@Ice: Hmm.... ich respektiere Deine rangehensweise und stelle nicht in Frage, dass Du Trump aus der Position eines guten Menschen heraus betrachtest und zu dem Schluss kommst, dass er ein guter Mensch ist. Ich komme von einer anderen Position, nutze bei Trump die gleiche Methode - Beobachtung der Fakten - und komme zu einem Schluss, der uns Trump-bezüglich diametral aufstellt. Trumps eigene Worte und Handlungen, nicht die Interpretation der Medien, ist es was mich letztlich zu dem Schluss kommen lässt, dass er eine schreckliche Person mit einer unbehandelten Persönlichkeitsstörung ist. Arnold Schwarzenegger wäre z.B. viel besser als Präsident, als Trump. Ich finde nicht, dass Arnie Präsident sein sollte, ich stelle das nur mal so in den Raum.
Ich gebe Trump jetzt erstmal ein bisschen Vorsprung. Er macht ein paar Sachen eventuell richtig, die jedoch auch viele andere Leute richtig machen könnten und wesentlich qualifiziertere Präsidenten wären. Dann aber macht er eine Reihe an wirklich unnötigem Unfug. Weil es ihm an Selbstreflektion, Empathievermögen und umfassender Fähigkeit rational zu Denken fehlt.
Mal ein Beispiel: Als Mann in der Schweiz spürst Du das vielleicht nicht so, wenn Du allerdings eine mexikanische Moslem Frau in Amerika wärst, würdest Du die Gewalt die Trump befürwortet und propagiert spüren. Tote durch Neonazis und der Präsident sagt nichts dagegen. Das fühlt sich vielleicht okay an, wenn man weiß ist. Wenn man allerdings zu den Feinden der Neonazis gehört, fühlt sich das alles andere als okay an. Es fühlt sich weniger okay an, je näher man der Gewalt als Empfänger steht oder je mehr oder eher man der Gewalt ausgesetzt ist. Gehört man zu einer herausgestellten Minderheit, die in der Öffentlichkeit stigmatisiert und herabgewürdigt wird, fühlt sich das anders an, als wenn man zur Mehrheit gehört. Zahllose Beispiele bei konsequenter Durchführung dieser Trennung zwischen Mehrheit und Minderheit gibt es in der Geschichte leider genug und leider nahezu immer mit schrecklichen Folgen. Die Geschichte ist auch kein abgeschlossener Prozess. All das gute und schlechte gehört nicht der Vergangenheit an und wir leben nicht in der idealen Jetzt-Zeit. Im Gegenteil: Wir sind gerade dabei die Geschichte für die Bücher von morgen zu schreiben. Dies gibt uns eine Position der Verantwortung. Wir können uns entscheiden die Verantwortung zu akzeptieren oder abzulehnen. Wir definieren durch unsere Taten heute, was für Gutes und Schlechtes morgen in den Geschichtsbüchern stehen wird. Gutes und Schlechtes in diesem Fall ist die unnötige Herabwürdigung von Personen oder weiter gegriffen Lebewesen. Eine Herabwürdigung die einerseits nicht geschehen sollte, denn die Würde des Menschen ist unantastbar, die andererseits aber geschieht und von uns akzeptiert wird. Vor allem, weil nicht jeder die Herabwürdigung gleich erfährt.
