Was für Filme oder Serien seht Ihr gerne?

Chinasky

Dirty old man
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ich freue mich jeden Donnerstag auf die neueste Vikings-Folge. Das "frei assoziative GeLARPe" ist gerade der Grund dafür; ich bin andauernd am Screenshotten, weil so viele schöne Referenzfotos dabei herauskommen. Das Bedürfnis nach historischer Korrektheit war bei mir schon früh passé, als das erste Mal die dänischen Fjorde in's Bild gerieten, die so seltsam norwegisch aussahen. :D

Was Handlung und Charaktere angeht, so finde ich es in dieser Serie irgendwie erfrischend, dass man immer wieder auf absurde Unstimmigkeiten trifft. So stelle ich mir die Leute zu der damaligen Zeit vor: ganz anders agierend und reagierend, als man es als heutiger "Normalo" nachvollziehbar fände. Ich halte mich da an Obelix und dessen Pauschalerklärung: "Die spinnen, die Normannen!"

Mir gefällt an der Serie, dass die Schlacht-Tableaus immer breitwandiger werden, vermutlich, weil sich immer mehr Zeugs in deren Ausstattungs-Archiven ansammelt. Auf gewisse Weise fühle ich mich an die Serie aus den 70ern/80er erinnert: "Die Rebellen vom Lian Shan Po". Einzelne Figuren daraus oder Handlungsstränge, egal ob historisch verbürgt oder nicht, sind mir aus der nicht mehr in Erinnerung. Aber dass es ein geiles Gekloppe war, das hat sich mir als positive Konnotation tief in's Gedächtnis gebrannt. Ja ich geb's zu, ich war immer schon für Trash zu haben...
Momentan müssen die Serienmacher halt einen Übergang zwischen der Grundidee (nämlich eine einzelne Figur, Ragnar, in's Zentrum zu stellen) und den marktwirtschaftlichen Erfordernissen, ein Franchise auch tüchtig auszuquetschen, finden. Dass auch die "Heldentaten" der nächsten Generation gezeigt werden sollen, war, als man anfing, wohl eher nicht in der Pipeline.
Ich mag die herzhafte Art, wie jetzt gerade "Inklusion" auf Wikingerart vorgelebt wird. Der bewegungsbehinderte Krüppel, und wie man mit ihm umgeht, hier gefällt mir jedenfalls besser als Opfer-Bran im "Song of Ice and Fire".

The Last Kingdom kenn ich noch gar nicht, sollte man das gesehen haben?
 

skull

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Paar Spoiler:

Naja, gerade mit Ivar kann ich nun überhaupt nichts anfangen - ein derartig unsympathischer Charakter ist mir lange nicht mehr untergekommen. Das ist auch gerade eines meiner Probleme, während der Fokus früher auf Ragnar lag, kann ich dem aktuellen Inventar wenig abgewinnen - es wäre schön, wenn es wieder eine Identifikationsfigur gäbe.

Die Serie scheint an sich auch keinen neuen Kern gefunden bzw. sich für eine Hauptfigur entschieden zu haben - in gefühlt jeder Folge wird über Aethelstan und nun auch Ragnar reminisziert, und es fällt mir schwerer und schwerer nachzuvollziehen, warum. Das finde ich sehr schade, denn zB Egbert war eigentlich ein famoser Charakter, bevor diese völlig sinnentleerte Aethelstan-Glorifzierung einsetzte und alle Szenen mit Egbert einnahm.

Mit Unstimmigkeiten meinte ich nicht für uns schwer oder nicht nachvollziehbare Handlungen - das fände ich super, denn ich beschäftige mich ja hauptsächlich mit den literarischen Primärquellen, die wir zur Wikigerzeit so haben. Da gäbe es eigentlich mehr als genug Vorlagen für grandiose Szenen, um die wir ersteinmal unsere mehr oder weniger aufgeklärten Köpfchen wickeln müssten. Viele Szenen stammen auch direkt aus der Literatur, zB 'Das Bein lag so schön, ich musste es abschlagen.':D Was mich stört ist, wenn einfach irgend ein in irgendwelchen Vorurteilen oder 'Common Knowledge' begründeter oder frei erfundener Murks auftaucht, der keiner internen Logik mehr folgt oder wenn einfach fundamentale kulturelle Eigenheiten misrepräsentiert oder ignoriert werden. Schönes Beispiel: Ein Bischof (!) lässt Aethelstan kreuzigen.

