Politik, 9. Staffel

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Antracis der Rote

Forumsbakterium
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Ja, wobei es da wohl vor allem auf die Schußgeschwindigkeit ankommt, wie ich heute gelesen hab - die die Glock ist da wohl eher sehr langsam. Je schneller, desto mehr kinetische Energie, desto mehr Hirnblutung. Vom Trefferareal kann man halt sowohl Glück wie auch extremes Pech haben. Viele Teile des Gehirns sind tatsächlich gut verzichtbar, viele aber halt auch absolut lebensnotwendig. Meistens sterben die Leute halt aber an den Blutungen und den Folgen der Drucksteigerung im Schädel.

In diesem Fall wars aber wohl so, das die Frau 38 Minuten (!) nach dem Schuß auf dem O.P.-Tisch eines Spezialisten lag. Aber mal abwarten, wies weiter geht.

Schlimm auch für die anderen Beteiligten, dass sich alles jetzt nur um die Kongressabgeordnete dreht. Gestern kamen auch mehrmals Radiomeldungen, wo wirklich nur sie erwähnt wurde. Dabei sind doch meines Wissens noch 6 weitere Opfer zu beklagen, darunter ein neunjähriges(!) Mädchen.

Gruß
Anti
 

Rose Godseeker

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Ich will das jetzt nicht relativieren oder schön reden.
Aber die anderen Opfer sind tot. Giffords liegt im künstlichen Koma. Ob Kongressabgeordnete oder nicht.
Ich denke, das ist schon ein Unterschied ob man noch lebt oder gestorben ist.

Kurz was anderes:
Tunesien schließt alle Universitäten und Schulen
Beißt sich hier die Katze nicht in den Schwanz? Es wird versprochen etwas gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu tun, aber man schließt die Unis und die Schulen bis auf weiteres?
 
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Caesar

C
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Aus Regierungssicht ist das nachvollziehbar. Das sind sicherlich Zentren der Protestbewegung, man erhofft sich von einer temporären Schließung, dass die Organisation oder der Zulauf ab oder zusammenbricht. In Frankreich wurden doch afaik auch öfter mal die Schulen geschlossen.

Aber was ich eigentlich zum Kopfschuss erzählen wollte:
Ein Verwandter von mir ist Neurologe, der hat einen Patienten, dem aus nächster Nähe in den Kopf geschossen wurde.. Kugel fliegt einmal durch den Kopf, bleibt in der Wirbelsäule stecken. Jetzt hat er ne leichte Epilepsie.
Sprich: mit ner Menge Glück kann man das fast unbeschadet überleben, ich war auch sehr erstaunt. Aber: Meistens hat man nicht ne menge Glück
 

Turjan

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@Zora: Mir geht's gut, keine Bange! Ich bin eher selten in Tucson.

Das ist schon eine schreckliche Bluttat, und viele Leute hier sind sehr betroffen. Die meisten Reaktionen sind noch recht zurueckhaltend, was eher erstaunlich ist, und nur einige Politiker fangen an, ihr Sueppchen auf dem Vorfall zu kochen.

Der erschossene Distrikt-Richter war sehr couragiert in der Ausuebung seines Berufs, und das hat man eher selten. Die Kongressabgeordnete ist recht konservativ, aber anders wird man in Tucson als Demokrat wohl nichts. Ueber die anderen Opfer habe ich nicht wirklich was gelesen, ausser dem Kind, das am Tag des Terroranschlags auf das WTC geboren worden war. Ich kann nur hoffen, dass aus diesem schrecklichen Vorfall wenigstens irgendetwas Gutes erwaechst und es nicht nur in Schuldzuweisungen endet.

So wie es aussieht, war der Taeter geistig verwirrt und ist schon oft aufgefallen, von der Schule bis hin zu seiner Bewerbung beim Militaer. Ich wundere mich wirklich, dass seine Akte dabei voellig sauber geblieben ist. Sein Background-Check beim Waffenkauf kam als okay zurueck, was bedeutet, dass da irgendwer geschlafen hat. Mich wundert, dass das Militaer nichts an das FBI gemeldet hat. Hoffen wir mal, dass das in Zukunft besser laeuft und sich so etwas nicht wiederholt.

