Darghand
Einer von vielen
- Registriert
- 30.07.2001
- Beiträge
- 6.016
@ Gala
Ich bin (wenn man in diesem Fall überhaupt von "sein" sprechen kann ) kommunistisch geprägter Wertekritiker. Mir geht es auch überhaupt nicht um die Verteidigung des Status Quo - von dieser behaupteten Kapitalismus-Kritik, mit der sich die Linke selbst bewirbt und die ohne jede Vorstellung des Wesens des Kapitalismus daherkommt, halte ich allerdings gar nichts. Denn das, was Lafontaine und Konsorten betreiben ist eigentlich nur schlechte Sozialromantik. So können sie "verantwortungsvolle Manager" und "ethisches Wirtschaften" und ähnliches fordern, ohne ein Bewusstsein dafür zu haben, dass dem Kapitalismus weder Ethik noch Würde immanent sind, und sind deshalb auch unfähig, eine einigermaßen haltbare Systemkritik zu formulieren.
Zu den einzelnen Punkten:
1. Warum sollte das so sein? Vielleicht reicht der Gewinn gerade für die Instandhaltungs- und Produktionskosten zuzüglich der erhöhten Gewinne, die die Belegschaft vor ein paar Wochen per Streik durchgesetzt hat. Soll's ja gegeben haben, damals. Vielleicht war der Gewinn in den letzten Jahren hoch genug, um Stück für Stück neue Maschinen anzuschaffen - nur konnte Konkurrenzfirma X dank Fremdkapitaleinsatz die Produktivität durch neuere, moderne Maschinen nochmal um 50% steigern und nun sieht das Unternehmen seine Felle, also seine Marktanteile davonschwimmen. Je größer der Markt ist, in den das Unternehmen involviert ist, umso größer die Chance, dass genau dieser Fall eintritt.
2. Henry Ford (übrigens ein ausgesprochener Antisemit) war vor allem deshalb erfolgreich, weil er durch die Einführung des Fließbandes die Produktivität so massiv steigerte, dass die daraus resultierenden Umsätze und Gewinne es überhaupt erst ermöglichten, derart hohe Löhne zu zahlen. Die Arbeit in seinen Fabriken unterschied sich kaum wesentlich von der Fabrikarbeit während der Industrialisierung - d.h., jede_r ungelernte Arbeiter_in konnte sie ausüben. Die hohe Bezahlung ist sicher ein Motivationsmoment, für das Funktionieren des Kapitalismus ist sie aber völlig überflüssig. Es genügt, dass man zum Zwecke des eigenen, persönlichen Fortbestehens arbeiten muss, um die Menschen in die Fabriken zu treiben.
Rein logisch betrachtet kann das fordistische Modell zudem nur funktionieren, sofern
a.) eine ausreichend hohe Nachfrage nach der erhöhten Warenstückzahl gegeben ist. Das galt beim Ford Modell T ein paar Jahre und aufgrund des günstigen Preises, ab 1929 nicht mehr da der Markt mit Industriegütern völlig übersättigt war und die Konkurrenz dank des Kopierens der Fließbandfabrik ebenfalls die Produktivität steigern und die Preise senken konnte.
b.) nur sofern diese Nachfrage vorhanden ist, können die durch Automatisierung der Produktion überflüssig gewordenen Arbeitsplätze durch Ausweitung der Produktion, etwa durch neue Fabriken, aufgefangen werden. Über diesen Punkt sind wir heutzutage weit hinaus. Im IT-Zeitalter ist es in der Industrie völlig unmöglich geworden, dieses Verhältnis von "vernichteten" Arbeitsplätzen und Neuentstehung von Arbeitsplätzen durch Expansion auch nur annähernd in der Waage zu halten. Der Mensch ist, anders als bei Ford, nicht oder kaum noch in die direkte Produktion involviert - er steht eher neben ihr und überwacht und koordiniert den automatisierten Produktionsprozess. Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz werden über kurz oder lang auch in anderen Bereichen Arbeitsplätze überflüssig machen. Man denke nur an Telefon-Services etc.
3. Sicher, und aus reiner Großzügigkeit sollen höhere Löhne bezahlt werden, obwohl überhaupt kein systemimmanenter Zwang dazu besteht, sondern der einzig durch eventuelle Streiks der Arbeiter_innen herbeigeführt wird.
Und ja, Geld ist alles. Es ist ein automatisches Subjekt, dessen einziger Zweck seine Vervielfachung ist. Genau das ist ja die bürgerliche Blindheit: die Ungerechtigkeit des gesellschaftlichen Systems Kapitalismus wird erkannt, doch zugleich wird die Ursache nie innerhalb dieses Systems gesucht. Stattdessen wird es als etwas außerhalb jeder Beeinflussung stehendes Objekt betrachtet, dem nach Belieben "Werte", "Ethik" u.ä. entgegengesetzt werden sollen. Das funktioniert ja auch wirklich ganz prächtig...