Es gibt nur zwei Wege die Gewalt gegenüber Schwächeren zu verstehen. Erstens: Einer der Schwächeren zu sein, sie zu erleben und dann psychologische Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Beispiel bei einer einmaligen Gewaltanwendung: Ein Opfer verzeiht einem Täter, damit der Gedanke an den Täter das Opfer nicht mehr belastet und das ehemalige Gewalt-Opfer ein normales Leben leben kann. Der zweite Weg, wenn man nicht zu einem Opfer von Gewalt gehört, also man Beobachter oder Partizipient ist: Man muss die Gewalt kognitiv auffassen, die Konsequenzen der Gewalt intellektuell begreifen. Letzteres ist allerdings Arbeit und wird nie von alleine passieren. Im Gegenteil, im Rahmen der sozialen Erwünschtheit nutzt unsere menschliche Psyche Verdrängungsstrategien um die kognitive Dissonanz auszugleichen. Eine kognitive Dissonanz zu addressieren führt in der Regel zu Resilienz und Dekompensationsverhalten. Anders formuliert: Man spürt erstmal nichts von der Gewalt, wenn man am längeren Hebel sitzt. Wird man darauf angesprochen, wird man trotzig und wütend. Der einzige Lösungsweg ist, den Menschen die es wollen Selbstreflektion zu ermöglichen oder wie in der Werbepsychologie eine Marke mit neuen sozialen Normen zu erschaffen oder per Gewalteinwirkung die sozialen Normen neu zu gestalten. Letzteres sollte in einer Welt des aufgeklärten Denkens nicht passieren, trotzdem ist es für eine funktionsfähige Gesellschaft notwendig. Randbemerkung, anderes Beispiel: Für eine Kuh ist der Moment der Schlachtung der blanke Terror, für uns Menschen ist ein Ledergürtel ein hochfunktionales praktisches Accessoir und der Rinderbraten eine schmackhafte Wahl. Zwei Seiten einer Entscheidung die nicht notwendige Gewalt beinhaltet. Ich sage nicht, dass die Gewalt falsch ist, ich bebildere nur das Prinzip der Gewalt.
Trump also. Lass es erstmal psychische Gewalt sein oder die Forderung von Gesetzeslage. Das ist schlicht ungerecht und undpräsidiales Verhalten. Er entwertet Frauen, stellt Moslems unter Generalverdacht Verbrecher zu sein und Mexikaner macht er zum Sündenbock des Landes. All das in seinen eigenen Worten. Schaust Du jetzt in der Schweiz als Mann in den Spiegel, merkst Du davon nichts und kannst Dir einfach sagen: "Ja, so ein schlimmer Finger ist er doch nicht, weil er sagt was er denkt. Er ist geradeaus und ehrlich." (Unterpunkt Ehrlichkeit: Er lügt gefühlt alle zwei Minuten, seine Aussagen und die Fakten lassen sich abgleichen, das ist so.) Du kannst die Situation der muslimischen Mexikanerin in Amerika nicht fühlen. Denn wenn diese unter der Ära Trump in den Spiegel schaut, sieht sie all das, gegen das Trump Aggressionen legitimiert. Wenn sie einkaufen geht oder die Öffentlichkeit betritt spürt sie diese Aggressionen. Wer so eine Agenda wie Trump vertritt, dem nützt es auch nix zu sagen: "Ich kenn aber einen Mexikaner oder ich kenn einen Moslem, die sind okay, aber ...." Denn dieser Satz entkräftigt nicht den Generalverdacht und die Erniedrigung, die Trumps sonstige Verhaltensweisen beinhalten. Erstmal ist es verbale Gewalt, dann ist es unbekämpfte physische Gewalt und letztlich politische Gewalt. Alles entsteht im Oberstübchen, wird in Worte und dann in Taten umgesetzt. Trump ist keine gute Führungspersönlichkeit. Er macht, was man in der Rolle einer Führungspersönlichkeit nicht machen sollten.
Ich fasse es mal in einem Wort zusammen: Menschenfeindlich.
Oder in einem kleinem Satz: Trump mangelt es an einer rationalen Denkweise die gleichzeitig Mitgefühl integriert.
Man kann ja sogar seine Ideologie oder Philosophie oder Weltanschauung in seinen Büchern nachlesen. Ich habe einen echten Trump gelesen und kann es als Lektüre empfehlen, so wie ich die Bild Zeitung empfehlen würde: Gar nicht oder zum Verständnis auf eine skurrile Weise, dann schon. In seinem Selbstbild und Weltbild fasst er sich als guten Menschen auf. Allerdings sind seine Werte sehr schwankend und als Kür zerstört er nebenbei auch mal eine Existenz oder ein Projekt. Weil die Personen "zu schwach" waren. Jeder qualifizierte Psychologe kann Dir aus Trumps Verhalten sein Störungsbild zusammenzimmern. Trump ist eine so öffentliche Person, dass man keine dritte Institution wie die Medien benötigt um ihn zu wahrzunehmen, analyisieren und zu verstehen. Das ist, was Trumps Aktionen immer wieder gemein haben. Für das eigene Fortkommen, für den eigenen Erfolg, ist er bereit menschenfeindlich zu agieren. Selbst, wenn es nicht notwendig ist. Einem Menschen seiner Würde zu berauben, das sollte nicht geschehen. Vor allem wenn es nicht notwendig ist.
