Diskussion: Religionskonflikt

Eolair

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Hallo Hexe Lisa!
Ich habe Probleme deinem Text in Gedanken zu Antworten. Ich würde gerne auf bestimmte Thesen von dir eingehen, indem ich das Problem speziell auseinander nehmen würde. Da du aber fast nur Verallgemeinerungen in deinen Texten verwendest, fällt es mir sehr schwer eine würdige Antwort zu formulieren.

Solche Sätze wie:
"Man hat sich in Europa daran gewöhnt wirklich allgemein von islamischen Gesellschaften beleidigt zu werden."
Sind für mich auch verwirrend, da ich sicherlich von mir und anderen Bekannten behaupten kann, dass eine "Beleidigungen" von bestimmten islamistischen Gruppen gegenüber der europäischen Kultur uns erst seit kurzem bekannt ist, ich aber trotzdem mir denken kann, dass es andere kultur und politisch besser informierte Individuen gibt, die über die Chronologie dieser "Beleidigungen" von diesen Gruppierungen besser Bescheid wissen als wir.

Es ist auch verwirrend, dass du deine verallgemeinernde Art dann unterbrichst, wenn du von Verunglimpfern der orientalischen Kultur sprichst, und diese dann als von "Einzeltäter und -gruppen" begangen bezeichnest.


Wen und was genau meinst du, wenn du von "der islamischen Welt" und "der westlichen Welt" sprichst?


edit: Schönheitsfehler korrigiert :-)
 

Random

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Zu den "Beleidigungen westlicher/europäischer Kultur" durch Moslems: Da kann ich Lisa schon zustimmen. Mobs von bärtigen Männern, die mit ihren Kalaschnikows in die Luft ballern, US- oder, je nach Tagesform und/oder Verfügbarkeit, auch beliebige andere westeuropäische Flaggen verbrennen, Politikerpuppen anzünden und antiwestliche Parolen brüllen sieht man aus den Palästinensergebieten, dem Iran, Saudi Arabien, Malaysia und vielen anderen islamischen Ländern seit Jahrzehnten und nicht erst seit 2001. Wir haben uns daran gewöhnt, niemand hier wird sich deswegen ernsthaft aufregen oder sich beleidigt fühlen - einfach, weil diese Mobs nicht ernstgenommen werden. Ich wage allerdings nicht mir vorzustellen was wohl in Teheran, Riad oder Damaskus los wäre, wenn sich ein Demonstrationszug in Kopenhagen, Berlin oder Rom ähnlich aufführen würde.
 

Eolair

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Ich weiß nicht, wie es mit den genannten Städten steht, aber unter diesem Link findest du viele Gruppen, die in ihren Städten regelmäßig mitunter gegen den Islam demonstrieren.

Da fällt mir noch ein Link zum Thema "der islamischen Welt" ein. Hier ein Link zu ihrem Forum.


edit: Falscher Link.
 
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Val

Amazing lolcat
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mhm ich hab im Radio gehört, dass Bildung Elementar wichtig ist (Jesus Camps beweisen, auch wenns und gut geht und wir gebildet sind, können wir immer noch abdrehen), dass war so ein Interview von einem der "dort" (ich weiß jetzt nicht mehr genau wo es war) unterrichtet hat.

Dieser Herr hat gesagt: Gefährlich sei es eigentlich nicht, außer amerikanische Soldaten, diese seien Magneten für Terroristen und würden auch manchmal schießen, in der Angst es mit Terroristen zu tun zu haben...

Nur mal so als Gedankenfragment oder Denkansatz
 

Hexe Lisa

Hexenmeister-Paladina
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@Eolair: Du solltest einfach der Punkt und Kommasetzung folgen, dann ist es auch einfacher einen Text inhaltlich zu verstehen. Aus welcher Region stammst du?

Edit: Ich habe heute keine Nachrichten mitbekommen, was hat denn der türkische Ministerpräsident wieder verzapft?
 