Die Schlachten konnten mich eine ganze Weile auch begeistern.
Jetzt basiert leider gerade alles auf der Annahme, dass die Gegner der Vikinger geistig und körperlich zurückgeblieben sind; das finde ich dann wieder weniger spannend.

Edit @Hank: Also ich find The Last Kingdom bis jetzt ziemlich gut, mir ist auch wieder eingefallen, dass ich als Kind ziemlich auf die Artus-Romane von Bernard Cornwell stand, auf dessen Buch die Story auch beruht.:D Bin aber wie gesagt noch recht am Anfang.
 
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Chinasky

Dirty old man
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Die letzte Folge schon gesehen? Da kämpfen ja auch Vikinger gegen Vikinger, das hebt sich dann sozusagen auf. Ja, mit Ivar kann ich auch nix anfangen. Aber da scheint man dann die "historischen Tatsachen" mit einbauen zu wollen, nach welchen seine Figur halt in England militärische Erfolge erzielte (hatte mal kurz auf wikipedia bisserl was quergelesen :shine: ). Und die Idee, einen Körperbehinderten (sein Name ließ ja diese Option nicht alternativlos sein) als unsympathische Figur so in's Zentrum zu stellen, finde ich schon zumindest mal mutig. In der letzten Folge deuten sich ja schon Gründe dafür an.

Die Kreuzigung durch den Bischof fand ich übrigens gut. Also natürlich ist das irgendwie unlogisch, einem vom Glauben abgefallenen Mönch den christlichsten aller Märtyrertode zu spendieren. Andererseits ist es aber von einer gewissen surrealistischen Konsequenz, wenn wir mal die Figur des Aethelstan nicht als historisch, sondern als prototypisch verstehen. Fast möchte ich wetten, dass es historische Beispiele dafür, dass die Kirche ihre Feinde mal kreuzigte, geben dürfte (sonst hätte diese Idee der Drehbuchschreiber sich nicht durchgesetzt), und Aethelstan ist durchaus als eine Heiligenfigur angelegt, freilich als ein Heiliger, der sich gründlich versuchen läßt, sowohl durch Weiber als auch durch andere Götter.

Mir gefällt, wie die Serie da selbstbewußt auf vollständige Aufgeklärtheit verzichtet: metaphysische/magische/religiöse Ebenen werden nicht wegrationalisiert sondern tauchen gewissermaßen gleichberechtigt mit dem physischen Frühmittelalter auf. Das paßt zu den Figuren, die nun mal in einem kulturellen Umfeld agieren, in dem das Magisch-religiöse als selbstverständliche Realität betrachtet wurde.
Sich sicher zu sein, dass ein Bischof niemals jemanden durch Kreuzigung hätte hinrichten lassen, erscheint mir vorurteilsbedingt. Wer weiß, wie gut der Bischof im Priesterseminar aufgepaßt hatte? ;)
 

Matthew McKane

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Da Zeugen Jehovas das 100ig ausschlachten würden, wenn es irgendwelche Anhaltspunkte dafür gäbe, das das historisch passiert ist, ich jedoch noch nie davon gehört habe, bin ich nahezu sicher, dass es keine Katholischen Kreuzigungen gab. Wenn es dafür irgendwelche Hinweise gäbe, würde ich das wissen.
 

skull

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"Fast möchte ich wetten, dass es historische Beispiele dafür, dass die Kirche ihre Feinde mal kreuzigte, geben dürfte (sonst hätte diese Idee der Drehbuchschreiber sich nicht durchgesetzt)..."

Na, Du hast ja ein ordentliches Vertrauen in die Mächte hinter den Drehbuchschreibern.;) Ich konnte es auch nicht glauben, dass die so dreist sein sollten das einfach zu erfinden, und habe wertvolle Lebenszeit in die Recherche gesteckt, aber absolut nichts gefunden.

Es läuft ja auch wirklich gegen jedes sittliche Empfinden. Als guter Christ bringt man Häretiker, Ketzer und Apostaten eben anders um.:D

Gegen die mystische Ebene habe ich auch überhaupt nichts; finde ich teilweise sogar sehr gut umgesetzt.
 

