Der Sinn des Christentums

Karn Westcliff

"Die Geschichte"
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Noch was:
Was hat die Entstehungsgeschichte der Menschheit mit ner Gesinnungshaltung zu tun?
Nur weil Christus und dessen Hinterherdackler offensichtlich weiterhin auch an die Enstehung wie im alten Testament glaubten (Sie hätten sich ja sonst was komplett Neues ausdenken müssen, was wohl im übrigen nie angenommen worden wäre), haben sie ja nicht automatisch die Geisteshaltung von dem Ding übernommen. Die ist neu und darum gehts!

@Sylvana

Wie war der Spruch noch zu Petrus:
Sei mein Fels auf den ich meine Kirche bauen werde.
Wie sollte es denn auch anders funktionieren. Jesus war das Märtyreropfer, dass das Ganze erst ins Rollen bringt. Er konnte wohl selber kaum die Hausiererarbeit danach erledigen.;)
 
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Sambuco

Mutzenjäger
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Sylvana: "...Und die Menschen haben das geglaubt und danach gehandelt und DAS, Sambuco, das wäre ohne eine Bibel und ohne eine dem Christentum entsprechende Lehre so nicht möglich gewesen!..."

Ja aber es waren doch wieder Menschen (Priester, Bischöfe, der Papst, wasweissich), die den Leuten das erzählt haben und diese mussten es glauben, weil sie kein Latein konnten und die Bibel nicht selbst lesen konnten.;)

Erst mit der Übersetzung ins Deutsche wurde dieser Irrglaube ganz allmählich beendet und es hat trotzdem noch Jahrhunderte gedauert, bis wir in einer christlichen (oder christlich geprägten) Gesellschaft leben, ohne die Frauen zu diskriminieren. Ganz einfach deshalb, weil es so lange gedauert hat, die Menschen umzuerziehen.

Wie weiter oben schon geschrieben wurde - Du findest in der Bibel das Auge-um-Auge-Prinzip ebenso wie das Halte-die-andere-Backe-hin.
Es ist ganz alleine dem Urteil des Lesers überlassen, welches er für sich persönlich mitnimmt.;)

Übrigens ist es falsch zu glauben, dass die Zeitalter der Unterdrückung ohne den Christlichen Glauben nicht gewesen wären. Wenn der nicht gewesen wäre, hätten die Herrschenden damals sich wahrscheinlich auf Odin oder Thor oder sonstwen berufen - mit dem selben Ergebnis.

PS: Ich zitiere mal lieber, worauf ich mich beziehe, sonst wird es zu unübersichtlich.
 
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Sylvana

Dark Princess
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@Karn: wenn du keine Parallelen zwischen dem AT und dem Christentum siehst solltest du mal hier

[post]682514[/post]

diesen ganz tollen :D Post von mir lesen (der vorletzte den ich da geschrieben habe isses). Ich weiss, er ist etwas lang, aber eine Parallele zwischen AT und dem Christentum wird dort durchaus deutlich, wie ich hoffe:)
 
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Gala

Labyrinth-Leichnam
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@Sylvana: Das will ich nicht gehört haben. Ich sehe mich als Wahrheitssucher und nicht als blinden Fanatiker.


@Würfelpech: Ich habe überhaupt nicht den Eindruck, das das AT und das NT so riesig gegensätzlich sind. Auch im alten Testament gibt es z.B. schon Vergebung von Sünden. Nachdem Kain Abel erschlagen hat, tut es ihm zwar nicht leid, trotzdem schützt Gott ihn.


@Ribalt: Als die Engel Lot besuchten, um ihn vor der Vernichtung von Sodom und Gomorra zu warnen, wollten die Leute sie vergewaltigen. Was sagt dir das über diese Leute ?

Ja, Gott hat die Gewalt zu richten, und ein Mensch kann Gottes Wege nicht verstehen, weil er nicht so viel weiß wie dieser.
 

