Politik, 4. Staffel

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Darghand

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@ Gala

Ich bin (wenn man in diesem Fall überhaupt von "sein" sprechen kann ;) ) kommunistisch geprägter Wertekritiker. Mir geht es auch überhaupt nicht um die Verteidigung des Status Quo - von dieser behaupteten Kapitalismus-Kritik, mit der sich die Linke selbst bewirbt und die ohne jede Vorstellung des Wesens des Kapitalismus daherkommt, halte ich allerdings gar nichts. Denn das, was Lafontaine und Konsorten betreiben ist eigentlich nur schlechte Sozialromantik. So können sie "verantwortungsvolle Manager" und "ethisches Wirtschaften" und ähnliches fordern, ohne ein Bewusstsein dafür zu haben, dass dem Kapitalismus weder Ethik noch Würde immanent sind, und sind deshalb auch unfähig, eine einigermaßen haltbare Systemkritik zu formulieren.

Zu den einzelnen Punkten:

1. Warum sollte das so sein? Vielleicht reicht der Gewinn gerade für die Instandhaltungs- und Produktionskosten zuzüglich der erhöhten Gewinne, die die Belegschaft vor ein paar Wochen per Streik durchgesetzt hat. Soll's ja gegeben haben, damals. Vielleicht war der Gewinn in den letzten Jahren hoch genug, um Stück für Stück neue Maschinen anzuschaffen - nur konnte Konkurrenzfirma X dank Fremdkapitaleinsatz die Produktivität durch neuere, moderne Maschinen nochmal um 50% steigern und nun sieht das Unternehmen seine Felle, also seine Marktanteile davonschwimmen. Je größer der Markt ist, in den das Unternehmen involviert ist, umso größer die Chance, dass genau dieser Fall eintritt.

2. Henry Ford (übrigens ein ausgesprochener Antisemit) war vor allem deshalb erfolgreich, weil er durch die Einführung des Fließbandes die Produktivität so massiv steigerte, dass die daraus resultierenden Umsätze und Gewinne es überhaupt erst ermöglichten, derart hohe Löhne zu zahlen. Die Arbeit in seinen Fabriken unterschied sich kaum wesentlich von der Fabrikarbeit während der Industrialisierung - d.h., jede_r ungelernte Arbeiter_in konnte sie ausüben. Die hohe Bezahlung ist sicher ein Motivationsmoment, für das Funktionieren des Kapitalismus ist sie aber völlig überflüssig. Es genügt, dass man zum Zwecke des eigenen, persönlichen Fortbestehens arbeiten muss, um die Menschen in die Fabriken zu treiben.
Rein logisch betrachtet kann das fordistische Modell zudem nur funktionieren, sofern
a.) eine ausreichend hohe Nachfrage nach der erhöhten Warenstückzahl gegeben ist. Das galt beim Ford Modell T ein paar Jahre und aufgrund des günstigen Preises, ab 1929 nicht mehr da der Markt mit Industriegütern völlig übersättigt war und die Konkurrenz dank des Kopierens der Fließbandfabrik ebenfalls die Produktivität steigern und die Preise senken konnte.
b.) nur sofern diese Nachfrage vorhanden ist, können die durch Automatisierung der Produktion überflüssig gewordenen Arbeitsplätze durch Ausweitung der Produktion, etwa durch neue Fabriken, aufgefangen werden. Über diesen Punkt sind wir heutzutage weit hinaus. Im IT-Zeitalter ist es in der Industrie völlig unmöglich geworden, dieses Verhältnis von "vernichteten" Arbeitsplätzen und Neuentstehung von Arbeitsplätzen durch Expansion auch nur annähernd in der Waage zu halten. Der Mensch ist, anders als bei Ford, nicht oder kaum noch in die direkte Produktion involviert - er steht eher neben ihr und überwacht und koordiniert den automatisierten Produktionsprozess. Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz werden über kurz oder lang auch in anderen Bereichen Arbeitsplätze überflüssig machen. Man denke nur an Telefon-Services etc.

