[Schreibwettbewerb - Finale] skull / Rote Zora

Wer hat die bessere Geschichte geschrieben?

  • skull

    Stimmen: 11 57,9%
  • Rote Zora

    Stimmen: 8 42,1%

  • Umfrageteilnehmer
    19
  • Umfrage geschlossen .

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
 
Gleich als erste Veröffentlichung die Top-Begegnung.

Viel Spass in der finalen Runde V. :)

 
 

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
skull

Eine Liebesgeschichte

Vor vielen Jahren

Die Herbststürme hatten eingesetzt; der Wind trieb die See Woge um Woge gegen die zerklüfteten Klippen der Steilküste, über der sich die Klosterfestung St. Domiel Luminescenti majestätisch erhob.

Die Festung war ein beeindruckendes Bauwerk. Ihre granitenen Wälle schienen auf fast natürliche Art und Weise aus dem grauen Gestein der Klippen emporzuwachsen. Während das sakrale Bollwerk für einen entfernten Reisenden oder Seefahrer wie eine recht einfach angelegte, kompakte Struktur wirken mochte, so musste der Wanderer, der sich St. Domiel näherte, doch feststellen, dass der falsche Eindruck nur von der schieren Größe der Anlage herrührte.
Die Klosterfestung war tatsächlich von enormer Größe, eine dichtgedrängte Ansammlung von ineinander übergehenden Bergfrieden, Wirtschaftsgebäuden und Dormatorien, umgeben von einer nicht erklimmbaren, von Wehrtürmen gesäumten Mauer.

Der martialische Eindruck war jedoch ein Relikt vergangener Zeiten, die Festung spielte schon seit Generationen keine militärische Rolle mehr.
St. Domiel diente nunmehr unter der Führung der Bruderschaft der Luminescenti der Lehre und dem Gebet zum Wohle Helms, des allsehenden Gottes.
Dies bedeutete jedoch nicht, dass alle der zahlreichen Wehr- und Wachtürme unbemannt waren. Die Tutoren des Ordens waren vielmehr der Ansicht, dass der Wachdienst auf den Schanzen der Türme eine ausgezeichnete didaktische Möglichkeit war, die Aspiranten der Luminescenti zu disziplinieren und abzuhärten.
Und wer schon diszipliniert und abgehärtet war, nun, dem boten die quälend langen Wachdienste ausreichend Gelegenheit zur stillen Kontemplation— immerhin eines der Ideale des Ordens.

Peregrinus befand sich auf der Schanze des Westturmes, unterhalb seines Aussichtpunktes befanden sich nichts als die steil abfallenden Mauern, scharfkantigen Klippen und die aufgepeitschte See. Der kalte Wind trieb die Gischt bis zu ihm hinauf, sodass sie ihm unangenehm ins Gesicht biss und langsam aber sicher seine Kleidung durchnässte. Die allgegenwärtigen Möwen die ihn —völlig unbeeindruckt von den starken Winden— umschwärmten schienen ihn mit ihren Schreien zu verspotten.
Peregrinus Auftrag war es, die See zu überwachen— etwas anderes war von seinem Standpunkt auch überhaupt nicht möglich.
Während eine Bedrohung für die Klosterfestung vom Landweg aus schon unwahrscheinlich schien, so war der Gedanke an einen möglichen Angriff von See lächerlich, vor allem bei solchem Wetter. Den Tutoren war dies auch bewusst, und so hatten sie zwei Vögel mit einem Stein erschlagen, indem sie ihrem Schüler eine Tasche mit Zimmermannswerkzeug und Holzreste mit auf den Turm gegeben hatten.
So versuchte Peregrinus nun mit kalten, klammen Fingern, von Möwen verspottet, im Sturm das alte, morsche Holz der Schanze im Rahmen der Möglichkeiten auszubessern.
Sein Dienst hatte zur Vigil begonnen, die Glocken hatten eben erst zur Sext geläutet und er würde bis zur Vesper auf dem Turm ausharren müssen.
Aber Peregrinus war glücklich. Erst am Tag zuvor hatte seine dreijährige Kandidatur geendet, er hatte als Profess sein Ordensgelübde geleistet und durfte sich nun als Novize bezeichnen.
Tutor Euronymus hatte ihm sogar schon im Vertrauen versichert, dass seiner Eignung für den Dienst als bewaffneter Streiter Helms nichts im Wege stünde; sofern der Bruder Marschall zustimmte wäre Peregrinus damit ein Knappe und auf bestem Wege zum Ordensritter, zum Paladin.
Paladin Peregrinus! Der Name klang noch unvertraut. Peregrinus hatte seinen Ordensnamen erst zusammen mit der Ernennung zum Novizen erhalten und es würde wohl eine Weile dauern, bis er sich damit angefreundet hatte. Aber er musste eingestehen, dass der Name stolzer und eindrucksvoller Klang, als der, mit dem ihn seine Mutter ins Leben entlassen hatte.
Das wird meinen Stubengenossen eine Lehre sein. dachte der frisch gebackene Novize grinsend, während er eine Möwe verscheuchte, die es auf seinen Spachtel abgesehen hatte. Die drei jugendlichen Kandidaten, mit denen Peregrinus sich eine Stube teilte, trugen alte, eindrucksvolle Namen und Titel und hatten immer ein wenig auf ihren gemeinen Kameraden hinabgesehen. Dabei sind sie auch nur Bastarde, dritte oder vierte Söhne, nutzlos für ihre Väter und oft gegen ihren Willen hierher gezwungen.
Nun war er, der Bauerntölpel, jedenfalls der erste aus seinem Jahrgang, der es zum Profess geschafft hatte. Noch dazu mit der begehrten Wahl zum Ritter Helms fest in Sicht.

Peregrinus wusste, dass Stolz eine Sünde war. Aber wenn er ihn in seiner Euphorie bis zur Vesper auf dem Turm aushalten ließ, war er gerne bereit, später dafür Abbitte zu leisten.

***

Als Peregrinus zur Vesper durch das Refektorium schritt, erntete er tatsächlich die erhofften, neidischen Blicke seiner Stubengenossen. In eine neue Robe gekleidet, stolzierte er an den Tischen der Kandidaten vorbei zum Novizenprefekt seines Hauses, der ihm eher desinteressiert einen Platz ganz am Ende der Novizentafel zuwies. Auch von seinen neuen Brüdern erntete Peregrinus kaum ein Nicken als Willkommen.
Er beschloss jedoch, sich von dem eher nüchternen Empfang nicht entmutigen zu lassen und stimmte mit den anderen in das Dankgebet an Helm ein, welches an diesem Abend von Komtur Valentian angeleitet wurde, dem Befehlshaber der Ordensritter.
Peregrinus wunderte sich kurz über die Abwesenheit von Abt Austremonius, dem spirituellen wie weltlichen Herren der Klosterfestung und Hohepriester des Helm. Er entschloss sich jedoch, die Tatsache, dass Valentian die Vesper angeleitet hatte als gutes Omen für seinen Werdegang als Knappe zu werten.

Nach dem Gebet begannen die Bediensteten und die Kandidaten des ersten Jahres mit der Verteilung des Abendessens. Das Leben in St. Domiel war reich an Entbehrungen, doch am leiblichen Wohl der Bewohner wurde nicht gespart. Die meisten der Schüler waren unersättliche Kinder und Jugendliche, ein großer Teil der Novizen durchlief eine militärische Ausbildung zu Ordensrittern und auch ihre mehr geistlich veranlagten Brüder mussten harte körperliche Arbeit leisten, sodass strenge Diäten oder ausgedehnte Fastenzeiten nicht in Frage kamen.
Der Vikar war sich sowohl der erhöhten Nahrungsbedürfnisse seiner Schützlinge als auch den Grenzen seines Budgets bewusst. Als Lösung hatte er den Konversen Fredric zum Chefkoch der Festung gemacht, ein weltlicher Kriegsveteran, der während der berüchtigten zehnjährigen Belagerung von Artoj die Erfahrung gemacht hatte, dass man alles —alles!— nahrhaft und essbar machen konnte, wenn man es nur mit genügend heißem Öl übergoss.

Während seine Sitznachbarn sich schon über ihre fettriefenden Teller hermachten hielt Peregrinus noch nach dem kleinen Leander Ausschau, ein junger Kandidat im ersten Jahr, mit dem er sich angefreundet hatte. Er hätte ihm gerne persönlich von seiner Ernennung zum Novizen erzählt, konnte ihn aber unter den Bedienungen nirgendwo entdecken.
Peregrinus begann lustlos auf etwas braungebranntem, knusprigen herumzukauen, was vielleicht einmal ein Stück Kohl gewesen war, bevor Fredric seine dunklen Zauber gewirkt hatte.
Seit Abt Austremonius Leander zu seinem persönlichen Pagen gemacht hatte, hatte der Kleine kaum ein Wort mehr mit Peregrinus gewechselt. Zu den paar Gelegenheiten, zu denen sie sich getroffen hatten, hatte der junge finster und in sich gekehrt gewirkt. Peregrinus begann langsam zu befürchten, dass jemand dem Kleinen eingeredet hatte, sein älterer Freund sei aufgrund seiner niederen Herkunft kein Umgang für ihn. Oder, noch schlimmer, der Abt selbst oder einer seiner Vertrauten könnte schlecht über ihn geredet haben?

Auf einmal war sich der neue Novize seiner sicher geglaubten Versetzung zum militärischen Flügel des Ordens nicht mehr so sicher. Hatte Tutor Euronymus vielleicht nur Schabernack mit ihm treiben wollen? Peregrinus konnte ihn nun nirgendwo entdecken. Und hatten seine Banknachbarn nicht eben über ihn gekichert? Peregrinus fühlte ein leichtes Übelkeitsgefühl und schob seinen noch fast vollen Teller von sich.

Er wollte schon den Prefekten fragen, ob er vorzeitig in seine Stube entlassen werden könnte, als ihm einfiel, dass er ja nun einem neuen Schlafraum zugewiesen würde. Verwirrt blickte Peregrinus sich um, als plötzlich unter allgemeinem Raunen das schwere Tor des Refektoriums aufschwang.
Hinein schritt Abt Austremonius in seiner vollen Klerikerrobe. Der schwere Stoff wogte dramatisch in dem plötzlichen Luftzug, während das goldgestickte Auge Helms auf seiner Brust im Lichte der Fackeln und Laternen funkelte. Hinter ihm ging getreu dem Protokoll leicht versetzt Leander, das heilige Symbol des Abtes hoch über seinen gelockten Kopf erhoben. Daneben schritt ein in Silber gerüsteter Gast— Peregrinus stockte der Atem.
Die Gerüchte waren wahr gewesen, der höchst ehrenwerte Paladin Claudius, Ordensritter der Luminescenti, war nach St. Domiel gekommen!
Wie alle Schüler der Klosterfestung hatte Peregrinus von Claudius Abenteuern und Heldentaten gehört und sich in seinen Tagträumen vorgestellt, wie Seite an Seite mit dem berühmtesten Ritter der Luminescenti Monster und Dämonen bezwang.
In seiner Vorstellung war Claudius jedoch immer eine Art alter Haudegen gewesen, eine hühnenartige Mischung aus Tutor Euronymus und Koch Fredric, vernarbt und mit grauem Haar.
Worauf Peregrinus nicht vorbereitet war, war die schiere Schönheit des Paladins.

Claudius war kein Hühne, kaum so groß wie Abt Austremonius, aber er schritt aufrecht und gemessen den langen Mittelgang des Refektoriums hinab, wobei er eine kühle Eleganz und Überlegenheit ausstrahlte. Sein langes, rabenschwarzes Haar fiel mit einem bläulichen Schimmer über die gepanzerten Schultern und seine eisblauen Augen funkelten im Fackelschein. Das jugendliche, markante Gesicht hätte hart wirken können, aber es wurde von einem amüsierten Lächeln geziert als Claudius seinen Weg durch die tuschelnde Schülerschar machte.

