@ Azariel & Sylvana
Tja, da habe ich eure, Gimlings, & Hanks Aussagen und Forderungen zusammengezogen, sorry. Was das GG angeht, das verbietet mitnichten den Kommunismus, eigentlich verbietet es, ihn zu verbieten (Glaubens- und Gewissensfreiheit).
Es gibt derzeit auch zwei aktive kommunistische Parteien:
- die DKP, die den Sozialismus durchsetzen will (ihr Vorläufer, die KPD, wurde in 1956 verboten, viele Mitglieder als verfassungsfeindlich eingestuft und zu Gefängnisstrafen verurteilt. Aber das ist wohl ein anderer Topic).
- die MLPD, die sich die Diktatur des Proletariats auf die Fahnen geschrieben hat.
Die mögliche Verfassungsfeindlichkeit und Bedrohlichkeit beider Parteien ist umstritten, politisch sind sie derzeit vergleichsweise bedeutungslos. Das *Verbieten* einer Partei aus Verfassungsgründen ist in Deutschland rechtlich und politisch ziemlich schwierig - eine Lehre aus der Weimarer Republik und dem "Dritten Reich".
Was meine Vergleiche des Verbots von Religionskontakten (und -unterricht) für Jugendliche mit "1984" etc. angeht, so habe ich vielleicht die Argumente mehrerer "Gegner" zusammengezogen. Für mich blieb - vor allem wegen der Aussagen von Sylvana, Azariel und Hank - Folgendes hängen:
Die religiösen Schriften (vor allem das AT der Bibel), deren Auslegung und die Überzeugungen des Christentum haben vielfach zu von Kirchen und Politikern (oder Herrschern) verursachten Kriegen und Massenmord geführt. Deshalb wäre es wünschenswert, Kindern bis ca. 16 Jahren den Zugang dazu ganz zu verwehren - da sie sonst der Gefahr der Indoktrination ausgeliefert werden.
Meine Gegenthese war, dass Weltanschauungen wie die Aufklärung und der Kommunismus ebenfalls entsetzlich viele Menschenleben gekostet hätten, also ebenfalls von ihnen ferngehalten werden müssten. Da wir als Demokraten aber politische Bildung wollen, wo sollen wir die Grenze ziehen und wer überwacht diejenigen, die diese Grenze ziehen?
Die Schriften des Aristoteles zu Logos, Ethik und Politik haben (neben denen anderer griechischen Philosophen wie Platon)) die humanistischen Weltanschaungen und den Kommunismus mitgeprägt - wie auch das AT das Christentum, also weg mit den "falschen Stellen".
Der Hinweis auf 1984 und Brave New World war polemisch? Klar, aber IMHO in der ursprünglichen Fassung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Polemik. Ich *forderte* es ja nicht, ich dachte es zu (einem bösen) Ende.
Ergänzung:
"Religionsverbot" für Kinder ist Unfug, es würde (ebenso eine "Politikeinschränkung") zumindest gegen GG Artikel I Abs. 4. (Glaubens- und Gewissensfreiheit) und Abs. 5. (freie Meinungsäußerung) verstoßen.
<b>KORREKTUR Ich habe jetzt (auf Chinaskys Bemerkung weiter unten hin) auf Seite 5 dieses Threads gelesen, dass er "sämtliche Religions-Unterrichtsarten für Kinder unter 14 Jahren" verbieten lassen möchte, da es gegen die freie Religionsausübung verstößt - insofern ist meine Formulierung unzulässig. Oh Mann, das entwickelt sich hier ja zur "Stillen Post".</b>
Da es im GG bedauerlicherweise
kein "Recht auf Rausch" gibt, erübrigt sich ISNHO ein Vergleich mit dem Thema Jugendliche und Alkohol/Drogenkonsum...