Sylvana

Dark Princess
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@Sambuco:

Hätten die Menschen die Bibel lesen können dann hätten sie genau das lesen können was Ihnen die Priester und Bischöfe auch erzählt haben! Das ist es doch eben: all das steht ja in der Bibel!

Klar stehen da auch ein par gute Sachen drin, aber da bin ich wieder bei meinem Beispiel mit dem Auto: schön dass es auch Teile gibt die funktionieren, doch wenn die Bremsen nicht gehen und mir alle Nase lang der Motor um die Ohren fliegt und aufgrund dieser Mängel tausende Menschen zu Schaden kommen, dann kann man das doch nicht einfach so lassen!

Und, "der Irrglaube beendet"? Nun, ich sehe nicht dass der Irrglaube beendet ist. Immerhin gibt es noch ein par gläubige Christen;)

Fakt ist: im Namen keiner anderen Religion wurde so viel Leid angerichtet wie im Namen des Christentums!
Da wären mir Odin&Co. lieber gewesen!;)
 

Sylvana

Dark Princess
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@Gala: öhm, eigentlich war die Aussage meines Posts das komplette Gegenteil, eben dass du kein blinder Fanatiker bist und die Dinge kritisch prüfst!
Aber wenn ich das lese: "Ja, Gott hat die Gewalt zu richten, und ein Mensch kann Gottes Wege nicht verstehen, weil er nicht so viel weiß wie dieser." kommen mir doch Zweifel! Genau die Einstellung hat dafür gesorgt dass eben nicht kritisch hinterfragt wurde!!!
 

Würfelpech

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@ Sambuco

Wobei das "Aug um Auge" Prinzip sogar zu damaliger Zeit eine moderne Form des Strafvollzugs war: Es reduzierte die Vergeltung auf den entstandenen persönlichen oder finanziellen Schaden und sollte die Spirale der Blutrache- und Ehrverletzungsmorde ersetzen - was leider aber bis heute nicht geschafft wurde.:(

P.S. Im Übrigen war ja auch ein monetärer Ausgleich (z.B. "Blutpreis") vorgesehen, nicht nur ein "Raus mit deinem Auge, weg mit deinem Kopf"...


@ Gala

Es geht mir um das Gottesbild - da es im AT noch nicht das personifizierte Böse als Antagonist gab, mussten - von einem allmächtigen, aber irgendwie sehr menschlich-eiersüchtigen Gott - ja außer den Wundern schließlich auch die Katastrophen stammen. Das passt dann zur auch politisch/kulturellen Einstellung von Gewalt, Durchsetzung und Unterdrückung. Die seit ca. 1000 v. Cr. (Propheten und Schriften des AT) erfolgten kulturellen und religiösen Veränderungen wurden dann im NT mit einem regelrecht abstrahierten und "geläuterten" Gottesbild (incl.. des persische Ahriman als Satan)festgehalten, durch Jesu' Lehren und die späteren (ca. 50-130 n.Chr.) Niederschriften der Evangelien sowie des Schriftwechsels von Paulus etc.

@ Sylvana

Ich weiss nicht, wieviele Menschen im Namen Odins im Laufe der Völkerwanderung umgebracht wurden - aber da dürften auch so einige zusammenkommen. Die Stellung der germanischen Ehefrau oder die von "Unfreien" war sicherlich auch nicht gerade ein Zuckerschlecken.
Der Islam hat ja über Jahrhunderte die arabischen und osmanischen Reiche und deren gewaltsame Ausbreitung gestützt(*), und die dauernden Spannungen zwischen Muslims und Hindus in Pakistan und Indien gehen in die gleiche Richtung, nicht zu vergessen den Krieg im Gebiet des ehem. Jugoslawien.
Es ist irgendwie müssig, Religionen danach zu vergleichen, wie viele Menschen in ihrem Namen umgebracht wurden - und werden.

