Politik, 11. Staffel

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Turjan

Senior Member
Registriert
21.09.2000
Beiträge
7.037
Dies hier. Da wurde auch die halbe Stadt lahm gelegt. Boston ist bei so etwas immer sehr gruendlich.

Was Giftbriefe angeht, sind meines Erachtens nach oefter mal welche aufgetaucht. Kann aber auch sein, dass das meist explosive Sendungen waren. Ich will jetzt nicht unbedingt danach suchen.
 
Zuletzt bearbeitet:

David

Moderner Nomade
Registriert
05.10.2000
Beiträge
18.447
Das ist ja wirklich ne skurile Geschichte. Aber in einem Hollywood-Film könnten Terroristen wirklich solche seltsamen Tafeln als Sprengsätze deponieren. :D

Ich fürchte, gegen die Art von Terrorismus, wo einzelne Täter oder sehr kleine Gruppen aus der normalen Bevölkerung einen Anschlag planen, wird man sich kaum schützen können, da werden weder größere Geldbeträge noch Materialmengen bewegt, und für jede einzelne Aktion die diese Terroristen zur Vorbereitung ihrer Anschläge getan haben, hätte es auch eine harmlose Erklärung geben können.

Videoüberwachung an besonderen Orten oder zu besonderen Anlässen hilft natürlich die Täter nachher zu identifizieren und damit wenigstens weitere Anschläge zu vermeiden, aber viel mehr wird man kaum tun können.

Es wundert mich ehrlich gesagt, dass wir in Deutschland bisher das Glück hatten, dass Anschläge entweder vorher erkannt und verhindert wurden, oder gescheitert sind weil die Täter handwerkliche Fehler begangen haben. Hoffen wir, dass das noch möglichst lange so weitergeht.
 

Maus

Senior Member
Registriert
07.08.2002
Beiträge
9.409
Nachdem es seit einer Woche klar ist, gibts jetzt auch die offizielle Bestätigung von den USA (die Israelis haben es schon vor ein paar Tagen bestätigt): http://www.tagesschau.de/ausland/usa-syrien-chemiewaffen100.html

Und damit stellt sich die Frage: was nun? Das vornehme Raushalten und Hände in Unschuld waschen wird immer schwieriger.

Meiner Ansicht nach ist das wer sowieso egal: entweder hat das Assad-Regime die Chemiewaffen eingesetzt, oder das Assad-Regime hat die Kontrolle über die Chemiewaffen verloren. Sind beides ähnlich schwer zu akzeptierende Szenarien.
 

Olome Keratin

Gleichgewichtiger
Registriert
07.06.2008
Beiträge
3.151
@Maus: Meldest du dich dann freiwillig für den Militäreinsatz? Wenn du bereit bist, dich an die salafistischen Rekruteure zu wenden, die aus Europa massenhaft Rebellenkämpfer nach Syrien schleusen, kannst du auch was tun, ohne vorher auf eine Entscheidung unserer Regierung warten zu müssen.

Und die USA hatten btw. auch schon Beweise für mobile irakische Biowaffenlabors.
 

Turjan

Senior Member
Registriert
21.09.2000
Beiträge
7.037
@David: Die anderen 9 Staedte, wo dieselbe Aktion stattgefunden hatte, nahmen es mehr oder weniger gelassen. Hollywood sowieso.

@Maus: Auf welcher Seite willst Du denn eingreifen, al Assad oder al Qaeda?
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
Registriert
20.11.2000
Beiträge
14.907
Kaum ist Steve Jobs tot, schon gehts wieder abwärts mit Apple. Eigentlich überraschend, das mich das überrascht. Man muß aber auch darauf hinweisen, das ein Ausdruck wie "neun mal schneller gewachsen" ziemlich aussagefrei ist. Wenn ich 0.1% wachse und mein Konkurrent 0.9%, ist mein Konkurrent zwar mathematisch gesehen tatsächlich neunmal schneller gewachsen, aber es ist nicht wirklich groß was passiert.

