Schänke: Zur Nachtschicht

Dachrisma

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Mit der Reise ermüdete Dachrisma und begann sich nach etwas Ruhe zu sehnen. Eine Taverne, etwas Gesellschaft, zu lange schon war sie auf ihrer Reise.
Ob es irgendwo in diesem Wald eine Taverne geben mag? Vielleicht in der Nähe eines Weges? Die Nächte sind nach wie vor kühl, und die Einsamkeit nagte an ihr.

Gerade noch fing sie sich ab und taumelte etwas, sie war über eine Wurzel gestolpert. Sie stolperte IMMER über alle Wurzeln. Seufzend sah sie sich um, unentschlossen in welche Richtung sie weiter gehen wollte. Irgendwie sahen alle Wege gleich aus.

Vielleicht musste sie bis zum Einbruch der Nacht warten, ob irgendwo ein Licht durch die Dunkelheit schimmerte. Ein kleines Zeichen am Horiziot wo es weiter gehen könnte.
 

Gandalf the White

Gedankenschinder
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Gerade war Gandalf fast etwas eingedöst, als ihn ein Geräusch aufschreckte. Eigentlich seltsam, denn in diesem Wald gab es immer irgendwelche Geräusche, schließlich lebten jede Menge Tiere hier, das hatte er in den letzten 3 Wochen schon mitbekommen. Aber irgendetwas an diesem Geräusch war ungewöhnlich, fast, als gehörte es nicht zum alltäglichen Geschehen. Seufzend stand Gandalf auf. Immer diese Neugier. Ja, sie hatte ihn letztlich auf seinen Pfad gebracht und er beherrschte sein Metier wie wenige andere.
Das Geräusch war von Norden gekommen, jenseits der Lichtung. Nur ein schmaler Trampelpfad führte dort hin. Er steckte seine Pfeife ein, raffte seinen Umhang und ging zur Tür der Schänke. Der Typ im Keller und der am See? Unverändert. Gandalf aktivierte seinen Flugumhang. Er hatte keine Lust, jetzt zu laufen, hatte sich eigentlich auf einen gemütlichen Nachmittag und Abend am Feuer gefreut. Also schwebte er in die Richtung, aus der er das Geräusch vernommen hatte. Je näher er der Stelle kam, umso sicherer wurde er: Hier hatte jemand die übliche Ruhe des Waldes gestört. Vögel zwitscherten nicht mehr und auch die meisten Wildtiere waren wie vom Erdboden verschluckt.
Dann, als er zwischen zwei Sträuchern hindurch schwebte, sah er sie. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, wirkte unentschlossen und rieb sich den Fuß. War wohl in der Schlingwurzel direkt daneben hängen geblieben.
"He, gute Frau, habt ihr euch verirrt oder was bringt euch in diesen gottverlassenen Wald?" Direkt nach seinem Satz kam Gandalf in den Sinn, daß der Wald SO verlassen nun auch nicht war. Immerhin hatten es diese beiden komischen Gestalten und er selbst auch auf die Lichtung geschafft. Und er hatte das Gebäude mit dem Hintergedanken eines Gasthauses wieder aufgebaut. Allerdings, daß so bald und ohne jede Werbung jemand hier durch kommen würde, hatte er nicht erwartet. Selbst der Hauptweg aus Richtung Westen war ja kaum noch als solcher auszumachen gewesen.
 

Dachrisma

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Dachrisma stand unentschlossen und in Gedanken versunken auf dem kleinen Pfad, der Knöchel immer noch schmerzend. Vor nicht allzu langer Zeit war ihr ein entferntes Rauschen aufgefallen, vielleicht sollte sie versuchen den vermeintlichen Bach, den sie zu hören vermeint hatte, zu finden und einfach seinem Lauf zu folgen. aber noch bevor sie auch nur eine der Möglichkeiten, die ihr durch den Kopf geschossen waren, in die Tat umsetzen konnte, fuhr sie zusammen...
Auf einmal war etwas direkt hinter ihr. Nein, nicht etwas, sonder JEMAND! Sie hatte deutlich eine Stimme vernommen. "Gute Frau"... war sie etwa damit gemeint? Ruckartig drehte sie sich um, geriet vor Panik fast wieder ins Straucheln, fing sich erneut und sah... Nichts. Da war gar nichts, sie drehte sich hin und her, konnte aber niemanden entdecken. Verlor sie jetzt zu allem Überfluss auch noch den restlichen Verstand? Nein, Moment, da fiel doch ein Schatten auf den Boden. Erstaunt und auch etwas erschrocken blickte sie nach oben und sah einen ehrwürdig wirkenden Mann, der über ihr SCHWEBTE. Es levitierte über dem Wald, gekleidet in eine einfache Robe, soweit sie es erkennen konnte, denn sie musste etwas gegen das durch die Bäume fallende Licht blinzeln. Nun gut, feindselig schien die Gestalt ja nicht zu sein, denn wäre sie das, dann hätte er sie absolut problemlos überrumpeln können. Und außerdem, hatte er sie eben nicht angesprochen? Genau, eine Frage hatte er ihr gestellt.
"Ich bin eine Reisende, derzeit eher mit ungewissem Ziel."
Ja, was genau war sie eigentlich? Eine vor sich und der Vergangenheit fliehende, die derzeit nur wusste, daß sie etwas Ruhe brauchen konnte. Möglicherweise war es auch eine gute Idee heraus zu finden wo genau sie sich überhaupt befand.
"Werter Herr, gibt es hier in der Nähe Behausungen? Auch ein Gehöft wäre mir als Unterschlupf willkommen. Ihr scheint Euch hier auszukennen."
Etwas verlegen sah sie an sich herunter, denn vermutlich machte sie nicht den besten Eindruck, mit ihrer leicht verbeulten, inzwischen deutlich verdreckten Rüstung, die längst wieder eine gründliche Reinigung und Pflege brauchte. Die Mücken hatten sie in den letzten Tagen völlig zerstochen und ein Bad hatte sie auch schon länger nicht mehr gehabt. Hoffentlich hielt der Fremde sie nicht für einen Vagabunden.
 
