Politik, 8. Staffel

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Lisra

Schmusekater
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Gala

Labyrinth-Leichnam
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Doch, das war früher nicht so krass wie heute.

Es ist dem Bund z.B. nicht möglich gewesen, im Konjunkturpacket mehr Geld für Lehrer reinzustecken, weil der Bund den Ländern überhaupt nicht mehr reinreden kann.

Wir haben de facto 16 völlig unabhängige Bildungssysteme in Deutschland. Das ist nicht besonders sinnvoll.
 

Lisra

Schmusekater
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So kann man aber die Unterschiedlichen Gesetze behalten. Ich denke nicht, dass ein (vergleichsweise) links formuliertes Schulgesetz wie das in Berlin erhalten bleiben würde, wenn so was Bundesweit beschlossen würde. Sicher wäre es auch nicht so extrem wie das in Bayern, aber trotzdem...
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Der FR bringt einen wirklich lustigen Tipp:
Aber fragen Sie mal deutsche Ökonomen. Die werden schreien. Fragen Sie indes ausländische Volkswirte, die werden genau das anraten. Deutschlands Isolation in der ökonomischen Debatte ist brandgefährlich. Frau Merkel, wählen sie bitte neue Berater!
Fällt euch eigentlich auch auf, wie Schröder systematisch mit rot/grün rechte Politik gemacht hat - und kaum ist Merkel in ihrer "Traumkombination" mit der FDP am Ruder, wird sie von allen Seiten plötzlich gedrängt, linke Politik zu machen !!! Es ist wirklich zum Schießen. :D

P.s.: Okay, vielleicht hält sich der Humor eher in Grenzen. Es ist ja schon abzusehen, das die Merkel das nicht tun wird ... und wir alle gemeinsam dürfen dann mal wieder die Folgen tragen.

P.p.s.: Und auf Landesebene wiederholt sich auch das Schema. Kaum ist Schwarzgelb im Bundestag, schon übernimmt die SPD wieder die Landesparlamente, die sie vorher verloren hat.
 

David

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Welch Wunder, das diejenigen, die das am Ende nicht vor ihren Wählern vertreten müssen, fordern dass Deutschland schneller finanzielle Hilfen zusagt. :rolleyes:

Aber bekanntermaßen hat Griechenland selbst erst vor kurzem die Sparprogramme beschlossen, und ohne solche Gegenleistungen kann es keine Hilfen geben. Man hätte vielleicht nur früher definitiv sagen können, unter welchen Umständen EU-Länder Hilfe von anderen EU-Ländern bekommen können, damit die Lage für alle etwas berechenbarer wird. Das zu formalisieren um beim nächsten Mal nicht so planlos improvisieren zu müssen wäre jetzt der nächste wichtige Schritt, der ja glaub ich gestern auch angegangen wurde, wenn auch mal wieder völlig überstürzt quasi über Nacht. (Diesen Irrwitz muss man sich mal vorstellen: Ne Handvoll überforderter Politiker muss binnen Stunden mit dreistelligen Mrd.-Beträgen die Weltwirtschaft retten, was soll dabei schon rauskommen ? )

Btw. wenn die bösen Spekulanten auf eine griechische Pleite wetten können, wer sagt uns denn, dass die nächste Spekulationsrunde nicht so aussieht, dass man sich Wege überlegt, wie man solche Hilfszusagen aus reichen EU-Ländern für sich ausnutzen kann ?
Ich weiß nicht, wieviele Zinsen Griechenland im Moment zahlen muss, aber es waren doch vorrübergehend mal um die 20% ? Wer immer das abgeschlossen hat, hat den Deal seines Lebens gemacht, weil das ursprünglich vorhandene Ausfallrisiko jetzt vom Rest der EU abgefangen wird und damit praktisch nicht mehr existiert.

PS.:
Das die Bundesregierung bei Landtags- oder Europawahlen tendenziell eher abgestraft wird, ist doch ziemlich normal. Ohne Rot-Grün im Bund hätte die SPD NRW damals vielleicht nie verloren. Und die SPD selber gibt ja immer noch nen ziemlich trauriges Bild ab: Das schlechteste Ergebnis seit 50 Jahren in ihrem Stammland, und trotz der Steilvorlage aus Berlin hat sie noch weiter Stimmen verloren.
Gewinnen tun seit Jahren vor allem die 3 kleinen Parteien, die Großen liefern sich nur den Kampf darum, wer weniger verliert. Ohne die starke FDP im Bund wäre die Union dort genauso machtlos wie die SPD ohne die Grünen in NRW. Hätten die Wähler statt der Grünen die pinken bibeltreuen Anarcho-Panther gewählt, wäre der Jammer bei der SPD groß.
 