Peregrinus blieb fast das Herz stehen, als Claudius ihm im Vorbeigehen zuzwinkerte. Die makellose Rüstung mit dem Messingsymbol des Auges vor sich wusste Peregrinus endgültig, dass Claudius alles war, was er selbst sein wollte. Er musste zum Knappen werden!

Die Dreiergruppe nahm Aufstellung auf dem Podium an der Stirnseite des Saales und Austremonius hob gebietend die Hände, woraufhin gespannte Stille einkehrte.
Der Abt strich sich über den beeindruckenden, schneeweißen Bart und begann zu sprechen, wobei seine volle, voluminöse Stimme in jeden Winkel des Saales getragen wurde. Dankenswerter Weise beschränkte er sich nur auf die absolut notwendigen Formeln, bevor er direkt zum Kern seines Anliegens kam.
„Liebe Freunde, ich bin stolz und dankbar euch einen der besten Streiter Helms vorzustellen, die diese Schule je hervorgebracht hat.
Der höchst ehrenwerte Bruder Claudius hat als Ordensritter der Luminescenti mehr Heldentaten im Dienste Helms vollbracht als ich hier zusammenfassen könnte. Sicherlich kennt ihr die Geschichten seiner Abenteuer besser als ich.“
Er hob wieder die Hände, um den kurz aufbrausenden Applaus einzudämmen.
„Ich bin daher besonders glücklich euch mitzuteilen, dass Bruder Claudius eingewilligt hat, unsere neuen Knappen als Tutor auf ihrem Werdegang zu begleiten und…“
Die Worte des Abtes gingen in dem begeisterten Jubel unter, in den die Schüler einstimmten. Es dauerte eine Weile, bis die Prefekten und Tutoren wieder Ruhe hergestellt hatte.
Inzwischen war Claudius selbst vorgetreten und bedachte die Versammlung mit einem strahlenden Lächeln. In den Händen hielt er Siegelgeschmücktes Pergament, welches er nun entrollte.

„Ich danke euch für diesen warmen Empfang.“ Seine Stimmte hallte hell und klar durch das Refektorium. „Es ist mir eines besondere Ehre, die Namen der neuen Knappen zu nennen, die ich zu Ordensrittern ausbilden werde.“
Nun hätte man im Saal eine Stecknadel fallen hören.
Claudius räusperte sich.

„Bruder Peregrinus…“

Heute

Vicky seufzte und schob die pergamentene Namensliste zurück in den Dokumentenstapel am rechten Ende ihres Schreibtisches. Der Stapel hatte inzwischen erschreckende Ausmaße angenommen, irgendjemand würde ihn auseinandernehmen, sortieren, und auf die unzähligen kleineren Stapel verteilen müssen, die den Boden von Vickys Kontor bedeckten.

Vicky war insgeheim der Ansicht, dass dieser jemand Skeira sein sollte. Aber die junge Frau hatte seit dem Bardenfest der vorigen Woche nur noch Augen für den jungen Edelmann, den sie dort kennengelernt hatte, und war als Ermittlerin kaum mehr zu gebrauchen.
Vicky starrte säuerlich auf das tORK!-Poster, das Skeira an der Wand über ihrem Kamin angebracht hatte. Sie überlegte grimmig, die Rückseite des Posters zur Grundlage eines ermittlungsrelevanten Schaubildes zu machen, entschied sich aber dagegen. Skeira würde es vermutlich nicht einmal bemerken, so sehr war sie rund um die Uhr damit beschäftigt ihre Beine zu rasieren. Natürlich tendierte sie auch zu einer gewissen …Struppigkeit, ganz konnte Vicky ihr dieses Verhalten also nicht verübeln.
Es war nur so, dass die schiere Menge des auszuwertenden Materiales drohte, sie zu erschlagen.

Vicky tastete im Chaos ihres Schreibtisches nach ihren Rauchutensilien und betrachtete dabei die Masse an Information, die ihr Kontor ausfüllte. Papier und Pergament, Schriftrollen, Bücher und Kladden, edle ledergebundene und goldverzierte Register und hastig hingeschmierte Briefe und Notizen. Ein Großteil der Dokumente trug das Siegel der Helmiten, das Allsehende Auge.
In einem Großteil dieser Dokumente wiederrum informierte eine Präambel den Leser, dass der Inhalt nur für die Augen auserwählter Diener des Helm bestimmt war und dass unbefugte Einsicht in die Dokumente der Kirche göttliche Strafe nach sich zöge.
Vicky schnaubte. Die närrischen Priester, die ihr die Dokumente in einer Nacht- und Nebelaktion zugeschanzt hatten, hatten offensichtlich keine Ahnung gehabt, wem genau sie die Geheimnisse ihrer Kirche zu Füßen legten.
Sie war selbst jedoch erstaunt, dass ihr all die heiligen Siegel und Bildnisse des Helm keinerlei Unbehagen oder Unwohlsein verursachten, von strafenden Blitzen oder ähnlichem ganz abgesehen.
Vicky fragte sich, ob dies bedeutete, dass Helm ihr Tun guthieß — oder ob der Gott sich vielleicht endgültig in Abscheu von seiner eigenen Kirche abgewandt hatte.
Denn die Tatsache, dass die Kirche Helms Vicktoria Vicktory ihre Geheimnisse anvertraute, machte eines deutlich:
Die Gläubigen waren gespalten, über den Tempeln des Allsehenden Auges braute sich ein Schisma zusammen.

***

Überflüssig zu sagen, dass Vicky diesen Auftrag nur unter Zwang angenommen hatte.

Die nervösen, schwitzenden Priester, die Vicky und ihren Gehilfen unter gehetzten Seitenblicken im Dunkel der Nacht die Schatullen mit Dokumenten übergeben hatten wussten nichts von ihrer wahren Natur, leider traf dies auf ihren Rädelsführer nicht zu.
Die Ermittlerin war nach wie vor erpressbar und Paladin Felix Feuerschild hatte dies schamlos ausgenutzt, selbstverständlich im Dienste des Höheren Guten.

Die Kirche des Helm war im Aufruhr begriffen denn ein Emporkömmling —schlimmer noch: ein Reformer— stand kurz davor, die höchste Stufe der Macht zu erklimmen, untergeordnet nur seinem Gott selbst.

Großkomtur Peregrinus vom Kriegerorden der Luminescenti würde zum Großmeister des Ordens ernannt werden.
Der Großkomtur hätte damit nicht nur die gesamte militärische Macht der Kirche Helms unter sich, er stünde als Großmeister auch auf einer Stufe mit den restlichen Führern der Kirche und nichts außer dem Eingreifen Helms selbst könnte seine gefährlichen Reformen noch aufhalten.
Doch so sehr die wahren Diener Helms auch beteten und flehten, ihr Gott blieb stumm.

So hatte sich in der Kirche eine radikale Fraktion gebildet, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, den weiteren Aufstieg des Großkomturs um jeden Preis zu verhindern.
Es war keine einfache Aufgabe, denn Peregrinus hatte eine große, loyale Anhängerschaft unter den einfachen Brüdern und Schwestern und genoss dazu hohes Ansehen unter vielen Würdenträgern der Kirche.
Er galt als integer und ehrbar, ein wahrer Streiter des Glaubens, nicht mit dem Schwert sondern mit dem Geiste. Keinen Feind hatte er so hart bekämpft wie Korruption und Misswirtschaft in seinem Orden selbst.
Peregrinus hatte sich dazu jahrelang unter die armen und elenden gemischt und auch nach seinem Aufstieg nie den Kontakt zu den weniger glücklichen Kindern der Götter verloren.
Der Großkomtur wollte eine neue Kirche des Helm schaffen, alte Strukturen aufbrechen, die Tempel in eine liberale und tolerante Richtung lenken.
Kurz: Er bedrohte alles, was der alten Elite der Helmiten heilig war.

Hier kam Vicky ins Spiel. Feuerschild und seine einflussreichen Hintermänner drohten ihr mit Verbannung und Tod und boten ihr zugleich ein unbegrenztes Spesenkonto und eine fürwahr fürstliche Entlohnung.
Ihr Auftrag bestand darin, etwas im Lebenslauf des Großkomturs zu finden, um seinen Ruf so nachhaltig zu schädigen, dass eine Ernennung zum Großmeister unmöglich gemacht würde.
Vicky hatte keine Sympathie für die Kirche des Helm übrig, nun noch weniger als je zuvor. Sie gab auch kein Kupferstück darauf, ob der alte Ordensritter in die Riege der Großmeister aufgenommen wurde oder nicht.
Aber die zugrundeliegende Natur ihres Auftrags widerte sie an, derartige Schmutzarbeit hatte sie bisher erfolgreich vermieden.

Mit den beiden Alternativen Verbannung oder Reichtum vor Augen hatte sie sich jedoch an die Arbeit gemacht und fand sich bald gegen ihren Willen fasziniert von der neuen Aufgabe.

***

Peregrinus Werdegang war fast makellos, ein Paradebeispiel für Ehre, Aufrichtigkeit und Selbstlosigkeit.
Der Paladin stand dazu, dass er in seiner Zeit als aktiver Streiter des Ordens Umgang mit Dirnen und Dieben gehabt hatte, aber er hatte sich dabei selbst stets tadellos und zum Wohle aller verhalten. Für Peregrinus Anhänger war seine Zeit in den Straßen Atkathlas eine Auszeichnung, keine Schande. Hieraus konnte ihm kein Strick gedreht werden.

Es gab nur einen schwarzen Fleck im Lebenslauf des Großkomturs.
Als Jugendlicher war er, trotz seiner einfachen Herkunft, als Schüler in der Klosterfeste der Luminescenti aufgenommen worden. Er hatte sich dort ausgezeichnet, war jedoch nach einigen Jahren unter mysteriösen Umständen der Festung verwiesen worden.
Weder Felix Feuerschild noch seine Hintermänner hatten in Erfahrung bringen können, was damals vorgefallen war. Eines galt ihnen jedoch als sicher:
Wenn Vicky ans Tageslicht brächte, warum man Peregrinus der Schule verwiesen hatte, wäre der Großkomtur erledigt.
So war Vicky an die Dokumente aus der Vergangenheit St. Domiels gelangt und so hatte sie selbst Ermittler ausgesandt, die ehemalige Schüler, Lehrer und Bedienstete der Einrichtung ausfindig machen und befragen sollten.

***

„Es war sicher ein Mord, oder?“ fragte Skeira fröhlich, während sie an Vicky vorbeihüpfte.
„Hu?“ Vicky schreckte aus dem Bericht eines gewissen Fredric hoch, in den sie sich vertieft hatte. Skeira duftete nach etwas zu viel Parfum und trug ein etwas zu gewagtes, hellblaues Kleid. Vicky zog eine Augenbraue hoch und vertiefte sich wieder in ihre Lektüre.
„Nein, ich denke es war kein Mord…“

Aus der Unmenge von Aufzeichnungen setzte sich für Vicky langsam aber sicher eine andere Geschichte zusammen.

Vor vielen Jahren

„Gut, sehr gut!“

Claudius legte keuchend seine hölzerne Trainingswaffe zur Seite und wischte sich mit einem Lumpen den Schweiß vom Körper.

Es waren die letzten Tage des Winters, aber die stundenlange Übung hatte die beiden Kämpfenden jeden Gedanken an die Kälte vergessen lassen.
Peregrinus eigene Glieder schmerzten von den vielen Treffern, die ihm sein Ausbilder verpasst hatte, aber er strahlte dennoch über das Lob und nestelte verlegen an seinem Holzschwert.
Der Körper seines Tutors erinnerte ihn an die marmornen Statuen, die er als Kind auf den Promenaden Atkathlas gesehen hatte; jeder Muskel definiert, die Proportionen perfekt.
Peregrinus spürte wie er rot wurde und blickte schnell zur Seite.
Die Gefühle, die Claudius in ihm auslöste, waren verwirrend, gelinde gesagt. Die Träume, die den jungen Knappen nachts umtrieben, handelten nicht mehr davon, wie er mit Claudius Heldentaten erlebte, sondern von anderen Dingen… Morgens meinte er oft, die vorwurfsvollen Blicke seiner Stubengenossen zu spüren und brannte vor Scham.

