Topic für Kurzgeschichten

Lisra

Schmusekater
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Sowas gibts ja offensichtlich nicht...

Und auch wenn das Unterforum vom Namen her nur für FGs gedacht ist, find' ich das es sowas auch geben sollte. Und selbst wenn keiner postet, finde ich sicher genug Selbstdarstellungswillen um das Topic alleine zu füllen ;)

Also, fühlt euch ermutigt zu schreiben oder zu kommentieren :)
 

Salomee

BW-Perberus
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Ich bin gerade beim Forumsstöbern auf das Topic gestoßen. Könnte interessant werden. Sollen die Kurzgeschichten in einm vorgegebenen Szenario, wie z.B. Mittelalter, Fantasy, etc. spielen, oder sind die Schauplätze frei wählbar? Schweben Dir sonst noch irgendwelche Richtlinien vor? Da Du das Topic gestartet hast, solltest Du wenigsten mitentscheiden dürfen, was reingeschrieben wird (finde ich jedenfalls;)).

Salomee
 

Myrkyr

Windwanderer
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Das würde mich auch interessieren: Irgendwelche Vorgaben?

Davon abgesehen hätte ich sonst auch Interesse, hier von Zeit zu Zeit was reinzuschreiben... ;) Gute Idee auf jeden Fall.

Myr
 

Durin

Schlachtenwüter
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Hey, es ist klasse, das man den letzten Post in der Übersicht sieht.

Wenn ihr was schreibt schreibe ich auch was. :) Es ist so schwer sich alleine zu motivieren.

Wenn ich Lisra richtig lese, dann hat er keine weitern Vorgaben...
Ich würde sagen:
Zeitrahmen: Noch dieses Jahr.
Größe: Unter 10.000 Wörter ;)
Topic/Genre: Frei

Deal?
 

Salomee

BW-Perberus
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@Durin

Deinen vorgeschlagenen Zeitrahmen finde ich super, sonst zögere ich das wahrscheinlich wieder unnötig hinnaus. Man sollte sich auch nicht schämen etwas Halbausgegorenes zu präsentieren, dann können Andere noch ein bisschen dran rumtüffteln.
Freie Topicwahl würde ich auch vorziehen, ich beuge mich aber gerne der Allgemeinheit.

Jetzt noch was Allgemeines, wie ist das eigentlich hier im Forum? Wir sind doch ohne Altersbeschränkung, oder? Dann muss man auf strafrechtlich unbedenkliche Inhalte achten, richtig?

Das wars erstmal,

Salomee
 

Lisra

Schmusekater
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@Durin

Deal :)

Weil wir ja heir im Forum doch auf einiges achten wär's vielleicht gut vorher ein paar Warnungen anzugeben? Ich jedenfalls bin manchmal nicht zimperlich mit der Sprache.
 

Durin

Schlachtenwüter
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Überlegt euch: Wenn ihr ein paar (bzw ein paar mehr) Jahre älter wäret, würdet ihr die Geschichte eurem 13-Jährigen Kind vorlesen? :)

Ich denke, der Inhalt kann schon ordendlich (erwachsen) sein, solange
-Nicht zu explizit in Sachen Gewaltdarstellung (bzw "Romantik")
-Ordendliche Sprache. Man kan auch jemanden fluchen lassen, mit üblichen Fluchwörten.

Kurz: Ich denke die Forumsregeln gelten im Grunde noch. :)
 

Salomee

BW-Perberus
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@Lisra und Durin

Okay, dann sag ich jetzt auch: "Deal"

@Durin

-Nicht zu explizit in Sachen Gewaltdarstellung (bzw "Romantik")

"Romantik", hervoragende Wortwahl! :D

Salomee
 

Lisra

Schmusekater
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Verdammt...^^

Nicht mal wenn ich in 30 Punkt hinschreibe das es nur für Leute geeignet is, die nen starken Magen haben? :(
 

Lisra

Schmusekater
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Igitt Doppelpost. Nja, beißt mich ;)

Ich werde hier Morgen was posten und bin so anstrengend das hier anzkündigen. Es ist ein mehr oder weniger ausgearbeiteter Entwurf einer tatsächlich langen Geschichte. Zwei Kapitel sind abgeschlossen, ein drittes angefangen. Fast 8.000 Worte, geplant sind sechs Kapitel, ich find' nur mit Schule und so wenig Zeit zum schreiben.

Der Rest folgt Morgen und so...

Und weil dies die erste Geschcihte ist, die ich mit genauen Plänen verfolge, interessiert mich vor allem eins: Meinungen und so :)

Bis Morgen :D

Lis, das Aufmerksamkeitsungeheuer
 

Lisra

Schmusekater
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Bilder an einer weißen Wand
drei Frauen gewidmet

Intro

Tagsüber scheint auch auf die Stadt die Sonne mit all ihrer Wärme, ohne zwischen den Menschen zu unterscheiden.
Die Stadt ist dankbar dafür, dankbar für den sanften Schein, der all das Beton, Glas und das vereinzelte grün seltsam einladend und lebhaft aussehen lässt. Die Geschichte beginnt dort wo sie enden wird, an einer weißen Wand aus getünchtem Backstein. Sie trennt das Kopfsteinpflaster der nahen Straße vom Beton eines Hinterhofs.

Es beginnt mit einem Treffen.
Er schaut sie gar nicht an, sondern starrt auf die Kopfsteine. Warum sollte er auch? Er weiß wie sie aussieht. Ihr Gesicht brennt in seinem Geist stärker als es sich jemals in seinen Augen zeigen könnte. Sie jedoch blickt ihn an, forschend, dann vage lächelnd. Als sie sich in die Arme schließen, da verzieht auch er den Mund zu einem erleichterten Grinsen.
“Hey” murmelt er leise. Es geht fast in ihrem Haar und ihrer Jacke unter.
„Hallo du“
Sie haben sich seit siebzehn Stunden nicht mehr gesehen. Trotzdem sind sie glücklich. Bis zu diesem Moment konnten sie nicht sicher sein das der andere noch lebt.
Ihr lächeln blieb auf ihrem schmalen Gesicht und ahnte nicht, dass in diesem Moment jemand anders langsam verblutete.

Kapitel 1

Ein Lächeln lag auf Niklas' Gesicht. Kein Wunder, zurückgelehnt in die Tiefen eines schmuddeligen Sofas hatte sich ein Mädchen an seine Seite gekuschelt, der Sänger irgendeiner Band schrie aus Leibeskräften aus den Boxen und eine Handvoll seiner Freunde saß im Zimmer verteilt, sprach, trank und lachte.

Er lachte nicht, lächelte nur, trotz des fast leeren Glases in seiner Hand. Seine Augen blickten in die Ferne und leider nicht die Art von Ferne die ein kleiner Teil von ihm herbeiwünschte, sondern in die andere, elende Ferne in die man schaut wenn man genau weiß, dass man sich nicht amüsieren, sondern sorgen sollte.

Niklas ließ seinen Blick durch das Zimmer gleiten. Es gehörte Tobias, einem der wenigen aus der Gruppe die nicht anwesend waren.
Er musste lernen, hatte ihnen aber trotzdem sein „Kingsize-Studentenapartment“ überlassen, für dessen Größe er nach Jahren des Singledaseins keine Verwendung hatte.

Das er schon die 30 hinter sich gelassen hatte, wurde nur dadurch auffällig, dass das riesige Bob Marley Poster bereits Alterserscheinungen hatte und sich noch Schallplatten zur Deko an den Wänden befanden die tatsächlich schon mal abgespielt worden waren.

Alex und Alex schwenkten jeweils eine Flasche in seine Richtung. Bei der Musik hätte er sie nicht hören können. Er nickte einem der beiden zu und breit grinsend und leicht wacklig erhob dieser sich und schenkte ihm nach. Niklas hob dankend sein Glas , in dem Moment da mit einem sägenden Kreischen das letzte Riff des Songs wegbrach.

„Was ist das?“ fragte er, den Moment der Stille ausnutzend, da er den Inhalt seines Glases betrachtet hatte.

