Nachteile von BG2? Da kann ich ein Lied drauf singen...
<b>1) Die Story</b>
Der kleine Begriff „Hollywood-Niveau“ sagt eigentlich schon fast alles, angefangen beim Bösewicht. Der werte Herr Irenicus ist nicht etwa eine zwielichtige, hochinteressante Persönlichkeit mit ihren Ecken und Kanten. Im Gegenteil, statt dessen wird seine Charakterdarstellung auf ein minimales Niveau reduziert - Irenicus ist einfach der böse, böse Erzschuft, der nur - wie schon gesagt - von oben bis unten böse ist und außer bösen Gedanken nichts im Kopf hat. Auch wenn er (natürlich ganz am Ende) plausible Motive verpaßt kriegt, er wird einfach als herzloser Schurke hingestellt - schon allein seine Stimme, welche in meinen Ohren noch schleimiger als die von Jürgen Fliege klingt, läßt im Kopfe des Spielers keine andere Vermutung offen.
Ebenso wenig ungeklärte Fragen, Mysterien und Geheimnisse tun sich bei der Hintergrundgeschichte auf. Anders als bei BG 1 oder Planescape, wo mir direkt am Anfang Tausende von Fragen durch den Kopf schossen, war mir in BG2 keine so interessant genug, daß ich sie unbedingt beantwortet haben wollte. Auch wenn durchaus einige ungeklärte Stellen existieren (bleistiftsweise "Was will Irenicus von mir?"), aufgrund seines monotonen Eindrucks brauche ich eigentlich gar nichts mehr von Irenicus zu wissen und besagte Fragen sind mir letztendlich schnurzpiepegal.
<b>2) Die Dungeons</b>
Dieser Punkt bliebt, wie die meisten anderen, jedem selbst überlassen, aber meinereiner, welcher sich schon in diesen Hallen ausgiebig als unverbesserlicher Dungeon-Hasser geoutet hat, kann sich wirklich nicht davon abhalten, darüber herzufallen, daß man in BG2 tagtäglich in irgendwelchen feuchten Grotten unter der Erde herkriecht, anstatt mal einen wunderschönen Spaziergang in idyllischen Waldstrichen zu machen, und dabei dem entspannenden Gezwitscher der Vögel zu hören, was mich in BG1 zum träumen brachte.
Es gibt schon hochinteressante Gewölbe (z.B. D’Arnise-Festung oder Sphäre), aber als Grundsatz gilt: Entweder ist der Dungeon grau und monoton á la Diablo 2 (Umarhügel) oder er ist so quietschbunt (Dimensionsgefängnis), daß man sich eher auf einem LSD-Trip als in einem echten Dungeon fühlt.
<b>3) die Quests</b>
Hier hat sich BG2 nicht am beispiellosen Vorgänger orientiert, bei dem man es hauptsächlich mit peripheren Quests zu tun hatte und die Größeren deshalb um so bedeutender waren. Nein, statt dessen wird bei jeder noch so kleinen Aufgabe gleich das gesamte Pantheon durcheinandergewirbelt. Was in anderen Rollenspielen schon eine echte Besonderheit darstellt, wird in Shadows of Amn zur gewöhnlichen Alltagssache degradiert, weshalb alle Quests einem mehr oder weniger banal vorkommen, was natürlich den Reiz an diesen nimmt.
Nebenbei ist BG2 dermaßen mit Aufträgen vollgestopft, daß ich in diesem gewaltigen Schwall regelrecht erstickt bin. Ich konnte keinen Schritt tun, ohne daß ich wieder einer Person begegnetet, die mir sagte, ich solle Dungeon X befreien oder Monster Y abschlachten.
<b>4) die Musik</b>
Eigentlich gar nicht mal so übel. Manche Stücke sind so bombastisch, daß ich am liebsten in Ehrfurcht versenken möchte. Allerdings sind viele Kampfstücke nach dem dreihundertneunundfünfzigsten Male Anhören in meinen Ohren nur noch langweilig und auch wenn ich mal gerade nicht in einem Scharmützel stecke, hätte ich von der Musikuntermalung mehr erwartet. Lediglich alle paar Minuten sind ein paar flüchtige Töne zu hören, die meiste Zeit wandere ich ohne jegliche Untermalung umher. Auch was ereignisorientierte Musikbegleitung angeht, hätte ich wesentlich mehr erwartet. Eine Musik, die sich der Handlung und den Dialogen anpaßt, fehlt nahezu komplett, das einzige, was in der Hinsicht vorhanden ist, sind die Klänge, die ertönen, wenn ein Romance-Dialog mit irgendeinem Party-Mitglied stattfindet.
Tja, es gibt noch mehr Wermutstropfen, auf die ich aber jetzt nicht weiter eingehen möchte, sondern sie nur kurz aufzähle:
- Magiesystem
- Charaktere sind zu mächtig
- AD&D-Regeln der 2. Edition (IHMO sehr unflexibel)
- Herumlauferei
So, jetzt bin ich mit mienem Latein am Ende. Sorry, daß ich mehr als nur einen Nachteil angegeben hab, aber alle vier haben für mich gleichermaßen am Spielspaß gezerrt...