Chinasky
Dirty old man
- Registriert
- 01.10.1999
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- 10.809
@Sylvana: Wenn's darum geht, den Christen eins auf die Mütze zu geben, und dann am besten noch in Form von Bibelzitaten, dann bin ich normalerweise gern vorneweg dabei. Allerdings ging es mir mit meiner Verwendung des Begriffes "christlich" nicht darum, inwiefern die Bibel in sich selbst konsistent sei, ob es da Widersprüche usw. gebe.
Wennn z.B. Cas oder ein beliebiger anderer Christ hier im Forum sich die Mühe macht, so wird er sicherlich Dutzende von Bibelstellen finden, in welchen Liebe, Mitleid, Nächstenliebe usf. eine gewichtige Rolle spielen. So kommt man dann schlecht weiter. Die Bibel ist viel zu umfangreich, als daß nicht jeder, der nur lange genug suchte, genau diejenige Passage fände, die gerade seinen Standpunkt belegt.
Ich sprach allerdings von "christlich", nicht von "biblisch". Und ich meinte damit eine gewisse Denkrichtung in der philosophischen Ethik. Wir alle haben doch, wenn wir nicht - wie Elanor - den Begriff "christlich" als ein negatives, beleidigendes Attribut verstehen, schon ein gewisses Bild von "dem Christlichen" vor Augen. Meist wird die Kirche von ihren Gegnern an diesem (Ideal-) Bild gemessen und für zu leicht befunden. Selbst "Ungläubige", Atheisten usw. meinen i.d.R. zu wissen, was denn ein wahrer Christ sei, oder nicht? So, wie wir ja auch alle ungefähr wissen, was wir uns unter einem "Aufschneider" vorzustellen haben, und einen solchen selbst dann enttarnen, wenn er schon seit Wochen nichts mehr aufgeschnitten hat und generell eine Abscheu gegenüber Schneideinstrumenten hegt...
Hier im Thread geht es um die Antworten auf die "großen Lebensfragen", welche die Forumler sich selbst so geben. Da versuche ich nun, anhand ihrer Äußerungen herauszufinden, aus welcher Denktradition, aus welcher Richtung/Ecke/Schublade sie zu ihren ganz persönlichen ethischen Grundsätzen gelangt sind. Hier gibt es dann für mich so ganz grobe Einordnungsschablonen. So würde ich z.B. die Schablone "Gerechtigkeit" der sozialistischen Denkschule zuordnen, die Schablone "Freiheit" der liberal-humanistischen Denkschule, die Schablone "Funktionstüchtigkeit" der utilitaristischen Denkschule und die Schablone "Mitleid" der christlichen Denkschule...
Rücksichtslosigkeit, Verachtung, Rassismus, und was Du sonst noch in der von Dir angeführten Bibelpassage an Ansätzen gefunden zu haben meinst - sie alle sind nicht gerade genuin christlich. Im Zentrum der christlichen Lehre steht ein an der Unvollkommenheit der Welt leidender Gottessohn, der sich aus Mitleid mit der Menschheit selbst opfert. Und zwar opfert er sich, weil eben diese Welt so unvollkommen und sündhaft ist, was man auch mit Elanors Formulierung "krank" umschreiben könnte. Die Lösung, die Gott (Jesus) für dieses Problem der Schwäche und Krankheit der Welt hat, ist nicht, wie im alten Testament bei Sodom und Gomorrha oder der Sündflut, diese Welt zu vernichten, sie also von aussen zu betrachten und als "Ausschussware" zu klassifizieren. Sondern Gott/Jesus leidet selbst an dieser Unvollkommenheit. Er leidet mit! Und er versucht, diese Krankheit der Welt durch sein eigenes Opfer zu heilen.
Hier haben wir also ein starkes Engagement angesichts eines als schlimm empfundenen Zustandes. Darin liegt der Kern des christlichen Denkens, und nur um diesen Kern ging es mir.
Dieser geistige Kern nun steht einer vollkommen anderen Herangehensweise gegenüber, wie sie Ocard andeutete. Nämlich derjenigen, zu sagen: Eine kranke, schlechte, miese Welt versuche ich nicht zu retten, denn sie verdient es nicht, gerettet zu werden. Wenn sie tatsächlich so krank wäre, dann sollte man sie lieber gleich entsorgen (vor dieser Konsequenz drückt man sich dann, indem man einfach behauptet, diese Welt sei gar nicht krank und schlecht, sondern eigentlich ganz nett und erfreulich...).