„Keine Ahnung, hat Marie uns geschickt“ gab Alex zurück und ließ sich neben seinen Namensbruder, Anne und Sarah, die den Rest der Gruppe für heute ausmachten, fallen.

Niklas nickte. Vermutlich also Lycheewein und grüner Tee, so wie er Marie kannte.

„Dreh mal leiser“ sagte er noch mit einem Nicken zu Carla, als das Bassintro des nächsten Songs begann. „scheint zu schlafen!“
Alex zuckte grinsend mit den Schultern. „Wenn sie so schlafen kann, dann wacht sie auch davon nicht auf.“

Damit hatte er wahrscheinlich recht. Wenn sie es schaffte neben jemanden einzuschlafen, bekam man sie vermutlich nicht mal damit wach den Subwoofer auf ihren Bauch zu stellen.

Niklas leerte sein Glas in einem Zug und blickte wieder in die Ferne und fragte sich zum hundertsten Mal diesen Abend wo Isa gerade war.
Sie hatte sich bei keinem von ihnen gemeldet und fast alle hatten sie in den letzten zwei Tagen angeschrieben, doch seit Freitag in der Schule hatte niemand etwas gehört, nicht einmal online war sie aufgetaucht.

Niklas spürte die Angst in sich, doch langsam setzte künstliche Wärme des Alkohols ein, wurde ihm Carlas Nähe bewusst und seine Gedanken wurden immer langsamer, bis sie mit dem Stampfen der bass drum verschmolzen und er wegknickte.



Ein Morgen danach ist nicht immer schön. Es gibt auch gute, da ist einem nicht wirklich schlecht, der Kopf ist so gut wie frei und es ist jemand da, den man in die Arme schließen kann um vielleicht der durch Vorhänge scheinenden Mittagssonne noch etwas länger zu entkommen. Allerdings gibt aus Morgen wie diesen.

Niklas rollte zur Seite bis er die Kante des Bettes erreichte und hangelte sich auf den Boden. Nur langsam kam er auf die Beine und sah sich um. Jepp, sie hatten Tobias' Zimmer erneut misshandelt.

Er schielte auf die Uhr an der Wand. Halb zehn... Zeit zu gehen.
Niklas grunze etwas unverständliches, drehte sich um, ging ein paar Schritte und wäre fast über Sarah gestolpert. Sie war die einzige mit ihm im Zimmer, der Rest war längst zu verschiedensten Orten verschwunden. Auch er musste eigentlich weg, aber so einfach war das nicht.
Der letzte machte nicht nur das Licht aus, sondern war auch für alles was danach geschah verantwortlich. Also kniete er sich neben Sarah, die halb verborgen unter einem Teil der Sofapolsterung und einer Fußmatte schlief.

Niklas stubste sie an, wartete und wiederholte das ganze etwas härter, als sich nichts tat. Das Nesthäkchen zwang ihre Augen auf und blickte unglücklich in den neuen Tag.

„Morgen“ sagte Niklas und lächelte schmerzlich. Sie hatten alle einen schlechten Einfluss, oh ja...

„Wie fühlst du dich?“

Sarah dachte einige Zeit nach. „Wie eine moderne Skulptur“

Niklas zog eine Augenbraue hoch. Diesen Versuch einer schlauen Antwort kannte er noch nicht.

„Eklig und einbetoniert“ Sie dachte erneut nach „das lässt sich verbessern!“

„Für kurz nach dem Aufwachen nicht schlecht. Kommst du klar?“

Sarah stütze sich auf die Ellenbogen und ihr Gesicht wurde zu einer Grimasse.

„Langsam aber sicher“

„Keine Hektik. Ich sag' Tobias dass er Kaffee mitbringen soll, hm?“

„Wär' lieb. Du hast jetzt Schule?“

Niklas nickte. „Genauso wie du... aber darum kümmern wir uns später“ fügte er hastig hinzu.
Es gab bloß ein leises Grummeln als Antwort.

Er umarmte sie kurz, fand sein Handy in dem Chaos das sie hinterlassen hatten und tippte, während er das Haus verließ eine SMS an Tobias.


Schulen sind immer ein zwiespältiger Ort. Generationen von Schülern haben eigentlich immer einen grauen Kasten vor Augen, wenn sie sich an ihre Zeit an einer Oberschule zurückerinnern und, in Fairness, das ist tatsächlich die Regel.
Den wenigsten ist es gegönnt die Jahre vor der Universität auf einem ausgedehnten Campus zu verbringen, ohne dabei ein teures Internat zu besuchen, und wie vielen das als angenehm in Erinnerung bleibt sei dahingestellt.

Ganz objektiv betrachtet gab es auch am Schulgelände nichts auszusetzen.
Mit der festen Absicht auf ein paar Hektar Brachland eine Schule zu bauen, hatte eine Gruppe von staatlich getriezten Architekten die handvoll großer und kleinerer Gebäude unregelmäßig verteilt und von Gärtnern und Landschaftsgestaltern dekorieren lassen. Das Ergebnis konnte an manchen Tagen so wirken, als hätten alle Beteiligten nach etwa der Hälfte der Bauzeit die Lust verloren, aber verglichen mit dem ein oder anderem grauem Kasten, der älter war als die meisten Häuser in seiner Umgebung, konnte es sich schon sehen lassen.

Das ließ sich jedoch nicht darüber sagen, was sich tagein tagaus darin abspielte. Wenn dies die beste Zeit in unserem Leben ist, so fragten die meisten, warum können wir sie dann nicht genießen?
Lehrer stehen in einem angewöhnten Mix aus Routine, Angst und Desinteresse vor den Klassen und die Schüler verloren über ihresgleichen kein weiteres Wort. Man wusste, wie elend man sich aufführte. Oder sah beflissen darüber hinweg, wie es nur Heranwachsende konnten.

Schon wieder eine Mauer. Gerade einen Meter hoch, fast schon wie eine Wand für den abgesenkten Ascheplatz, der einen ziemlich großen Teil des Schulhofes einnahm.
Carla lag auf dem höher gelegenem Gras zwischen zwei ihrer Freundinnen.
Niklas konnte sich nur vage daran erinnern, dass eine von ihnen Mara hieß, abgesehen davon wusste er nichts.
Das Carla es offenbar schaffte zwei Freundeskreise zu balancieren, blieb ihm ein Rätsel. Als er sich neben ihrem Kopf hinkniete, schlug sie die Augen auf; Sie hatte seinen Schatten wahrgenommen. Sie schob sich ihre Tasche unter den Kopf, damit sie ihn leichter ansehen konnte. Dunkle Ringe lagen sichtbar unter ihren Augen. Sie trug heute Kontaktlinsen.

„Irgendetwas?“

Carla blickte müde und schüttelte den Kopf.

„Nein. Einmal dachte ich, ich's, aber beim zweiten Blick war's doch nichts“

Niklas nickte betrübt. Noch keine Spur von Isa. Natürlich hatte Carla keine Kurse mit ihr, sie war ja älter und heute nicht gerade das Ebenbild der Wachsamkeit, aber trotzdem...
Er bekam es nicht aus seinem Kopf. Geistesabwesend berührte er Carla an der Stirn. Sie zuckte zusammen und fast so schnell wie ein Lidschlag hielt sie sein Handgelenk fest umschlossen.
Sekunden später registrierte sie dass sie ihm wehtat. Sie ließ los und er zog langsam seine Hand zurück.

Tut mir Leid, sagte sein Blick. Mir auch, sagte ihrer. Die kleine Gruppe schwieg eine Weile. Carla blickte zur Seite. Vielleicht war sie rot geworden, vielleicht auch nicht. Niklas stand auf. Er hasste diese Momente, weil er genau darum doch wusste. Er hatte doch aufzupassen, allein aus Respekt ihr gegenüber!

