[Schreibwettbewerb - Runde I] Darghand / Armanz

Wer hat die bessere Geschichte geschrieben?

  • Darghand

    Stimmen: 11 64,7%
  • Armanz

    Stimmen: 6 35,3%

  • Umfrageteilnehmer
    17
  • Umfrage geschlossen .

Enigma

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Hier die dritte Veröffentlichung für diese Runde.

Viel Vergnügen beim Lesen! :)

Thema sollte ja mittlerweile bekannt sein und abstimmen werdet ihr auch ohne meine Aufforderung... ;)

 
 

Enigma

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Darghand

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So ließ es sich aushalten. Sahudja lag mit vollem Magen im Gras hinter der Herberge, über sich die Nachmittagssonne und hing seinen Gedanken nach. Von Zeit zu Zeit vergewisserte er sich, dass der Lederschlauch voll Rotwein noch neben ihm lag. Eine leichte Brise rauschte in den Fichten und ab und zu brummte eine Hummel über seiner Nase entlang. Sonst geschah nichts. Eine ganze Weile jedenfalls.
Sahudja merkte, dass sich recht schnell ein Schatten vor die Sonne legte. Als er vom Dösen noch ganz benommen die Augen öffnete sah er vor sich einen Halbork von nahezu quadratischer Statur.
„Verzeiht, dass ich Eure Ruhe störe.“ sprach die Grünhaut erstaunlich wortgewandt. „Seid Ihr...“
Er holte ein Stück Pergament hervor, von dem er den Namen ohne eine einzige Silbe falsch auszusprechen ablas.
„... Sahudja il Bhardu al-Aziz ef-Aliffid?“
Da der Halbork die Sonne im Rücken hatte konnte Sahudja erkennen, dass noch mehr Namen auf dem Blatt standen – die meisten waren durchgestrichen.
„Nun, dies ist der Name dieses Narren. Warum fragt Ihr, grüner Freund? Habt Ihr eine Botschaft für ihn?“
„Sowas ähnliches“ sagte der Halbork. „Seid Ihr mit einer gewissen Zoe bekannt?“
„Hmm, hmm, wäre möglich.“ überlegte Sahudja. „Wenn Ihr eine Nachricht von ihr bringt, kommt's auf den Inhalt an, ob der Narr sie kennt. Ist nämlich ein gefährliches Frauenzimmer.“
„Ich nehm das mal für ein Ja.“
Als sein Gegenüber einen gewaltigen Kriegshammer aus dem Halfter zog, ahnte Sahudja, dass es mit der Mittagsruhe vorerst vorbei sein würde.

~*~​

Im Grunde genommen begann das Unglück mit einem Zettel, der in Brunkil Donnerkeils Schänke in dem kleinen Dorf Arbren an die Wand genagelt war. Der zweite Schritt bestand darin, dass der allseits als Narr bekannte Sahudja il Bhardu al-Aziz ef-Aliffid nach langem staubigen Ritt in diese Schänke kam und bei dem Zwerg Brunkil ein Helles vom Faß bestellte. Während er auf den Schoppen wartete, fiel ihm eben jenes Papier auf.
Darauf war zunächst von einer hoheitlichen Bekanntmachung die Rede, einer ernsten Angelegenheit, die das Wohlergehen des Fürstentums betraf, ebenso das seiner Bewohner. Dann weiterhin: hohe Belohnung, tot oder lebendig, Vorsicht, die gesuchte Person ist bis an die Zähne und darüberhinaus bewaffnet. Der viele Text umrahmte eine ungelenke Zeichnung, die eine Figur mit rotem Kapuzenmantel und ohne Gesicht zeigte. Rechts unten befand sich ein Klecks Wachs mit einem Siegelabdruck.
„Wirt“ fragte Sahudja und deutete auf den Steckbrief. „Wisst Ihr was darüber?“
„Ojojoj, da lasst die Finger von, Reisender.“ warnte Brunkil und ließ dabei Helles nachfließen. „Das ist der Kopf von 'ner Räuberbande, den sie da suchen. Ein Haufen von Schlagedreins und Blutsäufern! Soll wohl 'ne Frau sein, nach dem, was so erzählt wird. Rotkehlchen Kapuze wird sie genannt, weil- na, Ihr habt das Gekrickel auf dem Blatt ja selbst gesehen.“
„Räuber gibt es viele.“ gab der Narr zu bedenken. „Was will der Fürst wohl mit der Rotgewandeten? Ist ihm die Bande so lästig, oder schreien nur die Bauern laut herum, weil ihnen die Spargroschen unterm Kissen wegstibitzt werden?“
Der Zwerg zog eine Grimasse, die Misstrauen gegenüber dem buntscheckigen Fremden ausdrückte. Nach kurzem Überlegen befand er, Sahudja sei nur ein seltsamer, aber harmloser Wirrkopf. Ein Klatschmaul, Bänkelsänger und Nichtsnutz – solche fand man eher selten in den Reihen fürstlicher Bürokraten.
„Also gut, spitzt die Ohren, ich denk mir das so: wir hocken hier vor den Wispernden Wipfeln, und die Straße, die Ihr hergekommen seid, ist auch nicht die einzige in dem Gehölz. Nu sitzt aber das Rotkehlchen in den Bäumen, mitsamt ihrer Bande, und sie überfallen die Händler, die hier durchmüssen. Das treibt die Preise für alles, was von Nordost kommt, die Händler jammern dem Fürst die Ohren voll wegen ihrer Verluste und der Wegezoll schrumpft dem Fürsten zusammen, weil die Händler schon anfangen, den Wald zu umfahren. Bloß halt auf den Ländereien vom Baron Julgich gegenüber. Tja, und deswegen werden nu überall die Zettel verteilt.“
„Aber“ Brunkil machte eine wegwerfende Geste und zapfte nochmals Bier nach. „Wenn Ihr mich fragt, das wird nichts. Niemals. Die Bauern in der Gegend, die Holzfäller und so, die sind froh um die Bande. Die tun denen nämlich nichts, hört man zumindest, aber die Landsknechte und Steuereintreiber kommen hier nicht mehr hin. Also geht’s ihnen besser als vorher, selbst wenn die Bande mal ne Ziege oder was mitgehen lässt. So, und wenn nu wer kommt und fragt „Wo sind die Räuber?“, dann schicken sie ihn sonstewohin. So ist das. Aber unsereiner beklagt sich nicht. Was die Leute mehr haben, das versaufen sie. Hier bei mir. Ha!“
Sahudja las noch einmal den öffentlichen Aushang. Die Zeichnung erinnerte ihn an einen Blutfleck, und erst als er genauer hinsah, waren wieder Formen und Konturen der Kapuzengestalt auszumachen.
„Zweihundert Goldene sind versprochen. Keine üble Summe, um ein paar Strauchdiebe einzufangen – dem Narren kämen sie gerade recht, denn in seinem Beutel klimpert derzeit nichts, nur Staub und Motten tummeln sich darin.“
„Wie?!“ fuhr Brunkil auf und nahm den so eben fertig gewordenen Humpen wieder vom Tresen. „Nichts Bares dabei? Und ich red mir hier den Mund fusselig, damit Ihr noch'n Zweites und Drittes trinkt? Raus mit Euch! Aber dalli! Bin doch keine Auskunftei, verdammich!“
Der Narr fischte in seinen Hosentaschen herum und zog ein paar Kupferstücke heraus.
„Meine letzten“ seufzte er und hielt sie dem säuerlich dreinblickenden Zwerg hin. „Nun muss der Narr wohl wirklich Jagd auf diesen Rotschopf machen.“

Rund drei Tage später kam Sahudja erneut nach Arbren, diesmal jedoch als angeheuerte Eskorte für eine drei Wagen große Karawane. Der Treck gehörte samt und sonders einem Halbling namens Colum Wigbottel, der davon überzeugt war, weiter im Norden mit seinen drei Wagenladungen Kupferkessel ein Vermögen zu machen. Dem Narren erschien das ziemlich unwahrscheinlich. Weitaus wichtiger erschien ihm, dass die Ladung einen derartigen Lärm verursachte, dass der Treck eventuellen Räubern unbedingt auffallen würde. Denn Colum Wigbottel war zu geizig gewesen, Tücher oder Wolle in die ineinandergestapelten Kessel zu stecken.
Zudem war er zu geizig gewesen, sich eine taugliche Eskorte anzumieten, sondern hatte neben Sahudja vier finstere, unrasierte und kaum vertrauenswürdige Gesellen angeheuert. Sahudja zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass diese bewaffneten Schweinehirten den Treck beim ersten Anzeichen von Gefahr im Stich lassen würden. Dies deckte sich ziemlich exakt mit dem, wie der Narr sich zu verhalten gedachte – wenn auch aus anderen Gründen.

