Braveheart schrieb:
Zwei schottische Grüße !
Hank:
Warum reden wir hier nur über Autos ? Weil Du damit angefangen hast, zum einen. Zum anderen, weil allein schon das Thema Umwelt-Auto wahnsinnig viele Aspekte beinhaltet. Gib als Losung aus: “Wir reden über Umweltschutz.” Alle nicken, sind ja alle dafür. Man muß schon ein wenig weiter eingrenzen... Außerdem weiß jeder von uns, was ein Auto ist und wozu es nütze ist - ich bezweifle, daß sich unter uns genug Leute finden, die genug halbgebildet in Sachen Atomenergie oder Schwerindustrie, etc. sind, um darüber so zu streiten. Ein Auto hat halt schon mal jeder gesehen
...
Im Ernst: damit isses angefangen. Mach ein neues Topic auf, wenn wir über Strompolitik, Regenwald, Tierschutz, ... reden sollen...
Du scheinst mein Gedöns nur überflogen zu haben... ich will beides: Besteuerung der großen und Subvention der Kleinen. Und da es ja alle so auf meine Person und mein Auto abgesehen haben: mein Auto ist entschieden zu groß für meine Zwecke. Nicht ganz der alte Klischee-Daimler, der genau so viel Öl verbraucht wie Benzin, aber verglichen mit dem neusten Lupo/Smart / ... schon ein rechter Umweltsünder...
Wo wir gerade beim Reinhorchen sind: natürlich sind die Autofahrer naturgemäß gegen höhere Benzinkosten, während den Autolosen Reden über Verzicht leichter über die Lippen kommt. So. Der Mensch ergreift immer seine Partei, nach dem frühen Magellan oder TtSL (?) bin ich schon alleine dadurch, daß ich ein Auto besitze, aus dem exklusiven Kreis der Umweltschützer ausgeschlossen. Trotzdem habe ich aber (dank meines freien Willens, aber das ist eine andere Diskussion) die Freiheit, jedes Argument für sich abzuwägen. Ich bin ja nicht automatisch für einen Gedankengang, der “für” die Autos ist und nicht “gegen” einen, der “gegen” sie ist. Glaube es mir, oder lasse es bleiben. Daß zB die Dinos (nur jüngstes Beispiel) starben, ohne daß der Mensch Schuld ist, heißt gar nichts. Dafür kann belegt werden, daß durch den Eingriff des Menschen Jahr für Jahr hunderte (tausende ?) Tierarten vor die Hunde gehen, ganz zu schweigen von zig Quadratkilometern Regenwald. Der Mensch ist nicht nur sich selber gegenüber ein Wolf, sondern auch seiner Natur gegenüber.
Aber ! Zurück zur Diskussion, zu meiner Argumentsbewertung. Ich versuche, ein klein wenig realistisch zu denken. Das soll jetzt kein “Prädikat” sein, wie ich Magellan vorwarf. Du hast mir diesen Realismus selber mal vorgeworfen, … war in der Utopie- Debatte, wenn ich mich recht erinnere. Man ist bestimmten Themen gegenüber immer voreingenommen, welche Themen das sind, ist von Person zu Person unterschiedlich. Es kann Krieg sein, die Todesstrafe, Wehrpflicht, … Kommunismus, etc. Manche Vorbehalte sind persönlicher Natur, manche entspringen der Ratio.
“Autoverzicht” ist ziemlich total. Und so eindimensional, wie er bis zu Michas Post von gestern, 11:46 befürwortet wurde, schlicht unrealistisch. Du kannst “Millionen Kleinen Männer/Frauen” sich nicht “einschränken” lassen (Deine Worte), ohne ihnen eine Alternative zu geben. “Benzin 10 Mark, damit die Natur wieder durchatmen kann !” gehört an den Stammtisch, und die netten kleinen Zynismen mit der kontrollierenden Großindustrie, den armen Studenten, und dem notwendigen Totalverzicht, zu dem wir alle zu bequem sind (und in der Schlußfolgerung geht die Welt sowieso unter) sind zwar nett zu lesen, am Sinn und Wert gemessen aber ein Fall für die Mülltrennung.
Wenn jemand zu leichte Lo(e)sungen parat hat, hat er nicht alles bedacht. Und diesen “Argumenten” gegenüber bin ich dann voreingenommen, ja. Schuldig, Euer Ehren.
Was mich angeblich “persönlich” hat werden lassen, war diese Nonchalance, mit der Du über die “anderen” gesprochen hast, und die “Zweitrangigkeit” der “sozialen Komponente”. Diese Komponente ist nämlich bei keiner politischen Problemlösung nebensächlich, letztlich wollen wir ja die Umwelt schützen, damit unsere Kinder (oder eben die Nachkommen unserer Freunde) auch noch was davon haben. Allerdings ist eine Politik zum Scheitern verurteilt, die versucht, die Menschen mit Gewalt umzuerziehen. Geht sie nicht pädagogisch vorsichtig um und bietet den Menschen Alternativen, wird sie in einer Demokratie abgewählt - reiner Selbstschutz.
Vor Jahren , in fundamentalistischeren Zeiten, geisterte mal das Wörtchen “Ökodiktatur” als mögliche Regierungsform durch die medialen Lande... Manche Dinge lassen sich diktatorisch bestimmt besser regeln, aber da würde so einiges über Bord gehen, was mir nicht “zweitrangig” ist.
Einige Dinge müssen immer bedacht werden, und die “sozialen Komponente” in ihren mannigfältigen Ausprägungen (Dach überm Kopf, Arbeit, um das Brot zu verdienen, etc.) gehört dazu.