Außerdem hängt es natürlich von der relativen Größe ab. Wenn der Markt gesättigt ist und ich haben Kontrolle über 99%, sind mir die 0.9% Wachstum meines verbleibenden Gegners ziemlich egal.


Es wundert mich ehrlich gesagt, dass wir in Deutschland bisher das Glück hatten, dass Anschläge entweder vorher erkannt und verhindert wurden, oder gescheitert sind weil die Täter handwerkliche Fehler begangen haben. Hoffen wir, dass das noch möglichst lange so weitergeht.
Ich glaube nicht daran, das es bisher überhaupt auch nur einen einzigen ernsthaften Versuch gegeben hat, in Deutschland einen Anschlag zu verüben.

Alle diese Fälle, die durch die Presse gegangen sind, waren hochgradig unglaubwürdig, wie das etwa ein verdeckter Ermittler Teil der Bande war und anscheinend auch die treibende Kraft, die z.B. den Sprengstoff besorgt hat, der dann auch prompt gar nicht wirklich benutzbar war, was der Rest der "Bande" aber nicht gemerkt hat - die haben sich offensichtlich nicht sonderlich drum geschert. Oder das man nur Fotos gezeigt bekommen hat, in denen ein Typ vom Sprengstoffkommando was hochhält, das wie eine ganz normale Wasserflasche aussieht, ohne jeden Zündmechanismus oder dergleichen. Alles sehr obskur und unglaubwürdig.

Da halte ich es doch für sehr viel wahrscheinlicher, das hier die Geheimdienste und Polizei mal beweisen wollten, wie toll sie sind, damit sie weiter finanziert werden.

Denn wenn jemand sowas *wirklich* machen wollte - wie um allen in der Welt will man das denn verhindern ? Ich bin ja nun wirklich nicht bewandelt in solchen Dingen, aber selbst mir fällt es sehr leicht, mir Wege auszudenken, wie ich einen Anschlag verüben könnte, ohne das außer echtem "Pech" (eigentlich ja in diesem Falle eher Glück) die geringste Möglichkei besteht, das man das vorher verhindert werden kann. Wenn sogar mir das leicht fällt, sehe ich nicht ein, wieso das den echten Terroristen, wenn es sie denn gäbe, das nicht auch könnten.
 

David

Moderner Nomade
Registriert
05.10.2000
Beiträge
18.447
Was Apple angeht habe ich die Tage gelesen, dass die Gewinnspanne 'nur' noch bei ca. 30% liegen soll, da hält sich mein Mitleid irgendwie in Grenzen. :D
( http://www.spiegel.de/wirtschaft/un...den-ausschuettung-an-aktionaere-a-896153.html )

Was ich in Sachen Syrien die Tage interessant fand:
An sich sind die "Rebellen" uns ja sympathischer als der "verrückte Diktator", aber nun siehts wohl so aus, dass ein paar von denen, die aus Deutschland dorthin gereist sind um den Rebellen zu helfen, bei uns unter Terroristenverdacht stehen.
Dass aus 'guten' Rebellen 'böse' Terroristen werden, ist ja nichts wirklich Neues, aber der Kontrast "dort der gute Freiheitskämpfer, hier gleichzeitig der böse Terrorist" ist schon ziemlich ironisch, zumal Assad selber die Aufständischen ja auch als Terroristen bezeichnet. Aber trotzdem würde es wohl niemand verstehen, wenn man sich auf seine Seite im 'Kampf gegen den Terror' schlagen würde.