Die Politiker geloben zwar gerade alle, sich bei der Rhetorik in Zukunft etwas zurueckzuhalten, aber wer's glaubt, wird selig. Das haelt vielleicht fuer einen Monat. Ach was, wahrscheinlich schlagen sie sich naechste Woche schon wieder gegenseitig verbal die Koepfe ein, spaetestens, wenn irgendwer ein hirnverbranntes, direkt auf die Situation massgeschneidertes (und dadurch voellig nutzloses) Gesetz einbringt.

Es ist traurig wieviel persoenliches Unglueck ein einzelner Wirrkopf verursachen kann.
 

Rote Zora

Pfefferklinge
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Naja, meine Nachfrage war auch bisschen so wie wenn die Tante aus Kanade anfragt, ob wir in Kiel auch nasse Füße kriegen, wenn am Rhein Hochwasser ist :rolleyes:

Die Politiker sind nach meiner Beobachtung (einschließlich der von mir nicht so geschätzen Sarah Palin) professionell und zurückhaltend. Gerade die so hochgelobte Welt der Blogger dreht ja momentan hohl was das Zuweisen von Schuld und Verantwortung angeht.

Im Ganzen kann das schon eine Chance sein, politische Streit-Kultur noch einmal zu rezivilisieren, aber das geht nicht nur von oben aus. Die Tatsache, dass jeder Stammtisch-Grölhans per Blog eine weltweite Zuhörerschaft faszinieren kann, wenn er es denn versteht, seine Parolen rhetorisch so genial-ätzend rüberzubringen, dass es den Leuten gefällt, hat natürlich ein positives demokratisches Element - aber auch eine Kehrseite. Denn einfache Lösungen, polemische Spitzen, klare Feinbilder und das gute Gefühl der Überlegenheit des Besserwissers - all das verkauft sich verdammt gut.

Schon dieser Beitrag ist eigentlich zu lang. Essays, wirklich tiefergehende Untersuchungen und Fragen machen müde, sind langweilig und haben kein begeistertes Publikum.

ZORA
 
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Rink

Strassenköter
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Ist wohl immer so, dass man im Nachhinein klüger ist. Aber wenn eine Person halt nicht kriminell auffällig wird, bevor sie eine solche Tat macht (ich glaube das war auch bei Schulamokläufen öfter ein Thema), dann ists extrem schwierig, so etwas vorher zu riechen.
Okay das Militär hätte Meldung machen können, wenns triftige Gründe dafür gab, aber vielleicht weisen die eben auch viele Bewerber ab.
Und auch sonst dürfte es wohl doch einige solche Wirrköpfe geben und das in jedem Land und diese alle zu überprüfen dürfte viel kosten und vermutlich nur wenig nutzen.

Was man vielleicht machen könnte:

Schule: er zeigte früher Auffälligkeiten
In unseren Ländern hätte wohl der Täter wohl vorgängig eine schulpsychologische Betreuung erhalten. Lehrer fühlten sich durch ihn bedroht. Vielleicht hat er diese aber auch erhalten und es wurde nur bisher nicht publik.

Abschottung von Politikern: öffentliche Person unbehindert von hinten attackiert.
Ich finde das immer etwas schade, aber zB Obama hatte bei seiner ersten Rede vor sich durchschusssicheres Glas. Ich nehme an, diese Entwicklung, dass sich Politiker weniger exponieren ohne grosse Sicherheitsvorkehrungen (Bodyguards, sicherer Orte wo niemand von hinten an die Politiker rantreten können, wie das hier der Fall war, Orte mit klarem Eingang für Sicherheitskontrollen) wird nun aber in den USA sowieso passieren. Hierzulande laufen höchste Politiker noch ohne Begleitung durch die Strassen und werden freundlich begrüsst. Aber es bräuchte auch nur einen Irren und das würde sich ändern.

Waffengesetze: ohne so eine Waffe hätte er nicht so viel Unheil anrichten können.
Strengere Richtlinien für Waffen- und Munitionskauf. Kleinere Magazine. Strengere Richtlinien bezüglich psychologischer Auffälligkeiten/Gutachten für Waffenbesitz. Wird in diesem Bundesstaat und in den USA allgemein nicht passieren.

