Alyndur
Zwielichtiger
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- 12.07.2005
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„Leise!“ Er hörte sie kommen. Das Ohr eines Dunkelelfen vernahm im näheren Umfeld alle Erschütterungen der Erde – sowohl unter, als auch über ihr. Hufgetrappel. Eine Menge Reiter näherte sich – mindestens ein Dutzend. Und zu dem Lärm ihres Rittes gesellte sich das unverkennbare Grollen eines schweren, rädernen Fahrzeuges. „Achtung!“ Lautlos griff er zu seinem Sithyrr, legte einen Pfeil auf die Sehne und spannte sie behutsam. Seine hellblauen Augen durchdrangen die Dunkelheit der Nacht bis hin zur Kurve, hinter der der Waldweg verschwand und, wo der Trupp in Kürze auftauchen würde. In regungsloser Ruhe harrte der Schattentänzer seiner Beute. Dieser Überfall würde einen meilenlangen Schatten auf alles andere werfen, was sie jemals gewagt hatten. Die Beute würde um ein Vielfaches reicher ausfallen als alles, was sie während der letzten Monde angehäuft hatten, zusammen. Doch weitaus schwerer würde die Bürde der Gefahr sein, die wie eine eiserne Robe für den Rest ihres Lebens auf ihnen lasten würde. Vyseris hatte sich bis zuletzt gegen die Waghalsigkeit dieses Unterfangens gewehrt, doch die Entscheidung hatte wie immer bei Barson, dem Kopf der Bande, gelegen, der sich vermutlich gerade das letzte Bisschen Verstand versoff. Und bei der grenzenlosen Selbstüberschätzung seines kurzen Menschenlebens. Wieder einmal war der Wunsch in ihm aufgeflammt, sich beider ein für alle Mal zu entledigen, nun, da sein Überleben nicht mehr an seinem bloßen Nutzen für den Anführer ihrer Bande hing. Diesmal war das Feuer noch schwerer zu bändigen gewesen als die Male zuvor. Doch es war bereits zu spät gewesen, um den Fehler zu verhindern, den sie nun begingen. Heute Nacht würden sie sich selbst verurteilen. Sie würden den Racheeifer der Menschen von Vèlhindorn auf sich ziehen und die Schwertspitze der Inquisition auf die wenigen Zufluchtsorte richten, die sich Gesetzlosen wie ihnen versprachen, von den Rassen des Unterreiches ganz zu schweigen. „Thrityh!“ Wie zwei rivalisierende Windstöße fegte eine Salve von Pfeilen von beiden Seiten des Dickichts aus gegen den Zug auf der Straße. „Schilde!“ , drang es als Antwort von einem der Soldaten Vèlhindorns und seine schlachterprobten Kameraden reagierten sofort. Der Erfolg ihrer ersten Parade ließ die Soldaten übermütig werden, sodass sie entgegen Vyseris’ Erwartung nicht versuchten, mit dem Wagen entlang der Straße auszubrechen, wo eine Blockade auf sie gewartet hätte. Im Nahkampf auf offener Straße hatten die Räuber den berittenen Hütern der Inquisition kaum etwas entgegenzusetzen und wurden von ihren Klingen zurechtgestutzt wie das Korn von der Sense. Doch die eisernen Pfeilspitzen ihrer Bogenschützen durchdrangen die Brustpanzer der Soldaten aus sicherer Ferne von den Bäumen und dem Buschwerk aus und hielten das Blatt des Schlachtenglücks im Schwanken, bis es sich durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit allmählich zu ihren Gunsten wand. Schließlich stürzte auch der letzte Reiter, als ein Pfeil seine Flucht vereitelte. Vyseris legte sich seinen Sithyrr wieder über die Schulter und trat aus dem Dickicht hervor, um sich zu den Banditen zu gesellen, die die toten Soldaten schon gierig nach Wertgegenständen absuchten. Er hatte sich kaum einer Hand voll silberner Münzen bemächtigt, als eine vertraute Gestalt mit kurzen Beinen die Straße heraufhastete. Der schweißdurchnässte Zwergenkörper bebte und keuchte vor Erschöpfung, als er zum Stehen kam, und rang einen dramatischen Kampf gegen die Selbstständigkeit seines Magens. „Ihr kommt spät, Duergar“ , bemerkte Vyseris in gespielter Gleichgültigkeit und riss beiläufig einen Pfeil aus der Brust eines gefallenen Soldaten Vèlhindorns.