Das Problem ist, dass zwar beide kämpfenden Seiten in die Kategorie "wir werden sie nicht vermissen" fallen mögen, dazwischen aber vor allem zehntausende Unschuldige unter dem Krieg zu leiden haben, die genauso wie wir einfach nur in Ruhe und Frieden leben wollen. Insofern ist zuzuschauen und nichts zu tun auch keine besonders befriedigende Lösung. :(

Was Anschlagsversuche in Deutschland angeht:
Wenn man nicht an Verschwörungstheorien glauben will bei denen Polizisten selber Bombenattrapen plazieren, waren zB die Kofferbomben im Regionalzug ein Anschlagsversuch, der nur durch handwerkliche Fehler gescheitert ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

Olome Keratin

Gleichgewichtiger
Registriert
07.06.2008
Beiträge
3.151
Laut ZEIT ist Oskar Lafontaine nun auch noch Rechtspopulist.:eek: Faszinierend, wie weit die ideologischen Scheuklappen der Eurokraten reichen.;)
 

Ysrthgrathe

Senior Member
Registriert
16.06.2001
Beiträge
1.601
@Olome
Nö, da hast du den Artikel nicht ganz verstanden.
Laut Zeit ist Lafontaine ein Populist, der nach je nach Stimmungslage mal rechte und mal linke Positionen vertritt.
Genauer gesagt handele es sich bei ihm um
Einen gesinnungslosen Stimmenfänger, der ohne Rücksicht auf Verluste und seine Glaubwürdigkeit seine Ansichten wechselt wie andere ihr Hemd
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
Registriert
20.11.2000
Beiträge
14.907
Na, Y, wie wäre es denn statt dem billigen "haha der ist Rechtspopulist weil so steht es in der Zeit" mal mit einer konkreten politischen Aussage ?

Wie genau würdest du denn die Eurokatastrophe behandeln wollen ?

Ich jedenfalls kann an der Aussage "Der Euro ist gescheitert, wir werden die DM wieder einführen müssen" nichts spezifisch politisch rechtes oder spezifisch populistisches erkennen.

Und wer sich aus der Zeit über die Linke informieren will, den kann man wirklich nicht mehr helfen. :fies:


Google spuckt übrigends interessante Links aus, wenn man nach solchen Artikeln sucht:

http://www.mmnews.de/index.php/mmnewstv/5850-merkel-droht-mit-wiedereinfuehrung-der-dm
23.06.2010 - Merkel droht mit Wiedereinführung der DM
Eine dieser "Drohungen", die sie hätte wahrmachen sollen. :fies:

http://www.ksta.de/politik/waehrung...-euro-fuer-gescheitert,15187246,22622860.html
Hier wirds wesentlich besser erklährt als von der Zeit.


Am Wochenende hatte der Ökonom Hans-Werner Sinn den Krisenstaaten Griechenland und Zypern einen zeitlich begrenzten Austritt aus der Euro-Zone nahegelegt. „Ich bin für temporäre Austritte schwacher Länder“, sagte der Chef des Münchner Ifo-Instituts der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Durch die anschließende Abwertung der nationalen Währung würden die Länder wieder wettbewerbsfähig und könnten später zu einem neuen Wechselkurs, mit niedrigeren Preisen und Löhnen, wieder in die Euro-Zone zurückkehren. Ein Austritt Zyperns etwa hätte momentan keine dramatischen Folgen. „Die Kapitalflucht, die für einen solchen Fall an die Wand gemalt wird, haben wir dort ja schließlich schon hinter uns“, erklärte Sinn.
Ökonomisch richtig, massenpsychologisch fatal. Sinn ignoriert hier einfach völlig, das Italien, Spanien und Portugal ja auch schon auf demselben Weg sind wie Griechenland. Will er erstmal alle diese Länder aus dem Euro schmeißen ? Das ist doch Unfug.

Wenns nur die Griechen allein wären - deren Schulden könnte sogar Deutschland allein leicht schultern.
 
Zuletzt bearbeitet:

Olome Keratin

Gleichgewichtiger
Registriert
07.06.2008
Beiträge
3.151
@Gala: Was mich mal interessieren würde, wie es da an der Basis der Linkspartei aussieht. Die Spitzenvertreter sind sich ja völlig uneinig. Auf der einen Seite Lafontaine und Wagenknecht, die sich durchaus gegenüber der AfD aufgeschlossen zeigen bis hin zu gleichen Zielen, andererseits die jetzigen Parteichefs Riexinger und Kipping, die der AfD neben vielem anderen sogar Rassismus vorgeworfen haben (nur Kindesmissbrauch fehlte), ohne jeden Beleg.

