Politik, 12. Staffel

Ysrthgrathe

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@Turjan
Gamergate musste ich erst einmal googeln. Jetzt hab ich einen Einblick, aber natürlich immer noch keinen besonders guten Überblick.
Warum ist es denn falsch, wenn man #Gamergate als von ahnungslosen, reaktionär-ignoranten A***lochnerds getragen betrachtet?
Kommt mir auf den ersten Blick auch so vor.

Der taz-Autor scheint mir zu diesen Themen auch eher eine etwas simplistische Meinung zu haben
Worauf bezieht sich das genau? Wie Darghand finde ich den Text interessant und nicht so furchtbar abwegig.

@Gala
Es geht um eine Glaubenspredigt, nicht um eine sachliche Diskussion. Das da ausgerechnet ein Priester wie Zora das toll findet ... naja.
Oh, ein ad hominem. Die ganz große Schule des Argumentierens.
(Und das auch noch gleichzeitig mit dem Vorwurf der mangelnden Sachlichkeit? :wunder:)
Muss das wirklich sein? :down:


Das der Programmierer vollständig versteht, was er tut, oder gar komplette Riesenprojekte wie ein Betriebssystem vollständig überblicken würde, ist eine völlig absurde Behauptung.
Wo steht das denn? Ich lese dort:
Programmiersprachen sind komplex. Es dauert lange, sich in eine einzuarbeiten. Betriebssysteme sind komplex. All ihre verwinkelten Verzeichnisse, Prozesse und Configdateien zu kennen und wissen, was sie tun, ist eine langwierige Aufgabe. IT-Security ist ein hochkomplexes Feld, mit vielen Fallstricken und tausend Dingen, die man falsch machen kann.

Der Autor ist einfach der Meinung, dass das trotzdem alles übersichtlicher, unproblematischer, beherrschbarer, vorhersagbarer und bei weitem einfacher zu überblicken ist als die Phänomene der menschliche Interaktion.

Da würde ich auch zustimmen. Es gibt sehr viele Programmier, IT-Spezialisten usw., und fast jeder kann diese Dinge lernen, wenn er genügend Zeit investiert.
Dem entgegengesetzt gibt es weltweit keinen einzigen <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Psychohistorik">Psychohistoriker</a>
(Psychohistorik ist die Bezeichnung für eine fiktive Wissenschaft. Sie ermöglicht auf Basis mathematischer, statistischer und soziologischer Verfahren allgemeine und dennoch präzise Aussagen über das zukünftige Verhalten von großen Gruppen von Menschen.)
Woran liegt das wohl?

Genau diese A**lochhaltung "ich weiß alles besser und erklär dir die Welt" ist genau der Grund, warum ich z.B. aufgehört habe, den Spiegel zu lesen.
Und dann liest du stattdessen ausgerechnet Fefe?:eek::confused:
Wie würdest du den dessen Haltung zusammenfassen?

Außerdem ist mein Kritikpunkt nicht, das Fefe immer schlauer wäre als die "Qualitätspresse", oder das seine Beiträge alle toll und richtig wären - sondern das diese Qualitätspresse so schlecht ist und jetzt bei Anderen die Fehler sucht, die sie selbst begeht.
Aber du findest die "Qualitätspresse" doch furchtbar und Fefe ganz toll.
Obwohl du selbst sagst, dass seine Beiträge genausowenig alle toll und richtig sind? Und obwohl Fefe dadurch dann selbstverständlich ebenfalls bei Anderen Fehler sucht und anprangert, die er selbst genauso begeht?
Ist das nicht irgendwie mit zweierlei Maß gemessen?
Ich finde, man sollte alle Quellen immer nach den selben Kriterien beurteilen. Gerade auch dann, wenn sie das eigene Weltbild bestätigen und die eigene politische Weltanschauung vertreten.
 
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Darghand

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@Y

Dem entgegengesetzt gibt es weltweit keinen einzigen Psychohistoriker
(Psychohistorik ist die Bezeichnung für eine fiktive Wissenschaft. Sie ermöglicht auf Basis mathematischer, statistischer und soziologischer Verfahren allgemeine und dennoch präzise Aussagen über das zukünftige Verhalten von großen Gruppen von Menschen.)
Woran liegt das wohl?

Vermutlich, weil die notwendigen Datenmengen so groß wären, dass sie nur noch mit einer ausgefeilten künstlichen Intelligenz zu bewältigen sind. Nach den Snowden-Enthüllungen erschien dieser Artikel, in dem argumentiert wird, dass angesichts der stetig anwachsenden, vorhandenen Daten eine sekundäre, interpretierende Instanz - sprich: der Mensch - zunehmend obsolet würde, weil die bloße Korrelation zuverlässigere Ergebnisse liefert als theorie-geleitete, kausalllogische Vorhersagen.

Das ist faszinierend und erschreckend zugleich. Kurz vor Skynet, sozusagen. ;)
 

Matthew McKane

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@Y Und Darkhand: Ich verstehe immer noch nicht, was jetzt an dem Artikel gut sein soll. Der Artikel spricht von einer Hassmaschine und ist ganz offensichtlich selber mit so einer geschrieben worden.

Der Grundtenor des Artikels ist, wer keine Ahnung hat, darf keine Meinung haben.

Fefe ist so wie ich das verstanden habe, kein Journalist. Er schreibt auch keine Artikel, sondern er verlinkt Presseberichte und schreibt manchmal seine Meinung drunter. Was soll er also recherchieren? Seine Meinung?

In wiefern ist es bitte eine Gefahr, die mit der Bildzeitung verglichen werden muss, wenn ein Nerd privat Zeitungsartikel verlinkt die er irgendwie wichtig findet und seine Meinung drunterschreibt? Dürfen Privatpersonen jetzt keine Meinung mehr haben?
 

Darghand

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fefe ist einer der meistgelesenen deutschsprachigen Blogs und es ist nicht zuviel gesagt, wenn man eine meinungsbildende Funktion unterstellt. mspr0 - der Autor des Textes - verweist deshalb auch auf re:fefe-Projekt und eine Anhängerschaft, die von Leitner ironisch als sein "Bot-Netz" bezeichnet. Das Phänomen ist nun wirklich nicht auf fefe beschränkt. Diverse Netzautoren haben eine Menge an Followern, die deren Sichtweise und Haltung eher unhinterfragt übernehmen und, wenn sie sich dazu veranlasst fühlen, die Gegner ihrer Helden auf's Korn nehmen.

