Politik, Staffel 3

Astaldo

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So muss mich auch nochmal ein bissel verteidigen, auch wenn die erste Reaktion wohl ein wenig heftig war:

Ein Punkt wurde ja schon angesprochen. Der Vorbildcharakter der USA! Wo steht das denn das die USA noch ein Vorbild sind. Die letzte Zeit sollte dies eigentlich erstmal verbieten. Wer den Gerichtshof in Den Haag nicht akzeptiert, Umweltschutz als Fremdwort versteht(Kyoto-Protokoll) und auch sonst derzeit die Menschenrechte mit Füßen tritt, hat es nicht verdient Vorbild zu sein. (Gibt ja noch weitere Punkte, wenn man z.B. an die Waffengesetze denkt).

Und nur die westliche Welt zu betrachten, halte ich für falsch. Zumal es schwierig wird die USA unter Druck zu setzen. Zu eng sind die wirtschaftlichen Beziehungen und sonstiges. Aber gerade in der 3. Welt kann man noch einiges verändern, weil wir da die nötigen Druckmittel haben mittels Geld usw.. Aber dafür muss man deren Probleme auch mal in den öffentlichen Blickpunkt bringen. Aber auch China sollte man nie aus dem Blickpunkt verlieren, denn mit über 1Mrd. Menschen stellen sie nahezu 1/6 der Weltbevölkerung und wirtschaftlich werden sie auch immer einflussreicher. Diskussionspunkte wäre hier zum Beispiel der Staudammbau. Wasserenergie ist auf der einen Seite ja hilfreich und schön, aber auf der anderen Seite werden da auch riesige Naturgebiete aus dem Gleichgewicht gebracht.

Mich haben einfach die 2 Dunkelroten aufgeregt. Das ist die Meinung eines Menschen nicht wert. Das gibts wesentlich heftigeres, wenn ich da mal an den Granatangriff der Israelis jüngst denke. Es ist ja auch nicht so, dass es der erste Suizid von Gefangenen war, wenn man da mal den Suizid einiger RAF-Mitglieder nach der Erstürmung der Landshut bedenkt. Also bevor man voreilige Schlüsse zieht und nicht geklärt ist, warum sich die 3 Insassen umbrachten, sollte man vorsichtig sein. Könnte gut sein, dass alle 3 ihre Hoffnungen in Sarkawi gesetzt hatten. Das soll jetzt aber nicht bedeuten, dass ich das Verhalten der USA in Guantanamo gutheiße. Mir missfällt das da auch.
 

Gala

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Mich hat vor allem dieser Kommentar des US-Soldaten wütend gemacht, nicht das objektiv begangene Leid.

Ich finde es sehr verständlich, wenn jemand nach so langer Zeit ohne jede Rechte und jede Anklage verzweifelt und Suzid begehen will. Und das jemand, der WIRKLICH Suzid begehen will, sich dabei auch so anstellt, das das Vorhaben gelingen kann.

Das dann auf diese Art und Weise zu kommentieren ist, wie schon gesagt, einfach menschenverachtend.
 

David

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@Astaldo:
Selbst wenn die USA für uns kein Vorbild mehr wären, sie (d.h. die Regierung) tun ja so, als würden sie für den ganzen Westen kämpfen, und die Terroristen machen da auch keinen großen Unterschied.

An sich ists ja nichtmal ganz falsch, wenn die USA sagen, sie würden auch für uns kämpfen: Sie spielen für uns sozusagen den Fliegenfänger, indem sie alle Terroristen anziehen. Ohne die USA würden wir den vollen Hass abbekommen (der dafür evtl. nicht ganz so groß wäre), Europa hat mit einer Kolonialphase ja sogar noch einen Angriffspunkt mehr zu bieten als die USA.
 

Rudy

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Ich glaube kaum, dass Terroristen irgendwelche Gründe brauchen, um jemanden in die Luft zu sprengen :rolleyes:
Deutschland hält sich aus dem Irakkrieg raus und ist trotzdem ein Ziel.