Gala

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Äh, wie, wo, was ? :confused: Kreuzigung von Gegnern der Kirche ? :confused: Das wäre ja eine ganz merkwürdige Form der Auszeichnung. :confused: Mir ist davon nichts bekannt.

Historisch war es meines Wissens so, das die Kirche selbst in den seltensten Fällen tatsächlich gefragt wurde, ob sie z.B. Hexen verfolgt sehen wollte. Kirchliche Quellen sehen die Hexenverfolgungen eher als Beispiel für die Schwächung des Glaubens und die Verbreitung von Aberglauben.

Die sogenannten Inquisitionsgerichte etwa waren anscheinend bei Missetätern hochbeliebt, weil sie meist deutlich mildere Strafen aussprachen als weltliche Gerichte. Daher versuchten viele Missetäter, ihren Taten eine religiöse Dimension zu geben, so das sie von der Kirche gerichtet würden.
 

Chinasky

Dirty old man
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In der angesprochenen Szene geht es auch nicht um Hexenverfolgung (die so richtig in Gang erst in der Neuzeit kam, aber programmatisch schon im Alten Testament angelegt ist) oder das, was wir gemeinhin unter der (spanischen) Inquisition verstehen. Kontext ist hier das neunte Jahrhundert und der Konflikt zwischen den "schon" christianisierten Engländern/Sachsen und den "noch" heidnischen Dänen/Vikingern. Eine Epoche, in welcher bekanntlich das Christentum vor allem per Schwert und Feuer verbreitet wurde.

Dass die Kreuzigung von "Glaubensfeinden" damals die Regel war, würde ich auch bezweifeln und womöglich kam sie nicht ein einziges Mal vor (während die Kombination von schwerzvollem Tod und aufrechtem Holz per "Pfählen" durchaus praktische Anwendung fand), aber als Ausnahmefall kann ich sie mir zumindest vorstellen. Der Delinquent im Film ist ein einstiger Mönch/Priester, welcher, per Gefangenschaft durch die Vikinger, "vom rechten Glauben abgefallen" ist und als eine Art Anti-Christ nun bestraft wird. Das "programmatische Konzept" hinter so einer Hinrichtung kann ich mir folgendermaßen vorstellen: der da stirbt wie unser Herr Jesus am Kreuz. Aber da er eben kein unschuldiges Lamm Gottes, kein Christ(us) ist, wird er da elendiglich verrecken und nicht wiederauferstehen.

Vulgärpsychologisch ergibt das Sinn: das Unrecht, das dem Christentum angetan wurde, tut es nun wieder an: aus dem Opfer wird der Täter, der gewaltsame Umgang mit Konflikten vererbt sich, analog zu demjenigen, der als Kind von seinem Vater geschlagen wurde und der nun selbst sein Kind schlägt.

Dazu paßt, dass dem Delinquenten im Film sogar eine Dornenkrone aufgesetzt wird.
Nochmal: ich will nicht behaupten, dass es solche Fälle tatsächlich gegeben hätte. Dass im Namen Jesu sadistisch, barbarisch und niederträchtig mit "Feinden der heiligen Kirche" umgegangen wurde, ist so hinlänglich belegt, dass es moralisch nicht in's Gewicht fällt, ob im Namen des Christentums nun auf 100 oder 101 Arten gemordet wurde.
Aber da meines Wissens von den Machern der Serie auch historische "Experten" zurate gezogen wurden, würde ich nicht ausschließen, dass es konkret solche Kreuzigungen durch die frühe Kirche tatsächlich gab: warum sollte man in so einem Punkt unnötigerweise etwas konstruieren, was möglicherweise geschäftsschädigend sich auswirken könnte? Denn der us-amerikanische Markt steht ja bei solchen Serien im Fokus der Macher und dass es da mächtige christliche Interessensgruppen gibt, die so eine "Geschichtsfälschung" zum Anlaß nehmen könnten, juristisch gegen die Serie vorzugehen, sollten die Serienproduzenten im strategischen Blick haben.