Wie vermeiden wir also religiös begründete Gewalttaten? Das ist nicht nur Sache der Kirchen, sondern auch eins der Politik - s.o.: Die Aufklärung und Massenmord. Entscheidend ist es also, keine religiösen "Gründe" für Krieg und Gewalt vorzuschieben. Von staatlicher Seite ist ein strikter Laizismus gefordert, der sich in Westeuropa inzwischen auch schon ziemlich durchgesetzt hat. Inwieweit politische Parteien dann noch mit dem "großen C" Stimmung machen dürfen, wäre IMHO eine andere Diskussion. Bedauerlicherweise befinden sich die USA ("God's own Country") derzeit eher auf dem umgekehrten Weg - und waren, auch historisch bedingt, nie wirklich laizistisch. Fundamentalistisch-christliche USA (incl. u.a. Abschaffung des Frauenwahlrechts) wurden schon vor ca. 20 Jahren von div. "political fiction" Autoren beschrieben und lassen mir so ziemlich das Blut gefrieren.
Um so wichtiger, dass die christlichen Kirchen insgesamt entschieden dagegenhalten, was z.B. die katholische Kirche in puncto Irakkrieg ja auch getan hat. Das wird aber nicht damit erreicht, dass man in der Politik direkt mitregiert ("zum Schluß hat alles schmierige Finger"), sondern die klare Trennung als Chance der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit begreift. In Gottesdiensten, Bibelstunden und dgl. ist die (selbst)kritische Auseinandersetzung mit den Forderungen und Aussagen des AT und z.B. den von Sylvana angesprochenen NT-Aussagen in den Paulus-Briefen deutlich zu machen. Einrichtungen wie Feldgeistliche in Armeen sind IMHO ziemlich suspekt, Aktionen wie das "Segnen" von Kanonen udgl. sollten sofortige Suspendierung, Disziplinarverfahren und im Extremfall die Aberkennung des Priesteramtes nach sich ziehen (da lob' ich mir doch mal die hierarchische Struktur der kath. Kirche!
) Fürstbischöfe mit weltlicher Gewalt wie im Mittelalter gibt's inzwischen gottseidank nicht mehr (sieht man mal von Papst und seinen 150(?) Schweizer Gardisten ab) und ein päpstliches <i>"Deus lo vult"</i> sehe ich derzeit nicht kommen.
Religiöse und politische Schriften, die (nach unserer heutigen Ansicht) verkehrt *ausgelegt werden könnten*, werde aus gutem Grund nicht zensiert: GG Artikel 5, Abs. 1.
Verstößt die Bibel möglicherweise gegen Straftatbestände, wie Volksverhetzung, Anstachelung zum Rassenhass oder Ähnlichem? Anscheinend nicht, mir sind ad hoc keine Informationen dazu zugänglich.
@ Durin & Sylvana
Die Bibel - sie ist nicht bei alle christlichen Kirchen identisch(!) und ich beziehe mich auf die katholische Bibel.
Das AT besteht größtenteils aus dem hebräische Tannach (der neben dem Talmud wesentlichen Grundlage des jüdischen Glaubens). Es enthält die Genesis und Prähistorisches (Methusalem, Abraham, die Mythen und Überlieferungen des Zweistromlandes etc.) und div. Propheten und Histörchen, sowie IMHO drei religiös sehr entscheidenden Stellen: Jahwes im "brennenden Dornenbusch", die Sintflut (auf die der "Alte Bund", das Alte Testament Gottes mit Noach folgte), sowie Mose auf Sinai, wo er die 10 Gebote empfängt und den Bund bekräftigt. Anschließend daran das Leben der Juden in Israel und bis zum Ende der babylonischen Gefangenschaft.