Da strenggläubigen Moslems der Selbstmord verboten ist (ausser man sprengt noch ein paar andere mit in die Luft) kann man durchaus auf den Gedanken kommen, dass sie die USA damit schädigen wollten.
 

David

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Deutschland gehört eben zur ismalistischen "Achse des Bösen", egal ob wir immer mit den USA einer Meinung sind oder nicht.
Sicher, die Terroristen würden ohne den Westen schon andere Gegner finden, aber im Moment müssen wir für alles Übel der Welt herhalten.
(Obwohl wir max. für 70% verantwortlich sind. :rolleyes: )
 

Ice

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David:
Ich glaube, wenn man die USA sozusagen aus der Geschichte ausklammern und sich dann die letzten 100 Jahre anschahauen würde, wäre es ein gewaltiger Unterschied da. MMn. kreieren die USA gleichsam den "Terrorismus" - der einerseits eine Reaktion auf das imperialistische Gehabe und andererseits Propagandaprodukt ist. Ohne USA (oder eine vergleichbar agierende Macht) hätte es etliche Kriege und künstlich an der Macht gehaltene Unrechts-Regimes gar nicht gegeben.
USA ist weniger Fliegenfänger sondern mehr Schwarzes Loch für den Terrorismus und wir sind gleich um die Ecke- so manches grosse "Ding" wäre eben nicht an uns vorbeigesaust sondern wäre eben gar nicht erst dahergekommen.

Rudy: Religion ist nur der Vorwand.


Gruss, Ice
 

Ribalt

Ork-Metzler
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Unter anderm würd Deutschland Europa beherrschen ohne die USA...
 

Gala

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Wie kommst du darauf ?!?!?

Wegen der Nazis ?

Auch ohne die USA haben die Nazis nie den Sprung nach England geschafft. Auch ohne die USA war der Russlandfeldzug ein totaler Reinfall, weil die Deutschen falsch ausgerüstet und die Russen zu wehrhaft waren.

Ohne die USA hätte es sich vielleicht noch viel länger hingezogen, aber ich glaube nicht daran, das Deutschland am Ende gewonnen hätte. Es ist ein Wunder, das sie es überhaupt so lange durchgehalten haben, wenn man bedenkt, wie viele Feinde sie sich gleichzeitig geschaffen haben.

Nebenbei, selbsts wenn die Nazis gewonnen hätten - das ist 60 Jahre her... ich glaube nicht, das auch nur die Deutschen selber das so lange mitgemacht hätte, von anderen Völkern ganz zu schweigen.

Das soll jetzt nicht die Rolle spielen, die die USA im 2. WK gespielt hat, aber die Nazis hatten IMHO diesen Krieg in dem Moment verloren, in dem sie ihn begonnen hatten.
 

Tim

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@Rudy:
Wenn du mir deinen Zusatz in Klammern auch noch beweisen kannst... dann würde ich mir wirklich Gedanken machen.

Meines Wissens ist in jeder Religionsgemeinschaft der Selbstmord eine Totsünde. Auch in der Islamischen Welt. Das was in den Medien immer so aufgebauscht wird ist nicht der Glaube eines strenggläubigen Moslems, sondern der Glaube eines Menschen, der von einer Organisation glauben gemacht wurde, dass sein Selbstmord Gottgefällig ist...

Bitte berichtige mich, wenn ich falsch liege :)
 

David

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@Ice:
So lang ist der europäische Kolonialismus auch noch nicht her. Außerdem wäre es ohne die USA durchaus denkbar gewesen, das wir heute russich sprechen würden. :D
Da gibts viele wenn und abers, ich glaube aber nicht, das Europa grundsätzlich anderes mit der Macht umgehen würde, wenn es sie noch in dem Umfang hätte wie vor etwa 100 Jahren.