Also: dramaturgisch gesehen paßt die Kreuzigung des abtrünnigen Mönchs in den Plot und zu der Figur. Historisch gesehen mag sie inkorrekt sein, aber ich würde nicht darauf wetten, dass sie keinesfalls historisch korrekt sei. Hätte ich Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums" auf der Festplatte, würde ich da vielleicht mal eine Datenbankabfrage machen, um das zu recherchieren. ;)

So,eigentlich kam ich in diesen Thread, um Werbung für "Miss Sloane" zu machen. Habe den Streifen - *hüstel* - irgendwo im Web zufällig gesehen. Und falls er, was allerdings momentan nicht wahrscheinlich ist, hierzulande in die Kinos kommen sollte, werde ich da nochmal reingehen, um mein Scherflein dazu beizutragen, die Box-Office-Katastrophe ein wenig zu mildern. Der Umstand, dass sich der Film als finanzieller Reinfall entpuppte, wird aber leider wohl dazu führen, dass er hierzlande gar nicht in die Lichtspielhäuser gelangt. Was unfair ist: allein schon aufgrund der grandiosen Jessica Chastain lohnt sich das Angucken. Menschenskinder, ist die Frau großartig als Schauspielerin!

Sie gibt hier eine gewiefte Lobbyismus-Strategin, die politische Kampagnen in den USA leitet. So eine Art weiblicher George Cloney: hochmotiviert und professionell, dem jeweiligen Projekterfolg bis an den Rand der Selbstverleugnung - und darüber hinaus - verpflichtet.

Nun geht es (mal wieder) um das Streitthema "second amendment" und einen Gesetzesentwurf, der den freien Zugang zu Waffen restriktiver regeln soll. Geschildert wird, wie die entsprechenden Kampagnen organisiert und choreographiert werden. Mehr will ich inhaltlich gar nicht verraten, um möglichst gar nicht zu spoilern. Ähnliche Stories wurden auch schon öfter in Filmform gebracht, es handelt sich letztlich um einen soliden, aber nicht wirklich herausragenden Politthriller (der fast ganz auf Verfolgungsjagden und Schießereien verzichtet - fast... ;) ).

Aber die Figuren sind stark gezeichnet, die Dialoge sind klug, ja manchmal stupend smart (zumindest wirken sie auf mich so, der ich allerdings mich von englischsprachigen Dialogen schneller beeindrucken lasse, weil ich selbst nicht so gut Englisch spreche :shine: ).

Ohne Jessica Chastein wäre der Film mir dennoch keine Empfehlung wert. Indes: sie spielt nun mal die Hauptrolle und das reicht, bzw. macht die Rolle und damit den Film überhaupt erst möglich: Denn die Figur der Miss Sloane ist eine dieser typischen "Genie oder Wahnsinn"-Figuren. Eine "normale Frau" könnte nicht so agieren, wie Sloane agiert, so jenseits von Gut und Böse, so radikal-rückhaltlos engagiert und fokussiert. Dabei fehlt ihrer Figur das, was eine männliche Version hier vielleicht einbringen würde: die körperliche Physis und Wucht, mit welcher denkbarerweise ein de Niro oder Marlon Brando oder jüngere Kollegen (deren Gesichter, aber nicht Namen mir gerade einfallen) so eine Rolle anlegen würden. Chastain aber ist deswegen so toll, weil sie körperlich eben so eine typisch auf sexy Chanel-Business-Kostüm-Linie gehungerte Figur hat, die zwischen zerbrechlich und zäh changiert. Präsenz kann sie nicht durch Wucht erzwingen, sondern nur durch Gestik und Mimik, ihre ganze Kraft besteht aus Cleverness und Timing. Man erwartet ständig, dass sie gleich unter all dem Streß zusammenbricht, ist aber auch nicht im geringsten überrascht, dass sie es eben nicht tut, sondern stets noch ein Ass aus dem Ärmel zaubert, sich immer kurz vor dem Zusammenbruch wieder fängt und den Schwung ihres anscheinenden Hinfallens in momentum verwandelt und noch tougher agiert.

Kurz: sie spielt eine echte moderne (Büro-) Heldin, eine Frau, mit der man nicht unbedingt befreundet sein möchte, die man aber ganz, ganz sicher nicht zur Feindin haben mag. Mit ihrer Performance in diesem Film steht Jessica Chastain für mich auf einer Stufe mit Claire Danes, der es zu verdanken ist, dass "Homeland" weiterhin die in meinen Augen besten Serie ever ist und Kirsten Dunst, die ich seit "Melancholia" anzubeten geneigt bin.

