Um auch meinen Senf dazuzugeben:
HdR war mein erstes Fantasybuch. Der erste Band auf Deutsch, die letzten beiden auf Englisch (wie's in der Bibliothek halt grade vorhanden war...
). Und ich halte es nach wie vor für den besten Fantasyroman, den es gibt. Weil man merkt, daß hier sich jemand lange und intensiv drüber Gedanken gemacht hat und Mittelerde einfach *glaubhaft* rüberkommt. Sich eine Welt und die Sprachen samt Geschichte dazu auszudenken, ist ja inzwischen Mode bei Fantasy (Geschichte vielleicht noch eher als Sprache
), aber bei Tolkien merkt man irgendwie, daß hier die Geschichte *vor* der Handlung des Buches da war. Mittelerde existiert nicht einfach, um dem HdR ein bißchen Hintergrund zu verschaffen, sondern aus der Welt von Mittelerde ist halt eine Geschichte mal ausführlich erzählt worden.
Die meiste Fantasy heute mag ja nette Unterhaltung für einen Abend pro Buch sein (Drizzt
), aber es fehlt mir irgendwie ein bißchen was dahinter. Im Fantasybereich kommen von dem, was ich kenne, vielleicht LeGuins Erdsee und Moorcocks Elric mit (Corum hab ich noch nicht gelesen) - da lese ich an utopischen Sachen lieber Science Fiction, da ist die Chance auf ein intelligentes Buch bedeutend höher. (Sorry.) Wie gesagt, Tolkien hebt sich da etwas wohltuend von Sword&Sorcery bzw. Hack&Slay ab.
Jedenfalls ist die Geschichte vom Kampf des Guten gegen das Böse selten schöner erzählt worden - und selten mit einem besseren Ende. So wie das Buch in einer locker-fröhlichen Alltagswelt beginnt, kommt es zum Schluß nach der ganzen Heldenspielerei auch wieder in einer normalen Umgebung an.
Das mit dem langsamen Beginn fand ich weniger (Bilbos Geburtstagsparty war eher interessant
), da gab's später zwei, drei Stellen, an denen ich mehr Probleme hatte. (Die Hügelgräber - ich hab nicht mehr durchgesehen, was wo wie passiert - und Frodo&Sam alleine nach dem Tod Boromirs waren etwas anstrengend.)
Mit den Gedichten hab ich mich anfangs auch nicht recht anfreunden können - dafür fand ich einige dieser Beschreibungen genial. Vor allem: Gimli beschreibt Legolas die Glittering Caves (oder so, die Höhlen
in Helm's Deep). Einfach phantastisch!!!
Und das Silmarillion: Fand ich eher spannend, ich bin das Lesen von Geschichtsbüchern ja gewöhnt.
Und einige der Geschichten - Beren und Lúthien, Narn i Hîn Húrin z.B. - hätten es wirklich verdient, mal ausführlich erzählt zu werden. Da ist ja schon die Materialsammlung eine tolle Geschichte.
Dem Hobbit merkt man ja noch das Kinderbuch an (Zwerge mit blauen Bärten
). Allerdings wird auch der Hobbit - wie HdR - gegen Ende zunehmend dunkler und, naja, heldischer eben.
Also: Tolkien ist einer meiner Lieblingsautoren (ich habe keinen einzelnen). Und in der Fantasy steht er mit großem Abstand an der Spitze.
Cas