@Gala:
Die Nazis hatten sicher nie das Zeug dazu, Europa zu beherrschen. Durch ihre kranke Ideologie war es ihnen gar nicht möglich, den Krieg so rechtzeitig zu beenden, das er für Deutschland gewinnbringend zu Ende gegangen wäre. (Einer unserer Geschichtsdozenten vertritt die Meinung, das das nach den Anfangserfolgen für einen kurzen Augenblick lang im Bereich des Möglichen gelegen hätte, wenn eine rational denkende Regierung an der Macht gewesen wäre)

Aber hätten die USA im ERSTEN Weltkrieg die Westmächte nicht unterstützt (auch vor dem offiziellem Kriegseintritt schon), dann hätte die Geschichte durchaus anders ausgehen können. Die Westmächte haben in den USA große Kredite aufgenommen, und außerdem deren Rüstungsindustrie leergekauft. Und wegen dieser Kredite konnten die USA den Krieg auch unmöglich Deutschland gewinnen lassen, weil die dann pfutsch gewesen wären. Ob das nun der entscheidente Grund war, darüber mag man streiten, aber es war auf jeden Fall wichtig.
Ohne den quasi unendlichen Nachschub aus den USA hätte das zumindest auf einen Erschöpfungsfrieden hinauslaufen können, weil alle Seiten am Ende waren. Das hätte dann den Vertrag von Versailes verhindert, und damit evtl. auch die Nazis, die damit ja reichlich Propaganda gemacht haben.
Die USA haben also schon einen entscheidenten Einfluss auf Europa gehabt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Das die USA in Europa und auch sonst überall auf der Welt einen großen Einfluß haben, habe ich ja überhaupt nicht bestritten.

Sondern nur, das Deutschland ohne das Eingreifen der USA fähig gewesen wäre, ganz Europa einzunehmen.
 

Astaldo

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Also ganz so leicht würde ich es mir nicht machen, das Deutschland den Krieg zwangsläufig verloren hätte. Und ich will hier absolut nix verherrlichen, nur einige taktische Aspekte einbringen.

Ohne den Nachschub aus Übersee wäre England früher oder später kollabiert. England ist eine Insel und muss daher von See versorgt werden. Das hatten die deutschen U-Boote eine Zeit lang ganz gut im Griff. Aber als dann die USA eintraten änderte sich das. Es konnten nicht mehr soviele Schiffe versenkt werden, wie nachgebaut wurden. Ganz zu schweigen von den Verbesserungen in der Radartechnik und Sonartechnik. Ohne Amerika wäre auch eine Landung im Westen fast unmöglich gewesen. Denn man sollte nicht vergessen das bei der Landung einige glückliche Faktoren eintraten. Erstens glaubten die Deutschen den Bluff der Engländer, von einigen Leuten wie Rommel ausgenommen. Zweitens hatte Hitler sich den Befehl über eine entscheidende SS-Panzerdivision vorbehalten. Nur wollte ihn keiner am Tag der Landung frühzeitig wecken. Wären diese Truppen am Strand gewesen (es wird hier von gut ausgebildeten, erfahrenen und auch sehr gut ausgerüsteten Soldaten geredet), hätte die Landung sehr leicht im Fiasko enden können. Denn die deutsche Panzerwaffe war den Alliierten mit Panther und Tiger relativ überlegen. Auch die Sowjets waren abhängig von den amerikanischen Versorgungen für ihre Rüstungsbemühungen. Ohne Landung hätte man auch im Osten einige Einheiten mehr zur Verfügung gehabt. Ohne die USA wäre auch die Luftüberlegenheit weggefallen.

Was ich damit sagen will, ohne die USA hätte der Krieg wesentlich länger gedauert. Hitler war sich bewußt das er mit dem Kriegseintritt auch eine Landung befürchten muss, sodass er nicht mehr allen Nachschub gen Osten schicken konnte. Russland war tapfer und hat auch von einigen taktischen Fehlentscheidungen profitiert, z.B. hat man die Chance Moskau zu nehmen verstreichen lassen und an Stalingrad muss man auch keinen errinnern. Exkurs Ende.