Wenn man mit seinem Schreiben solch eine Wirkung erzielt wachsen nunmal die Ansprüche an den Schreibenden, man könnte das auch publizistische oder jounalistische Integrität nennen. Bei fefe stimmen seine "Meinungsaussagen" häufig nichtmal mit den tatsächlichen Inhalten der Links überein, was entweder ein Zeichen von Faulheit ist oder dem Versuch geschuldet, die Links an das eigene Weltbild anzupassen. Ist das allzu offensichtlich, redet er sich auf "Schulung der Medienkompetenz" raus (was ich, nebenbei bemerkt, eine reichlich paternalistische Geste finde: der Kompetenzonkel erklärt euch die Welt). Ein guter Journalist kann sich das nicht leisten oder landet halt im Boulevard-Sumpf.

Ob meine oder deine Meinung auf einem Grundmaß an Ahnung beruht oder Ausdruck reines Ressentiments ist, ist ziemlich irrelevant, weil unser Publikum auf unsere Freundeskreise und die paar Dutzend User dieses Forums beschränkt ist. Keine Ahnung zu haben veranlasst im Normalfall niemanden, lieber erstmal keine Meinung zu haben. ;) fefe hingegen inszeniert sich mit Erfolg als jemand, der die Welt durchschaut hat und es gibt mehr als genug Leser, die ihm das abnehmen - die Verantwortung ist eine andere und der wird fefe in seiner Ahnungslosigkeit nunmal nicht gerecht.
 

Turjan

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Ysrthgrathe schrieb:
Warum ist es denn falsch, wenn man #Gamergate als von ahnungslosen, reaktionär-ignoranten A***lochnerds getragen betrachtet?
Weil das eine ahnungslose, reaktionär-ignorante Position waere? Ich sage das jetzt hauptsaechlich, um darauf hinzuweisen, wie wenig hilfreich eine solche Charakterisierung ist. "Ahnungslos" mit "ignorant" zu koppeln soll wohl den Punkt noch besonders vertiefen.

Ich habe jetzt keine Lust, ewig lang ueber Gamergate zu reden, da mir das Thema, nachdem es mehr als ein halbes Jahr das halbe Internet im Griff hatte, ein wenig ueber ist. Im Prinzip war das eine Schlammschlacht zwischen der Videogaming-Presse, hauptsaechlich aus der Blogosphere und allen voran Gawker-Media (Kotaku, Gizmodo, etc.), Gamasutra und RPS, und ihren Lesern. Das Verhaeltnis ist seit einer Reihe von Skandalen und Skandaelchen (wie Doritogate) hoffnungslos zerruettet, und der Kampf tobte ziemlich ungehemmt auf Twitter oder Reddit. Einige Mainstream-Medien, die darauf ansprangen, wie z.B. der Guardian, haben meist die Gawker-Linie ungeprueft uebernommen, so dass sich an dem negativen Image der Gamergate-Seite wohl nichts aendern wird. Das "reaktionaer"-Label kommt wohl daher, dass einige rechte Blogs, wie Breitbart, auf der Gamergate-Seite einsprangen. Waehrend die Gamergate-Seite die oeffentliche Meinungsschlacht also verloren hat, sind ihre Forderungen groesstenteils erfuellt worden, so dass dort, glaube ich, mehr oder weniger Zufriedenheit mit dem Resultat herrscht.

Im Prinzip hat das Ganze mit rechts oder links aber nicht viel zu tun. Die meisten "Gamergater" waren "links". Ihre Positionen zur Gleichberechtigung der Frau etc. unterschieden sich im Prinzip nicht grundsaetzlich von denen der anderen Seite, weshalb das Label als "Frauenhasser" abwegig ist. Die Auseinandersetzung ging mehr oder weniger nur darueber, wie soziale Veraenderungen bewirkt und die Diskussion darueber gefuehrt wird. Es war also ein Kampf zwischen Neo-Progressiven, die ihre Weltsicht mit Druck durchgesetzt haben wollten (hier spezifisch in Videospiele eingebracht), und eher liberal (von der "libertarian"-Sorte) gesinnten Linken, die auf freien Diskurs und die Entscheidung des Einzelnen setzen. In diesem Sumpf gegenseitiger Fehlcharakterisierungen geht das manchmal unter.

Und genau diese Auseinandersetzung findet sich auch in dem taz-Artikel.
Man muss sich nur mal anschauen, warum der taz-Autor Fefe als reaktionaer bezeichnet. Er verlinkt ja z.B. eine Fefe-Interview, wo dieser sich zu einem Interview von Ken Jebsen aeussert. Was irritiert den taz-Autor hier? Fefe sagt hier:
"Es ist auch Aufgabe in Interviews Leute zu Wort kommen zu lassen, die nicht meine Position vertreten. Das ist doch der Stil von einem Interview, dass du danach einen Erkenntnisgewinn hast. Wenn der nur Sachen erzählt, die du auch findest, wo ist die Erkenntnis?"
Oder die Frage des Reporters:
"Sollte der Journalist nicht dem Leser klar machen, welche Meinung er haben soll?"

Was sich hier vor allem herauskristallisiert, ist die Meinung des taz-Autors, dass man Andersdenkenden kein Gehoer geben sollte, "um ihnen kein Forum zu bieten", also totschweigen. Erkenntnissuche ist nicht gefragt. Man redet nicht mit den Leuten, sondern ueber sie, und zwar mit vorgekauter Meinung.

Genau diese Haltung war es dann auch, die die Anti-Gamergate-Bewegung kollabieren liess. Nachdem Gamergate-Posts schon von den meisten Blogs kommentarlos geloescht wurden, war der Gipfel eine Twitter-App, die automatisch jeden Twitter-User blockte, der irgendeinen "bekannten Gamergate-Anhaenger" auf der Liste der Leute hatte, denen er folgte, komplett mit Anfangs-Blacklist. Das traf dann auch viele Industrie-Vertreter, und der Backlash liess nicht auf sich warten. Lahme Verteidigungen, die Leute sollten halt besser aufpassen, wem sie zuhoerten, halfen da auch nichts mehr.

Wie gesagt, das ist, was ich dem taz-Autor hier vorwerfe: er mag keine Diskussion, sondern will eine Echokammer fuer seine eigenen Gedanken. Und hier trifft ihn dann sein eigener Vorwurf gegenueber Fefe.
Es geht mir nur um diesen spezifischen Punkt. Von Fefe halte ich ansonsten auch nix.
 
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Gala

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Ich will mal einen Vergleich mit Fotografie bringen:

- Von digitalrev erwarte ich im Wesentlichen nur Unterhaltung. Manchmal bringen sie recht gute Sachen, gerade auch der Moderator macht manchmal beeindruckend gute Fotos, aber im Allgemeinen ist das schlicht Herumblödeln und Spaß haben.