Nun, der Plan ging auf. Als die Wagen einen Hohlweg entlangrumpelten, brachen aus dem Dickicht zur Rechten und zur Linken auf Pferden die Räuber hervor. Zwei weitere Spießgesellen näherten sich im gestreckten Galopp von vorn und hinten. Die Schweinehirten schrien auf, Colum Wigbottel fuchtelte wie wild mit den Armen und noch ehe überhaupt einer der Männer das Schwert gezogen hatte, war der erste auch schon von einem heranreitenden Räuber niedergemacht worden. Ein Zweiter fiel ebenso, die übrigen zwei wägten noch ab zwischen Flucht und Kapitulation.
Schon wandte sich ein Bandit nach Sahudja und dessen Klepper. Er gab seinem Ross ordentlich die Sporen und preschte, das Schwert über den Kopf gehoben, auf den Narren zu. Der Schlag kam zu kräftig und ungelenk, Sahudja parierte ihn mit Leichtigkeit. Mit schnellen Hieben drängte er den Räuber zurück, schlug ihm die Waffe aus den Händen und schlitzte ihm mit einem finalen Schlag die Gurgel auf, dass das Blut nur so spritzte.
Noch ehe der Räuber aus dem Sattel gekippt war, wickelte sich eine Reitpeitsche um den Hals des Narren und riss ihn derart heftig zu Boden, dass es kurz dunkel vor seinen Augen wurde und die Sterne tanzten. Zwei kräftige paar Arme rissen ihn hoch und zwangen ihn, die Arme schmerzhaft verdrehend, auf die Knie. Sahudja schrie auf, als die Knochen in den Gelenken knackten.
„Das reicht jetzt!“ kommandierte eine Stimme, die ganz offenbar weiblicher Natur war.
Sahudja sah zunächst nur ein hübsches paar Beine, die in engen Hosen steckten und in kniehohen blutroten Reitstiefeln daherkamen. Der Schritt war gleichermaßen kraftvoll und elegant, er zeugte von Selbstbewusstsein und fast schon erotischer Leichtigkeit. Selbst als die Spitze eines Rapiers Kehle und Kinn des Narren kitzelte und ihn unmissverständlich dazu aufforderte, den Kopf zu heben, fügte sich Sahudja nur widerwillig dem Befehl. Zu sehr war er von den Stiefeln verzaubert, zu sehr von der Erscheinung gebannt.
Als er den Kopf hob, stand vor ihm eine junge Frau, gekleidet in ein weißes Hemd und einen scharlachroten Umhang mit Kapuze, unter der ein üppiges Dickicht an gelockten roten Haaren hervorquoll.
„Oh Göttin...“ murmelte Sahudja tonlos.
„Was bist du mir für einer?“ fragte die junge Frau ohne das Rapier von Sahudjas Hals zu nehmen. „Mit dir stimmt was nicht, Fremder, und damit meine ich nicht deinen seltsamen Geschmack für Mode. Eine flinke Klinge führst du, das hat der arme Unger am eigenen Leib erfahren. Abstechen sollt ich dich dafür, gleich hier und jetzt. Nur frage ich mich, warum du in Gesellschaft von Feiglingen und Taugenichtsen reist und dein Talent mit dem Stahl ausgerechnet so einem zur Verfügung stellst?“
Sie nickte in Richtung von Colum Wigbottel, der, von einem anderen Banditen bewacht, um seine Kupferkessel fürchtete und sich in schwärzesten Gedanken bereits den eigenen Ruin ausmalte.
„Du siehst, da passt was nicht zusammen. Also – sprich's aus, was dich hertreibt, und die Wahrheit, wenn's genehm ist.“
„Der Zettel hat den armen Narren auf Eure Fährte geschickt!“ rief Sahudja. „Je, abgebrannt ist er, kein Kupferstück mehr in den Taschen, und da kämen ihm zweihundert Goldene gerade recht. Verraten und verkaufen wollte Euch der Narr, Ihr Rote Herrin des Waldes.“
Die Rothaarige lachte auf.
„Und da bist du einfach in den Wald geritten, ohne Taktik und eine Ahnung, auf was du dich einlässt? Ein Jammer, dass ich dich wegen deiner eigenen Dummheit abmurksen muss. Na, machen wir's schnell und schmerzlos.“
„Herrin!“ jammerte Sahudja. „Der Narr beschwört Euch, seit sein Augenlicht auf Euch fiel, haben sich alle Gedanken an die zweihundert Goldenen verflüchtigt – eher will er Euren Hals vor den Klingen anderer schützen, die der Verlockung der Zettel folgen! Seht, der Narr hat ein Auge für die Schönheit und er verehrt sie, wo immer er sie findet. Bei Euch hat ihm ein Blick auf die Stiefel genügt, und wenn's ihm jemals vergönnt ist, von Euren Lippen zu kosten, mögt Ihr ihn hernach als glücklichen Menschen abstechen. Nicht aber hier, auf Knien, im Staub, vor einem lächerlichen Kupferkesselschmied!“
In das hübsche Gesicht des Rotkehlchens schlich sich ein amüsiertes, vielleicht sogar geschmeicheltes Lächeln.
„Soso, küssen willst du mich? Meine Stiefel magst du also? Dann fang auch mit den Stiefeln an!“ spottete sie und hielt ihm den linken Reitstiefel vors Gesicht.
Sahudja zögerte nicht einen Wimpernschlag und beugte sich mit geschürzten Lippen zu dem blutroten Meisterstück des Schusterhandwerks herunter. Die rechte stahlbeschlagene Stiefelspitze des Rotkehlchens traf den Narren präzise und wohlgezielt an der Schläfe und schickte ihn zu Boden.

So kam es also, dass sich Sahudja dem Rotkehlchen, das eigentlich Zoe hieß, und ihrer Bande anschloss. Denn es ist ja sinnenklar, dass eine erfahrene Banditin und Anführerin wie sie einen wie den Narren nicht einfach so leben lässt, wenn sie nicht was mit ihm anzufangen wüsste. Nur seinen Willen und seine Mut, den musste sie natürlich erst auf die Probe stellen.
Es soll sich die Geschichte nun aber nicht in den Ausschweifungen des räuberischen Lotterlebens von Sahudja verlieren. Stattdessen muss von weiteren Personen die Rede sein. Noch ist das Unglück nur halb erklärt.

In den Wispernden Wipfeln, die nun ein sehr ausgedehntes Waldgebiet sind, liegt die Siedlung Holzstock. Holzstock selbst besteht aus kaum mehr als einer Handvoll Holzhäusern mit ein paar Rodungen drum herum. Seit Bestehen ist das Dorf ein Anziehungspunkt für Sonderlinge aller Art gewesen. Hierher kommen Harfe spielende Zwerge, Halblinge auf Diät und Elfen, die sich bei Benutzung eines Bogens die Finger brechen. Wie es dazu kommt, weiß man trotz einiger gelehrter Theorien nicht genau. Die Druiden munkeln von Erdstrahlen, die Priester der Naturgötter von einem Flecken Heiliger Natur, die Magister erzählen von Wilder Magie und pragmatische Materialisten verweisen auf die „Zauberpilze“, die um Holzstock herum in großer Zahl im Wald wachsen.
Wie dem auch sei, zu den damaligen Bewohnern zählte auch ein Mensch namens Fredrik Sigurdsson sowie dessen Frau Elli. Diese beiden hatten sich an der Ungewöhnlichen Universität kennen gelernt, einer Hochschule für niedere Hexereien, Kräuterkunst und Wünschelrutengängerei. Ohne jemals zu einem Abschluss gelangt zu sein, zogen Fredrik und Elli in ihren jungen Jahren mit einem Wagen quer durch Faerun, um nach eigener Auskunft „frei und ungezwungen zu leben“, vor allem ohne „Großstadtmief“, der unweigerlich die „Pschyche“ angreife und einen völlig aus dem Gleichgewicht bringe.
Von der Siedlung Holzstock erfuhren sie, als in Elli immer stärker der Wunsch nach Kindern wuchs und in Fredrik der nach einer Bibliothek, denn ihr Wohnkarren war kaum noch imstande, die Bücher aufzunehmen, die der sehr belesene Mann beständig heranschleppte. Kurz und knapp, mit der Bibiothek wurde es was, mit Kindern trotz aller Bemühungen jedoch nicht. Zumindest nicht mit eigenen, denn Elli verfiel auf die Idee, ein paar Waisen bei sich aufzunehmen, derer es sicherlich genug in Faerun gäbe. Fredrik war schlussendlich vor allem deshalb dafür, weil er die Möglichkeit sah, die adoptierten Kinder „gleich in so 'nem richtigen anti-rassistischem Umfeld aufwachsen zu lassen“ und so zum Frieden auf Faerun beizutragen.
Tatsächlich herrschte an Waisen kein Mangel, doch Fredriks wohlmeinende Idee scheiterte an dem Umstand, dass Elfen, Gnome und Zwerge derart langsam heranwachsen, dass ihre menschlichen Zieheltern mit großem Glück und strenger Abstinenz gerade noch die Pubertät ihrer Schützlinge erlebt hätten. Um sich die Fehlerhaftigkeit des eigenen Denkens nicht vollends eingestehen zu müssen wagten Fredrik und Elli einen Schritt, der hier im Norden außerhalb von Holzstock völlig irrsinnig gewesen wäre: sie adoptierten einen Halb-Ork.
Vater Fredrik hatte bereits eine neue Theorie entwickelt: dass Halb-Orks hinsichtlich ihrer geistigen Kompetenzen als eher minderbemittelt galten führte er einzig auf die falsche Erziehung zurück. In menschlicher Gesellschaft und mit den richtigen Methoden würde sich, so seine Überzeugung, jeder Halb-Ork zu einem durchaus gebildeten, friedvollen Individuum entwickeln können.
Da halbwüchsige Halb-Orks schwer zu bändigen sind und sich über diese Mehrbelastung in Sachen Erziehung bei den Sigurdssons ein handfester Ehestreit anbahnte blieb es bei einem einzigen Adoptivkind. Krolakk, wie das Kind genannt wurde, zählte in besagtem Spätsommer vierzehn Lenze. In diesen jungen Jahren war er bereits klüger als die meisten Menschen Zeit ihres Lebens werden. Krolakk verbrachte seit er Lesen konnte viel Zeit in der Bibliothek seines Ziehvaters, mit dem er regelmäßig und oft über die verschiedensten Themen diskutierte.
Die Theorie schien also bestätigt, doch sie hatte einen Pferdefuß. Aus Angst, die orkische Gewalttätigkeit könne aus ihrem Kind wieder hervorbrechen, bemühten sich Vater und Mutter Sigurdsson, Krolakks Drang nach Aktivität und Bewegung in möglichst harmlose Bereiche zu lenken. So durfte er auf Bäume klettern soviel er wollte, doch schon ein freundschaftlicher Ringkampf mit anderen Kindern des Dorfes, ein selbst gebauter Bogen und später bereits ein mit Herzblut angegangenes Fußballspiel ließen bei Fredrik Sigurdsson die Haare ausfallen. So sehr waren die beiden Adoptiveltern damit beschäftigt, leuchtende Vorbilder der Friedfertigkeit und Sanftheit zu sein, dass sie völlig übersahen, dass Krolakk eine ordentliche Rauferei besser getan hätte als das ständige Verdrängen. Dies war ein Fehler, den man ihnen freilich nicht zum Vorwurf machen kann, der sich aber noch rächen sollte.

Als nächstes wäre da ein Mensch namens Liebling Katz zu erwähnen. Liebling Katz hatte vor nicht allzulanger Zeit – angelockt von der angeblichen sexuellen Freizügigkeit der Bewohnerinnen - in Holzstock gewohnt, und zwar als direkter Nachbar von Fredrik, Elli und Krolakk Sigurdsson. Sein Aufenthalt in Holzstock nahm nach nur wenigen Monaten ein eher unrühmliches Ende, denn als erste Person überhaupt war er des Dorfes verwiesen worden, nachdem sich mehr und mehr Frauen über seine immer unverfroreneren Nachstellungen beklagt hatten. Unter ihnen auch Elli Sigurdsson.
Für einen von der eigenen Unwiderstehlichkeit derart überzeugten Charakter wie den von Liebling Katz war dies natürlich ein herber Schlag und eine tiefe Kränkung. Das Dorf soll er, traut man den Augenzeugenberichten, unablässig und auf die hässlichste Art und Weise fluchend verlassen haben und ward hinterher nicht wieder gesehen.
In besagtem Spätsommer war Liebling Katz nicht nur Mitglied in Rotkehlchens Bande, sondern trug auch einen lächerlichen Schnurrbart und war von sich so überzeugt wie eh und je. Immerhin hatte er sich für die Banditenbande durch seine Fechtkünste und seine Tollkühnheit empfohlen. Umso frustrierender war es für ihn, dass er zwar in die Bande, nie aber bis in Zoes Bett hatte vordringen können.
Der Umstand, dass der grünschnäbelige Neuankömmling Sahudja trotz oder wegen seines albernen Auftretens in gerade diesem Punkt Erfolg hatte, und Zoe Liebling Katz in der Folge mehr als zuvor die kalte Schulter zeigte, dürfte dem Räuber einige Entschlüssen erleichtert haben, die sich in ihren Folgen als recht katastrophal erweisen sollten. Wahrscheinlich ist jedenfalls, dass sich die unselige Vorgeschichte in Holzstock und die Eifersucht auf Sahudja zusammenfügten und bald die schwärzesten Rachegedanken in Liebling Katz brodeln und gären ließ.

