Warum Stuttgart 21 gebaut wird? Vielleicht deswegen:
Die Deutsche Bahn erzielt mehr als die Hälfte ihres Gewinns dieses Jahr durch Sondererträge beim umstrittenen Projekt Stuttgart 21... Das DB-Papier belegt erstmals ...von S21 profitiert vor allem der Konzern DB – der Schienenverkehr ist aber der Verlierer.
Quelle:
http://www.fr-online.de/top_news/?em_cnt=2152663&
Außerdem kaufte die Stadt Stuttgart schon 2001 die freiwerdenden Gleißflächen für 459 Millionen Euro von der Bahn auf. Mit diesem Geld kann die Deutsche Bahn seitdem wirtschaften, das ist doch auch ganz nett. Selbst wenn sie das Geld nur auf ein Festgeldkonto gelegt hätten wäre das heute ein ganz schöner Batzen.
Die gekaufte Fläche liegt übrigens seither brach.
Wer ist für Stuttgart 21? Die Deutsche Bahn AG, die verdient daran.
Die regierenden Landes- und Regionalpolitiker, die kommen ohne Gesichtsverlust einfach nicht mehr raus, da die schon eingesetzten Milliarden bei einem Ausstieg völlig sinnlos verpulvert wären, außerdem dürften sie dann auch noch Schadensersatz an die Bahn zahlen.
Wer ist dagegen? Ursprünglich war der Bund dagegen. Anschließend war dann sogar die Deutsche Bahn selbst dagegen.
Die Landes- und Regionalpolitiker haben dann Panik bekommen und Bahn und Bund wurden massiv bedrängt. Auszüge aus wiki:
Zwei Tage später drohte der Stuttgarter Oberbürgermeister Wolfgang Schuster mit einer Schadenersatzklage gegen die Deutsche Bahn, sollte der Aufsichtsrat nicht bis zum 1. März 2000 dem Projekt zustimmen. ... Am 5. Dezember 2000 forderten Ministerpräsident Teufel und Landesverkehrsminister Müller die Bundesregierung ultimativ auf, bis zur Landtagswahl am 25. März 2001 Stuttgart 21 positiv zu bescheiden. ... Mitte Februar 2001 einigten sich Bund und Land überraschend über die Finanzierung von Stuttgart 21. Nach Medienberichten hielten sich Bund und Bahn dabei die Möglichkeit eines Ausstiegs aus dem Projekt offen. Eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung sollte die Risiken des Projekts darlegen. ... Das Gutachten konstatierte aus politischen Motiven geschönte Zahlen sowie Missmanagement und Schlampereien der DB. Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn zog darauf hin zunächst seine Bereitschaft zurück, Bauaufträge für das Projekt einzuholen. ... Im Oktober 2006 fasste der Landtag von Baden-Württemberg einen Grundsatzbeschluss für die Realisierung von Stuttgart 21 ... Die Entscheidung über das Projekt sollte schließlich bei einem Spitzengespräch zwischen Bundesverkehrsminister Tiefensee, Ministerpräsident Oettinger und Bahnchef Mehdorn am 23. Oktober 2006 fallen. Die Beteiligten vertagten die Entscheidung auf Frühjahr 2007 und vereinbarten, die Wirtschaftlichkeit des Projektes erneut zu prüfen.
Wie würdest du diesen Auszug zusammenfassen? Geltungssucht von Provinzpolitikern trifft das für mich ausreichend.
Im Moment gegen Stuttgart 21 sind:
- Die große Mehrheit der Bevölkerung in BW, sogar die Mehrheit der Stuttgarter
- Alle Oppositionspolitiker und Teile der FDP
- Die Verkehrsexperten, die nicht von Bahn oder Land bezahlt werden
- Die in irgend einer Form betroffenen Verkehrsbetriebe, die nicht der Bahn gehören
- Die Gewerkschaften
- Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
- Der Verkehrsclub Deutschland
- Der Fahrgastverband Pro Bahn
Die veranstalten Demos und solche Spässe. Mittlerweile aber meiner Meinung nach sinnfrei, aus den Verträgen kommt man nicht mehr raus und es ist schon zuviel Geld investiert worden.
Wie gesagt: Du willst nicht wirklich abstreiten, dass es sinnlose Großprojekte gibt? Oder das es bescheuerte politische Entscheidungen gibt?
Bei Großprojekten gibt es mehr bescheuerte Entscheidungen als sonst, das liegt auch daran, dass die Entscheidungen bei so etwas derart komplex sind, dass sie ein Laie (das sind Politiker in diesen Bereichen) gar nicht überblicken und erfassen kann. Nicht zufällig sind Großprojekte am Ende fast immer beinahe doppelt so teuer wie ursprünglich geplant.
Die Eisenbahnbrücke ins nichts von oben hat immerhin auch fast 20 Millionen Euro gekostet. Da muss ne alte Frau lange für stricken.
Das war mir bei den obigen Vergleich zwischen LHC und Stuttgart 21 aber alles ziemlich egal. Ich wollte darlegen, dass der LHC bei weitem nicht so teuer wie angenommen ist. Sondern billiger als Stuttgart 21.
Zusätzlich behaupte ich jetzt einfach mal, dass das Geld beim LHC deutlich besser angelegt ist. Selbst wenn Stuttgart 21 keine Planungsfehler oder Schwächen hätte und in Zukunft alles klappt wie am Schnürchen. Deutlich billiger als Stuttgart 21 wäre nämlich auf jeden Fall dringewesen. Ob der Stuttgarter Hauptbahnhof wirklich der (angeblich) bald "bei weitem modernste Bahnhof Europas" und "Das neue Herz Europas" (offizieller Slogen,
http://www.das-neue-herz-europas.de ) werden muss? (Solche Sätze klingen für mich übrigens nach Geltungssucht von Politikern und ein klein wenig größenwahnsinnig.
)
Deswegen würde ich mit dem Sparen nicht bei den Forschungsprojekten anfangen, da kann man vorher noch eine ganze Menge anderer Dinge abarbeiten.