3. Sicher, und aus reiner Großzügigkeit sollen höhere Löhne bezahlt werden, obwohl überhaupt kein systemimmanenter Zwang dazu besteht, sondern der einzig durch eventuelle Streiks der Arbeiter_innen herbeigeführt wird.

Und ja, Geld ist alles. Es ist ein automatisches Subjekt, dessen einziger Zweck seine Vervielfachung ist. Genau das ist ja die bürgerliche Blindheit: die Ungerechtigkeit des gesellschaftlichen Systems Kapitalismus wird erkannt, doch zugleich wird die Ursache nie innerhalb dieses Systems gesucht. Stattdessen wird es als etwas außerhalb jeder Beeinflussung stehendes Objekt betrachtet, dem nach Belieben "Werte", "Ethik" u.ä. entgegengesetzt werden sollen. Das funktioniert ja auch wirklich ganz prächtig... :rolleyes:
 

David

Moderner Nomade
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Naja, erstmal besser machen..
Auf nationaler Ebene haben wir nur noch das Luxusproblem, über die Höhe von Hartz 4 zu streiten, echte Not gibts seit Jahrzehnten nicht mehr. Und international ist ein Aufholen von früher sehr armen Ländern zu verzeichnen, insofern kann man schlecht sagen, daß das Wirtschaftssystem nicht funktionieren würde.

Aber es ist und bleibt eben ein Wirtschaftssystem, das ist von Menschen gemacht und kann deshalb den Menschen nicht zwingen, gegen seine Natur zu handeln. Die Aufgabe, Produkte und Reichtum zu produzieren, erfüllt es, also muss am <b>Wirtschafts</b>system nix geändert werden. Was wir bräuchten wäre eine bessere Verteilung des vorhandenen Reichtums. Den per Sozialismus kaputt zu machen, damit hinterher schön gerecht alle nix haben, kanns ja nicht sein. :rolleyes:

Nur mach sowas mal mit Menschen, die sich schon aufregen, wenn die Preise steigen, nur weil sich am anderen Ende der Welt Menschen erdreisten, mehr konsumieren zu wollen. :rolleyes:
Unter mehr Gerechtigkeit verstehen die Allermeisten doch eher, daß man sich auch als Arbeitsloser ein Auto leisten können sollte und nicht, das dort geholfen werden müsste, wo echte Not herrscht. Wobei diese Hilfe oft einfach darin bestehen würde, das eigene Reden vom freien Handel ernst zu nehmen, und zB sämtliche Subventionen abzuschaffen, auch wenn das schmerzhafte Folgen für uns hätte.

Auch wenn immer zuerst auf die weltweit paar 1000 Reichsten gezeigt wird, das ist doch nur die Spitze des Eisbergs, gegenüber wirklich armen Menschen ist nen deutscher Hartz4-Empfänger das, was nen Top-Manager für den Hartz4ler ist. Wenn man der Meinung ist, der Reichtum würde unserem Land zustehen, dann können die Manager das mit demselben Recht für sich beanspruchen.
 
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Ice

Technomage
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David:
Zwischendurch nimmt mich eines wunder - wieso gehst Du immer davon aus dass Solzialismus Reichtum oder Wohlstand kaputt macht??
Gemäss Definition strebt Sozialismus (in welcher Ausprägung und welchem Grad der sinnvoll ist bzw angewandt werden sollte bleibt noch zu diskutieren) eine gerechtere Verteilung an, nicht Zerstörung des Reichtums oder Wohlstands. Diese IMO Lüge wird uns von denen die meines Erachtens den Neoliberalismus (=weniger Staat damit den Wenigen die auf Kosten der Allgemeinheit immer noch reicher werden wollenden möglichst nichts im Wege steht) pushen wollen nur immer wieder um die Ohren gehauen.