Es war nun so, dass etliche Räuber aus Rotkehlchens' Bande Schwarzen Lotus rauchten. Als die Vorräte wiedermal zur Neige gingen, schlug Liebling Katz vor, sich in Holzstock mit neuem einzudecken – mit Waffengewalt, versteht sich. Was er dabei unterschlug, war Folgendes: Fredrik Sigurdsson sparte seit Jahr und Tag darauf, seinen Sohnemann auf eine Universität im Süden zu schicken, wo die Leute mit Halb-Orks besser zurecht kamen. Zu diesem Zwecke versteckte er einen ordentlichen Beutel Golddublonen in einem hohlen Baum im Garten. Davon hatte Liebling Katz zu Zeiten seiner Nachbarschaft natürlich Wind bekommen. Mit dem Ausräumen des Baumes wurde es aber nichts, denn der Verweis aus dem Dorf kam ihm zuvor.
Sein Plan sah nun vor, das Goldversteck im allgemeinen Trubel auszuplündern und sich schleunigst aus dem Staub machen. Das Gold würde reichen, um den eigenen Hals vorm Galgen zu retten. Darüberhinaus würde er den Rest der Bande samt Zoe, die ihn verschmäht hatte, und Sahudja, der sich an seiner statt in ihren Laken räkelte, an die Obrigkeit verraten und eine feine Belohnung einstreichen. Man sieht also: Liebling Katz hatte nicht für einen Heller Ehre im Leib.

Nun, da alle relevanten Personen und Orte bekannt sind, soll jener schicksalhafte Nachmittag geschildert werden, an dem sie alle – Sahudja, Krolakk, Zoe, Fredrik und Elli sowie auch Liebling Katz – aufeinandertreffen sollten.

An diesem Nachmittag stand für den jungen Krolakk Philosophieunterricht auf dem Lehrplan. Für gewöhnlich fiel dem Halb-Ork das Lernen leicht, zumal er sich das Thema hatte aussuchen dürfen und sich für den „Ehrbegriff in Kara-Tur“ entschieden hatte. Doch die Konzentration fiel ihm schwer, da er immer wieder an die strammen Waden der Müllerstochter denken musste, was den pubertierenden Halb-Ork einigermaßen verwirrte.
„Sieh mal Vater,“ sagte Krolakk und versuchte so lustlos wie möglich zu klingen. „Shu Tsi schreibt hier: 'Wer seine eigene Ehre beschmutzt, sich ungebührlich verhält, sei es gegenüber Höheren oder Niederen, bei Höheren aber ganz besonders, der befleckt auch die Ehre seiner Familie und seiner Höheren. Seine Pflicht ist es, diesen Fleck abzuwaschen, was die Höheren auch dafür verlangen. Befleckt aber ein anderer seine Ehre, so muss er mit dem Wohlwollen der Höheren rechnen, wenn sie auch nicht in allen seinen Rachegedanken übereinstimmen.' Was denn, wenn der Schuster dich einen Haderlumpen nennt? Soll ich mich dann nicht beleidigt fühlen?“
Vater Fredrik machte sich schon länger Sorgen über die eigentümliche Begeisterung seines Sohnes für Kriegerehre und Waffenmoral, die so gar nicht mit seiner pazifistischen Überzeugung zusammen passen wollte. Schon fühlte er einige Haare am Hinterkopf ausfallen.
„Hör mal“ sagte er deshalb. „So einfach ist das nicht. Wir sind alle Individuen...“
„Ich nicht!“ sagte Krolakk trotzig. „Das merk ich doch. Die andern Jungs nennen mich Grünhaut oder Wildschweinzahn, sie ziehen mich auf, weil ich schon ordentlich Haare auf der Brust hab wie ein richtiger Mann, und sie noch nichtmal einen Flaum!“
„Was?!“ brauste Vater Fredrik auf. „Wer nennt dich eine Grünhaut? Das ist doch rassistisch!“
„Siehst du.“ triumphierte Krolakk. „Jetzt ist deine Ehre beschmutzt, weil sie mich beleidigt haben! Shu Tsi hat also recht!“
Fredrik seufzte nur resigniert.
„Und überhaupt“ sagte Krolakk. „Das ist doch ein Unsinn. Sieht doch jeder, dass meine Haut grün ist. Warum es dann nicht direkt aussprechen?“
„Na, hast du mal gehört, wie sich die anderen rosa, weiß oder Schweinchenhaut genannt haben?“
„Nein“ murmelte der halbstarke Halbork und fügte leiser hinzu. „Lisa sagt, sie mag die Farbe.“
In diesem Moment krachte etwas im Haus und ein kurzer weiblicher Schrei war zu hören.
„Hm!“ machte Fredrik Sigurdsson. „Deine Mutter hat wieder irgendwas kaputt gemacht. Ich geh mal kurz nachsehen.“

Was die beiden nicht wussten, war, dass Rotkehlchens Bande bereits im Dorf waren und die Hanfbauern mit vorgehaltener Armbrust zwangen, die besten Harzstücke der vergangenen Ernte auszusortieren. Auch wussten sie nicht, dass der Räubergnom Ilgefritz Sicheldorn gerade einen prächtigen Hahn ins Sägewerk verfolgte, denn er brauchte einen Ersatz für die Hahnenkämpfe. Und sie wussten nicht, dass Liebling Katz sich klammheimlich davon geschlichen hatte und schnurstracks zum Haus der Sigurdssons gelaufen war. Dort hatte er schnell den hohlen Baum gefunden – der aber leer war.
Als Vater Fredrik aus der Tür zur Bibliothek trat hatte Liebling Katz eine seiner schmierigen Hände Elli Sigurdsson auf den Mund gepresst, während die andere mit einem Dolch ihr vor den Augen herumfuchtelte.
„Schrei nur einmal, und ich schlitz dich auf.“ zischte er. „Von oben nach unten, wie 'ne fette Gans. Ich schneid dir die Titten ab, wenn du muckst. Verstehste? Und jetzt raus mit der Sprache: wo habt ihr das Gold versteckt? Ich weiß, dass ihr welches habt. Ich nehm gleich die Hand weg, Gänschen. Sag nur nichts Falsches, sonst ist die Nase ab.“
„Elli!“ schrie Fredrik und hastete die Stufen in die Stube hinab.
Liebling Katz hielt Elli vor sich und zeigte Fredrik den Dolch. Sofort versteckte er die Klinge wieder hinter Ellis Rücken.
„Shshsh, ruhig, Meister. Siehst ja, was ich hier hab, hm? Wenn du's deinem Weib nicht aussen Rippen ziehen willst, bleibst du da stehen. Ja, genau da. So's schön. Also, Meister, einer von euch zweien sagt mir jetzt, wo die Dublonen sind. Zackig!“
„Sie... sie weiß es nicht. I-ich hab sie aus dem Baum genommen. Aus... aus Sicherheitsgründen! Bitte. Lasst sie los!“
Der Räuber gab Elli einen heftigen Stoß. Sie fiel vornüber, schlug mit dem Kopf an die Treppenstufe und blieb reglos liegen.
„Ah-ah-ah, Meister!“ fauchte Liebling Katz und hielt den heranstürzenden Fredrik mit dem Dolch zurück. „Keine Heldentaten. Ich kenn dich doch, hast dich noch nie geprügelt. Wird doch eh nichts. Und jetzt zeig mir das Versteck. Beeil dich, dann kannst du dich eher um dein Liebchen kümmern. Hm?“
Steifbeinig und blass im Gesicht ging Fredrik ein paar Schritte, kniete nieder und hebelte mit dem Schürhaken eine Diele heraus. In einem Hohlraum darunter hatte er das Gold versteckt.
„Da!“ stieß er hervor. Liebling Katz beugte sich vor. Genau darauf hatte Fredrik gewartet. Er schlug von unten mit dem Schürhaken zu.
Wäre es nicht das erste Mal in seinem Leben gewesen und hätte er ein wenig mehr Kraft in den Armen gehabt, hätte die Geschichte womöglich ein glücklicheres Ende genommen. Doch so ging der Hieb fehl und traf Liebling Katz nur halb am Kiefer. Liebling Katz packte eine unbändige Wut, denn er war – dies schmerzte ihn am meisten - durch eigenes Verschulden überrascht worden. Mit einer hastigen, unwillkürlichen Bewegung stieß er Fredrik den Dolch in die Brust. Dann noch einmal, und noch einmal.
Bis zu diesem Moment hatte Krolakk ohnmächtig und von der Bibliothekstür verdeckt zugesehen. Jetzt stürzte er mit einem wütenden Schmerzensschrei hinaus, sprang den Treppenansatz hinunter und warf sich auf den erneut überraschten Liebling Katz. Krolakk packte die Handgelenke des Räubers, doch Liebling Katz war kräftiger als man annehmen würde. Er warf sich zur Seite und Krolakk gleich mit. Der ließ nicht los, schrie und brüllte den Banditen an und schaffte es doch nicht, ihm den Dolch aus der Hand zu schlagen.
Derart verbissen miteinander ringend fand Sahudja die beiden, nach fieberhafter Suche wohlgemerkt. Denn aus ungeklärter Ursache stand das Sägewerk in Flammen und das ganze Dorf war in heller Aufregung. Ohne großes Zögern griff Sahudja nach dem Schürhaken und schickte Krolakk mit einem schnellen Hieb in den Nacken zu Boden.
„Mord war nicht Teil der Vereinbarung.“ sagte Sahudja bitter. „Was wolltest du hier, Liebling? Was war soviel Blutvergießen wert?“
„Das hier!“ schnauzte dieser zurück und schleuderte ihm das Säckchen Golddublonen entgegen. Sahudja fing es auf.
„Und dafür mordest du zwei Dörfler?“ fragte er entgeistert. „Manch einer hat den Narren einen Wahnsinnigen genannt. Hier stehen zwei Narren, aber nur einer von ihnen ist wahnsinnig. Sahudja ist es nicht.“
„Hör auf zu faseln!“ knurrte Liebling Katz und entkorkte eine Ölflasche mit den Zähnen. Dann stopfte er einen Lumpen hinein.
„Was hast du vor?“ fragte Sahudja.
„Denkst du, ich bin taub? Alle schreien sie draußen rum, Feuer, Feurio! Es brennt! Holt Eimer! Hat das Feuer halt übergegriffen. Die armen Teufel hier haben's nicht geschafft. Zu schade aber auch.“
Mit diesen Worten riss er das Säckchen an sich und stolzierte zur Tür hinaus. Sahudja hörte die Flasche am Dach zerschellen, bald darauf schon das Brüllen der Flammen.
Schon wollte er sich selbst retten, sich aufs Pferd schwingen und davonreiten, da überlegte sich's der Narr anders, obwohl eine vorausahnende Stimme in ihm laut dabei aufschrie. Er packte Krolakk bei den Füßen und zerrte ihn nach draußen. Dort ließ er ihn liegen und machte sich im vollen Galopp von dannen.