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Gandalf the White

Gedankenschinder
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Gandalf sah sich die Fremde ruhig an. Oh weh, die hat aber viel durchgemacht. Sie sah aus, als könnte sie eine anständige Pause brauchen. Naja, dem konnte sicher Abhilfe geschaffen werden.
"Behausungen wohl nicht. Allerdings habe ich vor 3 Wochen die Ruinen einer kleinen Hütte" (Gandalf liebte Untertreibungen) "hier in der Nähe gefunden und für meine Bedürfnisse hergerichtet. Sie ist zwar auch für Gäste ausgelegt, allerdings hatte ich so schnell keinen Besuch erwartet. Am besten folgt ihr mir einfach."
Gandalf schwebte etwas tiefer und nutzte seine Telekinesis, um den so gut wie zugewucherten Trampelpfad frei zu machen. Nach ein paar Metern fielen ihm die andern zwei Gestalten wieder ein.
"Ach ja, laßt euch von den zwei komischen Typen nicht stören. Seit ich angekommen bin schläft der eine direkt am Ufer des Teiches und ist nicht dazu zu bewegen, aufzuwachen und der andere hat irgendwas von Blut gefaselt und ist im Keller verschwunden. Schien aber anständig zu sein, hat mich in Ruhe gelassen, während ich mich schlafend gestellt habe und ein Schild aufgestellt. Müßte sogar noch stehen. Hätte mir ruhig beim Wiederaufbau helfen können. Ah, da sind wir ja..."
Damit erreichten sie die Lichtung. Die Abenddämmerung setzte gerade ein und irgendwie war es ein atemberaubender Anblick. Obwol die Sonne noch nicht tief stand, nahm sie bereits ihre rötliche Färbung an. Dieses leuchtend helle rot, während sie langsam hinter die Baumwipfel sank. Gandalf hatte schon viele Sonnenauf- und -untergänge gesehen. Auch auf offenem Fälde hätte das nicht malerischer sein können. Beeindruckend...immer wieder. Das war mit einer der Gründe, warum er kein reiner Stubenhocker geworden war, der immer nur Bücher wälzte.
Da sie von Norden kamen, würde die werte Dame....wie hieß sie eigentlich....das Bächlein überqueeren müssen. Das sollte aber kein Problem sein. Danach würden sie direkt auf das neu errichtete Gasthaus zugehen.
"Und oh, Verzeihung: Mein Name ist Gandalf, Gandalf der weiße. Und ihr seid....?"
 

Dachrisma

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Dachrisma blickte erneut zum Fremden hoch, der sie, wie befürchtet, zunächst ernst musterte. Er schien jedoch zu dem Schluss zu kommen, daß sie, ihres schäbigen Äußeren zum trotz, nichts arges im Schilde führte. Die Aussicht auf eine, wenn auch nur vorläufige und vermutlich eher kurze Pause mit (wie sie inständig hoffte) zumindest einem festen Dach über dem Kopf ließ sie neuen Mut schöpfen. Hoffentlich machte es dem Fremden keine Umstände, sie zu beherbergen. Doch könnte sie sich ja auch etwas nützlich machen, so ihre Überlegung. Sie kannte sich grundlegend mit Kräutern aus und war in ihrem Leben durchaus auch mit Aufgaben der Haushaltsführung betraut gewesen.

So folgte Dachrisma also dem Fremden. Zum Glück begann er mit einem unverfänglichen Gespräch, denn im Grunde wusste sie gar nicht, wie sie sich derzeit verhalten sollte. Die lange Reise ohne Begleiter hatte sie von derartigen Situationen völlig entwöhnt. Was wenn sie zu viel redete und dem Fremden auf die Nerven fiel? Oder ihm aus versehen indiskrete Fragen stellte? Wie verhielt man sich überhaupt in Gesellschaft, nachdem man wochenlang nur mit Bäume und Steinen gesprochen hat, was im Rückblick betrachtet eine eher einseitige Art der Kommunikation war.

Der Fremde verhielt sich im höchstmaß höflich und rücksichtsvoll, bahnte ihr einen Weg durch den verwilderten, abgelgenen Teil des Waldes und schilderte ihr den Ort, zum dem er sie führte. Mit der Wanderung, beziehungsweise Levitation durch den Wald schritt der Tag langsam voran. Obwohl der Wald einen ruhigen und abgeschiedenen Eindruck machte erfuhr sie so, daß es durchaus noch andere Waldbewohner geben musste. Möglicherweise sogar welche mit noch absonderlicheren Verhaltensweisen als sie selbst, wie sie den Worten des Fremden entnehmen konnte. Schlafende Leute machten ihr keine Sorgen, aber was war das für eine beunruhigende Geschichte mit einem Mann im Keller, der von Blut sprach. Gab es im Keller Ratten oder gar ernsthafte Gefahren? Gerade wollte sie diesen Punkt der Erzählungen des Fremden aufgreifen, als er auf ein mal inne hielt und auf einen Punkt nicht weit von ihr entfernt deutete. Der Wald schien sich zu lichten, doch konnte sie von ihrem Standpunkt aus noch nichts sehen. Nur daß in der Richtung, in die sie ging, heller wurde. Zum Glück, denn der Tag neigte sich dem Ende zu, und wenn sie selbst am hellen Tag über jede Wurzel stolperte, dann wäre sie im halbdunkel mit Sicherheit vom Weg abgekommen und gegen Bäume gelaufen.

Dachrisma trat aus den Bäumen hervor und sah den Ort, auf den der Fremde gedeutet hatte. Es war eine Lichtung, in einiger Entfernung war ein Gebäude zu sehen. Es entsprach auf angenehme Weise in keinster Weise der Vorstellung, die sie sich selbst aufgrund der Schilderungen des Fremden von dem Ort gemacht hatte. Ein kleiner Bach mit äußerst klarem Wasser floss auf de Lichtug entlang. Es gab sogar einen Garten, und das Haus war keineswegs ein kleine, halb zerfallene Hütte. Es war auch kein finsterer Turm, wie ihn einige Magier bevorzugten. Der Fremde indes hatte aufgehört vor ihr her zu schweben, levitierte nun über ihr auf der Stelle und stellte sich ihr als Gandalf der Weiße vor.

Dachrisma deutete eine höfliche Verbeugung an. "Dachrisma mein Name. Sagt, was ist dies für ein Ort? Ihr hattet eine alte Hütte erwähnt, eine Ruine. Mir scheint der Ort zwar alt, aber weder klein noch sonderlich verfallen. Wie kann ich mich für die Gastfreundschaft erkenntlich zeigen, Herr Gandalf? Und, der Keller, habt Ihr Probleme mit Ungeziefer?" Sie biss sich auf die Lippe. DAS meinte sie mit indiskreten Fragen. Eigentlich ging es ja um diese Kerl im Keller, aber wie sollte man SO eine Frage stellen? Jetzt glaubte er womöglich, sie hielte das Haus für ungepflegt oder gar abgerissen.
 