(*) Die angeblichen Botschaften von Bin Laden beinhalten übrigens die Aufforderung, die "arabische Provinz Al-Andalus" wieder zu erobern. Der Name geht pikanterweise auf die arabische Schreibweise des Namens der germanischen Wandalen zurück, die dort im 5. Jhd. ein Königreich errichteten, aber im 7. Jhd von den Mauern überrannt wurden.:rolleyes:
 
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Sambuco

Mutzenjäger
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Sylvana:
"...Fakt ist: im Namen keiner anderen Religion wurde so viel Leid angerichtet wie im Namen des Christentums!
Da wären mir Odin&Co. lieber gewesen!..."


Also ich finde, dass Deine Maßstäbe jetzt ein bischen unfair sind.

1.
Als Mitteleuropäer sind wir logischerweise besser darüber informiert, was unsere Vorfahren "auf dem Kerbholz haben" als die der Araber oder Afrikaner oder Asiaten oder sonstwem.

2.
"Zufälligerweise" waren die christlich dominierten Länder auch technologisch und wirtschaftlich dazu in der Lage, andere Völker mit Krieg zu überziehen und nicht umgekehrt. Ich wage mal die Behauptung, wenn andere Völker mit anderen Religionen in der Lage gewesen wären, uns zu kolonialisieren, hätten sie es auch getan. Dass wir die Fähigkeit dazu hatten und sie nicht, hat absolut garnichts mit Religion zu tun.
 
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Sylvana

Dark Princess
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@Sambuco:

Krieg, Gewalt und Unterdrückung sind sicher keine Erfindungen des Christentums. Es lässt sich doch allerdings nicht wegdiskutieren, dass das Christentum kaum als gutes Beispiel für mitfühlendes Handeln gelten kann?

Das Christentum verweist auf die Bergpredigt und Jesus und handelt nach AT und Paulus - das werfe ich ihm vor!

Und es sind im wesentlichen Religionen mit Absolutheitsanspruch, die Religionskriege führen können! Und das sind: der Judaismus, das Christentum und der Islam!
Und wo haben wir die wesentlichen religiösen Konflikte? Im arabischen Raum Islam<>Juden, lange Zeit in Europa, Amerika, Afkrika Christen<>Alles und mittlerweile auch (wieder) Christen<>Islam.

Das was du sagst ist wie "er hätte ihn auch mit nem Messer ermorden können" wenn ich dir sage, dass er ihn erschossen hat und ich für ein Verbot für Schusswaffen eintrete!
 

Azariel

Shade
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Öhm, ich glaube nicht das eine Debatte über die Existenz Gottes hier drin sinnvoll ist, wir sollten lieber beim "Christentum" so wie es existiert bleiben. Das würde doch ein bisschen sehr ausarten auch noch die korrektheit der Grundlagen dafür zu diskutieren.

@Sambuco
Mit beiden Punkten hast du recht, die meisten anderen Religionen (Pantheistische wie Hinduismus oder fast-atheistische wie Buddhismus mal ausgenommen) wären genau so schlimm. Aber das geht am Punkt vorbei, denn niemand hat behauptet das andere Religionen besser seien. ;)
Ganz im Gegenteil, die meisten Religionen sind grundlegend schlecht, und vom Prinzip her nicht kompatibel mit einem friedlichen zusammenleben, schon gar nicht mit unterschiedlichen Religionen.

@Würfelpech
Ob nun Gott himself, oder ein Wesen Namens Satan o.ä. für Vernichtung etc. verantwortlich ist, macht das ganze nicht viel sinnvoller. Immerhin wird behauptet Gott habe die ganze Welt erschaffen, wieso hat er dann den Teufel nicht bleiben lassen? :p
Das ist das gute alte Problem der Existenz von bösen in der Welt. Die einzig möglichen Auflösungen sind das Gott nicht allmächtig, oder nicht allwissend, oder doch kein liebender Gott ist, oder das er die Welt nicht erschaffen hat.
 