Ökonomisch richtig, massenpsychologisch fatal. Sinn ignoriert hier einfach völlig, das Italien, Spanien und Portugal ja auch schon auf demselben Weg sind wie Griechenland. Will er erstmal alle diese Länder aus dem Euro schmeißen ? Das ist doch Unfug.
Aus diesem Grund übrigens hält Bernd Lucke es durchaus für möglich, dass die Wiedereinführung aller nationalen Währungen vor dem Euro sich als das Sinnvollste erweisen könnte.

@Y: Den Artikel habe ich schon verstanden. Ich schrieb "auch noch", womit gemeint war, zusätzlich zu allem, was die ZEIT Lafontaine eh schon vorwirft.
 

Ysrthgrathe

Senior Member
Registriert
16.06.2001
Beiträge
1.601
@Gala
Na, Y, wie wäre es denn statt dem billigen "haha der ist Rechtspopulist weil so steht es in der Zeit"
Das ist deiner Meinung nach meine Aussage? :confused:
Wie wärs, wenn du das noch mal liest?

Wie genau würdest du denn die Eurokatastrophe behandeln wollen ?
Ich gehöre zur sehr kleinen Minderheit der Menschen, die zugeben, dass sie von diesem hochkomplexen Thema zu wenig Ahnung haben, um ultimative Wahrheiten und alternativlose Lösungen zu verkünden.

Anscheinend ruhen wirtschaftswissenschaftliche Grundweisheiten außerdem manchmal auf recht wackeligen Fundamenten:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/pa...-reinhart-haben-sich-verrechnet-a-894893.html
Der Student, der diese Studie nachrechnen wollte, musste zuerst mehrere Emails an die Autoren schreiben. Die Daten, auf denen die Studie beruht, wurden nämlich nicht vollständig veröffentlicht. Wenn die Autoren der Bitte des Studenten nach dem zu Grunde liegenden Datensatz nicht nachgekommen wären, wäre das Fehlerhaftigkeit sogar immer noch nicht bekannt.
Und so etwas nennt sich Wissenschaft? :eek:

Ich bezweifle also, dass selbst die Experten etwas anderes tun als aufgrund mehr oder (wenn man sich etwa auf die Ergebnisse dieser Beispielstudie verlassen hat, die für die Sparpolitik ja nicht unwichtig war) weniger plausibler Annahmen ziemlich stark herumraten.
Ich sehe keine Möglichkeit, wie man als Laie beurteilen könnte, welche dieser "Prognosen" mit welcher Wahrscheinlichkeit eintreffen würden.
Mir fehlt auch eine passende politische Weltanschauung, die mir hierbei das Denken abnehmen würde. ;)


Allerdings glaube ich, dass die EU langfristig nur dann funktioniert kann, wenn man annähernd gleichwertige Lebensverhältnisse in den verschiedenen Teilräumen schafft.
Das würde mehr Solidarität bedeuten, nicht weniger.
Da ist die große Mehrheit der Deutschen aber leider völlig anderer Meinung, deswegen wird daraus mit Sicherheit nix.


@Olome
"Auch noch" ändert nichts. Rechts und gesinnungslos widersprechen sich doch.
Um Gesinnungslosigkeit zu "belegen", muss die ZEIT aber zwangsläufig ("zusätzlich zu allem, was die ZEIT Lafontaine eh schon vorwirft") eben auch noch rechte Positionen "nachweisen".