Und nun hatte Claudius ihm Einzelunterricht im Schwertkampf verordnet, weit abgelegen von dem regen Treiben der Hauptgebäude, in einem kleinen Innenhof in den sich kaum einmal jemand verirrte.

„Willst du dich nicht abtrocknen?“ Claudius reichte Peregrinus lächelnd eines der Tücher und legte ihm die Hand auf die Schulter. Peregrinus stammelte etwas unverständliches.
„Meine Güte, bist du verspannt!“ Claudius trat hinter Peregrinus und legte auch die andere Hand auf die noch freie Schulter.

Im Osten ging gerade die Sonne unter und tauchte die Schneebedeckten Mauern und Türme in ein rötliches Licht. Außer ihrem Atem konnte Peregrinus keinen Laut hören, die Silhouette eines Spähers auf einem Turm hoch über ihnen war der einzige Hinweis auf menschliches Leben außer ihnen beiden.

„ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr verletzt.“ Sagte Claudius beiläufig, während er begann, Peregrinus Schultern zu kneten. Der Knappe konnte den warmen Atem seines Lehrmeisters an seinem Nacken spüren.
„Wir sollten uns auch nicht zu lange hier in der Kälte aufhalten. Bruder Marcellus hat sicher schon mein Bad zubereitet, wieso begleitest du mich nicht? Wir sollten auch noch über deine heutige Lektion sprechen…“
Die beiden machten sich gemeinsam auf den Weg zu Claudius Quartieren.

***

Die nächsten Tage war Claudius kalt und abweisend zu Peregrinus.
Der junge Knappe war am Ende. Sie hatten miteinander geschlafen. Er hatte seinen Tutor verführt und somit ein schreckliches Verbrechen begangen, eine unvorstellbare Sünde.
Peregrinus rechnete jeden Moment mit seinem Ende, der gerechten Strafe. Erschlagen von menschlicher Hand oder von einem göttlichen Blitz.

Aber nichts dergleichen geschah.

Viel schlimmer als jede körperliche Strafe, die Peregrinus sich ausmalen konnte, war dagegen die quälende Sehnsucht nach Claudius, die er verspürte.
Unter dem neugierigen Getuschel seiner Stubengenossen weinte er sich jeden Abend in den Schlaf.
Er wusste, dass es falsch war, und dennoch wünschte er sich nichts mehr als noch einmal die Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit seines Tutors zu spüren.
Zu beichten war unmöglich, er würde damit nicht nur sich selbst, sondern auch Claudius zugrunde richten.

Peregrinus fasste den Beschluss, sich vom Westturm die Klippen hinab zu stürzen. Sicherlich die beste Lösung für alle Beteiligten.

Er verfasste einen Abschiedsbrief an seine Mutter und einen an Claudius und ordnete seine äußerst bescheidenen weltlichen Besitztümer.
Bevor Peregrinus seinen ohnehin nur halbherzig gefassten Plan jedoch in die Tat umsetzen konnte, kam es zu einer neuen Entwicklung.
Abt Austremonius hatte, davon ausgehend, dass Peregrinus noch immer Claudius Lieblingsschüler war, einen Auftrag vergeben.
Von Claudius wurde erwartet, sich um eine Trollfamilie zu kümmern, die sich in einem alten Gemäuer eingenistet hatte und unter den Pächtern des Klosters ihr Unwesen trieb.
Peregrinus sollte ihn als sein Knappe begleiten.

***

Den beiden wurden Pferde und Ausrüstung bereitgestellt und Peregrinus erhielt seine erste Rüstung, ein altes, rostiges Kettenhemd, gegenüber dem er eine sofortige Abneigung verspürte.

Am ersten Frühlingstag verließen die beiden die Klosterfestung Richtung Osten, Peregrinus erstem Abenteuer entgegen.

Die Informationen des Abtes hatten sich als falsch herausgestellt. Claudius und Peregrinus waren direkt in eine Falle geritten.
Anstelle einer kleinen, verfressenen Trollfamilie hatte sie ein Nekromant mit seinem Gefolge erwartet, das alte Gemäuer war eine wehrhafte Festung.

***

Am Ende des Tages brannte die Festung und der Nekromant lag tot inmitten seiner Kreaturen.
Peregrinus trug seinen Blut- und Rußverschmierten Lehrmeister auf seinen Schultern aus dem Inferno und brach schließlich neben ihren Pferden zusammen.
Er kam wieder auf die Beine und drehte Claudius auf den Rücken. Der Paladin war schwer verwundet, lebte aber. Peregrinus durchsuchte eine der Satteltaschen fieberhaft nach dem Heiltrank, der Claudius das Leben retten würde, als dieser überraschend nach seiner Hand griff und mit rauer, zitternder Stimme, aber lächelnd, begann zu sprechen.
„Mein Leben… gerettet. Du hast mein Leben gerettet… Pelle… mein Pelle…“

Peregrinus hielt inne. Er spürte, wie ihm ein riesiger Stein vom Herzen fiel.

Pelle? Nun, wieso nicht…?

***

Sie fanden in einem kleinen Dorf unterschlupf, das sie von dem Joch des Nekromanten befreit hatten.
In der Nähe des Dorfes gab es einen kleinen Weiher, den sie oft aufsuchten, während ihre Wunden heilten.
Sie hatten im Winter einmal miteinander geschlafen, aber hier, an diesem Weiher, liebten sie sich.

Heute

Vicky legte den Bericht einer alten Hebamme aus einem kleinen, unbedeutenden Dorf zur Seite und blickte nachdenklich aus ihrem Fenster nach Westen, wo die untergehende Sonne die See und den Himmel darüber in ihr eigenes Farbenmeer tauchte.

Hier hatte sie alles, was sie brauchte, um Peregrinus Karriere zu einem jähen, unverdienten Halt zu bringen.

Feuerschild wäre zufrieden und sie wäre endgültig eine reiche Frau.

Aber da war mehr. Vicky spürte es. Sie griff nach dem nächsten Pergament und begann wieder zu lesen.

Vor vielen Jahren

„Pelle?“
„Hm…?“ seufzte Peregrinus und rückte näher an Claudius Körper. Die Nacht war still, bis auf die leisen Schlafgeräusche der Familie der Hebamme, bei der sie die dankbaren Dorfbewohner einquartiert hatten.
Er war nur aufgewacht, weil ihm Claudius wiederholt durch sein Haar gestrichen hatte.
Aber er war froh darüber, denn diese Nacht im Stroh unter dem Dachboden, bedeckt mit einer kratzigen Hanfdecke, war die letzte Nacht, die er und Claudius gemeinsam verbringen würden, bevor sie zurück nach St. Domiel kehrten.

„Pelle… denkst du, die Götter vergeben uns ein kleines Unrecht, wenn wir ein größeres verhindern?“
Claudius richtete sich auf und starrte nachdenklich in die Nacht. Peregrinus strich ein paar Halme vom Rücken des Paladins und schmiegte sich dann an ihn.
„Was meinst du?“
„Nun“, begann Claudius traurig, „das kleinere Unrecht, das sind wir. Das größere Unrecht…“ er zögerte.
„Ich habe einen Verdacht, Pelle. Einen schrecklichen Verdacht. Er betrifft einige Priester unseres Ordens und auch… Austremonius.“
Peregrinus schauderte es.
„Was ist es?“
„Ich möchte nicht darüber sprechen, so lange ich keine Beweise habe.“ Claudius lächelte sein trauriges Lächeln, das Peregrinus so zu lieben gelernt hatte.
„Ich denke, Austremonius weiß von meinem Verdacht. Das hätte uns fast das Leben gekostet, Pelle. Er hat uns bewusst in Gefahr gebracht.“ Claudius strich Peregrinus wieder über das Haar.
„Ich wünschte ich wäre ein besserer Ermittler und nicht bloß ein Schläger des Herrn.“ Er grinste. „Aber ich fürchte, so bleibt mir nichts übrig als eine direkte Konfrontation.“

Sie küssten sich.

***

Die Glocken in St. Domiel läuteten Sturm.
Von überall her drang Geschrei, Schüler und Tutoren rannten ziellos umher. Von irgendwoher zogen Rauch und Brandgeruch zum Nachthimmel hinauf.

Peregrinus schritt durch das Chaos, ein Schwert in der zitternden Hand, das Gesicht tränenüberströmt. Er wusste, wo er sein musste und er wusste, dass er zu spät war.

***

Claudius hatte auch auf heftigstes Flehen seines Geliebten hin nicht von seinem Verdacht erzählen wollen.
Jedoch waren Pelle die konspirativen Treffen seines Tutors mit anderen Paladinen und Priestern, darunter Ritter Euronymus und Komtur Valentian, nicht verborgen geblieben, das Getuschel in dunklen Ecken, die bedeutungsschwangeren und feindseligen Blicke die während der gemeinsamen Mahlzeiten ausgetauscht wurden.

Über St. Domiel braute sich ein Sturm zusammen. Die Lehrerschaft schien sich in Lager aufzuteilen, ohne dass jemand hätte benennen können, wofür die Lager standen. Die Schüler, verängstigt und verunsichert, huschten schweigsam von Lektion zu Lektion.

Irgendwann hatte Pelle es nicht mehr ausgehalten und er hatte seine eigenen Untersuchungen gestartet.
Claudius hatte von einem schrecklichen Verdacht erzählt und das Bild, das sich für Pelle aus seinen vielen Beobachtungen zusammensetzte war in der Tat schrecklich.

***

Er hatte Claudius nach der Vesper bei Sonnenuntergang in der Schmiede des Klosters ausfindig gemacht und ihn mit seinen Ergebnissen konfrontiert.
Der Paladin hatte sein Schwert, an dem er gerade arbeitete, beiseite gelegt und Peregrinus mit seinem traurigen Lächeln bedacht.
Er hatte ihm gesagt, dass sein Verdacht zuträfe und dass nun gewiss die Zeit war, zu handeln.
Peregrinus solle sich doch bitte weiter um sein Schwert kümmern, dann würde er währenddessen seine Vertrauten informieren und am morgigen Tage könnten sie gemeinsam beratschlagen, wie sie weiter vorgehen wollten.
Dann hatte Claudius Peregrinus geküsst, etwas, das er noch niemals außerhalb seines Quartieres getan hatte.

Peregrinus hätte misstrauisch werden müssen, er hätte seinen Tutor durchschauen müssen, aber er erkannte erst, was dieser getan hatte, als später am Abend die Schreie und die Glocken erklangen.

***

Claudius hatte Austremonius und die anderen Täter mit ihren Verbrechen konfrontiert.
Er war aufrecht und furchtlos dem Bösen gegenübergetreten, so wie die Statuten seines Ordens es verlangten.

Peregrinus betrat die Kapelle des Abtes. In den kühlen Raum klangen die Glocken nur noch gedämpft hinein, einige Kerzen spendeten diffuses Licht.
Gegenüber des Eingangs, an Stelle des Altars, stand eine Statue Helms. Der Gott schien das Geschehen zu seinen Füßen unbewegt zu betrachten.
Der Boden der Kapelle war blutverschmiert. Zwischen den hölzernen Bänken konnte Peregrinus einige leblose Gestalten ausmachen.
Am Sockel der Statue lag Claudius. Seine leeren Augen starrten hinauf zu seinem Gott, seine Lippen zierte das geliebte, melancholische Lächeln.

Sein Schädel war zerschmettert. Er war tot.

Neben Claudius kauerte eine kleine, schluchzende Gestalt.
Leander, unbekleidet, nur in Claudius Mantel gehüllt.

Peregrinus hörte ein Geräusch und fuhr herum. Aus der Dunkelheit zwischen den Bänken schälte sich eine wankende Gestalt.
Abt Austremonius, sein Gesicht und die weiße Unterrobe, in die er gehüllt war, blutverschmiert.
In den Händen hielt er einen Streitkolben. „Sünde!“ keuchte der Abt. „Sünde. Ha. Keinen Deut besser, keinen Deut besser! Sünde!“ Während er brabbelte flogen Speichel und Blut aus seinem Mund, aber er wankte dennoch weiter auf Peregrinus zu. „Sünde!“

Peregrinus blickte von dem Körper seines Geliebten zur schluchzenden Gestalt Leanders. Er spürte das tödliche Gewicht von Claudius Schwert in seiner Hand.
Sie zitterte nicht mehr. Auch seine Tränen waren versiegt.
Er blickte auf den Abt.
Er hatte sich früher in seinen Träumen so oft ausgemalt, wie er an der Seite seines Helden Claudius Monster erschlug.

