Heute Abend Licht aus!

Doc Sternau

Chefzwerg
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@Durandil: Also die Opferzahlen von Tschernobyl sind etwas, das man immer bezweifeln kann. Da findet man Bandbreiten von etwa 9000 bis hin zu Hundertausenden - je nachdem welche Organisation da ihre Schätzungen abgibt und welche Intentionen sie verfolgt. Und kaum vorstellbare Missbildungen hätte ich auch gern näher erklärt - hauptsächliche Spätfolge ist Schilddrüsenkrebs, kein drittes Auge am Popo. ;)

Ein Vergleich von DDT und Atomenergie ist übrigens schon nicht mehr Äpfel mit Birnen zu vergleichen, die ja wenigstens ähnlich aussehen und beide auf Bäumen wachsen.

DDT ist ein Gift, das bei seiner Anwendung den Menschen auf jeden Fall direkt erreicht, da es auf dessen Nahrung gekippt wird und als Aerosol durch die Gegend schwebt.
Damit man da eine Vergleichbarkeit zur Atomenergie erzeugt, müsste man den radioaktiven Müll fein zerstäubt in die Gegend pusten und die Felder damit düngen.
Das Insektengift muss so angewendet werden, dass es Menschen schädigt, Atommüll schädigt den Menschen nur bei wirklich absolut unsachgemäßem Umgang!
 

David

Moderner Nomade
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@Durandil:
Tschernobyl war sicher schrecklich, egal welcher Opfer-Statistik man glaubt. Aber man sollte dabei nicht vergessen, daß da auch ein gutes Maß an Schlamperei und grundsätzlich unsicherem Reaktor (im Vergleich zu unseren) im Spiel war. Von den offiziellen Reaktionen der SU auf den Unfall will ich mal gar nicht reden.

Meiner Meinung reicht es aus, daraus die Schlussfolgerung zu ziehen, nie wieder derart unvorsichtig zu sein, anstatt gleich alle Atomkraftwerke abzustellen.
In 50-100 Jahren hat sich das Problem dann ja eh erledigt, weil bis dahin die vorhandenen Reaktoren zu alt sind und das Uran wahrscheinlich knapp und teuer ist. Atomkraft ist ein Auslaufmodell, aber dieses Auslaufen sollte man nicht zu einem wirtschaftlich völlig unsinnigem viel zu frühem Zeitpunkt einleiten.
 
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Durandil

Dúnadan
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@Doc: keine Angst, ich sprech nicht von Mutanten und Zombies :D Aber von fehlenden und verkrüppelten Gliedmassen, gerade bei Kindern die kurz darauf geboren wurden, ziemlich erschreckend (und dank Zivi-Zeit direkt im OP bin ich eigentlich so manchen unschönen Anblick gewöhnt ;) ). Da gab's doch letztes oder vorletztes Jahr so einige Photographen, die da hinterher ziemlich eindrucksvolle Bilder ausgestellt haben. Hatte sogar mal nen Link, muß mal überlegen von wem ich den hatte, hab mir wohl kein Lesezeichen gesetzt.
Irgendwie erinnerte mich das ein bißchen auch an Contagan, was ja gerade erst wieder durch die Presse ging.

Und zum Vergleich: Insektengift schadet ja auch nur bei unsachgemäßem Umgang, es war ja genauso weder zum Menschenschädigen geplant noch so eingesetzt worden. Ich bezweifle zumindest, daß die Erfinder von vorneherein nicht auch ganz sicher gesagt haben, das würde ja niemandem schaden, wenn's nicht unsachgemäß angewendet wird.

Natürlich ist das alles nicht so einfach... perverserweise könnte man z.B. auch sagen, daß sich die schon einigermaßen unter Kontrolle gebrachte Malaria etwa nur wegen des DDT-Verbots wieder massiv ausbreiten konnte und das Verbot somit u.U. noch wesentlich mehr Menschen den Tod gebracht hat, als durch sein Verbot geschützt wurden.

@David: Laufzeit und Transporte sind aber eigentlich teilweise noch recht unterschiedliche Argumente. Solange es eben noch keine Endlager gibt, und viele Kraftwerke vor allem vor Ort oft noch genug Platz zum Zwischenlagern haben, besteht für etliche Transporte zu Zwischenzwischenlagern, meiner Meinung nach, kein wirklicher Bedarf. Es sei denn halt, man will schonmal "verschieben", weil man eigentlich mehr Laufzeit als die offiziell geplante einplant, oder man will auch als Betreiber irgendwo Macht demonstrieren.

Und dann gibt's natürlich noch Transporte zu Wiederaufbearbeitungsanlagen. Da fällt mir zu unsachgemäßem Umgang nur wieder ein, daß das dort untersuchende Greenpeace-Schiff zwischenzeitlich nicht nach Deutschland einreisen durfte, weil mitgebrachte Taubenkadaver atomarer Sondermüll waren, der eben nicht eingeführt werden durfte. Ich glaub inzwischen gibt's wenigstens ne Erklärung aus Sellafield, daß diese Tauben halt irgendwo reingeflogen wären, wo aber Menschen nie was abbekommen würden etc.. Sicherlich sehr beruhigend für die Taubenzüchter der Umgebung ;-)

Kurz, worauf ich hinauswollte: Protest gegen Transport ist nicht gleich Protest gegen Transport, bzw. muss nicht unbedingt auf sofortige totale Abschaltung abzielen ;)

PS: Gab's nicht von Brunsbüttel mal ein PDF eines offiziellen Gutachtens des Betreibers über unbehobene Probleme im Netz? Das Lesezeichen hatte ich zwar noch, allerdings führte das inzwischen ins Leere, habs aber noch auf der Platte. 141 Seiten, auf jeder ca. 5-6 Probleme. Etwa ein Drittel davon fehlende Nachweise, die kurzfristig zu beseitigen wären, ein Drittel Beschreibungsdefizite, die mittelfristig zu beseitigen wären, und ein Drittel langfristige solche.
Einerseits zeigte das irgendwie, daß auf sehr viel geachtet wird, andererseits macht es wiederum mulmig, wieviel meldepflichtige Problemfälle so in kurzer Zeit in einem Kraftwerk anfallen.
 
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David

Moderner Nomade
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Das bringt mich jetzt spontan auf sehr kreative Ideen für den Umgang mit der Taubenplage. :fies:
 
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