- Von "The Art of Photography", auch ein YouTube-Channel, quasi das andere Ende der Qualitätsskala, erwarte ich schon wesentlich mehr Niveau, auch wenn das von einem einzelnen Mann gemacht wird und schwache Episoden durchaus vorkommen.

Ist digitalrev nun also etwas, das man verbieten muß ? Nö, finde ich nicht. Wer nicht kapiert, das digitalrev halt Herumblödeln ist, dem kann ich nicht helfen. Im Grunde ist digitalrev noch nicht mal der wirkliche Tiefpunkt, der ist eher so Papier- und Zeitverschwendungen wie Color Foto.


Oder: genauso gibt es verschiedene Kabarettisten. Von der Anstalt oder Volker Pispers erwarte ich inzwischen ziemliches Niveau, weil sie das relativ konsistent auch bieten. Am anderen Qualitätsende, Dieter Nuhr, naja, der ist häufig noch nicht mal lustig, geschweige denn das er was zu sagen hätte, ergo spar ich mir den.


Fefe schreibt einfach seine eigene Weltsicht. Die manchmal ziemlich offensichtlich dümmlich ist (z.B. bei Frauenthemen), und manchmal auch Einblicke in die Welt, die mir noch unbekannt waren. So oder so ist er ein recht häufiger Lieferant von Informationen, die einfach lustig sind und diesen täglichen Wahnsinn, der sich Politik nennt, erträglicher macht.
 

Ysrthgrathe

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@Darghand
Wieso Skynet und künstlichen Intelligenz? Wenn man nicht mehr bewertet und interpretiert, sondern nur noch statistisch auswertet, braucht man doch überhaupt keine Intelligenz mehr. Weder menschlich noch künstlich, oder?

Übrigens bin ich da skeptisch. Welche Korrelationen man findet hängt immer auch davon ab, welche Daten man erhebt. Wenn man keine Theorie hat, weiß man aber nicht, was wichtig ist und gesammelt werden muss.
Und wenn man einfach alles sammelt, gehen die echten Vorgänge im Rauschen der vielen zufälligen Korrelationen unter. Schließlich kann man ohne theoretischen Rahmen niemals feststellen, was Zufall und was ein echte Ursache-Wirkungs-Beziehung ist.

@Matthew
Siehe Darghand. Besser kann ich es auch nicht formulieren.

@Turjan
Beim Wiki-Eintrag zu Gamergate liest sich das ein bisschen anders. Aber wie gesagt, davon hab ich echt keine Ahnung. Deswegen glaube ich dir da gerne.
Wenn mspr0 auch nur eine oberflächliche Ahnung von Gamergate hat und einem Fehlschluss aufgesessen ist, widerlegt das aber doch nicht den ganzen Artikel. Gamergate kommt doch nur in einem Nebensatz vor, den man problemlos streichen kann, ohne das etwas verloren geht.

Das "reaktionaer"-Label kommt wohl daher, dass einige rechte Blogs[...]
Meiner Meinung naher eher durch die unterstellte Frauenfeindlichkeit.

Man muss sich nur mal anschauen, warum der taz-Autor Fefe als reaktionaer bezeichnet.
[...]
Was sich hier vor allem herauskristallisiert, ist die Meinung des taz-Autors, dass man Andersdenkenden kein Gehoer geben sollte, "um ihnen kein Forum zu bieten", also totschweigen. Erkenntnissuche ist nicht gefragt. Man redet nicht mit den Leuten, sondern ueber sie, und zwar mit vorgekauter Meinung.
Für diese Interpretation finde ich in jedenfalls in diesem einzelnen Text von mspr0 keine zwingende Grundlage. Jedenfalls sehe ich keine. Wäre schön, wenn du weitere Textstellen als Beleg lieferst.

Er hält Fefe für reaktionär, da
Denn nein, es ist nicht das Selbe, für Homosexuellenrechte zu kämpfen, wie dagegen.

Und das Problem mit dem Interview ist wohl eher dieser Satz:
Magst du so Journalisten wie Ken Jebsen?
Was heißt mögen? Er erfüllt einfach eine Aufgabe, die ansonsten leider etwas untergeht.

Welche Aufgabe, die sonst leider(!) untergeht, erfüllt Jebsen denn deiner Meinung nach?

Außerdem kaufe ich und wahrscheinlich auch mspr0 Fefe einfach nicht ab, dass er Jebsen zu Wort kommen lässt, obwohl ihm dessen Position vollständig zuwider ist.
Wäre mir jedenfalls neu, dass Fefe sonst auch andauernd Menschen mit Meinungen, die von seiner eigenen abweichen, wohlwollend und unkommentiert zu Wort kommen lässt.
Die Aufgabe des Journalisten ist nicht, eine Meinung vorgefertigt zu haben und reinzudrücken, sondern dem Zuhörer oder Leser alle Fakten an die Hand zu geben, damit der sich selbst eine Meinung bilden kann.
Und dann beweist man jeden Tag mit dem eigenen Blog das Gegenteil. Gut, meinetwegen versteht er sich nicht als Journalist. Dann taugt diese Art der Verteidigung im Fall Jebsen aber auch nicht mehr.

Wie gesagt, das ist, was ich dem taz-Autor hier vorwerfe: er mag keine Diskussion, sondern will eine Echokammer fuer seine eigenen Gedanken.
Das ist aber eine deutliche Überinterpretation.

Und hier trifft ihn dann sein eigener Vorwurf gegenueber Fefe.
Selbst wenn: Das würde mspr0 zu einem unredlichen Menschen machen, der lieber den Splitter im Auge des anderen findet. Die Vorwürfe gegen Fefe entkräftet das aber natürlich noch lange nicht.

@Gala
Und wenn du bei digitalrev erst mal bei jeder Information selbst recherchieren müsstest, ob das nicht totaler Quatsch ist oder unzulässig aufgrund eines bestimmten Weltbildes uminterpretiert, würde das Lesen dann immer noch Spaß machen?