Hier war ein Monster und sie würden es gemeinsam erschlagen.

Heute

Die Herbststürme hatten eingesetzt; der Wind trieb die See Woge um Woge gegen die Kaimauern des Hafens von Baldurs Tor.

Vicky stand am Rand der Kaimauer, vor ihr befand sich nichts als die stürmische See. Der Wind peitschte die Gischt hinauf, die langsam aber sicher ihre Kleidung durchnässte.
In ihren Händen hielt Vicky eine metallene Schatulle, die alle Dokumente enthielt, aus denen sich die Ereignisse in St. Domiel rekonstruieren ließen.
Felix Feuerschild und seine ignorante Bande von Verschwörern hatten ausgerechnet ihr in ihrem blinden, hasserfüllten Eifer alles in die Hand gedrückt, was sie brauchte, um die Kirche des Helm nachhaltig zu erschüttern.
Ja, vielleicht sogar, um die Tempel zum Einsturz zu bringen.
Es war eine Ironie des Schicksals, eine Wendung der Ereignisse, über die sich sicherlich auch die Götter amüsieren konnten.

Vicky blickte auf die Schatulle in ihren Händen.
Zusammen mit der Kirche würde sie aber auch den einen Mann in den Untergang reißen, der vielleicht geeignet war, die Dinge zum Besseren zu wenden.
Hatte Peregrinus verdient, dass seine Geschichte an die Öffentlichkeit gelangte?
Die Suche nach einer Antwort hatte Vicky zum Hafen geführt, was vermutlich auch schon eine Antwort war.

Eines würde Vicky sicherlich nicht tun, niemals würde sie die Schatulle Feuerschild und seinesgleichen aushändigen. Egal was sie tat, ihre Tage in Baldurs Tor waren gezählt.
Vicky stellte die Schatulle ab, seufzte, und klemmte eine Zigarette zwischen ihre Lippen. Sie durchsuchte ihre Manteltaschen, konnte Mono jedoch nirgends entdecken. Vicky verdrehte die Augen und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Schatulle zu ihren Füßen.

Nun denn…

„Darf ich?“ Aus den Schatten des Piers war auf einmal eine Gestalt getreten, ein entzündetes Schwefelholz mit der hohlen Hand gegen den Wind geschützt.
Vicky ließ sich etwas überrumpelt Feuer geben; sie hatte den in einen zerschlissenen Umhang und Schlapphut gehüllten alten Mann vorher nicht bemerkt. Er wirkte jedoch nicht bedrohlich, die Augen über dem kurzen, grauen Bart blitzten freundlich.
„Danke.“ Sie blies den Rauch in den Wind und blickte dann wieder auf die offene See.

„Was für ein Wetter.“ brummte der Alte. Er deutete auf die Schatulle.
„Schwierige Entscheidungen?“

Vicky wurde mit einem Schlag misstrauisch und spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten. Aber von dem Alten schien nach wie vor keine Bedrohung auszugehen.
Sie zuckte mit den Schultern und schnippte den Rest ihrer Zigarette in die Brandung. Eigentlich wollte sie ja ohnehin aufhören.
„Vielleicht.“
Der alte Mann lächelte.
„Ich bin mir sicher, was es auch ist, es wird die richtige Entscheidung sein.“
Er tippte sich zum Abschied an den Hut, machte auf dem Absatz kehrt und ging davon.

Vicky wandte sich um und folgte ihm mit ihrem Blick, bis er zwischen den Häusern Baldurs Tors verschwunden war.

In einiger Entfernung stand Skeira, Hand in Hand mit ihrem Verehrer.
Dieser hatte sich, das musste Vicky zugeben, als recht angenehmer Zeitgenosse erwiesen. Mono saß auf Skeiras Schulter und focht mit dem Wind einen hoffnungslosen, aber tapferen, Kampf um die Frisur der jungen Frau.

Vicky fühlte sich auf einmal sehr traurig. Sie würde diese Stadt vermissen.

Ende
 

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
Rote Zora

Das große Finale - der Kreis schließt sich

Pelle blickte nacheinander in die Gesichter besorgter alter Männer. Sein Mentor war da, ein hochrangiger Kleriker des Helm sowie ein erfahrener Magier aus dem Freundeskreis seines Mentors. Noch interessanter war der Ort, an dem sich diese illustre Herrenriege mit ihm traf: Im Keller der Taverne zu den Fünf Krügen. Man konnte ihren Gesichtern ansehen, dass sie sich sichtlich unwohl fühlten, und im gleichen Maße stieg bei dem jungen Paladin ein kribbeliges Gefühl von Bedeutung. Wie sich die Herren da mit ihren graumelierten Bärten auf den Holzstühlen seiner Stammkneipe versuchten bequem hinzusetzen hatte schon etwas komisches. Aber nicht allein die ungewohnt harte Sitzunterlage schien dafür zu sorgen, dass sie allesamt unbehaglich auf ihren Plätzen hin und her rutschten. Sie hatten ein Problem, und es musste ein gewaltiges sein, so viel schien sicher. Und um so erstaunlicher war es, dass sie nun ausgerechnet zu ihm gekommen waren, Pellegrinus Luminiszentius, einem Jungpaladin, der noch nicht mal alle seine Prüfungen gemeistert hatte. Und da offenbar keiner der weisen Herren das Gespräch eröffnen mochte, ergriff Pelle selbst das Wort:

„Nun, meine Herren, was verschafft mir die absolut schmeichelhafte Ehre eines solch hohen Besuchs in so bescheidenem Rahmen?“

„Pelle,“ sein Mentor sprach schnell und leise, er, der sonst mit sonorer Bedächtigkeit in seiner Stimme seiner Würde und Erfahrung Ausdruck verlieh: „diese Treffen hier findet gar nicht statt. Es ist so geheim wie nur irgend etwas geheim sein kann. Niemand außer uns hier Anwesenden weiß davon.“

„Was ist passiert?“

„Felix Feuerschild ist tot.“

„Felix... - wer?“

„Felix Feuerschild ist einer unserer besten Leute in Baldurs Tor... gewesen“ - Ein jäher Schmerz durchfuhr das gütige Gesicht seines Lehrers. „ich habe ihn selbst ausgebildet. Ein guter Junge... vorurteilsfrei, gewissenhaft, loyal und rechtschaffen...“ Er riss sich zusammen: „Er hatte einen heiklen Auftrag, und irgendwie wurde er offenbar verraten. Er ist heute früh ermordet worden!“

„Heute früh, ich meine es ist...“

Der Mentor deutete mit dem Kopf zum Magier: „Wir waren gerade dort angekommen, weil es hieß, er hätte eine heiße Spur gefunden. Er suchte nach einem Mädchen, Elisa Silberschild. Sie ist seit Wochen verschwunden. Eine schlimme Geschichte. Aber er erschien nicht zum vereinbarten Treffen. Stattdessen traf die Nachricht ein dass er... er...“ Wieder dieser Schmerz. Die Stimme versagte.

„Und dann fiel Euch auf, dass ihr jemanden braucht, der in seine Fußstapfen tritt, richtig? Einer der ermitteln kann und nicht in diesem leckgeschlagenen System des Ordens von Baldurs Tor drin steckt. Und der wahnsinnig genug ist, sich mit Leuten anzulegen, die offenbar über Leichen gehen.“

Der Mentor nickte. „Und da ist noch etwas... wir brauchen jemanden, der – sagen wir mal – recht vorurteilsfrei an die Sache herangeht. Der unglückliche Felix hatte eine Co-Ermittlerin mit an Bord geholt, und sie.. ist... ein bisschen besonders...“ Das Gesicht des Mentors nahm einen gequälten Ausdruck an, als würde er gerade auf einer lebendigen Kröte kauen, und müsste sie umgehend unterschlucken.“

„Wieder so was halb orkisches? Oder einen Werwolf oder ein klein bisschen untot?“ Pelle versuchte lustig zu klingen.

„Sie ist ein Succubus“ die gepresste Stimme des Mentors war ein Flüstern.

Pelle stand eine Weile der Mund offen. Er konnte sich unmöglich verhört haben. Genausowenig war es möglich, dass die Kirche Helms und der Orden der Luminiszenti mit einem leibhaftigen Dämon zusammenarbeitete. Das passte doch alles nicht zusammen! - „Ihr müsst verdammt große Probleme haben...“

„Pack deine Sachen, wir teleportieren in einer dreiviertel Stunde zurück nach Baldurs Tor.“ Die Stimme des Mentors hatte wieder ihre alte Festigkeit gewonnen. Eine Widerrede war offenbar ausgeschlossen. Stumm stand Pelle auf und verließ die Schänke. Auf dem Weg nach Hause fragte er sich mehrfach, ob er geträumt hatte.

~~~oOo~~~

Pelle schmiss wahllos ein paar Klamotten zusammen. Die wichtigsten Utensilien für eine vernünftige Untersuchung, ein paar Dinge um sich ein gepflegtes Aussehen zu verpassen. Seine Paladinverkleidung zog er an, beschloss aber, sie wieder abzulegen, sobald die hohen Herren ihn allein ließen. Unnötiger Ballast das alles. Kurz wog er das Buch in seiner Hand, in dem er gerade las. Sein Mentor hatte es ihm geschenkt. Die Geschichte eines dunkelelfischen Magiers namens Issililta, der anders als die übrigen Vertreter seiner Rasse seine schier unglaublichen Fähigkeiten dazu einsetzte, den Menschen zu helfen, statt sie zu quälen und zu töten.

„Ein tolles Buch. Erinnert vielleicht auf den ersten Blick an die Legenden von Drizzt, aber zu so einem Urteil kommen nur einfältige Kretins, die von diesem Werk nicht mehr als den Klappentext gelesen haben!“ hatte sein Mentor behauptet. Und: „Es ist etwas für Leute wie dich, die keine Vorurteile haben!“

Vorurteilsfrei. Das hatte er heute wieder gehört. Lange war er stolz drauf gewesen, aber mittlerweile fragte er sich, warum es eigentlich so eine Auszeichnung sein sollte. Was, verdammt noch mal, ist denn besonderes daran, wenn man einfach davon ausgeht, dass es zwar Gutes und Böses gibt in der Welt, aber nicht von vorneherein bestimmte Rassen, Klassen und Wesen an sich gut oder böse wären?

Musste man selber einmal erfahren haben, dass man anders ist, dass man nicht ins Schema passt, um zu kapieren, dass diese starren Schablonen mit denen Menschen so oft beurteilt werden, einfach total unbrauchbar sind, wenn man etwas bewerten will, was dynamisch, beweglich, weich, warm, pulsierend – schlichtweg lebendig ist? Er schüttelte den Kopf und packte das Buch mit ein. Da klopfte es auch schon an der Tür.

Zeit, aufzubrechen.

~~~oOo~~~

Vicky hatte heute einen bescheidenen Tag. Alles fing damit an, dass sich irgendwelche fiesen Lebensmittelmotten in ihrem Kaffeepulver breit gemacht hatten. Alles war versponnen und verklebt mit Fäden dieser widerlichen Maden.

„Eine Woche nicht zu hause und dann so eine Sauerei!“

Nicht, dass sich diese Exkursion nicht gelohnt hätte. Sie hatte sich tatsächlich auf das platte Land begeben. Für sie, die von Sigil her eigentlich nur großstädtisches Leben kannte war das ein ähnlicher Kulturschock wie die der Schritt durch das Tor zu dieser Welt hier. Obwohl sie sich so defensiv gekleidet hatte wie nur irgend möglich und sich nach dem Griff in die unsagbarsten Tiefen ihres Kleiderschrankes bei dem Blick in den Spiegel für den perfekten Bauerntrampel hielt – war sie fassungslos, wie hoffnungslos overdressed sie dann in Dörfern wie Gullykin und ähnlichen Flecken auftrat.

