So. Das Wichteln ist eine Weile her, aber ich habe einen Blindtest versprochen. Dieser wurde auch schon vor einer ganzen Weile gemacht, mir kam nur immer wieder etwas dazwischen, um das Ergebnis zu posten.
Dies soll hiermit nachgeholt werden.
In der linken Ecke also: Der Herausforderer. Aus dem fernen Reiche Nippons, mit modernster Technik perfektioniert, gefertigt aus schneeweißer Keramik:
Der Porzellanfilter.
In der rechten Ecke: Der Titelverteidiger. Schon etwas angestaubt, sich nicht zu schade, die Spuren jahrelanger Nutzung stolz vor sich herzutragen, gemacht aus schlichten, ehrlichen Materialien:
Die French Press. FP für Freunde, aber die French Press... hat keine Freunde. Die French Press hat Opfer. Die French Press hat unwürdige Herausforderer, die ihren Platz nicht kennen.
Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich absolut neutral und wertfrei getestet habe
Und zwar mit dem ebenfalls gewichtelten Kaffee "Espresso Boulevard" der in Bochum ansässigen Kaffeerösterei RöstArt. Ein, daran sei kein Zweifel gelassen, absolut fantastischer Kaffee.
In der Vorbereitungsphase macht sich der Porzellanfilter offensichtlich
abhängiger von seinem Zubehör: So werden die speziell entwickelten Kaffeefilter ebenso benötigt wie eine zusätzliche Kaffeekanne, in welche der Kaffee abtropfen kann.
Die French Press
hingegen ist sich selbst genug.
Das Aufbrühen erfolgt bei beiden durch ein kurzes Angießen mit nicht mehr kochendem Wasser und einem halbminütigem Quellen des Kaffeepulvers. Im folgenden Brühvorgang erkennt man jedoch wieder die
mangelnde Selbstständigkeit des Porzellanfilters: Unbedarft, ja beinahe hilflos steht er da, während man vier Minuten lang das Wasser in konzentrischen Kreisen über das Pulver geben muss, stets darauf achtend, nicht den eingelegten Papierfilter zu treffen.
Die French Press nimmt einem diese Arbeit
gerne ab, auf dass man sich wichtigeren Themen widmen möge.
Doch was letzten Endes zählt, ist natürlich der Geschmack. Die beiden Kaffees werden also in
zwei identische Tassen gefüllt (hier angewärmt mit heißem Wasser), deren Böden markiert sind. Vor
den Tester gestellt und...
Das Ergebnis ist eindeutig.
Kaffee A ist zu sauer, trägt eine unangenehme Spur Kaffeesatz in sich und schmeckt gleichzeitig zu schwach als auch zu bitter.
Kaffee B hingegen ist ausgewogen, vollmundig und all das, was ein Kaffee sein sollte.
... und dann kam die Tassenkontrolle.
Es sollte bei dem ganzen Vorspiel ja niemanden mehr überraschen, hm? Die French hat kläglich verloren
Der Porzellanfilter hat eindeutig den besseren Kaffee gemacht.
Ich muss unter Umständen demnächst mal mein Weltbild anpassen.
... Nee, keine Panik!
Der Kaffeesatz brachte mich auf den Trichter, dass Kaffee für einen Porzellanfilter anders gemahlen wird als für eine French Press. Nämlich knapp vierfach feiner.
Entsprechend!
Steht noch ein Test mit jeweils ideal gemahlenem Kaffee für die beiden Kontrahenten aus. Der wird folgen! Irgendwann mal!
Auf jeden Fall aber noch einmal vielen Dank für das großartige Wichtelgeschenk. Alleine das Testen hat höllischen Spaß gemacht, von dem Kaffee und der potentiellen Horizonterweiterung gar nicht zu reden. Vielen Dank
/Edit: Ich bitte die wirren Haare und die MakeUp Reste zu entschuldigen. Die Nacht vor dem Test wurde lang^^