Gruss, Ice
 

Caswallon

Chronist
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Hmm... wegen der Erfahrungen mit der praktischen Umsetzung? ;) Nun kann man ja (nicht völlig unzutreffend) meinen, daß der "real-existierende Sozialismus" ein besonders schlecht gelungener Versuch der Umsetzung war; allein, wir haben keine anderen Beispiele, die über Kommunen und Genossenschaften hinausgehen.
Was Sozialismus anstrebt und was er erreicht, sind zwei unterschiedliche Dinge. Zumal man auch zwischen Sozialismus und sozialen Elementen unterscheiden muß; "Sozialismus" ist nicht "wir nehmen eine kapitalistische Wirtschaft und verteilen das Geld bissel anders". Daß ein sozialistisches Gesellschaftssystem "Reichtum und Wohlstand zerstört", ist sicher nicht bewiesen. Es ist allerdings halt auch nicht ganz einfach zu widerlegen.

Cas
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Dieser sogenannte "real existierenden Sozialismus" war vor allem immer eine Diktatur. Eine Diktatur kann IMHO nie funktionieren, weil man den Käfig für die Menschen noch so sehr vergolden kann - sie werden immer merken, das sie nicht frei sind. Ich sehe aber auch nicht, wie man einen reinen Sozialismus ohne Diktatur durchsetzen wollte. Die Mehrheit der Menschen mag zwar "links", also eher sozial, denken, aber eben nicht so sehr, das sie Privatbesitz abschaffen wollten.

Das aber eine "gesunde Mischung" aus Sozialismus und Kapitalismus, also die soziale Marktwirtschaft, gut funktionieren kann, das hat die Bundesrepublik zwischen 1949 und 1982 ja IMHO bewiesen. Und genau dieses Modell ist doch, was die Menschen eigentlich wollen. Nur wählen können sie es nicht mehr, da sich sowohl CDU als auch SPD auf den Neoliberalismus, den totalen Kapitalismus, eingeschossen haben, und in Zuge dieser Ideologie sogar Entschlüsse der eigenen Parteibasis ignorieren.

Die Vorgänge in unserem derzeitigen Finanzministerium erinnern mich übrigends sehr stark an Fünfjahresplan und Co. Man sollte Steini Zwo vielleicht mal stecken, das Minister übersetzt nicht Diktator bedeutet. Das er ein politisches Ziel hat, ist legitim - das er aber mit anderen Ministern nicht mal reden will, ist genauso kindisch wie sein Verhalten gegenüber Sarkozy.
 

David

Moderner Nomade
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Über den Stil kann man streiten, aber Aufgabe des Bundesfinanzministers sind nunmal die Finanzen, und wenn dann die Kollegen ohne Rücksicht aufs Geld anfangen teure Wahlgeschenke zu verteilen, muss er auch mal nen Machtwort sprechen. Zumal er ja sogar die Kanzlerin im Rücken hat.
"Ich wollt zwar eigentlich irgentwann mal ohne Schulden auskommen, aber wenn ihr noch nen paar Mrd. verpulvern wollt ist das auch OK" wäre nicht grad ein Zeichen für nen starken Finanzminister. :rolleyes:

@Ice:
Bei einer 100% Quote des Scheiterns kann man schon von einer gewissen statistischen Relevanz sprechen. :D
Ich wollt jedenfalls nicht den nächsten Versuch unternehmen. :rolleyes:
Schon die Frage, ob Sozialismus überhaupt ohne Diktatur möglich ist, wage ich zu bezweifeln.
 

Branka

Knochenbrecher
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@Gala
Was ist denn daran schlimm, nach Jahrzehnten der Geldrauswerfpolitik endlich mal ein wenig einzubremsen und zu versuchen,
dass wir mal einen 0 auf 0 Haushalt haben? Das wir ab 2011 mal keine neuen Schulden machen :confused:

Über die Art und Weise kann man sich immer streiten, aber was Muss das Muss halt auch irgendwann mal durchgezogen werden...