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Darghand

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Zwischen Zins und Rendite besteht bei Anleihen ein Unterschied. Man lese den wiki-Artikel zu Anleihen - ich hab ihn nicht verstanden. Stellt sich also die Frage, ob die kolportierten 15% den Festzins der griechischen Staatsanleihen anzeigten, oder die breiter gefasste Rendite inklusive Marktzins usw.

Ich halte es aber für völlig verzerrt zu behaupten, eine irgendwie schnellere Hilfe hätte etwas an dem Dilemma geändert. Wie hätte diese Hilfe denn aussehen sollen? Sie wäre auf dasselbe, jetzt in letzter Minute handfest gemachte Versprechen hinausgelaufen, Griechenland mit weiteren Krediten zu helfen. Es läuft also darauf hinaus, unbediente Kredite mit neuen Krediten zu tilgen, und darüber den privaten Käufern dieser Staatsschulden ein paar neue tönerne Schuhe zu verpassen. Das betrifft institutionelle Investmendfonds aller Art, die die Riesterrente verwalten (meine Alterssicherheit wird anderswo mit der Peitsche erwirtschaftet), und Banken - Mitfinanziers einer defizitären Wachstumsökonomie, die ohne stetig weiterwachsende Kredittürme und in die ferne Zukunft verlagerten Zahlungsversprechen schlichtweg nicht mehr funktionsfähig ist. Kein Mensch weiß wie das innerhalb der Systemgrenzen zu ändern wäre, sollen die Resultate nicht in einer jahrelangen Stagnation oder einem abrupten Crash bestehen. Also Zusammenstreichen der Ausgaben und einem entsprechenden totalen Absacken der Nachfrage und nachfolgender Stillegung von Verwertungskapazitäten, oder der Verzicht auf alle weiteren Hilfen mit der Folge des tatsächlichen Zusammenbruchs des Währungssystems.
Entsprechend kopflos das Handeln aller Beteiligten, von der New Yorker Börse, die, aus welchen Gründen auch immer, um 1000 Punkte crasht, bis hin zum Hühnerhaufen der EU-Finanzminister, die nichts anderes wissen als wackelnde Kredite mit dem Versprechen auf Fantasiesummen zu stützen und so die nicht mal ansatzweise überlebensfähige, weil völlig überdehnte Finanzwirtschaft aus der Jauchegrube zu ziehen.

Das Wachstum der letzten Jahre war kreditfinanziert. Es wäre mal interessant, aus allen Wachstumsquoten der EU-27 die prozentualen Anteile der Finanzwirtschaft und die kredit-induzierten Anteile herauszurechnen. Mit der verbleibenden Quote, verringert um das Absacken der öffentlichen und privaten Nachfrage aufgrund Spardiktats, sollen über die nächsten Jahrzehnte die Fantasiesummen der Bail-Outs finanziert werden - die Rückzahlungen natürlich gedacht als Überschüsse eines Wachstums, dessen Grundlage niemand kennt.
Der andere Weg ist, den Einsatz zu verdoppeln, Kredite mit Kredite zu bedienen, das verspielte "Vertrauen" - es sind die Wahnvorstellungen der Kreditgeber - gegen das "Vertrauen" in andere Kreditnehmer zu ersetzen und die Defizitkonjunktur nochmal anzufeuern.
Immerhin: nach dem Staat gibt es nichts mehr, was pleite gehen kann. Ein Ende ist also noch nicht abzusehen, aber systemisch vorgesehen.
 