Interessant wäre vielleicht der Punkt, dass es ja immer Gerüchte gab, dass Engländer und Amis eine zeitlang bereit gewesen wären gemeinsam gen Russland zu ziehen.
 

Darghand

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@ Tim

Es verhält sich derzeit so, dass der überwiegende Teil der islamischen Religionsgelehrten Selbstmord und Selbstmordanschläge ablehnt und weder von Koran noch von Schari'a gedeckt sieht.
Einzige Ausnahme bilden die Selbstmordattentate gegen Israel - diese werden von der Mehrzahl befürwortet, indem sie auf die vermeintliche Unterlegenheit der Palästinenser verweisen und den militärischen Charakter der israelischen Gesellschaft.

Ansonsten hast du Recht - in unsere westliche Medienwelt sickert nur die radikale und von der muslimischen Mehrheit als falsch betrachtete Interpretation von islamischem Recht und prägt damit ein sehr einseitiges Bild des Islam. :c:

btw. wir machen in unserer um sich greifenden Islamophobie z.T. das Gleiche wie die Jihadisten selbst - wir entkontextualisieren bestimmte Koranstellen, um aus ihnen Gewalttätigkeit, Aggressivität und andere Unterstellungen gegenüber dem Islam ableiten und vermeintlich belegen zu können.
 

Thasgoroth

Kensai
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Gebe Darghand völlig Recht und möcht auch drauf hinweisen,dass das umgekehrt mit der Bibel genauso funktionieren würde. Man siehe das Alte Testament, wo Gott auch jähzornig und rachsüchtig alle Feinde mit größter Brutalität vernichtet. Da kann man genauso eine Gewaltreligion draus basteln ... und wir erinnern uns an die Kreuzzüge ...

Das große "Glück" des Westens würde ich bis dato sagen ist, dass die islamische Welt unter sich komplett zerstritten ist ... war im 11. Jhdt genauso, deswegen konnten die Kreuzzüge anfangs Erfolg haben. Dann kam ein gewisser Saladin, der die Stämme erstmals vereinte und mit einigermaßen intelligenten Strategien das Königreich Jerusalem vernichtend schlug.

Auf die heutige Zeit übertragen würd ich sagen, wenn sich alle Moslems wirklich zu einer Achse zusammentun würden, würden die Amis und der Rest der "Koalition der Willigen" ziemlich dumm dreinschauen.

Zum 2. WK: USA belieferte ja auch Rußland in großem Umfang ... ohne die Hilfslieferungen wäre ev. sogar der Rußlandfeldzug im Endeffekt erfolgreich für die Nazis verlaufen. Also kurzfristig wäre es schon möglich gewesen, dass Deutschland ganz Europa (inkl. England) und das westl. Rußland beherrscht ... langfristig wärs unmöglich gewesen. Man siehe nur welch Schwierigkeiten sie allein mit Jugoslawien und Tito hatten ... da wär ein Land in der Größte von Rußland absolut unmöglich zu halten gewesen ... und auf Dauer wäre die USA auf jeden Fall in den Krieg eingetreten, denn schließlich gings dabei auch um Absatzmärkte.
 

David

Moderner Nomade
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@Astaldo:
Bei der Landung war es doch längst zu spät. Das hätte den Krieg hinauszögern, aber nicht mehr wenden können. Und es hätte uns die zweifelhafte Ehre eingebracht, die erste Atombombe abzubekommen.

Entschieden war der Krieg Ende 41, als der Russlandfeldzug nicht planmäßig beendet werden konnte. Ab da wussten wohl auch zahlreiche Militärs, das mehr als ein Unentschieden nicht mehr zu erreichen war. Es gibt auch Aufzeichnungen, nach denen selbst Hitler das in seinen klaren Momenten wusste. Aber da die Nazis in ihrer ideologischen Verblendung sowas nicht akzeptieren konnten, musste bis zum bitteren Ende gekämpft werden. Man konnte ja "wenigstens" noch die Juden weiter vefolgen. :(
Außerdem sah die Ideologie ja vor, das das stärkere Volk schon gewinnen werde, und da war es nur folgerichtig, das Deutschland nur Sieg oder Vernichtung verdient hätte. Man darf nicht so denken, als wären die Nazis kreigsführende Staatsmänner gewesen, wie es vielleicht im ersten Weltkrieg noch zutreffen mag. Das waren verblendete, machtgeile Ideologen.