Trotzdem: die Wahrheit über Elisa Silberschild war nur dort zu finden, denn der gute Felix, der sie mit Informationen versorgen sollte erwies sich als ganz und gar unbrauchbar für diesen Zweck, da er selber nur sorgsam gefilterte Nachrichten bekam, ihm aber offenbar gleichzeitig Druck gemacht wurde, die Angelegenheit zügig aufzuklären. Vicky war drauf und dran gewesen, diesen schlechten Witz einfach zurückzuweisen, wenn es sie nicht gereizt hätte, genau diese Informationen zu bekommen, die die Helmiten so sorgsam geheim zu halten trachteten.

Und es war ihr gelungen. Elisa Silberschild war tatsächlich die Tochter des Oberen der Helmpriesterschaft. Man hatte mit ihr ein wahnwitziges Experiment veranstaltet. Durch unsagbare Rituale sollte sie in den Zustand perfekter Unschuld gebracht werden. Angeblich wäre sie dann in der Lage gewesen, priesterliche Zauber von unvorstellbarer Macht zu wirken, die der Kirche Helms zu erheblichem Ansehen und sicherlich auch Reichtum verholfen hätten.

Vicky grinste. Das ganze endete in einem Fiasko.

Obwohl diese Operation unter höchster Geheimhaltung geplant und durchgeführt wurde, tauchte just am Ende der Rituale ein mächtiger Magier auf, fror das Mädchen in einen Eisblock und teleportierte sich mitsamt der in jeder Hinsicht unschuldigen Elisa an einen unbekannten Ort.

Die Kirche Helms hatte nun ein dreifaches Problem. Das Töchterchen des Oberen sollte natürlich so schnell wie möglich wieder gefunden werden und wohlbehalten zurückkehren. Dabei sollte zweitens aber niemand, wirklich niemand von diesem Ritual erfahren, was mit Sicherheit für einige Aufregung gesorgt hätte, nicht nur in den akademischen Kreisen der Theologen. Und schließlich musste das Leck gefunden werden, denn irgendwer musste ja dem Magier einen Tipp gegeben haben.

Sie konnte jetzt die Verzweiflung gut verstehen, die dazu führte, dass Felix Feuerschild dann vor eineinhalb Wochen an ihre Tür klopfte. Und schlagartig waren ihre Gedanken wieder im Hier und jetzt: Wo steckte dieser Kerl? So erfolgreich ihre Recherche auch war, heute war nicht ihr Tag. Verdorbener Kaffee und verspätete Paladine waren gleichermaßen ungeeignet, ihre Stimmung zu heben. Heute vormittag um die zehnte Stunde wollte Felix hier aufkreuzen, und nun hatte die Sonne ihren Zenit schon überschritten.


Hatte man von ihren Ermittlungen Wind bekommen und waren die Helmiten gerade dabei die Zusammenarbeit auf die kalte Tour zu beenden? Dann würde sie ihnen aber eine saftige Rechnung stellen. Nicht zuletzt, weil dieser Ausflug ins Landleben ihre Schuhe ruiniert hatte. Mono klickte beifällig als sie ihn bat, mal eine Aufstellung der abgeleisteten Stunden, aufgewendeten Kosten und übriger Auslagen aufzustellen.

Doch gerade als die den wundervoll astronomisch anmutenden Endbetrag unter die Rechnung setzen wollte, klopfte es an der Tür. Sie blickte skeptisch auf und spannte ihre Handarmbrust. Dieses Klopfen war nicht das von Felix und irgendetwas in ihrem Bauch sagte ihr, dass etwas schief gelaufen war. Sie öffnete die Tür und trat sofort einen Schritt zurück – und musste lächeln.

Vor ihr stand ein notdürftig als Paladin verkleideter Milchbubi mit einem geradezu unglaublich ehrlichem Gesicht und so unverdorbenen Zügen, dass sie sich zwingen musste, nicht spontan Muttergefühle zu entwickeln, denn er machte ein sehr ernstes und wichtiges Gesicht.

„Hm?“ Es war ja wohl an ihm, zu erklären, was er hier wollte.

Der Junge ignorierte ihre hochgezogene Augenbraue und wirkte, als er den Mund aufmachte doch überraschend professionell: „Vicky Victory, nehme ich an? Pelegrinus Luminiscentius, ich bin angehender Paladin Helms und bin im Auftrag des Ordens hier. Felix Feuerschild ist tot. Er wurde ermordet.“

Vickys amüsierte Laune war wie weggeblasen. Dieser Fall schien richtig bösartig zu werden.

~~~oOo~~~

Natürlich regnete es schon wieder. Vicky hatte vor allem Mitleid mit ihren Schuhen, die einfachsten waren ja nun hinüber, und ihre jetzigen, knallroten Wildledersandaletten, hatte sie zunehmend verzweifelt versucht um alle möglichen Pfützen herumzumanövrieren, doch nun standen sie am Eingang von Felix' Zuhause, und sie spürte, wie die Nässe langsam durch die Sohle kroch.

„Was sollen wir hier? Uns davon überzeugen,dass er wirklich tot ist? Ich hätte es auch so geglaubt!“
missmutig blickte sie auf die mittlerweile leicht aufgequollene Leiche dessen, was mal ein etwas unbedarfter, im ganzen aber umgänglicher Paladin Helms gewesen war.

„Spuren sichern“ gab Pellegrinus kurz zurück ohne seine grauen Augen vom Boden zu lassen, den er nach irgendwas auch immer absuchte.

„Bei diesem Wetter?“ Vicky zog sich zurück. Irgendwas nervte sie an diesem Typen, und sie musste eine Weile nachdenken bis es ihr einfiel. Er war so entsetzlich unbeeindruckt von ihrer Weiblichkeit. Nicht dass ihr das sabbernde Gegaffe oder die zotigen Sprüche einiger Testosteronmännchen nun wirklich etwas geben würden, aber dass dieses Exemplar ganz offenbar den durchwühlten Matsch vor seinen Füßen um Längen interessanter fand als sie, war doch irgendwie auch unverschämt. Sie zog sich in den Hauseingang zurück, um gleich darauf von diesem kleinen Streber gerufen zu werden.

„Hier! Das müsst Ihr Euch ansehen!“

Widerstrebend begab sie sich wieder unter den unbarmherzig herabnässenden freien Himmel.

„Die wichtigste Information kann jeder Trottel herausfinden: Ein Meisterschütze war am Werk. Schuss direkt ins linke Auge. Felix war sofort tot. Aber das hier...“ er wies auf einen Kratzer am Halsstück des Brustharnischs „zeigt, dass unser Scharfschütze doch zwei Mal geschossen hat.“

„Vielleicht doch nicht Mr. Superschütze, hm?“ Vicky gab sich keinerlei Mühe ihren Sarkasmus zu verbergen, aber das schien an dem Kerl abzuperlen wie wie der Regen an dem gewachsten Umhang den er klugerweise – und im Unterschied zu Vicky – angezogen hatte.


„Das glaube ich nicht. Denn der Schuss wäre unbedingt tödlich gewesen, hätte Felix nicht diesen speziellen Harnisch mit Halsschutz angezogen. Es scheint mir viel mehr, dass der Schütze zuerst auf den Hals gezielt hat, um das Gesicht nicht zu entstellen.“


„Ein Auftragsmörder also“ Vicky bemühte sich gelangweilt zu klingen, musste aber zugeben, dass der Jungspund ein scharfes Auge und einen durchaus wachen Verstand hatte. Aus dem könnte direkt noch mal was werden, dachte sie, wenn er nicht in dieser pomadigen Helm-Clique versauerte.

„Und ein verdammt guter noch dazu. Hier!“ er hielt die schlammverschmierten Überreste eines Armbrustbolzens in seiner dreckigen Hand unter Vickys Nase: „Das ist der Bolzen vom ersten Schuss. Total zersplitttert“

„Gutes Material eure Rüstungen“ sie bemühte sich immer noch so zu klingen, als erzählte er ihr nichts Neues, war aber in Wirklichkeit durchaus schon gespannt, worauf er hinaus wollte. Ein wirklich findiges Kerlchen.

„Ja, aber eben auch relativ schlichtes Material beim Schützen.“ Pelle ließ sich durch ihren Ton nicht in seinem Eifer beirren: „Es ist definitiv kein verzauberter Bolzen. Gute Handwerksarbeit sicher, sonst könnte er nicht so präzise schießen, aber keine Magie. Unser Auftragsmörder verlässt sich ganz auf sein Geschick. Vielleicht rechnet er auch bei seinen Opfern mit Schutz vor magischen Waffen.“

„Hm, das würde bedeuten, dass er sonst öfter mit Magiern zu tun hat...“ Vicky dachte nach, der Typ hatte mit seinem Schlammgewühle tatsächlich Informationen zutage gebracht, mit denen sie was anfangen konnte.

Pelle blickte konzentriert vom Bolzen zur Leiche und in die Umgebung. Als hätte er Angst irgendetwas zu übersehen. Dabei sollte er, bevand Vicky, ja mittlerweile wissen, dass er es diesmal mit einem Profi zu tun hatte, der einfach keine weiteren Spuren hinterließ als eine Leiche und zwei Bolzen. Als er seufzte war ihr Einsatz gekommen:

„Und nun, Herr Pelegrinus, seid Ihr am Ende mit Eurem Latein. Nun bräuchtet ihr jemanden, der Euch wie auf Knopfdruck einen Namen und eine Adresse ausspuckt von einem geradezu perfekten Auftragsmörder, der häufig mit Magiern verkehrt und keine Scheu hat, einen Hauptmann der Luminiszenti mit zwei Schüssen das Lebenslichtlein auszupusten und dann spurlos zu verschwinden, richtig?“

Pelle starrte sie mit offenem Mund an. Vicky war wieder in ihrem Element. Der Bubi mochte noch so clever sein, ihm fehlte das, was sie hatte: Beziehungen. Die besten Verbindungen in alles Schichten der Schickeria, des organisierten Verbrechens und der diese ganze verdammte Stadt durchwuchernden Halbwelt.

„Zufällig habe ich so etwas zu Hause. Gehen wir?“

~~~oOo~~~

Pelle blieb ja nichts anderes übrig, als ihr zu folgen, auch wenn er kein gutes Gefühl hatte, musste er sich einräumen, dass er keine richtigen Alternativen hatte. Hier in der fremden Stadt vermisste er sein Team. Soll er Antilis und Jerom noch hier her teleportieren lassen? Er schüttelte den Kopf. Erstens wären sie in einer ihr fremden Stadt auch nur von begrenztem Nutzen, zweitens würde sich sein Orden schlichtweg weigern noch weitere Personen in diese unangenehme Sache einzuweihen.

Vicky verschwand sofort im Bad, um aus ihren nassen Klamotten zu kommen, Pelle hängte seinen triefenden Umhang auf, seine nassen Schuhe stellte er artig darunter, bei dem Rest musste es halt so gehen, auch wenn er sich beim Umsehen fragte, wo er in seinen Alltagsklamotten eigentlich Platz nehmen sollte. Alles hier verriet einen leicht extravaganten aber keineswegs aufdringlichen Chic, der ihm so völlig unvertraut war. Er kannte die niedrigen Kaschemmen in denen er oft ermittelte, er kannte die überladenen Prunkzimmer des ritterlichen Adels – aber dieses sparsame aber erlesene Ambiente faszinierte ihn. Seine Finger glitten über einen polierten Couchtisch, auf dem ein würfelförmiges Etwas stand, das leise klickte.

Plötzlich fiel ihm auf, dass Vicky mit ihm redete. Sofort sah er auf. Sie hatte die Badezimmertür einen Spalt offen gelassen, und erzählte ihm nun ihre Version, wie sie Felix Feuerschild kennen gelernt hatte, und was genau bislang ihr Auftrag gewesen sei. Auch, was sie auf ihrer Tour auf's Land herausgefunden hatte.