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David

Moderner Nomade
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Meinst du den Konflikt mit den Franzosen?
Die Franzosen haben ein Gesetz auf den Weg gebracht, wonach das Leugnen des Völkermordes an den Armeniern unter Strafe gestellt wird, was die Türken natürlich zur Weisglut treibt. :rolleyes:
Ist mir echt schleierhaft, wie man auch nur über einen EU-Beitritt der Türkei nachdenken kann, solange sowas möglich ist. :confused:
 

Chinasky

Dirty old man
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David: Wenn Du Deinen Spiegel-Link aufmerksam durchgelesen hast, dann dürfte klar werden, daß es sich nicht um einen "Spot" der rechten Jugendorganisation handelte, sondern um ein Video, das von einer anti-rassistischen Organisation an die Öffentlichkeit lanciert wurde. Von den Karrikaturen ist wohl auch nicht viel zu sehen (so jedenfalls hieß es heute in einem Radiobeitrag vom Deutschlandfunk), sondern es sind vor allem gröhlende, feixende und besoffene Halbstarke eben dieser rechten Jugendorganisation zu sehen, die da einen "Wettbewerb" untereinander veranstalten. So, wie vielleicht linksorientierte Jugendliche sich obszöne Witze über Bush oder Merkel ausdenken könnten...

Damit will ich nix verteidigen, nur eben klar stellen, daß es sich nicht um einen extra zu Provokationszwecken hergestellten "Spot" handelte.


@Rote Zora: Weitestgehende Einigkeit. Aber es ist etwas anderes, ob ich das Symbol für eine Idee (und nichts anderes sind Jesus und Mohammed) karikiere, oder ob ich eine Person karikiere. Ich halte diese Unterscheidung für grundlegend und extrem wichtig! Weder Jesus noch Mohammed sind lebende Personen, auf solche Mantras wie "Jesus lebt" lasse ich mich persönlich übrigens auch nicht ein. Wer sich persönlich beleidigt fühlt, der soll gefälligst auch als Person sich an die Gerichtsbarkeit wenden. Jesus darf also als Platzhalter für eine Idee ebenso verarscht - Pardon, die Damen! - werden wie Karl Marx, Darwin oder meinetwegen auch Voltaire (falls das jemand nötig haben sollte - nur zu!). Beleidigen kann man nur Personen, keine Ideologien!

Derjenige, der sich persönlich gekränkt fühlt, wenn man sich über die Idee lustig macht, der er anhängt, der outet sich damit als Ideologe. Das ist für mich wirklich kennzeichnend: sich als Person mit einer Idee soweit zu identifizieren, daß man sie nicht mehr als ebensolche wahrnimmt.

Wir schaffen es nicht, unsere westlich-säkularen Werte zu verteidigen, wenn wir diese Trennlinie nicht klar aufzeigen. Der Islam ist eine Idee wie der Kommunismus, der Faschismus, das Christentum oder der Glaube an die Heilkraft von Halbedelsteinen unterm Kopfkissen. Ideen müssen prinzipiell und schrankenlos kritisiert werden können. Es darf keine Form (von der gewaltsamen mal abgesehen) der Kritik an Ideen verboten werden. Und es muß dabei egal sein, wie sehr sich die Anhänger einer Idee mit ihr identifizieren. Auch die Kommunisten identifizierten sich extrem mit ihrer Idee. Was am Ende dabei rauskam, waren die Hexengerichte in den K-Gruppen der 70er Jahre und in Konsequenz dieser Geisteshaltung dann die Baader-Meinhof-Bande. Ich hab noch WGs miterlebt, wo man mich grün und blau geprügelt hätte, wenn ich dem Mao-Poster in der Gemeinschaftsküche ein Hitlerbärtchen angemalt hätte.

Man sollte hier sehr genau überlegen, inwieweit man sich aus Angst vor der Eskalation selbst beschränkt. Ich glaube nicht an die segensreiche Wirkung solcher Selbstbeschränkung. Ich bin der Meinung, daß wir hier der Konfrontation nicht ausweichen können und dürfen. Und eine Sonderbehandlung religiöser Gefühle lehne ich strikt ab. Ich sehe darin keinen Sinn und halte so eine Sonderbehandlung für ungerecht. Daher halte ich auch unseren Lästerungsparagraphen 166 für grundfalsch und gefährlich.


Edit: Hier der SPON-Artikel zu der fanzösisch-türkischen Angelegenheit:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,442264,00.html

Meine Meinung: So ein Anti-Leugnungs-Gesetz ist dämlich. Es ist ähnlich dämlich wie unsere hiesigen Gesetze bezüglich des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole, der Ausschwitz-Lüge usw. Als wenn man derartigen Schwachsinn nicht besser mit dem Einstehen für die korrekten Tatsachen begegnen könnte! Die Franzosen enttäuschen mich hier, ein Gesetz gegen eine bestimmte Aussage ist doch lächerlich!
 