Gandalf the White

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Gandalf lächelte milde während er neben seiner neuen Bekannten landete. Er fragte sich, ob sie wußte, daß ihr ihre Gedankengänge geradezu ins Gesicht geschrieben standen, zumindest für einen aufmerksamen und erfahrenen Beobachter. Sie dachte so intensiv, daß man dafür nicht mal einen Telepathiezauber brauchte. Sicher erkannte er nicht jedes Detail, aber er war sich ziemlich sicher, daß sie ihre Frage bereute, weil sie sie als unangebracht empfand. Jeder einzelne ihrer Gesichtsmuskeln brachte das zum Ausdruck.
"Sehr erfreut, Dachrisma. Nun, was das hier für ein Ort ist? Das weiß ich selbst noch nicht so genau. Mir hatte ein fahrender Barde von einer 'Quelle des Lebensglücks' berichtet und das klang nach vielen Jahren immer härterer Schwierigkeiten nach genau dem, was ich brauchen konnte. Doch nachdem ich wochenlang der Beschreibung nachgegangen und mehr oder weniger umher geirrt bin, fand ich dann nicht mehr als diese Lichtung. Da lag er" (damit deutete Gandalf auf den immer noch schlafenden) "und hat sich seitdem nicht gerührt, auf kein Ansprechen reagiert und auch sonst nichts unternommen. Von diesem Haus standen nur noch Grundmauern und der Kamin. Der Keller indes war intakt, wie sich später heraus stellte."
Gandalf seufzte ein wenig.
"Da es schon spät Abends gewesen war, entschloss ich mich, die Nacht an dem kleinen Feuer, das der Fremde wohl entfacht hatte, zu verbringen. Kurz bevor ich einschlafen konnte, kam ein anderer, düster wirkender Geselle an. Ich stellte mich schlafend, da ich nicht genau wußte, wie ich ihn einschätzen sollte. Er stellte dieses Schild da drüben auf und verschwand im Keller. Faselte irgendwas von Menschen und Blut nicht trinken. Ich überlasse es euch, eure Schlüsse daraus zu ziehen. Jedenfalls hat er den anderen unangetastet gelassen, ist aber nicht wieder aus dem Keller hervor gekommen und ich sah keine Notwendigkeit, ihn zu stören, als er auf mein Rufen nicht reagierte. Am nächsten Morgen habe ich mich dann einfach entschlossen, daß das Fleckchen auf jeden Fall idyllisch genug ist. In der Hoffnung, daß die beiden sich irgendwann doch mal melden, habe ich schließlich angefangen, mit meiner Magie die 'kleine Hütte' wieder aufzubauen. Hat mich drei Wochen gekostet aber ich finde, es ist mir ganz gut gelungen. Zu eurer Frage mit dem Ungeziefer: Falls es da welches gibt, bin ich ziemlich sicher, daß der zweite Fremde da sehr gut mit aufräumt, denn bisher hat sich nichts nach oben getraut. Aber nun kommt erstmal herein. Ihr seid völlig durchnäßt und ich sehe doch, daß eure Hände durchgefroren sind. Ich denke, ein, zwei Stunden am Kamin und ein anschließendes Bad werden euch sicher gut tun."
Damit schritt Gandalf voraus und öffnete die Tür, hielt sie für Dachrisma auf. Oh Mann, manche anerzogenen Dinge bekam man selbst nach Jahrzehnten des Alleineseins nicht aus sich heraus. Nachdem Dachrisma den großen Raum im Erdgeschoss betreten hatte, folgte Gandalf ihr und begab sich wieder zu seinem Sessel am Kamin.
"Zimmer gibt es im ersten und zweiten Stock. Sucht euch später eins aus. Mobiliar kann ich recht schnell herbei zaubern, iIhr müßt nur sagen, was ihr wollt. Doch jetzt wärmt euch erstmal auf."
Gandalf setzte sich und entzündete wieder seine Pfeife. Zwei Becher schwebten herbei und landeten vor ihm auf dem Tisch. Seiner füllte sich mit Wein, Dachrisma sollte sich zunächst einmal setzen und dann sagen, was sie wollte.
 

Dachrisma

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Dachrisma atmete auf. Der freundliche Gandalf hatte ihr die Frage also nicht übel genommen. `Quelle des Lebensglücks´ klang erst mal vielversprechend. Wenn Gandalf sagte, hier sei es sicher, dann war sie dazu geneigt das zu glauben. Jetzt musste also in etwa die gleiche Uhrzeit sein, als Gandalf vor einiger Zeit hierher kam.

Ihr Blick glitt über die Lichtung zum schlafenden Mann. Seltsam, sein Lagerfeuer brannte immer noch. Es musste magischer Natur sein. Sie trat etwas näher heran und bemerkte, daß die Flamme zwar angenehme Wärme verbreitete, aber keineswegs heiß war. Man konnte sogar hinein fassen. Etwas sehnsüchtig blickte sie noch auf den Bach, aber das Bad musste vorerst noch warten, denn Gandalf war bereits im Begriff sie zum Haus zu führen und mit dem Wetter stand es jetzt zum Abend hin auch nicht mehr zum Besten. Sie eilte hinter ihm her, um den Anschluss an ihn nicht zu verpassen, nachdem er sie sogar bis hierher geführt hatte. Ja, seltsam eigentlich. Wie hatte er sie dort im Wald gefunden? Es gab noch so viele Fragen, die sie ihm in der nächsten Zeit stellen wollte.

Sie betrat hinter Gandalf eine große Stube, in der ein Kaminfeuer brannte. Vor dem Kamin stand ein Sessel, daneben ein kleines Tischchen, auf dem eine Pfeife lag, was auf Gandalfs Aktivitäten vor seinem Aufbruch in den Wald hinwies.

Etwas erstaunt drehte sie sich zu Gandalf um, als er von einem Bad sprach. "In diesem Gasthaus existiert bereits ein voll funktionierendes Bad, mit Heizkessel und allem? -
Oh, was das Getränk angeht, so wäre ein Met mir willkommen, falls so etwas da ist. Aber, auch Quellwasser lehne ich nicht ab." Sie zog sich von einer anderen Ecke der geräumigen Stube einen weiteren Sessel heran.

"Herr Gandalf, was glaubtet Ihr hier vorzufinden, als Ihr der Legende gefolgt seid?" Neugierig sah sie ihn an. Rasch fügte sie noch die Frage an: "Und wie genau habt ihr mich dort draußen aufgespürt?"

Sie ließ sich in den Sessel fallen und genoss die wärme des Feuers.
 