Davon abgesehen spricht doch niemand von einem Verbot. Darf man Fefe oder digitalrev nicht kritisieren oder doof finden?
Fefe schreibt einfach seine eigene Weltsicht. [...] So oder so ist er ein recht häufiger Lieferant von Informationen, die einfach lustig sind
Das ist dann ironisches Fefe-lesen?
Stefan Niggemeier wehrt sich seit Jahren gegen die “ironische” Lesart der Bild, die sich in unserer auf- und abgeklärten Hipsterwelt breit gemacht hat. Ähnlich geht es mir mit den “Ich lese Fefe ja nur wegen dem Sportteil”-Gewitzel in der Netzszene. Um das hier klar zu sagen: Ich lese Fefe nicht und zwar wegen seiner mangelnden journalistischen, moralischen und diskursethischen Integrität. Wer ihn dennoch liest, kann von mir nicht erwarten, dass ich sie oder ihn noch irgendwie ernst nehme.

Für ironisches Fefelesen übernimmst du übrigens erstaunlich häufig völlig ungeprüft seine Meinung und verbreitest sie dann hier auch noch ungefragt.
 
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Turjan

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@Ysrthgrathe: Ich denke, unsere Meinung zu Fefe selbst ist nicht unterschiedlich. Es ist die politische Positionsbestimmung, wo wir eventuell auseinanderliegen. Fefe selbst scheint sich als links einzustufen:
"Auf der anderen Seite laufen bei Pegida nicht nur CDU- und AfD-Leute mit. Das sind auch Linke. Die rassistische Komponente ist ausgeprägter bei uns."
Ysrthgrathe schrieb:
Er hält Fefe für reaktionär, da: Denn nein, es ist nicht das Selbe, für Homosexuellenrechte zu kämpfen, wie dagegen.
Ich denke, Du und auch der taz-Autor missverstehen hier die Stossrichtung. Meinungsfreiheit ist auch immer die Freiheit der Andersdenkenden. D.h., in einem Klima wahrer Meinungsfreiheit, hat jeder das Recht, gehoert zu werden, auch wenn man deren Gedanken abstossend findet. Dann kann man sich damit auseinandersetzen, nachdem man sie gehoert hat. Dies ist der ganze Tenor des Interviews. Das ist sozusagen das amerikanische, libertäre Verstaendnis von Meinungsfreiheit. Und da kann man dann auch gegen die Heirat Homosexueller argumentieren, auch wenn Du oder ich das als Ausdruck einer ueberkommenen Gesellschaftsordnung sehen.

Fefe wird nicht muede, darauf hinzuweisen:
"Das ist gerade bei Pegida das Problem, dass es sich der Journalismus einfach macht und sagt, denen muss man nicht zuhören, die sind alle doof. Das mag zu einem gewissen Teil stimmen, aber das heißt nicht, dass wir denen nicht zuhören müssen, sonst verstehen wir das Problem einfach nicht."

Insofern ist darin auch Deine Frage an mich ganz klar beantwortet:
Ysrthgrathe schrieb:
Welche Aufgabe, die sonst leider(!) untergeht, erfüllt Jebsen denn deiner Meinung nach?
Er gibt den Ungehoerten eine Stimme. Ausserdem das, was Du bei Deinem Zitat abgeschnitten hast:
"Es ist aber nicht meine Aufgabe, den Gast vorzuführen, wenn ich ein Interview gebe, im Gegenteil. Sondern der soll die Gelegenheit haben, seine Position zu äußern und zwar am besten auch Sachen, die er bisher noch nicht gesagt hat. Je weiter ab vom Mainstream, oder je besser der sich verplappert, desto besser das Interview. Aus meiner Sicht."

Zuhoeren lohnt sich manchmal. Gerade dann, wenn man die Position nicht teilt.

Nun stimme ich mit Dir ueberein, dass Fefe in seiner Motivation wohl gelogen hat. Jebsen und Fefe haben beide die Anti-NATO-Haltung gemeinsam, und beide hecken allerlei Verschwoerungstheorien in die Richtung aus, die Gala uns dann hier ungefiltert praesentiert, so dass ich annehmen muss, dass er diese teilt. Wie gesagt, von Fefe als Journalist halte ich nichts, und das war auch nicht der Punkt, den ich am taz-Artikel zu kritisieren hatte.
 

David

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Ich wusste gar nicht dass dieser "Fefe" so bekannt ist, außer hier im Forum habe ich nie von dem gehört..
Könnte aber auch einfach daran liegen dass das Forum hier die letzte Webseite ist die ich außer Nachrichten/Mail/Wetter etc. noch regelmäßig privat besuche, ansonsten habe ich meine privaten Internetaktivitäten ziemlich weit zurückgefahren.

Aber was den TAZ-Artikel angeht, auch wenn da ein paar ganz interesannte Gedanken drinn stehen, rein vom Tonfall her geht das ja mal gar nicht. :down:
So ein Beitrag würde hier im Forum wahrscheinlich sofort gelöscht werden.
Da passt <i>"(..)kann von mir nicht erwarten, dass ich sie oder ihn noch irgendwie ernst nehme"</i> auch schon wieder ganz gut.

Ich glaube auch nicht dass der Anteil von "Ich weiß alles besser" bei ITlern höher ist als bei anderen Gruppen. Notfalls wird halt der "gesunde Menschenverstand" des "kleinen Mannes" bemüht, denn die Politiker/Bosse/Wissenschaftler etc. in ihrem "Elfenbeinturm" schon lange verloren haben.
(Siehe Sarah Palin :D )

Und auch wenn Quellcode für den Laien verwirrend aussehen mag, so schwer ist das eigentlich gar nicht. Meiner Meinung nach einfacher als Mathematik und für mich persönlich auch viel einfacher als zB einen Motor zu reparieren oder ein schönes Bild zu malen. Hat halt jeder andere Fähigkeiten und Interessen.
Den typischen Informatiker gibt es ja sowieso nicht, ich habe den Klischee-ITler genauso kennengelernt wie solche, die in ihrer Freizeit extra viel Sport zum Ausgleich machen. Ich programmiere beruflich zwar auch viel, aber das ist eigentlich nur ein Handwerkszeug auf dem Weg zu den gewünschten Ergebnissen. Und privat finde ich jeden neu ausgegrabenen Dinosaurier spannender als irgendwelches Technik-Spielzeug ala Smartphone oder VR.

@Y:
An die "Psychohistoriker" musste ich in letzter Zeit aber auch schon öfter denken wenn es darum ging was man mit der Kombination aus leistungsfähigen Rechnern und Statistik so alles für möglich hält. :D

Neulich habe ich zB von einer Software gehört, die die Polizei in manchen Städten schon einsetzt um vorherzusagen wo mit erhöhter Einbruchsgefahr zu rechnen ist um dann dort Streife zu fahren..
 