@EDITH
Mist, laaaaaaangsaaaaam
Man sollt enicht auf Antworten drücken und zwischendurch noch was anderes machen, bevor man mit dem Schreiben anfängt :rolleyes:
 
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Gala

Labyrinth-Leichnam
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@David:
> Fremdkapital muss nichtmal unbedingt den Gewinn schmälern, wenn man den Kredit zu 5% bekommt und 10% Gewinn macht, wäre es dumm, keinen Kredit aufzunehmen.

Doch, wenn man stattdessen Eigenkapital nehmen könnte (weil man es eben hätte), wären das ja eben 10% Gewinn. Damit hast du 5% Verlust.

Und diese ganze Argumentation geht grundsätzlich davon aus, das es Investitionsmöglichkeiten überhaupt erstmal gibt. Das ist oft eben nicht der Fall. Wir leiden nicht an einem Mangel an Investitionsfähigkeit, wie viele Entwicklungsländer es tun, sondern an einem Mangel an Investitionsmöglichkeiten. Genau deßhalb wird ja auch so viel Geld in den Finanzmarkt in fragwürdige Konstrukte gesteckt, einfach, weil die Leute nicht wissen, wohin mit ihrem Geld.

> Das Hauptproblem ist ja, daß ein guter Lohn in Asien oder Osteuropa immer noch ein schlechter Lohn in Deutschland ist. Insofern arbeiten die Nokia-Leute in Rumänien nicht unbedingt weniger motiviert als die in D.

Aber selbst in China steigen die Lohnforderungen. Die Chinesen sind schließlich auch nicht blöd.



@Darghand: Ich verstehe nicht, wieso du da ausgerechnet auf der Linkspartei herumhackst. Die Linkspartei will der Wirtschaft viele Regeln vorgeben, wie z.B. Mindestlohn, Strafabgaben bei fehlenden Ausbildungsplätzen, etc. Es ist vielmehr die Bundesregierung, die sich dauernd hinstellt und "nach gemeinsamen Lösungen sucht", also die Wirtschaft weiter ungezügelt machen läßt, was sie will.

Die Politik muß IMHO die Rahmenbedinungen schaffen, unter denen Manager zu agieren haben. Genau das will die aktuelle Regierung nicht, während die Linkspartei dafür ist.

1. Habe ich schon bei David beantwortet. Ich streite nicht ab, das es Sinn macht, Schulden zu machen, wenn es sinnvolle Investitionen gibt und man die Kredite günstig genug bekommt. Ich sage aber, das unsere allgemeine Investitionsfähigkeit unsere Investititionsmöglichkeiten bei Weitem übersteigt.

2. Du bist hier bloss meinem Punkt ausgewichen. Ja, Henry Ford war erfolgreich, das habe ich selbst schon gesagt. Aber eben nicht dadurch, das er seine Mitarbeiter schlecht bezahlte, sondern im Gegenteil durch guten Lohn. Und das er Antisemit war, weiß ich auch, tut aber in dieser Diskusion rein gar nichts zur Sache.

3. Und warum genau willst du jetzt ebendiesen Streik riskieren, wenn der Lohn deine Konkurrenzfähigkeit eh nicht besonders beeinflußt ?

> Und ja, Geld ist alles.

Und genau mit dieser Einstellung werden, wie ich schon gesagt habe, derzeit massig Firmen an die Wand gefahren.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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@Branka: Weil wir gerade auf die Krise zusteuern, halte ich es für völlig ignorant, ausgerechnet jetzt zu versuchen, einen ausgeglichenen Bundeshaushalt zu erreichen. Das wird nicht funktionieren, schon allein wegen der vielen zusätzlichen Ausgaben, die jetzt wahrscheinlich auf uns zukommen.

Das ist genau die Haltung, die mir David und Darghand gerade indirekt vorgeworfen haben: auf keinen Fall Schulden aufnehmen, selbst wenn Investitionen angeraten sind.