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David

Moderner Nomade
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Stimmt, ich hatte das zuerst so verstanden, das es ein Spot der Rechten wäre, aber es war ein Film ÜBER die Rechten, die ne Art Karikaturenwettbewerb veranstaltet haben.

Wie gesagt: Eigentlich völlig harmlos, ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn eine rechte Partei ganz gezielt so eine Kampange veranstaltet, um den Ausländerhass über den Hass der radikalen Islamisten auf den Westen zu schüren.
 

Hexe Lisa

Hexenmeister-Paladina
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@David: Es war wohl dieser Börsenvereins-Chef gemeint (kurzes Gespräch mit Bekanntem). Damit sollte sich die Türkei wohl hoffentlich für die nächsten 25 Jahre disqualifiziert haben:
http://onnachrichten.t-online.de/c/93/00/34/9300342.html

Der Vorwurf "Des Mittelalters" finde ich besonders interessant, die Frage ist nur wer "dieses Mittelalter" im Denken nie verlassen hat.
Und das Angebot an Armenien einer gemeinsamen wissenschaftlichen Kommision zur Klärung der Vorgänge vor 90 Jahren kann scheinheiliger nicht sein, wenn gleichzeitig Türken für wissenschaftliche Arbeiten (Veröffentlichungen) wie Staatsverräter vor Gerichten behandelt werden.
 

Tsaya

Self-Tortured Soul
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@Hank:
Mich würde interessieren, ob du auch generell eine Sonderbehandlung von Gefühlen ablehnst, wenn diese nicht religiöser Natur sind. Es ist in vielen Fällen egal ob man jemandem ins Gesicht sagt, er sei dumm, oder die Idee, an die er glaubt, sei bescheuert - denn wer anderes als ein Dummkopf würde an eine bescheuderte Idee glauben? Die Implikation ist da sehr eindeutig.
Ich sehe nicht, wie eine völlig freie und grenzenlose Kritik an Ideen ohne eine völlig freie und grenzenlose Kritik an Personen funktionieren kann.

Ob ich jemanden direkt beleidige (und mich damit eigentlich strafbar mache) oder dies indirekt über seinen Glauben tue (und dann, indem ich mich auf die Meinungsfreiheit berufe ungeschoren davon komme) sollte doch eigentlich keinen Unterschied machen.
 

Hexe Lisa

Hexenmeister-Paladina
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@Tsaya:
Es macht schonmal rechtlich einen großen Unterschied, ob man jemanden "nur" persönlich beleidigt oder als Mitglied einer ethnischen oder religiösen Gruppe. :)
 

Sol

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Unabhängig von der politischen/ religiösen, die hier geführt wird:

Eine Beleidigung kann durch Meinungs- und/ oder Religionsfreiheit "gerechtfertigt" sein. Allerdings käme das auf die konkrete Beleidigung an. Diskriminierenden Bemerkungen bzgl. anderen Religionsgemeinschaften z.B. steht das BVerfG skeptisch gegenüber. Die sind meistens zumindestens schon mal nicht über die Meinungsfreiheit gerechtfertigt. So pauschal könnte ich allerdings dazu nichts sagen...
Allein eine Rechtfertigung ändert aber freilich nichts an der tatbestandsmäßig schon vorliegenden Beleidigung...

Aber es wäre meines Erachtens schon befremdlich, wenn es unter Religionsfreiheit fallen würde über andere Religionsgemeinschaften herzuziehen. Mir als "Atheist" (eher Philosoph als konkret an eine Weltreligion glaubend ; ) ) ist es eigentlich egal, wer welchen Glauben aus welchen Gründen hat, insofern kann ich zur religiösen Seite nicht so viel beitragen und Politik interessiert mich auch nicht so wahnsinnig auch wenn es Schnittstelllen durchaus mit dem öffentlichen Recht gibt und mich damit zwangsläufig etwas beschäftigen muss ;)

Ich war aber lange nicht mehr im BG-Forum und müsste wahrscheinlich in diesem Topic einiges nachlesen, um mich über die gesamte Materie hier äußern zu können, noch habe ich auf jeden Fall keine Kriegsfahnen gesehen ; )
 

David

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Wenn Beleidigungen gegen Religionen erlaubt sind, was ist dann mit der Hautfarbe?
Oder mit Behinderten?
Darf man über die auch herziehen im Sinne der Meinungsfreiheit?

