Das Problem bei unterstellt sauberen "Ausnahmeathleten" wie Phelps oder Michael Johnson ist halt, dass es zu viele Gegenbeispiele gibt, die Beobachter wie mich rein empirisch an deren Unschuld zweifeln lassen. Die meisten Athleten, die in Sportarten die Konkurrenz deklassierten, wurden halt früher oder später des Dopings überführt.
Beispielsweise sind gleich
alle drei Staffelpartner, mit denen Johnson seinerzeit die 4 x 400 Meter Staffel in Weltrekordzeit Gold gewonnen hatte, des Dopings überführt. Sein "Vorgänger" Carl Lewis, ebenfalls positiv getestet.
Und beim 100 Metersprint ? 10 Leute sind bisher schneller als Ben Johnson gelaufen, der damals bis unter die Hutkrempe voll war. Von den 5 Olympiasiegern seitdem sind drei (oder nur 2 ?) des Dopings überführt, die beiden anderen sehen sich recht erdrückenden Indizien gegenüber, zumindest hochverdächtig.
Andere Ausnahmetalente ? Marion Jones ebenfalls gedoped.
Und vor allem in den primären Dopingdisziplinen Gewichtheben, Radsport und auch die Winterausdauersportdisziplinen ists einfach nur lächerlich: Erinnert sicht noch jemand an Johan Müllegg, dreimal Gold 2002 bei den Winterspielen ? Doping. Beim Gewichtheben muss man glaube ich gar nicht viel anführen, da kennt jeder die Massendisqualifikationen, die sich regelmäßig ereignen. Höhepunkt 2006 WM: Die komplette indische Manschaft und 45 weitere Athleten disqualifiziert. Und Radsport ? Team Telekom bin unter die Hutschnur voll gedopt, Landis auch, und an Ullrichs und Armstrongs Unschuld glaubt keiner, der in der Szene aktiv ist. Ansonsten erfolgreich und gedoped : Pantani ? Rassmussen, Winukurow ? Und da soll man nun an saubere Ausnahmetalente glauben ?
Sorry, aber dafür sind auch die Hintergründe einfach zu desillusionierend.
Viele Dopingmittel lassen sich aktuell schlicht nicht nachweisen, sind noch unbekannt, weil gerade erst kürzlich in China aus dem Ei gekrochen ect. Oder es gibt sogar bekannte, wie den Wachstumsfaktor IGF-1, verbreitet als Muskelaufbau. Schlicht nicht nachweisbar. Weiterhin gibt es auch mindestens 3 Substanzen, die fast so gut wie EPO wirken und ebenfalls nicht nachweisbar sind. Wer also dennoch erwischt wird, verträgt diese Mittel nicht, oder kann sie sich schlicht nicht leisten oder bekommt sie nicht - und muß auf andere Substanzen ausweichen. Darüberhinaus gibt es viele staatliche und auch vor allem kommerzielle Netzwerke, die alles tun, um Doping zu ermöglichen. Das führt letztlich dazu, das aus einem Land mit der Einwohnerzahl Schleswig Hollsteins mehr Sprinttalente kommen, als aus der restlichen Welt zusammen - und einer läuft Fabelweltrekord mit halber Kraft und offenem Schnürsenkel.
Und dann wird man schlichtweg veräppelt, wenn da jetzt zwischen den Wettkämpfen 1000 Proben genommen werden, wo jeder weiß, das er sauber sein muss und obendrein die meiste Arbeit eh schon im Vorfeld getan wurde. Das dennoch Leute erwischt werden, zeigt, wie absurd das ganze zugeht. Und Experten schließen auch nicht aus, dass da tatsächlich dem einen oder anderen ans Bein gepinkelt wird durch Probenmanipulation.
Alles in allem: Rechtlich gilt natürlich, im Zweifel für den Angeklagten. Aber die Faktenlage ist einfach so, dass es mittlerweile nur noch als äußerst unwahrscheinlich anzunehmen ist, dass ein Sportler auf den ersten Rängen nicht gedopt ist. Und danach richtet sich meine ganz private Einschätzung dann auch.
Dennoch muß man beispielsweise eingestehen, dass man so ein Kreuz wie das dieses französischen Schwimmers zwar definitiv nicht ohne Medikamente hinbekommt (hierzu interessant Vergleiche mit der "Natural"-Bodybuilding-Szene), aber es dürfte dennoch viel Arbeit drinnen stecken. Denn Hanteln muß man ja dennoch stemmen
Gruß
Anti
PS: Meine Lieblingsanekdote beim Thema Doping ist das "Asthma-Paradoxon" bei der Tour de France: Man nehme die Etappenzeiten der "kranken", an Asthma erkrankten Sportler, die deshalb bestimmte Präparate einnehmen dürfen, und vergleiche sie mit den Zeiten der "Lungen-Gesunden". Na, welche Gruppe fährt wohl deutlich schneller ?