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Kraven

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Mal was anderes. Ich verfolge die eigentlich viel zu kleine Debatte um das G36 in Auslandseinsätzen jetzt schon länger, und der neue Artikel in der Zeit fasst die Sache sehr schön zusammen.
Das G36 ist ein einwandfrei funktionierendes und treffsicheres Sturmgewehr, es sei denn, dass
a) die Sonne drauf scheint oder
b) das Gewehr Dauerfeuer geben muss.

Ich bin mir ein bisschen unsicher, welchen Punkt ich lustiger finden soll, aber es ist glaub ich der zweite. "Das Gewehr ist absolut treffsicher, außer in einer Schießerei." Ah. Na dann.

Ich finde es ein bisschen befremdlich, dass das kein größeres Thema ist. So... wir schicken Leute in Kampfhandlungen ohne geeignetes Gerät. Das sollte ein größeres Thema sein.
 

Rhonwen

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Ungefähr so wie die 5 Schiffe zu je 1,2 Milliarden Euro, die meerwassergekühlt laufen sollten vor Somalia (umweltfreundlich) und auch wunderbar funktioniert haben, solange das Meerwasser unter 6 Grad hatte?
Und bei denen man die Motoren so tief verbaut hatte, dass man das ganze Schiff zerstören müsste, um da ran zu kommen und was zu verändern. Die man Ewigkeiten in diversen Häfen unter Planen versteckt hat?

Fehlplanung und Komunikationsprobleme bei ganz vielen wichtigen Stellen, scheint mir.
 

Maus

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@Kraven: naja, das ist kein so einfaches Thema. Man müsste mal nachlesen, was die Bundeswehr damals so an Anforderungen in die Ausschreibung reingeschrieben hat. Und wie das Gewehr bei der Einführung geprüft wurde... lülülülü... und man müsste mal schauen, wie eng da Auftraggeber und Auftragnehmer verbandelt sind.

Das Ganze könnte nach meiner Vermutung so gelaufen sein:
"Hey, wir brauchen mal ein neues Gewehr, was habt ihr denn so gerade im Angebot?"
"Naja, im Moment basteln wir am G36, das hat im Prinzip so diese Eigenschaften."
"Klingt ja ganz gut, kannst du mit mal die Daten schicken, damit ich weiß, was ich in die neutrale Leistungsbeschreibung reinschreiben soll?"
"Kann ich machen. Denk halt dran, wenn ihr das schön leicht haben wollt, dann müsst ihr das mit dem Dauerfeuer draußen lassen..."
(ist natürlich überspitzt formuliert...)

Manchmal tut mir die kleine Uschi ja leid, wenn ich an den Augias-Stall denke, den sie da ausmisten muss ;)
 

Rhonwen

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Netter Denkansatz aus der Osterpredigt hier:

"Wir beten für alle Soldaten, die mit der Waffe in Krisengebieten für Frieden und Sicherheit sorgen, damit wir keine Waffe in die Hand nehmen müssen und weiter in Frieden leben können."

Also der Hinweis, dass viele von uns nur Pazifisten sein können, weil es Menschen gibt, die bereit sind, im Notfall eine Waffe in die Hand zu nehmen und dass wir diese Menschen (Polizisten, Soldaten, ...) nicht verurteilen sollten.

Edit:
Da nachgefragt wurde: Ja, es wurde auch für alle anderen gebetet, die sich in Kriesengebieten und außerhalb davon für Menschen einsetzen. Ärzte, Feuerwehrleute, Sanitäter, Krankenpfleger, Politiker, Helfer bei Katastrophen, THW, pflegende Familienangehörige, ...

Edit 2:
http://www.presseportal.de/pm/58964...-ekd-ratsvorsitzenden-heinrich-bedford-strohm
 
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Ysrthgrathe

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@Turjan
Ich denke, unsere Meinung zu Fefe selbst ist nicht unterschiedlich.
Davon bin ich jedenfalls ebenfalls die ganze Zeit ausgegangen.

Ich denke, Du und auch der taz-Autor missverstehen hier die Stossrichtung. Meinungsfreiheit ist auch immer die Freiheit der Andersdenkenden. D.h., in einem Klima wahrer Meinungsfreiheit, hat jeder das Recht, gehoert zu werden, auch wenn man deren Gedanken abstossend findet.
Na ja, jeder hat das Recht, seine Meinung zu sagen. Ein Pflicht, dass man auch zuhören muss, gibt es aber zum Glück nicht.
Das ist aber letztlich die "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen"-Schiene. Natürlich darf man es sagen. Man muss dann nur auch mit den negativen Reaktionen und Konsequenzen leben. Dass ist es, was die Leute eigentlich stört, die dieses Sprüchlein aufsagen.

Er gibt den Ungehoerten eine Stimme.
Wie gesagt, ich glaube nicht, dass es da überhaupt Ungehörte gibt. Wenn ich mir in der Wikipedia anschaue, wofür Ken Jebsen eintritt, dann ist das bestimmt keine Position, die selten geäußert wird oder irgendwie unbekannt ist.

Zuhoeren lohnt sich manchmal. Gerade dann, wenn man die Position nicht teilt.
Klar, prinzipiell fast immer. Leuten, die zum Beispiel gegen Homosexuellenrechte kämpfen oder ähnlich eklige Positionen vertreten, muss man meiner Meinung nach trotzdem nicht zuhören. Ich sehe nicht, welchen Erkenntnisgewinn das liefern könnte. Deren "Argumente" sind schließlich hinreichend bekannt.
Kann ja sein, dass sich tatsächlich jemand "verplappert", aber was bringt das? Die Anhänger der Position wird das nicht abschrecken, die Gegner sind sowieso schon aus hoffentlich besseren Gründen dagegen.

Es ist die politische Positionsbestimmung, wo wir eventuell auseinanderliegen. Fefe selbst scheint sich als links einzustufen
Menschen sind kompliziert. Seine Selbsteinschätzung hindert Fefe jedenfalls nicht daran, trotzdem in mehreren Bereichen reaktionäre Standpunkte einzunehmen. Siehe zum Beispiel, wenn es um den Themenkomplex Frauen, Gleichberechtigung und Feminismus geht.

Ich glaube, wir liegen aber nur um Nuancen auseinander. Der Artikel ist bestimmt auch nicht das tollste und stichhaltigste, was ich diese Woche gelesen habe. Interessant und lesenswert fand ich ihn trotzdem.
Lohnt aber meiner Meinung nach nicht, sich darüber noch weiter zu streiten.
 