Im NT gibt es die Evangelien ("frohe Botschaften"), hier wird die Lebensgeschichte Jesu durch die vier Evangelisten erzählt. In den Evangelien knüpft Jesus an die o.a. drei zentralen Stellen des AT an, wenn er sich als Messias offenbart, den Neuen Bund (Neues Testament) verkündet und u.a. in der Bergpredigt seine Auslegung des Dekalogs (Die Zehn Gebote) verkündet. Des weiteren enthält das NT die Apostelgeschichte und ihre Briefwechsel (also die Lebensgeschichte der "entscheidenden" Zeitzeugen) sowie die Offenbarung des Johannes (wohl eher nicht des Apostels Johannes): Prophetische Visionen, von der die bekannteste wohl die Apokalypse ist. Die Offenbarung war und ist gesamtchristlich umstritten und wird von vielen "Ostkirchen" nicht verkündet bzw. ist aus ihren Bibeln ausgeschlossen.
Damit ist die Bibel als schriftliche Grundlage des Christentums abgeschlossen - das NT wurde im 4. Jhd. in der Westkirche kanonisiert. Inhalt und Reihenfolge der Bücher sind zwischen den christlichen Kirchen aber nach wie vor strittig.
Wohlgemerkt, das auf Jesu Verkündungen aufbauende Christentum bezieht seine Religiösität ganz wesentlich aus dem NT, welches sich zwar auf o.a. zentrale Elemente des AT stützt, aber ganz entscheidend den liebenden und verzeihenden Gott predigt. Eigenständige "Autorität" hat nur das NT (Luther formuliert dies übrigens als "ab der Mitte der Schrift").
In der Heiligen Messe (katholisch) wird dieser Unterschied auch klar: Ihre Liturgie beinhaltet u.a. eine <i>Lesung</i> aus dem Alten Testament (und evtl. eine zweite aus den Apostelgeschichten) sowie wesentlich feierlicher und betonter <i>Das Evangelium nach [Evangelist]</i>, als "Wort des lebendigen Gottes". Der Inhalt wird anschließend in einer Predigt oder (u.a. in Kindergottsdiensten und freieren Formen) auch als Diskussion vertieft - also eher ans Gespräch Jesu mit seinen Jüngern (Gleichnisse und Deutungen) angelegt.
Soweit mein Verständnis der Bibel und ihrer Stellung im (katholischen) Christentum.
Eine gewisse Korrektur
:
Es gibt die mit (in Deutschland) als "evangelikal" bezeichnete, sehr heterogene Gruppierung von Christen, die die Bibel *und nur die Bibel* als Grundlage ihres Glaubens ansehen und sie (AT und NT) vielfach als historisch absolut korrekt (bis hin zu den sieben Tagen der Genesis) verstehen, sie haben derzeit in Amerika zunehmend religiösen und auch politischen Einfluss (Bush) gewonnen.
Trotzdem unterscheiden sie sich IMHO von oft als "fundamentalistische Christen" bezeichneten Gruppen, die über den historischen Anspruch hinaus den Wortsinn des AT auch heute nochals zwingend betrachten und keinerlei Deutung zulassen. Damit kommen sie dann dem "Aug' um Auge" bedenklich nahe und Vergleiche mit fundamentalistischen Muslimen, die die Scharia fordern, bleiben nicht mehr aus.
@ Sylvana
Ich habe nicht auf Godwin's Law zurückgegriffen, ich habe Sambucos Anrufung desselben erläutert und nachfolgend relativert: [thread]29867[/thread] War ich nicht deutlich genug? Ich habe keine weitere Ausführungen zu "Christentum (nicht Christen als Personen!) & Nazis" mehr gemacht, weil ich persönlich dazu den Rand voll hatte, nicht wegen irgendeines "Gesetzes".
Meine "Gebetsmühlen"-Bemerkung zu deiner Frage an Tirion war wohl "unter der Gürtellinie": Ich habe mich, von meinen zu AT & NT o.a. Standpunkt aus, in eure Diskussion eingemischt.
@ Lara-Mira
Oh ja, sie (sowie evtl. auch vorhandene "Lebensabschnittsgefährtinnen") hat da oft recht heftig reagiert.
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