Also: gebt "Miss Sloane" eine Chance! :)
 

Vernochan

Schabrackentapir
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Ich glaube ihr "überanalysiert" das ganze. Ich wette, 99% der Viking Fans ist es vollkommen egal, ob das historisch korrekt ist oder nicht. Die Menge an Menschen, die dann anfängt nach beweisen für sowas zu suchen kann man vermutlich an 3 Händen abzählen.
 

skull

Thronfolger
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'King Arthur' wurde auch von Experten beraten.:D Experten werden halt gerne ignoriert, wenn ihre Aussagen einem schönen Bild oder einer schönen Story im Wege stehen.;) Das ist auch oft gar so nicht verkehrt, aus einer narrativen Perspektive. Die Szene war ja auch wie von Hank gesagt bildlich und thematisch eigentlich sehr stimmig - hätte man ja einfach als Vision rahmen können....

Hier stand Furcht vor den US-Evangelikalen aber sicher nicht im Vordergrund, denn die würden ja auch sofort unterschreiben, dass die katholische Kirche eigentlich ein Satanistenverband ist.:fies: Die Serie biedert sich allerdings in meinen Augen eher einem Publikum an, das starke Sympathien dafür hegt, was man halt so für den heidnischen Glauben hält.
Die heidnischen Hochzeiten sind lustiger, der Sex besser, die Frauen freier usw. ...

Egal, ich wollte mich gar nicht auf diesen Einzelfall festnageln (höhö:D) ich habe nur ein Problem damit, wenn interne (!) Logik nicht eingehalten wird oder wenn halt "tatsächliche" rekonstruierte Vorstellungen eingeführt, dann aber wieder mit irgendwelchem Blödsinn kombiniert werden, und so eben sozusagen das Vertrauen des Publikums missbraucht wird. Aber auch egal, das war ja nicht mein Hauptproblem mit 'Vikings', das man ja wie gesagt als Semi-Fantasyserie genießen kann. In der phantastischen Ausgestaltung und der Kombination und Variation von verschiedenen Erzählstoffen und Charakteren (zB 'Versippung' von eigentlich unabhängigen Figuren/Geschichten) passt das Vorgehen der Serie sogar zum Vorgehen einiger Sagas des 13. und 14. Jhds.

Mein eigentliches Problem sind tatsächlich die Charaktere und die Plotlines, die allzuoft ins Nichts führen.
Ich muss aber doch noch eine Lanze brechen für die Kostümbildner/Schneider hinter Vikings: Was da so alles aufgefahren wird bekommt von mir :up::up::up:.
Gleiches gilt für die Inszenierung, technisch ist wirklich alles tipptopp.

Edit: Apropos Claire Danes und Homeland - nach einer für mich enttäuschenden 3. Staffel hatte ich die Serie eigentlich abgeschrieben, dann aber nun doch nach einer langen Pause die 4. und nun gerade die Hälfte der 5. Staffel gesehen - und ich muss sagen, ich bin sehr angetan.:cool::up:
 
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Ender

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Schau die Serie wenn möglich im OT an(ok gilt eigentlich für alle englischen Serien^^) kommt einfach besser rüber.Die Orginal stimme von Tom Ellis ist einfach besser als die emotionslose Stimme der synchro...
 

Chinasky

Dirty old man
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@Verno: Na, zum Überanalysieren sind wir doch hier, oder? ;)

@ skull: Einverstanden mit allem! Auch bezüglich Homeland. Dieser "Brody verschollen in Südamerika"-Handlungsstrang nervte oder hätte ausgebaut werden müssen (das Setting der Parallel-Gesellschaften in den Wolkenkratzer-Bauruinen fand ich eigentlich cool, da hätte man mehr draus machen müssen).

@Rhonwen: Yupp, mir gefiel Lucifer auch (bleibt übrigens auch die nächsten Folgen über witzig und unterhaltsam). Da könnte langsam mal die nächste Staffe nachgeliefert werden. :D
 

Rhonwen

Forumsköchin
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Ich könnte aktuell 24 Stunden schlafen und hätte immer noch Müdigkeit für 12 Stunden über, ich sehe mir garantiert aktuell nichts in anderen Sprachen außer Deutsch an. :D
Bei englischen Büchern kann man notfalls jede Seite viermal lesen, bei Filmen geht das nicht so gut.

@ Hank
Danke, ich hoffe es, dass es so bleibt.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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In meinem Gehirn herrscht eh ständige Sprachverwirrung.