Rote Zora

Pfefferklinge
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Rendite ist das Plus (bzw. Minus), was du am Ende tatsächlich machst, also Zinsen plus (bzw. minus) Kursentwicklung. Grob vereinfacht: Wenn ein Papier für 100 € 5% Zinsen macht, und der Kurs aber um 5% nachgibt, hast du ne Rendite von Null. Wenn der Kurs stabil bleibt, ist deine Rendite 5%, wenn er um 5% steigt, ist sie 10%. Staatsanleihen werden an der Börse gehandelt, da ist der Kurs oft genauso wichtig wie der Zinssatz.
ZORA
 

Olome Keratin

Gleichgewichtiger
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@NRW: Rüttgers dürfte erledigt sein - endlich!:D:up:

Diese krachenden Verluste für die CDU waren genau das, worauf ich gewartet habe. Irgendwo hab ich schon gelesen, dass Friedrich Merz als Nachfolgekandidat im Gespräch ist, das hieße, Merkel hätte plötzlich wieder einen mächtigen Widersacher (der nebenbei bemerkt auch noch zum Gutteil fähiger und weitsichtiger ist).

Wahlergebnis ist soweit ganz hübsch, SPD hätte ruhig stärkste Kraft werden und FDP mehr Stimmen haben dürfen, aber immerhin hat die FDP nicht verloren im Vergleich zu 2005.

Meine Wunschentwicklung wäre ein Absägen von Pinkwart bei der FDP, Linksrutsch der Partei und Eingehen einer Ampelkoalition. Es gab schon Stimmen zumindest für die Ampel.

@Euro: Ich hab soviel noch nicht mitgekriegt (war gestern fast den ganzen Tag Computer repaprieren), aber die Wette geht weiter, dass die Kreditspiralen nie zuende gehen. Wers glaubt...:rolleyes:
Btw. hätte man das aber auch schon vor einem Jahr machen können, wäre zumindest günstiger gekommen.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Irgendwo hab ich schon gelesen, dass Friedrich Merz als Nachfolgekandidat im Gespräch ist, das hieße, Merkel hätte plötzlich wieder einen mächtigen Widersacher (der nebenbei bemerkt auch noch zum Gutteil fähiger und weitsichtiger ist).
Fähig ? Weitsichtig ? Das kann ich nicht sehen.

Merz ist ein fantasieloser Anwalt und farbloser Politiker, der sich für einen Wirtschaftsexperten hält. Also sozusagen der geistige CDU Bruder von Clement. Nebenbei ist er auch noch Mitglied der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, der neben der Bertelsmannstiftung berüchtigsten Organisation für den absoluten Krieg gegen den Sozialstaat.

Das letzte Mal, als er sich gegen Merkel zu profilieren versuchte, ist er innerhalb weniger Monate untergegangen. Warum sollte das jetzt anders laufen ?
 

David

Moderner Nomade
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@Darghand:
"Kein Mensch weiß wie das innerhalb der Systemgrenzen zu ändern wäre, sollen die Resultate nicht in einer jahrelangen Stagnation oder einem abrupten Crash bestehen."
Ein Stagnieren oder selbst ein langsamer Rückgang auf unserem hohen Level wäre meiner Meinung nach nicht die schlechteste Entwicklung und wäre in Anbetracht der realen Vorraussetzungen (Bevölkerung, Rohstoffe, Wettbewerb global) durchaus ein Erfolg. Besser nachhaltig stagnieren als sich mittelfristig in die Pleite zu wirtschaften.

Das wäre in anderen Systemen auch nicht anders, man kann einfach nicht erwarten, dass es uns immer besser gehen kann, wenn die dafür notwendigen Rohstoffe knapper und die Zahl der Konkurenten größer wird.

@Zora:
Aber ist das nicht nur interesannt, wenn man die Anleihe während der Laufzeit weiterverkaufen will ?

Ich hab das so verstanden, dass man sein Geld für zB 2 Jahre verleiht und es dann + Zinsen zurückbekommt, vorrausgesetzt dass der Staat dann noch zahlungsfähig ist. Wenn man die Anleihe vorher verkaufen will gibts dafür natürlich nen Marktpreis, der auch niedriger sein kann, zB wenn die Gefahr besteht, dass der Staat nach Ablauf der Zeit nicht zurückzahlen kann.

Für Käufer aus Nicht-Euro-Ländern kommt natürlich auch noch das Wechselkursrisiko dazu, wobei das in beide Richtungen ausschlagen kann.

PS.:
Das Inflationsrisiko kommt natürlich auch noch obendrauf. (Und Opportunitätskosten: Wieviel Zinsen würde ich woanders bekommen?)
 
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Lord Snow

Lord Commander
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Neue Soziale Marktwirtschaft heisst die Initiative? Lol. :rolleyes:
 

Darghand

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für den absoluten Krieg gegen den Sozialstaat.