Turjan

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@Ysrthgrathe: Definitiv nicht. Ich hatte eigentlich schon vorgehabt, den letzten Post groesstenteils zu loeschen und zu erklaeren, dass es sich nicht lohnt, das zu vertiefen, aber ich hatte das Edit-Zeitfenster verpasst. Also, gut ist es.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Harte U-Haft: Middelhoff soll 28 Tage nicht geschlafen haben
Thomas Middelhoff soll während seiner Untersuchungshaft in der JVA Essen über einen Monat lang tags und nachts alle 15 Minuten geweckt worden sein. [...] Der Chef des Gefängnisses, Alfred Doliwa, weist dies dem Bericht zufolge zurück: "Wenn jemand alles zu verlieren droht, ist das der typische Fall eines Bilanz-Selbstmordes."

Deshalb habe er die "unregelmäßige Beobachtung in Zeitabständen von höchstens 15 Minuten rund um die Uhr" angeordnet. "Das Leben des Gefangenen hat Vorrang. Was wäre denn passiert, wenn sich Herr Middelhoff etwas angetan hätte?", zitiert die "BamS" den Gefängnischef. [...]
:eek:

UN-GLAUB-LICH !!!

Was ist denn das für ein Gefängnisdirektor ?!?

Der wird schwerster Folter beschuldigt - und liefert prompt ein Geständnis ! Er habe aus Mitgefühl gefoltert !

Das erinnert mich an die Naivität einer Verkehrsteilnehmerin, die einen Kollegen beim Rückwärtsfahren reingefahren ist und prompt ein Geständnis ablieferte: "Man konnte sie nicht im Rückspiegel sehen !" (Man sieht immer in Fahrtrichtung. Der Rückspiegel ist nur dazu da, beim Vorwärtsfahren schnell und risikolos den Verkehr im Rücken zu prüfen).

Schwerste Folter - mitten in Deutschland !!!

Welche Art von Qualifikation muß man für so eine Posten als Gefängnisdirektor überhaupt haben ?!? Gesunder Menschenverstand gehört da offensichtlich nicht dazu !?! :(




Island denkt darüber nach, den Banken das Bankenprivileg zu entziehen
Iceland's government said Tuesday it would consider a revolutionary monetary proposal removing the power of commercial banks to create money and handing it to the central bank.
Das ist btw genau das, was gemeint ist, wenn die Linke sagt, das sie Banken "enteignen" will. Ich rege mich jedesmal ein bisschen auf, wenn ich diese Formulierung höre.

Enteignung ist in Deutschland ja verboten - man bekommt immer den Wert ersetzt, wenn der Staat z.B. einen Wald aquiriert, weil eine neue Straße gebaut werden soll. Und wenn man Geld enteignet, ist die Schadenssumme sogar ziemlich offensichtlich. Ergo: Banken kann man nicht enteignen.

Richtig wäre also die Formulierung: den Banken soll das Bankenprivileg entzogen werden. Nämlich die Fähigkeit, Geld aus dem "Nichts" zu schaffen.

Under the so-called Sovereign Money proposal, the country's central bank would become the only creator of money.

"Crucially, the power to create money is kept separate from the power to decide how that new money is used," Sigurjonsson wrote in the proposal.

Banks would continue to manage accounts and payments, and would serve as intermediaries between savers and lenders.
Hmm. Das ist nicht so weitgehend, wie meine persönliche Ideen hierzu wären. Meiner Meinung nach sollte die Zentralbank jedes Jahr (oder häufiger) ausrechnen, wieviel Geld im Umlauf sein muß - und diese zusätzliche Summe in den Staatshaushalt schieben. Man könnte z.B. jedem Staatsbürger einen gleichmäßigen Anteil davon geben.

Privatbanken wären dann ein ganz normaler Marktteilnehmer, wie z.B. jede Firma.

Ich bin sehr gespannt, wie erfolgreich dieses Modell in der Praxis sein wird.
 
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Chinasky

Dirty old man
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@Kraven: Bezüglich der Sache mit dem G36 hab ich letztens mal länger in den Leserkommentaren im SPON-Forum zu einem Artikel, der das Thema betraft, gelesen. Meist kommen die interessanten Infos ja erst dort zutage. Als Zivi und Pazifist kenne ich mich nicht genug aus, aber ein paar Gedanken aus den Kommentaren leuchteten mir dennoch ein: Um das Gewehr leichter zu machen, wird wohl mehr Kunststoff als im Vorläufergewehr G3 (das immer als Vergleich genannt wird und die erwähnten Probleme nicht hatte) verbaut. Ausserdem ist die Munitions wesentlich leichter, was erstens entweder den Soldaten erlaubt, mehr Munition oder eben weniger Ballast mit sich herumzuschleppen und zweitens insbesondere "frauenfreunlich" sei. Wäre ja fies, wenn die "schwachen" Frauen, denen zuliebe ja scho manche Fitnesstests in ihren Anforderungen nach unten korrigiert wurden, wegen zuviel Gepäck entweder gar nicht rechtzeitig im Gefecht ankommen oder bei der Flucht zurückgelassen werden.
Jedes Material verzieht sich bei Erhitzung und eine eierlegende Wollmilchsau ist auch bei Gewehren wohl bislang nicht erfunden worden.
Was die mangelhafte Zielgenauigkeit angeht, so hängt die wohl erstens mit der verwendeten Munition ab, zweitens ist sie bei der üblichen Verwendung auch weitgehend verzichtbar. Die Zielgenauigkeit läßt ja erst bei Dauerfeuer, bzw. bei längeren Schußwechseln nach. In solchen Fällen würde aber, reale Gefechtsbedingungen angenommen, ohnehin meist in Salven nach dem Motto "Hauptsache, die Richtung stimmt" geschossen und nicht mit gezielten Einzelschüssen. Ob da eine Kugel über hundert Meter fünfzig Zentimeter vom Ziel abweicht, ist wenig relevant, wenn man im Straßenkampf sechs oder zehn Schuß per Dauerfeuer über Distanzen von 20 bis 40 Metern losläßt. So jedenfalls ein Kommentator, der sich als Berufssoldat bezeichnete und dessen Ausführungen sich kompetent anhörten. Er meinte, dass die mangelnde Treffsicherheit eher akademischer Natur und nur bei Schießübungen am Schießstand von Relevanz sei. Ihn störte dagegen prinzipiell die im Vergleich zum G3 leichtere Munition mit entsprechend geringerer Durchschlagskraft, respektive "mannstoppender Wirkung".

Wie auch immer - mir scheint dieses Thema eines zu sein, in der Laien wie ich keine wirklich gute Meinung finden können, weil wir nicht wissen, welche Argumente in diesem Zusammenhang wirklich relevant sind und welche nicht.