Gandalf the White

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Nun konnte Gandalf trotz seiner Erfahrung ein glockenhelles Lachen nicht zurück halten. Während der Becher, den Dachrisma in ihren Händen hielt, sich mit Met füllte und er sich nicht sicher war, ob dieses laute Lachen nicht doch den komishen Kauz aus seinem Keller hervor holen würde, antwortete er:
"Ach Kindchen. Entschuldigt, wenn ich euch so nenne, aber gestattet einem alten Herrn, euch so zu nennen. Ihr habt gesehen, wie ich mit meiner Magie dieses Haus wieder aufgebaut habe und fragt euch wirklich, ob heißes Wasser ein Problem sein könnte?" Mit einem Nicken in Richtung Dachrismas' inzwischen gefüllten Bechers meinte er: "Ich bevorzuge übrigens Wein. Aber jedem das seine. Nun verschüttet nichts und trinkt. Danach will ich auf eure Fragen gerne eingehen."
 

Dachrisma

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Etwas verlegen sah Dachrisma zu Gandalf herüber. Natürlich hatte er recht. Wenn seine Magie mächtig genug war solide Wände zu beschwören, dann sollte ein Kessel kein Problem darstellen. Erst jetzt merkte sie, wie müde sie war. Tagelang hatte sie nicht immer gewusst, in welche Richtung sie lief, weil der Wald stellenweise so dicht war. An Moos sollte man sich orientieren, aber an den Stellen wuchsen auf dem feuchten Boden nur noch Pilze und der karge Schein der Sonne, der noch gerade eben durch die dichten Wipfel drang, hatte es ihr auch nicht viel leichter gemacht.

Sie trank einen ersten zaghaften Schluck aus dem Becher, den ihr Gandalf gereicht hatte. Der Met war kühl, erfrischend und hatte eine angenehm dezente Süße.
Endlich, eine Pause. Gandalf lehnte sich zurück und entzündete seine Pfeife. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und betrachteten die Flammen des wärmenden Feuers.
 
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Gandalf the White

Gedankenschinder
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Nachdem Dachrisma sich etwas erholt hatte und die Stille ihre angenehme Ruhe ausgebreitet hatte, begann Gandalf zu sprechen: "Zunächst die einfachere eurer beiden Fragen: Wie ich euch aufgespürt habe? Laßt es mich so sagen: Wenn man hier im ruhigen sein Pfeifchen raucht, die Geräusche des Waldes schon etwas kennt und jemand in der Nähe unterwegs ist, dann merkt man das einfach. Das wird euch bald auch so gehen, solltet ihr länger hier bleiben. Und ihr wart nicht so weit entfernt."

Gandalf bemerkte, daß Dachrisma ihren Becher geleert hatte. Ein kurzer Gedanke und er füllte sich wieder. Er sprach weiter:

"Zu eurer zweiten Frage: Was ich hier zu finden hoffte? Das ist schwer zu erklären. Ich erforsche die Magie nun schon seit 500 Jahren. Vieles, was anderen Magiern immer noch schwer fällt, kostet mich nur einen kurzen Gedanken. Dennoch habe ich gelernt, daß Reisen einen immer wieder Neues lehrt. Trotzdem brauche auch ich einen Ort der Entspannung und Ruhe, der Sicherheit. Einen Ort, wo ich auch forschen kann, Gelerntes vertiefen, analysieren und schließlich verbessern. Ihr glaubt gar nicht, was so ein ruhiger Abend am Kamin bewirken kann. Einige meiner besten Ideen hatte ich beim Pfeifchen rauchen. Ein Beispiel dafür ist die Idee, Magie wirken zu können, ohne ständig Komponenten mit mir rumschleppen zu müssen. Hat mich 20 Jahre Forschung gekostet, da eine Lösung zu finden."

Nach einem Schluck Wein sprach er weiter:

"Leider kommt mit solcher Macht mitunter auch ein Ruf. Irgendwann kommen entweder Bittsteller, die man nur ungern abweist, meistens sind es aber irgendwelche anderen Magier, die meinen, sie müßten die Forschungsergebnisse stehlen. Dabei könnten sie es einfach lernen. Endet dann oft in einem Kampf und leider" Gandalfs Gesicht trübte sich ein wenig ein "endet das nicht immer mit der Einsicht des schwächeren Magiers....." Er überließ es Dachrisma, die Bedeutung dieser Worte zu interpretieren.

"Eine solche Begegnung hatte ich kürzlich hinter mich gebracht. Eine gute Freundin hat jetzt erstmal für die nächsten 5 Jahre eine Katze in Pflege. Danach soll sie sie zu meinem alten Turm bringen und dort warten. Ich habe für die Katze eine Nachricht zurück gelassen..." Gandalf setzte ein schelmisches Lächeln auf.

"Jedenfalls ist mir zwei Tage später dieser Barde begegnet. Erzählte überall, er würde für 10 Goldmünzen verraten, wo man diesen Ort des Lebensglücks finden kann. Naja, klang eher nach Unsinn aber er sah aus, als könnte er das Geld gebrauchen. Und ich brauchte einen neuen Ort der Ruhe, wo ich wieder meine Arbeiten ungestört fortführen konnte. Nach dem, was der Barde erzählt hat, rechnete ich eigentlich mit einer kleinen Hütte und 3 oder 4 Leuten, die wohl schon das ein oder andere erlebt hatten. Gefunden habe ich das hier:"

Gandalf ließ ein kleines Flimmern in der Luft entstehen und zeigte ihr ein Bild des abgebrannten Gasthauses.

"Wie gesagt, da schlief unser Freund mit seinem ewigen Feuer am Teich. Es war ruhig und idyllisch hier, die Ruinen deuteten darauf hin, daß es hier wohl mal Bewohner gab. Eigentlich wollte ich unseren Langschläfer dazu befragen, wenn er aufwacht, aber dann kam der andere komische Kauz daher. Ich wußte ihn nicht einzuschätzen und stellte mich schlafend. Tja, alles weitere habe ich euch erzählt. Und bevor ihr fragt, wie ich auf die Idee komme, ausgerechnet in einem Gasthaus Ruhe finden zu können, so laßt euch gesagt sein, daß ich mit Ruhe eher keine ständigen direkten Ansprachen meine, nicht unbedingt den Krach in Nebenräumen. Gegen sowas gibt es magische Lösungen..."
 
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Dachrisma

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Erstaunt betrachtete Dachrisma den von der Pfeife aufsteigenden Rauch. Er schien nicht einfach, wie üblich, nach den Zügen an der Pfeife einfach in kleinen Rauchfaden aufzusteigen, sondern formte sich aus, mal lockerer, mal geballter, schebte ein wenig um Gandalf herum und zog abschließend von dannen. Als würde der Rauch die Stimmung Gandalfs nachempfinden. Derzeit schwebten die kleinen Wölkchen locker und ein wenig hin und her schwingend auf.

