Mh.. da in dem Artikel im Schlusswort steht "The earth's climate has changed and is changing continously, a fact accepted by most climate scientists on both sides of the present debate." könnten wir uns ja wenigstens schonmal darauf einigen, daß das Ganze kein Hirngespinst ist?
Auf "We do not have all the answers yet" kann man sich jederzeit einigen, die ganzen Klimamodelle versuchen ja nichts weiter, als die möglichen Folgen der Erwärmung zu präzsieren, und kommen dabei zu ziemlich unterschiedlichen Ergebnissen, die aber in den meisten Fällen eher negativ ausfallen.
Was man auf jeden Fall dazu sagen sollte, ist daß die Chancen (von erhöhten Ernten in Skandinavien bis zur möglichen Ölförderung oder neuen Transportwegen im Nordploarmeer) vor allem denen zu Gute kommen, die für die Erwärmung verantwortlich und heute schon wohlhabend sind, während die Risikien (zB durch Verwüstung oder mangelhaften Schutz vor einem steigenden Meeresspiegel) die treffen, die eh schon zu den Verlieren gehören. Wir können die Folgen mit unserer Technik in den Griff bekommen, da mach ich mir keine großen Sorgen, aber diese Möglichkeiten haben nicht alle.
Manche der aufgezählten Punkte sind aber doch eher kritisch zu sehen:
ZB der angeblich positive Effekt von mehr CO2 auf die Pflanzen, der nur leider gar nichts hilft, wenn nicht das CO2, sondern zB Böden oder Niederschläge der limitierende Faktor sind. Und auch die angegebenen Steigerungen der Landwirtschaft in einigen Ländern haben nichts mit dem Klima zu tun, sondern mit einer verbesserten Landwirtschaft. (Bis jetzt sind die Auswirkungen des Klimawandels eh noch nicht so groß, als das man alles und jedes damit erklären könnte, deshalb hat auch der Sommer 2003 in der Diskussion nix zu suchen)
Das Kritische in Sachen Landwirtschaft wird meiner Meinung nach nicht die Temperatur oder das CO2 direkt sein, sondern die Auswirkung auf den Niederschlag. Solange es genug (und gleichmäßig, also ohne Starkregenereignisse) regnet, kann bei wärmeren Temperaturen in der Tat sogar mehr wachsen, aber wenn es zu Dürren kommt, helfen weder CO2 als Dünger noch höhere Temperaturen. Und diese Niederschlagsveränderungen kann man eben noch nicht sicher vorhersagen. Vor allem, was die räumliche und zeitliche Verteilung angeht. Warme Luft kann mehr Wasser speichern, aber ob daraus Unwetter werden oder "guter" Regen ist nicht mehr so einfach zu sagen.
Am meisten Sorgen machen mir aber die Gletscher: Schwankungen sind da natürlich immer vorhanden. Aber wenn es wärmer wird, werden die Gletscher weit über das bisherige Maß abschmelzen. Dafür, daß unterhalb der klimatischen Schneegrenze auf Dauer keine Gletscher existieren können, braucht man keine großartigen Computermodelle. D.h. man kann ziemlich genau sagen, welche Gletscher es langfristig bei einer Erwärmung um x Grad nicht mehr geben würde. Und diese Gletscher sind lebenswichtige Trinkwasserspeicher für hunderte Millionen Menschen.
Das die Gletscher schmelzen, kann man außerdem direkt beobachten, d.h. wenn man nicht an eine bevorstehende Abkühlung glaubt, ist es eigentlich völlig egal, ob man den Klimawandel oder schlafende Drachen mit Schluckauf für die Ursache hält: Das Problem besteht. Zum Glück dauert das alles lange genug, daß man sich darauf vorbereiten kann. Wir könnten notfalls auch Seewasser entsalzen (auch wenn das sehr aufwendig und energieintensiv ist) oder Pipelines nach Grönland bauen, aber was machen die, die das nicht können?
Und was den Meeresspiegelanstieg angeht, muss man auch dazu sagen, daß es seit "Redaktionsschluss" des letzten IPCC-Berichts auch Stimmen gibt, die meinen, daß man ihn stark unterschätzt haben könnte, weil Schmelzwasser unter den grönländischen Gletschern diese schneller abrutschen lassen könnte. Szenarien ala Al Gore mit abgesoffenen Niederlanden sind natürlich nicht in absehbarer Zukunft zu erwarten, aber schon ein Anstieg von weniger als 1m kann einigen Schaden anrichten. Wieder vor allem in den ärmeren Ländern, die sich nicht schützen können.
Fazit: Man kann nichts sicher sagen, aber es gibt zumindest begründete Annahmen dafür, daß die Folgen ziemlich schmerzhaft werden könnten. Also sollte man sich zumindest schonmal darüber Gedanken machen, wie man darauf reagieren würde. Wenn es dann nicht soweit kommt, haben wir ja nichts verloren.
Meine Befürchtung ist die, daß man die Zweifel vorschieben wird, wenn es soweit ist, um sich vor der Verantwortung zu drücken. So nach dem Motto: Was können wir denn dafür, wenn das Wetter euch nen Streich spielt, und ihr deshalb Missernten habt? Kauft doch unser Super-Gen-Saatgut, das ist optimal an solche Bedingungen angepasst..
Denn wenn man zugeben würde, daß die Folgen durch uns verursacht wurden, müssten wir helfen. Dann wäre das keine nette Geste mehr, sondern moralische Pflicht.