Lohnt sich aber nicht wirklich, sich über diese Kleinigkeit zu streiten, oder? ;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Olome Keratin

Gleichgewichtiger
Registriert
07.06.2008
Beiträge
3.151
@Y:
Lohnt sich aber nicht wirklich, sich über diese Kleinigkeit zu streiten, oder?
D'accord, gilt allerdings für deine erste Bemerkung dazu auch. ;)

Zu Reinhart/Rogoff: Diese 90%-Formel war sowieso recht plakativ. Rechenfehler hin oder her, die Datenbasis für solche Aussagen ist einfach zu dünn. Umfassende volkswirtschaftliche Daten stehen in den meisten Staaten erst nach dem 2. Weltkrieg und das oft noch nicht einmal durchgängig, flächendeckend und nach der gleichen Erhebungsmethode zur Verfügung. Damit hat man einen halbwegs brauchbaren Erhebungszeitraum von ~70 Jahren und verschiedene Länderbeispiele, die aber irgendwo den gleichen Rahmenbedingungen unterliegen wie die meisten anderen auch, etwa Bretton-Woods-System und GATT/WTO. Da es sich bei wirtschaftlichen Sachverhalten um extrem langfristige Prozesse handelt, bräuchte man einen größeren Untersuchungszeitraum (am besten 300 Jahre und mehr) und genügend Länderbeispiele, bei denen auch Währungs- und Handelssystem verschiedene Variablen aufweisen. Da dies nicht vorhanden ist, kann man sich an naturwissenschaftliche Methodik angelehnte reine Empirie schenken. Das ist halt bloß unbefriedigend und im Moment gelten Naturwissenschaften als die wahren Wissenschaften, an denen sich die anderen Fächer zu orientieren haben. Dann kommt es halt zu Interpretationen, die man gerne haben möchte. Ist bspw. bei Alter Geschichte auch so. Die Quellenbasis ist eigentlich meistens zu dünn, um eine verlässliche Aussage zu treffen, aber bevor man gar nichts aussagt, sagt man lieber irgendwas, was sein könnte.

D. h. nicht, dass man in allen gesellschaftswissenschaftlichen Bereichen nichts aussagen kann, aber die Methode müsste sich ändern. Viel mehr Theoriearbeit und Hypothesen und Prognosen erstellen, dann die folgende Realität überprüfen und schauen, was eingetroffen ist. Hätte man das die letzten Jahre konsequent angewandt, wüsste man jetzt, dass viele Theorien, grade in den Wirtschaftswissenschaften, mindestens verbesserungsbedürftig sind. Stattdessen redet man sich mit Multikausalität und anderem heraus.

Allerdings glaube ich, dass die EU langfristig nur dann funktioniert kann, wenn man annähernd gleichwertige Lebensverhältnisse in den verschiedenen Teilräumen schafft.
Das entspricht der (bisherigen) Auffassung der Linkspartei.

Das würde mehr Solidarität bedeuten, nicht weniger.
Vorausgesetzt, du meinst mit "Solidarität" mehr staatliche und zentralistische Steuerung, deckt sich das auch mit der Linkspartei. Dabei solltest du aber nicht übersehen, dass es genau dagegen in sehr vielen europäischen Ländern viel größere Vorbehalte gibt als in Deutschland.Das sind zum einen alle ehemaligen Ostblockstaaten, die sich dadurch an die Sowjetunion erinnert fühlen, politische Vertreter bspw. Kaczynski in Polen und Claus in Tschechien. Außerdem all die Staaten, die aufgrund langjähriger Fremdherrschaft eine ganz andere Einstellung zum Staat haben als etwa Deutsche und Skandinavier, z. B. Griechen, Süditaliener, Basken und Katalanen. Unterm Strich: Es lässt sich auch bei dir erkennen, dass du eben auch eine Weltanschauung hast und die irgendwo zumindest sozialistisch angehaucht ist.
 

