!!!ATTENTION, LONG POST AHEAD!!!
Tja, warum ich gespielt habe, als es keinen Spaß gemacht hat?
Das ist gar nicht mal so einfach zu erklären, ohne in die WoW-Mechanismen abzutauchen. Und in meine eigenen Motivationsgründe.
1. Was für ein Spieler bin ich?
Nun, ich bin ein RP'ler, so ein „Richtiger“, einer, den Stories und Charaktere und Dialoge und Spielwelten viel mehr faszinieren und gefangen nehmen als Kampfsysteme oder Grafik oder Items. Ich habe weder D1 noch D2 je durchgespielt, auch sonst keines der Action-„RPGs“, die es in so massenhafter wie austauschbarer Anfertigung gibt. Kann mich alles nicht faszinieren.
Die Frage stellt sich also: Warum habe ich drei Jahre lang WoW gespielt? Ein Spiel, welches mir von den oben genannten Interest-catchern und -keepern nur die Spielwelt bietet und sonst nichts. Ein Spiel, welches prinzipiell gesehen ein D2 in anderem Setting und 3D ist...
2. Was macht man in WoW?
Man levelt. Und man ist irgendwann fertig. Dann levelt man neu oder stürzt sich ins Endgame. Und dazu gibt es eigentlich nur wenig zu sagen. WoWs Endgame-content besteht aus zwei Bereichen: PvP und PvE.
Beim PvP grindest du bis um Umfallen Allies/Hordler um dir neue Items kaufen zu könne, beim PvE grindest du bis zum Umfallen Instanzen, um neue Items von Bossen zu bekommen. Mehr gibt es nicht. Ist einfach so. Da können die Leute mit Craften und RP und was weiß der Geier kommen, das stimmt einfach nicht. (Jedenfalls nicht generell – um mal zu beschwichtigen.) Das Ende ist dann erreicht, wenn es keine neuen Items mehr gibt, was beim PvP inzwischen schneller erreicht ist, als beim PvE. Ab dann wartet man als PvE'ler auf neue Instanzen und als PvP'ler pvped man halt weiter – unter der Voraussetzung, dass einem das PvP wirklich Spaß macht und man den ganzen Scheiß nicht nur deshalb durchgezogen hat, um irgendein Item zu bekommen. Sobald es neuen „Content“ gibt, rödelt das Spielchen wieder von vorne los.
3. Was hat mich im Spiel gehalten?
Die Antwort darauf ist kurz und knapp: Meine Gilde. Plain 'n simple!
Das sind RL-Bekannte, Leute, die ich seit Jahren aus Foren kenne und Leute, die ich in WoW kennen gelernt habe. Wir waren immer als Gilde raiden, als Gilde pvpen, wir haben Forum, TS, etc. Wir sind eine Gemeinschaft. Und zum Glück keine WoW-Gilde, sondern eine spielunabhängige Spielergemeinschaft (die Wurzeln liegen in den dunklen DaoC-Tagen).
Ohne die Leute hätte ich spätestens vier Wochen nach Lv60 aufgehört.
4. Was habe ICH in WoW gemacht?
Als DaoC'ler fand ich das WoW-PvP-System ab den Battlegrounds langweilig. Unerträglich langweilig. Schon allein die Wartezeiten haben mich an der Intelligenz der Blizz-Designer und der Spinner, die das mitmachen, (Samstag morgens um 6 einloggen und anmelden, damit man um 16 Uhr dann mal in ein BG reinkommt) zweifeln lassen. Inzwischen haben sie das war ausgebügelt, aber an der Tatsache, dass Battlegrounds zum einschlafen sind und Open-PvP nicht stattfindet, ändert das auch nichts.
Ergo war ich ein PvE'ler und rannte dutzende Mal durch die 10er Instanzen um MC-ready zu werden, rannte dann hunderte mal durch MC um BWL-ready zu werden, hunderte mal durch BWL und AQ40 um Naxx-ready zu werden. Und um das überhaupt zu können, musste man dann natürlich noch Buffzeug farmen.
Machen musste man das alles, weil die Instanzen aufeinander aufbauen. Den ganzen Scheiß durchholzen. Again and again.
Und DAS waren die Sachen, wo ich keinen Spass mehr hatte. Wo es mich angekotzt hat. Richtig angekotzt! Zum Schluss sah mein Raiden so aus: WoW-Fenstermodus, TS muten (fällt sowieso nicht auf), Anime/Filme/Serien über das Spiel legen, vielleicht noch Skypen, damit mir Bescheid gesagt werden kann, wenn jemand aus dem Raid was von mir will und dann irgendwie den Abend rumkriegen.
5. Warum habe ich jetzt gespielt, obwohl ich keinen Spaß hatte?
Das immer und immer wieder die selben Instanzen machen war der Negativpol, der Positivpol war das Erarbeiten neuer Instanzen.
Das war lustig, das war spannend, das hat Spaß gemacht. Darum habe ich all das durchgezogen, was mir keinen Spaß machte.
Damals fand ich das Verhältnis in Ordnung, heute sehe ich das anders. Damals habe ich das mitgemacht, heute mache ich das nicht mehr mit (und habe dementsprechend auch mit WoW aufgehört).
Aus meiner jetzigen Sicht auf die Dinge, habe ich nicht nur Zeit vergeudet, sondern sie regelrecht vernichtet. Zocken, rumhängen, chillen, was weiß der Geier – alles tutti. Aber in der Freizeit(!!!) immer und immer wieder stundenlang etwas Verhasstes tun, damit man dafür etwas Spaßiges machen kann... Das wäre bei einem Verhältnis von 1:1 vielleicht noch akzeptabel, aber das ist bei WoW halt nicht gegeben.
Kostbare Zeit völlig inhaltslos in die Luft geblasen. Das ist mein Fazit dazu.
Jetzt habe ich viel mehr geschrieben, als ich wahrscheinlich hätte schreiben müssen, um die Frage nach dem „warum?“ zu beantworten. Aber naja, vielleicht verschafft es ja Leuten einen Einblick in die Hintergründe, die mit der ganzen Materie nichts am Hut haben.
Wobei ich kein Suchtkind bin/war, das sich vollkommen in dieser Welt verfranst hat. Kurz vor WoW habe ich meine Ausbildung angefangen und sie während meiner aktiven Zeit überdurchschnittlich erfolgreich abgeschlossen. Ich habe selbst im Urlaub niemals 16h am Stück gespielt oder ähnliches.