Nachdem ihm die Ächtung seines Volkes widerfahren war, hatte sich sein Weg mit dem des Grauzwerges Arlois gekreuzt, den das Schicksal ebenfalls aus seinem Klan ausgestoßen hatte, und ihn, auf sich allein gestellt, mit den Häschern der Unterwelt um sein Leben ringen ließ. Von der Nähe des Todes getrieben, hatten sie sich gemeinsam einen Weg durch die Tiefen gekämpft und, obwohl ihnen die Rasse des anderen zutiefst verhasst war, war ihnen zusammen das geglückt, woran der Einzelne gescheitert wäre: Die Flucht aus dem Unterreich.
„Wenn wir Eurer bedurft hätten, wären wir jetzt tot und unsere Beute suchte das Weite. Wenn Barson sich das nächste Mal bequemt, seine Augen zu öffnen, wird er vielleicht zu der Einsicht gelangen, dass Ihr Euren Nutzen verspielt.“ „Tod und Hölle, Vyseris!“ , keifte der Tiefenzwerg. „Das nächste Mal sagt mir einfach genau, in welcher Entfernung ich warten soll! Habt Ihr eine Ahnung davon, wie lang diese verfluchte Straße ist? Ich bin Meile um Meile dieses verdammten Waldes wie ein Tölpel abgerannt, ohne dass sie ein Ende finden wollte, bis…“
„Ihr habt Recht, Arlois. Ich war ein Narr, auf den Scharfsinn eines Duergars zu bauen, als ich sagte: Positioniert Euch in einer Entfernung, die Euch erlaubt, sofort ins Scharmützel einzugreifen! “ Sein Blick fiel auf einen Menschen, der waffen- und rüstungslos von den Klingen zweier Banditen an die Wand des Wagens gedrängt wurde und am ganzen Leibe zitterte. Vyseris wandte sich ihnen verärgert zu, ehe sich der immer noch schnaubende Arlois zu einer Revanche sammeln konnte. „Nun, was ist denn an den Worten Wir können diesmal keine Geiseln nehmen. so schwer zu verstehen?“ Von der Spitze des Pfeils in seiner Faust tropfte noch das Blut des letzten Opfers herab, als er ihn dem Wagenlenker in die Kehle stieß. „Rivvin!“ Er spie das Wort wie die Gehässigkeit selbst aus und schüttelte über die Zaghaftigkeit seiner Räuber den Kopf. „Wie hoch sind unsere Verluste?“ „Neunzehn Tote!“, meldete man ihm. „Ha! Wunderbar!“ Arlois lachte herzhaft und vergnügt auf. „Neunzehn Neider weniger, mit denen es zu teilen gilt!“ „Wenn es nur das wäre, Arlois.“ Vyseris vermochte sich eines zynischen Lächelns nicht zu erwehren. Der Tiefenzwerg mochte ja ein kleiner Kretin sein, doch sein Temperament war überaus ansteckend. Dennoch, neunzehn Männer waren ein fataler Verlust für ihre kleine Bande. Ein Verlust, den sie nach den Vorfällen der heutigen Nacht umso schwerer bedauern konnten. „Es waren… nützliche Männer“ , erklärte er in gespielter Rührung. „Männer, die etwas von ihrem Handwerk verstanden und zu Höherem gemünzt waren als Klingenfutter - im Gegensatz zu so manchem Duergar.“ „Bei meinem morgendlichen Schwarzbier!“ , empörte sich dieser. „Warum haben Euch Eure Matronen wohl die Hölle heiß gemacht, Aschhaut? Zweifelsohne nicht wegen Eurer Unentbehrlichkeit!“ Der Grauzwerg witterte etwas, was auch Vyseris aus der Ruhe brachte. „Ssusun pholor dos*, Arlois! Wagt es nicht, von meinem Haus zu sprechen! Ich selbst habe mein Schicksal gewählt und scheue die Verantwortung nicht! Wäre es mein Wunsch gewesen, so führte ich noch heute ein Leben in Demut und Willenlosigkeit!“ Doch der Tiefenzwerg schien da anderer Meinung zu sein. „Ach, ist mir entgangen, dass dem heute nicht mehr so ist? Habt Ihr Eure Matriarchinnen nicht lediglich gegen einen Räuberhauptmann eingetauscht?