@Rhonwen: Dieser "nette Gedankenansatz" ist mir nicht so ganz unbekannt. Mit dem wurde ich schon vor dreissig Jahren als Wehrdienstverweigerer konfrontiert. Es ist die Logik des Krieges und der Gewalt. Wenn man sie gelten läßt, dann kann man den Pazifismus gleich ganz in die Tonne kloppen. Witzigerweise wird diese Logik immer wieder ausgerechnet im christlichen Lager aufgewärmt, obwohl deutliche Jesus-Worte und Jesus-Taten dagegen stehen. Als Petrus einem der Soldaten, die Jesus gefangen nehmen, das Ohr abschlägt, weist ihn Jesus an, das Schwert gefälligst wegzustecken und zaubert dem Entohrten sein Hörfleisch wieder dran. "Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen" - also ich verstehe das als drastischen Hinweis, eben nicht zum Schwert zu greifen... Wenn christliches Verhalten sich tatsächlich am "what would Jesus do" orientieren würde, dann gäbe es keine waffentragenden Christen. Aber selbstverständlich verhalten sich Christen wie Anhänger anderer Glaubenssysteme und biegen sich die Aussagen ihrer Offenbarungsschriften so zurecht, wie sie politisch opportun, d.h. ihnen in den Kram passend, sind. Kanonensegnungen inklusive.

Mir geht es hier auch gar nicht um das spezifisch Christliche an dieser anti-pazifistischen Argumentation, sondern ich halte sie im Kern für falsch. Als Pazifist muß man jeden, der sich bereit erklärt, auf Befehl andere Menschen umzubringen, verurteilen. Sonst ist man kein Pazifist. Soldaten sind für mich (potentielle) Mörder, ihr Auftraggeber ist halt der Staat. Dass sie glauben, ihre Familien oder irgendwelche Werte zu verteidigen - geschenkt. Sieht man ja am Irak-Krieg, wie toll sie das hinkriegen. Als kleiner Soldat weiß man überhaupt nicht, in welcher Gegend der Welt einer der Regierenden als nächstes "Engagements"-Bedarf sieht. Nur, weil ein einstiger Bundespräsident zurücktrat, nachdem seine unbedachten Wahrheitsäußerungen publik wurden (nämlich dass, auf den Punkt gebracht, deutsche Soldaten für "deutsche" Wirtschaftsinteressen in den Krieg ziehen), ändert sein Rücktritt ja nichts an den Fakten. Woher soll ein neunzehnjähriger Infanterist denn wissen, wie gut begründet das Mandat ist, aufgrund dessen er dann collateral Damage in Afghanistan, Bosnien oder am Horn von Afrika inkauf nimmt?

Wer denkt, er habe ein irgendgeartetes Recht, anderen Menschen das Leben zu nehmen, und die Verantwortung auch noch auf andere (Vorgesetzte, Politiker, Wähler) deligieren zu dürfen, den verurteile ich. So sieht die pazifistische Grundeinstellung nun mal aus. Und wenn ich dann ganz persönlich irgendwo auf der Straße angegriffen werde und mich meiner Haut wehre, wobei der Angreifer stirbt - dann ist das meine ganz persönliche Angelegenheit und ich muß dann ganz persönlich mit der Verantwortung umgehen, d.h. mit der Frage, ob das jetzt wirklich nötig und richtig war, den da zu töten, statt einfach wegzurennen. Aber ich werde dann diese Verantwortung nicht deligieren und es mir auf diese Art "einfach" machen können.

Wenn man von Jesus nicht mal pazifistisches Denken abzuleiten vermag - dann ist diese rehäugige Strahlenkranz-Figur aus der Mythologie endgültig irrelevant geworden und man kann endlich das dämliche Tanzverbot am Karfreitag aufheben. Die Logik des Kriegs und der Gewalt, die gab es vor Jesus. Und die Begründung, dass man ja nur dem Frieden zuliebe Gewalt anwende, ist eine so uralt-bewährte Ausrede, eigene Interessen gewaltsam durchzusetzen, dass sie sicherlich schon vom Australopithecus vertreten wurde. :D

Zusammenfassung: Stell Dir vor, es ist Krieg - und keiner geht hin. (Auch nicht ganz neu, der Spruch. :shine: )
 
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Danol

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Ich habe bei der G36-Diskussion irgendwie die ganze Zeit das Gefühl dass da ursprünglich irgendein Redakteur ganz dringend einen Seitenfüller gebraucht und sich das ganze dann verselbstständigt hat.

Effekte wie erhöhte Streuung bei warmgeschossenen Waffen treten bei jeder modernen Schusswaffe auf, das ist aufgrund der Wärmeentwicklung auch gar nicht vermeidbar. Dann ist mir auch unverständlich wie man auf die angegebenen Schusszahlen in hinreichend kurzer Zeit kommen soll. Mir wurde beim Bund noch beigebracht dass, wo immer möglich, Einzelfeuer geschossen wird, selbst beim Sturmabwehrschießen sollte hauptsächlich so geschossen werden. Da sich unter den Ausbildern einige mit Auslandseinsatzerfahrung befanden, gehe ich auch nicht davon aus dass sowas in der Praxis komplett über Bord geworfen wird und der Soldat plötzlich zum Rambo mutiert, der sein Gewehr für ein MG hält. Kurz: Ich halte dieses Problem für gar nicht so dramatisch und vermute mal dass es "Standard" bei allen Armeen ist. Hier übrigens das G3 als Vergleich zu bringen finde ich auch fragwürdig. Ich hab' selbst nie eins in der Hand gehabt, den Kommentaren von Ausbildern nach zu urteilen war Präzision aber nicht gerade die größte Stärke des G3. Darüber hinaus kann ich mir auch sehr gut vorstellen das an den Äußerungen des von Chinasky zitierten Soldaten bzgl. der akademischen Natur solcher Schießplatz-Überlegungen einiges drann ist.

'Ne andere Sache ist natürlich der bei zu großer Sonneneinstrahlung angeblich verziehende Rahmen, das verzogene Visier ist in der Tat ein Problem das man so nicht einfach hinnehmen sollte. Bei der Kritik sollte man allerdings im Auge haben dass das G36 ursprünglich wohl nicht für Afghanistan konzipiert und entwickelt wurde, unter mitteleuropäischen Bedingungen habe ich jedenfalls bisher nichts von entsprechenden Problemen gehört und hatte auch selbst, bei typischen Sommertemperaturen um die 30°C mit Sonnenschein, nie welche beobachtet. Vermutlich waren unsere Sicherheitspolitiker in ihrer Einsatzplanung nach 9/11 ambitionierter als bei der Materialbeschaffung '97.

