@Dargh und ein paar andere: Ich glaube, ich habs schon mal geschrieben, aber besser nochmal:
Die exportstarken Länder in Europa sind neben Deutschland, den Niederlanden und Österreich in erster Linie die osteuropäischen Neumitglieder - Tschechien, die Slowakei, Slowenien, Ungarn, Polen in allererster Linie. Alle west- und südeuropäischen Staaten sind Nettoimporteure, auch Frankreich und GB.
Deutschland betreibt die Exportstärkung wohl am aggressivsten von allen, es ist damit aber nicht alleine. Es handelt sich eher um eine europäische Spaltung zwischen Südwesten und Nordosten.
@Mynora: Ich versuch mal, dir das anhand eines Beispiels zu erklären (Zahlenverhältnisse sind jetzt hypothetisch, ich versuche, den Grundsatz zu verdeutlichen). Mal angenommen, ein Unternehmer möchte in Europa Schuhe produzieren. In Deutschland hat er einem Arbeiter 100 €/h zu zahlen, in denen dieser 10 Schuhe herstellt. In Irland kostet der Arbeiter 50 € und fertigt 5 Schuhe, in Rumänien kostet der Arbeiter 30 € und fetigt 3 Schuhe. Für den Unternehmer ist es so erstmal egal, wo er die Schuhe fertigen lässt, die Lohnstückkosten sind überall die gleichen, nämlich 10 €/Schuh.
Wirtschaft ist allerdings ein dynamischer Prozess und deshalb verändert sich das Gefüge mit der Zeit. Ein Jahr später schafft der Deutsche wegen Fortschritten in der Maschinenherstellung 11 Schuhe/Stunde, der Ire gleich viel und der Rumäne wegen Streiks einen wneiger. Um die Lohnstückkosten gleich zu halten, müsste der Deutsche mehr Geld kriegen, der Ire gleich viel und der Rumäne weniger. Passiert das nicht, wäre es das beste, in Deutschland zu investieren, da hier mehr Schuhe für das gleiche Geld wie in Irland und Rumänien hergestellt werden.
Kommt als weiterer Faktor mit dazu, dass der Deutsche von seinem hohen Lohnniveau runtergeht und der Rumäne mehr fordert, bspw. wegen teurerem Benzin, auf dessen Weltmarktpreis er keinen Einfluss hat, verschiebt sich das ganze noch mehr zu Ungunsten Rumäniens, in kleinerem Maße auch Irlands. Die Folge davon ist, dass Schuhproduktion immer mehr nach Deutschland verlagert wird und die Iren und Rumänen deutsche Schuhe importieren müssen. Können sie das mit den Gewinnen auf irgendeinem anderen Gebiet bezahlen, geht das gut. Ist Deutschland bei zu vielen Gebieten besser, müssen sich die Iren und Rumänen verschulden für deutsche Schuhe.
Da könnte man jetzt sagen: Na, solange wir die Arbeitsplätze haben, ist alles ok. Aber entweder finanziert irgendwer den Iren und Rumänen dauerhaft deutsche Schuhe oder der Absatzmarkt bricht weg und auch die deutschen Schuhmacher werden arbeitslos.
Das ist das Kernproblem der derzeitigen Überschuldung einiger EU-staaten: Lässt man diese pleite gehen, kann auch niemand mehr Waren dorthin verkaufen. Und das hat sehr viel damit zu tun, dass Deutschland eine negative Lohnentwicklung bei steigender Produktivität hat.