War besonders schlimm als ich noch Vanguard (MMO) gespielt habe, da haben dann deutsche Spieler mit mir Deutsch geredet und englischsprachige Spieler mit mir Englisch geredet - gleichzeitig - und dann kam von mir dann auch schonmal eine deutschsprachige Antwort an englischsprachige oder eine englischsprachige Antwort an deutschsprachige Spieler. :D

P.s.: Wirklich unerträglich finde ich aber Filme, die englisch angezeigt werden mit deutschen Untertiteln. Das treibt mich dann komplett in den Wahnsinn. Weil ich beides verstehe.
 
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Chinasky

Dirty old man
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Für alle, die die amazon prime Mitgliedschaft haben: "Sneaky Pete"

Sehr, sehr gute Unterhaltung! Es fällt schwer, zwischen den Folgen mal eine Pause einzulegen.

Früher mochte ich ja die klassischen Heist-Movies, allen voran "Der Coup". Mit Ocean's Twelve hatte dann für mich das Genre seinen Zenit überschritten und das lag vor allem daran, dass sich in einen 90-Minuten-Film eben bloß eine überschaubare Anzahl an Wendungen einbauen lassen. Insbesondere müssen ja die Charaktere irgendwie als "die Guten" und "die Bösewichte" eingeführt werden und überraschende Wendungen dürfen nicht absurd wirken, d.h. man muß, wenn man sich von der Überraschung erholt hat, dann doch im Nachhinein das Gefühl haben: Hätte ich besser aufgepaßt, ich hätt es kommen sehen können...
Wie bei praktisch allen Genres ausser den Action-Filmen (bei denen es nur auf Schauwerte ankommt) und Verwechslungskommödien (irgendwann nutzt sich der Witz da schnell ab, trägt häufig nicht mal einen ganzen Spielfilm hindurch) haben auch hier die Vorzüge des ausführlichen Erzählens für mich das Genre deutlich belebt. Gerade in Heist-Movies ist es ja durchaus förderlich, wenn man die Figuren nicht immer gleich durchschaut. Ja, man ist als Zuschauer sogar erfreut, wenn man die Charaktere erst nach und nach durchschaut, denn so spielt man selbst irgendwie bei dem "Wer übertölpelt den anderen am geschicktesten"-Spielchen mit

Marius, die Hauptfigur dieser Serie, muß von Anfang an auf mehreren Ebenen lügen und betrügen um überhaupt am Leben bleiben zu können. Denn frisch aus dem Gefängnis entlassen, sind ihm sofort ein paar Gangster auf den Fersen und so besteht seine erster Herausforderung darin, irgendwo unterzutauchen. Dazu mißbraucht er das Vertrauen eines Zellengenossen - und somit ist der eigentliche "Held" einem sofort herzhaft unsympathisch. Dazu paßt, dass er von Giovanni Ribisi gespielt wird - kein Beau a la Brad Pitt, die Hemsworth-Brothers oder Ryan Gosling. Ribisi ist zu klein, zu schmächtig, seinem Gesicht fehlen das Heldenkinn und die gegen die Sonne blinzelnden Clinton-Eastwood-Gedächtnis-Messerschlitz-Augen. Er sieht nicht direkt fies aus, aber auch nicht vertrauenserweckend oder ultracool. Man traut ihm durchaus zu, seiner Oma ihr klein Häuschen zu versaufen und zwar per Enkeltrick gleich mehrfach.

Kurz: ihm liegt die Rolle des Lügners und Betrügers und das zelebriert er in diversen Szenen großartig vor.
Dabei trifft er auf - neben alten, ebenfalls nicht gleich durchschaubaren Weggefährten und Intimfeinden - eine auf dem Lande lebende Familie, die man ganz gern vor ihm warnen würde, wenn sich das durch den Bildschirm hindurch bewerkstelligen ließe. Dass diese herzensguten Landpomeranzen auch so ihre ganz eigenen kleineren oder größeren Projekte am Laufen haben, traut man ihnen nicht so recht zu. Anfangs... ;)

Nicht alle Rollen sind hundertprozentig besetzt. Aber das liegt nicht etwa daran, weil manche Darsteller in ihrem Schauspiel etwas hinterherhängen würden. Nein, gespielt wird durchgängig auf oberstem Niveau. Was mich einzig störte, waren die Haarfarben. Schwestern, von denen die eine voll der nordisch-blonde Typ ist, die andere dagegen schon Richtung Latina oder Griechin tendiert - das paßt irgendwie nicht zusammen. Auch sonst sind die Familienähnlichkeiten insgesamt zu gering, das nervt irgendwie, wenn das Thema Familie über weite Strecken so im Vordergrund steht.