Pelle stellte fest, dass sie doch eine echte Ermittlerin war, und kein Zuckerpüppchen, wie sie noch am Tatort auf ihn gewirkt hatte. Durch den Türspalt konnte er einen Blick auf sie erhaschen. Es stimmte. Succubi waren von einer tatsächlich übermenschlichen Schönheit und Attraktivität gekennzeichnet. Und er stellte einmal mehr frustriert fest, dass ihn absolut nichts zu ihr hinzog. 'Wenn dich nicht mal ein Succubus reizt, solltest du es dir wirklich endlich zugeben, dass das nichts mehr wird, mit Frau und Kindern und Familie. Du bist einfach anders gepolt, und musst deine Rolle als Außenseiter auch irgendwie annehmen'. Wohin ihn das führte, wusste er noch nicht, denn von der besagten Szene hatte er bislang nur die gruseligsten Geschichten gehört.

„Nur gucken, nicht anfassen“ hörte er Vickys Stimme aus dem Badezimmer, und ihm viel auf, dass er während seiner Gedanken offenbar zu ihr rübergestarrt hatte, und sie seinen Blick missverstanden hatte. Schamhaft senkte er die Augen. 'Na das kann ja eine heitere Ermittlerpartnerschaft werden, wenn sie mich auch noch für einen Spanner hält' dachte er – und war überrascht, wie aufgeräumt und fröhlich Vicky aus dem Bad kam.

Sie wies ihm einen Platz zu bei jener eleganten Sitzgruppe, bei der sich Pelle unwillkürlich fragte, ob seine durch den Außeneinsatz doch etwas beeinträchtigten Klamotten es überhaupt empfahlen, sich dort niederzulassen.. Vicky fütterte der Würfel auf dem Couchtisch nun mit allen Informationen, die sie hatten sammeln können und tatsächlich begann das Ding zu rattern und verschiedene Gesprächsfetzen, halbdurchsichtige Bilder und dann Zahlen, Daten und Fakten auszuspucken, die an Präzision nichts zu wünschen übrig ließen. Der gesuchte Mann hieß Ino, war 37 Jahre alt, wohnte in einem Lodge oberhalb eines Lagerhauses im Hafen und arbeitete für die Magiergilde die Kalte Hand. Der Preis für einen Mord an einem Gewöhnlichen betrug 500 Goldstücke, Adlige waren teurer, Abschaum billiger. Plus Spesen und Verbrauchmaterial.

Pelle kam aus dem Staunen nicht heraus.

„Wenn du die Vermutung haben solltest, dass das hier irgendein Teufelszeug ist, würde ich dir nicht wirklich widersprechen“ ließ sie ihn mit einem süffisanten Lächeln wissen. Dann wurde ihre Stimme wieder ernst: „ Ich denke, ich werde unserem Herrn Ino mal einen kleinen Besuch abstatten“

„Du?“ Pelle ahnte bereits die Antwort, aber sie schmeckte ihm nicht.

„Ich denke eine von uns beiden hat verdammt gute Beziehungen in dieser Stadt, und eine von uns beiden wird keine Probleme haben, bei Herrn Ino etwas herauszufinden, und eine von uns beiden hat keinerlei Lust darauf, dass irgendein trotteliger Paladin neben ihr herstiefelt und alles versaut.“ Sie sagte das alles mit einem zuckersüßen Lächeln und einer geradezu liebevoll freundlichen Stimme – aber die Botschaft traf Pelle wie eine Faust mitten ins Gesicht.

'Du arrogantes Miststück' wollte er sagen, verkniff es sich aber, weil er sich irgendwo doch noch an seine ritterliche Benimmschule erinnern konnte – und vor allem wollte er nicht der erste sein, der hier ausfällig wurde. Und was würde es überhaupt bringen, wenn sich die Ermittler in einen sinnlosen Streit treiben ließen? Er holte tief Luft: „Ich arbeite eigentlich gerne im Team. Natürlich können wir uns auch aufteilen, aber dann müssten wir überlegen, was ich in der Zeit sinnvolles tun könnte.“

Er erkannte an Vickys zufriedenem Gesichtsausdruck, dass sie ihn jetzt da hatte, wo sie wollte. Er war jetzt der kleine Hilfsermittler, der sie um einen Auftrag anbettelte. Es ärgerte ihn maßlos, und trotzdem fiel ihm nichts ein, was ihm anderes übrig blieb. Immerhin schien sie eine Idee für ihn zu haben.

„Pellegrinus, Ihr könntet in der Tat die Gilde der Kalten Hand mal etwas näher unter die Lupe nehmen. Wer geht da ein und aus? Wer könnte Ino gebucht oder vermittelt haben? Wer von diesen Zauberkünstlern hat möglicherweise ein Interesse an Elisa? Immerhin, sie wurde in einen Eisblock verwandelt, das passt ja schon irgendwie zu der magischen Ausrichtung dieser Gilde.“

Pellegrinus sah ein, dass das keine schlechte zweite Fährte wäre. Aber wie sollte er da etwas erreichen, wenn er da ganz auf sich allein gestellt war? Auch hier wusste Vicky Rat.

„Du arbeitest gerne im Team? Ich habe einige Leute, die ich immer wieder gerne als Hilfsermittler in Anspruch nehme. Botengänge, Handlangerdienste, aber hier und da auch mal eine Observation oder Materialbeschaffung und Recherche.“

Pelle zog die Augenbrauen hoch. „Zuverlässig? Ich meine...“

„Absolut. Sie sind nicht in die Strukturen der Stadtwache oder Paladine eingebunden, im Gegenteil, das ist eine Truppe von Leuten, die alle nicht ganz – sagen wir angepasst sind. Man muss schon...“

„Vorurteilsfrei an die Sache rangehen, richtig?“

Vicky nickte breit lächelnd. Dann wandte sie sich diesem merkwürdigen Würfel zu: „Mono? Kannst du unserem lieben Pellegrinus ein paar Mitarbeiter vorschlagen?“ Der Kasten surrte kurz, dann spuckte er eine Reihe von Namen aus. Vicky kommentierte.

„Cathwulf – oh ja, der ist ein ganz solider Kämpfer, nicht ganz hohl in der Birne aber auch keine große Leuchte. Leider besessen von Drauger, einem Geist, der noch seinen Frieden sucht. Dabei aber ganz brauchtbar.

Hlinka – oh ja, ein vielseitiges, interessantes Mädel. Sucht noch seinen Weg zwischen Heilen oder Töten, irgendwie gestrandet nach einem Massaker in ihrer Heimat. Ziemlich misstrauisch und gerade dadurch keine schlechte Ermittlerin.

Kohres – ja, der arme Kerl trägt leider ein verfluchtes Schwert. Das macht ihn im Kampf unheimlich stark, aber leider auch etwas unberechenbar. Theoretisch ist er noch bei der Flammenden Faust, aber die wollen nichts mehr von ihm wissen. Wenn du irgendwo ratzekahl aufräumen musst, ist er dein Mann.

Mjinn – vielleicht die normalste von allen, die ich hier habe, kommt aus nem Kloster irgendwo im Osten. Sehr geschickt, blitzschnelle Reaktionen, ziemlich resistent gegen Magie. Soll jetzt die Welt kennenlernen und ist deshalb nicht so ganz von hier.

Sahudja – ein Narr und irgendwie auch Zauberer. Werde nicht ganz schlau aus ihm, aber er ist dazu noch ein Charmeur und ziemlicher Glückspilz. Ihr könntet euch prima ergänzen.

Skeira Hati – eigentlich sehr brauchbar, weil man eine Priesterin immer gut haben kann. Passable Heilkünste, ob sie einen wie Drauger bannen könnte, würde ich eher verneinen. Wenn ihre Stimme aber etwas rauher, und ihr Arm pelziger wird, würde ich den Sicherheitsabstand vergrößern.“

„Lykanthropie?“ Pelle versuchte, möglichst gelassen zu klingen.

„Ja, so nennt man das wohl in dieser Ebene. Richtig, sie ist ein Werwolf. Ja, das waren sie wohl alle. Meine Informanten innerhalb des Apparates von Stadt und Priesterschaft sind erstens – entschuldige das bitte – ein Betriebsgeheimnis, und außerdem bei diesem Einsatz möglicherweise zu dicht an dem Leck das wir suchen.“

Pelle nickte stumm. Im Geist ging er noch einmal die Namen durch. Dann blickte er Vicky gerade in die Augen: „Ich nehme sie“

„Wen? Skeira? Mjinn? Oder...“

„Ich nehme sie alle.“

Nun war es ihm doch noch gelungen, sie zu verblüffen.

~~~oOo~~~

Pelle saß in der Taverne zum rostigen Eimer und sah sich seine neue Ermittlungsgruppe einen nach dem anderen an. Aus seinem – wahrscheinlich aus schlechtem Gewissen – reichlich veranschlagten Spesentopf konnte er jedem ein Goldstück pro Tag anbieten, und bei den verkrachten Existenzen, die ihm da gegenüber saßen, war das ganz offensichtlich eine ganze Menge. Als er in all die ernsten und entschlossenen Gesichter blickte, überkam ihn eine Welle von Glück. Jetzt war er wieder in seinem Element.

Er teilte sie in Teams ein. Mjinn und Sahudja hatten das größte akrobatische Talent, Cathwulf und Kohres bildeten die Nahkampffraktion, Skeira und Hlinka hatten immerhin ganz brauchbare Heilfertigkeiten. Sie machten einen Plan zur Observation des Hauptquartiers der Gilde, dafür waren die beiden Mädchen zuständig. Immernoch erweckten Frauen weniger Argwohn als Männer, wenn sie stundenlang an einer Ecke standen und palaverten. Mjinn und Sahudja sollten versuchen, dort einzudringen, um Informationen aus dem Inneren zu bergen, Cathwulf und Kohres sollten als Eingreifkommando im Hintergrund bleiben, falls es notwendig sein sollte, jemanden herauszuhauen.

Es dauerte Tage, bis sie Ergebnisse bekamen. Tage, in denen er nichts mehr von Vicky hörte, und nicht wusste, ob er sich ärgern sollte, oder Sorgen machen musste, doch seine eigenen Ermittlungen kosteten fast alle seine Aufmerksamkeit, und er vermutete, dass es bei seiner ungleichen Kollegin ähnlich sein würde.

Sahudja und Mjinn kamen zwar in das Haus, aber nicht weiter als bis auf den Dachboden, alle Räume von wirklichem Interesse waren zu gut gesichert. Die Beobachtung des Eingangs brachte wenig ein, weil sich die mächtigeren Mitglieder dieser Gilde direkt in das Anwesen teleportierten. Aber sein Team entwickelte Ehrgeiz und war findig. Hlinka heuerte bei der Putzkolonne an, und konnte in das Gebäude eindringen, und einen von Sahudja verzauberten Portschlüssel dort einschmuggeln. Damit konnte zwar kein Mensch, aber der Geist, der Cathwulfs Besessenheit ausmachte, problemlos die magischen Schranken umgehen. So drang er in das Innerste der Gilde vor und konnte dort alles mögliche mithören und dem Team durch Cathwulfs Mund berichten.

Und was sie zu hören bekamen, als sie mal wieder im Rostigen Eimer saßen, ließ bei Pelegrinus alle Nackenhaare aufrecht stehen. Kein geringerer als Aramand, der Problemlöser, war ein Ehrenmitglied dieser Gilde. Pelle konnte schwören, dass es der selbe Problemlöser war, den er auch in Athkatla gejagt hatte: „Das ist unser Mann. Das ist genau seine Handschrift. Alles konzentriert sich jetzt auf ihn!“ Er brauchte nur kurz zu erzählen, was für ein gewissenloser Widerling dieser Aramand war, und sein ganzes Team war ein Monolith grimmiger Entschlossenheit.