"Vielen Dank, Herr Gandalf, daß Ihr mich so großzügig bewirtet. Ich möchte Euch bei Euren Studien nicht stören, obgleich ich gegen einen längeren Aufenthalt nichts hätte. Ich darf hinzu fügen, daß man Euch die 500 Jahre nicht direkt ansieht..."

Sie betrachtete ihn eingehend. Auf den ersten Blick sah er aus wie ein ganz gewöhnlicher Mensch. Nicht mehr jung, aber auch in keinster Weise gebrechlich. Das ungewöhnlichste an Gandalfs Erscheinung waren die Augen. Sie waren von einer seltsamen Tiefe geprägt, und der Blick schien direkt durch einen hindurch zu gehen. Wohin? In das Gegenüber oder an einen weit entfernten Ort? Es war nicht auszumachen.

"Für Forschung bedarf es der Ruhe. Aber auch ich könnte die Zeit nutzen, um in dieser Gegend ein wenig die Flora zu erkunden. So wäre ich Euch nicht im Wege."

Sie ließ das Gesagte einen kurzen Moment auf sich wirken.

"Was genau meint Ihr mit Magie, die man ohne Komponenten wirken kann? Meint Ihr damit ohne Schriftrollen, Zauberbücher und Zauberstäbe? Eine Art, Arkana wie göttliche Magie zu kanalisieren? Nun, vermutlich entzieht sich das ohnehin meinem Verständnis, zudem... Solche Geheimnisse behält man wohl besser für sich. Nicht nur, daß es zur Gefahr für Euch selbst werden könnte, auch Eingeweihte könnten zum Ziel werden. Ich lege keinen sonderlichen Wert darauf, mich fremder Magier erwehren zu müssen. Das liegt auch völlig außerhalb meiner Fähigkeiten."

Dachrismas Blick schweifte zu den Flammen zurück.

"Ich vermute, es gibt schlimmere Schicksale, als das Leben einer Katze leben zu müssen... Zumal in einem sicheren Heim, und nicht gejagt und halb verungert in den Städten von Faerûn. Möglicherweise ist ein solches Leben sogar in vielerlei Hinsicht einfacher, als das Leben eines Reisenden oder Dieners zu führen."

Dachrisma rief sich das Bild des Gasthauses, das ihr Gandalf gezeigt hatte, noch ein Mal in Erinnerung.

"Woher wusstet Ihr, daß es sich bei dem vom Barden geschilderten Ort um diesen Ort hier handelte? Ich konnte auf dem Bild nichts erblicken, was dem Haus, was Ihr errichtet habt, auch nur im Entferntesten ähnelt. Vielleicht war deshalb keiner da, weil es sich um einen anderen Ort handelt. Möglicherweise war der Barde mit seiner Beschreibung nicht sehr genau... oder hat Euch einen kleinen Streich spielen wollen. Aber falls das hier der richtige Ort ist, und bei dem Brand noch Leute hier verweilten, dann fürchte ich, daß man kaum Überreste von ihnen finden wird. "

Traurig nippte Dachrisma an ihrem Met. Sie fragte sich, ob sie sich selbst ein Mal in den Keller wagen sollte... Aber nicht ohne einen guten Schutz vor Bösem, so viel stand fest.

"Ihr müsst Euch nicht um Krach sorgen. Ich alleine bin kaum imstande Lärm zu verursachen. Größe und Beschaffenheit des Zimmers sind mit auch egal. Es reicht völlig, genug Platz zum Schlafen zu haben. Ich bitte nur darum, nicht im Dachgeschoss unter gebracht zu werden. Aus pragmatischen Gründen wie Stürme und Hitze. Aber ich bilde mir nicht ein Ansprüche stellen zu können und möchte es auch gar nicht. Ich kann mich auch zurück ziehen, dann bemerkt man meine Anwesenheit praktisch nicht."

Müde lehnte sich Dachrisma im Sessel zurück.
 
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Gandalf the White

Gedankenschinder
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"Ihr macht euch zu viele Sorgen, Dachrisma. Selbst lauter Partylärm würde mich nicht stören. Wie gesagt, Magier haben da so ihre Mittel...."

Gandalf zog an seiner Pfeife, blies den Rauch aus. Der Rauch schwebte nach oben. Zunächst sah man nichts Besonderes, doch ein geduldiger und ein wenig aufmerksamer Beobachter konnte das Entstehen und Davongaloppieren einer kleinen Pferdeherde entdecken.

"Ob das hier der Ort ist, den der Barde gemeint hat, weiß ich eben nicht. Aber dies ist, was ich nach tagelangem Suchen vorgefunden habe und mir gefiel das idyllische Plätzchen. Also habe ich beschlossen, zu bleiben. Und ich habe den Aufbau dieses Hauses als Gasthaus schließlich nicht ohne Grund gewählt. Ich bin nicht mehr so eitel, anzunehmen, ein solch schöner Flecken Erde stünde nur mir alleine zu."
Und mit einem frechen, nahezu spitzbübischen Grinsen meinte Gandalf dann: "Außerdem weiß auch ich eine zünftige Fete im Kreis von Freunden durchaus zu schätzen. Ich bin schließlich kein griesgrämiger alter Kauz, der nur Schriftrollen und Bücher wälzt."

Nach einem Schluck Wein sprach er weiter: "Und nun kommen wir zu eurer Frage wegen der Komponenten. Das wundert mich doch etwas, daß ihr das nicht wißt. Sicher, Menschen, die nicht der Magie kundig sind, verstehen nicht alles, wovon Magier sprechen. Aber daß man für bestimmte Zauber materielle Grundlagen braucht, wenn man sie wirken will, ist doch allgemein bekannt. Nehmt doch nur mal den Zauber Fleisch zu Stein. Dafür muß man normalerweise Kalkstein, Wasser und Erde zur Hand haben. Auch das ist einder er Gründe, warum viele Magier nicht alle Zauber, die sie lernen könnten, auch in ihr Zauberbuch oder, wenn sie mächtiger und vielseitiger sind, in ihre Zauberbücher aufnehmen. Denn sie sagen sich, daß sie dann umso mehr Komponenten dabei haben müssen. Viele konzentrieren sich dann auf ein bestimmtes Gebiet, bei dem einige Komponenten für mehrere Zauber verwendet werden können ohne verbraucht zu werden."