„Ich schau' ob Sarah 's bis zur Schule geschafft hat“ sagte er entschuldigend. Verantwortung als Deckung? Warum nicht.
Er fühlte sich nicht gut, als er wegging und er war sich nicht sicher ob es wegen Carla war.
Niklas fand das überqueren des doch recht ausgedehnten Schulhofs immer ziemlich deprimierend.
Siebtklässler die ihm bis zur Brust reichten und noch nicht einmal den ersten Wachstumsschub empfangen hatten, waren fast so unerträglich mit ihrem Gerenne und Geschrei, wie die angehörigen diverser Subkulturen in ihren Farben und Formen. Es war ihm, ein Rätsel wie man ein rosarotes Polohemd tragen konnte, mit hochgeschlagenem Kragen und dem 400€ MP3-Player, dem einen die Eltern geschenkt hatten, herumlaufen konnte ohne sich lächerlich zu fühlen. Oder sich ein rotes Kreuz mit einer Stecknadel... er unterbrach diesen Gedankengang. Es machte doch keinen Sinn sich über andere aufzuregen, er sah ja nicht viel besser aus.

Meistens konnte man Sarah, ungewöhnlich für ihre Stufe, in ihrem Klassenzimmer finden, in entweder der hintersten oder vordersten Reihe, ziemlich versunken und welche Klänge auch immer aus ihrem Player kamen.

Diesmal jedoch war das Klassenzimmer leer. Niklas stand einige Zeit in der Tür, während er sich selbst die logische Erklärung dafür gab und Erinnerungen dann die Dutzenden Male die er schon hier gestanden hatte, vorüberzogen.
Unterstufenschüler konnten nicht einfach nach vier Stunden auftauchen und sich selber entschuldigen, also würde sie heute gar nicht erst kommen.
Irgendwie hoffte er dass Carla so müde war, dass sie nicht weiter über seine Worte nachdachte. Aber diese Art von fehlender Weitsicht war ja typisch für ihn...

Ein kichern ließ ihn herumdrehen. Ein paar Mädchen standen da, in verschiedenen Versionen von Mittelpubertärer Peinlichkeit gekleidet und mit einem Grinsen im Gesicht, dass manch andere Jungens in den Boden getrieben hätte. Er bedachte sie mit einem leckt-mich-doch Blick und schlurfte missmutig davon.
Man war also durchaus gewahr dass er des öfteren hier vorbeikam. Gerüchte, dachte er, kriechen sicherlich vorsichtig umher.
Selbst als er um eine Ecke des Flurs bog und die Treppe zum Erdgeschoss des Gebäudes herunterging, fühlte er ihre Blicke, eine sich nur sacht auflösende Wäre, im Nacken. Seit wann kümmerte ihn das?

Seit wann kümmert mich das, war auch genau das was er auf kraiertes DIN A4 Blatt schrieb, welches zwischen ihm und Alex lag. Genaugenommen dem Alex, der aus der Ukraine stammte. Oder aus Weißrussland. Oder aus Jugoslawien. Seine Mutter hatte, ohne Pass und ohne Kind, irgendein Märchen erfunden und selbst ihrem Sohn nie erzählt wo sie eigentlich geboren war, damit er sie nicht versehentlich verraten konnte. Einwanderungspolitik war nicht wirklich die Stärke dieses Landes, ganz sicher nicht...

Alex war ein großgewachsener Kerl mit trotzdem äußerst weichen Gesichtszügen, überhaupt nicht jemand, den man sich unter einer Mütze aus Rattenfell in Sibirien vorstellen konnte. Seine Augen strahlten, egal ob mit oder ohne Wodka, eine Wärme aus, die Niklas selten bei jemandem gesehen hatte.
Eine Wärme, die zum Beispiel niemals aus den eisigen Augen von Carla, oder seinen eigenen kommen konnte.
Manchmal konnte er direkt verstehen warum die Mädchen Alex nachliefen. Beiden Alexen um genau zu sein, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich meine, das sind fast alles noch Kinder. Was wissen die überhaupt?

Bist du nicht derjenige, der immer wieder sagt, wie frühreif die Jugend ist?

Sich schlampig anzuziehen hat nichts mit Reife zu tun. Höchstens mit dem Wunsch danach.

Naja ein bisschen...

Gar nicht. Denk an Ramona.

Niklas grinste, als er sah wie Alex' Gesicht sich verzog, als er den Namen las. Ramona war so die anhänglichste Klette an ihm gewesen, immer voller Bewunderung für seine musikalische Seite, bis Alex klargestellt hatte das sie nervig und uninteressant für ihn war. Es war der Beginn einer wunderbaren Feindschaft.
Der Punkt jedoch war, dass Ramona vor allem brav aussah. Das sie alles andere als brav war musste man erst noch herausfinden.

Das ist doch letztlich 'ne genauso billige Masche.

Wahr, beweist aber, dass Frau es auch von der anderen Seite angehen kann.

Als hätten wir das nicht gewusst.

Einige Zeit lang schrieben beide nichts, schauten abwechselnd nach vorne, wo der stämmige, kahlköpfige Lehrer erneut betonte, dass es später egal sei ob man wüsste dass während der Glykolyse Phosphoglyzerinsäure zu Phosphoenolpyruvat reduziert wird (durch das abspalten von zwei Molekülen Wasser), er sie aber trotzdem dazu zwingen wird genau das und ähnliches bis zur nächsten Klausur auswendig zu lernen, an die Decke und aus dem Fenster schauten.

Was steht da, C7H707 ?

Glaub' schon, wen kümmerts?

Dann muss ich das nicht nachschlagen.

Faul bist du!

Wenigstens schreib ich mit!

Das Gespräch verlor sich doch ziemlich schnell. Sie fanden einfach kein Thema und der Unterricht bot auch erstaunlich wenig Freiraum für Gedanken.

Niklas schaute auf seine krakelige Skizze der Glykolyse.
Das ganze System erscheint auf den ersten Blick doch perfekt. Angenommen das ein ständiger Nachschub an Glukose gewährleistet ist, kann der Zyklus nicht aufhören. Der ständige Wechsel von ATP zu ADP und wieder zurück sorgt für unablässige Energie, die nebenbei den Rest weiter antreibt. Wie jedoch kann so ein System entstehen? Das ganze ist ja bloß Chemie. Diffusion und so. Stoff A geht nach B weil er das muss, wegen dem... Dingens... Konzentrationsgefälles. Zufällig ist das dann auch der Ort wo der Stoff gebraucht wird.
Alles greift perfekt ineinander, bis irgendwas doofes passiert, wie eine Verletzung oder so. Und all das...
All das soll durch Zufall entstanden sein? Ausgehend von einer seltsam primitiven Zelle?

Er wusste dass das so war. Wusste es in dem Sinne das man es ihm immer wieder erzählt hatte, das er es immer wieder gelesen hatte. Aber er hatte es niemals für sich selbst akzeptiert. Der Gedanke war so seltsam und abwegig, wie die Vorstellung dass das Universum in seiner vermutlich unendlichen Ausdehnung einmal in einem Punkt konzentriert war, der kleiner war als ein Elektron. Viel kleiner. Und das es kein „Außen“ außerhalb dieses winzig kleinen Punktes gab, in dem sich der Punkt befinden konnte. Wo befand sich dann der Punkt, wenn es sonst nichts gab?

Die schiere Hoffnungslosigkeit dieser Fragen machte ihn jedes Mal traurig. Egal wie sehr man das Problem hin und her drehte, es bleib nur die Erkenntnis, das wir die Lösung nicht sehen können. Unser Geist, so schien es ihm, ist einfach nicht für solcherlei Gedanken gemacht.
Warum können wir sie dann denken?

Unwillkürlich versenkte er die Nägel seiner rechten Hand in seinen Arm und kehrte wieder in die kreideweiße Schulrealität zurück. Ein Glück hatte er so lange Nägel. Es gab Nächte in denen er träumte, dass seine sinnlosen Gedanken ein Labyrinth bildeten. Und das war närrisch, denn Gedanken hatten keine Form.

Er seufzte leise und schrieb die letzte Formel von der Tafel ab und vervollständigte die hässliche Skizze. Nichts, so sagte er sich, war schlimmer als solche Fragen.
Höchstens Frauen, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf.
Er hätte beinahe gelacht.