Das halte ich inzwischen für einen analytischen Fehlschluss. Der Sozialstaat wird seit den 80ern im Grunde permanent "abgeschafft", "geschlachtet", "ruiniert" etc. pp. Dafür erweist er sich dann aber doch erstaunlich langlebig.
Es muss also irgendwo ein Denkfehler vorliegen. Und der besteht meiner Ansicht darin, dass eine (recht grundlegende) Umgestaltung des Sozialstaats dauernd als dessen Ende verkauft wird - es ist aber nur ein Wandel der Sichtweise und dementsprechend mit dem politischen Umgang mit sozialer Ungleichheit. Die neuen Prämissen von Sozialstaatlichkeit lassen sich mit dem hinlänglich bekannten Vokabular recht gut beschreiben: es ist eben ein aktivierender Sozialstaat ("Fordern & Fördern") und eine Verschiebung des Fokus von strukturellen auf individuelle Ursachen von Armut (z.B. die der "falschen" Qualifikation).
Dementsprechend ist es falsch, "den" Neoliberalen oder INSM vorzuwerfen, sie wollten den Sozialstaat abschaffen - sie wollen ihn lediglich hinsichtlich einer bestimmten und weitgehend mehrheitsfähigen Vorstellung von Gesellschaft (und den Individuen darin) anpassen. Das Credo von der "Eigenverantwortung und eingeschränkte Versorgungssicherheit" würde, denke ich, von der Mehrheit hierzulande so unterschrieben werden.

Hat schon seine Gründe, weshalb die Linke bei bundesweit bei 5-10% rumdümpelt - das liegt nicht nur an den grotesken "Extremismus"-Vorwürfen und einseitiger Berichterstattung. Auf viele wird die einfach unglaublich vorgestrig wirken.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Hä ? Welche Linke dümpelt bei 5-10% herum ? :confused: Wir hatten knapp 12% im Bundestagswahlkampf. Und wieso dümpeln ? Wir gewinnen doch dauernd hinzu, wenn auch nicht vielleicht so schnell, wie sich mancher das vielleicht wünscht.

Ein vollständiges Abschaffen des Sozialstaates würde in Deutschland nicht funktionieren, egal wieviel Propaganda man macht, und das habe ich auch nicht gemeint. Die INSM ist ein Propagandaorgan von Arbeitgebern, die den Sozialstaat so sehr zusammenstreichen wollen wie möglich. Was laufend passiert, was genau deren Propaganda ist und was ich genau mit meiner Umschreibung gemeint habe.

Die Arbeitslosenversicherung nimmt den Menschen nicht mehr die Angst vor der Arbeitslosigkeit, die Rentenversicherung gleicht nicht mal mehr die Inflationsverluste aus, geschweige denn, das die Rentner an den Produktivitätszuwächsen beteiligt würden, und die Krankenversicherung ist ebenfalls unter ständiger Attacke.

Wieso du da meinst, unser Sozialstaat wäre in tollem Zustand, ist mir nicht begreiflich.
 

Ysrthgrathe

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Man kann von Reformen des Sozialstaates halten was man will, aber die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" ist eine PR-Organisation zur Vertretung von Arbeitgeberinteressen.
Ich hätte lieber keinen Sozialstaat nach den Vorstellungen der Arbeitgeber.
(Eigentlich will die INSM am liebsten freie Marktwirtschaft mit Staatshilfen für die Wirtschaft, "Interesse am Gemeinwohl" verkauft sich aber eben deutlich besser.)


Zur Wahl: Hat die SPD eigentlich wieder vor der Wahl versprochen, dass sie auf keinen Fall mit der Linken koaliert? Haben sich die Grünen vor der Wahl Koalitionen ausgeschlossen?

@Olome
Ich finde es nett, dass als Grundlage für das Paket Artikel 122 des Lissabon-Vertrages dient, der finanziellen Beistand erlaubt "aufgrund von außergewöhnlichen Ereignissen, die sich der Kontrolle des Staates entziehen".
Ich dachte, die faulen Griechen sind selber Schuld?
Ist es eigentlich Zufall, dass dieses Paket beschlossen wurde als das letzte Wahllokal kaum geschlossen war und das im Vorfeld nicht öffentlich darüber diskutiert wurde? :rolleyes:
 
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Gala

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@Y: Meines Wissens hat die NRW SPD *nicht* explizit versprochen, nicht mit den Linken zu koalieren. Nur geschimpft, die wären ja nicht regierungsfähig etc.