Irgentwo gibts immer Grenzen. Mit den ersten Mohamed-Karrikaturen waren die zwar meiner Meinung nach nicht überschritten, aber mit dem was die Rechten da machen evtl. schon.
 

David

Moderner Nomade
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Man darf über Religion Witze machen, bei denen sich viele beleidigt fühlen (btw. auch Christen).

Und damit gehen wir halt ziemlich locker um, während schon ein an sich harmloser Judenwitz (wobei das ja eigentlich auch Religion ist) bei uns ganz und gar nicht gesellschaftsfähig ist, aus gutem Grund.
Nur ists eben nicht so, daß alle Gesellschaften unsere Werte, was sich gehört, und was nicht, teilen.

Ich will nichts verbieten, gutes Benehmen kann man nicht vorschreiben, aber jeder Einzelne sollte doch überlegen, ob das, was er von sich gibt, schreibt, zeichnet oder was auch immer, nicht ganz anders verstanden werden könnte, als es gedacht ist.
 
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Eolair

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@Hank:
Nehmen wir an, dass die meisten Menschen in ihrer Meinung nicht aus ihrer eigenen Vernunft herleiten, sondern über "gefühlte" Affekte beziehen, wie zum Beispiel über Tabus gegenüber bestimmten Themen, die vom Staat vielleicht sogar verordnet sind. Würde da ein Verbot nicht Sinn machen, wenn man die "allgemeine" Meinung somit zur "Vernunft" zwingen würde? Diese Frage gibt meine eigene Meinung darüber nicht wieder.
 

Chinasky

Dirty old man
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@Tsaya: Gefühle kann man nicht behandeln. Sondern nur Menschen. ;)

Wenn ich jemandem sage, daß die Idee, die er mir gegenüber vertritt, dämlich ist - dann sage ich, daß die Idee dämlich ist, nicht er. Es liegt nun an ihm, ob er sich vollständig mit dieser Idee identifiziert. (Was eben gerade Kennzeichen der Ideologen ist.)
Wie anders sollte man sonst falsche Ideen kritisieren können? Jeder hat die Möglichkeit, seine Meinung bezüglich einer Frage zu ändern - das ist der Sinn von Kritik.

Ehrlich gesagt kann ich nicht verstehen, warum soviele Leute ein Problem damit haben, zwischen Kritik an einer Idee und Kritik an Personen (-gruppen) zu unterscheiden? Wenn ich einen Juden-Witz mache, dann mache ich einen Witz über eine Menschengruppe, deren Angehörige nicht einfach mal so aus ihr austreten können. Wenn ich einen Witz über eine Partei, eine Religions- oder eine Kochgruppe mache, dann steht es allen bisherigen Angehörigen dieser Gruppen frei, sich von dieser Gruppe zu distanzieren. Dies ist ja der beabsichtigte Zweck hinter der Kritik: Daß Menschen sich von einer Idee verabschieden, distanzieren. Wenn ich eine Religion verspotte, dann verspotte ich nicht gleichzeitig ihre Anhänger. Die müssen sich dann halt überlegen, inwieweit sie sich getroffen fühlen. Sie können m.M.n. zwei vernünftige, d.h. rationale Positionen gegenüber meinem Spott beziehen:

1. Sie könnten die berechtigte Kritik erkennen, die hinter meinem Spott steht und also sich von der Idee als ganzer oder zumindest von den Teilen der Idee, auf welche sich mein Spott bezieht, distanzieren. Entweder aus Einsicht (was ich natürlich vorziehen würde), oder auch nur, weil es ihnen peinlich ist, diesen Spott auf sich (als Vertreter dieser Idee) beziehen zu müssen.

2. Sie können meinen Spott als unbegründet souverän ignorieren. Wenn ich von einer Idee felsenfest überzeugt bin, dann wirkt für mich Spott über diese Idee wie das Heben eines Hundebeins an einer riesigen Steinsäule: Unerheblich. Wenn mein Spott unbegründet ist, mache ich selbst mich ja lächerlich mit meinem Krakeelen. Man kann meinen Spott mit einer kühl-ironischen Bemerkung quittieren und den Spieß also umdrehen. Nicht umsonst reagieren vor allem unsichere Menschen besonders gekränkt auf Spott: getroffene Hunde heulen. Wer sich nicht getroffen fühlt, der kann seine aristokratische Augenbraue kaum merklich lüpfen und ansonsten mit dem ruhigen Teetrinken fortfahren.