Hier mal anhand eines Witzes: (Der Witz ist jetzt schon erzählt, dann kommt die Nachbehandlung der Folgen des Witzes.) So ein Witz, dass eine Frau an den Herd gehört oder über Homosexuelle, das ist vielleicht lustig als heterosexueller Mann. Als Frau oder Homosexueller kann es durchaus sein, dass der Witz nicht lustig ist. Dann kann man als Witzerreißer wieder sagen: "Versteh halt mal Spaß." oder Empathie und Einfühlvermögen für die Probleme der Benachteiligten empfinden. Wenn diese Witze bei einer anderen Person Leid erzeugen können, also diese in der Psyche treffen, alleine wegen der Default-Situation in die sie geboren sind, wenn man als Witze-macher nicht in der Default-Situation ist und man per se das Leid nicht spüren kann - vielleicht sollte man dann diese Witze einfach überhaupt nicht machen. Und so wie man, um unnötiges Leid zu vermeiden, manche Witze besser einfach nicht macht oder bestimmte Denkweisen lieber weg lässt, bevor man sie unbewusst benützt und Schaden zufügt - genau so sollte Trump bestimmte Schlüsse besser sein lassen, bestimmte Worte, bestimmte Aktionen, bestimmte politische Entscheidungen. So ein Witz über eine Frau, den man in einer Männergesellschaft macht, mag vielleicht erstmal Teil der Strukturen legitimierter Herabwürdigung sein. Doch wie groß ist der Schaden? Es ist höchstens der Nährboden auf dem dann später Entscheidungen getroffen werden oder die Reflektion einer Geisteshaltung. Oder die gegenseitige soziale Bestärkung einer Geisteshaltung durch Humor. Doch Trump macht keine Witze am Stammtisch in Männergesellschaft. Sein Verantwortungsbereich und Job ist die Präsidentschaft von Amerika. Der Stammtisch ist die Öffentlichkeit und die Gesellschaft auch. Er hat eine Autoritätsfunktion, der er meiner Meinung nach nicht mit der gebührenden Verantwortung nachkommt. Um meine Aussage zu belegen, benötige ich nichts weiter als Trumps eigene Worte und Handlungen.
Das ist jetzt alles nur ein kleiner Unterpunkt warum ich Trump nicht mag.
Hier noch ein generelles Schlusswort, was meinen persönlichen Leitsatz in abstrakter Form formuliert: Rationales, empathisches und zielführendes Denken und Handeln schließen einander nicht aus. Ethik, Ästhetik und Funktionalität können Qualitäten eines Produktes, eines Gedanken oder einer Handlung sein. Müsste ich priorisieren würde ich sagen: Ethik und Funktionalität streiten um die ersten zwei Plätze. Ästhetik ist tertiär, obwohl im Rahmen der Funktionalität notwendig. Ich hatte mal einen Professor, der gemeint hat, wenn die Ästhetik und Funktionialität beide vorhanden sind, entsteht eine dritte Qualität. Die Qualität die ich hoch schätze ist also die Integration von Ethik, Funktionialität und Ästhetik.
Wenn man Trumps Worte und Aktionen aneinanderlegt, wie Beweise bei einem Tatort. Dann nimmt man diese Beweise und überprüft sie. Die Kriterien für die Prüfung sind Ethik, Ästhetik und Funktionalität, dann kommt kein gutes Ergebnis raus. Ich habe irgendwann aufgehört Trump aktiv zu verfolgen. Vor ein paar Monaten. Letztes Jahr habe ich das noch getan, Anfang des Jahres ebenfalls. Ich habe nicht die Medien verfolgt, sondern Trumps Aktivitäten selbst. Allerdings ist es ein solch repetetives Trauerspiel, das zu verfolgen keinen Nutzen bringt. Außer es käme zu einer klaren Wende in der Ära Trump in Amerika. Momentan hoffe ich, dass es zwischen Nordkorea und Amerika nicht zu Eskalationen kommt.