Und nun schwang ein nicht zu überhörender Stolz in Gandalfs Stimme mit: "Ich hingegen, habe so lange geforscht, bis ich heraus gefunden habe, wie ich es vermeiden kann, Komponenten mit mir zu führen und trotzdem JEDEN Zauber sprechen kann. Die logische Konsequenz danach war natürlich, mein Gedächtnis so zu verändern, daß ich einen gewirkten Zauber nicht vergesse und neu einprägen muß, um..........aber ich glaube, das geht schon zu tief in die Materie. Wenn es euch interessiert, können wir darauf gern eingehen. Ihr allerdings seht erstens heute nicht unbedingt mehr all zu aufnahmefähig aus und zweitens seid ihr, so wie ich eure Ausrüstung einschätze, wohl weniger an einer magischen Ausbildung interessiert."

Ehe sich Dachrisma versah, erschien vor ihr auf dem Tischchen ein Teller mit Schnittchen. Käse, Wurst, Schinken. Daneben lagen noch ein paar Gebäckstücke. Gandalf sagte kein Wort, trank noch einen Schluck Wein und starrte dann ruhig ins Feuer.
 

Dachrisma

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Gandalf hatte recht. Sie machte sich immer Sorgen. Der Zweifel an allem, zuletzt sich selbst, trieb Dachrisma oft fast in den Wahnsinn. Ein wenig wünschte sie sich etwas mehr Selbstbewusstsein zu haben, so wie Gandalf. Wobei er auch auf seine zweifellos umfangreichen Fähigkeiten bauen konnte. Es war gut zu wissen, wo die Talente lagen. Und wenn die Talente so ausgeprägt waren, daß sie auch anerkannt würden.

Als eine Mischung aus Flüchtender und reisender Heilerin, die von den Göttern immer an die Orte gesandt wurden, wo sie kurze Zeit verblieb, um Leuten zu helfen, durch Heilung oder die letzte Begleitung zurück zu den Göttern, fand man oft mehr Fragen als Antworten. Selbst mit der Gewissheit alles richtig und gut gemacht zu haben. Denn allzu oft ging es nur darum den letzten Weg zu geleiten, und außer Fragen und einem Gefühl der Einsamkeit blieb dann eben nicht so viel. Heldenhafte Einsätze für die Gerechtigkeit, das waren Geschichten. Hin und wieder passierte so etwas mal, aber längst nicht jedes Mal so dramatisch, daß man ein Dorf vor Dunkelelfen oder gar Drachen retten müsste. Nein, so etwas eher nicht. Eher vermisste Kinder aus Brunnen retten, das waren die alltäglichen Heldengeschichten. Und so etwas besang keiner. Man bekam eine gute Mahlzeit, für eine kurze Zeit Unterkunft, etwas Wegzehrung und dann ging es weiter an einen anderen Ort, an dem einen niemand kannte oder auch nur schätzte.

Als Dachrisma den Blick hob sah sie, daß in Gandalfs Rauchwölkchen Figuren sichtbar waren. Aber ihre müden Augen konnten nicht genau erkennen, worum es sich dabei handelte. Sie waren sehr filigran.

"Also habt Ihr nun einen neuen Ort erschaffen, Herr Gandalf..." Dachrisma zögerte einen Moment. "Die `Taverne zum weißen Magier´? Wisst Ihr schon, was ihr damit vor habt?"

Gedankenverloren folgte ihr Blick noch ein paar Minuten den kleinen Rauchwölkchen, bevor sie dazu anhob Gandals Frage zu beantworten.

"Nein, Herr Gandalf, ehrlich gesagt war ich meist in eher kleinen und unscheinbaren Orten unterwegs. Ich hatte nie die Gelegenheit einen Magier näher kennen zu lernen. Und wenn das Leben eher mit alltäglichen Aufgaben gefüllt ist, dann sind die Gedanken doch immer woanders. Da auch nicht absehbar war, daß ich je einen Funken arkane Magie aus mir heraus holen könnte, habe ich auch nie versucht sie zu studieren. Vielleicht ist das töricht, aber meine Fähigkeiten liegen im göttlichen Bereich. Und ein wenig im prophetischen. Aber all das wird Euch nur wenig interessieren. Ich weiß oft vorher, wenn ein Unglück geschieht oder Leute sterben. Aber auch diese Fähigkeiten sind begrenzt und lassen sich nicht steuern. Ehrlich gesagt betrachte ich das eher als Fluch denn als Segen, denn etwas voraus zu sehen bedeutet nicht, daß man die Geschicke zu einem Besseren wenden kann. Man weiß es eben nur."

Dachrisma versuchte im Inneren auszubleneden, welchen Tragödien sie bereits unfreiwillig beiwohnen musste und konzentrierte sich mehr auf Gandalfs Worte.

"Es ist nicht so, daß mich Eure Fähigkeiten nicht interessieren, und ich wünschte, ein wenig von Eurem Talent zu besitzen. Aber leider, Ihr habt jemanden vor Euch, der einfach von den Grundlagen der Magie nur sehr wenig versteht. Doch, schon alleine WAS Ihr mit Euren Fähigkeiten hier bewerkstelligt habt, beeindruckt mich über alle Maaße, so viel kann ich Euch versichern."

In diesem Moment erschien, aus Gandalfs reiner Gedankenkraft heraus, eine kleine, aber reich gedeckte Tafel auf dem kleinen Tischchen neben dem Kamin. Zunächst etwas erschrocken, dann etwas traurig und verlegen, betrachtete sie all die Köstlichkeiten. Es war nicht so, daß sie undankbar war, aber... Viele wussten es nicht, die ohne Hunger aufgewachsen waren. Wenn man lange Zeit mit wenig auskommen musste, dann war man es gewohnt den Hunger "weg zu schlafen". Die erste Zeit war schrecklich. Man konnte nur an Essen denken. Man zitterte manchmal. Mit viel Wasser ertrug man es. Aber wenn es zum Alltag gehörte, dann wurde das Essen anstrengend, manchmal sogar schmerzhaft, sehr schnell wurde einem schlecht. Dachrisma war nun seit vielen Wochen unterwegs und wusste, daß ihr diese Tafel nicht gut bekommen würde. Wie so vieles war auch das kompliziert. Warum konnte sie nicht normaler sein? Sie trank noch einen Schluck Met und überlegte, was sie nun machen sollte.
 
