Ich war Dac Farren.

Dave

Donnerbüchse
Registriert
10.05.2002
Beiträge
1.950
<i>Es lebte einst ein dunkler Fürst, weit weg von hier, ein einem Land ohne Grenzen und Zivilisation, beherrscht von einem dunklen Drow, den sie Alle den „Nachtschatten“ nannten, bevölkert von den unterschiedlichsten Gestalten, wie sie in ihrer Artenvielfalt nur selten auf so engem Raum anzutreffen sind.
Da wäre zum Beispiel ein blondgelockter Jüngling, der sich selbst als „Kuchen“ zu bezeichnen pflegte, und der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den Bewohnern des Forenlandes eigene Gesichter zu beschaffen. Oder ein dauernd dämlich grinsender Gnom, der die Schande auf sich trug mit dem unsäglich blöden Namen Slartibartfaß leben zu müssen. Oder ein wilder Kampfhase. Oder ein lodernder Kammerjäger, dessen Mutter, sollte man den Gerüchten Glauben schenken, tatsächlich als ein Glühwürmchen durch die Lande zieht.
Auch weniger berauschende Gestalten streiften über die Wiesn dieses fröhlichen Stückchen Landes. Drachen. Hexer der Verdammnis. In den Wäldern trieben sich Grinse-Wölfe herum. Ein Halborkschlumpf konnte einen hohen Posten in der Reichsverwaltung einnehmen. Auch der Tod höchstpersönlich hatte hier ein Plätzchen zum Verweilen gefunden. Und eben auch jener Fürst. Er hatte sich noch nicht lange vom Kuchen eine Identität zustellen lassen, da wurde er auch gleich in eine Geschichte hineingezogen, eine neue Geschichte, eine schöne Geschichte, eine schreckliche Geschichte. Wahrlich, er war nicht der einzige, dem dieses Schicksal zuteil wurde. Da gab es Zwerge, Magier, Krieger, Hexen. Besser gesagt eine Hexe. Medinilla war ihr Name. Ein Name, welcher den Fürsten, ja, dem ganzen Reich noch bis heute in Erinnerung ist. Welcher nie vergessen wurde, nie vergessen wird. Und schon gar nicht vom Fürsten. Doch der Reihe nach.
Nach einiger Zeit, der Fürst überblickte gerade von einer erhöhten Position aus die weitgehende Landschaft des Landes, streifte sein Blick über das Tales des eisigen Windes, über die Stadt Baldur’s Tor, und weiter fort in die Ferne, bis...bis sein Briefträger klingelte. Sein elektronischer Roboter-Briefträger, wohlbemerkt. Er habe eine neue Nachricht erhalten. Verwunderung durchzog den Fürsten. Er hatte noch nie sonderlich viele, geschweige denn sonderlich spannende Nachrichten erhalten.
Diese Verwunderung wurde noch verstärkt, als der Ritter sah, von wem diese Nachricht stammte. Medinilla war ihr Name, Hexe ihr Beruf. Auch sie wurde in die Geschichte hineingezogen, auch sie trug ihren Teil der Geschichte bei...doch sie hütete ein Geheimnis. Ein schreckliches Geheimnis. Ein Geheimniss, dessen einziger Hüter im Forenland über lange Zeit hinweg nur sie selbst war...sie selbst und der Fürst. Der Fürst, der auf den Nahmen Dac Farren hörte. Der Fürst, der nun wusste dass Medinilla sterben würde. Der Fürst, der versuchte ihr Hoffnung zu machen, der Fürst, der von diesem Zeitpunkt an noch so einige Nachrichten mit der kleinen Hexe auszutauschen pflegte, der Fürst, der wusste, dass alle Hoffnung umsonst war, der Fürst, der nicht glauben wollte dass alle Hoffnung umsonst war...bis es dann zu spät war, bis die kleine Hexe tot war, bis er erkennen musste, dass die Welt ungerecht war, dass es keine Hoffnung gab. Diese Erkenntnis machte den Fürsten traurig, unsäglich traurig, aber auch wütend, zornig. Der Fürst stieg auf einen hohen Berg, den leblosen Körper der Hexe in den Armen, liess sich auf dem Berg nieder und weinte, und schrie...noch viele Nächte lang schrie er und dann, eines Tages, entschloss sich der Fürst das Forenland zu verlassen. Und verliess es.
Er legte seine alte Rüstung ab, zog eine neue an, eine blau-silbern schimmernde, schritt vor den Rat des Reiches und liess sich einen neuen Namen geben. Dave. Schlicht und einfach Dave. Oder Sir Dave. Er wollte nicht mehr der Fürst sein, er wollte nicht mehr Dac Farren sein, er liess sich ein neues Antlitz verleihen, denn er wusste, beim Anblick des alten würde er sofort wieder and die kleine Hexe, an Medinilla erinnert werden...und er wollte nicht erinnert werden, er wollte den Schmerz verdrängen, denn es tat gut, zu verdrängen...er wusste, er war feige, wahrlich nicht ritterlich, doch er konnte einfach nicht anders. Bis eines Tages, nach langer Zeit, die Kerzen waren verschwunden, Dave auf den Grinsegnom traf und erstmals wieder einen Blick in die Geschichte wagte. Und er sah, dass der Fürst nicht vergessen war. Und wieder wurde er erinnert. Und diesmal würde er nicht verdrängen. Er ergriff die Feder und schrieb seine Geschichte nieder. Er wollte Klarheit schaffen. Und hiermit nochmals dem Grinsegnom danken, welcher ihm in vielen Nachrichten geholfen hat, den Entschluss zu fassen seine Geschichte niederzuschreiben.</i>
 