Na gut - vielleicht sind hier schon Ansätze für kommende Staffeln mit untergebracht. Denn soviel sei verraten: Wiewohl diese erste Sneaky-Pete-Staffel schön rund zuende gebracht wird, reichten zwei kleine Szenen der letzten Folge aus, um mich ganz hibbelig zu machen angesichts der Gewißheit, dass die nächste Staffel vermutlich ein Jahr oder so auf sich warten läßt. *grummel*

Übrigens: Nachdem in anderen Seriengenres ja die Figurenfluktuation recht hoch ist, vermutlich auch, weil alle Macher inzwischen sich mehr oder weniger bewußt am em Bodycount von Game of Thrones orientieren, ist es umso angenehmer, wie relativ wenig Blut hier fließt (dafür, dass es sich ja doch auch um einen Krimi-Thriller handelt).

Ich gebe - da mich der überwältigenden Mehrheit der Rezensenten bei Amazon anschließend - der Serie volle 5 von 5 Sternchen.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Ich habe btw in letzter Zeit House of Cards mit Kevin Spacey angesehen, nachdem das Noam Chomsky als realistische Darstellung der realen Verhältnisse empfohlen hatte, und als Kontrastprogramm zur Erholung Designated Survivor mit Kiefer Sutherland, das definitiv nicht an übermäßigen Realismus leidet und einen eher mit Blödsinn quält wie das Republikaner und Demokraten "zusammenarbeiten sollen", was in der Serie tatsächlich ein wenig funktioniert und in der Realität aus guten Gründen nicht. Beides unterhaltsame und teilweise auch lehrreiche Shows, aber ich muß sagen, mehr als die erste Staffel kann man sich von beiden nicht reinziehen, weil die Ideen dahinter einfach nicht weitertragen bzw von Designated Survivor gibts bisher auch nur die erste Staffel.


WHOW !

Interessanter Artikel über den Einfluß des US Militärs auf US Filme und Fernsehshows.

Besonders lustig: Fefes Originalkommentar dazu:
Ein Money Quote jagt das Nächste, daher bringe ich keines, das wäre ungerecht den anderen gegenüber. Lesen!
Und er untertreibt in keinster Weise. Das Militär und die Geheimdienste editieren offensichtlich in Filmen und Fernsehserien herum wie wie verrückt. Ganze Filme werden komplett umgeschrieben oder auch gleich ganz eingestellt.

Hulk (2003) war z.B. eigentlich ein ziemlich intelligentes Kommentar zum Vietnamkrieg.
 

Chinasky

Dirty old man
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Letztens noch, bevor es nicht mehr in 3D gezeigt wird, angeschaut: "Valerian"

Sehenswert. Das Intro ist übrigens besonders witzig und man sollte da gut aufpassen - man sieht ein paar alte Bekannte aus 'nem anderen Luc-Besson-Film darin. Dann, nach dem Intro, muß man vielleicht 5 Minuten oder etwas länger eine Szene überstehen, die für Empfindsame allzu zuckersüß-kitschig rüberkommt. Aber zum Glück endet die dann in einer Action-Szene, und ergibt später im Rückblick durchaus Sinn bezgl. der Hauptstory.

Inhaltlich will ich nicht viel spoilern - wir haben hier eine Art "typischen" Luc-Besson-Streifen, der vielleicht ein bisserl zuviel von "The fifth element" abgeschaut hat, wenngleich die Vorlage wohl eine berühmte Comic-Serie ist, die mir persönlich aber nicht bekannt war, weswegen ich jetzt schlecht Vorlage und Film miteinander vergleichen kann.