Ob es am Rauch und mangelnder Frischluft lag, kann man nicht genau sagen. Fest steht jedenfalls, dass Krolakk erst erwachte, als ihn zwei wegen des Feuers herbeigerittene Landsknechte fanden. Die hielten ihn – wie es wohl jeder hier im Norden außerhalb von Holzstock getan hätte – für einen zurückgelassenen Räuber. Und weil es zwei Halunken waren, unterbezahlte noch dazu, lieferten sie ihn nicht beim Kommandanten ab, sondern schlugen ihn nieder und steckten ihn in einen Sack. Denn beide wussten, dass es auf dem Markt von Craeg An Duir Abnehmer für solche Arbeitskräfte gab, und das der Preis höher sein würde als das jämmerliche Zechgeld, das ihnen die Kommandatur für einen halbwüchsigen Räuber auszahlen würde.
 

Enigma

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Die Sonne stand hoch am Himmel, als Krolakk Athkatla verließ. Konflikte mit den Schattendieben, Straßenräuber an jeder Ecke, der Mangel an Geld und die Tatsache, dass seine Verfolger im Gefängnis von Athkatla oder in der Zauberfeste waren und somit keine direkte Gefahr mehr für ihn bestand, veranlassten ihn dazu, weiterzureisen. Ziel-, plan- und ahnungslos begann er einfach, in Richtung Nordosten zu gehen. Er musste sich etwas einfallen lassen, wie er an Geld kommen könnte. Ihm war nichts geblieben, sah man von seiner Bewaffnung ab, von der er sich nicht trennen konnte. In Gedanken und Erinnerungen versunken, nahm er unwillkürlich Kurs auf einen kleinen Wald. Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte; die Einsamkeit nagte an ihm. Er reiste meistens allein und da er keine Familie oder irgendwelche Bekannten hatte, gab es keine große Hoffnung, dass sich daran etwas ändern würde. Kurz bevor er bei den ersten Bäumen ankommen sollte, hörte er hinter sich eine Stimme. Blitzschnell drehte er sich um und beobachtete, wie ein Zwerg in seine Richtung lief. Der Zwerg hatte keine Waffe in der Hand, also hielt Krolakk ihn für ungefährlich. Schon bald erkannte er in ihm einen Ladenbesitzer aus Athkatla, der ihm um jeden Preis seinen Kriegshammer abkaufen wollte.
Der Zwerg hörte auf zu laufen und ging die letzten Schritte bis zum Ork.
"Was veranlasst dich dazu, mir bis hierhin zu folgen, Verkäufer? Ich habe dir bereits gesagt, dass mein Hammer nicht zum Verkauf steht."
"Es geht nicht um ihren Hammer. Ich brauche ihre Hilfe! Bitte."
Erst jetzt bemerkte Krolakk das angstverzerrte Gesicht des Zwergs.
"Was ist passiert?", fragte der ungeduldige Ork, der eigentlich alle Zeit der Welt besaß, jedoch aber eine ungewöhnliche Eile empfand, von diesem Ort zu verschwinden.
"Mein...mein Laden wurde ausgeraubt. Sie haben mir gedroht, Frau und Kinder zu töten. Keiner wollte mir helfen; ich habe keinen guten Ruf und sie sehen so stark aus. Ich flehe sie an."
Der grimmig aussehende Zwerg kniete tatsächlich mit gefalteten Händen vor Krolakk nieder.
"Ich werde dir helfen, allerdings würde ich wirklich gern ein paar Goldstücke dafür sehen. Ich habe mein gesamtes Hab und Gut verloren."
"Ich gebe ihnen alles, was sie wollen, wenn sie nur meine Familie aus den Krallen dieser fürchterlichen Banditen befreien."
Die Beiden rannten Richtung Stadt, als Krolakk bemerkte, dass aus Athkatla eine Schar bewaffneter Humanoider in seine Richtung lief.
"Wie seid ihr eigentlich entkommen?", fragte Krolakk etwas misstrauisch.
"Weggeschlichen, wie ein Dieb bin ich. Diese Banditen achten nur auf Schmuck."
Die gesichtete Gruppe begann ebenfalls zu rennen und im Nu trafen sie auf Krolakk und den Zwerg. Es waren sechs Menschen. Sie alle richteten ihre Waffen auf Krolakk, während sie ihn umzingelten und der Zwerg rannte hinter den vermeitlichen Anführer.
"Du verfluchter Verräter!", brüllte Krolakk den Zwerg an.
"Ich...sie drohten mir den Tod an. Mir und den Kindern."
Der Zwerg schaute sichtlich betroffen zu Boden.
"Einen wunderschönen magischen Hammer hast du da, Ork-Abschaum. Er kommt mir doch ziemlich bekannt vor, war er doch vor Jahren mein Eigentum. Und jetzt hast du Wurm ihn. Ja, die Überraschung steht dir im Gesicht geschrieben. Erkennst du mich?"
Krolakk schaute ihn erschrocken an.
"Somit bist du einer von diesen Banditen. Ich dachte, ich hätte alle erledigt."
"Bis auf uns sechs, du verdammter Sklave. Meinen Hammer, gib ihn mir sofort wieder."
"MEINE FAMILIE! Gib sie mir wieder!", fauchte der Ork die Banditen an.
"Du denkst wohl, du wärst ein Gott oder so etwas, kleiner Ork. Wisse, dass nicht nur du an Stärke gewonnen hast. Jungs, tötet ihn."
Doch nicht einer der Räuber, sondern Krolakk teilte den ersten Schlag aus und warf einen der Halunken zu Boden. Allerdings konnte Krolakk viel mehr nicht tun, da der Anführer ihn mit einem übermenschlich starken Hieb seines Streitkolbens zu Boden zwang. Krolakk schrie vor Schmerz auf und die nächste Sekunde wäre ihm wohl zum Verhängnis geworden, wenn nicht wundersamerweise ein Mensch ganz plötzlich in der Luft erschienen und direkt danach zu Boden gestürzt wäre. Sämtliche Anwesenden waren derart verblüfft, dass keiner mehr auf Krolakk achtete, der das allgemeine Erstaunen ausnutzte und sämtliche Räuber mithilfe seines mächtigen Kriegshammers niederstreckte. Im selben Moment, in dem er den letzten Banditen zu Boden gerungen hatte, drehte er sich zu der, nach näherem Betrachten äußerst verwunderlichen aussehenden Gestalt zu. Es handelte sich um einen Menschen, der in seltsamen Farben gekleidet war und dessen Frisur ebenso seltsam erschien. Unbeeindruckt von den Banditen, die sich vor Schmerzen krümmten, nahm er seinen nicht vorhandenen Hut ab, verbeugte sich und sprach Krolakk an mit den Worten: "Sahudja il Bhardu al-Aziz ef-Aliffid zu ihren Diensten, der Herr." Sahudja zückte seinen Krummsäbel, machte ein paar schnelle Angriffsbewegungen, steckte den Krummsäbel wieder ein und verbeugte sich abermals. "Entschuldigung, aber könntest du das wiederholen?", fragte der äußerst erstaunte Krolakk. "Er möchte, dass der Narr seinen Namen noch einmal nennt? Nun, übelnehmen kann man ihm dies keineswegs. Hat es doch bisher noch niemand geschafft, den Namen zu behalten. Doch der Narr kann ihn nicht ändern, diesen unseglichen Namen. Sahudja il Bhardu al-Aziz ef-Aliffid und nicht anders möchte er genannt werden. Und wie heißt der mächtige Orkkrieger zu seiner Linken?"
Krolakk, immernoch erstaunt erwiderte: "Der Orkkrieger heißt Krolakk und er würde gerne wissen, wie Saradscha es zustande gebracht hat, einfach aus der Luft zu erscheinen."
"Sahudja, der Name. Und bevor der Narr dir diese Frage beantwortet, möchte er darauf hinweisen, dass der Ork gleich von diesen Herumstreichern abgemurkst wird, wenn er nicht etwas dagegen tut." Krolakk drehte sich um und packte den Anführer der Banditen am Hals.
"Dein Leben endet hier und jetzt, verruchter Räuber!" Der Ork fletschte die Zähne und warf den Mörder mit all seiner Kraft auf den Boden.
"So halte er ein! Mit welchem Recht will er das Leben des vor ihm Liegenden beenden?", fragte Sahudja.
"Mit dem Recht der Selbstverteidigung und dem Grund, dass dieser Mann verantwortlich für den Tod meiner Familie ist."
"So ist sein jämmerliches Dasein doch Strafe genug."
"Würdest du ihn am Leben lassen?"
"Der Narr möchte hinzufügen, dass er von ihnen gehört hat. Krolakk ist ein wohlbekannter Name. Der Narr weiß von ihren Taten. Soviel Blut hat jener Orkkrieger vergossen. Möchte er dies weiterhin tun? Dass er berühmt ist, ist, wie der Narr gerne hinzufügen möchte, kein Grund zur Unhöflichkeit zu neigen. Es sei denn, der mächtige Krolakk ist ein mächtiger Rüpel."
"Ich bin mir sicher, dass du, ich meine sie, bereits über viele Leichen gegangen seid."
"Der Narr hatte eine Vision. Ein Zeichen. Möchte der Ork wissen, was den Narren hierher verschlagen hat?"
"Möge der Narr weiterreden."
"Ich möchte die beiden Herren ja wirklich nicht unterbrechen, aber darf ich nach Hause? Frau und Kind erwarten meiner sehnsüchtig und voller Panik. Sie sollen nicht glauben, ich wäre nicht mehr.", mischte sich der Zwerg ein.
"Wir sprechen uns noch.", sagte Krolakk mürrisch.
"Der Narr ist ein Schattenweber, zumindest gab er sich Mühe, einer zu sein. Auch wenn er nicht so aussieht, verfügt der Narr doch über magische Kräfte, die leider nicht immer dann funktionieren, wenn sie sollen. Der Narr befand sich im Kampfe mit seinen Feinden, die seine derzeitige Heimstätte überfielen und war gerade dabei, einen weiteren seines Lebens zu berauben. Als er jedoch mit dem Krummsäbel ausholte, um sich seiner Angreifers zu entledigen, wurde er auf einmal hierher gezaubert. Teleportiert, wie der Narr vermutet. Das war das Zeichen. Das Töten muss aufhören. Hat der Ork nicht genug Rache?"
"Ich will nicht wissen, was dieser Mann hier alles getan hat und du, ich meine sie, sicherlich auch nicht. Möchte der Narr so einen Mann mordend in die Zivilisation entlassen?"
"Der Narr schlägt vor, dass Krolakk ihm seine falsche Zunge nehmen möchte, sodass der Wegelagerer nichts böses mehr sagen kann. Seine Waffen sollte er ihm auch nehmen und ihn dem Wald überlassen. Ein gerechtes Schicksal dem Ungerechten."