Sambuco

Mutzenjäger
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Sylvana:
Nein, ich will nicht wegdiskutieren, das im Namen des Christentums Verbrechen begangen wurden (und wohl auch noch begangen werden).
Ich bin lediglich dagegen, das Christentum nur auf seine dunklen Kapitel zu reduzieren, so wie Du es machst.

Das ist - wenn wir schon ein praktisches Beispiel nehmen wollen - eher wie wenn Du für ein Verbot von Messern eintrittst, weil man damit jemanden umbringen kann, ich jedoch sage, dass man das Messer auch zum Brotschneiden benutzen kann.;)

@Azariel:
Nein, Religionen sind nicht grundsätzlich schlecht oder überflüssig. Es kommt ganz darauf an, was der Mensch daraus macht.;)

Die Aggression, das Böse liegt in der Natur des Menschen (oder will jemand behaupten, dass es ohne Religionen keine Kriege gäbe?). Es ist die Sache der Ausübung der Religion, diese Natur zu verstärken oder in den Hintergrund zu drängen.
 
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Karn Westcliff

"Die Geschichte"
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@Sylvana

Gut. Ich hab's noch mal gelesen und es bringt mich genau wie eben erneut zum selben Einwand.

1. Du führst dutzende von Beispielen aus dem Buch Mose an. Das hab ich erneut kapiert.

Noch einmal unmissverständlich: Mose führt das Volk der Israeliten! in das gelobte Land wo Milch und Honig fließt. Mose IST Jude (Punkt). Aus dem Volk der Juden, ging die Bewegung des Christentums HERVOR und zwar mit der Person des Jesus (Der ja selber Jude war, bis er sagte , nö das is mir zu affig, ich mach ne neue Kiste), der immer mehr Jünger und Anhänger um sich scharrte, und sie mit dieser Denkweise infizierte.
Egal ob es da jetzt irgend einen Gott gab, der ihm die Gebote um die Ohren geknallt hatte, oder nicht, diese Denkweise (Du sollst nicht töten, Liebe deinen Nächsten.......) ist auf seinem Mist gewachsen. DAS war vorher nicht da. Da hieß es noch treffend im alten Testament: Auge um Auge, Zahn um Zahn! Und das ist die Grundphilosophie des Christentums und nichts anderes.
Verschont mich also bitte mit Adam und Eva und sonstigem Quatsch, an dem die Leutchen sonst so früher im allgemeinen geglaubt haben, das ist für diese Gesinnungsfrage völlig irrelevant
Weiter.

2. Weiterhin gibst du massenweise Verfehlungen an, die irgendwelche Vollidioten im Namen des Glaubens, zu Gunsten ihrer eigenen Tasche/Interessen, begangen haben. Wenn wir DARÜBER diskutieren, müll ich dich mit Kusshand mit noch mehr solchen Beispielen zu ;).
Können die Gebote dafür, das sie falsch befolgt werden? Nö!
Dafür müßen sich diese Typen wohl alle heute noch in der Hölle dafür verantworten. Wie auch immer, hätte die sich nach den Geboten gerichtet, hätten sie eine völlig neue Geschichte geschrieben. Sie habens aber nu mal nicht!

3. Seine Jünger, seine engsten Vertrauten hatten ja oftmals Schwierigkeiten, das überhaupt richtig zu leben, zu verstehen. das ist nicht ganz einfach, einer gewalttätigen Gesellschaft sowas aufzupfropfen.
Auch gibt es viele Passagen die schildern, wie er oftmal an der Dämlichkeit der Leute haderte.
 

Sylvana

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@Sambuco:

Schusswaffen, ich wollteb Schusswaffen verbieten lassen, das mit dem Messer und brotschneiden passt also nicht;)

Dann zeig mir doch bitte mal die hellen Kapitel des Christentums!
 

Erian

Anla'Shok
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Auch auf das Risiko, wie Malik da einen auf den Deckel zu bekommen ;): Ich kann nichtmal behaupten, alles Posts auch nur überflogen zu haben, aber eine Sache ist mir doch ins Auge gesprungen und da kann ich mir nen Kommentar einfach nicht verkneifen:

"...Fakt ist: im Namen keiner anderen Religion wurde so viel Leid angerichtet wie im Namen des Christentums!"