Wennn z.B. Cas oder ein beliebiger anderer Christ hier im Forum sich die Mühe macht, so wird er sicherlich Dutzende von Bibelstellen finden, in welchen Liebe, Mitleid, Nächstenliebe usf. eine gewichtige Rolle spielen. So kommt man dann schlecht weiter. Die Bibel ist viel zu umfangreich, als daß nicht jeder, der nur lange genug suchte, genau diejenige Passage fände, die gerade seinen Standpunkt belegt.
Ich sprach allerdings von "christlich", nicht von "biblisch". Und ich meinte damit eine gewisse Denkrichtung in der philosophischen Ethik. Wir alle haben doch, wenn wir nicht - wie Elanor - den Begriff "christlich" als ein negatives, beleidigendes Attribut verstehen, schon ein gewisses Bild von "dem Christlichen" vor Augen. Meist wird die Kirche von ihren Gegnern an diesem (Ideal-) Bild gemessen und für zu leicht befunden. Selbst "Ungläubige", Atheisten usw. meinen i.d.R. zu wissen, was denn ein wahrer Christ sei, oder nicht? So, wie wir ja auch alle ungefähr wissen, was wir uns unter einem "Aufschneider" vorzustellen haben, und einen solchen selbst dann enttarnen, wenn er schon seit Wochen nichts mehr aufgeschnitten hat und generell eine Abscheu gegenüber Schneideinstrumenten hegt...
Hier im Thread geht es um die Antworten auf die "großen Lebensfragen", welche die Forumler sich selbst so geben. Da versuche ich nun, anhand ihrer Äußerungen herauszufinden, aus welcher Denktradition, aus welcher Richtung/Ecke/Schublade sie zu ihren ganz persönlichen ethischen Grundsätzen gelangt sind. Hier gibt es dann für mich so ganz grobe Einordnungsschablonen. So würde ich z.B. die Schablone "Gerechtigkeit" der sozialistischen Denkschule zuordnen, die Schablone "Freiheit" der liberal-humanistischen Denkschule, die Schablone "Funktionstüchtigkeit" der utilitaristischen Denkschule und die Schablone "Mitleid" der christlichen Denkschule...
Rücksichtslosigkeit, Verachtung, Rassismus, und was Du sonst noch in der von Dir angeführten Bibelpassage an Ansätzen gefunden zu haben meinst - sie alle sind nicht gerade genuin christlich. Im Zentrum der christlichen Lehre steht ein an der Unvollkommenheit der Welt leidender Gottessohn, der sich aus Mitleid mit der Menschheit selbst opfert. Und zwar opfert er sich, weil eben diese Welt so unvollkommen und sündhaft ist, was man auch mit Elanors Formulierung "krank" umschreiben könnte. Die Lösung, die Gott (Jesus) für dieses Problem der Schwäche und Krankheit der Welt hat, ist nicht, wie im alten Testament bei Sodom und Gomorrha oder der Sündflut, diese Welt zu vernichten, sie also von aussen zu betrachten und als "Ausschussware" zu klassifizieren. Sondern Gott/Jesus leidet selbst an dieser Unvollkommenheit. Er leidet mit! Und er versucht, diese Krankheit der Welt durch sein eigenes Opfer zu heilen.
Hier haben wir also ein starkes Engagement angesichts eines als schlimm empfundenen Zustandes. Darin liegt der Kern des christlichen Denkens, und nur um diesen Kern ging es mir.
Dieser geistige Kern nun steht einer vollkommen anderen Herangehensweise gegenüber, wie sie Ocard andeutete. Nämlich derjenigen, zu sagen: Eine kranke, schlechte, miese Welt versuche ich nicht zu retten, denn sie verdient es nicht, gerettet zu werden. Wenn sie tatsächlich so krank wäre, dann sollte man sie lieber gleich entsorgen (vor dieser Konsequenz drückt man sich dann, indem man einfach behauptet, diese Welt sei gar nicht krank und schlecht, sondern eigentlich ganz nett und erfreulich...).
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