Krolakk senkte seinen Blick und dachte nach. Nach einigem Denken nahm er sich ein Messer von einem der toten Banditen und wendete sich dem betäubten Anführer zu: "Heute ist dein Glückstag, Hund." Er öffnete gewaltsam dessen Mund und schnitt ihm blitzschnell die Zunge heraus. Ebenfalls nahm er ihm sämtliche Waffen und Wertsachen ab.
"Für einen Ork sehr zivilisiert, jedoch recht zornig und ungehobelt ist er. Der Narr sieht in Krolakk ein weiteres Zeichen. Er wurde nicht umsonst hierherbefördert. Er würde gerne mit ihm reisen. Der Narr kann Gesangskunst, Schwert und sein Leben bieten." Eine Verbeugung folgte. Krolakk kratzte sich am Hinterkopf und nickte stumm.
"Begleitung wäre nicht schlecht. Allerdings möchte ich den Narr warnen, dass es öfters mal hart wird an meiner Seite."
Obwohl Krolakk dem seltsamen Knaben nicht unbedingt vertraute, hatte er ein gutes Gefühl bei der Sache und Begleitung konnte wirklich nicht schaden. Er erteilte dem Anführer der Bande einen Fußtritt und herrschte ihn an: "Scher dich!" Der, mit leidendem Gesichtsausdruck besetzte Stumme rannte, so schnell ihn seine Beine tragen konnten, davon.
"Ich weiß nicht, ob das so ein grandioser Schachzug war, Suhadja."
"Sahudja lautet der Name des Narrs. Übersteigt es das Denkvermögen eines Orkhirns oder leidet ihr an Vergesslichkeit, werter Herr?"
"Nicht alle Orks sind dumm, Narr. Ich kann nun wahrlich nichts für euren Namen, der riesiger als ein Höllenschlundscheusal ist. Ihr seid also ein Magier, Suhadin?"
"Der Narr ist ein Schattenweber. Magie gehört zum Lehrbereich eines solchen. Allerdings kann er nicht einfach zaubern. Des Narrs Magie ist wie eine Reaktion. Sie taucht immer mal wieder auf. Ein mächtiges Werkzeug, welches vermutlich euer Vorstellungsvermögen übersteigt. Diese Magie hat vermutlich sowohl dem Krieger, als auch dem Narren das Leben gerettet."
"Wieso denkt ihr, ihr wärt ein Narr. Ihr mögt zwar dumm aussehen, doch ihr seid es offensichtlich nicht."
"Ein ander mal. Sagt, was treibt euch hier eigentlich her? Und wo wird es euch noch hintreiben?"
"Ich werde auf eure Frage erst antworten, wenn ihr mir verratet, weshalb ihr so konfus gekleidet seid. Diese Rüstung hält doch nicht einmal ein stumpfes Messer davon ab, euer Schattenweberdasein zu beenden, Sahudjin."
"Der Narr kleidet sich, wie es eines Narren gebührt. Er ist ein geschickter Kerl, nicht ein riesiger Fleischklotz, der von keiner Waffe verfehlt werden kann. Dieses in euren Augen nutzlose Kettenhemd, hat den Narren schon vor einigem gerettet. Aber ich weiß, ich weiß, an eurem Körper würde es keinen Tag aushalten."
"Ich bin eben ein Krieger und kein singender Chaosmagier, wie ihr."
"Der Narr ist mehr als nur ein singender Chaosmagier. Er ist auch ein Söldner, Kopfgeldjäger, Botenjunge und Alleskönner. Ein Krieger noch dazu und Geschichten erzählen kann der Narr wie kein zweiter. Jedoch fechtet er selbstverständlich nicht das Können eines Krolakks an."
"Ich brauche kein Lob, Suhedju. Ich bin nicht freiwillig ein Krieger geworden."
"Was ist ihm denn widerfahren, dem unfreiwilligen Rammbock?"
"Ich lebte einst in einem friedlichen Dorf. Es wurde jedoch von einer riesigen Banditenhorde überfallen. Alle wurden ermordet, nur drei gefangengenommen. Ich gehörte dazu. Wir wurden versklavt und als meine beiden Freunde dabei umkamen, habe ich einen Aufstand begonnen, zusammen mit all den anderen Sklaven. Es überlebte kein einziger Räuber."
Krolakk schaute betroffen zu Boden.
"Nunja, und was hat den Narren dazu gebracht, das zu sein, was er heute ist?"
"Der Narr stammt aus dem Wüstenreich im Süden. Ein Schattenweber war er, aber gewisse Umstände veranlassten ihn, sein Werk aufzugeben und als alles, wofür bezahlt wird, zu arbeiten. Zuletzt war der Narr in Calimhafen tätig. Er muss noch bezahlt werden und er würde liebend gerne dorthin zurückkehren, um seine fürstliche Bezahlung entgegenzunehmen, es sei denn Krolakk ist ein reicher Ork und gewillt, für den armen Narren zu sorgen."
"Wie es das Schicksal so will, besitze ich nichts, außer meinen Waffen und der Rüstung die ich trage, Sadjuka. Ich schlage vor, dass wir uns etwas einfallen lassen."
"Der Narr schlägt einen kurzen Aufenthalt in Athkatla vor, um dort ein wenig an Geld zu kommen."
"Dort war ich soeben. Keine freundliche Stadt. Diebe, Räuber und derartiges Pack treibt sich dort herum. Nichts anderes. Diese Halunken stehlen dir deinen letzten Besitz. Wie wäre es, wenn wir das nächste Dorf aufsuchen, dass sich finden lässt?"
"Ein trefflicher Vorschlag und vom Narren als gut befunden. Und dort treten die beiden als unbezwingbares Duo auf und retten das Dorf von seinem Unheil, worauf wir als zwei Helden gefeiert werden: Der geschickte, mutige und überaus talentierte Narr und der dicke Ork! Fürwahr, das behagt ihm."
"Ich bin nicht dick. Ich bin nur kräftig gebaut, Sahudja."
"Der Ork sagt endlich des Narrs richtigen Namen. So steckt in ihm wohl doch mehr Intelligenz, als der Narr es für möglich gehalten hätte. In welche Richtung sollen wir gehen, oh stark gebauter Waldläufer."
"Ich weiß es nicht. Wieso sprecht ihr eigentlich von euch in dieser sonderlichen Form?"
"Der Narr tut, was er für gut hält. Wisset, dass er kein einfacher Mensch ist und nicht erwartet, gebührend verstanden zu werden. Sein Instinkt sagt ihm, dass das Duo in diese Richtung ihren Marsch beginnen sollte."
Dabei zeigte Sahudja nach Osten auf den Wald und Krolakk begann in diese Richtung zu gehen, was er ja bereits geplant hatte.
"Krolakk, der Narr hat viel über euren Beinamen gehört. Stimmt es, was all die Barden über euch sagen? Wieso werdet ihr "Der Angstmacher" genannt?"
"Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich so bekannt bin."
"Wenn der Narr sich recht besinnt, war es eigentlich nur ein einziger Barde. Ein wenig seltsam und vielleicht nicht mehr in seiner vollen Fähigkeit, jedoch nannte er euch so. Mit welchem Anliegen?"
"Ich habe nichts Besonderes getan, Sahudja. Nichts, weswegen ich mich rühmen würde."
"Der Narr glaubt euch das nicht. Er hat zuviele Menschenkenntnisse, um sich von einem plumpen Ork belügen zu lassen."
"Ich habe vielleicht ein paar Mal einen Haufen unfähige Diebe besiegt. Es waren ihrer wirklich viele. Zwanzig, vielleicht auch mehr. Und weil ich das alleine zustande gebracht habe, wurde ich als großer Held gefeiert. Jedoch muss ich bemerken, dass diese Diebe nicht nur nichtsnutzige Tölpel waren, die eher sich selbst, als den Gegner verletzen würden, sondern auch noch zuviel Wein getrunken hatten. Sie hielten mich für einen Riesenoger."
"Also alles nur Lug und Trug."
"Ich glaube, dass die Dorfbewohner auch zuviel getrunken hatten. Selbst ihr könntet durch solch ein Missverständnis berühmt werden. Aber jetzt sollten wir still sein, der Wald gefällt mir nicht und es ist schon sehr dunkel. Ich hoffe, ihr könnt euch auf eure Sinne verlassen. Ich möchte nicht auf euch aufpassen müssen, ihr allmächtiger Alleskönner."
"Wenn der Ork doch nur wüsste, was der Narr alles kann."
"Ruhig jetzt."
Die Beiden schlichen mehr durch den Wald, als dass sie gingen. Es herrschte eine Totenstille, man hörte kein Tier, seinen Schlafplatz suchend, keinen Vogel, singend oder schreiend, nur das Knacken der Äste unter den Füßen des Halborks und des Menschen und ihren unregelmäßigen Atem, der abrupt anhielt, als ein lautes Knurren zu hören war.
"Der Narr hofft, dass das euer Magen war, oh hungriger Ork. Macht mir nicht solch eine Angst."
"Das war nicht mein Magen. Bleibt stehen. Seid auf der Hut! Ich habe das dumpfe Gefühl, dass das Wesen nichts friedliches im Schilde führt."
"Zu schade, der Narr hatte sich schon gefreut, mit einem mutierten Werwolf über die politische Lage im Norden zu diskutieren."
Kaum hatte Sahudja seinen Satz beendet, sprang eine schemenhafte, vierbeinige Gestalt aus dem Dunkel hervor und verfehlte Krolakk nur, weil er beinahe tierische Reflexe hatte und knapp ausweichen konnte. Sahudja konnte sich vor Angst kaum bewegen.
"Was bei den neun Höllen ist das?", schrie er panisch, während Krolakk mit der linken Hand die Anwesenheit seines Flegels an dem Gurt an seinem Rücken abtastete und mit der Rechten seinen Kriegshammer noch fester griff, bereit, dem Wesen, egal was es war, das Leben aus dem Körper zu schlagen.
"Siehst du es?", raunte er dem Narren zu, der sich aus seiner Starre lösen konnte und zitternd seinen Krummsäbel zückte.
"N...nein.", brachte Sahudja stammelnd heraus.
Just in diesem Moment sprang das Wesen noch einmal hervor und schlug Krolakk gegen die Brust. Der Schlag war so kräftig, dass Krolakk im hohen Bogen nach hinten flog. Sahudja schlug entsetzt mit seinem Krummsäbel in den Körper des Wesens, allerdings landete die Waffe in der Erde, ohne das Wesen zu verletzen. Mehr erschrocken als überrascht, rannte er davon, mit dem schattenhaften Biest im Nacken, dass abermals zum Sprung ansetzte und Sahudja zu Boden riss. Dieser lag mit dem Rücken auf dem Boden, Angesicht zu Angesicht mit dem Angreifer. Angst und eisige Kälte durchflossen seinen Körper, als auf einmal Flammen aus seinen Fingern sprossen, dem Biest ins Gesicht, allerdings ohne etwas anzurichten. Sahudja sah das Wesen jetzt besser. Es war nicht schattenhaft, es war ein Schatten. Als er bereits dem Tod ins Auge sah, hörte er eine undefinierbare Stimme, die immer lauter wurde und folglich näher kam. Es war eine Person, die auf das Wesen zurannte und es von Sahudja ablenkte. Es sprang auf die Person zu, aber während es sprang, machte jene Person ein paar seltsame Handbewegungen, worauf grelles Licht aus deren Augen kam und sich das Wesen mit einem grässlichen Schrei auflöste. Das alle konnte nur Sahudja sehen, nicht aber Krolakk. Der Halbork kam wieder zu sich und stand vorsichtig auf.