3. Man kann meinen Spott ernst nehmen und durch engagiertes Argumentieren zu belegen versuchen, daß der Spott ungerechtfertigt ist. Diese letzte Alternative hat allerdings selten Erfolg, denn gegen den Eindruck des Komischen kann man nicht anargumentieren. Es ist dann einfacher, die Verspottung einfach auszusitzen, wie dies z.B. Politiker tun, die es in eine Kabarettveranstalung verschlug.

Die Intention des Verspottenden ist freilich immer, daß sich der Vertreter der verspotteten Idee wie in Alternative 1 verhält.

Wenn diese Alternative1 verbaut ist, handelt es sich nicht mehr um den von mir als berechtigt angesehenen Spott, sondern dann ist es eine Beleidigung. Niemand kann z.B. seine Eltern austauschen, seine Hautfarbe, sein Geschlecht, seine körperliche Funktionsfähigkeit. Deswegen ist es eine Beleidigung, einzelne Personen als solche zu verspotten, oder z.B. Hellhäutige, Frauen oder Behinderte jenseits jener Grenze zu verspotten, ab welcher diese nicht mehr mitlachen können. Es gibt Gruppen, denen gehöre ich aus Überzeugung an - solche Gruppen darf man verspotten. Es gibt Gruppen, denen gehöre ich zwangsläufig an - die darf man nicht verspotten.

Als eher dicklicher Mensch muß ich es also verknusen, wenn Fetten-Witze gerissen werden. Wollte ich mich nicht betroffen fühlen, bräuchte ich ja nur meine Ernährungsgewohnheiten umzustellen.
Auch muß ich es selbstverständlich vertragen, daß man über die Partei, welche ich präferiere, Witze macht, oder über bestimmte Konsumangewohnheiten, deren ich fröne, über bestimmte Berufssparten (auch wenn ich einer solchen angehöre) usw. usf. Was gibt es nicht alles für Politikerwitze oder Lehrerwitze!

Von seiner Religion kann man sich trennen, wenn man nicht ihretwegen weiterhin verspottet werden möchte. Da Religionen absurd rigoristische Positionen vertreten, muß man sie entsprechend heftig verspotten dürfen. Wer behauptet, daß sein Gott allmächtig sei, und daß diejenigen, die sich nicht zu ihm bekennen, auf ewig dafür in einer Sadisten-Anstalt gepiesackt werden, der muß es sich gefallen lassen, daß man entsprechend über seine Glaubensinhalte herzieht.
Arroganz bedarf der heftigsten Spott-Formen. Und was ist arroganter, als in den letzten Fragen sich als erwählt zu betrachten? Und wenn man sieht, was im Namen der Religionen für Verbrechen geschehen (wer interessiert ist, schmökere mal ein wenig in Deschners "Kriminalgeschichte des Christentums") sind und tagtäglich geschehen, dann darf es doch keine Grenzen der nicht-gewaltsamen Anklage geben!

Religiöse Lehren sind in aller Regel anmaßend, maßlos und vom Dünkel der Auserwähltheit gekennzeichnet: Immer steht ja die jeweilige Gottheit auf Seiten ihrer Gläubigen gegen den Rest der Welt, und der Alleinseligmachungs-Anspruch charakterisiert ihre Intoleranz gegenüber allen anderen Weltanschauungen. Exemplarisch kann man das für den christlichen Glauben hier nachlesen.

Auf einen groben Klotz paßt auch mal ein grober Keil, und wer irrationale Erfindungen für die absolute und einzige Wahrheit ausgibt, der muß mit irrationalen Mitteln wie dem Spott konfrontiert werden dürfen.

@Eloair: Ich verstehe Dein Post nicht wirklich und vermag daher nicht zu antworten.
 