... und keine Religion hat in so kurzer Zeit so viel Leid verbreitet wie gottlose Nationalsozialisten und Kommunisten. Diese Probleme sind keine der Religion(en) sondern dessen, was Menschen damit und daraus machen - doch um das zu machen brauchen sie keine Religion.
 

Sylvana

Dark Princess
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@Karn:

zu 1.)

a) wann hat Jesus sich je vom Judentum abgewandt???

b) "du sollst nicht töten" usw. ist aus dem AT, nicht von Jesus!

c) Jesus selbst bezieht sich auf den Gott des AT und bezieht auch aus dem AT seine Legitimation, u.a. deshalb gibt es das AT auch noch - sie hättens ja sonst auch einfach weglassen können;)

d) wir sprechen hier vom christlichen Glauben und der beinhaltet nun einmal das AT - wenn du das für dich weglassen willst ist das deine Sache, hat aber mit dem christlichen Glauben nichts zu tun!

2.

Sie haben die Gebote und das was Gott gesagt hat nicht falsch befolgt! Im Gegenteil: Gott sagte: treibe sie vor dir her, mach sie nieder und lass keine Gnade walten und genau das haben sie getan!
Und damit du siehst das auch das NT in die gleiche Kerbe schlägt, der liebe Paulus, im Römerbrief über die "Heiden": "32Sie wissen, daß, die solches tun, nach Gottes Recht den Tod verdienen; aber sie tun es nicht allein, sondern haben auch Gefallen an denen, die es tun" Auch er hat sich schon treu an Gottes Wort gehalten, an das des AT-Gottes, den einen anderen haben die Christen nicht!;)
 

Würfelpech

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@ Azariel

Schöner Name übrigens.:p;)

Mit ging es um das religiöse Konstrukt, nicht einen "Gottesbeweis". Dieses Vehikel von "abgefallenem 1. Stellvertreter" bzw. feindliche, antagonistische Geschwister findest du in den meisten Religionen.
Ich versuche auch nicht, das Christentum oder eine andere Religion zu rechtfertigen - ich bin zwar katholisch aufgewachsen und nach wie vor "Mitglied", stehe aber nicht all zu sehr hinter der Amtskirche - und es ist diese Amtskirche, die seit dem 3. Jhd. die zugegebenermaßen radikalen Positionen der Bergpredigt relativiert und umgedeutet hat, und als staatstragende Kirche des römischen Reiches und nachfolgender europäischer Strukturen ihre Macht und Bedeutung ausbaute. Allen derzeitig konservativ-polnischen (:D) Strömungen zum Trotz hat aber auch diese Amtskirche in Person der Vorgänger, Johannes der 23. und Paul der 6., eine Modernität hineingebracht, die sich ihre Schäfchen IMHO nicht mehr nehmen lassen werden. Und selbst der jetzige Papst hat gerade humanistisch-politisch viel geleistet - was aber leider durch seinen konservativ-patriarchalischen Starrsinn in Kirchenrechtsfragen und den Themen Ehe und Sexualität verblasst.
 
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Sambuco

Mutzenjäger
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@Sylvana:
Ich habe schon begriffen, was Du meinst. Aber Dein Vergleich passt eben nicht.;)

Als helles Kapitel würde ich die heutige Zeit sehen. Mal davon abgesehen, dass es sicher immer noch Fanatiker gibt, so ist es doch eine Tatsache, dass die Christliche Religion gewisse ethische und moralische Grundwerte in unsere (an eben diesen verarmten) Gesellschaft einbringt. Ausserdem kann das Christentum - wenn es denn richtig gelebt wird - ähnlich wie der Buddhismus zu einer starken friedenstreibenden Kraft werden.
Ich sage da nur: "Schwerter zu Pflugschaaren".
Viele Friedensinitiativen haben ihren Ursprung in der christlichen Gesellschaft oder gehen sogar vom Papst selbst aus.