"Was war das, wer bist du und was ist hier passiert?", fragte er hastig die unbekannte Person, als Antwort bekam er jedoch nur ein Ächzen und unverständliche Laute.
"Der Narr vermutet, dass diese Person der Sprache nicht mächtig ist. Wo ist eigentlich das Schwert des Narren?", sagte Sahudja, der den Angriff schon überstanden hatte.
Darauf hörten die beiden lautes Ächzen und es waren ein paar violette Funken erkennbar.
Ein paar Sekunden dauerte es, dann manifestierten sich die Funken zu einem Stab, hellen Lichts, das einen Umkreis von zehn Metern erhellte und das Gesicht der Person offenbahrte. Es war der Anführer der Räuber, was nur Krolakk erstaunte, nicht aber Sahudja.
"Wie der Narr es bereits verkündet hat. Es war ein Zeichen.", stellte er triumphierend fest.
"Aber wie kannst du...ich meine, diese Lichter...was?"
Der zungenlose Räuber versuchte, per Handzeichen etwas zu sagen, was aber Krolakk nicht begriff.
"Bist du ein Kleriker?", fragte Sahudja, worauf der Räuberanführer nickte.
"Das erklärt diese Lichtspielereien. War das ein Untoter?", fragte Krolakk.
Der Anführer nickte noch einmal.
"Somit bestätigt sich die Fähigkeit des Narren, der dem Ork zum zweiten Mal das Leben rettet."
Sahudja verbeugte sich und genoß sichtlich seinen Erfolg, als Beschützer und Erretter eines mächtigen Orkkriegers. Dieser war immernoch verblüfft, dass der Mörder seiner Familie ihm gerade das Leben gerettet hatte.
"Wieso...?", stammelte er.
Der Räuberanführer kreuzte seine Hände und kniete vor dem Halbork nieder.
"Der Narr glaubt, dass der Räuberkleriker, einst ach so böse, nun zum Kleriker von Ilmater werden möchte und den Leuten Gutes tun will. Außerdem dankt er dir und natürlich dem heldenhaften Narren dafür, dass ihr ihn am Leben gelassen habt, was ein Bösewicht natürlich nie zustande gebracht hätte."
"Vielleicht...vielleicht hattet ihr doch Recht, Sahudja." Er wendete sich wieder dem Kleriker zu, "Es tut mir leid, dass ich dich deiner Sprache beraubt habe. Vielleicht werdet ihr einen Kleriker in Athkatla finden, der euch heilen kann."
Dieser schaute betroffen zu Boden.
"Ihr könnt euch dort nicht blicken lassen...Daran habe ich nicht gedacht. Sahudja, vielleicht könnte er...ich meine, er will ein guter Mensch werden, vielleicht sollte er mit uns..."
"Der Narr hält viel von dieser Idee. All die kryptischen Wahrsagungen über seine Rolle in der Beeinflußung von Unmenschen haben wohl doch gestimmt. Ai, wie fein."
Der Kleriker schaute sehr überrascht und umarmte Krolakk.
"Herzschmerz im Dunkelwald. Darüber wird der Narr eine vortreffliche Ballade schreiben, die in ganz Amn bekannt sein wird."
"Lasst uns das nächste Dorf aufsuchen, vielleicht ist dort ein Kleriker, der dich heilen kann."
"Und der Narr wird euch beschützen."
"Finde erstmal dein Schwert wieder, du Segen für die Welt."
Sahudja fuchtelte mit den Armen herum, wie ein - nunja, wie ein Narr und versuchte verzweifelt, ein zweites Mal Flammen herbeizuzaubern, um seinen Krummsäbel zu finden, allerdings stolperte er bei diesem Versuch über seinen Krummsäbel, hob ihn dann aber auf und das seltsame Trio machte sich auf den Weg zum nächstgelegenen Dorf, um den Kleriker zu heilen.
Die Nacht war eine ruhige und da das Schattenwesen tot war, wurde sie auch als solche empfunden. Stumm stapften alle drei durch das Dickicht des Waldes, in der Hoffnung auf das Ende davon oder den Anbruch des Tages. Nichteinmal Sahudja sagte ein Wort, da er in Gedanken vertieft war. Die Ehrfurcht vor dem Sinneswandel des Räubers und vor sich selbst ließ ihn verstummen. Sein flacksiges Verhalten beruhte auf innere Unsicherheit und einer nicht geringen Angst vor seinen magischen Kräften. Deswegen sprach er von sich selbst als dem Narren. Er versuchte von seiner inneren Person abzulenken und wich Fragen dazu aus. Dass er es nun tatsächlich geschafft hatte, mehreren Personen das Leben zu retten, dadurch, dass er ominöse Zeichen richtig gedeutet hatte, erfüllte ihn mit Respekt vor seinen Fähigkeiten, was er gerne am, seiner Meinung nach ungeschickten und unhöflichen Orkkrieger ausließ. Als dann der Tag anbrach und ein Ende des Waldes sichtbar wurde, sagte Sahudja zu Krolakk:
"Wisset, dass ihr für einen Ork gar nicht mal so dumm seid, wenn man davon absieht, was ihr für Fehlschläge vollbringt. Mir deucht, des Narren Dasein tut dir gut."
"Ich glaube, dass der Narr mal darüber nachdenken sollte, was er für dumme Dinge sagt.", knurrte der hungrige Ork ihn an, "Sonst fress ich dich auf. Sind Schattenweber lecker?", forderte er den Narren heraus. Dieser zog ein undefinierbares Gesicht und schlug Krolakk spielend gegen die Schulter.
"Nimm das."
Der Halbork schlug ebenso spielend gegen des Narren Schulter, was ihn allerdings zu Boden warf. Sofort sprang Sahudja mit beleidigtem Gesicht auf und sagte zum Ork: "Pass lieber auf, was du tust, bevor der Narr wütend wird."
"Ich bitte ihn vielmals um Verzeihung, meinen Erretter und Beschützer der Schwachen und Wehrlosen."
Sahudja schaute demonstrativ weg, als er aber ein Dorf gesichtet hatte, konnte er nicht schweigen und bemerkte: "Seht, was er feines gefunden hat. Ein wahrlich vorttreffliches Dorf."
"Das sehen wir noch."
Der restliche Teil des höchst unebenen Pfades wurde stumm überquert, bis die ersten Dörfler in Sichtweite waren. Freude tat sich auf Seiten Krolakks, Sahudjas und des Klerikers auf, nicht aber im Dorf. Aus der Ferne konnten die Dorfbewohner nur einen riesigen, bis an die Zähne bewaffneten Ork, einen Räuber und einen Irren ausmachen, was eine ziemliche Panik auslöste. Bevor die Drei das Dorf betreten konnten, standen sämtliche kampffähigen Dörfler bereit, ihr Hab und Gut mit ihrem Leben zu verteidigen, wurden dann aber überrascht, als Sahudja sie begrüßte mit den Worten:
"Haltet ein, ihr edlen Recken. Der Narr und seine Gefährten sind nicht in feindlicher Absicht in dieses Dorf gekommen. Unser Freund ist verletzt, er hat seine Zunge verloren. Einen Kleriker, einen Kleriker!"
Sofort ließen alle ihren Waffen sinken und aus den Reihen der Waldläufer und Möchtegernritter, bahnte sich ein Mann in Robe den Weg zu Sahudja.
"Ein Kleriker bin ich. Wer benötigt die Hilfe Ilmaters?"
Der Räuberkleriker war sehr erfreut, dass es sich ausgerechnet um einen Diener Ilamters handelte. Er trat nach vorne und öffnete seinen blutigen Mund.
"Brega, Brega, bring mir eine Silberdornwurzel!", rief der Kleriker seinem vermeitlichen Knaben zu, "Das kriegen wir schon hin. Möge Ilmater erstmal deinen Körper stärken."
Er murmelte ein paar unverständliche Zeilen und der ehemalige Räuber fühlte sich gestärkt.
"Brega, wo bleibst du?"
"Hier bin ich, Herr."
Mit der Hand zermalmte der Kleriker die Wurzel und legte sie in des Räubers Mund, worauf er ein zweites Mal einen Haufen unverständliches Zeug brabbelte. Ein blaues Licht füllte den Mund und das Blut verschwand, während in wenigen Sekunden dem Räuberkleriker eine neue Zunge wuchs. Erst stammelte er ein paar Worte und dann sagte er:
"Bei Ilmater, ich weiß nicht, wie ich dir danken kann, du edler Diener jenen Gottes. Ich wünschte, ich könnte deine Künste erlernen. Mir wurden nur die dunklen Künste eines Klerikers gelehrt."
"Hier ist jeder willkommen, der den richtigen Weg findet."
"Krolakk, mein edler Bewahrer vor den Höllenqualen, die meiner erwartet hätten, erlaubt ihr mir, hier in diesem Dorf zu bleiben, um Ilmater zu dienen?"
"Natürlich, doch sollte ich schlechtes über euch hören..."
"Das werdet ihr nicht. Ich weiß nicht, wie ich euch beiden je danken könnte."
"Dem Narren sind seine Taten dank genug, doch jetzt möchte er nach Calimhafen zurückkehren. Er spürt, dass seine Aufgabe erfüllt ist und seine Dienste nicht mehr benötigt werden. Er vermutet, dass sich des Orks und seine Wege hier trennen werden."
"So sei es, Sahidje el Bhurda il-Abbil af-Atirrid. Ihr wart ein ausgezeichneter Begleiter, einen besseren hätte ich mir nicht wünschen können. Ich hoffe, dass euch auf eurer Reise nichts böses widerfährt und bedanke mich für eure Hilfe. Der Krieger verabschiedet sich vom Narren."
"Sahudja il Bhardu al-Aziz ef-Aliffid ist sein Name. Dem plumpen Ork fällt dies wohl immernoch zu schwer. Es war dem Narren jedoch trotzdem eine Ehre an der Seite des berühmten Krolakks zu reisen. Vielleicht wird der Krieger nach einiger Zeit von der Ballade des berühmten Sahudja über Herzschmerz im Dunkelwald hören und nach Calimhafen reisen, um sie eigens zu erleben. Der Narr verabschiedet sich vom Krieger."
Sahudja verbeugte sich, nahm seinen nicht vorhandenen Hut ab und trabte von dannen.
 