Ysrthgrathe

Senior Member
Registriert
16.06.2001
Beiträge
1.601
@Olome

Zu Reinhart/Rogoff:
Die Bemerkung "Und so etwas nennt sich Wissenschaft?" bezog sich darauf, dass weder die vollständige Datenbasis noch die verwendete Methode zur Auswertung dieser Daten veröffentlicht wurden. So würde das in den Naturwissenschaften niemals durchs peer review kommen.
Wenn man eine Studie nicht nachvollziehen und überprüfen kann, ist sie doch völlig wertlos.

Damit, dass in der Studie falsch gerechnet wurde, hab ich weniger Probleme.
Der Skandal ist, dass das allein anhand der Studie niemals hätte festgestellt werden können.
Es kann einfach nicht sein, dass man darauf angewiesen ist, dass die Autoren die zugehörige Excel-Datei glücklicherweise noch irgendwo auf der Festplatte liegen haben und so gnädig sind, die Datei nach mehrmaliger Anfrage zu suchen und zu verschicken.

aber die Methode müsste sich ändern. Viel mehr Theoriearbeit und Hypothesen und Prognosen erstellen, dann die folgende Realität überprüfen und schauen, was eingetroffen ist.
Genau, auf die empirische Überprüfung kommt es an.
Mir ist nicht klar, warum du denkst, dass sich das hier von dir Vorgeschlagene irgendwie grundlegend von der naturwissenschaftlichen Methode unterscheidet? Welche Methode soll den "reine Empirie" sein?
Man hat doch beispielsweise nicht einfach mal so einen großen Beschleuniger gebaut, aus Spass an der Freude eingeschaltet und anschließend rein zufällig ein völlig unerwartetes Teilchen gefunden.
Das entspricht der (bisherigen) Auffassung der Linkspartei.
Mag sein. Muss es allein deswegen schon Unsinn sein? ;)

Vorausgesetzt, du meinst mit "Solidarität" mehr staatliche und zentralistische Steuerung
Nö, meine ich eigentlich nicht. Wäre Solidarität beispielsweise zwischen den Regionen in einem Europa der Regionen denn aus irgendeinem Grund ausgeschlossen?

Es lässt sich auch bei dir erkennen, dass du eben auch eine Weltanschauung hast und die irgendwo zumindest sozialistisch angehaucht ist.
Schon möglich.
Die "Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse" steht für Deutschland aber sogar im Grundgesetz. Ist das ebenfalls sozialistisch angehaucht? Ist da irgendeine deutsche Partei offiziell dagegen? Ich dachte bisher, das stünde da drin, weil man unter anderem ganz pragmatisch davon ausgeht, dass regionale Unterschiede, wenn sie zu groß werden, früher oder später zu Sezessionbestrebungen führen würden? (Das sind übrigens keine rhetorischen Fragen. :))

Wie gesagt: Mir fehlt eine Weltanschauung, die mir diktiert, was momentan der sinnvollste, erfolgversprechendste Weg aus der Eurokrise sein muss.
Das sollte man meiner Meinung nach ganz pragmatisch entscheiden. Wobei mir selbst aber wie gesagt für eine pragmatische Entscheidung schlicht die Kenntnisse fehlen.
Leider bin ich wie erwähnt allerdings sehr skeptisch, ob das bei der Mehrzahl der sogenannten Experten tatsächlich so großartig anders ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

David

Moderner Nomade
Registriert
05.10.2000
Beiträge
18.447
Die Aufregung wegen dem Rechenfehler ist aber auch ein Beispiel für Übertreibung in der Berichterstattung..