Bitte glaube nicht, dass ich jetzt ein blauäugig "Überzeugter" bin (obwohl das wirklich meine Augenfarbe ist:D) - aber Du wolltest ja ein paar positive Beispiele hören.;)

@Würfelpech:
Komplizierter ... ähm, schöner hätte ich es selbst nicht ausdrücken können.;)
 
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Sylvana

Dark Princess
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@Erian:Aber Religionen wie das Christentum sind hilfreich und vergrössern das Leid noch. Im Christentum sind die Wurzeln für Hass und Gwealt klar gegeben, da muss der Mensch nichts hineininterpretieren. In der Bibel steht klipp und klar was zun tun ist (siehe z.B. meinen vorigen Post)
 

Chinasky

Dirty old man
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@Sylvana: Die Christen, die ich kenne und ernst nehme, behaupten selten, "an die Bibel" zu glauben. Sondern sie glauben an Gott. An die Bibel zu glauben macht sprachlich keinen Sinn - denn niemand bezweifelt ja ihre Existenz.
Man kann an das in der Bibel Niedergeschriebene glauben. Je wortwörtlicher jemand daran glaubt, desto schwieriger wird es, noch vernünftig mit ihm/ihr zu reden.

Du hast als Überschrift dieses Threads "Der Sinn des Christentums" gesetzt. Es wäre eventuell ergiebiger, wenn wir uns darüber unterhalten würden: Inwiefern ist eine von Institutionen organisierte Religion sinnvoll?

Inwiefern ist es sinnvoller, wenn der religiöse Glaube zur reinen Privatangelegenheit reduziert würde?

Sinnvoll - das bezieht sich für mich auf die ethische, gesellschaftliche und politische Betrachtungsweise. Welche Funktion hat das Christentum? Und zwar das real existierende - egal, wie widersprüchlich es in sich selbst sein mag!

Interessant für mich ist, daß Philosophien und Welterklärungen erst dann wirkungsmächtig sich verbreiten, wenn sie Handlungsanweisungen zum "richtigen Leben" enthalten, zum richtigen Miteinander derjenigen, die ihnen anhängen. Sie müssen also dazu taugen, eine Gesellschaft zu organisieren, zu strukturieren. Dafür müssen sie bestimmte psychologische Bedürfnisse der Menschen erfüllen, beispielsweise, sich in einer größeren Gruppe geborgen zu fühlen, dazuzugehören, in der eigenen Betrachtungsweise der Welt bestätigt zu werden usw.. Sie müssen ermutigende Antworten auf die immergleichen Fragen nach dem Tod oder der Entstehung dieser Welt geben. Sie müssen immer wieder auftretende Konflikte innerhalb der Gesellschaften erklären und mit Sinn füllen können. Beispielsweise jenen, daß es Herrscher und Beherrschte gibt, Reich und Arm, Krank und Gesund... Dies ist der Sinn einer jeden institutionalisierten Religion, dies war auch der Sinn des Christentums.
Wesentlich klarer wird dieser Sinn - ich würde es lieber die Natur nennen- beim Islam, welcher noch wesentlich weltgewandter ist, noch akribischere Handlungsanleitungen gibt. Auch beim Judentum finden wir eine stärkere Wendung hin zum Konkreten.

