Ribalt:
In Sachen ÖV in CH redest Du mir aus der Seele (und aus der leidvollen Erfahrung!)
Ich bin 3 Monate lang fast ununterbrochen von Brunnen nach Ostermundigen (bei Bern) mit der Bahn gependelt (sponsored by Arbeitgeber, weil Firmenwagen knapp waren und Parkplätze vor Ort ebenso).
Also, Aufstehen um 6Uhr, Eine Tasse Kaffe oder Schokogetränk, alles in den Laptop-Rucksack gepackt, raus, 10 Minuten laufen zum Bahnhof. Dort den 6:39-Zug nach Goldau, Umsteigen auf den 6:58-Zug nach Luzern. 2.Klasse ist regelmässig voll, aber nicht überfüllt, es gibt aber genau einen einzigen Wagen im ganzen Zug, dessen Sitz gerade Rückenlehnen haben und nicht diesen elenden Klick in Schulterhöhe (jetzt weiss ich endlich, warum alte Leute Buckel haben - zuviel Bahn gefahren!), vorausgesetzt man erwischt einen Sitzplatz. Gelegentlich machen Schulklassen, dessen Mitglieder noch nie etwas von gutem Benehmen gehört zu haben scheinen, den Zug übervoll, über-lärmig und eng. In Luzern dann der erste Lichtblick, man hat eine Viertelstunde Zeit bis zum 7:55-Schnellzug nach Bern. Also einen Kaffe geholt und ins fast leere 1.Klasse-Abteil gesetzt, Laptop ausgepakt und eine Folge der Lieblingsserie geschaut. Der Höhepunkt der Tages. In Bern wahlweise mit Bus oder S2 (9:12) nach Ostermundigen und so oder so 10 Minuten laufen.
Abends wieder 10 Minuten zum Bahnhof, die 16:40-S1 nach Bern genommen, saufende und gröhlende Jugendliche inklusive. Um 17:00 den Schnellzug nach Luzern genommen. Man braucht den schwarzen Gürtel in der Taktik wo man sich hinstellt, um im total überfüllten Zug überhaupt das ergattern zu können, wofür der Arbeitgeber bezahlt hat: einen 1.Klasse-Sitzplatz. Es besteht eine 10%ige Chance, dass man im Business-Wagen Platz findet und auf dem Laptop noch ein paar Dokumente nachtragen kann, solange alles noch im Kurzzeit-Gedächnis frisch ist und man eine 90%ige Resistenz gegen laute Geräuschkulisse hat. In Luzern hat man wieder Gelegenheit, einen überteuerten Kaffe zu geniessen bis der 18:21-Zug eintrudelt. Wenigstens ist dieser nicht überfüllt und nach Umsteigen und den üblichen biersaufenden Jugendlichen in Goldau hat man's um 19:06 nach Brunnen geschafft. Auf dem 10minütigen Marsch nach Hause kann sich auch der Rücken wieder geradebiegen.
Familie? Muss sich auf Gute-Nacht-Sagen der Kleinen, gemeinsames Nachtessen und Kaffe beschränken, denn um 11 ab in die Federn und morgen auf ein Neues. Freizeit? Dass muss warten bis am Wochenende.
Nein, ich bin froh, ist's vorbei!!
Da muten mich die paar Drängler auf der Autobahn geradezu niedlich an, eine halbe Stunde Auto fahren morgens und abends ist mit selbstgewähltem Klima und selbstgewählter Musik und ohne Gestank im bequemen Sitz richtig entspannend - man kann den Tag nochmal Revue passieren lassen und die Gedanken und Termine im Kopf ordnen.
Astaldo:
Worauf beziehst Du Dich? Habe ich gesagt, man solle Strassen zu machen? (Wohl eher das Gegenteil...)
Entweder liest Du meine Posts nicht oder ich schnall' das Deinige nicht.
Durandil:
Egal wie's Du drehst und wendest, das Auto ist weder eine Droge noch eine Waffe. Wenn Koffein eine Droge ist, dann schlage ich vor, dass man H2O und NaCl auch zu "Drogen" erklärt...
(Apropos Drogenpolitik: Ich bin genau auf der Gegenseite der Repressions-Fetischisten, aber das ist eine andere Diskussion...)