Zuletzt bearbeitet:

Slartibartfaß

Nörgelnder Gnom
Registriert
22.05.2002
Beiträge
5.052
Der Gnom - endlich heimgekehrt von einem langen, mit mehr oder minder ehrenvollen Tätigkeiten für die moderne Theaterbranche angefüllten Tag - wirft einen Blick ans Schwarze Brett. Und liest eine Geschichte - so anrührend, so schonungslos ehrlich, daß es ihm ganz gegen seine Gewohnheit die Tränen in die Augen treibt. Lange steht er vor dem schlichten Pergamentfetzen, der unübersehbar eine Nachricht an ihn beinhaltet. Lange überlegt er. Es ist offensichtlich, daß dieser Zettel bereits durch viele Hände ging. Hier und da kann er kleine feuchte Stellen entdecken - offenbar ist die Geschichte auch anderen so nahe gegangen wie ihm. Doch keiner hat es gewagt, diese Zeilen durch eine eigene Sicht der Dinge zu ergänzen. Er überlegt weiter. Soll er dieses Blatt Pergament mit einer kurzen Nachricht verunstalten? Mit einer kleinen Antwort, die den Fürsten, der kein Fürst mehr sein will, seiner Dankbarkeit für dessen offene Worte versichert? Hat er überhaupt das Recht, sich auf diesem Blatt zu verewigen? Er entschließt sich letzten Endes dann doch dazu. Er nimmt seine Schreibfeder zur Hand. Bedächtig setzt er seine Worte.

Danke. Ich bin froh, daß Du die Kraft gefunden hast, Deinen Entschluß in die Tat umzusetzen. Und ich bin mir sicher, daß es ein guter Entschluß war. Solltest Du mich brauchen - Du weißt, daß ich für Dich da bin.

Matti

Der Gnom schaut prüfend auf seine Worte. Ja, auch wenn es vielleicht ein wenig pathetisch klingt - er ist überzeugt, daß der Fürst verstehen wird, was ihm damit gesagt werden soll. Zufrieden steckt er die Feder wieder weg und wendet sich den anderen Neuigkeiten am Brett zu.

:)
 

Aldebaran

Junior Member
Registriert
31.05.2002
Beiträge
24
Ich freue mich, dass Dac Farren doch nicht spurlos verschwunden ist, das Forenland nicht endgültig verlassen hat. Er hat sich wieder gefunden. Sehr gut.

Dave, sei nicht mehr zornig oder traurig. Sara hat öfters von dir gesprochen und immer mit großem Respekt, weil du zugelassen hast, dass sie deine Geschichte völlig umkrempelt... dafür war sie dir sehr dankbar.

Es grüßt herzlich
Max
 

Dave

Donnerbüchse
Registriert
10.05.2002
Beiträge
1.950
Nein, das Forenland hat er nicht und wird er nie verlassen! :)

Aber weist du, Zorn und Trauer so einfach abzuschütteln funktioniert bei mir nicht, so sehr ich es auch manchmal versuche...:(

Aber dennoch weiss ich, dass es in diesem Forum immer Leute mit offenen Ohren gibt, und deshalb ist dieses Forum ja so besonders, und deshalb hat Dac Farren dieses Forum auch in schwierigen Zeiten nicht verlassen. :)
 

Nebressyl

Knuddeliger Incubus
Registriert
10.01.2002
Beiträge
3.814
@ Dave
:up:
Eins muss man dir lassen, es ist ein Zeichen von grossem Mut offen über seine Gefühle zu sprechen. Ich bewundere diese Eigenschaft und das Vertrauen bei jedem Menschen, der andere an seinem "Innenleben" beteiligt! Mach weiter so und lass dich auf keinen Fall von irgendjemandem vom Gegenteil überzeugen. In welcher Form auch immer. ;) :up:
 

Gimling

Mad Scientist
Registriert
01.03.2002
Beiträge
4.693
@Dave
Du siehst mich gerade völlig verblüfft vor dem Monitor sitzen, alter Freund...
Neb hat's schon gesagt ;)
 

Dave

Donnerbüchse
Registriert
10.05.2002
Beiträge
1.950
Danke euch allen! :)
 
Oben