skull

Thronfolger
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Punkt an Darghand. Extrem guter Stil, unterhaltsam geschrieben und wunderbar auf die Hintergrundgeschichte des Gegencharakters eingegangen.
Als Kritikpunkte kann ich nur anbringen, dass ich die Geschichte tatsächlich zu kurz finde. Etwas mehr über Sahudjas Erlebnisse bei den Räubern hätte ich gerne gelesen, außerdem endet die Geschichte (bzw. beginnt die Geschichte;)) etwas abrupt.
Zweiter, kleinerer Kritikpunkt ist die Kampfszene. Pferde brechen nicht plötzlich aus dem Unterholz hervor.:D

Armanz schafft es ganz gut, Sahudjas Stil wiederzugeben, das hat mir gefallen. Leider gibt es in dieser Geschichte viel zu viele generelle Unstimmigkeiten. Zum einen mangelt es an einem Gefühl für Zeit und Ort, man hat zB das Gefühl, die Charaktere würden im Laufe von wenigen Dialogzeilen an völlig unterschiedliche Orte transportiert, wo dann neue Charaktere oder Monster scheinbar aus dem Nichts auftauchen.
Die Handlung selber ist mir auch zu sehr von äußerst unwahrscheinlichen Begebenheiten gesteuert. Sahudja, der aus dem Nichts auftaucht und sich dem Ork spontan anschließt, der Räuberhauptmannkleriker mit instant-Bekehrung und erstaunlicher Konstitution... (renn erstmal durch den Wald, wenn dir die Zunge rausgerissen wurde)... das kann mich im Vergleich mit Darghands super Story leider nicht überzeugen.
 

Irotor

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Ich muss sagen, hier fällt mir die Entscheidung einfacher als bei den anderen beiden Gegenüberstellungen.

Auf der einen Seite hätten wir hier Darghands Geschichte, stilistisch gut, wie auch bei Armanz, und die Idee an sich ist nicht schlecht. Es gibt jedoch einen doch gewichtigen Kritikpunkt, den ich hier als Ratschlag formulieren möchte: Komm zum Punkt! Was ich damit konkret meine ist das hier:
Zuerst kommt der erste Absatz, der ja durch die anschließend andauernde Rückblende etwas losgelöst steht. Danach folgt die Sache mit der Informationsbeschaffung, dann die mit der Karawane und es kommt Spannung auf. Doch der Kampf ist dann nach ein paar Zeilenumbrüchen auch wieder vorbei, in dem anschließenden Gespräch kommt auch nicht wirklich Spannung über das Schicksal des Charakters auf. Und dann kommt die Hintergrundinformation des anderen Charakters... Und so weiter und so fort, ich bin der Meinung, man hätte sich auf weniger Schilderungen beschränken können, denn es kommt zwar alles vor, Hinterlist, Komik, Kampf, aber alles zu kurz, um richtig unterhalten zu können.
Zusammengenommen ist es keine schlechte Geschichte, doch ist sie zu weitläufig und hätte für die richtige Geltung mindestens nochmal um die Hälfte länger sein müssen, Fokussierung auf weniger Dinge wäre hier eindeutig von Vorteil gewesen.

Dann die Geschichte von Armanz: Stilistisch ebenfalls nicht zu bemängeln, doch muss ich mich hier der Kritik meines Vorgängers anschließen, die Vorgänge sind einfach zu unwahrscheinlich und stellenweise abgehackt, die Einsicht des Räubers kommt einfach zu abrupt und es wurde auch hier versucht, mehr hineinzupacken, als gut für die Geschichte ist, beziehungsweise ist der Anteil zu ungleich verteilt. Einerseits gehts ja um die Auseinandersetzung beziehungsweise Kommunikation zwischen den Charakteren, die zwar ausführlich ist, doch das Besondere vermissen lässt. Die Verwunderung beziehungsweise das Misstrauen gegenüber dem Narren hätte ausführlicher dargestellt werden können, oder Angenervtheit von der Sürechart des Narren oder etwas anderes, was der Kommunikation eine gewisse Spannung verleiht, dass man dieser folgen will, das fehlte hier etwas. Dadurch, dass hier so lang geschrieben wurde, hatte man bei dem reuigen Räuber irgendwie so den Eindruck: Verdammt, irgendetwas fehlt hier! Das kam einfach viel zu plötzlich, um authenthisch zu wirken.

So, das hört sich jetzt erstmal sehr negativ an, ist es aber im Prinzip nicht, da ich die Kritikpunkte einfach ausführlich dargestellt habe, da das ganze ja auch weiterhelfen soll. Außerdem stellt man das ja auch immer in Beziehung zu den anderen Geschichten, die veröffentlicht wurden, und diese waren halt alle vom Unterhaltungswert etwas weiter höher angesiedelt, was aber eher für diese spricht, als gegen eure beiden Geschichten.

Achja, ich sollte ja noch einen Punkt vergeben: Meiner geht hier an Darghand, ganz einfach aus dem Grund weil mich viele Stellen zum Schmunzeln gebracht haben (vor allem die Stelle mit der Philosophie und der Kriegerehre), was für mich der entscheidende Pluspunkt war.
 

Timestop

Running out of Time
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Ok, es wurde eigentlich alles gesagt. Punkt an Dargh.

Dargh hat nen Cliffhanger und kommt beim Aufblasen seines Romans letzendlich nicht wirklich zum Schluss. Ausserdem ist er ein Schwätzer.:p Aber ein fantastischer Könner darin. Humorvoll, stilvoll. Das hat er drauf. Es kommt also nicht nur auf die Größe an. Der Mann kann dick auftragen und kommt damit. Durch.
Inwieweit er sich jetzt den anderen Charakter zuviel zur Brust genommen hat um ihn an seine Geschichte anzupassen, statt umgekehrt seine Geschichte an den Charakter kann man diskutieren. Mir gefiels nicht so.

Armanz
Auch hier schon fast alles erwähnt. Es gelingt ihm Anfangs den Narren gut darzustellen. Aber dann ist der doch etwas zu anhänglich, dafür dass der Ork keine Frau ist (ok, Schicksal und so). Die Geschichte ist eher chaotisch als fesselnd. Es fehlt an gradlinigem Storyaufbau und Timing. Riecht nach ner gespielten P&P-Vorlage, für eine FG nicht packend genug.
 

Rote Zora

Pfefferklinge
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Time bringt es auf den Punkt.

Darghand merkt man an, dass er sonst in epischen Fortsetzungsgeschichten schreibt, es gelingt ihm nicht, eine Kurzgeschichte oder wenigstens eine in sich geschlossene Episode zu schreiben, recht umfangreich, beinahe umständlich muss er deshalb eine ganze Dorfidylle erfinden und darstellen, mit jeder Menge zusätzlicher Personen, die alle durchaus stimmig und liebevoll charakterisiert werden - eben als ob es jetzt an einen großen Roman ginge. So lernen wir einen Wirt kennen, eine Oberschurkin, ein einfältiges aber freundliches Ehepaar, einen eifersüchtigen und goldgierigen Mörder, sogar einen Kupferkesselhandelnden Halbling. Dafür fehlt die Interaktion zwischen den beiden Hauptcharakteren so gut wie völlig, die Geschichte endet ja im Prinzip da, wo sie beginnen könnte. Es ist im Grunde genau das Gegenteil von dem, wie ich es angefasst habe (dummerweise konnte Micha das ebenfalls sehr gut).

Das alles wird aber so überzeugend und stimmig, liebevoll und gut erzählt, die Figuren haben Farbe, haben Tiefe, haben Charakter, man hätte auf den Roman, dessen Vorgeschichte hier geschrieben wird, tatsächlich Apetit bekommen. Auch die Frage: Kommt es jetzt zu Vergebung oder Vergeltung zwischen den beiden, ist zumindest unausgesprochen mit dem Hammer in der Luft.

Armanz macht durchaus auch Spaß zu lesen. Wie er den Namen von Shahudja geradezu durchdekliniert, weil der für seinen dummen Ork einfach zu kompliziert ist, war eine Freude. Weil er damit ganz leise gegen die Zumutung protestiert, so ein Namensungetüm in einer Geschichte unterzubringen, und macht das aber auf eine humorvolle Weise, weil er damit auch liebevoll eine Schwäche seines Chars darstellt. Man kann es dem Ork ja nicht übelnehmen, dass er das nicht hinbekommt.

Aber auch ihm gelingt es nicht, eine wirkliche Kurzgeschichte zu schreiben. Er kriegt keinen Bogen hin, das Bild von einer mitgeschnittenen P&P Runde leuchtet mir sofort ein. Dann kommt der Gegner, den machen wir platt, dann kommt der Gegner, den besiegen wir dann so, dann kommen Schatten, gegen die können wir nichts, aber wir bringen dann den laufengelassenen Orkhäuptling gerade noch mal als Priester ins Spiel, der sie dann alle ruckdizuck plättet (wie kann der ohne Zunge zaubern?).

Man hat zu keinem Zeitpunkt wirklich Angst um die Helden, weil auch die wenig Gefühle zeigen. Und ihre Partnerschaft ist eben auch gewollt, ein wirkliches Motiv für den Narren, einem brutalen mittellosen Ork zu folgen, in irgendein Dorf erkenne ich nicht - auch das klingt nach einer typischen PnP Situation, wo neue Leute in die Gruppe kommen, und der Grund eigentlich egal ist, sie sitzen jetzt ja schließlich mit am Tisch.