Deine Argumentation ist absolut nicht schlüssig - warum sollte ein System (der Verkehr) an eine Minderheit angepasst werden? Noch dazu an eine Minderheit, wo jeder Experte sowohl an Fertigkeit wie auch Material etwas auszusetzen hat??
Dass 10% (oder meinetwegen 5) zu den Nachschulungen zu zwingen sind ist um die Sicherheit erhöhen! Bist Du nicht auch für mehr Sicherheit? (Du siehst, ich beherrsche das kleine Manipulations-Einmaleins auch, also lass das bitte!)
Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber: Ja, solche die die Sicherheit gefährden, gehören weg vom Strassenverkehr. Das ist halt der verachtete machohafte notorische Raser genauso wie die nette süsse Oma. so sehr es uns gegen den Strich geht. Wenn mir mein Doktor eines Tages sagt, dass ich (auf Grund eines Testergebnisses) nicht mehr fahrtüchtig bin, dann gebe ich den Schein freiwillig ab.
Darghand:
1) Das ist ein Effekte, an dem nicht das Konzept "Auto" schuld ist und wohl auch von der Betrachtungsweise abhängt
2) Nein, es wird nicht über rhetorische Fehler hinweggeschaut, das macht man ja bei einem pro-Auto-argumentierenden auch nicht. Nö - kein Niedlichkeits-Bonus für einen Grünen
- die Zeiten sind vorbei.
3) Dann muss man nicht die Einkaufszentren am Stadrand künstlich benachteiligen, sondern sich fragen, weshalb Geschäfte in den Städten denn benachteiligt sind. Luzern ist ein gutes Beispiel dafür - da haben die Grünen dafür gesorgt, dass man kaum mehr (bezahlbare) Parkplätze innerhalb der Stadt findet und dann wundern sie sich, warum das Gewerbe massive Umsatzeinbussen wegstecken muss und viele Läden schliessen.
4) Der Drang nach Einfamilienhäuser liegt in der extremen Ballung der Städte begründet und darin, dass der Mensch ein Sippentier ist - heisst er möchte am liebsten nur die eigene Sippe - Familie - in seinem Haus haben.
5) Sorry, aber das ist hingebogener Unsinn. Wenn die Wohndichte ein gewisses Limit überschreitet, dann ist es falsch, für die entstandene Unbill Auto und Verkehrswege verantwortlich zu machen. Das ist typische Grünen-Denke, die nicht zugeben wollen, dass man halt nicht beliebig viele Menschen zusammenpferchen kann ohne Probleme zu verursachen. "Verkehr" ist nur eines der Symptome, ein Anderes ist Intoleranz gegenüber Nachbarn ("hat der schon wieder die Stereonalage so laut, habe ihn doch erst letzte Woche gesagt er soll nicht..."), Reibereien ("diese blöde Kuhh von 3. Stock hat doch schon wieder ihre Socken in der Gemeinschafts-Waschmaschine vergessen!"), Eifersucht/Neid ("Nimmt der alte Sack schon wieder die neue Parkbank in Anspruch und hat sich nicht mal an den Kosten beteiligt - wofür zahlte ich denn eigentlich!?", etc. etc. etc.
Die Probleme von eng zusammenlebenden Individuen auf Auto und Verkehrswege zu projizieren, ist eben ... nur eine Projektion!
Apropos Trennung: Wenn das Viertel DIR gehört, hindert Dich niemand daran, es komplett dicht zu machen. Aber wenn die Strassen öffentlich sind, dann hast Du eben da nichts zu melden. Auch Punkt. Wo ist DA das Problem? Niemand hat gesagt, dass der Eigner des Grundstückes wo sich die Strasse drauf befindet, nicht machen darf was er will (mit Ausnahmen).
Ein Parkhaus zu errichten, damit habe ich kein Problem. Am Besten eines gleich mit U-Bahn oder Bus-Haltestelle. Aber man kann es so oder so machen. Luzern baut hässliche überirdische Klötze in die Stadt und kassiert für mickrig enge Plätze 5 Franken die Stunde. Schwyz baut eines unterirdisch (darüber befindet sich ein kleiner Park) gleich im Zentrum, kassiert 0.5Franken für angenehm grosse Parkfelder die Stunde und die erste Stunde ist gratis und darüberhinaus ist es von 6Uhr bis 22Uhr bemannt.
Knoflachers Punkt von wegen zum Autofahren einladen und dann Abkassieren ist mir angenehm aufgefallen.