Um auf den alleinerziehenden Vater zurück zu kommen... Frag ihn, ob er der Umwelt zuliebe auf sein Auto verzichten kann, er wird verneinen. Frag ihn, ob er für horrende Benzinpreise (ebenfalls für gesundes Grün) ist, er wird verneinen. Frag ihn, ob er als umweltliebender Mensch bereit wäre, den großen Wagen gegen einen Lupo zu tauschen. Weniger Auto, aber der Mensch behält seine Mobilität und tut was für die Umwelt. Ich hoffe, er würde bejahen - auf jeden Fall gibt man ihm eine Alternative, ... und die Wahrscheinlichkeit ist höher...
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Zur Politik: Die Wirtschaft und Arbeitsplätze waren immer ganz oben auf der Priorotätenliste JEDER Bundesregierung. Es hört sich so schön zynisch an: “Heute hat die Wirtschaft das Primat.” Das ist genau so richtig oder falsch, wie es unter Kohl, Schmidt, Brandt, Kiesinger, Ehrhardt und Adenauer war. Oder irre ich mich da ?
Und noch eine Frage an den Zyniker: Hälst Du die Leute für so dumm-egoistisch, daß sie nur die Probleme vor Augen haben, die zur Zeit in den Medien sind ? Mag sein, daß ich jetzt unrealitisch werde, aber ich denke, die Mehrheit würde mitmachen, hinter einer “Ökosteuer mit Alternative” stehen. Umweltschutz ist nicht nur Thema, wenn er auf Seite 1 steht.
Allerdings ist es recht abträglich, eine Abzocke an den Zapfhähnen vorzunehmen, kein Geld in “grüne” und “mobile” Projekte zu leiten, sondern mit dem “Öko”-Stempel Rentenlöcher zu stopfen. Keine gute Werbung...
Habbich gesagt, alle Industrie würde auswandern ? Nö. Nur - daß die Produktion in Deutschland teurer werden würde, kannst auch Du nicht bestreiten. Nicht nur die rohstoffintensive, auch die andere. Das Zauberwort heißt Folgekosten. Die gesamten Lebenshaltungskosten würden steigen, auch dies ein wichtiger Indikator bei Inverstitionsentscheidungen. Und Deutschland ist noch längst keine “Dienstleistungsgesellschaft” (wieder so ein Modewort) - hier spielt der verarbeitende Sektor noch eine sehr wichtige Rolle.
Der Satz “gar nicht sooo einfach, mal kurz die ganze Produktion auszulagern” ist Standard bei vielen Grünen und SPDlern. Und sicher nicht ganz falsch. Aber die nächste Investition wird dann eben nicht in Deutschland gemacht. Und Arbeitsplätze, Arbeitszahlen sind keineswegs statisch -vielerorts wird rationalisiert, das muß durch die Schaffung neuer Arbeitsplätze aufgefangen werden.
Daß mit der Entwicklung von umweltverträglicheren Endprodukten und Fertigungsverfahren auch Arbeitsplätze geschaffen werden könnten, darin sind wir uns einig. Wenn dafür die Weichen gestellt werden können wir vielleicht Vorreiter werden, Vorbild.
Du hast mein Geschwafel in die falsche Richtung weitergedacht.
NICHT: “Wir können unser Verhalten nicht ändern, solange es die anderen nicht tun.”
SONDERN: “Selbst wenn Deutschland sein Verhalten ändert, ist damit weltweit nicht viel erreicht. Andere Länder haben andere Sorgen, als aufs Auto zu verzichten - oder fassen den Umweltschutz anders an.”
Eben weil viele Nationen ärmer sind als wir, sich allerdings in naher Zukunft möglicherweise etwas “entwickeln”, ist eine “Wir drehen den Motor ab”- Politik kein Vorbild. Wir fetten westlichen Indurstrieländer haben den Wohlstand, große Fernseher, schnelle Autos, … seit Jahren. Aber wißt ihr was ? Das ist nicht gut für euch Schwellenländer, nicht gut für die Umwelt. Wir finden, wir alle müssen jetzt maßhalten...
Das klingt sehr nach Zynismus in den Ohren der Länder, die so etwas wie “bescheidenen Wohlstand für die Mehrheit der Bevölkerung” noch vor sich hat. Allerdings besteht die Chance, daß der Weg, den diese Nationen noch vor sich haben, ökologisch billiger gestaltet werden kann als unsere Entwicklung... Wenn sie auch nicht unsere Maschinen kaufen werden, könnten sie wenigstens unsere Erfahrungen und Forschungsergebnisse verwenden... Wenn wir die denn jetzt bald machen.
Tau-Rah:
Ich bezweifele, daß wir ohne die Grünen und ihre “emotionalen” und vielleicht auch zuweilen übertriebenen Politikforderungen in den 80ern ein so verankertes Umweltdenken hätten wie heute. Die Grünen haben viel für uns getan, denn ich bezweifle, daß die großen Volksparteien irgendwann von selbst die Ökologie entdeckt hätten. Inzwischen haben große Teile der Partei ein Rendezvous mit der Realität gehabt... Naja, es gibt ja auch noch andere Themen als Umwelt...
Worauf will ich hinaus ? Ich wüßte gerne, wo sie aktuell übertreiben, Deiner Meinung nach... Mit ähnlichen Orgas meinst Du wahrscheinlich Greenpeace - auch hier hätt’ ich gern nähere Kritik... Die
Site von Greenpeace zum Thema Auto ist weit entfernt von ungerechtfertigter Panikmache in meinen Augen... Nur mal schnell überflogen, die Site, aber ich denke, das meiste können wir alle unterschreiben...
Ach so, ... Futter für die Lager - Denke: Bin traditioneller CDU - Wähler …
Braveheart
[Dieser Beitrag wurde von Braveheart am 02.06.2000 editiert.]