Außerdem, das möchte ich doch mal dringend anmerken, ist das eigentliche Ziel natürlich nicht ein ausgeglichener Bundeshaushalt, sondern ein Abbau aller Bundes- und sonstiger Staatsverschuldung (auch der Länder und Kommunen) ist. Ich halte es aber für Unsinn, dieses Ziel mit Sparsamkeit zu erreichen. Wenn der Staat spart, ist das auch für die Wirtschaft schlecht. Damit gibts weniger Steueraufkommen. Daher halte ich es für wesentlich sinnvoller, die Wirtschaft erstmal wieder in Gang zu bekommen und DANN zu sparen. Nicht nur mit einem ausgeglichenen Haushalt, sondern mit einem Haushalt, bei dem Verschuldung eben abgebaut wird.


Auch du, mein Sohn Brutus. Unser voriger Bundespräsident, Roman Herzog, springt auf den Zug auf, eine Rentenerhöhung, die sogar weit hinter der offiziellen Inflation zurückbleibt, geschweige denn hinter der tatsächlichen, als "Ausplünderung" zu bezeichnen.


Manchmal schließt die SPD doch noch Mitglieder dafür aus, wenn sie ihr in den Rücken fällt. Aha. Und wieso geht das nicht auch bei der Metzger in Hessen ? Aber nein, da steht die "Gewissensfreiheit" entgegen ! Hätte der Larcher jetzt nur ein Bundestagsmandat haben müssen, damit ihm nichts passieren kann ?
Clement war nach Parteiangaben nicht vor der Kommission der Bochumer SPD erschienen, die den Fall erörterte. Er habe einen Termin in Luzern gehabt, sagte Clement der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".
BWAHAHAHAHAHAHAHAHAHA ! Dem geht die SPD so dermaßen am Allerwertesten vorbei, das er dem eigenen Parteiausschlußverfahren nicht einmal Priorität gibt !


Schweizer Professor will Demokratie in Deutschland abschaffen
„Wenn Eltern für jedes Kind eine Wahlstimme erhalten, fänden die Interessen der Jüngeren mehr Gehör."
Fände ich gar nicht so schlecht. Die Unterschicht hat nämlich mehr und vor allem auch früher Kinder als Mittel- und Oberschicht. :p

Nein, im Ernst, der Vorschlag ist genauso besch***eiden wie das Buch von Roman Herzog. Man kann nicht das Wahlrecht so lange herumändern, bis einem die Ergebnisse in den Kram passen.
 
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Gala

Labyrinth-Leichnam
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Ich möchte übrigends anmerken, das ich die ganze Diskussion um die Rentner als alte Strategie "teile und herrsche" ansehe. Die Bevölkerung soll schon wieder davon abgelenkt werden, was wirklich und offensichtlich schief läuft, wie z.B. die durch Hartz IV verursachten fallenden Reallöhne mitten in dem angeblichen "Aufschwung", der doch "bei allen ankommt".

Die Bedinungen, die wir heute für unsere jetzigen Rentner schaffen, werden wir schließlich alle einmal durchleiden müssen (sofern sich bis dahin nicht eine andere Regierung findet, die andere Schwerpunkte setzt). Insofern besteht das ganze Volk aus Rentnern - entweder zukünftigen oder schon jetzigen.
 

Ribalt

Ork-Metzler
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@Gala... Du vergisst eines bim Eigenkapital.

Du hast Eigenkapital. Wo ist das?
Auf einem Bankkonto, einem Fonds wo auch immer. Es ist angelegt und erwirtschaftet Zins.
Benutzt du dieses Eigenkapital nun für eine Investition entfällt dieser Zins. Sagen wir du hast eine anlage mit 5% Zins. Nun investierst du dieses Eigenkapital und machst 10% Gewinn damit, dann hast du auch nur 5% effektiven Gewinn.
Wenn du jetzt Fremdkapital aufnehmen kannst und dieses nur zu 4% verzinsen musst, ist Fremdkapital billiger, dafür birgt es halt auch Risiken (nennt sich Leverage effekt, wenn dus genauer willst: http://de.wikipedia.org/wiki/Leverage-Effekt).