Den Wachstums-Knick bei 90% scheint es nicht zu geben, und ob es 80, 90 oder 100% sind, wäre für mich auch zweitrangig.
Die wichtigere Frage wäre aber doch, ob man generell ständig weitere Staatsverschuldung haben möchte (und ob das der Wirtschaft gut tut) oder nicht. EDIT: Wenn ich mir anschaue wie die Zinsen die Handlungsfähigkeit der POlitik nach und nach immer weiter einschränken und wie die Kreditgeber damit einen immer größeren Einfluss bekommen, stellt sich meiner Meinung nach auch die Frage, ob das der Demokratie gut tut.
Und solange man die Notenpressen nicht völlig ungehemmt warmlaufen lässt oder sich mit wie auch immer gearteten Euro-Bonds nochmal ein paar Jahre gekauft hat, stellt sich bei der mit der Aufdeckung des Rechenfehlers verbundenen Forderung mit dem Sparen aufzuhören, auch immer die Frage, woher das Geld, das nicht gespart werden soll, eigentlich kommen soll. "Sparen" heisst für Staaten ja heute nur noch etwas weniger Schulden aufzunehmen (wollen), nicht wirklich Geld zu bunkern.
Das Grundproblem scheint mir zu sein, dass es früher verschiedene Strategien gab, die man jetzt im Euro nicht zusammenbekommt. Der deutsche Weg wird in Griechenland nicht akzeptiert, und der griechische nicht in Deutschland usw.

Der "vorrübergehende" Austritt aus dem Euro ist meiner Meinung nach btw. die unwahrscheinlichste aller Lösungen, nach der Erfahrung würde doch niemand zB Griechenland in den nächsten Jahrzehnten nochmal aufnehmen, egal wie gut die statistischen Daten sind. Wenn ein Land austritt, dürfte es das wenigstens mittelfristig (=einige Jahrzehnte) mit der Euro-Mitgliedschaft gewesen sein.

PS.:
Was die Solidarität zwischen Regionen angeht bekommen wir das ja nichtmal in Deutschland hin, der Länderfinanzausgleich ist für mich ein ziemlich abschreckendes Beispiel für Transferleistungen zwischen Regionen oder besser regionalen Regierungen.
Und ob die Lebensbedingungen zwischen einem Dorf in Brandenburg und der Münchener City je gleichwertig werden können, bezweifele ich auch irgendwie. Wobei sich auch die Frage stellt wie man Stadt und Land vergleichen will (da hat ja jeder seine eigenen Präferenzen) oder wie man niedrigere Mieten gegen weniger Freizeitangebote etc. verrechnen will.
 
Zuletzt bearbeitet:

Olome Keratin

Gleichgewichtiger
Registriert
07.06.2008
Beiträge
3.151
@Y: Zu Reinhart/Rogoff: Ok, hast du Recht.

Wegen Linkspartei: Ich fands amusänt, weil du früher mal gefragt hattest, welchen Grund es gebe, die Linkspartei zu wählen.;)

Solidarität zwischen Regionen: Ich kann mir darunter jetzt nur wenig vorstellen, etwa Katastrophenhilfe. Wenn die eine Region grade massiv unter Überschwemmungen leidet, könnten Feuerwehr und sonstige Rettungskräfte aus einer anderen Region helfen. Aber sonst fällt mir nicht viel ein, was ohne bürokratisch-zentralistischen Überbau funktioniert.

Gleichwertige Lebensverhältnisse: Ich kenne jetzt nicht ganz die Hintergrundgeschichte und Abstimmungsverhältnisse, wie diese Formulierung ins GG gekommen ist. Damals war ja auch die CDU noch stark planwirtschaftlich ausgerichtet (Ahlener Programm) und außerdem könnte es was mit Wiedervereinigung bzw. der Angst vor erneuter Kleinstaaterei entlang der Besatzungszonen entsprungen sein. Unterschiede zwischen Regionen, auch erhebliche, sind meines Erachtens kein Problem, solange es keine Zentralregierung gibt, die auf unterschiedliche Gebiete eine Lösung anwenden will, die für eines der Gebiete nicht funktioniert. Empirisches Beispiel: USA vor dem Civil War. Sehr große Unterschiede, die erst zum Problem wurden, als die Zentralregierung wegen der Westerweiterung eine Richtungsentscheidung fürs ganze Land treffen musste.