Und Zeit zur öffentlichen Diskussion war nicht, weil es schon klar war, das der Aufschub wegen der NRW Wahl schon viel zu lange gedauert hatte.

Das man Griechenland nicht mehr zusehen konnte, wußte von den Politikern alle, aber die CDU wollte sich halt als Hardliner profilieren. Hat ja nicht geklappt, wie man an dem Wahlergebnis gesehen hat.

Mal abgesehen davon, das mehr den Spekulanten als Griechenland geholfen wurde.
 
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Astaldo

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Wenn ich die Stimmungen so in den verschiedenen Zeitungen lese, glaub ich nicht dass die Leute in so breiter Masse hinter den Geldern für Griechenland stehen, was ich aber eher der Meinungsmache großer Boulevardblätter zuschiebe, als fundierten Kenntnissen über die eigentliche Situation und die möglichen Folgen. http://www.focus.de/politik/deutsch...ich-gegen-griechenland-hilfen_aid_479304.html

Also woran siehst du da jetzt den Zusammenhang zwischen der Wahl und dem Hardliner-Spielen? So wie die Experten gestern gemeint haben, könnte das Griechenlandpaket der CDU schon ein paar Stimmen gekostet haben. Glaube deine bisherigen Kommentare waren pro Hilfe für Griechenland ausgelegt. Korrigier mich wenn ich falsch liege. Die Linke hat im Bund ja gegen die Hilfen gestimmt. Ist es nicht absurd für die Hilfen zu sein und sich gleichzeitig über Stimmverluste bei der Partei zu freuen, die aufgrund dieser Zustimmung Stimmen verloren hat?
 

Gala

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Äh nein. :rolleyes: Es ist vielmehr absurd, mir erst das Wort im Munde zu verdrehen und sich dann zu beschweren, das es dann keinen Sinn mehr macht. :D:p

  1. Denn ich habe nirgends, aber auch wirklich absolut nirgends geschrieben, das ich mich freuen würde, wenn die CDU Stimmen verlieren würde, weil sie Griechenland hilft.

  2. Was sie auch nicht getan hat, denn sie haben ja bis nach der Wahl gewartet. Wenn überhaupt, hätte die CDU also höchstens Stimmen verloren, weil sie den Griechen NICHT helfen.

  3. Was aber wiederum wahrscheinlich ebenfalls nicht der Fall ist, wenn ich die Stimmen, die ich in diversen anderen Foren so höre, als repräsentativ annehmen kann. Da wird breit über die Griechen geschimpft und alle möglichen Gründe vorgebracht, warum die Griechen selbst schuld sind. Das Spanien, Portugal etc ebenfalls davorstehen, genauso wie die Griechen zu enden, wird nicht wahrgenommen. Das es sich deßhalb um einen allgemeinen Konstruktionsfehler der Währungsunion handelt, auch nicht. Was für eine Katastrophe das wäre, wenn Griechenland das Euroland verläßt, wird ebenfalls ausgeblendet.

  4. Die Linke protestiert nicht dagegen, das Griechenland geholfen wird. Sie protestier gegen das WIE. Sie protestiert dagegen, das den Spekulanten geholfen und Griechenland dadurch eher noch mehr an die Wand gefahren wird, so das wir das Geld möglicherweise deßhalb auch wirklich nicht mehr wiedersehen.

  5. Kurz und gut, die Linke protestiert mal wieder über die Inkompetenz der neoliberalen Parteien, die diese schon bei der Einführung des Euro bewiesen haben, wo ja der Grundstein für die jetzigen Probleme gelegt wurde.

  6. Es ist das alte Spielchen wie bei der Wiedervereinigung: wenn man sachliche Einwände über das WIE hat, ist man angeblich gleich ganz dagegen. Der Euro ist eine gute Sache, aber ein gemeinsamer Währungsraum kann nur funktionieren, wenn darin gewisse Spielregeln eingeführt werden. Das haben die Neoliberalen mangels Fachkompetenz nie begriffen. Jetzt droht wegen dieses Wissensmangels eine Katastrophe.
 