Anne warf sich dem deutschen Alex um den Hals, als sie als letzte zur Gruppe stieß. Sie saßen alle nebeneinander auf der Mauer am Ascheplatz, alle natürlich bis auf Tobias, Sarah und Isa.
Anne war ein hübsches, wenn auch plumpes Mädchen, dass sich oft hinter einer großen Sonnenbrille versteckte und kein Problem damit hatte ein T-Shirt von Slipknot zu einem Minirock zu tragen. Das sie nun gar nicht die Figur für das eine oder das andere hatte, schien sie nicht zu stören. Alex, kleiner und dünner als sein russischer Namensbruder, umarmte sie trotzdem und hielt mühelos sein Gleichgewicht.
Niklas war sich sicher, dass er ihr nicht standhalten konnte und war froh, dass Anne Alex auserkoren hatte und nicht ihn.

„Wo ist unsere Kleine?“ fragte Anne, nachdem sie weitere Kuscheligkeiten an die anderen verteilt hatte. Niklas verzog das Gesicht. Ihre Stimme war oft abartig schrill.

„Daheim, vermute ich. Oder noch immer bei Tobias“ antwortete er.

„Ich hab' sie gar nicht gesehen als wir gingen“

Niklas lachte. „Wahrscheinlich bist du auf sie getreten. Sie lag mitten im Weg.“

„Selbst schuld“ stellte Anne fest.

„Sagtmal“ sagte Carla „ist das nicht irgendwie ... falsch?“

„Was meinst du?“ fragte Anne und erklomm die niedrige Mauer.

„Sie ist doch noch nicht einmal sechzehn...“

Ein Teil der Gruppe rollte mit den Augen. Trotzdem hatte sie natürlich recht.

„Wen kümmerts?“
„Ihre Eltern?“

„Glaubst du die erfahren das?“

„Eltern erfahren alles irgendwann!“ diese Erkenntnis kam vom deutschen Alex und absolute Wahrheit stand dahinter. Er wusste wovon er sprach. Egal was er angestellt hatte, seine Mutter hatte es bisher immer erfahren.

„Ist das nicht eigentlich sogar eine Straftat?“ sagte Niklas, obwohl ihn das nun am wenigsten Interessierte.

„Vielleicht.“ gab Carla zurück. „Würde mich nicht wundern“

„Worauf willst du eigentlich hinaus?“ fragte Anne und fixierte ihre Freundin mit aufgesetztem Misstrauen.
„Sie will das doch schließlich“

„Weißt du“ brummelte Carla „genau so hat der letzte Sexualverbrecher auch argumentiert“

Anne gab ihr einen bösen Blick.

„Und?“

„Ich glaube es ist einfach nur falsch. Wir trinken alle, aber uns ist das auch erlaubt. Sie sollte das nicht tun.“

„Warst du etwa anders damals?“ stichelte Anne. „Mit fünfzehn hast du mir schon was angeboten, und da war ich erst dreizehn!“

Carla antwortete nicht, sondern machte eine Rückwärtsrolle und nutzte den Schwung um aufzustehen.

„Das war was anderes...“

Alex und Alex mischten sich in das Gespräch, doch Niklas war nicht interessiert genug. Er lehnte sich zurück und starrte in den noch ziemlich blauen Himmel. Irgendwann schloss er die Augen.

Er spürte wie sich die anderen noch unterhielten, tat selbst jedoch nichts. Die spätsommerliche Luft schien so nahe am Boden noch leicht und angenehm, etwas Wind, warme Sonne... er hätte fast schlafen können. Fast.

Schließlich verabschiedeten sich die ersten. Alex und Anne gingen zusammen davon, der zweite Alex tat es ihnen bald nach. Irgendwann gab auch Carla das auf womit sie sich beschäftigt hatte, stupste ihn sacht mit dem Fuß an und verabschiedete sich. Er sah ihr nicht wie sonst hinterher, sondern blieb einfach liegen.

Irgendwann ließ er sich jedoch auch dazu hinreißen sich aufzurichten. Sein Kreislauf protestierte, wurde jedoch überstimmt. Mit Blitzlichtern vor den Augen fischte er sein Handy aus der Tasche.
In ein paar Minuten würde die achte Stunde enden und der Hof würde sich wieder füllen. Zeit zu gehen, schon wieder. Lustlos griff er nach seinem Rucksack, schlang ihn auf die Schulter. Nach drei Schritten in Richtung Schultor blieb er stehen. Isa stand da, keine zweihundert Meter entfernt. Sie schien zu lächeln, soweit er das beurteilen konnte. Sie winkte. Und dann drehte sie sich um und ging.

Niklas war so getroffen, dass er einfach nur dastand. Als er sich dem ein paar Augenblicke später bewusst wurde, blieb er trotzdem weiter dort stehen und dachte nach.
Schließlich zuckte er mit den Schultern. Es machte keinen Sinn sie zu verfolgen. Sie hatte schon ihre Gründe und wie sonst sollte man dies auslegen, wenn nicht als ein „übrigens, ich leb' noch, aber will allein sein“? Er wusste nichts anderes zu tun als es so hinzunehmen.

[Ende des Kapitels]
 

Durin

Schlachtenwüter
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Hm, etwas "ich kann es zwar nicht besser, aber..." Kritik gefällig? :)

Liest sich für mich eher nach dem Auftakt zu einem Roman. Zu viele Personen für meinen Geschmack, auch wenn du gut weißt, wie man jemanden einprägsam vorstellt.

Das Setting ist langweilig. Im Grunde ein ganz normaler Schultag eines anscheinend ziemlich normalen Jungen der sich mit seiner normalen Clicke über normale Jugend-Themen unterhällt. Das ist sehr gut um einen Roman zu beginnen. Und in diesem Fall hier auch nötig, um zumindest halbwegs einen Überblick über die gesellschaftlichen Strukturen zu bekommen. ;) Aber ich frage mich natürlich: "Wo bleibt die Action?" Das geistige Abdriften versprcht ja, das da noch Handlung kommt. Ich sehe also das Potential. :)

Sagte ich schon, das du einen ziemlich guten Schreibstil hast? Beim Intro habe ich mir gedacht: "Oha, was wird dass denn?" aber dann wurde es sehr ... verfilmbar.

Sodele, dann will ich mal loslegen. Das Genre so weit wie möglich von dem hier entfernt, hehe. :rolleyes:
 

Lisra

Schmusekater
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Es wird ein Roman... irgendwann mal. Aber im Moment ists noch eine Kurzgeschichte von der länge her ;)

Ich bin gespannt was du nach dem Rest sagst. Etwa 1,5 Kapitel hab ich noch zu posten :)

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Kapitel 2

I'm so lost without you when you're supposed to save me...
genervt suchte Niklas die Fernbedienung für seine Stereoanlage und legte, als er sie nicht fand einfach den groß leuchtenden Hauptschalter des Multisteckers um. Ji-In Chos Stimme erstarb. Es gab einen Ort und eine Zeit für jede Musik aber weder noch war gerade für Krypteria bestimmt. Der Kitsch konnte manchmal einfach unerträglich sein.
This is the night all angels cry and their tears set heaven alight/ this is a night of screaming, the sky is bleeding and no one but myself to blame...
Niklas seufzte und setzte sich wieder vor seinen PC. Gegen ein gutes Gedächtnis half es eben nicht, wenn man die Musik vor der Stelle ausdrehte. Schuld und Sühne-Musik war nun gerade nichts was er im Moment brauchte. Da half auch keine hübsche Koreanerin, oder die lieblichen Klavierklänge zwischen den Gitarrenparts. Der Grund für seinen Unmut lag auf der Hand. Leider nicht, so dachte er, nicht in seiner Hand, denn sonst hätte er nur zudrücken brauchen.
Isas merkwürdiges Verhalten hatte einen Grund und obwohl niemand es aussprach war doch völlig klar das Niklas dafür verantwortlich war. Oh natürlich nicht allein, das wusste er, doch trotzdem. Es war doch zum davonlaufen...
Carla erschien in seinem Kopf. Davonlaufen, sagte sie, hatte noch niemandem geholfen. Ja... er erinnerte sich. Es hatte sich einst viel um weglaufen gedreht bei ihr, schon lange bevor sie sich kennen gelernt hatten. Aber Carla war immer gut im weglaufen gewesen, vor allem vor sich selbst. Isa war keine die weglief. Isa stand immer nur da und ließ mit sich geschehen was kam. Es fraß sich immer durch sie hindurch. Wie ein Tumor, oder so. Und wenn wir schon davon sprechen, so vom davonlaufen... was machst eigentlich du? Du... irgendetwas unterbrach seine Gedanken. Er blinzelte und sah wie die Welt wieder klare Konturen abnahm.
Dann klopfte es erneut, bevor die Tür achtlos aufgestoßen wurde.