Und noch was:
Die Merhheit der Menschen denkt Sozialorientiert/Links?.... Wie kommst du darauf? Die Merhheit der Menschen argumentiert aus der eigenen Position hinaus. Mit einer sozialen Grundeinstellung hat das bei den meisten Menschen wenig zu tun.
Wenn dem so wäre würden die Linken jede Wahl gewinnen und die Bürgerlichen nur verlieren... Das sehe ich nicht wirklich?
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Mit "links" meine ich eigentlich das Meinungsbild, das sich ergibt, wenn man die Bevölkerung befragt. Und das ist in allen Industrieländern fast immer eher links, d.h. für einen starken Staat und auch einen starken Sozialstaat. Das trifft sogar z.B. auf die USA zu, die doch angeblich so sehr den lonely Cowboy favorisieren sollen.

Und in Deutschland könnten die drei Parteien, die sich als links verstehen (SPD, Grüne, Linkspartei), ja durchaus regieren.
 

Ribalt

Ork-Metzler
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Wie werden diese Umfragen durchgeführt?



Ich mein.. Wenn ich jemanden frag:

Bist du für einen Staat der die schwachen stark Unterstützt wird wohl fast jeder Ja sagen. Sobald man etwas konkreter fragt und die kosten noch rein nimmt und allgemein differenzierter Fragt dürfte sich da einiges verändern.


Btw:
Wenn du sagst, das ist auch in den USA so, warum wählen die Leute dann nicht dementsprechend (also weder Demokratisch noch Republikanisch)?
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Ja, klar wurden die Leute gefragt, welche Aufgaben der Staat übernehmen sollte und welche nicht.

Und klar kommen die Konservativen dann wieder an und versuchen, mit Angstmacherei zu regieren. Von wegen: wir können uns das nicht leisten und wenn wir die Steuern erhöhen, laufen uns alle Reichen fort nach China.
 

Ribalt

Ork-Metzler
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Versperrst du deinen blick eigentlich absichtlich vorm Staatsdefizit?

Irgendwo muss gespart werden, aber wo nimmt mich wunder. Bei der Bildung soll nicht gespart werden, bei den Sozialleistungen soll nicht gespart werden.. Es soll laut dir nirgends gespart werden sondern auf Wundersame weise Geld in die Kasse fliegen. Dazu sollen auch keine Atomkraftwerke gebaut werden womit Deutschland in ein paar Jahren elektrizität Importieren wird was auch kostet....


Augen zu und durch direkt in den Bankrott, hauptsache nichts gemacht dass evtl. weh tut?



Wo siehst du denn die Angstmacherei? Dazu reichts Zahlen zu lesen. Klar kommen die Linken dann wieder und fordern ohne realistischen Finanzierungsplan den Status Quo.. Nein, mehr als diesen. Ich glaub am liebsten wärs wenns Geld vom Himmel regnen würd, keiner mehr als 4h/Tag arbeiten müsst und man den gesamten Strom aus Fürzen gewinnt.


Und die Reichen gingen nicht nach China.

Die gingen ganz einfach nach Österreich, in die Schweiz oder nach Monaco... Ausser den Verkehrschilderfarben merken Sie wenn Sie sich nichts fürs Land intressiern nicht mal nen Unterschied ausser, dass Sie billiger wegkommen.
 

Ice

Technomage
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David:
Ja, jeder der in den letzten 100 Jahren Brot gegessen hat, ist irgendwann gestorben. Hat das statistische Relevanz? Nein, genausowenig wie der konstruierte Zusammenhang zwischen Scheitern diverser Diktaturen und ihren Anstrichen bzw. Feigenblättern bzw. ihrer Propaganda.
Das etwas platte Beispiel will eines vor Augen führen: Dass nämlich das Scheitern der menschenverachtenden Diktaturen nichts mit den Propaganda-Schlagworten "sozialistisch" bzw. "kommunistisch" zu tun haben.

