Und was heisst "recherchieren" für dich?
nachdenkenseite.de und Konsorten?
An Polemik stehen die Artikel oft genug der Bildzeitung nicht viel nach, sie sind nur nicht ganz so plumb und zielen in ne andere Richtung.
Was den Artikel angeht: Die Medien konkurrieren um Aufmerksamkeit, die privaten aus wirtschaftlicher Sicht, und die ÖR um ihre Existenzberechtigung nicht zu verspielen.
Natürlich gibts auch politische Tendenzen, aber unterm Strich gleicht sich das aus. "Die Medien" als Gesamtheit aller Medien spiegeln nur die Gesellschaft und die Politik wider, und haben keinen eigenen, gerichteten Willen, in dem Sinne "und heute machen wir alle zusammen die Regierung nieder". Das Angreifen der Regierung ergibt sich vielmehr daraus, das Kritik an der Regierung gut ankommt, wenn diese vermeindlich falsche Entscheidungen trifft. Diese Kritik ist ja eigentlich auch eine der Aufgaben der Medien.
Das Hauptproblem lässt sich mit "only bad news are good news" umschreiben: Um Aufmerksamkeit zu erringen, werden nur Probleme geschildert, mit dem Ergebnis, das gute Ideen schlechtgeredet werden und die Realität schlechter wahrgenommen wird als sie wirklich ist. Das sieht man schon daran, das bei Umfragen regelmäßig Ergebnisse rauskommen, die sich in etwa so zusammenfassen lassen: "Mir gehts ja eigentlich ganz gut (tut mir auch ehrlich leid
), aber generell ist die Situation ja wirklich mies".
Das trotz aller Probleme unser Land immer noch funktioniert und auch sehr reich ist, ist eben kein Aufmacher.
Auch das Abschreiben ist wirklich ein Problem, das hängt vor allem mit dem Tempo zusammen, am Ende läufts also wieder auf die wirtschaftlichen Interessen hinaus. Da kann man nicht für jeden Artikel in die Bibliothek gehen, da muss notfalls auch mal Wikipedia herhalten. Alles Andere wäre unbezahlbar im heutigen Wettbewerb.
Das Fehler passieren können, muss man immer im Hinterkopf haben, sogar in den seriösen Nachrichten fällts mir manchmal auf, was wohl heisst, das es mir noch viel öfter nicht auffällt.
Man hat nur kaum eine Alternative. Wenn man sich für ein Thema wirklich interessiert, kann man sich natürlich dazu mehrere Bücher durchlesen, und sich selber eine Meinung bilden. Aber das ist nicht schaffbar für alle Themen. Und grade wenn darum geht, zu berichten, was heute passiert, sind die Medien unverzichtbar. Die Einordnung dieser Geschehnisse sollte man aber zumindest teilweise selber hinbekommen, ohne sie sich von Kommentaren erklären zu lassen.
Eben die vielbeschworene "Medienkompetenz". Für mich heisst das, nicht sofort alles zu glauben, aber im Umkehrschluss auch nicht alles NICHT zu glauben, was die Medien einem präsentieren.
Und es ist gut, wenn man erkennt, was derjenige, der ertwas sagt, bezwecken will. Grade bei den wirtschaftlichen Diskussionen läufts immer wieder auf liberal kontra links hinaus. Oft lassen sich z.B. ganze Reden von Liberalen auf die Formel "der Markt wirds schon richten" zurückführen, womit man sich mit den einzelnen Argumenten eigentlich gar nicht mehr zu befassen braucht, sondern nur noch mit dieser Grundannahme. Das vereinfacht die ganze Sache ungemein. (Wobeis auch gleich wieder kompliziert wird, wenn man der Meinung ist, das es der markt mal regelt und mal nicht, also alle Seiten irgentwo recht haben
)