Allan stand in der Tür, einer der wenigen seiner Freunde außerhalb des Kreises.
Ein groß gewachsener, doch sehr magerer Kerl, nicht viel älter als Niklas selbst. In seinen Zügen lag etwas südamerikanisches, auch wenn die wenigsten das wirklich bemerkten. Wie immer ging er mit einer völligen Ignoranz für Aussehen oder ähnliche Kleinigkeiten durch die Welt. Er war unrasiert und die Haare waren fast so wirr Niklas, jedoch durch Vernachlässigung und nicht von Natur aus.
Ein geflügeltes Schwert prangte auf dem schwarzen T-Shirt und gab manchen den Eindruck das hinter dem Aussehen eine geschickt konstruierte Fassade lag. Dies stimmte jedoch nicht, zumindest glaubte Niklas das und Allan verlor darüber nie ein Wort.

Niklas schaffte es einen Moment lang nicht zu verbergen dass er völlig vergessen hatte das sich sein Freund bei ihm angekündigt hatte.
„Na“ sagte er schlicht.
Allan nickte ihm zu, trat ein und zog Niklas' Sessel neben den PC.

„Wie geht es in der Provinz?“

Allan besuchte ein Internat, etwas das Niklas gleichermaßen als Segen und Fluch für seinen Freund empfand. Zwar konnte er dort verhältnismäßig ungestört zur Schule gehen, aber er war eben mit den anderen dort fünf Tage die Woche gefangen und er hatte einfach kein Glück bei seinen Mitschülern. Noch nie gehabt. Einer der Gründe warum er dort war.

„Es ist sehr ruhig.“ Allan grinste nicht. Aber er grinste auch nicht besonders häufig. Niklas war es gewöhnt.

„Das glaub ich gern.“

Sie schwiegen beide etwas. Dann rief Niklas ein Spiel auf das sie beide kannten. Es machte auch nichts das er spielte und Allan nur daneben saß. Sie hatten sowas schon als Kinder gemacht.

„Wie weit bist du gekommen?“

„Ich hab's durchgespielt seitdem du das letzte Mal da warst, aber nochmal angefangen“

„Warum?“

„Ich hab verpasst die zweite Storyline weiterzuverfolgen und dann ergab das Ende keinen Sinn. Aber ich geb' die Spiel dem Schuld, weil es einen nicht dazu zwingt alles aufzuklären.“

„Spielerische Freiheit“

„Ja ok, stimmt, aber irgendwie halbherzig, oder?“
Allan dachte nach, den Blick auf den Bildschirm fixiert.

„Da, links!“ sagte er schließlich und mit geübter Leichtigkeit ließ Niklas seine Spielfigur in Deckung gehen, bevor einer der zahlreichen Feinde Gelegenheit hatte ihn unter Feuer zu nehmen.
Sie waren darauf eingespielt. In Shootern war Allan ein weiteres Paar Augen, in Strategiespielen ein Gedächtnis für Dinge die Niklas im Eifer des Gefechts zu vergessen drohte und in Rollenspielen ein weiterer Geist für Rätsel, eine weitere Meinung bei spielerisch wichtigen Entscheidungen.
Es musste auf andere seltsam wirken wie sie da wirklich zusammen spielten. Manchmal, aber nur manchmal, dachte Niklas das es fast schon unfair sei das auch in Onlinematches durchzuziehen. Wer auch immer auf der anderen Seite der Leitung, irgendwo in der Welt, saß, hatte doch nur einen Kopf zur Verfügung.

„Aber sieh es doch so, wie willst du eine Spielwelt wirklich frei gestalten?“

„Morrowind ist frei“

„So frei das man sich darin verläuft“

Niklas grinste. „Man verläuft sich auch in der realen Welt, also so gesehen...“

„Du weißt was ich meine.“

Niklas nickte und verpasste einem der KI-Gegner einen Kopfschuss.

„Irgendwas schränkt doch immer ein. Hier sind es diese lächerlichen Zäune. Was ist denn das bitte, einen Meter hoch oder so und die sollen wirklich alles draußen halten? Das ist lächerlich. Auch wenn da Stacheldraht dran ist, da komm' selbst ich 'drüber“

„Was sollen sie den sonst machen?“

„Höhere Zäune!“

Einen unvorsichtigen Schritt später war Niklas Figur von mehreren Dutzend Kugeln durchlöchert und der farbarme Bildschirm verkündete nun dass das Spiel vorbei sei, außer es würde erneut geladen. Manchmal halfen auch zwei Köpfe nicht weiter.

Der Ladevorgang war kurz und schmerzlos, selten für ein so modernes Spiel das sonst auf Niklas PC eher dahinruckelte, aber Allan verlor trotzdem das Interesse. Er fische ohne genau hinzusehen ein Buch aus einem Stapel neben Niklas Schreibtisch. Es waren all jene die er neulich beim aufräumen fand, jedoch nie gelesen hatte.

„Wer ist E.E Cummings?“ fragte er und schlug 'Der große Kampf der Toby Jane' auf.

„Weiß auch nicht. Gehörte meiner Schwester.“ Niklas dachte kurz nach.
„Ich glaube so eine Art Enid Blyton für ältere. Starke Frauen und so. Mädchen machen wichtige Arbeit weil Jungen verhindert sind oder ihnen Kopf ganz woanders haben.“

Allan überflog die Seiten mit einer Geschwindigkeit an der selbst Niklas schnelle Lesekünste nicht herankamen, auch wenn sich der große Junge eine Stunde später nicht mehr daran erinnern würde was er eigentlich gelesen hatte.

„Naja...“ sagte er schließlich.

Und damit hatte es sich für die nächsten zwei Stunden. Allan blätterte, überflog, las den ein oder anderen Teil der ihm interessant erschien genauer, hielt seinen Geist beschäftigt.
Niklas ließ seine Spielfigur durch Ruinen schleichen und mit geübter Präzision Kugeln verteilen.
Er sah und hatte nie irgendetwas falsches daran gesehen sich in digitalen Welten zu bewegen. Er war am Computer aufgewachsen, unter den strengen Drohungen von Verboten und Zeitlimits hatte er sich Jahr für Jahr mehr Wissen über die wunderlichen Eigenheiten von Computern angeeignet. So logisch und gleichzeitig völlig außerhalb der Reichweite vom Menschenverstand...
Irgendwann legte Allan das Buch weg und kehrte somit in die Welt der Ansprechbaren zurück.

„Wie war es?“ fragte Niklas und beendete das Spiel, nachdem er zum achten Mal an der selben Stelle erledigt worden war.

„Sehr ereignislos. Story bewegt sich, der Stil bleibt gleich, es passiert nicht so viel“

„Viele starke Frauen?“

„Naja“

Und damit hatte es sich; erneut.


Niklas lehnte sich in seinem Sessel zurück und starrte an die Wand. In einer anderen Ecke des Zimmers summte der PC in standby beruhigend regelmäßig vor sich hin.

Die letzten zwei Stunden bewegten sich vor seinen Augen hin und her. Sie hatten schon wieder diskutiert, er und Allan, wie so oft nachdem das gemeinsame Spielen am Computer seinen Reiz für heute verloren hatte.