Reine Empirie: Das bezog sich auf die Praxis in den Sozialwissenschaften. Zumindest in der Politikwissenschaft ist es weit verbreitet, rein quantitative Analysen vorzunehmen und aus ein paar Indikatoren Schlussfolgerungen abzuleiten, ohne sich zu überlegen, ob es nicht auch alternative Erklärungen gibt. Beispiel: Der Freiheitsgrad eines Landes wird zum Beispiel u.a. aufgrund der Pressefreiheit bestimmt. Dazu schaut man sich die verschiedenen Medien an, vergibt jeweils eine Note, verrechnet dies alles zu einer Durchschnittsnote und verrechnet das dann mit den anderen Indikatoren. Heraus kommt dann eine Zahl, die angeblich den Freiheitsgrad des Landes angebe. Dabei kommt es aber vor, dass z.B. die Zeitungen als recht frei angesehen werden, das Radio dagegen nicht. Unberücksichtigt bleibt, dass die Mehrheit der Bevölkerung aus Analphabeten besteht und es daher wenig Relevanz hat, was in den Zeitungen steht (Fallbeispiel Angola). Aber man hat so einen tollen Freiheitswert in Zahlen für ein Land, der so wahnsinnig objektiv aussieht, wie in den Naturwissenschaften eben.:p
 

Ysrthgrathe

Senior Member
Registriert
16.06.2001
Beiträge
1.601
@Olome
Zur Linkspartei:
Ich wusste nicht einmal, dass das eine Auffassung der Linkspartei ist und ich weiß immer noch nicht, ob das wirklich ernsthaft vertreten wird. Davon abgesehen will die Linkspartei noch eine ganze Menge anderer Dinge, mit denen ich nicht übereinstimme.
Stimmen für diese Partei versteht meiner Ansicht nach niemand als Stimmen für gleichwertige Lebensverhältnisse in den verschiedenen Teilräumen der EU.
Ich vermute mal, die AfD ist deswegen bewusst ziemlich monothematisch.

Zur Empirie:
Das von dir Beschriebene ist falsche bzw. schlechte Deduktion, nicht "reine Empirie". ;)
 
Zuletzt bearbeitet:

David

Moderner Nomade
Registriert
05.10.2000
Beiträge
18.447
Allzu offensiv wird keine Partei damit werben mehr Geld fü die EU ausgeben zu wollen, sowas käme bei vielen Wählern wahrscheinlich nicht sehr gut an. Schon vor der Krise wollten Viele davon ja nichts wissen und haben gemeint wir würden nur zahlen und nichts bekommen.
Und die gefühlte Lage ist jetzt noch schlechter, auch wenn wir bisher ja noch gar nicht viel zahlen mussten und an anderer Stelle sogar etwas gewonnen haben. Ich bin mal gespannt, was los ist, wenn wir die Krise wirklich zu spüren bekommen. (Für einen größeren Erfolg für die AfD geht es uns im Moment evtl. einfach noch zu gut, die Frage ist wie das mit der bisherigen Strategie oder der von Rot/Grün weitergehen wird)

In Sachen gleichwertige Lebensverhältnisse gibt es ja auch schon die Zahlungen an schwächere Regionen, aber mehr als ein Zuschuss wird das nie sein können, die eigentliche Arbeit müssen die Regionen schon selber machen.
Hilfe zur Selbsthilfe ist ja auch eine gute Sache, wobei das Thema nichts mit dem Euro zu tun hat.
 

Olome Keratin

Gleichgewichtiger
Registriert
07.06.2008
Beiträge
3.151
@Y: Wenn du dich mal mit der Linkspartei beschäftigt hättest, hättest du das wissen können.
Im Übrigen versuche ich so zu schreiben, dass auch Nichtakademiker ohne ständiges Nachschlagen eine Chance haben, mich zu verstehen. "Deduktion" ist halt schon ziemlich speziell.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
Registriert
20.11.2000
Beiträge
14.907
Ich kann nichts über die Diskussion der AfD an der Basis berichten. Das war in allen meinen Gesprächen mit Parteikollegen in letzter Zeit schlicht kein Thema.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Oben