Scot d'Arnd
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Hach, armer Narr. Hach, kleiner Narr. Kalt ist's, viel zu kalt für dich. Und das kleine Bäuchlein knurrt voll Sehnsucht nach einem Gericht. Grausames Schicksal du, hab ich's verdient zu sterben? Soll ich all mein Hab und Gut an die Geier hier vererben? Nein, Narr, du hast dies nicht verdient. Steh auf und gehe weiter. Mit Zittern ist dir nicht gedient!
Ach wehe, es fehlt mir doch die Kraft, zu reinem und zu kämpfen. Dann soll es wohl nicht anders sein, denn Narr soll es erwischen. Kein Mitleid mit mir, ihr grausamen Götter?
„Hallo! Du siehst aber komisch aus?“
Was ist dies? Ein kleines Mädchen. Bist kein liebes Mädchen. Bist ein garstiges Mädchen! In deinen Lumpen, mit dem madigen Apfel in der Hand, spottest den armen Narren. Ein böses Mädchen, das bist du.
„Du bist ein Narr, richtig? Sprichst du nicht mit mir?“
Forderst mich zum sprechen auf, du grausames Kind. Zu sehr klappern sie, die Zähne des Narren. Ergötzt dich an meinem Leid, du Hexe! Bestrafen sollt' ich dich.
Wo ist denn nun...? Meine Klinge, ist sie verschwunden? Verzieh dein Gesicht nicht so, kleine Dirne, sonst schneid' ich's dir runter! Guter Einfall, kleiner Narr, das machen wir. Abschneiden und mitnehmen. Vielleicht näh' ich's auf einen Ball. Oder mache mir eine Maske, eine böse Maske. Einerlei, erst brauch ich mein Messer. Ah, da ist es ja. So, kleines Mädchen, dann wollen wir mal.
Nun zappel nicht so, ich muss...
Was ist dies?
Ein großer Mann in feinem Mantel. Sieht den kleinen Narren nicht. Wohl schön, doch dunkle Augen entstellen sein junges Gesicht. Er ist stattlich und stützt sich auf sein' Stock, wie ein alter Greis. Ein junger Mann geht hier gebeugt, was ist das für ein....
Ha, ein lebender Widerspruch! Toll, ich muss mehr erfahren. Er dreht sich um. Verdammich, was schreit den da in meinen Armen?
Garstiges Kind, du bist noch hier? Ein Schlag und ab mit dir ins Reich der Träume. Schmerz ist der Preis der Neugier. Hier stehen sogar Bäume. Ein schlechter Reim...
Da kommt der stattliche Mann. Angriffslustig sieht er aus. Will auch er das schlimme Kind bestrafen oder wonach schaut er aus?
Oh, Schreck! Den Narren blickt der Fremde an. Was hab ich ihm denn getan? Er ist größer und trägt ein prächtig Schwert, ein scharfer, böser Zahn. Lauf geschwind, kleiner Narr! Flink in die Ferne, ehe der Fremde deiner habhaft wird.
Und Sprung, und hepp, hinauf aufs Dach! Der Fremde soll mich hier nicht finden! Und noch ein Sprung, ein Knall, ein Blitz. Da hätt' er mich doch fast gehabt. Ein Loch und Rauch, wo der Narr einst war. Ein Hexer muss der Fremde sein. Geschwind hinauf und flink hinfort, ehe er versucht's erneut.
Glück gehabt, der Narr war schnell, dem zweiten Blitze ausgewichen und rascher als ein Augenlid übers Dach hinweg geschlichen. Doch hat der Fremde nun ein' Feind, ein schmerzvoll' Ende soll ihm blühen. Wart', Narr, bis der Hexer fort und folge ihm. An seinem Blute sollst du dich wärmen!
Zurück zum Sims des Dachs gekrochen, durch den dichten, kalten Schnee. Unten geht der böse Mann, die Hexe auf den Armen, entlang die gefrorene Allee. Nun gibt’s Sinn im Kopf des Narren, der Vater der Hexe dieser Hexer ist. Umso mehr muss ich seiner habhaft werden. Eine Kutte seine Haut, die Maske, seine Tochter. Ihr lieben Götter!
So folg' dem Hexer eilig nun, spring von Dach zu Dach geschwind. Und wenn es dir am bist scheint, töte Väterchen und Kind! Ein Sprung und hepp, das nächste Dach, leise wie die Katz'.