Huxley

Meuchelmeister
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@Hank:
Nehmen wir an, dass die meisten Menschen in ihrer Meinung nicht aus ihrer eigenen Vernunft herleiten, sondern über "gefühlte" Affekte beziehen, wie zum Beispiel über Tabus gegenüber bestimmten Themen, die vom Staat vielleicht sogar verordnet sind.
Ich male Hank mal ein Bild, hehe... Pornoindustrie. Grundsätzlich wird alles zugelassen, was in Abstimmung mit bestimmten Lobbies (z.B. Kirche) der Steigerung des Bruttosozialproduktes zuträglich ist. Es lässt sich ohne weiteres im Vorfeld errechnen, wie viele Seelen fallen werden, wenn sie das konsumieren, damit es dem Staat, in dem die Kirche (um beim Beispiel zu bleiben) waltet und schaltet nicht schlecht genug geht, um nicht mehr zu funktionieren. Prinzipiell ein parasitäres Verhalten, von einem Pakt mit dem Teufel will ich gar nicht erst anfangen. Der Output der Pornoindustrie stellt somit also einen gefühlten Affekt für das Volk dar, der für sie scheinbar selbstbestimmt ist.
... zumindest habe ich das so verstanden und es war eine Herausforderung, gewissermaßen.

@ Verbot und Sinn: Nö.

Wann werden wir (kollektiv) vestehen, dass der Teufel in uns wohnt, wir im Teufel und das ganze ebenso auf jedwede Göttlichkeit bezogen... ich meine wer hat sich denn das alles ausgedacht, niedergeschrieben und über teilweise mehr als 4000 Jahre verbreitet? Menschen... wir selbst! Religion ist pure Selbstreflektion, mehr oder weniger verlogen und geplant, aber letztendlich bleibt es dabei: Wir haben was, das wir nicht wollen, und wollen was, das wir nicht kriegen können. Religion beruht auf der Gier einem Bild perfekt zu werden. Es gibt aufgrund unserer Menschlichkeit nicht im geringsten die Chance auf Perfektion, da wir aus dem "Chaos" geboren sind... so wtf?! Sozusagen.
 

Chinasky

Dirty old man
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Irgendwie hab ich grad 'ne Verständnisblockade. Ich verstehe zuerst Eolair nicht und jetzt versteh ich Dich, Huxley, auch nicht. :hae: :confused: Ich les hier morgen nochmal rein, vielleicht liegt's ja am Luftdruck oder so... :D
 

Fabian

Hefti
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Wobei ich zum Thema Judenwitze noch anmekren möchte, dass das ja ein speziell sensibles Thema ist. Leicht ersichtlicherweise auf Grund der Nazivergangenheit. Das gefährliche an Judenwitze ist dann aber also auch nicht dass eine Religion angegriffen wird, sondern der politische Hintergrund.
Wenn ein Deutscher (oder jemand anders aus einem Land mit Nazivergangenheit) Judenwitze macht, werden Juden ja oft als "Rasse" und nicht als Religionsangehörige dargestellt. Perverserweise. Aber so ist es nunmal.
Darum sind Judenwitze wohl kein Argument, egal für welche Seite. Ganz einfach weil das in eine spezielle Kategorie von Witzen fällt die einfach nicht angebracht sind. Man kann sich jetzt zwar vielleicht aufregen, dass man als Deutscher keine lustig und nicht ernstgemeinten Judenwitze machen darf, aber da gibts doch bei Gott schlimmere Schicksale. Jedes Volk hat insofern halt sein Kreuz zu tragen.
Die Amis dürfen keine Witze über Indianer machen und die Türken nicht über Armenier. ;);)



@Hank
Oder 4. Ich steige auf deinen Witz ein und übertreibe ihn ins maßlose. Ich überzieh in also ins Lächerliche. Das ist auch ziemlich fies aber wirksam. :fies:
Wo bei die Taktik zugegebenermassen Punkt 2 ähnelt. ;)

Ich würde auch nicht alle Geistlichen in einen Topf stecken.
Laut meiner Erfahrung sind die einfach "nur" gleich engstirnig wie Durchschnittsmenschen. Nicht viel schlechter oder besser. Die meisten sind halt auch nur durchschnittlich intelligent mit kleinerem Horizont.
Mit denen wirst du dann nicht groß über die Grundsätze ihres Glaubens reden können. Da schalten die gleich ab, zumindest meiner Erfahrung nach.

Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen mit denen man vorzüglich diskutieren kann und die auch auf deine Argumente eingehen.
Die dann auch deine Argumente zumindets nachvollziehen, wenn auch nicht befürworten. :)
Gibt also durchaus auch solche Geistlichen, da habe ich einmal schon ein paar wenige sehr positive Erfahrungen gemacht. :)


Wie gesagt, ein paar mal. Die meiste Geistlichen die ich kenne waren ganz, ganz anders. Da könnte ich ein paar üble Geschichten erzählen.:down:
 
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