Tunesien: ich weiss nicht, ob es wirklich etwas bringt, alle Schüler und Studenten auf die Strasse zu stellen, wenn man sie grade von der Strasse wegbringen will ;) Grade wenn dies Zentren der Protestbewegung sind, haben diese Jugendlichen nun umso mehr Zeit und Möglichkeit, Unruhe zu stiften.
 

David

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In Amerika dürfte wohl auch diese Position in Bezug auf die Schusswaffen viele Fans finden:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,738785,00.html

Natürlich erhöhen viele Waffen massiv die Gefahr dass Verrückte überhaupt an ein Mordwerkzeug für einen Amoklauf kommen und auch die Gefahr dass andere Verbrechen (Überfall, Einbruch) zu einer Schießerei eskalieren, aber andererseits ist ein Amoklauf vielleicht sogar wirklich einer der ganz wenigen Situationen, wo an dieser 'Selbstverteidigungs'-Idee was drann ist: Ein Amoklauf kann nicht weiter eskalieren und je schneller jemand den Täter ausschaltet desto besser. (Wobei ich nicht weiss, wieviele der Waffennarren es wirklich fertig bringen würden auf einen Menschen zu schießen, selbst wenns nen Mörder ist, ich weiß nicht ob ich das könnte..)

Aber unterm Strich dürfte ein Amoklauf alle paar Jahre wohl nicht rechtfertigen dass jedes Jahr hunderte Menschen durch private Schusswaffen ums Leben kommen. Nur ist man mit dieser Meinung in den USA ja schon nen Nazi, so dass sich auch diesmal nichts ändern wird. Und wenn man bedenkt wieviele Waffen schon im Umlauf sind ist eine Entwaffnung wahrscheinlich auch rein praktisch gesehen unrealistisch. :(
 
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Turjan

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@Zora: Leider halte ich Deinen Beitrag fuer absolut zutreffend. Grosse Emotionen verkaufen sich viel besser als kuehle Reflexion. Die professionellen Nachrichten-Produzenten wissen, dass sie sich ein paar Tage zurueckhalten muessen, aber die Blogger sind schon eifrig dabei, selbst mit gefaelschten Dokumenten ordentlich Stimmung zu machen. Und zurueckhaltende Politiker hatten es schwer im letzten Wahlkampf.

@Rink: Im Prinzip sind Schulen hier recht schnell dabei, auffaellige Schueler in ihre Schranken zu weisen, so dass ich nicht weiss, was hier schief gelaufen ist. Ein pefektes System wird es wohl nie geben, so dass Vorfaelle wie dieser nicht wirklich zu verhindern sind, zumindest ohne Sicherheitskontrolle bei Veranstaltungen.

Was die Waffengesetze angeht, so bin ich prinzipiell fuer viel strengere Vorschriften (z.B. ein Verbot von halbautomatischen Waffen oder des verdeckten Tragens), allein schon, um den endlosen Strom von Waffen in die mexikanischen Drogenkriege abzustellen. Nur, realistisch betrachtet, was haette sich in diesem konkreten Fall geaendert? Der Background-Check kam sauber zurueck, so dass der Schuetze auch bei strengeren Gesetzen wohl eine oder mehrere Waffen haette kaufen koennen. Das Problem kleinerer Magazine wurde bei Schulattentaten regelmaessig durch Mitfuehrung mehrerer Waffen umgangen. Selbst in Arizona ist gerade Winter, so dass ein langer Mantel nicht weiter aufgefallen waere, und ich glaube nicht, dass sich ein potentieller Attentaeter durch das Verbot der verdeckten Mitfuehrung von Waffen abgeschreckt fuehlt. So, nein, in diesem Fall auf dem Waffengesetz herumzureiten halte ich fuer verfehlt.

@David: Es stimmt, dass die Anzahl der Waffen in Zirkulation in den USA so gross ist, dass ein strengeres Waffengesetz akut wohl wenig Wirkung zeigen wuerde. Mit dem derzeitigen Supreme Court ist da sowieso nichts zu machen.