Ich bin (wenn man in diesem Fall überhaupt von "sein" sprechen kann ) kommunistisch geprägter Wertekritiker. Mir geht es auch überhaupt nicht um die Verteidigung des Status Quo - von dieser behaupteten Kapitalismus-Kritik, mit der sich die Linke selbst bewirbt und die ohne jede Vorstellung des Wesens des Kapitalismus daherkommt, halte ich allerdings gar nichts. Denn das, was Lafontaine und Konsorten betreiben ist eigentlich nur schlechte Sozialromantik. So können sie "verantwortungsvolle Manager" und "ethisches Wirtschaften" und ähnliches fordern, ohne ein Bewusstsein dafür zu haben, dass dem Kapitalismus weder Ethik noch Würde immanent sind, und sind deshalb auch unfähig, eine einigermaßen haltbare Systemkritik zu formulieren.
Zu den einzelnen Punkten:
1. Warum sollte das so sein? Vielleicht reicht der Gewinn gerade für die Instandhaltungs- und Produktionskosten zuzüglich der erhöhten Gewinne, die die Belegschaft vor ein paar Wochen per Streik durchgesetzt hat. Soll's ja gegeben haben, damals. Vielleicht war der Gewinn in den letzten Jahren hoch genug, um Stück für Stück neue Maschinen anzuschaffen - nur konnte Konkurrenzfirma X dank Fremdkapitaleinsatz die Produktivität durch neuere, moderne Maschinen nochmal um 50% steigern und nun sieht das Unternehmen seine Felle, also seine Marktanteile davonschwimmen. Je größer der Markt ist, in den das Unternehmen involviert ist, umso größer die Chance, dass genau dieser Fall eintritt.
2. Henry Ford (übrigens ein ausgesprochener Antisemit) war vor allem deshalb erfolgreich, weil er durch die Einführung des Fließbandes die Produktivität so massiv steigerte, dass die daraus resultierenden Umsätze und Gewinne es überhaupt erst ermöglichten, derart hohe Löhne zu zahlen. Die Arbeit in seinen Fabriken unterschied sich kaum wesentlich von der Fabrikarbeit während der Industrialisierung - d.h., jede_r ungelernte Arbeiter_in konnte sie ausüben. Die hohe Bezahlung ist sicher ein Motivationsmoment, für das Funktionieren des Kapitalismus ist sie aber völlig überflüssig. Es genügt, dass man zum Zwecke des eigenen, persönlichen Fortbestehens arbeiten muss, um die Menschen in die Fabriken zu treiben.
Rein logisch betrachtet kann das fordistische Modell zudem nur funktionieren, sofern
a.) eine ausreichend hohe Nachfrage nach der erhöhten Warenstückzahl gegeben ist. Das galt beim Ford Modell T ein paar Jahre und aufgrund des günstigen Preises, ab 1929 nicht mehr da der Markt mit Industriegütern völlig übersättigt war und die Konkurrenz dank des Kopierens der Fließbandfabrik ebenfalls die Produktivität steigern und die Preise senken konnte.
b.) nur sofern diese Nachfrage vorhanden ist, können die durch Automatisierung der Produktion überflüssig gewordenen Arbeitsplätze durch Ausweitung der Produktion, etwa durch neue Fabriken, aufgefangen werden. Über diesen Punkt sind wir heutzutage weit hinaus. Im IT-Zeitalter ist es in der Industrie völlig unmöglich geworden, dieses Verhältnis von "vernichteten" Arbeitsplätzen und Neuentstehung von Arbeitsplätzen durch Expansion auch nur annähernd in der Waage zu halten. Der Mensch ist, anders als bei Ford, nicht oder kaum noch in die direkte Produktion involviert - er steht eher neben ihr und überwacht und koordiniert den automatisierten Produktionsprozess. Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz werden über kurz oder lang auch in anderen Bereichen Arbeitsplätze überflüssig machen. Man denke nur an Telefon-Services etc.
3. Sicher, und aus reiner Großzügigkeit sollen höhere Löhne bezahlt werden, obwohl überhaupt kein systemimmanenter Zwang dazu besteht, sondern der einzig durch eventuelle Streiks der Arbeiter_innen herbeigeführt wird.
Und ja, Geld ist alles. Es ist ein automatisches Subjekt, dessen einziger Zweck seine Vervielfachung ist. Genau das ist ja die bürgerliche Blindheit: die Ungerechtigkeit des gesellschaftlichen Systems Kapitalismus wird erkannt, doch zugleich wird die Ursache nie innerhalb dieses Systems gesucht. Stattdessen wird es als etwas außerhalb jeder Beeinflussung stehendes Objekt betrachtet, dem nach Belieben "Werte", "Ethik" u.ä. entgegengesetzt werden sollen. Das funktioniert ja auch wirklich ganz prächtig...