David

Moderner Nomade
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Die gemeinsamen Spielregeln gab es theoretisch schon, aber da Deutschland selber ständig dagegen verstoßen hat hat man lieber den Mund gehalten als über die zu schimpfen, die die Regeln noch ein wenig stärker brechen. :rolleyes:

Und auch wenn man grundsätzlich für den Euro ist, ob es ein paar weniger Länder mit weniger starken Gegensätzen nicht auch getan hätten, kann man sich schon fragen. Im Falle Griechenland wärs wahrscheinlich beiden Seiten ohne Euro besser gegangen, dann wäre das griechische Defizit für uns egal und die Griechen könnten die Schulden notfalls weginflationieren. (Und dabei ganz nebenbei noch nen Wettbewerbsvorteil im Tourismus gewinnen)

Was den Sozialstaat angeht:
Der größte Unterschied ist doch, dass man heute schon nach einem Jahr kein Geld in Abhängigkeit vom letzten Lohn mehr bekonmmt, sondern nur noch die Grundsicherung. Langzeitarbeitslose stehen nicht wirklich schlechter da als vorher, der Regelsatz ist glaub ich sogar höher als früher. (Dafür kann man jetzt nicht mehr jede Socke einzeln extra beim Amt beantragen)
Und warum es Aufgabe der Allgemeinheit sein soll, den Lebensstandard zu finanzieren, den sich jemand früher mal leisten konnte erschließt sich mir in keinster Weise. Warum soll der arbeitslose Bänker mehr bekommen als der arbeitslose Arbeiter, um mal einen auf links zu machen ? :D
Das der Bänker vorher mehr zahlen musste ist Teil des Solidarsystems und begründet keinen Anspruch auf höhere Leistungen, sonst kann mans auch gleich privatisieren.

Das Gerede von wegen "Hartz 4 abschaffen" (also zurück zum alten System) kann ich deshalb auch nicht nachvollziehen, wenn schon müsste die Parole "ALG 2 erhöhen" lauten, ist meiner Meinung nach zwar nicht nötig, aber das wäre allemal gerechter als das alte System wieder einzuführen.

@Darghand:
Ich würds so sagen, dass die Grundsicherung in Deutschland weitgehend unumstritten ist, weshalb die Panikmache von wegen Abschaffung des Sozialstaats auch übertrieben ist. Die Frage ist nur, wieviel es über die Grundsicherung hinaus geben soll und zu welchen Bedingungen, und da vertritt die Linke (vor allem im Westen) eben eine Minderheitenposition.

@Ysrthgrathe:
Was ich in Bezug auf "kurz nach der Wahl" besonders ulkig finde: Wie alle erwartet haben, hat Merkel ja direkt nach der NRW-Wahl gesagt, dass das mit den Steuersenkungen wohl nichts mehr wird. Nur gabs keinen Aufschrei von wegen der gebrochenen Versprechen, statt dessen scheint mir der Tenor eher zu sein "Endlich hat sies auch kapiert".. :D
(Die Steuersenkungen der FDP sind für mich in etwa das, was die Ablehnung von Kohle- UND Atomstrom bei den Grünen ist..)
 
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Astaldo

Vampireslayer
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Das man Griechenland nicht mehr zusehen konnte, wußte von den Politikern alle, aber die CDU wollte sich halt als Hardliner profilieren. Hat ja nicht geklappt, wie man an dem Wahlergebnis gesehen hat.

Dann interpretiere mir doch mal den Satz von dir.

Was sie auch nicht getan hat, denn sie haben ja bis nach der Wahl gewartet.

Falsch. Das erste Hilfspaket ist noch vor der Wahl verabschiedet worden mit Bürgschaften bei 20Mrd.+ afaik.
 

Gala

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Oh, war das schon vor der Wahl ? Ok, so richtig den Überblick habe ich da glaube ich nicht behalten. Dann könnte es tatsächlich negativen Einfluß gehabt haben.

Ähm, was willst du erklärt bekommen ? Die CDU wollte in Griechenland nicht nachgeben, weil sie sich damit im Volk unbeliebt machen würden. Also haben sie versucht, die Griechenlandhilfe bis nach der Wahl hinauszuzögern. Und als sie dann kam, wurden mal wieder die Gewinne der Spekulanten geschützt, anstatt sie dafür abzustrafen, das sie gegen den griechischen Staat gewettet haben.
 
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