Wenn man aber in Betracht zieht, dass die Anzahl privater Waffen pro Kopf in Deutschland bei etwa 30% derer in den USA liegt, sieht der Unterschied gar nicht mehr so dramatisch aus. Ich sehe die Unterschiede in der Waffennutzung eher in zwei Dingen begruendet, historischen Traditionen und den allgmeinen Strafgesetzen. Das erste Argument braucht wohl keine Erklaerung, waehrend ich mit dem zweiten darauf anspiele, dass in den meisten Laendern Europas Straftaten, die ohne Schusswaffengebrauch begangen werden, sehr viel milder bestraft werden, als solche mit. In den USA sind alle Strafen drakonisch, so dass es an einer vernuenftigen Abstufung mangelt. Hier kommt es mehr darauf an, ob Du Dir einen guten Anwalt leisten kannst.
 

K'tarr

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@Turjan: schön, etwas von jemandem zu hören, der auch wirklich in den USA lebt, und "mit" und nicht "über die da drüben" reden zu können ^__^

@Topic: Naja, jetzt ist halt wieder die Zeit gekommen, wo sich europäische bzw. insbesondere deutsche Medien gerne damit hervortun, ihre "wir wissens besser und sind moralisch überlegen"-Keule rauszuholen. (Siehe den von David verlinkten Spiegel-Artikel). Die "alle Waffen verbieten und alles wird gut"-Schiene ist natürlich offensichtich extrem kurzsichtig gedacht und vernachlässigt so ziemlich alle wichtigen Aspekte, kommt aber leider gerade hierzulande immer wieder zuverlässig gut an. Denn ebenso wie es in den USA politisch unkorrekt ist, Anti-Waffen zu sein, ist es hier politisch unkorrekt, Pro-Waffen zu sein.

Jedenfalls hoffe ich auch, daß dieser Vorfall in dem Staat zu einer gemäßigteren Diskussionskultur führen wird, in der alle mal einen Gang zurückschalten. (obei ich auch nur durch die jetzige Berichterstattung mitbekommen habe, dass es vorher wohl so schlimm war). Ob das auch klappt, werden die kommenden Wochen zeigen.
 

Falk

ChickenWizzardwing
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@K'tarr: Du hast schon Recht, dieses Amerika-Bashing aus Europa ist immer wieder in Mode und manchmal auch mehr als übertrieben. Auch hast du Recht, dass scharfe Waffengesetze solche Attentate nicht automatisch verhindern würden. Aber sie wären ein sehr großer Schritt in die richtige Richtung! Nicht alle verachten Waffen, weil es hier in Europa oder Deutschland gerade in die "political correctness" fällt. Mir z.B. fällt kein einziger guter Grund ein, wieso Privatpersonen überhaupt Schusswaffen besitzen sollten, außer vielleicht für berufliche Zwecke (z.B. Jäger). Dies ist völlig unabhängig davon, ob diese Meinung gerade weit verbreitet oder eher unbeliebt ist.
 

Mynora

Teufelchen
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Naja, das ist bei vielen Dingen auch in Deutschland nicht gerade ein Argument, denn wer braucht schon Alkohol oder Zigaretten. Und an beidem dürften mehr Leute sterben ;).
 

Turjan

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@Falk: Die Frage ist relativ einfach zu beantworten. Privatpersonen sollen Schusswaffen besitzen, damit sie im Notfall in einem bewaffneten Aufstand die Regierung beseitigen koennen, falls diese ihre Freiheiten zu sehr einschraenkt. Das ist die offizielle Begruendung.

In gewissem Sinne ist dieser Amoklauf damit folgerichtig, weil der Attentaeter meinte, die Regierung wuerde versuchen, die Bevoelkerung mittels Grammatik (und aehnlichem Unfug) fernzusteuern. Ich nehme an, er sieht seine Tat in seinem geistigen Zustand damit als gerechtfertigt an.
 

Falk

ChickenWizzardwing
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@Mynora: Das verzerrt die Diskussion ganz schön. Was braucht man denn überhaupt? ;)
Brauchen wir unbedingt Autos? Schließlich haben wir auch ganz schön viele Verkehrstote.