Wirklich grandios gelungen sind die special effects - da kann ich wenig bis keinen Unterschied zu anderen Hollywood-Blockbustern erkennen. Die Ästhetik ist allerdings eine etwas andere: eher französisch-magisch-fantasy als bombastisch-marvel-realistisch. Was nicht heißen soll, dass es sich um einen arthouse-Streifen handelt. Nein, ganz klar ist ein junges, amerikanisch-westliches Massenpublikum avisiert, was insbesondere in der Wahl der Schauspieler der zwei Hauptrollen erkennbar wird. Da muß ich jetzt mal fragen, wie die Frauen das fanden: Ich fand den männlichen Helden einfach nur zu jung - wie ein Leonardo die Caprio in seinem frühen "Romeo und Julia"-Erfolg. Ich finde, er sieht einfach nur nach Milchbubi aus, dem man seine tollen Kampf-Skills ebensowenig abnimmt wie die Womanizer-Erfolge, die er angeblich hatte. Für mich also eine Fehlbesetzung, jemand mit zehn Jahren mehr auf'm Buckel, der 'nen Kopp größer und fünfzehn Kilo schwerer ist, hätte besser gepaßt. Ich vermute also stark, dass hier das junge Zielpublikum und/oder die Comicvorlage schwerer wogen bei der Auswahl des Jungen als inhaltliche Plausibilität.
Oder kommt der Bubi bei Euch Frauen ähnlich gut an wie die Hauptdarstellerin bei uns Männern? Was soll ich sagen? Cara Delevingne sieht einfach nur scheiß-gut aus, da interessiert es meinereinen nicht die Bohne, ob so ein Laufsteg-Mädel ernsthaft die Skillz haben kann, die ihr hier angedichtet werden. Sie sieht einfach in jeder Szene sexy aus, damit werden sämtliche Plausibilitäts-Sensoren in meinem Männergehirn auf stumm geschaltet. Ob sie nun gute schauspielerische Leistungen abliefert oder nicht - egal, darauf wird gar nicht geachtet.
Wenn Dane DeHaan bei Frauen (und Schwulen) genausogut ankommt, hat das Casting alles richtig gemacht. Immerhin spielt auch noch Clive Owen eine wichtige Rolle (die allerdings - wofür er nix kann - etwas zu durchsichtig angelegt ist). Und für eine Szene beherrscht Rihanna nicht nur die Leinwand, sondern den ganzen Kinosaal, wenn sie als Gestaltwandlerin eine absolut göttliche Performance hinlegt.
A propos Rihanna - worauf ich sonst selten achte, aber in diesem Fall ist es eine Erwähnung wert: die Musikuntermalung ist hier mal eindeutig gelungen. Zwar - wie häufig - insgesamt einen Tacken zu laut und zu aufdringlich. Aber es finden sich im Soundtrack eine Menge Songs, die wirklich passen.

Für einen Action-Fantasy-Comic-Scifi-Streifen: unbedingt sehenswert. Wird zwar wohl nie in meine Top-Ten kommen, aber das hängt wohl auch damit zusammen, dass hier zuviele Genres zusammenkommen (und die entsprechenden Anteile in "puren" Genrefilmen eben schon mal besser und kompromissloser zu sehen waren) und neben Spannung auch der Humor nicht zu kurz kommen soll und eine ab12-Freigabe den Knuddel-Look beeinflußt haben dürfte.
Sollte man ihn sich in 3D anschauen? Mir half es, die für meinen Geschmack zu kitschigen Szenen zu überstehen, aber ansonsten hatte ich auch hier mal wieder (wie in so ziemlich allem, was nach "Avatar" kam) nicht den Eindruck, dass es die Dreidimensionalität wirklich brauchte...
 

Shao

Ancient Amateur
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Was auf jeden Fall sehenswert ist, ist Dunkirk. Selten bin ich der Meinung, dass irgendein Film im Kino angeschaut werden sollte, aber bei Dunkirk ist das der Fall. Das liegt nicht nur an den bombastischen Bildern, die auf der großen Leinwand besser wirken, aber vor allem an dem markerschütternden Sound, den niemand in einer noch so teuren Anlage zu Hause wird rekreieren können.

Ansonsten ist über diesen Film am besten so wenig gesagt, wie möglich. Nur, dass es bei weitem kein gewöhnlicher Kriegsfilm ist, sondern eine recht andere Route nimmt, um sich dem Thema zu nähern und dieses Konzept geht in meinen Augen voll und ganz auf. Jeder, der die Gelegenheit hat, sollte so bald wie möglich Dunkirk im Kino schauen. :up:
 

Val

Amazing lolcat
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Was ich mega empfehlen kann, falls das nicht schon jemand getan hat: Rick & Morty.
 
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