Die genauen Details verschwammen vor seinen Augen als er versuchte sich zu erinnern, aber der Eindruck blieb, der Eindruck das Allan sehr viel cleverer war als alle dachten und er manchmal in der Lage war Dinge zu erkennen an die selbst er, Niklas, nicht herankam.
Mit einem Ausdruck von Bitterkeit dachte er daran, dass dem Freund auch gar keine andere Wahl blieb als tief in seinem Kopf nach möglichen Antworten zu suchen. Was blieb zu tun, wenn man in einer „Korrekturanstalt“ leben musste, umgeben von Typen die nur Wert auf Drogen oder Gewalt legten.
Er schüttelte den Kopf. Er wollt nicht darüber nachdenken, über Allans Philosophie der ewigen Unsicherheit, der totalen Abhängigkeit von unserem Gehirn und der gläsernen Fragilität der menschlichen Seele wie Niklas sie verstand.

Ruckartig stand er auf und ging in seinem Zimmer umher. Seine Augen fanden ein Bild das Allan ihm einmal geschickt hatte, während er in dieser Anstalt fest saß. Fast wie ein Brief von der Front.
Es war das Porträts einer jungen Frau, die ganz versunken in dem Schmerz den sie Empfand in die Leere, am Betrachter vorbei, schaute. Darunter stand einfach nur „Trauer“.

Er schüttelte den Kopf. Zeit für Tee, nicht für Trauer, fand er.

Sarah saß auf ihrem Bett, die Arme um die Knie geschlungen und starrte missmutig vor sich hin. Der Schirm des Laptops neben ihr war blank, das Zimmer dunkel. Nur gelegentlich war eine blinkende Diode etwas Licht auf sie. Es wäre ihr lieber gewesen wenn es Mondlicht gewesen wäre, aber es war viel zu bewölkt.
Der Tag warf nicht gut verlaufen. Tobias hatte sie, nachdem sie fast beschämt über den vorangegangenen Abend berichtet hatte, nach Hause gebracht, wo ihre große Schwester, gesegnet mit dem undankbaren Namen Florentine, nur ein wissendes Lächeln für sie übrig hatte und sie dem am Nachmittag folgendem Donnerwetter der Eltern überließ. Soviel zu schwesterlichem Zusammenhalt. Sisters make sorrow. Wer hatte das gesagt? Egal...

Four numbers staring back at me... displaying the mediocrity of my presence... I'm wasting my day watching them change... the sun with it's blue sky outside... shining down on all you happy people... I'm wasting my day waiting for rain...
sang sie leise, nur für sich. Ihre hohe,eigentlich klare Stimme klang gepresst. Sie ließ ihre Knie los, ließ sich zur Seite fallen und starrte auf die Plastikverkleidung des Laptops direkt neben ihrem Gesicht.
Sie fühlte das sie etwas mehr tun sollte, nicht bloß jetzt, morgen, übermorgen und das schon viel mehr hätte tun sollen. Aber es fiel ihr so schwer. Sie hatte sich fast gefreut als ihr Traum unerreichbar schien, endlich wieder frei sein, das hatte sie sich gewünscht, frei sein von dieser Anziehung, so gleichsam kindlich und erwachsen. Doch dann auf einmal schien es wieder greifbar, nahe, doch sie fühlte sich unfähig zu handeln, von einem Teil ihrer Selbst dazu verdammt untätig zu sein.
Es hatte dem Abend gestern eine bittere Süße gegeben und sie lächelte fast. Es war so typisch, so Klischee... doch wenn man Klischees selber ausleben konnte, dann schienen sie weniger furchtbar, fast schon schön. Und wo wir schon bei Klischees waren...
sie schloss ihr großes Kissen in die Arme und schloss die Augen, gab sich einem Traumbild hin. Nicht so schön wie im Licht des Mondes zu sitzen, aber immerhin. Einmal noch grinste sie über sich selbst, bevor der Wachtraum zu Schlaf wurde.



[Hekate]:
Hast du mit der Kleinen gesprochen?

[Lia]:
Sie war nicht online und um diese Zeit wird sie auch nicht mehr kommen.

[Hekate]:
Du hättest sie anrufen können.

[Lia]:
Allan war da, ich fand das wär' unhöflich gewesen.

[Hekate]:
Du hast komische Prioritäten ^^

[Lia]:
Das sagt die richtige. Du kümmerst dich auch eher um Gäste.


[Hekate]:
Das heißt nicht dass das gut ist :p

[Lia]:
Nein, aber es untergräbt deine moralische Autorität ^^

[Hekate]:
Ich habe welche?

[Lia]:
Manchmal ;)

[Hekate]:
... ich mache irgendwas falsch

[Lia]:
Selbst Kinder sehen zu dir auf ;)

[Hekate]:
Aber nicht weil ich ein guter Mensch bin, sondern weil ich Sprungkicks machen kann Bretter zerschlage

[Lia]:
Auch eine Form von Autorität, wenn auch keine moralische ;)

[Hekate]:
grins
point

Das Gespräch ging recht unbeschwert weiter. Carla bot einen gewissen Halt, einen gleichsam unsicheren und festen zugleich. Hinter ihren Pseudonymen im ICQ verborgen gab es für Carla und ihn eigentlich keine Barrieren mehr, sie konnten sich all das sagen was sie normalerweise in sich verschlossen, selbst wenn sie sich gegenüberstanden. Ihre Freundschaft war erst hier, hinter kalten Bildschirmen entstanden und gewachsen, bevor sie sich einmal trafen, die gleiche Schule besuchten.

Als sie sich verabschiedet hatten ging auch Niklas zu Bett.
Umfangen in der Dunkelheit rutschte er bald in die Schwebe zwischen Wach und Schlaf, verlor sich dann gänzlich.

Sie kamen sich wie ein Schwarm hässlicher Raubvögel. Wie sie da zu sechst auf der Mauer saßen und die vereinzelten Menschen, manchmal auch Massen daran, beobachteten. Früher, als die Eltern der meisten in die Stadt gezogen waren, gab es hier kleine Läden und eine handvoll von Kaufhäusern. Seltsam eigentlich, das die kleinen eher überlebten als die großen. Nun waren fast alle Kaufhäuser im Schatten der großen Arkaden eingegangen und nur die sehr spezialisierten Kleinen hielten sich tapfer.
Als Gruppe mieden sie das große Zentrum. Es trieben sich dort andere, größere Gruppen herum und auch wenn sich zumindest einige zu wehren verstanden, war es die Schererei die es unausweichlich mit sich brachte einfach nicht wert.

Tobias, für den Nachmittag frei von Seminar, Nebenjob und Hausaufgaben, massierte Carla. Sie war wieder mürrisch und streitlustig, weil sie Muskelkater hatte. Kleine Kinder zu trainieren strengte sie mehr an als nur sich selbst und auch ihre fließend eingeübten Aufwärmübungen halfen da wenig.

Alex und Alex hielten Ausgaben der aktuellen Schullektüre in den Händen, schritten dramatisch auf dem Rasen hinter Mauer umher.

„Ich will euch was sagen, Genossen, das Weib ist von teuflischem Geblüt!“ deklamierte der eine.

„Doch sicherlich keine Braut des Kapitals?“
fragte der andere zurück. Alex sah schockiert aus.

„Nein, Genosse, wie kannst du nur sowas sagen? Nicht bloß ihre Wangen sind rot, sondern auch ihre Seele!“

Niklas rollte mit den Augen und drehte sich zu den beiden um.

„Ihr Blut wahrscheinlich auch. Das steht da aber nicht, oder?“

Die beiden grinsten.

„Ne, das wär' zu gut für dieses Buch!“

Niklas hob die Brauen.

