu reagieren, ohne alles durchzudenken, machen wir Menschen viel durch Erziehung und auswendig lernen wett. Ein richtig gutes Beispiel fällt mir spontan nicht ein, ich denke an sowas wie Sanitäter, die bestimmte Handgriffe routiniert ausführen können (müssen), ohne nochmal darüber nachzudenken. Hm, damit wäre Routine das, was gegen das "Problem" des zu vielen Nachdenkens helfen kann.
Dass Routine auch ihre Schattenseiten hat, und manches durchaus reflektiert werden sollte, brauch ich wohl nicht zu sagen.. (Warum denke ich dabei an Gala und den Politikthread?
)
Ich glaube allerdings nicht, dass wie Sol andeutet zu viel Nachdenken und zu wenig Intuition ein gesellschaftliches Problem darstellen, dann schon eher umgekehrt..
@Ysrthgrathe: Sehr interessant auch, dass die Sprache die Art zu denken beeinflusst und für eine andere Sprache schon nicht vollständig nachvollziehbar macht. Kann ich durchaus nachvollziehen.
Angenehme Träume,
Mindriel