~~~oOo~~~

Es war sein großer Tag. Aramand hatte für Lord Leodon, ein besonderes Geschenk vorbereitet. Dieser Auftrag war besonders wichtig, weil jener Lord hervorragende Beziehungen in die höchsten Kreise des Adels hatte. Und außerdem war er sehr einflussreich was die Tätigkeit der Behörden, namentlich der Wachen und Paladine anging. Ein unschätzbar wertvoller Klient in Aramands Kundenkartei. Nachdem er seine Geschenke – es waren nämlich zwei – recht ansprechend verpackt hatte, teleportierte er sich pünktlich um die vierte Stunde nach Mittag in die Villa Leodons. Es war einer der Momente, in denen er sich in seiner Vorfreude fühlte, wie ein kleiner Junge, der etwas wirklich funktionierendes gebaut hatte, und es nun seinem Vater zeigen durfte.

„Aramand! Mein lieber Freund und Löser aller meiner Probleme, Erfüller aller meiner Wünsche! Ist es nun soweit?“ Der Herr mit dem graumelierten Bart und der Statur eines etwas in die Jahre gekommenen Ritters war nur in einen Bademantel gekleidet, als er Aramand und seine Fracht empfing. Sie waren im Schlafgemach, und das nicht ohne Grund.

„Ja, Lord Leodon!“ antwortete der Hexer, „doch muss ich euch gestehen, dass ich Euren Auftrag nicht exakt so erfüllt habe, wie ihr es mir aufgetragen habt. Dafür bitte ich schon jetzt untertänigst um Eure Milde und Vergebung“

Die Augen des Anderen weiteten sich. „Nicht... ganz... exakt?“ Kaum verholener Zorn bebte in der Stimme, maßlose Enttäuschung breitete sich auf dem Gesicht aus: „Habt Ihr nicht, wie vereinbart, die reine Unschuld mitgebracht, die...“

„Doch!“ unterbrach ihn Aramand. Er genoss dieses Spiel, weil es wieder ein Spiel war, das ihn am Ende als strahlenden Gewinner vorsah. „ich habe mir nur erlaubt, ein kleines Häppchen noch oben drauf zu servieren!“ Mit diesen Worten zog er ein schillerndes Tuch von den beiden Körpern, die auf dem Schlafgemach des Adeligen lagen.

„Bei allen Göttern! Was ist das?“ entfuhr es dem alten Lord.

„Engelchen und Teufelchen – ist es nicht reizend, wie sie da nebeneinander liegen?“ Aramands Lächeln war das Bild seines Triumphes: „Mir ist doch tatsächlich bei meinen Bemühungen für Euren Auftrag ein kleiner böser Succubus in die Quere gekommen. Und da sie ja ganz nett anzusehen ist, dachte ich, ich bringe ihn euch einfach auch noch mit, bevor ich mich dann um die Entsorgung kümmere.“

„Ein Succubus!“ der Alte keuchte vor Gier als seine Augen nacheinander an den nackten Körpern von Elisa Silberschild und Vicky Victory entlangglitten: „Aber ist das nicht gefährlich, ich meine...“

„Mein Herr! Man nennt mich nicht umsonst den Problemlöser, Seht, ich habe vorgesorgt: Hier ein Ring, der Euch Schutz vor Bösem bereitet und Schutz vor jeder Art von Todesmagie. Ihr könnt unbeschwert genießen.“

Der Ring wurde förmlich aus Aramands Hand gerissen, der Bademantel glitt auf den Boden.

„Soll ich die Damen jetzt wecken?“ Die Frage war eher rhetorisch gemeint, doch dann kam alles anders.

Mit einem lauten Krachen flog die Tür aus den Angeln und eine Horde Männer und Frauen brach in die intime Stimmung des Schlafgemaches ein: „Da ist der Lump!“ „Tötet die Vergewaltiger“ „Rettet das Mädchen!“ „Im Namen Helms, ergebt Euch, oder findet den gerechten Lohn für Eure Taten!“

Aramand aktivierte sofort eine Reihe von Schutzzaubern, ein blauer Feuerschild umgab ihn und mit einer Handbewegung warf er eine Horde Winterwölfe gegen die Eindringlinge. Der Ritter hechtete zur Seite, und riss seinen Zweihänder aus dem Wehrgehänge, das über einem Stuhl lag. Mit Sicherheit würde sich hier niemand ergeben.

Es entstand eine kurze Pause vor dem Kampf, in dem sich die ungleichen Seiten maßen. Sicher, die Angreifer waren zahlenmäßig überlegen, aber ihre zwei Gegner waren in allen Belangen mächtiger – wenn auch nicht wirklich gut vorbereitet.

„Wie sind die hier reingekommen?“ zischte Aramand zu seinem Auftraggeber.

„Ich habe dem Personal freigegeben.“ entgegnete Leodon tonlos „Ich wollte doch ungestört sein, aber das ganze Haus ist gesichert mit Glyphen, die sich nur...“

„Mit dem Amulett der Luminiszenti deaktivieren lassen, Herr Schulleiter!“ Ein junger strubbeliger Kerl trat hervor, in der einen Hand ein einfaches Bastardschwert, in der anderen das strahlende Auge Helms in einer aus silber geformten Hand. „Lord Leodon Luminiszentius! Kennt Ihr mich noch? Wolltet Ihr mich nicht aus dem Orden verbannen nach dem Vorfall vor zwei Jahren? Um die Tugendhaftigkeit der Ordensritterschaft zu bewahren, wie sie vor Zeiten war, und immer sein soll?“

„P... P... Pelle... Du hier?“

Aramand seufzte. Dieser Haufen ungewaschener Randalierer war drauf und dran, den Tag seines Triumphes nachhaltig zu stören. Er stellte sich mit einem Schritt zwischen die Angreifer und seinen wichtigsten Auftraggeber und hob seinen Zauberstab.

Damit brach die Schlacht los. Die Winterwölfe jaulten auf, ihnen antwortete plötzlich ein viel schaurigeres Heulen, nur im Augenwinkel sah Aramand, dass sich eine der jungen Frauen in eine Bestie verwandelt hatte. Das würde für seine eigenen Kreaturen kein gutes Ende nehmen, er würde also nur ein paar Atemzüge Zeit gewinnen, die es zu nutzen galt. Er holte Luft, um einen Zauber zu sprechen, da tauchte eine weitere junge Frau durch seinen Feuerschild durch, und plötzlich blieb ihm die Luft weg. Dieses offensichtlich mönchische Gör hatte ihm einen üblen Tritt versetzt. Mit einem Kältekegel aus seinem Zauberstab warf er sie zurück. Wo waren die anderen? Drei bewaffnete Männer drangen mit ihren Schwertern auf seinen Auftraggeber ein, der splitterfasernackt allein mit seinem Schwert versuchte, die Angriffe wenigstens zu parieren. Schnell zauberte Aramand eine Hast auf ihn, damit er überhaupt eine Chance hatte, denn auch wenn er jedem einzelnen überlegen war, konnte man gut erkennen, dass die drei Kerls alles andere als unerfahren waren, und geschickt von mehreren Seiten angriffen. Danach sah es gleich besser aus, einer der Angreifer ging zu Boden, mit einer hässlichen Wunde am Hals hauchte er sein Leben aus.

Doch was war das? Gerade wollte sich Aramand um den nächsten kümmern, da spürte er eine Präsenz, die ihm in unerträglich lauter Stille direkt in sein Hirn sprach: „Kennst du mich noch? Ich bin Drauger, der Geist von Lord Brevin, den ihr im Kerker habt verrotten lassen, ich war es der böses plante und vom noch böseren verraten wurde, und ich werde erst Frieden haben, wenn du tot bist!“ Aramand brachte seine ganze Konzentration auf, um sich dieses geisterhaften Angriffs zu erwehren, er musste jetzt unbedingt standhalten, dabei merkte er, dass ihm die Situation zu entgleiten drohte. Ihm. Dem Problemlöser. Seine Winterwölfe waren schon arg dezimiert, das Mönchsgör berappelte sich auch schon wieder, sein Auftraggeber war noch längst nicht aus dem
Schneider und... Verdammt! Auf die Ware hätte er eigentlich auch achten müssen.

Da war es auch schon zu spät. Ein orientalisch wirkender Narr tanzte durch die Kämpfenden mit Elisa Silberschild auf seinen Armen, zielsicher Richtung Ausgang. Aramand wollte ihn stoppen, doch auch die andere Dame war offenbar geweckt worden, und das war ein weit größeres Problem. Irgendein Bauerntrampel hatte sich zu dem Succubus durchgeschummelt, und flüsterte etwas in dessen Ohr. Er konnte kein Wort verstehen, aber mit einem Schrei der aus den Tiefen des Abyss zu kommen schien, stieg der Dämon geflügelt und gehörnt aus dem Bett empor.