„Kein Enthusiasmus für glorreiche Revolutionsliteratur, Genosse Yanow? Passen sie nur gut auf!“
Er verkniff sich einen Spruch über den KGB. Er fühlte sich nicht in der Stimmung dafür. Schuldig fühlte er sich. Nicht aus dem selben Grund wie am Tag zuvor. Etwas anderes hatte ihn am Morgen getroffen und war über den Verlauf des Tages gewachsen.
Er vermisste Sarah. Nicht Isa. Er hätte sich zurückziehen sollen und genau auszupendeln was er jetzt eigentlich wollte, sagte er sich, nicht zu den anderen gehen sollen. Aber warum? Wieso hätte das besser sein sollen?
Er machte sich weiterhin Sorgen um Isa, aber er fühlte nicht mehr dieses innere Ziehen nach ihr, ihrer Nähe.
Er vermisste Sarah.

„Wo ist eigentlich Sarah?“ fragte Carla. Einmal mehr zog Niklas in Betracht das Frauen tatsächlich eine Art Gespür hatten genau solche Fragen zu stellen.

„Hab' sie seit Gestern Morgen nicht gesehen“

„Du hast nicht nach ihr gesehen, in der Pause?“

„Gibt es auch irgendwen der mir das nicht unter die Nase reibt?“

„Deine Schwester“

„Sie würde, wenn sie das wüsste“

„Auch wieder wahr“

Beide sanken wieder zurück, er in seine Nachdenklichkeit, sie in die halb angenehme, halb schmerzvolle Welt einer Massage.
Sie kannte Tobias am längsten von allen hier und erhob deshalb keine Einwände dagegen von ihm massiert zu werden. Es war ein tiefer Ausdruck von Vertrauen.

Niklas sah durch die Runde. Anne saß etwas weiter weg auf der Mauer und starrte missmutig auf das Display ihres Handys.

„Schlechte Nachrichten vom Freund?“

„Was?“
Sie sah auf, als hätte man sie bei irgendwas verbotenem erwischt.
„Ja. Ja. Genau.“

Niklas hob die Augenbrauen. Süße Skepsis... er machte sich nicht die Mühe gegen den Verdacht anzukämpfen. Sie hatte dann wohl eine Nachricht von Isa erhalten.
Er starrte auf die andere Seite der Straße. Man konnte deutlich sehen wie die Leuchtbuchstaben der Elektromarktkette von Wind und Wetter mehr und mehr geschleift wurden. Elend, gebleicht und dreckig. Und trotzdem Heim für so viele Vögel und andere Viecher. Er grinste bei dem Gedanken. Miniaturstadt? Vielleicht, schließlich ist die auch ausgewaschen und verdreckt und beheimatet uns.. aber im Gegensatz zu den Tauben da drüben versuchen wir sie im Stand zu halten. Die können es nicht. Die sterben irgendwann einfach und dann können sie nur hoffen das irgend so ein kranker Musiker kommt und sie fürs Artwork eines Albums benutzt. Was für ein Schicksal im Tode...
Benutzt eigentlich jemand Menschliche Leichen für Albumcover? Und wenn ja, ist d das eine Straftat? Schön versuchst du dich abzulenken...

Er ließ sich von der Mauer herab, stupste Carla im Vorbeigehen an.

„Bis Morgen“ sagte er, an alle gewandt. Keiner sagte was. Sie kannten das.



One step, one glimpse of an eye...
One moment can change everything...
Wait here 'til my words spread across the sky...

Sarah saß an ihrem Schreibtisch über die Kleinigkeiten gebeugt die ihr die Schule jeden Tag aufzwang. Von Sinn oder gar Lerneffekt war dabei kaum die reden, schien ihr.
Sie sah genervt auf. Ein Geräusch? Höchstens ihre Gedanken. Trotzdem blickte sie sich um. Zimmer sah so aus wie es sein sollte, bis auf ihre Spiegelung in der Scheibe der Balkontür. Spieglein... Spieglein, ich weiß wer und wo du bist! Mit Sorgfalt zog sie einen Ordner aus dem Regal neben ihrem Schreibtisch, der genauso aussah wie alle anderen dort. Sie blätterte durch, in Gedanken noch halb bei ihrer eigenen Reflektion, klein, mit müden Augen und unter ungekämmten Haaren hervorschauend. Und, wie sie an der aufkommenden Wärme spürte, rot im Gesicht.
Kleines Kind, sagte sie sich selbst, blätterst dadurch wie ein Mädchen in einem Film, weil es ja so tröstend ist. Eine weiterer Gedanke war, dass das doch gar keine Rolle spielte da sieh ja niemand dabei sei und ein dritter warf hinzu, dass es keinesfalls tröstlich war. Eher schmerzlich heilend, bittersüß.
Bittersüß. Bittersweet. Noch mehr Klischees, junge Dame, und es gibt Ärger. Sie sah erneut auf. Diesmal jedoch ein Geräusch. Hell; ging richtig ins Ohr. Sie blinzelte einmal, zweimal.
Natürlich, ihr Handy... sie brauchte einige Sekunden um sich daran zu erinnern wo das elende Stück Trendelektronik überhaupt lag, fand es, griff danach und warf einen Blick auf das Display. Es zeigte ganz einfach N.
Die Gewohnheit übernahm.

„Hi“ sie ließ sich aufs Bett fallen und ließ den Blick unruhig über ihre Zimmerdecke wandern.

„Na du“ Niklas Stimme klang, wie bei den Meisten, seltsam verzerrt. Nicht wirklich komisch, nur ungewohnt.

„Was verschafft mir die Ehre?“

„Länger als 12 Stunden lang kein Lebenszeichen von sich zu geben“

Es klang halb vorwurfsvoll, halb spielerisch. Sarah grinste.

„Ich wollte nur sehen ob du wirklich so interessiert bist“

Es war fast schon grausam, aber es machte Spaß Niklas eine Antwort zu geben mit der er nicht rechnete. Er schwieg eine Weile, bis sie leise lachte.

„Du weißt doch, ich werde von deiner Mutter bezahlt um auf dich aufzupassen und ich nehme für Geld meine Pflicht sehr ernst“

Sarah rollte mit den Augen. Das konnte sich jetzt eine Weile hinziehen. Es zog sich immer hin.
Endlose Aneinanderreihungen von halbwahren Antworten, Schlagabtausch. Und niemals sagte sie was sie sagen wollte, oftmals weil sie sich doch gar nicht im klaren darüber war was das eigentlich war. Manchmal hoffte sie das es ihm auch so ging, aber irgendwie zweifelte sie daran.

„Hast du etwas von Isa gehört?“ fragte sie. Noch während die Laute über ihre Lippen kamen hatte sie das Bedürfnis sich auf die Zunge zu beißen. Was sollte das denn? Schon, sie machte sich ja auch Sorgen, wie alle anderen auch...

„Anne weiß wohl etwas, aber sie schweigt“ sagte Niklas. Sarah drehte sich tiefer in ihr Kopfkissen als er sich über das Thema ausließ. Machmal war es einfach nur anstrengend ihm zuzuhören Vor allem weil sie den Drang verspürte ihn, stünde er vor ihr, an den Schultern zu nehmen und ihn kräftig durchzuschütteln damit die Welt in seinem Kopf vielleicht etwas mehr in Ordnung geriet.
Haha, kicherten ihre Gedanken, das sagt die Richtige.


Niklas saß im Schatten eines Hauseingangs und sprach leise aber eingehend.
Ihm schlug sein verdammtes Herz als hätte es etwas gegen ihn und er hielt sich mit der freien Hand den Brustkorb.

„Und letztlich ist es doch wieder meine Schuld“

Schuld, das ist alles worüber du mit ihr reden kannst, nicht wahr? Steckst gerne in der Vergangenheit weil du nicht abschätzen willst wie die Zukunft ist und weil du gerne blind bist wie ein Maulwurf. Sei doch erwachsen, das bist du doch fast. Es ist doch ganz leicht.

Er zwang sich Sarahs Antwort zuzuhören. Er kannte sie, er hätte sie sich selber geben können, zusammen mit einer Ohrfeige oder einem Fußtritt.
Aber es half wenig.

„Ich hab' dich auch lieb“ war das letzte was er sagte, bevor er auflegte, sein Handy wegsteckte und sich wieder auf den Weg machte. Es wurde so nie etwas.