Im Christentum hat sich nun die hellenistische, durch nah - und fernöstliche Einflüsse geprägte Denktradition mit der semitischen Denktradition gemischt. Paradigmatisch kann man das an der Figur des Juden/Griechen Saulus (später: Paulus) erkennen. Von aussen betrachtet ist ja nicht Jesus die wirklich interessante Figur des Christentums, sondern das, was Paulus aus ihm und seiner im Grunde genommen nationaljüdischen Message machte. Wenn man Spaß an bösen Vergleichen hat, dann könnte man sagen: Paulus machte das jüdisch-mosaische Brötchen reif für den Weltmarkt, für die religilösen Fastfood-Tempel. Indem er ihm all jene Ingredenzien entzog, die allzusehr auf den lokalen Geschmacksvorlieben beruhten, und es dafür mit dem Glutamat jener Lehren anreicherte, über deren Leckersein sich alle Kinder dieser Welt verständigen können.
Jesus, der gesalbte (Christus) Messias, eindeutig eine politisch-jüdische Königs-Figur wird massenmarktkompatibel gemacht, indem man wegschneidet, was für die Vermarktung als inopportun erscheint: die strengen jüdischen Essensvorschriften beispielsweise, das Beschneiden der Männer, die Exklusivität der Verbindung zwischen Jahwe und "seinem Volk Israel". Vor allem aber der politische Befreiungsanspruch, der eigentlich mit der Figur des Messias untrennbar verbunden war, wird ausradiert aus dem Bild.
Eingefügt werden politische Weichmacher (Gib Cäsar, was des Cäasars ist... Mein Reich ist nicht von dieser Welt...), aber auch tiefsinnige Gedanken und in paradox-magische Formulierungen geronnene Meditationen über das Opfern (über das Abendmahl und dessen komplexe Symbolik kann man wohl meterdicke Wälzer verfassen) oder die Natur Gottes an sich.
Egal, wo welche Ingredenzien jenes Jesusbildes, das uns durch die kanonisierten Evangelien, Paulusbriefe und Apostelgeschichten überliefert ist, auch herstammen mögen - interessant ist, wie erfolgreich dieses Rezept letzten Endes war. Aber ebenso interessant ist, wo die Wirkmächtigkeit dieses religiösen Exportschlagers zu enden begann.

Einmal haben wir den Totalitätsanspruch des Christentums: Nicht mehr ein einzelnes Volk ist Vertragspartner im Bund mit Gott. Sondern es wird behauptet, durch Jesus sei ein Vertrag Gottes mit allen Menschen dieser Erde geschlossen worden. Und die Gültigkeit dieses Vertrages muß dementsprechend auch allen, die davon betroffen sind, klar gemacht werden. Das, was unsere Regierung mit der HartzIV-Reform jetzt gerade versucht, nämlich den Beschluß an die Bevölkerung zu "kommunizieren" - das versucht die Kirche seit sie angeblich von ihrer Gründerfigur damit beauftrag wurde. Ja, ich spreche vom Missionierungsgebot.
Der jüdische Glaube war durch und durch nationalistisch: Gott und wir vereint gegen den Rest! Unter diesem Aspekt machen all die blutspritzenden Details des Alten Testaments durchaus Sinn, denn es ging ja auch darum, den Mitgliedern der Gruppe Israel den Eindruck zu vermitteln, daß man mit Jehova einen an seiner Seite habe, der im Bedarfsfall ordentlich durchzugreifen wisse und der von seinen Exekutivmanagern erwartet, daß sie sich nicht scheuen, die Ärmel zu beschmutzen...
Das Christentum ist in seinem Anspruch transnational. Alle Menschen! Ohne Ausnahme alle sollen bekehrt werden. Die Kirchenväter waren aber so politisch blind nicht, daß sie gedacht hätten, sie könnten mit einer regionalen Hirtenreligion nun alle Menschen begeistern. Eine neute Botschaft sorgte für den Boom des Christentums: Gott liebt dich! Er liebt dich so sehr, daß er für dein Wohl, für deine Erlösung das geopfert hat, was ihm das Liebste war: seinen eingeborenen Sohn!
"Du selbst", so spricht Gott der Herr, "wirst sicherlich schon gemerkt haben, wie verdammt schwierig es ist, sich immer nett und richtig zu verhalten. Nicht mal zehn einfach auswendig zu lernende Gebote kannst du einhalten, und bei all den Verordnungen und Paragraphen, die sich Rabbiner oder römische Staatssekretäre einfallen lassen, steigt ja eh keiner mehr durch!
Aber macht nix: Zwar verstößt Du andauernd gegen irgendwelche Gesetze und müßtest nach herkömmlicher Betrachtungsweise also auch andauernd dafür büßen und zahlen - aber ich, Gott Jehova, habe die Rechnung schon beglichen, indem ich mit meinem Sohn Jesus dafür bezahlt habe! Und ich habe nicht nur für dich bezahlt, sondern auch für alle deine Mitmenschen - so ihr nur an mich glaubt."

