2 Tage? Mindesten 2 Wochen, und eine Ehe ist dabei auch auseinandergegangen!1
Die Gerüchte und Erzählungen, die man sich noch weit nach dem Konvent erzählte, sprachen von zwei Wochen. Schaut man allerdings in die offiziellen Chroniken, die in schweren, natürlich metallbeschlagenen Büchern im Gildenhaus des Ordens in Tiefwasser zu finden sind, so stehen dort Angaben, dass die gesamte Versammlung lediglich eine Woche dauerte. Davon entfiel ein ganzer Tag auf die leidige Namensfindung, die aber den Aufzeichnungen nach am Ende mit 153:18 Stimmen angenommen wurde.
Zwei der achtzehn Gegenstimmen hängen in der Tat mit der gescheiterten Ehe zusammen, die du erwähnt hattest. Konkret handelt es sich hier um den schon lange in Tiefwasser ansässigen Metallschmied Elsink „Harnischmacher“ Termoil und seine Frau Nella, die als gelernte Schmiedin und Vorsitzende der „Vereinten Grobschmiede der oberen Schwertküste“ ebenfalls stimmberechtigtes Mitglied der Vereinigung war. Unter den örtlich Ansässigen munkelte man schon länger, dass es um die Beziehung nicht zum Besten steht.
Grund für die eheliche Krise war die gemeinsame Tochter Dorota, die doch tatsächlich seit nun rund sieben Monaten mit Barl Aralzin anbandelte, seinerseits der Sohn von Feinschmied Sawwa „Goldhand“ Aralzin und beruflich auf den Spuren seines Vaters unterwegs. Die Abneigung der beiden Väter gegeneinander versteht sich von selbst – was können ein Feinschmied und ein Metallschmied schon miteinander anfangen? Dass nun aber noch seine Tochter, die doch als Erbin der Schmiede vorgesehen war, mit dem Sohn des eingebildeten Snobs Aralzin verkehrt, das geht nun wirklich über die Toleranzgrenze eines Termoil hinaus.
Und als wäre das nicht schon genug Last auf der Seele eines viel beschäftigten Metallschmieds, stand seine Frau Nella die ganze Zeit auf Seite der eigenen Tochter und unterstützte sie in allen Belangen ihres privaten Glücks. Endlos wurde des Abends im Haushalt Termoil diskutiert, welch eine Unverschämtheit gegenüber dem eigenen Vater doch der Umgang mit einem Feinschmied-Sohn bedeutete. Aber Frau und Tochter hielten dagegen, sodass es geschah, dass wenige Tage vor Start des Konvents der verhasste Barl mittels eines wunderschönen, filigranen Rings um die Hand Dorotas anhielt. Ein Ring – von Sawwa Aralzin eigenhändig geschmiedet!!!!! Die Nachbarn wissen von einem Wutausbruch des alten Elsinks zu berichten, der im halben Ostviertel der Stadt zu hören war.
Und so kam es dann während der Versammlung zum wortreichen Bruch der Eheleute Termoil, als Elsink in seinem Redebeitrag, der ihm als alteingesessener und einflussreicher Schmied selbstverständlich zugestanden wurde, sich in üblen Beschimpfungen über Feinschmiede im Allgemeinen und Aralzin und Barl im Speziellen erging. Der Auftritt ihres Mannes war Nella sichtlich unangenehm, und nach 10 Minuten unterbrach sie ihren Mann in seiner Tirade, und kündigte mit fester Stimme an, das gemeinsame Haus zu verlassen und mit Tochter Dorota bei den eigenen Eltern draußen vor den Toren der Stadt unterzukommen.
Es gab ein Wort das andere, und Nella Termoil stürmte unter den verständnisvollen Blicken aller Anwesenden erbost aus der Versammlung. In der anschließenden Abstimmung über den Namen des Ordens reichte Elsink seine Ablehnung ein, die Feinschmiede überhaupt in den Namen aufzunehmen. Die Stimme seiner Frau wurde wegen ihrer Abwesenheit formal als Ablehnung gewertet, auch wenn man sich erzählt, dass die Wahlvorsitzende mit Blick auf den grimmig dreinschauenden Elsink Termoil für alle deutlich hörbar äußerte, dass Nellas Stimme sicherlich eine Zustimmung gewesen sein möge.
Vom anwesenden Sawwa Aralzin vernahm man während des gesamten Tages kein einziges Wort.
Hach, die Geschichte der Versammlung erzählt sich quasi von selbst …