Ab und an schaut der Hexer auf, versucht den Narren zu erhaschen. Es wird dir eine Lehre sein, sollt' der Narr dein Herz vernaschen. Doch beinah erspäht er mich, ein Pech das dieser Manne hat. Beinah der Blitz, beinah der Blick. Niemals findest du mich, Jared.
Ein Haus betrittst du, feiger Mann, mit deiner kleinen Dirne. Ich wett', ich krieg' auch dort drin und schneid' dir in die Stirne. Mein Messer, scharf und spitz, sehnt sich nur nach deinem Blute. Und ramm' ich es in deinen Leib, kommt es mir zu Gute!
Der Narr, der reimt, der Narr, der springt, der Narr ist bester Dinge. Voll Zorn und Wut und voller Freud' fehlt's nur noch, dass ich singe. Doch beherrsche dich, kleiner Narr, beinah hätte wärst du gefallen. Ein schönes Ende der Geschicht', auf dem Boden aufzuknallen. Lieber achtsam von dem Dache.
Und runter in die Straßenschlucht, geschwind aber mit Vorsicht. Rasch hinüber zu dem Hause, aus dem von Innen strahlt das Licht. Jetzt hinten rum, in den kleinen Hof, mit List und auch mit Tücke. Wenn wir hier jetzt noch achtsam sind, dann finden wir die Lücke. Die Tür zum Keller ist nicht versperrt.
Wer ist Hexer, wer ist Narr? Die Tür nicht zu verschließen... Ein grober Fehler, wenn ich komm', um Blut hier zu vergießen. Ein Keller voller Speis' und Trank, den werd' ich gleich genießen.
Ein dritter Reim, das freut den Narr, der gleich' wird singen Tralala. Nun, dumm Narr, das wohl nichts, das reimen kannst du besser. Doch wo ich hier suche den Reim, find' ich auch gleich mein Messer.
Der Narr, der reimt, der Narr, der schleicht, der Narr ist bester Dinge. Und gleich, in aller Dunkelheit, versenk' ich meine Klinge. Erst er, erst sie? Wie mach ich's nur, wer soll als erstes sterben? Und wer soll in dieser letzten Stund' Zeuge des Mordes werden? Das Mädchen oder doch der Mann, der Narr kann sich nicht entscheiden.
Mal knarrt das Holz, mal hört's den Schritt, doch meistens ist er leise. Und die Treppe hochgehüpft auf künstlerische Weise. Das Haus erstrahlt in Dunkelheit, so hat der Narr es gerne. Bald zeig ich euren Eingeweid' das helle Licht der Sterne. Und Schritt und Tritt von Tür zu Tür.
Dort, ein Streifen hellen Lichts, hier unter der Türe. Ein Mensch, der auf darauf wartet hier, dass ich ihn massakriere. Ob's Mann, ob's Kind, wer weiß das schon, ich warte auf das Schicksal. Und darauf, in aller Scham, fällt dem Narr kein Reim ein. Sie buht, sie pfeift, die Menge höhnt, der Narr, bittet um Vergebung.
Nur weiter, weiter, ohne Scham, die Menge will was sehen. Und ich als guter, froher Narr werd' dem Kind den Hals umdrehen. Nun horche ich wohl an der Tür, frag mich, was ich vernehme. Kein Laut, kein Mucks, keiner leiser Pieps, der von wachen Menschen käme. Der Narr öffnet die Tür.
Hinein gelinst und ausgespäht, was der Narr kann sehen. Ein stattlich' Mann mit teuren Schuhen, auf und abwärts gehen. Ich sing', ich jauchz', ich freu' mich sehr, doch das natürlich leise. Gleich stirbt ein schöner, böser Mann auf wunderliche Weise. Doch was ist dies?
Am Rand des Zimmers steht ein Bett, und dieses ist nicht leer. Wäre ich ein dummer Narr, dann fragte ich mich: Wer? Nur Jared ist kein dummer Narr, er ist weise und auch klug. Hier schläft das fiese Dirnenkind, was ein prächtiger Betrug. Nun muss ich mich entscheiden.
Erst stirbt der Mann, dann stirbt das Kind, die Wahl ist doch so einfach. Denn wenn der Mann doch zieht sein Schwert, dann gibt es Jared zweifach. Nun Messer raus und auf die Tür.
Der Narr, der reimt, der Narr, der singt, der Narr ist bester Dinge. Und nun, im Licht des Kerzenscheins, versenk' ich meine Klinge!