Das ist der Kernaspekt des Christentums, das macht seinen Erfolg aus! Gott ist auf unserer Seite, wenn wir an ihn glauben, dann sind schon alle Schulden und Sünden für uns beglichen! Und jeder wird in diesen Club aufgenommen! Er kann braun oder hellbraun, bronzefarben oder eher sandfarben im Gesicht sein - egal! Gott liebt alle. Und er verpricht allen, daß es ihnen im kommenden Gottesreich gut gehen werde.
Auch dies ist ein wichtiger Aspekt: Einerseits wird anerkannt, daß es momentan in der Welt überhaupt nicht komfortabel ist und allein dieses Verständnis ist ja, wie jeder Psychotherapeut weiß, schon mal etwas, das die Menschen brauchen. Andererseits wird nicht behauptet, man könne durch ein bißchen Opferbrimborium oder Anfrufungen oder Beschwörungen diese Zustände von jetzt auf gleich verändern. Das klappt nicht. Aber es gibt andererseits ja den zweiten Teil dieses Gedankens: In jener verheißenen anderen Welt, da wird alles picobello sein! Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben!

Fassen wir zusammen:

1. Die Leute müssen nicht mehr angesichts ihrer eigenen Unvollkommenheit verzweifeln, denn ihre Sünden wurden durch den Opfertod Jesu beglichen.
2. Ja, die Welt ist ziemlich mies (krank... ;) @ Elanor), zugegeben. Aber das hat seinen Sinn, den man nicht unbedingt verstehen muß. Gott, welcher höher ist als alle Vernunft, wird schon wissen, warum es so läuft. Wichtig ist: er hat Verständnis für diejenigen, die leiden, er hat ja selbst für uns alle genügend gelitten (siehe unsere letzte Diskussion um "The Passion of the Christ"). Solches Verständnis, gepaart mit Ehrlichkeit - das schafft Vertrautheit.
3. Hinterm Horizont geht's weiter! Ja, jetzt mag es mies laufen, aber nach dem Tod werden wir für alles entschädigt!

Hierin sehe ich den psychologischen Sinn des Christentums: Die Menschen können sich mit ihrer eigenen Unvollkommenheit arrangieren, die Menschen können sich mit der Unvollkommenheit der Welt arrangieren und die Menschen können sich auf eine bessere Zukunft freuen.

Zum gesellschaftspolitischen und ethischen Sinn des Christentums schreibe ich eventuell später was, jetzt muss ich erstmal arbeiten... :shine:
 
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Sylvana

Dark Princess
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@Sambuco:

*lach* also den Papst führst du hier besser nicht an - wenn du auch nur eine Ahnung davon hast was hinter den vatikanischen Mauern alles so vor sich geht weisst du warum!;)

All diese Friedensinitiativen beziehen ihre Inspiration aus der jesuanischen Lehre und wie ich bereits geschrieben habe: die wäre ja im grossen und ganzen ganz okay!
Jesus ist im Grunde genommen ein armer Kerl - nicht umsonst hiess ein Buch dass ich mal gelesen habe "Jesus - der grösste betrogene aller Zeiten" (von Dr.Robert Kehl - sehr zu empfehlen!), in dem klar aufgeführt ist, wie Paulus Jesus vor seinen Karren spannte und dabei wenig von ihm übrig gelassen hat!:)

@Hank: oops, Herr Chinasky! Wenn sie was schreiben, dann aber richtig (viel)! *wollte eigentlich irgendwann mal gehen, setzt sich aber wieder hin* :)
 
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