Aber wenn wir schon bei Diktaturen sind: Hast Du Dich einmal gefragt, wie sehr sich die Diktaturen gleichen? Alle operieren mit Angst. Die Russen damals mit Angst vor dem eigenen Regime, die Amis mit Angst vor dem Kommunismus und heutzutage Deutschland mit der Angst eines weiteren Niedergangs (Es wurde schon angetönt: Den Reichen müsse man weiter den Hintern vergolden sinst würden sie abwandern, den Gürtel müsse man enger schnallen, die angeblichen "Sozialhängematten" abschaffen da sie angeblich nicht mehr finanzierbar seien etc. etc. etc.) Alles die mehr oder weniger selbe Angstmacherei, hüben wie drüben. Und das Rezept Angst ist so gut, dass sogar die Grünen undder IPCC das nun verwenden und uns ein Schreckensszenario nach dem Anderen um die Ohren hauen. (Aber das nur nebenbei...)
Angst ist ein schlechter Ratgeber.


Gruss, Ice
 

David

Moderner Nomade
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Wenn du ernsthaft die BRD mit ner Diktatur vergleichst, hat Diskutieren wohl keinen Sinn. :rolleyes:
(Nenn mir mal ein System, wo die Menschen nicht Angst vor irgentwas hätten, Angst ist einfach menschlich)

Aber schon lustig, daß hier jemand den Sozialismus verteidigt, der vor Kurzem noch das Schweizer Bankgeheimnis als ausgesprochen soziale Einrichtung gepriesen hat. :D

@Gala:
Egal, wieviel Eigenkapital du hast, zumindest nen Bankkredit bekommst du fast immer noch obedrauf (wenn man denn Eigenkapital hat :D ). Wenn man den über die Bankzinssatz hinaus verzinsen kann, lohnt sich so ein Kredit immer. (den entgagengen Zinsgewinn aufs Eigenkapital hat Ribalt ja auch schon ausgeführt)
Das es isgesmat nicht genug Investitionsmöglichkeiten geben mag, ändert daran ja nix, ein einzelnes Unternehmen kann durchaus auch in der ganz profanen Produktion wachsen.

Was die Rente angeht, wär ich ehrlich gesagt froh, wenn ich irgentwann mal die heutige Situation 'durchleiden' müsste, aber damit rechne ich nicht. Wir alle hier werden wahrscheinlich (wenn wir nicht genug verdienen um selber vorzusorgen) eine Grundrente auf Sozialhilfeniveau bekommen - wenn wir Glück haben. Dafür hab ich die Hoffnung, im Alter nicht so schnell ausgemustert zu werden, weil zu wenig junge Leute nachrücken, und Wohnraum dürfte auch günstig zu haben sein.

Und wann, wenn nicht im Aufschwung, soll man den Haushalt sanieren? Eigentlich müssten wir schon längst nen ausgegleichenen Haushalt haben, denn der AUfschwung wird nicht unbedingt bis 2011 anhalten.
In der Krise heisst es "wenn wir jetzt sparen, wirds noch schlimmer", und im Boom "warum ausgerechnet jetzt sparen?", mag ja beides nichtmal falsch sein, aber wenn man auf Dauer weiter Schulden macht, kann man ausrechnen, wann der Staat in etwa Pleite ist. (d.h. die Einnahmen reichen nichtmal mehr für die Zinsen..)
Ich mein, wir haben im Moment deutlich höhere Steuereinahmen als erwartet, und was amchen wir damit? Sparen? Nö, da werden sofort neue Ausgaben erfunden, und zwar solche, die auch noch auf uns lasten werden, wenn der Aufschwung lang vorbei ist. Das ist in etwa so, als würde nen Lottogewinner ab sofort fest damit rechnen, mindestens einmal im Jahr nen 6er zu haben.. :rolleyes:
 