Wenn man nun aber das G36 anhand dieses technischen Fehlers kritisiert, warum nimmt man das nicht mal zum Anlass sich mit dem von uns eingeschlagenem Weg der Infanteriebewaffnung allgemein auseinanderzusetzen? Ich vermisse irgendwie grundsätzliche Fragen wie z.B. die ob es wirklich sinnvoll ist dass Deutschland hier einen Sonderweg beschreitet und dem Infanteristen ein Gewehr mit 2 fixen Optiken, von denen eine auf kurze Entfernungen nutzlos ist und die andere Strom oder Sonnenlicht zum funktionieren benötigt, in die Hand drückt; statt wie praktisch jeder westliche Nato-Staat bei der Umstellung vom Kaliber 7.62mm auf 5.56mm auch gleich ein Gewehr zu beschaffen das die Montage verschiedener Optiken ermöglicht und auch über Kimme und Korn verfügt? Zumal der Hoflieferant HK ja durchaus auch solche Modelle im Angebot und in andere Staaten exportiert hat, nebenbei habe ich da bisher auch keine Klagen über Qualitätsmängel gelesen. Genauso fragwürdig finde ich es eine Armee zwar einerseits so aufzustellen das sie praktisch nur im Zusammenspiel mit Bündnispartnern eingesetzt werden kann, sich dann aber andererseits bündnisinternen Standardisierungen, wie etwa bei den genutzten Magazinen, zu verweigern. Statdessen schafft man lieber ein schick transparentes mit kaum funktionierendem Zusammensteck-Mechanismus an (den wir in der Übungsplatzrealität mit einem Hosengummi verstärken mussten, damit sich nicht zwischendrinn ein Magazin verabschiedete). Das scheint nur in der medialen Debatte um das G36 keinen so recht zu interessieren, dominant ist ein mutmaßlich relativ normales Waffenverhalten.

Die Kritik bzgl. der Durchschlagskraft halte ich noch für die stichhaltigste, letztlich muss man aber irgendeine Entscheidung treffen ob einem nun mehr Munition / weniger Gewicht oder doch die Durchschlagkraft wichtiger ist, es gibt meiner Auffassung nach gute Argumente für beide Positionen. Durch die Entwicklung von Zwischenkalibern, z.B. 6,5 mm Grendel, würde ich aber ohnehin erwarten dass sich die moderneren Armeen irgendwann wieder Munition mit höherer Durchschlag- und Mannstoppwirkung zuweden und gehe davon aus dass da auch Deutschland mitzieht. Insofern bin ich bzgl. dieses Problems dezent optimistisch.
 

Gala

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Der Irakkrieg ist kein gültiges Gegenbeispiel, denn das war ein offensichtlich ungerechter Krieg ums Öl. Wenn die aggressive Haltung der USA (und historisch auch der Sovjetunion) nicht gewesen, hätten man viele Kriege sein 1945 vermeiden können.

Die USA unterstützt Diktaturen weltweit. Auch Saddam Hussein war lange der Diktator von US Gnaden. Wenn die USA also endlich mal damit aufhören würden, ständig neue Diktaturen zu produzieren, wäre schon viel gewonnen.

Es gibt aber eben auch Kriege, die nicht vermeidbar sind. Das beste Beispiel war ja der zweite Weltkrieg. Auch im Genozid in Ruanda hätten man eigentlich eingreifen müssen - leider ging es da nicht um Ressourcen oder Einfluß, sondern nur um so ein paar de-facto Untermenschen.

Einen absoluten Pazifismus halte ich daher nicht für eine realistische Option.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Mal eine Wortmeldung einer Ukrainerin zum Konflikt:
[...] Children die under bombs, old ladies die of starvation, people burned alive...

The worst thing that can happen to any country is fratricide war, people seeing each other, their neighbors as enemies to be eliminated. [...] You all saw on TV screens all over the world a magnificent revolution, the people of Ukraine raising in fury against their corrupt rulers, for a better life. [...] Year later, we have the same rich people remaining in power, misery and poverty everywhere, dozens of thousands killed, over a million of refugees.

So, I took to Twitter ( how many of you know I have a Twitter account? LOL) under a name "NedoUkraïnka" - a word roughly meaning "Sub-Ukrainian", a stab at Ukrainian Prime Minister who called Russian-speaking Southern and Eastern Ukrainians "SUBHUMANS"! Yes, I kid you not. In an official written document. I am a subhuman, my husband, my mom....I mastered Ukrainian language perfectly, far better than a so-called "president" of Ukraine. [...]

[...] I took to Twitter in order to get the other side of the story heard, the one you never see in the mainstream media - the plight of my people, the good and bad things that were happening in Ukraine. I translated news stories from Ukrainian language websites, I translated eyewitness accounts of atrocities.... I became really good in unmasking fakes published by Western media in order to make one side of the civil war look whiter and softer than Easter bunny, and another - as sub-humans, not worthy of mercy, the "collateral damage".

To give you just one example: one of my feats was to confront French fashion magazine "Elle" who published a glowing cover story about women in Ukrainian army. After the research I have shown to the magazine in my Twitter posts that the "cover girl" they have chosen to show was in fact a horrible person, open Neo-Nazi, racist, anti-Semite who boasted of murdering civilians for fun! [...]

[...] But with time my activities attracted a lot of vicious haters. I was a particularly important "target" because of being Ukrainian, thus - a traitor. I thought I knew hate - my playing on YouTube certainly "attracted" a fair share of hate mail. But I was mistaken. Death threats, wishes for my family to die, calling me "paid Kremlin wh*re"...the list goes on and on :-)
My haters didn't stop there. Trying, in their own words, to teach me a lesson, they have now attempted to silence me as a musician.

I am scheduled to play Rachmaninoff Concerto #2 with Toronto Symphony Orchestra this week. Back in December someone in the orchestra top management, likely after the pressure from a small but aggressive lobby claiming to represent Ukrainian community, has made a decision that I should not be allowed to play. I don't even know who my accusers are, I am kept in the dark about it. I was accused of "inciting hatred" on Twitter. As the "proof" , ironically enough, they presented to the orchestra my tweets containing, of all things, Charlie Hebdo caricatures depicting lying media!!! We all know what those who can't tolerate free speech did to Charlie Hebdo journalists.
Gefunden beim bösen Fefe, der auch die Echtheit der Person bestätigt.


März 2015: Die US Polizei tötet mehr Menschen in einem einzigen Monat als in Großbritannien seit 1900.
 
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