Apropos Strassen "besitzen": Den Fussgängern wird von den Grünen honig um's Maul gestrichen, von wegen sie müssten faktisch die Strasse nicht mehr mit anderen teilen. Darum geht's. Absolutes Vortrittsrecht in 30-er Zonen, "Kausalhaftung" in der Schweiz, am Fussgängerstreifen nicht mehr schauen müssen. Sie wollen nicht für die Strassen zahlen, aber die Strassen besitzen! Wenn das Auto ein wenig mehr Rechte auf der Strasse hat, dann könnte es vielleicht daran liegen, dass all die schönen Fussgängerzonen und Radwege von der Benzinsteuer bezahlt werden??
Fussgänger können ihr eigenes Himmelreich haben, gerne. Aber dann will ich als Autofahrer NICHT für deren Infrastruktur abgezockt werden!
Ich denke nicht auto-fixiert, ich denke in Begriffen wie Teilung der Infrastruktur. Alle Verkehrsmittel (Autos, Zweiräder, Fussgänger etc) sollten gleichberechtigt sein. Aber dei Grünen wollen eine Dominanz der nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer, aus politisch-ideologischen Gründen. Deine Denke ist umgekehrt eher Fussgänger-, Velo- und ÖV-Zentriert, Du verwendest subjektive Begriffe wie Lebensraum die Dir eine Projektionsfläche für Deine Ideale bieten. Dagegen ist nichts einzuwenden, es ist jedoch nicht objektiv, Du hast schliesslich selber gesagt, dass Du Autos nicht abkannst.
Wiso eigentlich? Leben zuviele Proll-Typen mit aufgemotzem motorisierten Geschlechtsorgan-Ersatz
in Deiner Nachbarschaft? Wenn ja - die nerven mich auch.
Deine Ablehnung von Autos passt zum typischen Vorstadt-Menschen, der seine Ruhe haben will. Autos mit Lärm und manchmal Abgas-Gestank stören da nur. Aber: Was ist als nächstes dran, wenn die Autos weg sind? Vielleicht die Velos, und wenn die auch verbannt sind, dann stören die Skateboards und Rollschuhfahrer und zum Schluss die rennenden und spielenden Kinder. Das Gemotze gegen Autos ist nur der Anfang.
den kann man aber zu dem bisschen preisgegebenen Theoriewissen vom Knoflacher selbst hinzudenken.
Bingo - hatte ich recht, der Knoflacher bietet eine Projektionsfläche!
Manipulation unterstelle ich nur bei Sätzen wie
Die Bewegungseinschränkung, ja sogar die Todesgefahr für den eigenen Nachwuchs wird bewusst in Kauf genommen
- und dieser Satz ist nicht von Dir, also wieso beziehst Du das auf Dich?
Was heisst "Ojektivitäts-Mythen"? Zweifelst Du an einer objektiv besten Lösung für ein bestimmtes Problem? Sorry, aber wenn Du von mir absolut unverbindliche Plaudereien à la "nichts genaues weiss man nicht" und "schön das wir darüber geredet haben" erwartest - sorry, damit kann ich nicht dienen. Meinungen sind immer legitim, aber es gibt auch den Fall, das eine Meinung mit Tatsachen kollidiert, und dann werde ich das auch weiterhin sagen.
Copyright, OpenSource und Klima sind andere Themen...
Ich bin vorsichtig mit Themenwechsel aufgrund der ins Auge stechenden Positionen des Gegenübers - meine Position zu Patenten und Copyleft hat rein gar nichts mit meiner Position zum Strassenverkehr zu tun. Wenn Du darauf zu sprechen kommst nur weil Du glaubst, dass meine Argumentationsstruktur da nicht gleich oder anders geartet ist, dann könnte man das in einer Diskussion als Ablenkungsversuch werten. Vielleicht machst Du es unbewusst, vielleicht machst Du es auch weil Du in der Verbreitung Deiner Meinungen nich den argumentativen Widerstand gewöhnt bist, den Du bei mir antriffst.
Ich weiss, warum Dir Ribalt's Position nicht behagt - er legt sie in aller Deutlichkeit dar, direkt und zwischen die Augen, ohne weichspülerische Watte-Verpackung und Taktiererei. Mir gefällt das!
Gruss, Ice