“ Vyseris zuckte belanglos mit den Schultern. „Damit hätte ich mehr bewirkt als Ihr, der Ihr einen versoffenen Kommandeur durch einen anderen ersetzt habt. Die Schlichte eines Duergargemüts ist wahrlich bemitleidenswert.“ „Bemitleidenswert?!“ Die vor Wahnsinn flackernden Augen des Grauzwerges verrieten nichts Gutes. „Wollt Ihr wissen, was bemitleidenswert ist, Schimmelhaar? Dass Ihr zappelnd vor der Rache einer Spinne in die Hand einer anderen Götze kriecht und nach Schutz japst, klein und hilflos wie eine Kua Tao-Quappe an der Luft! Das ist bemitleidenswert!“ Der Tiefenzwerg brach in brüllendes Gelächter aus - ein raues, grölendes, krampfartiges Duergarlachen, das er durch die Weite der nächtlichen Wälder hallen ließ, um allem und jedem in ein paar Meilen Nähe ihre Gegenwart kund zu tun. Er ließ seine hässliche Streitaxt zu Boden plumpsen, um seine bebende Wampe mit den kurzen Armen zu umklammern und wollte sich vor Begeisterung von seinem eigenen Vergleich gar nicht mehr beruhigen. Obwohl er mehr als einmal auf den Kopf gefallen sein musste, verfügte der Grauzwerg über ein ungetrübtes, geradezu makelloses Gedächtnis für alles, womit er glaubte, die Schwäche und Erbärmlichkeit anderer beweisen zu können. Die Banditen schienen unsicher, wie sie sich verhalten sollten. Hier und da erhaschte Vyseris einen Blick auf die Spur eines Grinsens, doch niemand wagte es, sich Arlois anzuschließen und die rechte Hand seines Hauptmanns offen ins Lächerliche zu ziehen. Fieberhaft durchforschte Vyseris das Leben des Grauzwerges, soweit es ihm bekannt war, nach etwas abgrundtief Hässlichem. Nach etwas, was ihn einst zu tiefst gedemütigt hatte und es nun durch die Versammelten vor der ganzen Bande wieder tun würde… und fand es. „Seht Euch diese Brocken an!“ Einige Räuber hatten indes das Verdeck des erbeuteten Wagens geöffnet und Arlois damit vorläufig gerettet. Die Quelle ihrer Information hatte nicht gelogen: Grauerz. Selbst im nächtlichen Dunkel vernahm Vyseris seinen matten Glanz und die sanfte Kälte, die von dem Inneren des Wagens ausging. „Nun denn, uns sollte ein hübsches Sümmchen auf dem Schwarzmarkt lächeln“, verkündete er trocken. Denn, um sie für die Gefahr zu entschädigen, die sie heute auf sich gezogen hatten, bedurfte es mehr als Geld. Vyseris ließ ein paar Männer für die wenig versprechende Aufgabe zurück, ihre Spuren zu verwischen und machte sich mit dem Rest und der verfluchten Beute auf den Weg zurück zum Lager.
In den Tiefen der Welt hatte er früh gelernt, den Schatten zu lauschen. Sie wussten viel und redeten gerne. Sie erzählten einem von Weisheit und Wissen. Von Zeit und Schicksal, von Vergangenheit und Zukunft, von Geburt und Bestimmung. Von Gut und Böse, von Leben und Tod und vom Anfang und dem Ende aller Dinge selbst. Im Unterreich wirkte ihre Präsenz stärker als an der Oberfläche, selbst bei Nacht. Doch diese Nacht war anders. In dieser Nacht, da sich die finsteren Körper der Grünen Berge ins sternlose Meer des dunklen Himmels reckten, flüsterten die Schatten sehr deutlich zu ihm. Lauter und deutlicher als jemals zuvor. Tief und langsam sog er die kühle Luft des sterbenden Winters ein und ließ seinen aufgewühlten Geist zur Ruhe finden. Zum ersten Male seit langem… vielleicht zum ersten Male seines Lebens begann Vyseris Ul’Ussthadiirr zu ahnen, wie es sein mochte, sich daheim zu fühlen.