Deutschland war nur für Blitzkriege gerüstet, aber nicht für lange andauernte Kämpfe. Die Wirtschaft war zu Beginn nichtmal komplett auf Krieg umgestellt, das wurde erst während des Krieges (ich glaube von Albert Speer ab 42) getan, was die Rüstungsproduktion glatt verdoppelte. Man hatte mit schnellen Erfolgen gerechnet, wofür sowas nicht nötig gewesen wäre.
Schon nach dem Polen-Feldzug waren z.B. der Luftwaffe sämtliche Bombenvorräte ausgegangen. Und Ende 1941 war der Motorisierungsgrad der deutschen Armee auf dem Stand von 1914 angekommen. Der Winter 41/42 war entgegen der verbreiteten Meinung nichtmal sonderlich hart, Schuld an der Misere war schlicht mangelte Ausrüstung und der sinnlose Befehl, sich keinen Meter weit zurückzuzuehen.Gesiegt haben sie nur über schwache Gegner wie Polen und Frankreich (das grade ne innenpolitische Krise hatte), und solche, die einfach überrumpelt wurden, wie Dänemark und Norwegen. Das hat sie sich selbst überschätzen lassen, hatte man mit Frankreich doch den übermächtigen Gegner des 1. Weltkrieges im Blitzkrieg geschlagen. Nur war das eben nicht mehr das starke Frankreich, gegen das Deutschland im 1. Weltkrieg unterlegen war.
Sobalt sie mit GB auf den ersten starken Gegner gestoßen sind, gings nicht weiter.

Allerdings wäre es nach dem Sieg über Frankreich möglich gewesen, mit Zustimmung der USA eine deutsche Vormachtstellung aufzubauen. Damals war das Ausmaß des Nazi-Wahnsinns noch nicht bekannt, und viele Amerikaner waren der Meinung, das deutsche Forderungen nach Revisionen des Versailer Vertrages gerechtfertigt seien. Und eine deutsche Ordnung in Europa wäre ihnen lieber gewesen, als ein Chaos oder gar ein weiterer Krieg. Bekanntermaßen sind die USA erst in den Krieg eingetreten, als es gar nicht mehr anders ging.

Das Problem war halt nur, das Hitler immer gegen Russland ziehen wollte, darauf waren alle Vorbereitungen gerichtet gewesen. Er hatte sich das in etwa so vorgestellt: GB hält still, und darf dafür sein Empire behalten (Kolonien wollte er nicht, weil sich gezeigt hatte, das die im Kreigsfall nichts taugen, wenn die Seewege nicht frei sind), Italien bekommt den Mittelmeerraum, und Deuschland Osteuropa, als Basis für Weltmachtgeltung. Bis zuletzt hatte er ja auf einen Waffenstillstand mit England gehofft.
Es gibt Zitate von Hitler, die in etwa besagen: "Alle Pläne sind gegen Russland gerechnet, aber wenn der Westen das nicht versteht, muss ich eben auch dort in den Krieg ziehen."

Und unter dieser Vorraussetzung war der Krieg von Anfang an verloren.
Alleine die Idee, das GB eine jahrhunderte alte Politik einer "Balance of powers" in Kontinentaleuropa zugunsten einer deutschen Hegemonie aufgeben würde, war völlig unrealistisch. Wäre der Plan so aufgegangen, wäre GB ständig erpressbar gewesen, und würde im Ernstfall ohne Verbündete alleine dastehen. Deshalb konnte GB gar nicht anders, als in den Krieg zu ziehen, auch wenn man eigentlich meinte, erst 1942 für einen Krieg gerüstet zu sein.