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Gandalf the White

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Gandalf blieb einen Moment still, versunken in eigenen Gedanken. Dachrismas Zögern wunderte ihn nicht, so abgemagert, wie sie aussah. Er wußte daß sie sich richtig verhielt. Zu viel Essen auf einmal nach langer Fastenzeit war schädlich, konnte sogar tödlich enden. Nein, für den Anfang kleine Bissen, immer nur ein wenig, eine halbe bis ganze Stunde Pause, ein weiterer Bissen, bis sich der Körper wieder an einen 'normalen' Rhythmus gewöhnt hätte. Sollte Dachrisma länger bleiben, wäre das der Weg, den sie gehen mußte. Gandalf würde später essen. Es wäre taktlos gewesen, Dachrisma so sitzen zu lassen und ihr etwas vor zu kauen.
Und was sie ihm erzählt hatte, machte ihn sehr wohl neugierig. Fähigkeiten im göttlichen und prophetischen Bereich. Ach ja....ein alter, schmerzhafter Gedanke kehrte zurück. Eine Erinnerung. Arda........er war so jung gewesen....er hatte sie nicht retten können. Und sie selbst sich auch nicht, trotz all ihrer göttlichen und prophetischen Gaben. Zu zweit waren sie im an die Stadt angrenzenden Wald spazieren gewesen. Eine junge, frisch geweihte Klerikerin des Corellon Larethian und er, Gandalf, ein aufstrebender junger Magier, der die ersten Zauber gelernt hatte. Gemeinsam waren sie aufgewachsen, kannten sich von Kindesbeinen an und ja....sie träumten von einer gemeinsamen Zukunft. Der Wald hätte sicher sein sollen, wo doch die Stadtwache die Wege sauber und beschützt hielt. Doch auf einmal waren sie da, finstere Gesellen, gerüstet in Plattenpanzern und Lederrüstungen, die sich Arda nicht hätte leisten und die Gandalf nicht hätte tragen können. Klar wollten sie das Wenige haben, was die beiden dabei hatten. Aber sie machten sich nicht mal die Mühe, sie zur Herausgabe aufzufordern, sondern griffen direkt an...Mordlust in den Augen. Arda und Gandalf hatten gekämpft, versucht, sich langsam zurück zu ziehen, ihre Habseligkeiten auf den Boden geworfen um Kund zu tun, daß sie aufgaben und gehen würden. Es hatte nichts genutzt. Am Ende waren von den 6 Anreifern noch 3 übrig und Arda lag auf dem Boden, blutend aus mehreren Wunden. Ihre Magie war zu schwach, um sich zu heilen und Gandalf konnte ihr nicht helfen, hatte Mühe, sich seiner beiden verbliebenen Angreifer zu erwehren. Und dann dieser schreckliche Schlag, mit dem der dritte verbliebene Angreifer Arda einfach den Kopf abschlug. Oh ja....dieses Bild hatte sich tief eingebrannt.
An dem Tag war etwas in Gandalf gestorben....und etwas anderes erwacht. Oh, wieviel Schmerz und wieviel Wut er gespürt hatte. Sie war wie Feuer durch seine Adern gezogen. Bis heute begriff Gandalf nicht, was damals passiert war. Auf einmal sprach er Zauber, die er noch gar nicht hätte können dürfen, die er nie gehört, gesehen, studiert hatte. SELTENE Zauber! Schlußendlich war von allen 6 Angreifern nicht mehr als Staub übrig. Doch Arda war nicht zu retten gewesen. Er war zum Tempel gegangen, sie sagten, sie könnten nichts tun. Er hatte Hilfe gesucht, niemand gewährte sie. Ardas Familie und seine eigene waren zu arm. Gandalf begrub sie auf ihrem Anwesen und ging. Er war nie nach Hause zurück gekehrt, hatte seine magischen Studien voran getrieben mit nie gekanntem Eifer. Er spürte, daß er dies Arda schuldig war.
Das war nun über 500 Jahre her. Damals war er gerade mal 21 gewesen. Ja, seine Studien hatten ihn weit gebracht. Er war einer der mächtigsten, vielleicht sogar DER mächtigste Magier geworden, die es zur Zeit gab. Er alterte nicht mehr. Er wurde nicht mehr krank. Er schuf Dinge aus dem nichts, ohne mehr als Magie dafür zu benötigen. Komponenten? Hah, er hatte einen unendlichen Vorrat davon, einfach weil er sie ERSCHAFFEN konnte. Aus dem Nichts. Das war sein Geheimnis. Es war so einfach gewesen und doch so genial. Natürlich hatte auch das seine Haken und Schwierigkeiten gehabt. Er war schließlich nicht der erste Magier mit dieser Idee. Aber der erste, der sie erfolgreich umsetzen konnte. Doch das Alles konnte Arda nicht zurück bringen.
Das Einzige, was Gandalf tun konnte, war, in ihrem Sinne und Vermächtnis zu handeln und ihr Wesen zu ehren. Nur deshalb war er nicht zu einem Zerstörer geworden. Er hätte ihr Andenken verraten, wenn er sich dem bösen Pfad zugewandt hätte. Stattdessen hatte sich Gandalf dazu entschlossen, zu helfen, die Welt zu heilen.
Er brach das Schweigen, lächelte kurz und sprach dann sehr ernst:

"Was mich interessiert, und was nicht, liebes Kind, das überlaßt ruhig mir. Eure Fähigkeiten machen mich durchaus neugierig. Wer wäre ich, wenn ich nicht bereit wäre, neues zu lernen. Und was euch und die arkane Magie angeht: Selbst wenn ihr keine Fähigkeiten in dieser Richtung besitzt und ihr sie nicht anwenden wollt, so wäre es für euch doch wichtig, zu wissen, wie die Welt um euch herum funktioniert. Schon alleine, um euch vor denen zu schützen, die sie GEGEN EUCH einsetzen wollen. Und solche wird es geben. Es gibt sie immer...." der Schmerz in seiner Stimme war in diesen letzten vier Worten zu hören, eine andere Erinnerung, nicht weniger prägsam "...und nicht immer erkennt man sie gleich. Solltet ihr hier länger verweilen wollen, so biete ich euch einen Grundlagenkurs an."

Nach einer kurzen Pause setzte er etwas gesetzter fort: "Hmmm, 'Taverne zum weißen Magier'. Auch wenn der Name gut klingt, so weiß ich nicht, ob ich wirklich weiß bin, Dachrisma. Auch an meinen Händen klebt Blut. Ein Makel, den ich wohl niemals los werden werde. Aber wenn wir schon einen Namen brauchen......beachtet man, daß sowohl ihr als auch ich und auch die beiden anderen seltsamen Kerlchen wohl des Nachts hier angekommen sind....was haltet ihr von 'Schänke zur Nachtschicht'?"
 

Dachrisma

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Es folgte eine längere Stille. Dachrisma nahm sich zögernd ein Stück Obst und begann in kleinen Bissen davon zu essen, während sie Gandalf dankbar zunickte.