Alles in allem muss gesagt werden: Das ist hier Jammern auf hohem Niveau, beide haben die Herausforderung des fremden Charakters angenommen, und liebevoll, zum Teil bravourös gemeistert. Beide haben das Thema angefasst, ohne es einfach platt in die Mitte zu stellen. Beide haben einiges an tollen Einfällen präsentiert.

Deshalb gebe ich meinen Punkt auch an Armanz, nicht zwingend, weil ich seine Geschichte besser finde, aber weil ich der Meinung bin, dass er ein zu Null mit seiner Arbeit definitiv nicht verdient hat.

ZORA

Edit: Ups? Sogar zwei! Das freut mich für dich!
 

Armanz

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Da ich nicht viel Zeit habe, an einen PC zu kommen, wollte ich ein paar Kleinigkeiten noch erwaehnen^^
Der Ork ist wohl vom Narren genervt, aber sein Charakter (Er ist ja nett und hoeflich) verhindert, dass er es dem Narren ins Gesicht sagt, also ahmt er ihn nach (Ironie--->Sarkasmus=Genervtheit), um seinem Aerger wenigstens ein bisschen Luft zu lassen.
Ein Kleriker ist, denke ich gut imstande, sichselbst zu heilen, sodass er durch einen Wald problemlos laufen kann, aber die Instantbekehrung (Von mir als Erleuchtung gedacht^^) ist natuerlich etwas undurchdacht.
Aber die ploetliche Erscheinung Sahudjas war so geplant, da ich aus Darghands Text entnommen habe, dass dieser ueber unwillkuerliche magische Faehgikeiten verfuegt, oder irre ich mich
 

Darghand

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30.07.2001
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Sich selbst zu voten ist cheesy, daher natürlich Punkt an Armanz.

Also Armanz, mir hat dein Sahudja recht gut gefallen. In einigen Punkten ganz anders, als ich ihn jemals "spielen" würde (bei mir würde sich Sahudja weder als Schattenweber bezeichnen noch damit angeben, über obskure Mächte gebieten zu können - einfach, weil er davon nix weiß). Diese verwirrt-arrogante Schnoddrigkeit und Überheblichkeit gepaart mit relativer Unfähigkeit fand ich super, die Dialoge waren zackig und immer wieder lustig, wenn auch nicht sehr, äh, kontextbezogen. Pluspunkt für Sahudjas Sprache:

Und dort treten die beiden als unbezwingbares Duo auf und retten das Dorf von seinem Unheil, worauf wir als zwei Helden gefeiert werden: Der geschickte, mutige und überaus talentierte Narr und der dicke Ork!

Auch lustig: ich hab Krolakk eine philosophische Bildung verpasst und ein fehlerfreies Aussprechen des Namens, während sich dein Krolakk jedesmal erneut einen abbricht.

Das Geschehen erinnerte mich insgesamt an Shrek 1, bloß dass statt dem Esel eine Mischung aus Esel und Jack Sparrow sich dem Ork an die Fersen heftet.

Zu Szenario und Storyline wurde schon genug gesagt, das muss ich nicht nochmal wiederholen.


@ Kritikerpack ;)

Erstmal danke dafür - die positiven Bemerkungen gehen natürlich runter wie Öl, die negativen kann ich zum größten Teil nachvollziehen und anerkennen. Die Story ist halt wirklich ein Kompromiss. :-/

Lange Kampfszenen sind von mir aber auch in Zukunft nicht zu erwarten. Die find ich langweilig, ohne jede Ausnahme. :p
 

Armanz

Zeitloser Dichter
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Eigentlich wollte noch auf deinen Text eingehen, Darghand, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund ist meine Tastatur aufs russische umgesprungen und da ich bezweifle, dass du dieser Sprache maechtig bist, habe ich den Antworten Button erbarmungslos gedrueckt :D
Ich finde deinen Text ziemlich genial, vor allem wie du auf meinen Charakter eingegangen bist und abgesehen von der Tatsache, dass zuwenig Sahudja el etc. im Spiel ist, war es perfekt.
Ich hoffe noch weitere Texte dieser Art von dir lesen zu koennen.
 

Micha

Kutte
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Darghands Geschichte hat mehr Fluss und mehr Zusammenhang, deshalb Punkt für ihn.

Trotzdem natürlich nicht kritiklos: Darghand, zwischendrin war mir deine Geschichte etwas zu langatmig (bei der dritten Vorstellung von Fremdcharakteren ;)) - um mir am Ende zu kurz zu sein, da hätte ich gerne noch etwas mehr gelesen. :)

Armanz, deine Geschichte fand ich stilistisch und von der Handlung her nicht so gut wie Darghands. Vielleicht könnte ein wenig Gliederung auch schon helfen - ein Forumslayout ist da generell nicht lesefreundlich. Aber bei dir hat mir ein was herausragend gut gefallen: wie du den Stil von Darghands Charakter eingefangen und verarbeitet hast. Mir gefiel dein Sahudja besser, als der "echte"! :)
 

Mantis

Heilende Hände
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Mein Punkt ging auch an Darghand - alles in allem die überzeugendere Geschichte, sowohl was Stil als auch was die eigentliche Geschichte betrifft.
Mich haben die ganzen Hintergrundgeschichten überhaupt nicht gestört, aber das war angesichts meiner eigenen wohl auch nicht so zu erwarten. Das Zusammentreffen der beiden doch sehr unterschiedlichen Charaktere ist sehr schön konstruiert, und im Gegensatz zu skull finde ich auch den abrupten Anfang bzw. das abrupte Ende nicht störend, sondern sogar sehr stimmig. :up:

Zu Armanz´ Geschichte wurde eigentlich schon alles geschrieben, was ich auch hatte schreiben wollen, deshalb betone ich jetzt noch mal, dass er den Sprechstil von Sahudja wirklich sehr schön übernommen und abgewandelt und angepasst hat :up: - und plädiere an dieser Stelle noch einmal offiziell für weniger Übermacht von Einzelcharakteren ;)

Und ich muss zugeben, dass ich den Sarkasmus gar nicht erkannt habe - weiss ja nicht, ob das anderen auch so ging. Und ein Sarkasmus, den man als solchen nicht erkennt, erfüllt nicht mehr seinen Zweck... ^^ ich war einfach davon ausgegangen, dass Krolakk Sahudjas Sprechweise deshalb imitiert, um ihn nicht aufzuregen (wer weiss, was Verrückte so alles tun könnten, wenn sie sich aufregen), oder vielleicht auch, weil er sich nicht sicher ist, ob der Andere geistig etwas beschränkt ist und ihn nur dann versteht, wenn er auf dieser Ebene mit ihm kommuniziert. Aber auf Sarkasmus wär ich, wie gesagt, nicht gekommen :hae:

edit: Und ich wollt auch noch loswerden, dass ich gar nicht der Meinung bin, dass man per se bei der eigenen Begegnung abstimmen muss - ist ja klar, dass man dann (zumindest öffentlich :D) nicht für die eigene Geschichte abstimmt.
Und für die Geschichte des anderen abzustimmen, einfach nur um abzustimmen, nicht weil einen die Geschichte so überzeugen konnte - das kanns ja auch nicht sein, oder? ^^
 
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Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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Stimme für Armanz.

Darghand ist zwar stilistisch überlegen, aber es wurde ja schon in epischer Breite darüber geschrieben, dass er nicht zum Punkt kommt.

Armanz erinnerte mich irgendwie an einen Auftrag in Baldurs Gate 2, mit anschließender Konsequenz zum Ende der Quest hin(der Kleriker ist nach diesem Erlebnis geläutert), aber es warten ja noch einige Runden auf uns, da kann sich noch einiges tun:).

Deswegen Punkt für Armanz, um zumweitermachen zu motivieren:):up:.
 
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Kraven

Lernender
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Stimme für Dargh.
Warum, haben andere hier schon ausführlichst dargestellt, ohne dass ich viel hinzuzufügen hätte.
Außer: Das krampfhafte Beschränken auf 4000+ Wörter war unnötig. Dieses epische Geschwätz hätte ich mir auch noch ein paar Seiten weiter angetan :up:
 

Christa

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Punkt für Armanz. :)

Gefällt mir sehr gut und hat mich auch ein wenig an Shrek und den Esel erinnert. ;)
 

Aurelia

Lichtbringerin*
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Mein Punkt geht auch an Armanz.
Er hat den Sahudja wirklich super hinbekommen.
Aber das nächste Mal bitte ein bißchen mehr Emotionen. Da könntest du dir ruhig von Mantis eine kleine Scheibe abschneiden.;)

Darghs Geschichte war zwar besser und spannender geschrieben, allerdings ist es keine geschlossene Geschichte - sondern wie schon viele geschrieben haben, der Beginn eines Romans. Dafür hat mir Darghs Krolakk um einiges besser gefallen als der von Armanz.

Seltsam, dass jeder den gegnerischen Charakter besser hinbekommen hat als den eigenen.:hae::wunder:;)
 

Maus

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Punkt für Dargh, einfach weil die Geschichte flüssiger war. Wie schon erwähnt, war der Sahudja von Armanz sehr gut geschrieben und Darghs Geschichte extrem langatmig. Aber das reicht beides nicht, um den Punkt an Armanz zu geben ;)
 

Durin

Schlachtenwüter
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Armanz schrieb:
... Ein Kleriker ist, denke ich gut imstande, sichselbst zu heilen, sodass er durch einen Wald problemlos laufen kann,...
Naja, ohne Zunge fallen schonmal alle Zauber mit verbaler Komponente weg ... ;) [/D&D-Nerd]

Nach ca. der Hälfte von Darghs Geschichte habe ich nach oben und nach unten geguckt und mich gefragt: Was sollen diese vielen Charaktere? Wie will er das in dem kurzen Rest alles sinnvoll verarbeiten?
Allerdings muss ich dann sagen, dass er das tatsächlich ziemlich gut geschafft hat.
Hat mir dementsprechend besser gefallen.

Bei Armanz sind viele Kleinigkeiten, die Überwälltigung von 5 Räubern während einem kurzen Moment der Überraschung (was ja okay wäre, wenn es haushoch überlegen wäre, aber das war er ja offensichtlich nicht), dann war da dieser irre lange Dialog, der mich etwas gestört hat und schließlich die Erleuchtung. - Klar, Klerikern und Paladinen passiert sowas, die sind Spielbälle der Elementaren Gesinnungen, aber von Außen betrachtet war es sehr "Hä?"-Moment.
 

Anora

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Es geht zwar nicht mehr in die Wertung ein, aber meine Stimme wäre an Dargh gegangen. Ich bin eh ein Fan von seinem Schreibstil, und dass sein Text so unglaublich lang war habe ich beim Lesen völlig vergessen.
Armanz Geschichte dagegen fand ich zwar nicht schlecht, aber insgesamt etwas chaotisch und mit zu wenig Tiefgang, um wirklich fesselnd zu sein.
Alles andere wurde ja bereits gesagt.
 
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