„Vorsicht!“ brüllte Aramand unnötigerweise, als der Succubus mit Zähnen und Klauen seinem Auftraggeber in den Rücken fiel. Dieser wirbelte herum um sein mächtiges Schwert zwischen sich und die Furie zu bringen, da traf ihn ein Hieb von jenem Kämpfer, dessen Schwert die Buchstaben ZORN trug. Ohne Rüstung sah das übel aus, und dieser Strubbelkopf, den Leodon offenbar kannte, holte bereits zum finalen Schlag aus. Aramand zielte mit einem Eisgeschoss auf dessen linkes Auge, da pfiff etwas kurz durch die Luft und ihm stockte der Atem. Diese Höllengeburt hatte
ja auch noch einen Schwanz! Wie eine Peitsche hatte sich dieser um seinen Hals geschlungen und schnürte ihm die Luft ab. Er sah Leodon fallen. Er spürte wie dieses Scheusal von Weib ihn in die Luft hob. Zauber zu sprechen war ohne Luft unmöglich, vielleicht könnte es gelingen, noch einen Kältekegel aus dem Zauberstab abzufeuern, aber sein Arm gehorchte nicht mehr. Panik stieg in ihm auf. Er sah, wie die übrigen Angreifer einen Halbkreis um ihn bildeten. Keiner griff an. Sie glotzten nur noch, wie er um sein Leben zappelte. Was für ein beschissenes Ende dachte er noch, als ihm schwarz vor Augen wurde.

~~~oOo~~~

Es war mittlerweile dunkel geworden, als Pelle mit Vicky auf dem Weg zu ihr nach Hause waren. Die anderen hatten es übernommen, das Anwesen zu sichern und dafür zu sorgen dass die Verletzten versorgt und die Toten – von ihnen hatte es nur Cathwulf erwischt – würdevoll aufgebahrt wurden. Drauger war ebenso verschwunden wie Sahudja mit Elisa Silberschild. Das würde noch viele dumme Fragen geben, aber Pelle war sich sicher, dass die junge Frau einen guten Tausch gemacht hatte.

Trotzdem konnte er es nicht fassen, dass er eigenhändig Lord Leodon umgebracht hatte: „Der Typ war der stellvertretende Ordensmeister unserer Ritterschaft, der war Leiter des Internats auf dem wir zu guten Paladinen ausgebildet werden sollten, der war einer der allerwichtigsten Typen bei uns in der Hierarchie“

„Er war ein meises Arschloch, wenn du mich fragst“ entgegnete Vicky trocken.

„Das er ein Arschloch war wusste ich auch. Aber so etwas!“ Pelle schüttelte den Kopf.

„Niederträchtigkeit trägt viele Masken, aber keine ist so gefährlich wie die der Tugend“ Vicky schien zu wissen, wovon sie sprach.

„Da hast du verdammt recht, Vicky.“

Sie waren zuhause angekommen. Irgendwie stand sie unschlüssig in der Tür: „Ich hab gesehen, wie du mich angesehen hast. Als wir das letzte Mal hier waren. Im Bad.“

Pelle kramte nach einer Erinnerung.

Vicky sah im direkt in die Augen: „Du hast mir das Leben gerettet, Pelle. Möchtest du... ich meine... heute wär' vielleicht kein schlechter Tag einen Cambion zu zeugen, oder?“

Pelles Mund war plötzlich staubtrocken: „Vicky, du... ich... ich meine... das geht nicht, ich...“

„Psssst....“ sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. Dann öffnete sie ihre andere Hand. Darin glitzerte der Ring, den sie Lord Leodon abgenommen hatte.

Behutsam nahm Pelle ihre Hand in seine und schloss die Finger vorsichtig wieder um das Kleinod.

Da verstand sie.
 
Zuletzt bearbeitet:

Rote Zora

Pfefferklinge
Registriert
06.05.2002
Beiträge
5.247
Wahnsinn!!!

Also skull, Punkt und Kompliment, und ein riesiges Danke! Zunächst eine grandiose Idee, Pelles Vor- und Nachgeschichte zu schreiben, und das Jetzt einfach mal zu überbrücken. Das war ein genialer Einfall, der es dir ermöglicht, erstens eine wunderbare "Paladins-Internate sind ein bisschen wie Hogwarts" Episode zu schreiben (dass ich die Assoziation hatte liegt aber auch vllt an mir, weil ich erst in den Herbstferien dazu gekommen bin, die letzten beiden Potters zu lesen) - und zweitens dann Vicky wunderbar ins Spiel brachtest als jene Ermittlerin, die als erste Pelles dunkles Geheimnis erfährt. Total stimmig und wie immer bei dir extrem stilsicher in Szene gesetzt. Gerade in den Rückblicken enorm stark, wie du die Erzählperspektive aus Pelles Sicht durchältst (der Leser erfährt nichts, was Pelle nicht sieht oder hört, er errät mit ihm zeitgleich, was hier eigentlich abläuft, oder was wohl geschehen sein muss). Die Liebesgeschichte nicht schwülstig, erotisch aber nicht irgendwie voyeuristisch, wirklich großes Kino. Und Pelle ist wirklich genau dieser Teenager, der er in meiner Vorstellung auch ist: voller Träume und Ideale, und doch auch mit dieser Unsicherheit durch diesen Zweifel, ob er überhaupt dazugehören darf, zu den wirklich Guten und Gerechten.

Deine Vicky kommt dagegen fast ein bisschen kurz - was du aber bitte als Kompliment lesen mögest! Denn ich kann von ihr praktisch nicht genug lesen, diese Coolness, dieser morbide Charme, dieses irgendwo böse und verruchte, und dann doch so zerbrechliche und liebenswerte. Ich finde diesen Char einfach großartig, und wenn du ihn schreibst, strahlen alle Facetten dieses Brillanten. Das tun sie auch hier: diese Schnoddrigkeit, mit der Vicky über Skeira denkt, dass sie statt verliebt sich die Beine zu rasieren, doch viel besser Papiere sortieren könnte ist so herrlich egozentrisch - und gleichzeitig bringt sie's nicht über's Herz, auftragsgemäß einen Helmpaladin ans Messer zu liefern. Obwohl es ihr ganzes Leben versaut.

Die Begegnung beider dann nur als offene Andeutung und doch voller Wärme.

Ich bin begeistert.
ZORA
 

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
 
Abrupter Themenwechsel und ziemlich kleinlich von mir, aber heisst dein Pala nun "Peregrinus" oder "Pelegrinus"? Oder ist er in Tat und Wahrheit Japaner, heisst eigentlich "Pe-re-gu-ri-nu-su" und nimmt's nicht so genau mit R/L? :D

 
 

Rote Zora

Pfefferklinge
Registriert
06.05.2002
Beiträge
5.247
Das geht schon in meinem Charakterpost so lustig durcheinander, dass alle Schreibweisen erlaubt sind :D
Z;)LA
 

Timestop

Running out of Time
Registriert
17.04.2002
Beiträge
4.875
Ich hab Skull den Punkt gegeben (diesmal wirklich).

Nicht dass Zoras Geschicht nicht wieder toll geschrieben wäre, mit Esprit, Wortgewandheit und Beobachtungsgabe die ich gerne hätte.
Und die Ermittlung gegen interne Korruption und die Einbeziehung anderer Charaktere war auch spannend. Es wurden ein paar Spitzen verteilt über die Schreibstile und Ansichten der Schreiber untereinander. :D
Die Idee des Partyaufmarschs und Endkampfs war bis dahin auch nett konzipiert, wenn Aramand triumphal Engelchen und Teufelchen präsentiert, steht es kurz davor eklig zu werden. Es scheitert dann allerdings in der Kürze die Würze reinzubringen. Da kommt dann nicht die benötigte Epik hinein und es ist halt schwer etwas so auf visuelles getrimmtes wie einen Kampf gut auf Papier zu bannen.
Nun könnte man noch darüber diskutieren, dass man vermutlich laut Regelwerk und Hintergrund niemals schwuchtelig genug sein kann um einer Sukkubusverführung zu entgehen, aber die Idee fand ich eigentlich zum schmunzeln.


Skull greift Pelles Hintergrundgeschichte geschickt auf, macht ihn zum heldenhaften und doch menschlichen Reformator mit Echtweltanleihen in der Story. Da kommt dann alles raus was wir schon immer über Pelle wissen wollten (oder schon immer geahnt haben), wobei mir die erste Szene der Homoerotik schon fast in eine Komödie abzudriften drohte, aber dann doch die Kurve kriegt. Stattdessen Drama, Baby, während sich der Großteil des flapsigen Humors in der dies ummantelnden Geschichte von Vicky sammelt.
Und die coole Sau Vicky opfert sich edel auf zum Abschluss.

Mono saß auf Skeiras Schulter und focht mit dem Wind einen hoffnungslosen, aber tapferen, Kampf um die Frisur der jungen Frau.
Schönes Bild. Mit Mono könnte man Merchandising betreiben.:D
 

Christa

Universaldilettantin
Registriert
11.09.2003
Beiträge
3.106
Wow, das sind wirklich zwei Hammer-Geschichten.
Ich habe jetzt wirklich 2 Tage lang überlegt, welche mir besser gefällt und finde nach wie vor beide Geschichten - sorry für die Wortwahl - saugut.
Bei Zoras Geschichte habe ich allerdings ein Problem mit dem Ende. Da muss mir irgendetwas entgangen sein, denn ich verstehe es nicht. :o

Deshalb geht mein Punkt an Skull. Da passt einfach alles. Großes Kompliment Skull. :up:
 

skull

Thronfolger
Registriert
23.09.2000
Beiträge
5.986
So...

Erstmal ein Dankeschön an Zora, wenn man selbst von seinem Gegner im Finale derart gelobt wird freut das natürlich besonders.:)

Den Namen Peregrinus habe ich aus der Charaktervorstellung. Hat mich selbst ein wenig gewundert, aber ich dachte, das wird schon so stimmen.:D
Natürlich habe ich dann in der Geschichte selber ein paar mal 'Pelegrinus' geschrieben, aber die Word Ersetzen Funktion hat zum Ende doch noch für Einheit gesorgt.
Vielleicht ist Pellegrinus ja Pelles Geburtsname und Peregrinus sein Ordensname.:D

Die eine oder andere Hogwarts-Anspielung konnte ich mir tatsächlich nicht verkneifen. Die Geschichte hätte auch durchaus in eine Art Potterparodie mit Palas abdriften können, aber letztendlich habe ich mich lieber etwas über Klosterleben und Ritterorden schlau gemacht und etwas ernster geschrieben; schön, dass es anscheinend auch gefällt.:)

Du selbst hast hier finde ich Deine beste Geschichte des Wettbewerbs geschrieben.
Das ganze liest sich flüssig, schlüssig und einheitlich.
Dass beide Charaktere einen Hintergrund als Ermittler haben ist in der Geschichte schön umgesetzt; überhaupt ist der Charakterhintergrund toll eingearbeitet.
Wenn ich selber die Elisa Silberschild Storyline fortgesetzt hätte, wäre übrigens rausgekommen, dass sie eine direkte Nachkommin von Helm ist — das ist erstaunlich nah an Deiner eigenen Idee hier.

Vickys Interpretation hier geht ein wenig in eine Sex and the City-Richtung, das ist auch mal interessant.:D
Darüber, dass Aramand sie am Ende mal wieder überlistet und sie gerettet werden muss kann ich mich leider nicht beschweren, da ich das ja in Runde II selber so gemacht habe.:rolleyes:
Der Ring kommt ein bisschen aus dem Nichts; sicherlich sehr willkommen für Vicky, aber auch ein bisschen eine vergebene Chance.
Man stelle sich zum Beispiel vor, Aramand wollte seinen Auftraggeber los werden und hätte ihm einfach einen Ring aus dem Kaugummiautomaten zugeschanzt..:D
Egal, so gibts halt ein bedeutungsschwangeres Ende.

Das einzige, was mir nicht gefallen hat, war das listenartige Aufzählen der (Hilfsermittler)Wettbewerbscharaktere am Ende. Das wirkte mir irgendwie zu gewollt und absehbar.:hae:
Dagegen fand ich es richtig gut, wie Du die anderen Charaktere, besonders Aramand und Ino flüssig und stimmig in die Geschichte reingebracht hast.

Also, Punkt für Zora.
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
Registriert
20.09.2004
Beiträge
2.112
Mein Punkt geht an Skull.

Zora schreibt gut und das Teamup, mit fast jedem Char hat was. Allerdings kommt mir das Ende dann doch etwas zu rasch. Trotzdem hatte ich meinen Spaß.

Aber Skull beweist mal wieder, warum er die Nummer 1 ist. Vicky tritt zwar arg in den Hintergrund, aber das macht nichts, denn Peregins Romanze mit seinem Lehrmeister (wobei ich zugeben muss, dass ich bei der Badeszene wesentlich finstere Gedanken hatte...), funzt und es ist einfach eine schöne Szene.

Warum dann aber weder Peregin, noch Vicky ihr Love-Interest haben können ist mir unbegreiflich*Skull mit Papierknöllchen bewerf*:p.

Buh sag ich da, buh:D!

Ansonsten eine schöne Geschichte und ein wirklich würdiger Abschluss. Vor allem da Skull Du auch die Qualität deiner Geschichten qualikativ gehalten hast.

Verdienter, finaler Punkt für Vicky und Co:).
 

Rote Zora

Pfefferklinge
Registriert
06.05.2002
Beiträge
5.247
Wow, ich halte ja immer noch gut mit. :)

Erst mal ganz dickes Danke für die positive Kritik von Euch allen!

Ein paar Anmerkungen. Das es nur fast alle anderen Charakter geschafft haben, in meine Story eingebaut zu werden, hat einen simplen Grund: Es sind alle die jenigen, gegen die ich noch nicht antreten durfte. (Also Mindriel, Armanz, Micha, Time und Kraven fielen weg). Es war meine Interpretation vom Thema "Der Kreis schließt sich".

Was am Schluss nicht zu verstehen ist, verstehe ich selber leider nicht, also kann ich es auch nicht erklären. Dass es aber gegen Ende ein bisschen kurzatmiger wird, stimmt natürlich völlig. Skull hatte schon abgegeben, und ich fühlte mich in Zugzwang.

Die Kampfszene ist wirklich schwach - und an diesem Knackpunkt verliere ich völlig zu recht, finde ich, denn so eine Schwäche finde ich bei skull nicht. Diese Szene ist hölzern, irgendwie auf langweilige Art und Weise "regelkonform" und hat eigentlich nur den Vorteil, dass jeder noch mal zum Zuge kommt. Aber diese Absicht ist irgendwie auch so deutlich erkennbar, dass es eben den Eindruck hat, hier wird der W20 noch mal weitergereicht: "und jetzt du Mjinn, was machst du?".

Für das Adjektiv "schwuchtelig" werde ich Time bei Gelegenheit den Hals umdrehen :fies:. Wenn Pelle irgendetwas wirklich nicht ist, dann das. Es ist gerade das typische an diesem Charakter, dass er nicht mit gegelten Haaren und Lidstrich rumrennt, sondern mit strubbeligen Haaren und so normal, wie man es sich nur denken kann. Es ist gerade sein Problem, dass er eigentlich gar nicht schwul sein will, in dieser Geschichte erlebt er ja so eine Art inneres Coming Out gerade daran, dass ihn nicht mal ein Succubus wirklich reizen kann - und muss Abschied nehmen von der Idee mal mit Frau und Kindern zu den "normalen" Leuten zu gehören - kaum etwas wäre ihm lieber als das.

ZORA
 
Oben