Gandalf schien tief in Gedanken versunken. Sein Gesicht verdüsterte sich ein wenig und auch die kleinen Rauchwölkchen veränderten sich. Sie meinte im Rauch ein weibliches Gesicht ausmachen zu können. Doch getraute sie sich nicht, zu fragen.

Vermutlich, so überlegte sie, gab es keinen einfachen Weg zu sich selbst. Der einfache Weg bedeutete, daß man sich selbst nicht fand. Man blieb wo man war, weil es keinen Grund gab auszuziehen, statt auf dem Hof des Vaters eine Familie zu gründen. Der einfache Weg bedeutete, daß man weder sich noch andere herausfordern musste. Es war bequem, es war ein sicherer Weg. Aber auch eine Weg ohne Herausforderungen und Chancen. Ohne je etwas in Frage stellen zu müssen. Ein Weg ohne je etwas zu finden WEIL man es nicht in Frage gestellt und nach Antworten gesucht hatte. Es war auch auf seine Art tragisch, selbst wenn es so viel leichter schien. Ein Weg, auf dem am Ende womöglich viel mehr Anlass für Zweifel und Unzufriedenheit bestand... Wie eine Leere, die man nie hinterfragt hatte, weil sie latent immer vorhanden war, ohne zu stören. Am Ende fragte man sich womöglich was man eigentlich, wo man am Ende des Lebens war, die ganze Zeit getan hatte, wer waren diese Leute, mit denen man zeitlebens zusammen war? Kannte man sich selbst oder sie überhaupt? Kannten SIE sich selbst? Möglicherweise bestand die Tragödie des Lebens in Wirklichkeit darin, daß man nur über Schmerz zu diesen Erkenntnissen kommen konnte. Und nicht jeder war für den Weg des Lebens stark genug. Viele fanden sich nie. Und einige starben bei dem Versuch es zu schaffen. Sie war nicht gestorben... Und Gandalf auch nicht.

Nun saßen sie hier, weit ab von anderen Leuten, und hatten die Zeit und Abgeschiedenheit genug auf ihren Weg hierher zurück zu blicken.
Gandalf nahm erneut das Gespräch auf. Seine Worte klangen Weise und von perönlicher Erfahrung geprägt.

"Ja, Herr Gandalf, Ihr habt recht. Ich vermute, die Götter brachten mir stets bei, was ich wissen musste, um meinen Pfad fortzusetzen. Nun, da sie mich zu Euch geführt haben, bin ich gerne bereit meine Erfahrungen mit Euch zu teilen und auch von Euch zu lernen."

Es stimmte, die Götter hatten sie einen bestimmten Weg geführt. Von klein auf. Sie WOLLTE ihn so lange nicht gehen, sie hatte versucht ein solides und unaufälliges Leben zu führen, aber es ging nicht. Sie sah die Bilder, denen sie nicht entkommen konnte, und immer wieder passierten Dinge, die sie in diese Richung führten. An dem Tag, an dem ihre Mutter, ihre ältere Schwester und sie das Baby, ihre kleine Schwester, wecken wollten, und sie nur noch blau angelaufen und leblos in ihrem kleinen Bettchen fanden, fing alles an. Sie hatte sie weinen hören. Als einzige. Sie hörte sie immer noch, als sie schon lange unter der Erde war. Sie wollte es so gerne sagen, aber keiner verstand ihre noch kindlichen Worte. Die Welt war blind für die Gefühle ihrer Schwester und ihrer selbst geworden. Die arme Mutter wurde bedauert, doch ihre Schwester und sie wurden zunächst zu Verwandten geschickt, die ebenso wenig verstanden. Sie hatte an dem Tag alles verloren, ihre kleine Schwester, ihre Mutter, ihr Heim. Und es kehrte nie zurück, selbst als ihre Schwester und sie eines Tages zurück kehrten. Ihre Eltern waren nicht mehr so wie sie sein sollten, wie sie vormals waren. Sie hatten das Grab besucht mit ihrer Mutter, an einem schönen, warmen Frühlingstag. Es war sehr still an diesem Ort, man hörte nur die Vögel singen. Eine kleine Reihe winziger, oft bunt geschmückter Gräber, am Rande einer kleinen Wiese, auf der noch viel mehr Platz für noch mehr Gräber war. Auf der Wiese blühten Löwenzahn und Gänseblümchen und es stand ein kleiner Baum auf ihr. Für sie selbst war der Baum groß, da sie selbst noch so klein war. Sie sah auf das Grab der kleinen Schwester herab, betrachtete die dort von den Eltern und Großeltern abgelegten Blumen und wollte ihrer kleinen Schwester auch noch einen letzten kleinen Abschiedsgruß mit aufs Grab legen. Sie entzog sich der Hand ihrer Mutter und ging auf die Wiese, wo sie begann kleine Gänseblümchen zu pflücken, und dort fiel ihr eine halbe Walnussschale auf, vermutlich von einem Eichhörnchen hinterlassen. Sie nahm sie, füllte sie mit Erde, legte die Gänsblümchen hinein und brachte sie zum Grab der kleinen Schwester, wo sie sie ablegte.
Das Bild verschwamm, und die Jahre hernach waren schrecklich, mit einem Vater, der immer mehr Spaß daran fand seine Kinder zu verprügeln und einer gebrochenen Mutter, die in ihrer Welt lebte... Es war der Beginn ihrer Reise. Kurz darauf verließen sie den Ort, an dem sie gemeinsam gelebt hatten, und zogen, damals noch als "Familie", in die Ferne, wo sie niemanden kannten und nicht willkommen waren.

Dachrisma kehrte gedanklich in die Gegenwart zurück.

"Herr Gandalf, gerne werde ich mit Euch ein wenig unter den Bäumen spazieren gehen und mit euch Kräuter identifizieren und deren Anwendung besprechen. Es wäre mir eine Ehre. Doch bedenkt eines, wenn Ihr Urteil über Euch selbst sprecht: Es spielt keine Rolle, ob Blut an Euren Händen klebt, sondern warum. Dennoch klingt 'Schänke zur Nachtschicht' seltsam richtig und vertraut. Vermutlich habt Ihr den richtigen Namen gefunden. Vielen Dank für die wunderbare Verköstigung. Speisen wir, es scheint noch genug Zeit zu geben, Erfahrungen und Erkenntnisse auszutauschen."

Dachrisma ass die Frucht vorsichig weiter. Es war ein süßer, kleiner Apfel von rot-gelber Farbe. Es tat ihr wohl hier am Feuer zu sitzen.
 
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