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Gala

Labyrinth-Leichnam
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Whow, die Nachdenkseiten und JJahnke.net sind beide heute ziemlich miesgelaunt:

Albrecht Müller findet, das Roman Herzog sich der Volksverhetzung schuldig gemacht hat. Schön belegt an Auszügen aus dem Interview, das Herzog in der Bildzeitung gegeben hat. Ich habe allerdings nicht genug Ahnung von Jura, um da zu wissen, ob das vor einem echten Gericht eine Chance hätte. Aber mal so als Anmerkung: ein Ex-Bundespräsident, der Interviews in der Bildzeitung gibt ?!? Schon das finde ich reichlichst absonderlich.

Dr. Joachim Jahnke fragt sich, ob Deutschland "noch zu retten ist":
Da steigen die Verbraucherpreise um mehr als 3 %, die von Rentnern gefühlte Inflation nach Berechnungen von Experten der Universität Fribourg unter Leitung von Prof. Hans Wolfgang Brachinger sogar um 6 % und nun auch noch die Großhandelspreise mit der höchsten Rate seit 26 Jahren um 7,1 %. Da fällt der Rentenzahlbetrag der Neurenten schon in den 10 Jahren bis 2006 real um 19 %, und dies noch bevor die Inflation begonnen hat, so richtig zuzuschlagen. Da können sich die aktiven Arbeitnehmer notfalls durch Streik gegen die Auswirkungen der Inflation wehren, die Rentner dagegen nicht.

Und dann leistet sich das Land, von seiner auflagenstärksten Zeitung angetrieben, eine Diskussion um eine lumpige Rentenerhöhung von 1,1 % weit unter der Inflation. [...]
Das ich da auch nicht mitkomme, habe ich ja schon gesagt.
 

David

Moderner Nomade
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Wenn die Arbeitnehmer sich höhere Löhne erstreiken, haben die Rentner ja auch was davon. Die Rentenerhöhungen sind an die Lohnerhöhungen gebunden.
Das Problem ist eben, daß selbst diese aus individueller Sicht lächerlich geringe Erhöhung der Renten Unsummen kostet, und dieses Problem wird sich in Zukunft immer stärker stellen. Selbst wenn man die unhaltbare Finanzierung über Lohnnebenkosten irgentwann wird aufgegeben müssen, am Ende müssen immer weniger Arbeitnehmer immer mehr Rentner bezahlen. Da haben dann beide Seiten Recht: Die Rentner, wenn sie sagen, das sie sich immer weniger leisten können, und die Arbeitnehmer die sagen, daß sie nicht noch mehr Abgaben leisten können, zumal die ja selber auch noch für ihr eigenes Alter vorsorgen müssten.
Und das Szenario, das Herzog gezeichnet hat, ist so unrealistisch nicht: Je mehr Rentner es gibt, desto anfälliger werden die Parteien dafür, sich deren Stimmen mit langfristig unbezahlbaren Erhöhungen zu kaufen.
Wobei im Moment ja so ziemlich alles erhöht wird (Renten, Wohngeld, Bafög..), mit Wirkung zum nächsten Jahr. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.. :rolleyes:
 

Rudy

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Du kannst Dir sicher ausrechnen, was passiert, wenn

- die Renten weiter steigen
- es immer mehr Rentner und
- immer weniger Beitragszahler

gibt.

Irgendwann ist Ende-Gelände.

Entweder kürzt man die Renten oder erhöht die Beitragssätze....die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass in nicht allzuferner Zulunft beides geschieht.

Die fehlenden Rentenerhöhungen sind ja keine Boshaftigkeit. Es ist bei der momentanen Bevölkerungsstruktur schlicht kein Geld da.

Ich rechne fest damit, dass ich überhaupt keine Rente mehr bekomme. Insofern sorge ich jetzt schon kräftig vor. Dummerweise hat das die heutige Rentnergeneration (größtenteils) nicht gemacht und muss dafür büßen.
 
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