Das war dann auch mit ein Grund, warum der Krieg 39 begann: Deutschland war eh schon komplett pleite, es konnte nur noch wählen, zwischen Krieg, damit die teure Armee sich über Plünderungen im Osten refinanzieren kann, und dem Staatsbankrott (btw. das beste Argument gegen Alle, die meinen, das es bis 39 doch geklappt hätte). Und man wusste, das ab 39 das Gleichgewicht immer mehr zugunsten der Gegner umschwenken würde, deshalb musste 39 die Entscheidung gesucht werden, auch wenn Deutschland nur unzureichend gerüstet war für einen großen, langandauerten Krieg.

PS: 90% davon sind aus meinem Skript zu ner Vorlesung über deutsche Geschichte aus dem letzten Semester. Einige Punkte sind sicher nicht unumstritten unter den Historikern, aber mir (mit meinen begrenzten Geschichtskentnissen) erscheint es plausibel, weil es einfach viel erklärt. Z.B. auch, warum verlorene Gebiete im Westen,Süden und Norden sowie die Kolonien nie ein Thema waren, wohl aber die Aufmarschgebiete im Osten. Es gab ganz konkrete Zielvorstellungen, wie Deutschland nach dem Krieg dastehen sollte, und wie das zu erreichen sein sollte. Das ändert natürlich nichts an dem rassistischem Wahnsinn, der dem zugrunde lag, und es hat ja auch nicht geklappt.
Aber es ist eben Wahnsinn mit Methode, und damit das Gefährlichste, was es gibt. :(
 
Zuletzt bearbeitet:

Micha

Kutte
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@David

Zum Thema 2.WK stimm ich dir größtenteils zu - bis auf den Krieg gegen GB. Der wäre in meinen Augen durchaus gewinnbar gewesen. Wenn das britsche Expeditionskorps bei Dünkirchen nicht hätte dank Hitlers persönlichem Haltebefehl abziehen können, wären die Briten mit einem Schlag einen riesigen Teil ihrer militärisch äusserst wichtigen Vorräte beraubt worden. Ebenfalls war der Luftkrieg über GB anfangs durchaus gewinnbar gewesen (was ich gelesen habe, spricht von etwa 800 britischen Fliegern gegen über 3000 deutsche, die auch zumindest anfangs noch moderner waren und bessere Ausbildung genossen hatten). Der Fehler dort war, die Städte anzugreifen und die militärischen Ziele zu ignorieren. Die Demoralisierung der Zivilbevölkerung hat nicht in dem Umfang funktioniert, wie das die Nazis gerne gehabt hätten (hat ja auch umgekehrt nicht geklappt)

Was die Wehrmacht angeht, hast du durchaus recht. Was denen aber an Motorisierung und Ausrüstung gefehlt hat (und anfangs vor allem gegen Russland auch an guten Panzern), haben sie aber durch Entschlossenheit und Ausbildung wettgemacht. Die Wehrmacht galt selbst bei den Alliierten als die kampfkräftigste Armee, die jemals aufgestellt worden ist.
 

David

Moderner Nomade
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Der Rückzug bei Dünkirchen geschah in einer Zeit, als Hitler immer noch glaubte, ein Bündniss mit GB aushandeln zu können.
Er hats anfangs mit Versprechungen versucht, z.B. dem Flottenabkommen, oder mit der Idee, deutsche Soldaten könnten britischen in den Kolonien gegen Aufständische helfen, wenn er nur freie Hand im Osten hätte. Und als das alleine nicht klappte, hat ers zusätzlich mit Erpressung versucht, man könnte z.B. auch den Nichtangriffspakt mit Russland in diese Richtung deuten, nach dem Motto "Ich könnte mich ganz auf euch konzentrieren".