Übrigens möchte ich auf ein Bierchen hin und wieder nicht verzichten. Ich brauche es zwar nicht zum Leben, gönne mir es aber gerne. Wem schade ich damit, außer mir selbst?
 

Rink

Strassenköter
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Interessante Sichtweisen.

Der Vergleich mit den 30% der Waffen in D im Vergleich zu den USA:
Einerseits würde ich die Killraten pro Waffe (http://de.wikipedia.org/wiki/Waffenmissbrauch) als Hinweis darauf nehmen, dass die Schätzungen nicht ganz der Realität entsprechen und beispielsweise der Anteil historischer Waffen, welche nicht mehr gebraucht werden am Anteil der gesamten Waffenanzahl weit höher ist in deutschen Haushalten als in amerikanischen. Andererseits heisst 30% auch, dass die USA drei Mal mehr Waffen pro Kopf hat. Und das ist meiner Meinung nach drakonisch viel.

Aber Du hast recht, strengere Waffengesetze nutzen natürlich nichts, solange man keine Waffenregistrationspflicht hat. In den USA scheint es je nach Staat unterschiedlich gehandhabt zu werden, oftmals müssen aber beispielsweise nicht fabrikneue Waffen gar nicht registriert werden (http://en.wikipedia.org/wiki/Gun_laws_in_the_United_States_(by_state)). So kann jeder eine Waffe kriegen, ob legal oder illegal. Ich bin aber der gleichen Meinung wie Falk. Diese Schritte in die richtige Richtung muss man doch irgendwann auch machen. Sonst kommt man nirgendwo hin.

Warum Zigarretten noch nicht komplett verboten sind, ist mir ein Rätsel :P Vermutlich hat man sich das nie getraut. Die Kosten, welche Alkoholismus (nicht Alkohol selber) und Rauchen (hier gibt es im Gegensatz zum Rauchen so gut wie kaum einen Graubereich wo nicht-süchtige rauchen) unser Gesundheitswesen kosten ist gewaltig.
Dafür haben diese Dinge wie auch Schusswaffen einen positiven Effekt auf die Pensionkassen, denn Raucher sterben durchschnittlich 5 Jahre vorher, starke Trinker sogar 8 Jahre vorher, wenn ich das richtig erinnere. Die Kosten dürften sich aber bei weitem nicht aufheben :D Aber für mich ist die Tatsache, dass es noch andere Probleme gibt nie ein Grund stillzustehen. Eher ein Grund diese Probleme auch gleich anzupacken.
 

Mynora

Teufelchen
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@Falk: Ja, genau darauf wollte ich hinaus. Nur weil es viele Leute in Deutschland gibt, die keine Waffen brauchen, heißt das noch lange nicht, dass es nicht auch Leute gibt, die Waffen sammeln. Genauso wie andere Leute gerne ein Bier trinken oder gerne rauchen. Oder auch gerne Auto fahren. Alles nicht unbedingt nötig, und alles kostet Menschenleben.

Also liegt der Grund dafür, dass die Waffengesetze verschärft werden sollen, sicher nicht darin begründet, dass sie niemand wirklich braucht. Es liegt eher an der Gefahr, dass man schnell unüberlegt viel Schaden anrichten kann.
 

David

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Wars nicht so, dass Deutschland den traurigen zweiten Platz in der Amoklauf-Statistik hatte, trotz weniger Waffen und 'strengerer' Gesetze ?
Ich meine, ich hätte sowas nach dem letzten Amoklauf mal in den Nachrichten gehört, wenn das stimmt scheinen Amokläufe ja eher nen schlechtes Beispiel für den Nutzen von strengeren Waffengesetzen zu sein.

Im Grunde ists eh albern dass diese Diskussion immer noch solchen Ereignissen hochkommt, als würde es nicht viel öfter vorkommen dass an einem Tag sechs Leute durch Schusswaffen sterben. Das Ganze hat schon was Rituelles, und ändern tut sich am Ende natürlich nichts, das Thema wird nach einer gewissen Zeit einfach verdrängt und vergessen werden..