*Licht über Euch!
Nachdem ihm die Ächtung seines Volkes widerfahren war, hatte sich sein Weg mit dem des Grauzwerges Arlois gekreuzt, den das Schicksal ebenfalls aus seinem Klan ausgestoßen hatte, und ihn, auf sich allein gestellt, mit den Häschern der Unterwelt um sein Leben ringen ließ. Von der Nähe des Todes getrieben, hatten sie sich gemeinsam einen Weg durch die Tiefen gekämpft und, obwohl ihnen die Rasse des anderen zutiefst verhasst war, war ihnen zusammen das geglückt, woran der Einzelne gescheitert wäre: Die Flucht aus dem Unterreich.
„Wenn wir Eurer bedurft hätten, wären wir jetzt tot und unsere Beute suchte das Weite. Wenn Barson sich das nächste Mal bequemt, seine Augen zu öffnen, wird er vielleicht zu der Einsicht gelangen, dass Ihr Euren Nutzen verspielt.“ „Tod und Hölle, Vyseris!“ , keifte der Tiefenzwerg. „Das nächste Mal sagt mir einfach genau, in welcher Entfernung ich warten soll! Habt Ihr eine Ahnung davon, wie lang diese verfluchte Straße ist? Ich bin Meile um Meile dieses verdammten Waldes wie ein Tölpel abgerannt, ohne dass sie ein Ende finden wollte, bis…“
„Ihr habt Recht, Arlois. Ich war ein Narr, auf den Scharfsinn eines Duergars zu bauen, als ich sagte: Positioniert Euch in einer Entfernung, die Euch erlaubt, sofort ins Scharmützel einzugreifen! “ Sein Blick fiel auf einen Menschen, der waffen- und rüstungslos von den Klingen zweier Banditen an die Wand des Wagens gedrängt wurde und am ganzen Leibe zitterte. Vyseris wandte sich ihnen verärgert zu, ehe sich der immer noch schnaubende Arlois zu einer Revanche sammeln konnte. „Nun, was ist denn an den Worten Wir können diesmal keine Geiseln nehmen. so schwer zu verstehen?“ Von der Spitze des Pfeils in seiner Faust tropfte noch das Blut des letzten Opfers herab, als er ihn dem Wagenlenker in die Kehle stieß. „Rivvin!“ Er spie das Wort wie die Gehässigkeit selbst aus und schüttelte über die Zaghaftigkeit seiner Räuber den Kopf. „Wie hoch sind unsere Verluste?“ „Neunzehn Tote!“, meldete man ihm. „Ha! Wunderbar!“ Arlois lachte herzhaft und vergnügt auf. „Neunzehn Neider weniger, mit denen es zu teilen gilt!“ „Wenn es nur das wäre, Arlois.“ Vyseris vermochte sich eines zynischen Lächelns nicht zu erwehren. Der Tiefenzwerg mochte ja ein kleiner Kretin sein, doch sein Temperament war überaus ansteckend. Dennoch, neunzehn Männer waren ein fataler Verlust für ihre kleine Bande. Ein Verlust, den sie nach den Vorfällen der heutigen Nacht umso schwerer bedauern konnten. „Es waren… nützliche Männer“ , erklärte er in gespielter Rührung. „Männer, die etwas von ihrem Handwerk verstanden und zu Höherem gemünzt waren als Klingenfutter - im Gegensatz zu so manchem Duergar.“ „Bei meinem morgendlichen Schwarzbier!“ , empörte sich dieser. „Warum haben Euch Eure Matronen wohl die Hölle heiß gemacht, Aschhaut? Zweifelsohne nicht wegen Eurer Unentbehrlichkeit!“ Der Grauzwerg witterte etwas, was auch Vyseris aus der Ruhe brachte. „Ssusun pholor dos*, Arlois! Wagt es nicht, von meinem Haus zu sprechen! Ich selbst habe mein Schicksal gewählt und scheue die Verantwortung nicht! Wäre es mein Wunsch gewesen, so führte ich noch heute ein Leben in Demut und Willenlosigkeit!“ Doch der Tiefenzwerg schien da anderer Meinung zu sein. „Ach, ist mir entgangen, dass dem heute nicht mehr so ist? Habt Ihr Eure Matriarchinnen nicht lediglich gegen einen Räuberhauptmann eingetauscht?