Ein paar Kilometer weiter weg drehte sich Sarah zur Seite und starrte einige Zeit an die Wand, bevor sie aufstand und weiterarbeitete.
Wait here 'til my words spread across the sky...
Nur für wie lange noch?
 

Durin

Schlachtenwüter
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Hm, soll ich jedes Kapitel einzeln komentieren? könnte den Lesefluss eventuell anderer Mitleser stören. :)

1. Ich habe jetzt bemerkt, das es tatsächlich sehr schwer war, wieder reinzufinden Problem: "Wer war wer?" im ersten Teil und dass nach 2 Tagen. Ich gehe davon aus, das du auch ein Figurenverzeichniss hast, in dem deine Charactere kurz umrissen sind (Also Aussehen, Character, Background, persönliche Kampfchoreographie - das wichtigste halt).
Ich denke, ich verstehe das wichtigste im Grunde auch ohne, aber eine kurze (spoilerfreie) Übersicht wäre sicherlich hilfreich. - Für mich. Ich bin ein Wenigleser, vielleicht sehen das Leseratten etwas anders.

2. Dein Schreibstil hat sich im Vergleich zum ersten Kapitel stark geändert, verwirrend. Innere Monologe gehen nahtlos in die Beschreibungen über (bzw. umgekehrt). Klassischer Satzbau wird eher als Unverbindliche Leitlinie gesehen.

3. In dem Beitrag hat die Product-Placement-Abteilung 2 Produkte versteckt, wer kann sie finden? Generell halte ich das für schlechten Stiel, auch wenn es Ausnahmen gibt.
"Morrowind" ist jetzt nicht so bekannt, dass es soetwas unbedingt verdient hat. Aber ich sehe da kaum eine Alternative, wenn du den Dialog so behalten willst.
Anders "ICQ". Ich würde den Markennamen einfach durch die Produktbeschreibung "Instant Messenger" ersetzten. Dann fühlen sich auch gleich die AIM, Trillian, etc. Nutzer viel wohler.

In beiden Kapiteln haben sich hier und da ein paar Fehler eingeschlichen. Vielleicht werde ich mich morgen mal dran machen, sie zu suchen. Waren nicht so viele, dass es dem Lesefluss geschadet hätte.

(Uh, müde genug für heute.)
 

Lisra

Schmusekater
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hm...

Das kann ich machen. ich editier Morgen doer übermorgen mal mittels der tollen Spolerfunktion eine Übersicht in diesen Post, ok?

Das mit dem product placement war eher aus Faulheit. Es ist halt 'n Entwurf und als Platzhalter tun dies auch. Aber klar "Instant Messenegr" ist freundlicher.

Das mit dem Stil...
Ich denke das zweite Kapitel ist "mehr" an meinem wirklichem Schreibstild ran als das erste und offenbar hab' ich die Kurve nicht wirklich bekommen, die Beschreibungselemente aus dem ersten Kapitel mit meinem gewohntem Stil zu verbinden.... ich arbeite dran...

Wichtig ist aber erstmal fertig zu werden und keine Logikfehler zu machen. Dann wird der ganze Kram nochmal poliert.

Danke für deine Kommentare :)

Kapitel 3 ist zu einem drittel fertig, ich warte aber mit dem Post bis ich fertig bin. ich hoffe ich schaffe es diese Woche noch.
 

Salomee

BW-Perberus
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@Lisra

Gut, dann warte ich noch ein paar Tage mit meinen Kommentaren!

Salomee
 

Lisra

Schmusekater
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Figurenbeschreibungen!

Ist natürlich alles irgendwie vage...

Niklas.
Protagonist, 18 Jahre Jahre. Introvertiert und zynisch darüber introvertiert und zynisch zu sein. Depressiv. Er hegt eine besonders tiefe Freundschaft zu Carla und war bis vor kurzer Zeit mit Isa zusammen.

Carla.
Niklas' weiblicher Gegenpart. Fast schon zu sehr. Berührungsängste. 19 Jahre. Balanciert zwei Freundeskreise gleichzeitig.

Sarah.
Mit 15 die jüngste der Gruppe. Verliebt in Niklas, betrachtete die Freundschaft zu Carla und die Beziehung zu Isa jedoch mit Distanz. Minderwertigkeitskomplexe. Sonst Carla und Niklas ähnlich, nur jünger.

Alex (Deutsch)
Kindheitsfreund von Niklas. Frauenschwarm und Stütze der Gruppe. 17 Jahre.

Alex (Osteuropäisch)
Kurskamerad von Niklas und musikalisch sehr begabt. Übersieht häufig die Avancen von Frauen. 18 Jahre.

Isa.
Ex-Freundin von Niklas und derzeit unauffindbar. Sehr fürsorglich mit bisweilen nachlässigkeit für sich selbst. Wohl schon 18.

Anne.
Beste Freundin von Isa. Leicht plumb und mit schriller Stimme, jedoch nett. 18 Jahre.

Tobias.
Dauerstudent und über 30. Ähnlichkeiten zu Chiburi sind rein zufällig und nciht beabsichtigt^^

Die Gruppe ist im allgemeinen introvertiert und desillusioniert, kümmert sich wenig um Dinge außerhalb. Sie ist sich dem bewusst manchmal arg Klischee zu sein, aber kümmert sich nicht weiter darum.

Edit:
Da ich ein paar Tage krank war/bin, komme ich nicht so richtig zum schreiben. Will knapp ein drittel vom dritten Kapitel trotzdem gelesen werden?
 
Zuletzt bearbeitet:

Durin

Schlachtenwüter
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So weit, so gut.

Die Rohfassung meiner Geschichte ist fertig. Werde mal morgen und übermorgen sehen, was ich da eigendlich geschrieben habe. :)

Dann etwas die Rechtschreibung, Wortwahl und so verbessert (Inhaltliche Schwächen sind unverbesserlich), dann ist sie reif gepostet zu werden.
 

Wedge

Wedgetarian
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04.07.2007
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9.373
Wie sieht das aus, darf man hier einfach mitmachen? Und gegebenenfalls auch etwas weniger ernste Stories beisteuern? Oder gar etwas Humoriges?
 

Faerlanthis

Steppenwolf
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15.06.2001
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2.482
Leider scheint diese wirklich gute Idee noch nicht wirklich breitenwirksam zu sein. Damit das Topic aber hoffentlich recht bald seinen Kinderschuhen entwächst, will ich wenigstens in Form einer Kritik zu Lis' frühem Romanwerk meinen Teil beitragen.

(Zu fortgeschrittener Stunde verzeihe man mir den halben Telegrammstil. ;) )

Zwei völlig nichtssagende Kapitel, Lis. Zugleich aber auch zwei Kapitel, die es theoretisch ermöglichen, schon im dritten aus allen Rohren zu feuern. Ich würde das - wie auch Durin schon - als "Potential" bezeichnen. Die Figuren wirken auf mich jedoch allesamt leblos. Man muss schon zwischen den Zeilen (und deinen Spoiler) lesen, um sich überhaupt ein Bild machen zu können, denn der Leser gewinnt praktisch nur durch das müde Geschehen etwaige Einblicke, was verwundert, denn: Du schreibst außerhalb der Ich-Perspektive. Warum nicht die sehr guten Möglichkeiten eines beobachtenden personalen oder "gottgleichen" auktorialen Erzhählers nutzen und einfach mal beschreiben, Details verraten, den roten Faden mehr aufdröseln? Deine Schreibe zeigt darüber hinaus, dass du es gut "fließen lassen" kannst. Allerdings kümmerst du dich in meinen Augen zu wenig um deinen schon geschriebenen Text. Wirkt alles noch sehr ungeschliffen, ist eben lediglich Rohstoff und nichts Verarbeitetes. Dabei hast du stellenweise wirklich gute Sätze drauf. Ansonsten war mein erster spontaner Gedanke nach dem Lesen: Ein Kind der Technik schreibt eine getarnte Autobiographie. ;)

Ich bin jedenfalls gespannt auf das dritte Kapitel. Mal sehen, ob du den Zündknopf findest.
 
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