@K'tarr:
Ich weiss nicht was die Autoren bei SPON denken, aber ich sehe Amerika bei dem Thema eher als ins Extrem getriebenes Spiegelbild der Lage hier bei uns denn als kompletten Gegenentwurf: Bei uns wäre es auch nicht möglich private Schusswaffen komplett zu verbieten, es gibt nur weniger und kleinere Waffen und etwas strengere Gesetze, aber vom Grundsatz her liegen wir dann doch nicht soweit auseinander.
Auch die Diskussion "Freiheit des Individuums vs. Sicherheit" ist in beiden Ländern vergleichbar, nur eben an verschiedenen Punkten auf einer gedachten Linie zwischen 'komplettes Verbot' und 'komplette Freiheit'.

Wenn man das amerikanische Waffenrecht für falsch hält, ist man aber wohl eher generell waffenfeindlich eingestellt als generell amerikafeindlich. Ich persönlich denke jedenfalls, dass man von Amerika vieles lernen könnte, aber an diesem speziellem Punkt bin ich dann doch der Meinung dass die Lage bei uns wenisgtens etwas besser ist. Auch wenn 'besser' natürlich immer eine subjektive Vorstellung vom Idealzustand beinhaltet.
 
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Turjan

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@Rink: Ich hatte schon erwaehnt, dass ich eigentlich auch fuer viel strengere Waffengesetze bin, weil ich das mit dem Regierung Stuerzen eh fuer eine Schnapsidee halte. Der jetzige Amoklauf hat aber damit nichts zu tun. Wie David anmerkte, wer Amok laufen will, kann das auch in Deutschland tun. Wer unbedingt Schusswaffen bekommen will, bekommt sie in beiden Laendern. Wenn Du unbedingt Leute umbringen willst, kuemmern Dich Waffengesetze meist herzlich wenig, nehme ich mal an.

Der Drang nach staerkerer Regulierung von Waffen ist wohl auch deshalb in Amerika nicht so ausgepraegt, weil Taeter und Opfer meist aus demselben Milieu kommen. Und was mit Leuten, die in Slums wohnen, passiert, interessiert hier kein Schwein. Die Gesellschaft ist hier stark segregiert. Das faengt an mit stark abgegrenzten Wohnbezirken und erstreckt sich auch darauf, dass man nicht in einem Billigmarkt einkauft, wenn man gerade eben genug Geld hat, um einen Mittelklasse-Laden zu besuchen. Man betritt Gegenden, wo Arme verkehren, einfach nicht, wenn man nicht muss.

Die Taten von Irren, wie die, ueber die wir hier eigentlich redeten, haben mit dem Themenkreis, der Waffenregulierung angeht, so gut wie ueberhaupt nichts zu tun. In Mittelklassegegenden lebt's sich hier in den USA auch nicht viel gefaehrlicher als in Deutschland. In armen Gegenden ist das anders.
 

Tigerle

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Das würde ich in einigen Gebieten der USA nicht so stehen lassen. Gerade im Süden der USA ist der Rassismus salonfähig und (leider) auch in der Mittelschicht etabliert. Mit allen Auswirkungen auf Gewalttaten gegen Ausländer.

Es ist natürlich auch wahr, dass man, wenn man sich genügend anstrengt, auch ohne einer Berechtigung, eine Waffe zu führen, an Waffen herankommt, allerdings ist die Hürde deutlich höher. Und schon diese Hürde kann dazu führen, dass man Taten nicht durchführt, zu denen man ansonsten greifen würde. Ob das Columbine verhindert hätte, darf natürlich angezweifelt werden. Aber ich denke schon, dass unüberlegte Amokläufe wie in San Diego mit strengeren Waffengesetze in den USA nicht zustande gekommen wären.

Gegen vorbereitete Morde und Amokläufe können starke Waffengesetze nur wenig helfen. Aber gegen unüberlegte Morde und Amokläufe helfen starke Waffengesetze durch ihre hohe Hürde sehr wohl. Und dies ist unabhängig von der Umgebung und der Bevoölkerungsschicht.
 

Gala

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Columbine wurde AFAIK mit Waffen oder doch zumindest Munition aus dem Walmart durchgeführt.

Wurde so zumindest meiner Erinnerung nach in "Bowling for Columbine" behauptet.
 
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