@Wedge: Ich finde auch die neuen Bossencounter klasse und sehr originell, eigentlich sind alle Bosskämpfe außer Luftschiff etwas völlig neues. Sogar die Hardmodes (Morchok Hardmode - genial von der Idee her). Selbstverständlich beurteile ich nicht allein nach Videosequenzen, das hab ich aber auch nirgends behauptet.
Ich finde Dragon Soul in jeder Hinsicht besser als die vorhergehenden Cataclysm-Raids, wobei auch Firelands schon viel neue Ideen mitbrachte (wenn auch storymäßig viel zu schwach ausfiel - die Leyara-Story war nicht übel, aber die eigentliche Staghelm-Story fehlte völlig).
In Sachen Story kommt für mich aber ohnehin nichts an die Illidan-Story ran. Die Burning Crusade Zeiten sind ungeschlagen und werden nicht wiederkommen, das steht fest - aber Spaß hab ich allemal trotzdem. Dragon Soul ist aber in Sachen Atmosphäre und Story durchaus ein Rückbesinnen auf die alten Werte. In gewisser Hinsicht aber nur... siehe nächster Absatz.
Das Problem an dem neueren WoW besteht in meinen rollenspielerisch geprägten Augen eben daran, dass das persönliche Drama fehlt. Illidan gab so ein großes Drama her, ebenso wie Kael'thas. Diese beiden waren starke Persönlichkeiten, starke Charaktere, die im Prinzip beide nur das Beste für ihr Volk wollten, aber dafür einen zu hohen Preis gezahlt haben und am Ende alles verloren haben, wofür sie eintraten. Diese Tragik hinter diesen Figuren ist für mich das, was die Stärke von BC ausmachte und die Atmosphäre, Quests und Raids so großartig machte. Es tat mir regelrecht leid, Kael so zerschunden in Magister's Terrace liegen zu sehen, ein Häufchen Elend in seinem Wahnsinn, alles was er war, für immer verloren. Auch Illidan hatte mein Mitleid - nun erst recht, wo man in der neuen 5er Ini Well of Eternity an seiner Seite (in der Vergangenheit) gegen Mannoroth kämpfen darf. Das ist großartig, eine wunderschöne Storyinstanz.
In Lich King hat Blizzard dieses Drama-Potential zum Teil ausgebaut - hier sei an die unglaublich geniale Wrathgate-Questreihe erinnert - so etwas großartiges gab es nie zuvor in dem Spiel als "einfache Questreihe". Danach haben sie es aber verspielt, Naxx war hübsch aber zu leicht und darum belanglos wirkend, Ulduar fehlte es an Story und Arthas-Bezug und das Kreuzfahrerding kehren wir am liebsten gleich unter den Teppich, das war einfach nur schlecht. Zu dem Zeitpunkt hab ich aufgehört für ein Jahr. Icecrown Citadel war eigentlich recht gelungen, soweit ich das beurteilen kann als jemand, der da erst nach der Pause durchlief, als das Ding schon in Grund und Boden generft wurde. Ich kam immerhin noch rechtzeitig, um mir die Hardmodes von Sindragosa und Arthas anzuschauen.
Tja und das Problem an Cataclysm sieht man schon im Vorspann. Ja, ich fang schon wieder mit den Videosequenzen an, die sind nicht alles, aber sie sind meiner Meinung nach symptomatisch für das Grundproblem in diesem Falle. Das Introvideo zu BC war grandios. Das Introvideo zum Black Temple dann erst recht ("I have been patient. I have been waiting. And when the time comes, the Betrayer will become the betrayed."). Das Intro zu Lich King war eigentlich das beste an dem ganzen Addon, auch genial. Aber das Intro zu Cata? Klar, es ist technisch gut gemacht und alles, und ja, Deathwing ist bedrohlich und alles, aber... er hat keinen Charakter. Bei Illidan und Arthas kannte man die Vorgeschichten, bzw. bekam diese erzählt. Deathwing hätte auch so eine tragische Figur sein können, als ehemaliger Aspect of Earth Neltharion, aber er ist es nicht - er ist nur ein blinder Zerstörer von Welten. Er hat keine Ziele, außer Zerstörung. Er hat keine Agenda. Nicht einmal Rache, nichts. Er ist eine große leere Hülle.
Und dass das so ist, zeigt sich auch in den Todesszenen jener Antagonisten. Kaels Rede im Bosskampf und bei seinem Tod blieb im Gedächtnis haften. Illidans Erstaunen, als er Maiev sieht "Maiev? Is it even possible?", kurz vor seinem Tod. Er ist nicht einfach nur ein Monster. Da steckt mehr hinter dieser Person und das sieht man auch nur allein in den Bosskämpfen. Sogar Arthas findet einen Funken seiner Selbst im Todesmoment wieder "Father? Is it over?". So sehr ich ihn auch gehasst habe (anders als Illidan und Kael, die ich geradezu verehre), in dem Moment kam mir doch ein kleines Tränchen. Dann Bolvars Opfer. Das war tragisch und deshalb war es großartig.
Das fehlt in Cata. Der Destroyer stirbt ohne große Reden. Anfangs begrüßte er Alexstrasza (beim Ultraxion-Trash), aber nur um sie zu verhöhnen. Die Story ist trotzdem schön gemacht um die Aspects, die ihre unsterbliche Macht aufgeben um Deathwing zu vernichten und das "Age of Mortals" einleiten.
Aber ich hätte gern wieder großes Drama. Das sieht sicher auch nicht jeder WoWler so, aber ich weiß dass viele meiner Meinung sind. Ansonsten, rein vom Gameplay her, hat WoW eigentlich in den Jahren immer mehr dazugelernt. Nicht alle Neuerungen gefallen jedem, das ist klar, aber das Spiel ist immer mehr gewachsen. Nicht jedem reicht das in 7 Jahren, um noch gut unterhalten zu werden, auch das ist klar - aber in die Bresche springt in meinem Falle die starke Gildengemeinschaft, in der ich mich befinde. Wir sind wie ne Familie geworden. Und daher passt für mich die große ganze Mischung noch, auch wenn die großen Dramen wohl für immer Geschichte sein werden (von MoP erwarte ich mir da noch weniger als von Cata, aber ich lass mich gern überraschen).
edit
Achja, was mir noch gefällt an Cata ist die Schurken-Legendary-Quest. Die ist echt gut gemacht, fordert den Schurken ihren ganzen schurkischen Skill ab und ist atmosphärisch wirklich cool (es hat was, für einen Sohn von Deathwing zu arbeiten, der für einen neuen, freien, von Deathwings Corruption unabhängigen Black Dragonflight steht).