Das Problem beim Luftkrieg war glaub ich die Reichweite der Jäger, die die Bomber nicht effektiv schützen konnten (oder auf dem Rückweg abgestürzt sind, das haben die teilweise sogar absichtlich in Kauf genommen :rolleyes: ). Außerdem wusste zu Beginn keine Seite, das die andere Radar hatte, was beim effektiven Einsatz der Briten natürlich extrem wichtig war.
Und Verteidigung ist eben immer einfacher als Angriff, die Briten hattens nicht weit, und hatten auch die Chance, ihre Piloten wieder einzusammeln, wenn sie abspringen mussten. Das ist ja nen viel größeres Kapital als nen bisschen Blech in Flugzeugform. Zumal die Engländer auch Piloten von außerhalb rekrutieren konnten.
Die deutsche Übermacht ist zuletzt wohl etwas planlos gegen perfekt organisierte Verteidiger angeflogen, da hilft die zahlenmäßige Überlegenheit auch nichts mehr. Das hängt wohl auch mit der Struktur der deutschen Luftwaffe zusammen, an deren Spitze Göring stand, der dafür eindeutig ungeeignet war.

Wäre es nur gegen England alleine gegangen, und hätte man sich wirklich mit Russland verständigt, dann hätte man vielleicht gewinnen können, z.B. durch erhöhte Flugzeugproduktion, aber das war für Hitler ja immer nur ein Nebenkriegsschauplatz. Zumal man ja noch hoffte, mit den U-Booten Erfolg zu haben, auch ohne eine aufwendige Invasion. Wobei Erfolg hier entweder hieß, England in die Knie zu zwingen, oder doch noch eine Neutralität erpressen zu können. Als nicht unbedingt ein Kampf bis zum Äußersten, wie er gegen Russland geplant war.
 

Gala

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Ich habe mal irgendwo gelesen, das Wunder von Dünkirchen kam dadurch zustande, das Göring seine Luftwaffe ausprobieren wollte. Deßhalb wurden die deutschen Panzer angehalten, die sonst den Engländern schwere Probleme bereitet hätten. Leider war der Himmel dann aber zu bewölkt, so das der Luftangriff ins Wasser fiel.
 

Astaldo

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Wäre das britische Korps dort vernichtet worden, wäre England für eine ziemliche Ewigkeit aus dem Krieg ausgeschieden.

Das Problem bei der Luftwaffe war, dass die Jäger nur Geleitschutz bis zur britischen Küste geben konnten und dann wegen Treibstoffmangel umkehren mussten. Die Bomber sind dann völlig ungeschützt über Britannien geflogen, wo sich die gegnerischen Jäger gefreut haben.

Wie auch immer. Am Ende waren es einige glückliche Umstände, wie die verpasste Vernichtung in Dünkirchen und das Hitler bei der Landung geschlafen hat, sowie taktische Fehler die einen Endsieg zum Glück verhindert haben. Denn ich denke es wäre theoretisch möglich gewesen. Allein was deutsche Ingenieure während dieser Zeit entwickelt haben, sucht sicher bis heute seines Gleichen(erste Raketen, Düsenflugzeug usw.). Das zeigt aber leider auch, das Kriege immer Zeiten größter technischer Fortschritte sind.
 

Rudy

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@Tim:

z.B. hier:
http://www.professorenforum.de/volumes/v06n02/Artikel3/frschirr2.pdf

Dummerweise misst der Koran mit zweierlei Maß, wenn es um die Behandlung Gläubiger (Moslems) und Ungläubiger geht.

Wenn man den Koran wortwörtlich nimmt (und das tun einige, da er ja das Wort Gottes bzw Allahs ist), so ist er gegenüber den Gläubigen durchaus mit der Bibel zu vergleichen. Nächstenliebe, Spenden, usw.
Die Ungläubigen kommen allerdings nicht so gut weg, teilweise werden sogar Sünden (lügen oder sogar morden) ausdrücklich gut geheissen.

Insofer hat es durchaus auch etwas mit Religion zu tun und diese ist mitnichten nur ein Vorwand(@Ice)
 
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