“ Vyseris zuckte belanglos mit den Schultern. „Damit hätte ich mehr bewirkt als Ihr, der Ihr einen versoffenen Kommandeur durch einen anderen ersetzt habt. Die Schlichte eines Duergargemüts ist wahrlich bemitleidenswert.“ „Bemitleidenswert?!“ Die vor Wahnsinn flackernden Augen des Grauzwerges verrieten nichts Gutes. „Wollt Ihr wissen, was bemitleidenswert ist, Schimmelhaar? Dass Ihr zappelnd vor der Rache einer Spinne in die Hand einer anderen Götze kriecht und nach Schutz japst, klein und hilflos wie eine Kua Tao-Quappe an der Luft! Das ist bemitleidenswert!“ Der Tiefenzwerg brach in brüllendes Gelächter aus - ein raues, grölendes, krampfartiges Duergarlachen, das er durch die Weite der nächtlichen Wälder hallen ließ, um allem und jedem in ein paar Meilen Nähe ihre Gegenwart kund zu tun. Er ließ seine hässliche Streitaxt zu Boden plumpsen, um seine bebende Wampe mit den kurzen Armen zu umklammern und wollte sich vor Begeisterung von seinem eigenen Vergleich gar nicht mehr beruhigen. Obwohl er mehr als einmal auf den Kopf gefallen sein musste, verfügte der Grauzwerg über ein ungetrübtes, geradezu makelloses Gedächtnis für alles, womit er glaubte, die Schwäche und Erbärmlichkeit anderer beweisen zu können. Die Banditen schienen unsicher, wie sie sich verhalten sollten. Hier und da erhaschte Vyseris einen Blick auf die Spur eines Grinsens, doch niemand wagte es, sich Arlois anzuschließen und die rechte Hand seines Hauptmanns offen ins Lächerliche zu ziehen. Fieberhaft durchforschte Vyseris das Leben des Grauzwerges, soweit es ihm bekannt war, nach etwas abgrundtief Hässlichem. Nach etwas, was ihn einst zu tiefst gedemütigt hatte und es nun durch die Versammelten vor der ganzen Bande wieder tun würde… und fand es. „Seht Euch diese Brocken an!“ Einige Räuber hatten indes das Verdeck des erbeuteten Wagens geöffnet und Arlois damit vorläufig gerettet. Die Quelle ihrer Information hatte nicht gelogen: Grauerz. Selbst im nächtlichen Dunkel vernahm Vyseris seinen matten Glanz und die sanfte Kälte, die von dem Inneren des Wagens ausging. „Nun denn, uns sollte ein hübsches Sümmchen auf dem Schwarzmarkt lächeln“, verkündete er trocken. Denn, um sie für die Gefahr zu entschädigen, die sie heute auf sich gezogen hatten, bedurfte es mehr als Geld. Vyseris ließ ein paar Männer für die wenig versprechende Aufgabe zurück, ihre Spuren zu verwischen und machte sich mit dem Rest und der verfluchten Beute auf den Weg zurück zum Lager.
In den Tiefen der Welt hatte er früh gelernt, den Schatten zu lauschen. Sie wussten viel und redeten gerne. Sie erzählten einem von Weisheit und Wissen. Von Zeit und Schicksal, von Vergangenheit und Zukunft, von Geburt und Bestimmung. Von Gut und Böse, von Leben und Tod und vom Anfang und dem Ende aller Dinge selbst. Im Unterreich wirkte ihre Präsenz stärker als an der Oberfläche, selbst bei Nacht. Doch diese Nacht war anders. In dieser Nacht, da sich die finsteren Körper der Grünen Berge ins sternlose Meer des dunklen Himmels reckten, flüsterten die Schatten sehr deutlich zu ihm. Lauter und deutlicher als jemals zuvor. Tief und langsam sog er die kühle Luft des sterbenden Winters ein und ließ seinen aufgewühlten Geist zur Ruhe finden. Zum ersten Male seit langem… vielleicht zum ersten Male seines Lebens begann Vyseris Ul’Ussthadiirr zu ahnen, wie es sein mochte, sich daheim zu fühlen.
*Licht über Euch!
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